OTTO BAUMGÄRTEL Lamp' hemnter, Sorg' hinauf! Sabbatlampen und Chanukkaleuchter aus Nürnberger Rotschmiedewerkstätten Abb. 1: Sabbatlampe. Nürnberg, 18. Jahrhundert. Am Bügel Marke (verschlagen). H. 49,5 cm. Dm. (Stern) 26,5 cm. — München, Privat besitz. Die Erforschung jüdischen Brauchtums und jüdischer Zere- und liturgischem Gebrauch. Ein Beispiel des 12. Jahrhunderts blieb lieferten, bestimmte die weichen, monialkunst hat Tradition; den im Erfurter Dom erhalten^. Eine vollen Profile. Nachmittelalterliche noch blieben Herkunft und Datie spätgotische Votivlampe trägt In Messinggeräte entstanden meist rung der meisten Metallgeräte unbestimmt. Die Nürnberger Mes singwerkstätten waren seit der Spätgotik berühmt wegen ihrer hochwertigen Erzeugnisse für schrift und Wappen des Stifters Haushalt und Kirche. Nach 1700 spitzbogige Fenster das polygonale Oberteil gliedern, wurden sicher nicht nur im jüdischen Kult ver wendet. Es ist schwierig, die Datie rung solchen Gebrauchsgutes ins gössen die Rotschmiede verstärkt auch Gegenstände für den jüdi schen Kult. Johann Jakob Schudt beschrieb 1714, wie die Juden die Sabbatfeier einleiteten: ,,Kommen sie dan aus der Schulen / machen die Weiber die Schabbes Lampen zurecht, / und zünden dieselbige an"; ,,die Lampen sind von Messing / haben 4. 6. auch 8. Schnautzen und Dochte". ,,Auch die ärmste Juden müssen solche Schabbes-Lampen haben / und lieber hungern / daß sie nur etwas zum Oehl kauffen ersparen mögen"^. Daß Holzdrechsler die Modelle nicht im klassischen Wachsaus Joos van der Moten (Abb. S)"*. Die s c h m e l z v e r f a h r e n . D i e Te c h n i k , Streben am Schaft sind von der Architektur entlehnte Motive. mehrteilige Gußformen von höl zernen Vorbildern zu gewinnen, ist gut belegt für Nürnbergs Massen produktion. Sprengel schilderte 1769 diese gängige Arbeitsweise Auch einfache Stücke, bei denen des Gelbgießers^. Sie begründet zum Teil formale Zusammenhänge zwischen Holz- und Metallgerät, 14. oder 15. Jahrhundert zu die Walter Dexel beschrieb^. Ein begründen. Immerhin waren ähn liche Öllampen noch viel später norddeutscher Altarleuchter von verbreitet^. Die Umrißlinien der Kugel kolonne bei Nürnberger ,,Juden sternen" entsprechen barockem Geschmack (Abb. 4—7, 10—12)®. Schäfte mit Balusterteilen (Abb. 1) oder Stilformen von Louis XVI. und Empire sind seltener^. Eine Schale mit glattem oder blütenartig gewelltem Rand krönt den Stamm. 1709, den er als Beispiel anführte, folgt denselben Regeln wie viele Sabbatlampen aus Nürnberg. Ein Bajonettverschluß, selten ein Schraubgewinde, hält den Stern, der sechs, acht oder zehn Lichter trägt (Abb. 14). Die Befestigung durch einen Stift ist ungewöhnlich (Abb. 15). Der Schaft ist hier, anders als üblich, oben und unten geschlossen. Das erschwerte das Schon das Altertum kannte hän Nur gelegentlich ist der bewegliche gende Ölbeleuchtungen mit stern förmig angeordneten Lichtern^. Bügel geschmückt mit Vogel- und Schlangenköpfen oder zeittypi Illuminierte Handschriften des schen Ornamenten wie Muschel verkauft wurden^". Die Leisten, die Mittelalters zeigen sie in profanem und Lyra. ein Herabtropfen des Öls von den 3 8 Entfernen des Gußkerns, das die Handwerksordnung vorschrieb für Gegenstände, die nach Gewicht Spitzen des Sterns verhindern, sind aus Messingblech gefertigt, kaum je gegossen (Abb. 1, 4 und 12). Sie gingen fast immer verloren, da sie an Drahtbügeln lose eingehängt wurden. Auch die Tropf schalen vieler Sabbatlampen fehlen. Auf den Unterseiten zahlreicher Sterne sind einfache Verzierungen eingeschlagen (Abb. 7, 12). Eine Lampe mit Ornamentbändern am oberen Ende, an der mittleren Kugel und an der Schale stammt wohl aus Conrad Rößners Werk statt (Abb. 5; nach 1738)^^ Der Schaft eines von Georg Jerg (Meister 1682) signierten Stücks ist durchbrochen (Abb. 10); eine ähn liche Lampe ist leider nicht bezeich net (Abb. 11)^^. An den Schaft geschraubte Röllchen und Roset ten, Eicheln und Früchte kommen gelegentlich auch an unverzierten Sabbatlampen vor. Die barocken Ein Verzeichnis der Gegenstän de, die nach dem Guß abgedreht wurden, führt noch 1814 Juden lampen in zehn Größen. Zwischen 1819 und 1836 werden sie als Mei sterstücke von Rotschmieden genannt^^. Traditionen hielten sich lange in Nürnberg: Das ,,Form zeug" ging vom Besitzer einer Werkstatt auf den Nachfolger über. Signierte Arbeiten belegen, daß Modelle in mehreren Generationen benutzt wurden. Wenn man den Zeitgeschmack beachtete, betraf dies oft nur Einzelheiten: Der Hahnenmacher-Geselle Johann Adam Golwitzer fertigte 1828 zur Probe eine ,,lakirte" Judenlampe. Man verwendete damals gern ,,englischen Goldlackfirnis" zum Schutz und zur Steigerung des Metallglanzes^®. Bronzierte Mes singgeräte aus Nürnberg sind er halten. Blumen- und Blattornamente Die Zeichen der Hersteller sind ,,gravierter" und ,,durchbroche ner" Beispiele erscheinen an vielen Nürnberger Tischleuchtern, Glut am Rand der Tropf schale oder am Bügel eingeschlagen. Obwohl nur wenige Sabbatlampen signiert sind, können alle beschriebenen Typen für Nürnberg belegt werden. Auch die nicht bezeichneten Lampen mit gleichen Stilmerkmalen und glei pfannen, Weihwasserkesseln^^, Rauchfässern, Ewig-Licht-Lampen. Vor allem Rotschmiede, die als Leuchter- oder Zapfenmacher spezialisiert waren, lieferten solche Geräte. Wenige Nürnberger Sabbatlam pen tragen bei sechs, acht oder zehn cher Technik sind sicher dort ent standen. Fast alle erhaltenen Stücke stammen aus einer Zeit, in der die 1667 erneuerte Marken Rößner vermutet werden, dessen Tätigkeit (1738-1784) der Datie rung der Stücke nach Stil und Technik entspricht (Abb. 4, 5, 16)^°. Er fertigte wohl auch die Lampe in Prag, deren Schwerter marke als Stadtwappen von Kezmarok (Käsmark, Slowakei) gedeutet wurde^\ Die Meister, die den Engelskopf als Firmenzeichen führten, und der Zapfenmacher Conrad Schumann, der die Tanne schlug, haben ebenfalls viele jüdi sche Kultgegenstände bezeichnet (Abb. 18 beziehungsweise Abb. 8, 12)^^ Auch außerhalb Nürnbergs wur den Sabbatlampen des Sterntyps gegossen. Herstellungszentren einer vor allem in Frankreich, in den Niederlanden und in Nord deutschland verbreiteten Gruppe lassen sich vorläufig nicht angeben (siehe Kunst & Antiquitäten VI/79, S. 104)^^. Der zierliche Schaft, der vor allem im unteren Bereich häufig Kerzenarme und Rosetten trägt, endet oben in einen nicht be weglichen Griff. In Südwest deutschland und in Frankreich sind verwandte Stücke mit kronenarti gem Aufsatz erhalten^'^. Der bei Arbeiten aus Nürnberg geläufige Bajonettverschluß ist selten. Die Tropf schale ist sehr tief, hat fast immer einen gezackten Rand und wird oft nach unten durch einen wieder sind, wie bei Kronleuch pflicht in Vergessenheit geriet. Schon zu Beginn des 18. Jahr hunderts gab es wichtige Werkstät tern, zusätzlich volutenförmige ten, die ihre Arbeiten nicht kenn Zierstücke mit Blüten angebracht^'^. zeichneten. Auch die Kronleuch Das von Conrad Schumann (Mei ter, die aus denselben Betrieben dition noch um die Mitte des 19. ster 1761) signierte Exemplar bietet einen Anhaltspunkt für die Datie rung (Abb. 12). Die Tropf schalen und Tüllen wurden in späterer Zeit manchmal aus Messingblech gefer tigt. Eine ,,Iudenlampe mit Ar hervorgingen, sind selten gemarkt, häufig jedoch durch Kirchenrech nungen als Nürnberger Erzeug nisse gesichert. Jahrhunderts. Französische Kron leuchter, bei denen der Stern nur dekorativ wirkt, schließen an diese Ölbehältern drei, vier oder fünf Kerzenarme (Abb. 1,12). Hin und men" war noch 1819 Meisterstück des Carl Ludwig Herold. Die Sabbatlampen mit bekrönen dem, flachem Doppeladler entstan den ebenfalls in Nürnberg (Abb. 13). Ein Beispiel ist mit dem Engelskopf und dem Namen Fried rich Reschels gemarkt (Kunsthan del; nach 1706/7)^^ Die Holz- und Bleimodelle für Adler und Schaft sind dem Vorrat entnommen, der für Kronleuchter verwendet wurde^^. 4 0 Knopf abgeschlossen. Solche Lam pen entstanden wahrscheinlich, wie die ,,polnischen" Kronleuch ter, in guter handwerklicher Tra späten Arbeiten an. Wa h r s c h e i n l i c h l i e f e r t e n n u r Die Messingwarenfabrik des einige Rotschmiede in größerem Grafen Theodor Bathiani, deren Umfang jüdisches Kultgerät^^. Die Aufteilung der Arbeitsgebiete Erzeugnisse von Wien aus vertrie ben wurden, erschütterte als erste übertraf bei weitem die in den in den österreichischen Erblanden Akten belegte Spezialisierung in Leuchter-, Zapfen-, Gewicht-, Nürnbergs Vorrangstellung. Sie lieferte ,,alle Arten messingener Waag- oder Ringmacher. Über 90 Waaren, welche sonst nur zu s t a m m e n a u s d r e i We r k s t ä t t e n . Das häufigste Zeichen sind zwei Nürnberg allein im Großen verfer tiget wurden, insonderheit alle mögliche Sorten Metallknöpfe, gekreuzte Schwerter, leider ohne Leuchter, Flaschen, Kasserolle, Prozent der gemarkten Judaica die Initialen des Inhabers (Abb. 6). Als Urheber dieser Gegenstände Mörser, Theemaschinen, Bügel kann der Leuchtermacher Conrad sazgewichte, Glocken, Schellen, oder Streich- und Plätteisen, Ein- Abb. 3: Votivlampe mit Wappen und Inschrift des Stifters ]oos van der Moten. Südliche Niederlande, 15. Jahrhundert. H. 21 cm. —Brüssel, Musees Royaux d'Art et d'Histoire. .w. ■■m Abb. 4: Sabbatlampe. Nürnberg, 18. Jahrhundert. An der Schale Marke (gekreuzte Schwerter) = ? Conrad Rößner, Leuchtermacher, 1738-1784. H. 46,5 cm. Dm. 22 cm. — München, Privatbesitz. Abb. 7: Sabbatlampe. Nürnberg, 18. Jahrhundert. Tropfleisten fehlen. H. 38 cm. Dm. 19 cm. — München, Privatbesitz. Abb. 5 und 6: Sabbatlampe. Nürnberg, 18. Jahrhundert. Tropfleisten fehlen. Befestigung der Tropfschale repariert? Conrad Rößner, 1738 bis 1784. H. 57 cm. Meistermarke an der Schale (gekreuzte Schwerterj. — Landesmuseum Oldenburg. Aufn.: Hans Rainer Wacker 41 Liste von 1814, neben den Juden liste führt 1796 Judenlampen von die Sabbatlamp' herab, wenden Not und Sorg' sich ab" war ein geflügeltes Wort an mühevollen Messing wie von Kompositionsme- Werktagen^^. Ein anderes, das die Sabbatlampen handelt^". Einmal talP. Noch heute fallen im Wiener gleiche Bedeutung hatte, hieß: ,,Lamp' herunter. Sorg' hinauf!" Die Bilder Moritz Daniel Oppen heims (1799-1882) (Abb. 2) schil kommt der Ausdruck ,,Stern Fingerhüthe, Nadeln und allerlei andere Drahtarbeiten". Die Preis Raum, neben Stücken aus Nürn berg, ähnliche Lampen mit minder sorgfältiger Technik auf. Viele zeigen am Schaft die Merkmale von Louis XVI. und Empire. Vielleicht gab es, vor allem in Polen, weitere Manufakturen. Sabbatlampen aus Zinn, die nicht nur in Süddeutschland be kannt waren, gehen auf Vorbilder aus Messing zurück. Sie greifen allerdings kaum die typische Form der Nürnberger Arbeiten Wie Darstellungen jüdischen Lebens und Brauchtums zeigen, hingen die Lampen häufig an ein fachen Eisenstäben. Die besonders bei Stücken aus Nürnberg verbrei teten höhenverstellbaren Sägen aus Messing erleichterten das Herab lassen zum Reinigen, zum Nach füllen des Öls und zum Entzünden der Lichter, das den arbeitsfreien Sabbat einleitete (Abb. 8). ,,Steigt dern anschaulich den Gebrauch der Sabbatlampen^®. Einfache Vogelmotive, Fisch oder Schlangenköpfe zieren die Haken und Laschen vieler Sägen. Andere Tiere (Schweine) sind sehr selten dargestellt. Mehrere Bei spiele sind mit Tanne oder Lorbeer zweig (Conrad Schumann) gemarkt (Abb. 8)^'. Die Säge mit Zinnen kranz und plastischem Vogel muß nicht in Nürnberg entstanden sein (Abb. 9). Die Fabrik Bathianis, die lampen genannt. Die Annahme ist wohl nicht richtig, daß es sich um Ampeln" vor. Eine Notiz, die Tätigkeiten von Rotschmieden und Gürtlern beschreibt, erwähnt schließlich ,,Judenleuchter". Der reiche Bestand an Sabbatleuchtern im Osten stammt aber weitgehend aus einheimischen Werkstätten^h Bathianis Firma lieferte ,,Juden leuchter zu 1, 2, 3 Lichtern". Die Füße und Schäfte dieser ,,Polen leuchter" und deutscher Arbeiten gleichen sich oft (ähnlich Abb. 17, 18). Viele Nürnberger Rotgießer waren im Osten tätig; der rege Handel der Stadt ist bekannt. Messinggeräte wurden, außer 1796 große und kleine ,,Judensä gen" für fünf und dreieinhalb am Sabbat, vor allem am Chanuk- Gulden anbot, kommt nicht in Be lich im Dezember, die erneute tracht für derart ungewöhnliche Weihe des Tempels unter den Makkabäern (165 v. Chr.). An acht Tagen werden acht Lichter der Einzelstücke. 1722 wurden in Nürnberg ,,pol nische Lämplein" gegossen. Sie werden später vielfach, auch in der kafest benutzt. Es feiert, gewöhn Reihe nach entzündet; ein zusätz liches Bedienungslicht wird ,,Schames" genannt. Weder die Handwerksakten noch erhaltene Abb. 8 (links): Drei Sägen für Sabbatlampen. Nürnberg, 18. Jahrhundert. Die linke mit Marke (Tanne und C S): Conrad Schumann, Zapfenmacher, nach 1762/63. Länge (von links) 62 cm (voll ausgezogen 95,5 cm); 47 cm (71,5 cm); 39,5 cm (56,5 cm). — München, Privatbesitz. Abb. 9: Säge für eine Sabbatlampe. Süddeutsch (Nürnberg?), 18. Jahrhundert. Länge 62,5 cm (voll ausgezogen 96 cm). — München, Privatbesitz. Stücke bezeugen, daß Nürnberger Rotgießer Chanukkalampen für den Hausgebrauch lieferten. Die Anpassung an den Geschmack fremdländischer Abnehmer, die wir an anderen Geräten belegen können, beschränkte sich auf For men und Ornamente. Sie bezog k a u m d i e Te c h n i k e i n . E i n e k l a r e r e Lokalisierung ,,polnischer" Cha nukkalampen ist aber möglich. Die Firma Bathianis verkaufte 1796 ,,Weinachtslampen für die Juden" um fünf Gulden. Beispiele, deren ausgesägte Rückwände Tiere und geometrische Motive zeigen, wur den in der Metallbeschlagnahme des ersten Weltkriegs in Öster reich-Ungarn eingeliefert. Solche ,,Volkskunst zwischen den Epo chen", die sich löste von der allge meinen Stilentwicklung, entstand zweifellos in wenigen Zentren^^. Freistehende Leuchter nach dem Vorbild der Tempeimenora fanden erst spät Eingang in die Synagogen (Abb. 16—18). Paul Christian Kirchner berichtet 1726 über die Chanukkafeier der Juden: ,,Darzu haben sie einen eigenen Leuchter / 4 2 worauf man acht Ampeln oder Lichter setzen und anstecken kann; w i e w o l s i e d i e Wa c h s - L i c h t e r a u c h wol nur an die Wände zu kleben pflegen"^'. Viele Nürnberger Chanukkaleuchter sind verloren: Sie befanden sich in Synagogen in Franken, Württemberg und Hes sen, die vor allem in der zweiten Hälfte des 18. und am Beginn des 19. Jahrhunderts gebaut waren. Wir besitzen so (wie an gemarkten Stücken) Hinweise auf die Datie rung. Zahlreiche Nürnberger Ar beiten waren auch im Elsaß und im Osten erhalten. Ein Beispiel mit dem hohen, kennzeichnenden Treppenfuß ist mit der Schwertermarke bezeichnet (Abb. 16). Die kantigen Profile der mittleren Stufe lassen sich an Altarleuchtern derselben Werk Abb. 20 (links): Sabbatlampe. Nürnberg, um 2700. Verzierungen in der unteren Hälfte des Schafts und Tropfleisten fehlen. An der ziselierten Schale (nicht im Bild) Marke des Zapfen machers Georg /erg (Georg), Meister 2682 (Hirschgeweih und zweimal der Name GEORG). H. 52 cm. Dm. 33,5 cm. — Augsburg, Maximilian-Museum. Aufn.: Stadtbildstelle Augsburg Abb. 22 (rechts): Sabbatlampe. Nürnberg, 2. Hälfte 28. Jahrhundert. Verzierungen am Schaft und Tropfleisten fehlen: Befestigung der Schale ergänzt; Bügel unvollständig. H. 32,5 cm (ohne Schale), Dm. 26,3 cm. — Speyer, Historisches Museum der Pfalz. statt nachweisen. Die Form der Leuchter wird, abgesehen von der Basis, wenig verändert (Abb. 17, 18). Die Arme liegen in einer Ebene; die Querleiste hält sie auf gleicher Höhe. Der Schames weist im rechten Winkel nach vorn; zwei Bedienungslichter sind selten (Abb. 16). Ein Männchen in Sab battracht krönt manchmal den Schaft und trägt das Bedienungs licht, so bei Stücken mit Treppen fuß in der Sammlung Kirschstein und in der Synagoge in Creglingen. Die üblichere Blumenrosette, die auch das Beispiel der Sammlung Kaulbach aufweist, ist von Kron leuchtern übernommen. Ein Exem plar in Heidingsfeld besitzt zusätz lich am Oberteil eingehängte Zierstücke^''. Ein Leuchter mit niedrigem, nach unten abgesetztem Sockel ist mit dem Engelskopf gemarkt (Abb. Abb. 22 (links): Sabbatiampe mit gegossenen (1) Tropfleisten. Nürnberg, nach 2762/63. An der Schale Marke des Zapfenmachers Conrad Schumann, Meister 2762 (Tanne, C S). H. 56 cm. Dm. (Stern) 29,5 cm. — München, Privatbesitz. Abb. 23: Sabbatiampe. Nürnberg, 2. Hälfte 28. Jahrhundert. Schale und Tropfleisten fehlen. H. 24,3 cm. Dm. 24,3 cm. — Brüssel, Musees Royaux d'Art et d'Histoire. 18). Das Zeichen bezieht sich wohl auf Johann Georg von Ach, der dieser bedeutenden Werkstatt seit 1764 vorstand. Der gleiche Stempel ist auf einem im Guß 1766 datier ten Mörser benutzt (Privatbesitz). Ähnliche Chanukkaleuchter befan den sich in den Synagogen von Dürrmaul und Paderborn (mit InAbb. 24 (rechts): Mittelstück und Stern der Sabbatiampe von Conrad Schumann (Abb. 12). Der Bajonettverschluß ist gut sichtbar. — Abb. 25 (ganz rechts): Mittelstück, Stern und Befestigungsschraube einer Sabbat lampe (Abb. 2). 4 3 Abb. 16: Chanukkaleuchter. Nürnberg, Mitte 18. Jahrhundert. Am Fuß Marke (gekreuzte Schwerter) = ? Conrad Rößner, 1738—1784. H. 70,5 cm, Br. 93 cm. — München, Privatbesitz. Schrift am Fuß); einem Beispiel in nenden Formen und der hochent Nancy fehlt die Querleiste^^. Ver wickelten Technik eine gut lesbare wandte Stücke, bei denen die Arme zu einem einzigen Teil zusammen gefaßt sind, entstanden wohl auch in Nürnberg^^. Die flache Basis ist, im Gegensatz zum Treppenfuß, nicht üblich an Nürnberger Altar leuchtern. Die Tradition reicht, wie bei den Sabbatlampen, weit ins 19. Jahr hundert. Ein Chanukkaleuchter in Berlin ist sehr breit angelegt im Verhältnis zur Höhe; der geschlos sene Eindruck barocker Arbeiten geht so verloren^^. Die technische Ausführung weist manchmal in die Zeit um 1830/40 (Abb. 17). Die Modelle (bis auf die Tüllen) waren s i c h e r z w e i G e n e r a t i o n e n ä l t e r. ,,Handschrift". Ein ungemein gro ß e r Te i l d e r e r h a l t e n e n S a b b a t l a m pen und Chanukkaleuchter läßt sich so eindeutig bestimmen. Das Erkennen eines derart umfangrei chen Bestandes erleichtert das weitere Eindringen in das erhaltene reiche Material. Daß die Nürnber Den Damen und Herren, die meine vielen Anfragen bereitwillig beantworteten und die mir das Studium und die Reproduktion von Gegenständen gestatteten, danke ich herzlich. ' Johann Jakob Schudt, Jüdische Merck- würdigkeiten, Frankfurt und Leipzig lassen, ist dabei eine Hilfe: Die 1714, VI, 34, §23 (S.285). ' G. Henriot, Encyclopedie du Luminaire, meisten Beispiele entstanden recht spät für die herrschenden Ansich ten zur Zeitbestimmung bei Mes singgerät. Die Preisliste der Manu faktur Bathianis zeigt, daß auch die verbreiteten ,,polnischen" Arbei ten aus Zentren stammen. Diese Produktion stützte sich nicht auf Die hier vorgelegten Ergebnisse beenden nicht die Forschung über Sie entsprang dem Bestreben des Messingjudaica. Nürnberger Ar Merkantilismus. Die gezielte Suche in diese Richtung wird Be 4 4 Anmerkungen ger Stücke sich sicher datieren die jahrhundertealte Tradition eines Handwerks wie in Nürnberg. beiten verraten in den kennzeich lege liefern, die auch klare Aussa gen über die Herkunft der nichtnürnbergischen Judaica erlauben. Paris 1933, Tf. 18. ^ Reallexikon zur deutschen Kunstge schichte, 1, 653, Abb. 1. Veiling J. d'Huyvetter, 1861, 710. — J. Destree, A. J. Kymevlen und A. Hannotian, Les Musees Royaux du Pare du Cinquantenaire et de la Porte de Hai ä Bruxelles, Brüssel 1933, Lief. 9. —Tentoonstelling Köper en Brons, Deurne/ Antwerpen 1957, 273. ' A. Kanof, Jewish Ceremonial Art and Re ligious Observance, New York 1969, Abb. 87 (Jewish Museum New York, ,,14. Jh."). — G. Schoenberger, Silberne Sabbath- und Festtagslampen aus Frank- Abb. 17: Chaniikkaleuchter. Nürnberg, 1. Hälfte 19. fahrhnndert. H. 58,5 cm, Br. 74 cm. — München, Privatbesitz. furt am Main, in: Kunst in Hessen und am Mittelrhein 9, 63-72 (1969), Abb. 3 (ehem. Sammlung Strauss, ,,14. Jh.").— L. Franzheim, Judaica Kölnisches Stadt museum, Köln 1980,121 („15./16. Jh."). aus Messingguß, in: Judaica Bohe- lung Dickschen, Aachen 1912, 585, miae IX, 2, 72-84 (1973) (beschreibt zahlreiche Stücke im Jüdischen Museum " G. Stein, Die Judaica des Historischen Prag). ' R. D. Barnett, Catalogue of the Perma Tf. IX; Franzheim a. a. O., 124. Museums der Pfalz, in: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz 67, 294, Tf. 3 (1969). — Weitere Stücke: Vor — ,,Lampes a harpon" des 17. bis 19. Jahrhunderts; H.-R. d'Allemagne, Musee du Luminaire ä l'Exposition Uni nent and Loan Collections of the Jewish Museum London, London 1974, Tf. CXIII, 380 (ob Nürnberg?). — Franz museums XXXI, Tf. 15 (Inv. '78'490; verselle de 1900, Paris 1900, S. 27. — heim a. a. O., 123. — Dudovä a. a. O., Eine vierflammige Lampe in Wien wird 5.80. 1911 abgegeben); Versteigerung Samm lung Hering, München 1917, 549. O. Baumgärtel, Weihwasserkessel aus Nürnberg, Kunst & Antiquitäten IV/80, mit Recht ins 18. oder 19. Jahrhundert datiert: S. Wechssler-Kümmel, Schöne Lampen, Leuchterund Laternen, Heidel berg und München 1962, Abb. 30; Aus stellung ,,Lampe, Leuchter, Laterne", München 1964, 92. ' Diese Arbeiten sind weit verbreitet: O. Baumgärtel, Neurenbergse koperobjecten in de verzamelingen van het Museum Vleeshuis te Antwerpen, in: ® P. N. Sprengel, Handwerke und Künste, Berlin 1769. — Viele Angaben über die Technik alter Messinggegenstände, auch in Veröffentlichungen aus neuerer Zeit, halten einer Prüfung nicht stand. Unter suchungen über die Herstellung der Nürnberger Messingwaren werde ich demnächst vorlegen. ' W. Dexel, Holzgerät und Holzform, Berlin 1943, Abb. 139. bilderhefte des Berliner Kunstgewerbe 7 3 - 7 6 , A b b . 11 , 1 2 . " Rijksmuseum Amsterdam, Inv. N. M. 4683. — Beispiele mit Armen: ,,Lampe, Leuchter, Laterne" a. a. O., 91 (Baye risches Nationalmuseum München); J. Gutmann, Jüdische Zeremonialkunst, Frankfurt 1963, Abb. 28; J. Gutmann, Beauty in Holiness, 1970, S. 194 (Jewish Antwerpen 24, 73-83 (1978/11), Abb. 9. — O. Böcher, Jüdisches Kunsthandwerk W. Stengel, Nürnberger Messinggerät, in den Sammlungen des Museums der Stadt Worms, in: Der Wormsgau 3, 213-265 (1918) (S. 250). — A. Jegel, Alt-Nürnberger Handwerksrecht, Nürn berg 1965, S. 249 (§ 45 und § 47). tion", Raleigh 1975, Nr. 89 (Harry G. Friedman Collection); Encyclopaedia Ju 1970, S. 20 (mit Ablaufstreifen). — (Jewish Museum New York); Encyclo ähnlich unserer Abb. 1). Encyclopaedia Judaica, Berlin 1934, X, Stichwort ,,Leuchter und Lampe" (in paedia Judaica, New York 1971, XIV, Leningrad). —J. Dudovä, Sabbatlampen seum Jerusalem); Versteigerung Samm Zu diesem Meister: O. Baumgärtel, Enkele in Neurenberg gemaakte geelkoperen voorwerpen met ongebruikelijke 475-477 (1951/58). — Muzej za umjet- nost i obst Zagreb 1880-1970, Zagreb in: Kunst und Kunsthandwerk 21, " Ähnliche Stücke: Kanof a. a. O., Abb. 90 Stichwort ,,Sabbat", Abb. 4 (Israel Mu Museum Cincinnati); Ausstellung ,,Ceremonial Art in the Judaic Tradi daica, New York 1971, VII, 1306, Abb. 27 (Israel Museum Jerusalem; Fragment 4 5 macher Conrad Schumann (Meister 1786). D'Allemagne a. a. O., S. 49 links. — Henriot a. a. O., Tf. 67, 3 (Musee Cluny, Paris; falsch ins 16. Jahrhundert datiert). " Jüdisches Lexikon, Berlin 1930, V, 28 (in Ichenhausen). — Nancy, Musee Historique Lorrain. — K & A Heft lV/76, S. 62 (Anzeige). " Sie wurden nach Gewicht verkauft, das Pfund für 42 und 45 Kreuzer: Journal für Fabrik, Manufaktur, Handlung und Mode, Leipzig März 1796, S. 169-179. — Ich werde über diese Fabrik an anderer Stelle berichten. Beispiele: Ausstellung ,,Monumenta Judaica", Köln 1963/64, E 225 und E 229. Jüdisches Lexikon a. a. O., V, 22. — ,,Lamp' herunter. Sorg' hinauf!": Gut mann a. a. O. (Zeremonialkunst), S. 23. Bilder aus dem altjüdischen Familien leben nach Originalgemälden von Pro fessor M. Oppenheim, Berlin o. J. Eine Säge mit Lorbeerzweig und C S in Brügge (A. C. L. Brüssel, Foto 140824 B): Baumgärtel a. a. O. (Antwerpen), S. 81. — Vgl. Anm. 22. Stengel a. a. O., S. 240. — Auch Chanukkalampen, die nicht unter abgedreh ten Stücken erscheinen sollten, sind nicht gemeint. Beispiele: Franzheim a. a. O., 128; Abb. 18: Chanukkaleuchter. Nürnberg, 1. Hälfte 18. fahrhundert. Schames (ein Ann nach vorne) nicht im Bild. Am Fuß Marke (Engeiskopf} = ? johann Georg von Ach (Aach), Leuchter macher, Meister 1760: nach 1764 (gest. 1805). H. 52 cm. Er. 53 cm. — München, Privatbesitz. Jüdisches Lexikon, Berlin 1929, III, Tf. CXVIII, Abb. 5; K. Jarmuth, Lichter leuchten im Abendland, Braunschweig 1967, Abb. 290. Die Charakterisierung von Jarmuth a. a. O., 284-295: Abb. 287. — Aus- stelJung der Patriotischen KriegsmetaJlsammlung Wien 1915/16, 2498-2505, Tf. XXL — E. Toeplitz, Die Menorah versieringen, in: Antiek 15, 373-382, (1981). — Weitere Beispiele: Franzheim a. a. O., 122, 125; Ausstellung ,,Das Ju Schoenberger a. a.O. Sabbatlampen mit dieser Marke auch im dentum in der Geschichte Schlesiens", berg, und im Suermondt-Museum, Breslau 1929, 477; Musee Alsacien, Aachen. — Hans Christian Lutz führte Straßburg. — Stücke mit Armen und Ro seit 1686 die Schwerter mit den Buch ,,von den jüdischen Gelbgießern des Ostens gefertigt". — Viele Stücke bei: R. Eis, Hanukkah Lamps of the Judah L. Magnes Museum, Berkeley 1977. setten kommen vor (Weinmüller, Auk staben HCL. Albrecht Beringet, der die P. C. Kirchner, Jüdisches Ceremoniel, Marke und das Formzeug 1715 erwarb, Nürnberg 1726,Sammlung S. 134. ''' Versteigerung Kirschstein, tion 126, Nr. 554, Tf. 36 [Fragment]). Germanischen Nationalmuseum, Nürn des Chanukkafestes, Frankfurt 1924: Viele solche Kronleuchter sind erhalten, war Ringmacher; mit diesem Spezialbe so in der Stadtpfarrkirche Gerolzhofen ruf kommt er wohl nicht in Betracht für München 1932, 147, Tf. IV. — Real (datiert 1706). die erhaltenen Judaica. Rößner (Meister lexikon zur deutschen Kunstgeschichte, III, 415, Abb. 1 (Creglingen; Querleiste fehlt). — Versteigerung Sammlung " 1819 Carl Ludwig Herold, Bereiter (,,Ju 1737, Geschworener 1760—1765) leitete den-Lampen mit Armen"); 1821 Michael Schreier, Former (,,Juden-Lampe in die Werkstatt seit 1738; von seiner Wit Form"); 1822 Andreas Neßler (Nestler), 1784 den Betrieb. Rößners Nachfolger schlugen die Marke mit ihren Initialen. — we übernahm Johann Friedrich Schertzer Kaulbach, München 1929, 94, Tf. XXVII. — Jüdisches Lexikon IV, Tf. CXXIV, Ein Bildnis Konrad Rößners von 1740 Abb. 4 (Heidingsfeld). — Ein Leuchter mit Treppenfuß auch in der Synagoge im Germanischen Nationalmuseum: zu Ansbach: Jüdisches Lexikon I, Abb. Ausstellung ,,Das bayerische Hand gegenüber Sp. 232 (1927). A. Grotte, Deutsche, böhmische und Lampe"); 1828 Johann Adam Golwitzer, werk", München 1927, S. 97. Dudova a. a. O., S. 81. — Ein dem Pra ter und eine lakirte Judenlampe"); 1830 ger Exemplar (zumindest nach der dort gegebenen Beschreibung) ähnliches Former (,,2 Form eine Juden Lampe und einen Hannen"); 1824 Johann Georg Rößner, Former (,,judenlampe und ein Bügeleisen"); 1826 Georg Abend, Leuch termacher (,,Rauchfaß und eine Juden Hahnenmacher (,,zwei GlokkenleuchMatthias Belgrad, Former (,,eine Juden polnische Synagogentypen von XI. bis Anfang des XIX. Jahrhunderts, Frank furt 1915, Abb. 42 (Dürrmaul). — Die Stück mit der Nürnberger Schwerter B a u - u n d K u n s t d e n k m ä l e r v o n We s t f a lampen und einen Hahnform"); 1833 marke 1978 im Kunsthandel. len IX, Paderborn, S. 126 (1899). — Johann Friedrich Petritsch (,,JudenJampe Conrad Schumann (Meister 1761, Ge schworener 1778-1783) führte die N a n c y, M u s e e H i s t o r i q u e L o r r a i n (Monumenta Judaica a. a. O., E 631). Ta n n e s e i t 1 7 6 2 / 6 3 . N e b e n d e r M a r k e Ein solcher nicht gemarkter Leuchter in sind die Buchstaben C S gesondert ein geschlagen. Sie erscheint noch in seinem Geschworenenporträt 1783 (Handregi ster der Rotgießer, Stadtarchiv Nürn berg). — Der Lorbeerzweig mit C S (seit 1795), der ebenfalls auf Judaica vor kommt, gehörte wohl dem Leuchter Frankfurt, Historisches Museum (Monu menta Judaica, Fazit, Köln 1963/64, Abb. 29). zu 13 Pfund und einen Englischen Hahn zu 4 Pfund"); 1836 C. P. Kaißer („ein Mößner [Mörser] und eine Juden " J.lampen"). G. Krünitz, Oeconomische Encyclopädie, Berlin und Brünn 1773 ff., 89, 466 (1802). — Stengel a. a. O., S. 238. " Auch bei den Frankfurter Goldschmieden fertigten nur wenige Meister Judaica: 46 Jüdisches Gemeindehaus Berlin (53 cm hoch, 89 cm breit): Ausstellung ,,300 Jahre Jüdische Gemeinde zu Berlin", Berlin 1971, Nr. 16, Abb. 1.
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