Gauguin Seite 1 von 2 Paul Gauguin (1848-1903) 1848 in Paris geboren, wuchs er in Peru und Orleans auf. Er arbeitete ab 1871 als erfolgreicher Bankangestellter, heiratete 1873 eine Dänin und bekam von ihr fünf Kinder, begeisterte sich für die flächigen Japandrucke, sammelte impressionistische Kunst und begann selbst zu malen, nachdem ihm Pissarro mit dem Impressionismus vertraut gemacht hatte. Nach einem Börsenkrach verlor er seinen Beruf und versucht mit 34 Jahren von der Malerei zu leben. Aus dem wohlsituirten Bankkaufmann wird ein mittelloser Künstler. Seine Frau kehrte mit den fünf Kindern zurück zu ihren Eltern. 1886 ging er in die Bretagne, begeistert von der ursprünglichen Religiosität der Bauern und Forscher. Er verehrte die Volkskunst, mittelalterliche Glasfenster und zog Giotto Michelangelo vor. „Der grobe Irrtum ist das Griechische, so schön es sein mag.“ Unter dem Einfluß Cezannes begann er die Körperlichkeit der Figuren zu betonen, die Pinselstriche parallel zu staffeln, zu rhythmischen Kraftfeldern zusammenzuziehen und die Dinge linear zu begrenzen. 1887 fuhr er nach Martinique und Panama, wo er sich als Erdarbeiter beim Kanalbau das nötige Geld verdiente, auf der Suche nach unzerstörten, unkultivierten Kunst- und Lebensformen. 1888 war er wieder in der Bretagne, wo er das Haupt der Schule von Pont-Aven, eine Art französisches Worpswede wird. Er bricht radikal mit der impressionistischen Malweise, die er von Pissarro gelernt hatte „Sie suchen beim Auge, statt beim geheimnisvollen Seelengrund“. Er findet seine künstlerische Sprache: Emotionale, flächige, schattenlose Landschaften lösen die realen Landschaften ab. Die impressionistische Farbigkeit, die Formgebung Cezannes und die japanische Flächigkeit. Der Boden wird senkrecht gestellt, Räumliches wird ohne Modellierung gemalt und von dunklen Konturen begrenzt. Zusammen mit Bernard entwickelt er Thesen für die neue Malerei, den Symbolismus. „Cloisonnismus“ („durch Scheidewände getrennte Farbe“); „Synthetismus“ (zusammenziehende Formvereinfachung zum prägnanten Ausdruck einer Idee). Die Nabis (Propheten) überzogen Kleidung, Möbel und Wände mit flächenhaftornamentalen Arabesken. 1888 folgte Gauguin einer Bitte van Goghs mit ihm in Arles eine Künstlergemeinschaft des Südens zu gründen. Gemeinsames Leben und Arbeiten, künstlerischer und geistiger Austausch war das Ziel. Nach zwei Monaten endete der Versuch mit einem Wahnsinnsanfall van Goghs. Gauguin flüchtete nach Paris und fuhr 1891 in die Südsee. Hier schuf er mythische, magische, traumhafte, bedeutungsvoll überhöhte Bilder, wobei die Linien und Kontraste weicher und die Komposition freier wird. Er heiratete in Tahiti ein Eingeborenenmädchen, seine hochgesteckten Erwartungen wurden aber bitter enttäuscht, er fand die Sitten und Lebensweise der Bevölkerung zerfallen, Alkoholismus und Bürokratismus herrschten. So kehrte er 1893, nach zwei Jahren, auch finanzieller Schwierigkeiten wegen, nach Paris, inzwischen zur Legende geworden, zurück. Allerdings kann er nur wenig verkaufen. Wenn etwas abgesetzt wird beansprucht seine Frau mit den Kindern den Erlös. Nach weiteren zwei Jahren zog es ihn 1895, geschwächt durch ein Sumpffieber, wieder nach Tahiti. Er unternimmt 1898 einen Suizidversuch. 1903 stirbt er unter elenden Umständen, im ständigen Streit mit staatlichen und kirchlichen Behörden an Syphilis. Gauguin Seite 2 von 2 Er vertrat einen ausgesprochenen Antinaturalismus: „Kopieren Sie nicht zu sehr nach der Natur, nehmen Sie aus der Natur indem Sie von ihr träumen...; immer auf der Suche nach dem Absoluten! Man träumt, und dann malt man ruhig.“ Seine Thesen waren: — Die Farbe muß gesteigert werden — die Form muß vereinfacht werden — man muß sich selbst mit Farbe ausdrücken. Indem der die Malerei von der Abbildlichkeit befreite, bereitete er der Moderne den Weg. Er zählt zusammen mit Cezanne und van Gogh zu den Vätern der Moderne. Wie van Gogh versucht er psychische Empfindungen und Vorstellungsinhalte mit rein gestalterischen Mitteln wiederzugeben. „Vor allem ist Kunst ein Mittel des Ausdrucks.“ - der Ausdruck der Sehnsucht, der Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies. Die Kulturmüdigkeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Aber während die Romantiker Orient und Mittelalter als Wunschtraum naturalistisch-beschreibend darstellten, versucht Gauguin den seelischen Akkord wiederzugeben. Obwohl der exhibitorische Aspekt überwiegt, unterwirft er seine Anstrengungen einer übergeordneten idealisierten Struktur. Er flüchtete vor der Zivilisation, der westlichen, „kranken“ Kultur, öffnete die europäische Kunst für andere Kulturbereiche, die Kunst der Primitiven und Barbaren. Seine Begeisterung für das Natürliche, Ursprüngliche, Exotische und Primitive wirkte auf den Expressionismus der Brücke und des Blauen Reiter und auf Picasso und den Kubismus. Wie später Kandinsky versuchte er Gesetzmäßigkeiten der Farbe in Analogie zur Musik begrifflich zu fassen - „Farbklänge, Farbsinfonien“. „Ich habe für das Recht gekämpft, alles zu wagen, ich habe zwar wenig erreicht, aber „wenn das Wenige von anderen ausgebeutet wird, vielleicht kann daraus noch eine große Sache werden.“ Noa – Noa Das Buch „Noa Noa“ - duftendes Land ist eine Art Tagebuch und mit Bildern illustriert er die Berichte über die Eingeborenen und ihre Religion in Tahiti.
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