Empirische Ästhetik 1/ Präsentative Erforschung des Umgehens mit Musik und Medien: Gibt es Zombies wirklich? Renate Müller und Sandra Treptow Im Zentrum des aktuellen Forschungsprogramms „Empirische Ästhetik“ der Musiksoziologischen Forschungsstelle der PH Ludwigsburg steht die präsentative Erforschung sozialästhetischer Umgehensweisen mit Musik und Medien. Die damit vertretene soziologische Perspektive auf Medienästhetik beinhaltet eine Theorie des sozialen Gebrauchs von Ästhetik: Ästhetik wird benutzt als – produktives und rezeptives – Mittel der soziokulturellen Verortung der eigenen Person und Anderer. Ästhetik wird als ein Mittel der Identitätskonstruktion und der sozialen und symbolischen Inklusion und Exklusion verstanden, d.h. mit ästhetischen Mitteln werden nicht nur symbolische sondern auch soziale Zugehörigkeiten und Abgrenzungen definiert. Der Gebrauch von Ästhetik drückt sich in der Verwendung von Symbolen zur SelbstStilisierung und zur Stilisierung des Alltags aus sowie in der Definition und Präsentation des Geschmacks, der Präferenz für ästhetische Objekte. Darüber hinaus wird davon ausgegangen, dass zur empirischen Überprüfung einer Theorie sozialästhetischer Umgehensweisen mit Musik und Medien präsentative Forschungsmethoden einzusetzen sind. Damit sind Forschungsmethoden gemeint, die nicht ausschließlich diskursive Symbole bei der Datenerhebung einsetzen, sondern visuelle, auditive, audiovisuelle und körpersprachliche Symbole präsentieren bzw. abfragen. Mit audiovisuellen Fragebögen sollen die Befragten umgehen können, ohne ihre Eindrücke, Erfahrungen und ästhetischen Entscheidungen ausschließlich verbal repräsentieren zu müssen. Mit den MultiMedia-Fragebogen-Autorensystemen FrAuMuMe und SemantA lernen Studierende präsentativ zu forschen. Beispielsweise wurden im Wintersemester 2006/2007 die Studierenden an der Planung, Durchführung und Auswertung des Forschungsprojekts von Sandra Treptow „Gibt es Zombies wirklich? Eine audiovisuelle Befragung von Dritt- und Viertklässlern zum Verhältnis von Realität und Fiktion“ beteiligt. Ausgegangen wurde zum einen davon, dass erfundene Wesen in Fernsehfilmen und -serien überzeugend echt dargestellt werden. Zum anderen scheint dies dazu zu führen, dass Grundschulkinder häufig nicht sicher sind, ob es Aliens, Monster, Vampire, Hexen, Zombies, Gespenster und Zauberer mit magischen Kräften wirklich gibt. Daher werden Dritt- und Viertklässler zu ihren Erfahrungen mit und Einstellungen gegenüber diesen fiktiven Wesen und zu ihrem Filmgeschmack befragt. Ziel ist es u.a. herauszufinden, ob es von sozialen Kontexten des Umgehens mit Medienästhetik abhängt, ob fiktive Wesen eher für real gehalten werden oder nicht: Wird eher an die Existenz von Zombies und ihren „Verwandten“ geglaubt, wenn nicht kindgemäße Fernsehfilme rezipiert werden, wenn kaum Austausch über rezipierte Fernsehinhalte stattfindet oder wenn Filmpräferenzen auf der Suche nach sozialer Anerkennung und Verortung beruhen? Hypothesen, Methoden und erste Ergebnisse dieser explorativen Studie werden zur Diskussion gestellt.
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