Unterrichtsmaterial

Materialien
für den Unterricht
www.vgo-schule.de
Kirsten Boie
Erwachsene reden –
Marco hat was getan
0358
ISBN: 978-3-8415-0358-9
Erarbeitet von
Konzipiert für die Jahrgangsstufen 7–10
Thematik:
Fremdenfeindlichkeit, Alltagsrassismus,
Asyldebatte, gesellschaftlicher Wandel,
Selbstbild, Meinungsbildung
ERWACHSENE
REDEN
ab 13
Didaktischer Schwerpunkt:
Erweitern des Textverständnisses, Ent­
wickeln von Reflexionsfähigkeit, emotionales Verstehen, problem- und handlungsorientierter Umgang mit dem Text
© Oetinger Taschenbuch GmbH,©
imOetinger
Vertrieb Taschenbuch
bei dtv, Hamburg,
August
GmbH,
im 2015
Vertrieb bei dtv, Hamburg, August 2015
Christine Hagemann
K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
M aterialien
reden –
für den
Marco
h at wa s g e ta n
U nterricht
Konzipiert für die Jahrgangsstufen 7–10
Kirsten Boie
E rwachsene
reden –
M arco
hat was getan
Thematik:
Fremdenfeindlichkeit, Alltagsrassismus, Asyldebatte, gesellschaftlicher Wandel, Selbstbild, Meinungsbildung
D idaktischer Schwerpunkt:
Erweitern des Textverständnisses, Entwickeln von Reflexionsfähigkeit, emotionales Verstehen, problem- und
handlungsorientierter Umgang mit dem Text
1.Inhalt
In einem Haus, das von türkischen Familien bewohnt
wird, wurde Feuer gelegt. Bei dem Brand sind zwei Kinder
gestorben. Der Täter ist ein Jugendlicher aus dem Ort, der
fünfzehnjährige Marco. Diese Tatsachen sind bekannt,
als ein Reporter kurz nach dem Vorfall einige Einwohner
der Kleinstadt befragt. Er zeichnet den Wortlaut der Interviews auf, die er einzeln mit dreizehn Personen führt – darunter der Bürgermeister des Orts, der Gemeindepfarrer,
ein Sozialarbeiter, ein Lehrer sowie Nachbarn und Freunde von Marco. Die Befragten äußern sich zu Marcos Persönlichkeit, seinem schulischen Werdegang und seinem
sozialen Umfeld. Schnell wird deutlich, dass Marco als
Schulversager abgestempelt und als Skin mit rechtsradikalen Ansichten auffällig geworden ist. Doch offenbar hat
ihm niemand zugetraut, dass er so eine Tat auch wirklich
ausführt.
Marco hat in seiner Freizeit gern in einer Autowerkstatt
geholfen oder sich mit seiner Clique zum Billardspielen in
der Jugendfreizeitstätte getroffen, und er hat sich als
Baby­
sitter etwas Taschengeld verdient. Über Marcos
Charakter sind sich die Befragten uneinig. Vor allem die
Gleichaltrigen, auch seine Freunde, distanzieren sich
strikt von ihm. Von den Erwachsenen scheint ihn kaum
jemand gut zu kennen.
Ist Marco tatsächlich ein Einzeltäter? Trotz aller Bemühungen der Interviewten, Marco als isolierten Außen­
seiter darzustellen, der aus Frust oder Dummheit rechtsradikale Parolen verbreitet, häufen sich die Hinweise,
dass er mit seiner ausländerfeindlichen Einstellung im Ort
keineswegs allein ist.
Jeder der Interviewten nutzt die Gelegenheit zur positiven
Selbstdarstellung. Während es Marcos Freunden darum
geht, nicht selbst in Verdacht zu geraten, sind Bürgermeister und Schulleiter besorgt um das Renommee der Einrichtungen, die sie vertreten. Durch die Medien soll kein
„schiefes Bild“ entstehen, daher heben sie das Image einer
vorbildlich tadellosen, geradezu idyllischen Gemeinde
hervor, die sich „nichts vorzuwerfen“ hat. Der Bürgermeister zeigt Verständnis für den Unmut der Bürger gegenüber Asylbewerbern, aber mit Fremdenfeindlichkeit
habe das nichts zu tun, beteuert er. Marcos Lehrer und
der Sozialarbeiter betonen ihr persönliches Verantwortungsbewusstsein und gleichzeitig die Aussichtslosigkeit
ihrer Bemühungen. Nur der Sozialarbeiter und der Gemeindepfarrer gestehen eigene Versäumnisse ein, jedoch
nicht ohne besondere Umstände geltend zu machen, die
ihr Verhalten entschuldigen.
Erst die Rekonstruktion der Geschehnisse am Tag der Tat
lässt erkennen, was Marco zu der Brandstiftung gebracht
hat. Eine entscheidende Rolle spielt dabei Marcos
Deutschlehrer, der sich in seinem Kampf gegen „die Fratze des Faschismus“ alleingelassen fühlt und dessen Verhältnis zu seinen Schülern, besonders zu Marco, von gegenseitiger Verachtung geprägt ist. Der Lehrer will Marco,
der ihn immer wieder gereizt hat, mit einer schlechten
Note eine Lektion erteilen. Doch für Marco ist damit der
Schulabschluss gescheitert. Am selben Tag wird er aus der
Werkstatt und aus dem Jugendclub hinausgeworfen.
Marco ist voller Wut und Hass, und er will allen zeigen,
wozu er fähig ist.
Nach der Tat kann Marco nicht verstehen, warum alle
anderen ihm die Schuld geben. Er wollte die Ausländer
vertreiben, und nur er hatte den Mut, etwas zu tun: Die
Erwachsenen haben nur darüber geredet.
2.Aufbau
und
Erzählstil
Das Vorwort, in dem die Autorin die Aktualität des Themas erläutert, führt in die Thematik des Buchs ein. Zunächst erfährt der Leser, welche zeitgeschichtlichen Ereignisse der fiktiven Handlung zugrunde liegen. Die Autorin
fasst die Intention des Buchs zusammen und benennt da­
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Erarbeitet von Christine Hagemann
raufhin zentrale Fragen, die angesichts der sich aktuell
verschärfenden öffentlichen Debatte um Integration und
den Umgang mit Migranten und Flüchtlingen für die Gesellschaft nach wie vor bedeutsam sind. Hierdurch erhält
der Leser erste Hinweise für die Interpretation des Buchs.
Kirsten Boie nimmt persönlich Stellung. Sie beteiligt den
Leser durch rhetorische Fragen, die einen Perspektivwechsel anregen und Anlass zum Nachdenken geben. Als
Appell an Empathie und Menschlichkeit beziehen sie den
Leser in die aktuelle Diskussion ein.
Der überwiegende Teil des Buchtextes besteht aus dreißig
fiktiven Einzelinterviews mit dreizehn Figuren, die in unterschiedlichen Beziehungen zu der Hauptfigur Marco
stehen. Der Text gibt in wörtlicher Rede den Originalton
wieder, den ein fiktiver Reporter aufgezeichnet hat. Dargestellt sind ausschließlich die Aussagen der befragten
Personen, nicht die Fragen des Reporters. Fast alle Personen sind mit zwei, einige mit drei Interviews vertreten. Die
einzelnen Interviews werden zeitdeckend erzählt und in
chronologischer Reihenfolge aufgeführt. Sie sind jeweils
überschrieben mit den zugehörigen Personendaten: Vorname, Nachnamekürzel, Altersangabe und Berufs- bzw.
Beziehungsangabe.
Ort der Handlung ist eine deutsche Kleinstadt. Die Zeit
der Handlung, ein Zeitraum von einigen Tagen im Jahr
1994, lässt sich aus den im Text erwähnten Anschlags­
orten ableiten.
Die Hauptfigur Marco tritt nicht selbst auf. Erst das kurze Schlusskapitel, das durch ein kursiv gesetztes Schriftbild wie ein Nachtrag wirkt, enthält Marcos Äußerungen
zu dem Geschehenen. Hier wechselt die Perspektive zu
personalem Erzählen. Marcos Stellungnahme wird in freier indirekter Rede im Indikativ wiedergegeben. Der dadurch entstehende Eindruck wörtlicher Rede vermittelt
dem Leser eine größere Nähe zu Marco.
Die ungewöhnliche Erzähltechnik versetzt den Leser in
die Rolle des Reporters, der vor Ort recherchiert, um
anschließend sein Material für eine Publikation auszuwerten. Der unmittelbare Eindruck, es handele sich
um Originalaufnahmen, wird hervorgerufen durch die
authentische Sprache, die jeden der Interviewpartner
individuell auszeichnet. Der Verzicht auf Reporterfragen
verstärkt die Dichte des Textes und konzentriert die Aufmerksamkeit des Lesers auf die Ermittlung der Ereignisse.
Die Antworten der Personen lassen gelegentlich auf die
zuvor gestellte Frage schließen; sie beziehen sich im Wesentlichen auf drei Hauptfragen: Wer ist Marco? (Text
bis etwa S. 56) – Warum hat Marco das getan? (Text bis
etwa S. 95) – Was genau ist an dem Tag geschehen? (Text
bis S. 109)
Gleich zu Beginn scheitert ein erstes Interview an der fast
feindseligen Verweigerung des Angesprochenen. Im weiteren Verlauf zeigen sich die meisten Personen zunächst
wenig auskunftsfreudig. Da sich jeder der Befragten auf
dem Hintergrund der eigenen Erfahrungen sehr subjektiv
reden –
Marco
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äußert, entsteht kein einheitliches Bild. Hinzu kommt,
dass fast alle dem Reporter gegenüber eine Position der
Selbstverteidigung einnehmen, die sie sich jedoch nicht
anmerken lassen möchten. Auffällig ist die starke Tendenz, eigenes Verhalten zu rechtfertigen. Die Situation der
Menschen, die eigentlich im Mittelpunkt des Geschehens
stehen, interessiert offenbar niemanden: Die ortsansäs­
sigen Ausländer werden ignoriert, die „zugewiesenen“
Asylbewerber lösen Unmut und „böses Blut“ aus. Der
Brandanschlag wird kaum erwähnt und sprachlich verbrämt zur „unglücklichen Geschichte“. Abgesehen von
Floskeln des Bedauerns scheint niemand Empathie zu
empfinden. Selbst in moralischer Entrüstung drücken sich
Gefühlskälte und Achtlosigkeit aus: „Da ist dann doch
die Grenze. Häuser anzünden und Ausländer verbrennen
ist unmenschlich.“ (S. 59) Die Lichterkette, ein Zeichen
solidarischer Menschlichkeit, wird als heuchlerisches
­Alibi zur eigenen Gewissensberuhigung entlarvt.
Der Leser bekommt ein Gespür für die Doppelbödigkeit
der Aussagen und wird hellhörig für unterschwellige Signale, die auf Verschleierungen, Beschönigungen und Umdeutungen hinweisen. Obwohl der Leser einigen Ausführungen durchaus zustimmen möchte, bleiben alle Personen
zwiespältig und wirken geradezu unsympathisch, sodass
sich der Leser mit keiner von ihnen identifizieren kann.
Der Einzige, der sich letztlich wirklich offen und ehrlich
äußert, ist überraschenderweise Marco.
3.Ansatz
zur I nterpretation
„[…] und ohne Ausländer, nicht? Logisch! Da müsste
man auch keine abfackeln. So einfach ist das.“ (S. 100) So
scheinen viele der Interviewten insgeheim zu denken.
Doch Marcos Antrieb lässt sich nicht politisch begründen, sondern vielmehr mit seinem persönlichen Leben
und auch mit Stigmatisierung durch Achtlose oder vermeintliche Experten.
Der eigentliche Gegenspieler zu Marco ist sein Klassenlehrer. Zum Schluss wird deutlich, wie ähnlich sich die
beiden sind: Beide fühlen sich isoliert, zu Unrecht ausgegrenzt, und beide suchen nach Anerkennung. Beide handeln stellvertretend, vermeintlich im Sinne der anderen.
Beide üben Macht aus, wollen für einen Denkzettel/ein
Schockerlebnis sorgen, und beide tun etwas „in bester
Absicht“, das menschenvernichtende Auswirkungen
hat.
Marcos Persönlichkeit bleibt ambivalent. Jede vorschnelle
Schlussfolgerung wird durch divergierende Aspekte verhindert. Nach der Tat ist er für die anderen ein idealer
Sündenbock, den man gefahrlos aus der Gemeinde
entfernen kann, ohne über irgendeine Mitverantwortung
nachdenken zu müssen. Der Leser erkennt: Die Schuldzuweisung an „den Einzeltäter“ ist durchweg falsch, denn
für die Motivation des Täters sind Einflüsse aus seinem
sozialen Umfeld prägend. Ebenso falsch ist die Behauptung einer determinierten Trennlinie zwischen „den Guten“ und „den Bösen“, vorschnelles Schwarz-Weiß-­
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Denken beruht allzu oft auf eigenen Ressentiments und
Selbstgefälligkeit.
Das Buch hält der Gesellschaft den Spiegel vor. Marco hat
seine Einstellung keineswegs selbst erdacht, sondern aus
den vielfachen Reden der Erwachsenen übernommen.
Diese Reden erinnern fatal an Meinungsäußerungen von
deutschen Bürgern, die sich in jüngster Zeit wütend gegen
Zuwanderung und Asylbewerber „wehren“. Auch hier
wird Hass projiziert auf Unschuldige. Wo fängt Rassismus im Alltag an? Ausländerfeindliche Anschläge haben
in Deutschland deutlich zugenommen. Fühlen sich auch
diese Täter im Recht, weil fremdenfeindliche Reden inzwischen wieder als mehrheitsfähig erscheinen? Regelmäßig gibt es erbitterte Proteste gegen kommunale Asylunterkünfte. Ist es wirklich nachvollziehbar, dass viele
sich zu Recht benachteiligt fühlen gegenüber Menschen,
die, traumatisiert von Krieg und Todesangst, bei uns Zuflucht suchen? Angesichts der wachsenden Ströme von
Flüchtlingen, die ihre Heimat verlassen müssen und aus
existenzieller Not in Europa Schutz suchen, wird ein Umdenken unerlässlich sein, wenn wir das Ziel einer humanen Gesellschaft ernst meinen.
4.Informationen
zur
Autorin
Kirsten Boie, 1950 in Hamburg geboren, war einige Jahre
als Lehrerin tätig, bevor 1985 ihr erstes Kinderbuch
erschien. Heute ist sie eine der renommiertesten deut­
schen Kinder- und Jugendbuchautorinnen, vielfach ausgezeichnet, mehrfach für den international bedeutenden
Hans-Christian-Andersen-Preis nominiert und mit dem
Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für ihr
Gesamtwerk geehrt.
5.Informationen zu aktuellen fremdenfeindlichen T endenzen in D eutschland
5.1 Die Utopie Eine Welt – Überforderung für
den modernen Menschen?
Die gesellschaftlichen und ökonomischen Entwicklungen
im 21. Jahrhundert verlangen den Menschen die Akzeptanz grundlegender Veränderungen ab. Gefordert sind
schnelle Neuorientierung und ständige Flexibilität, auch
im persönlichen Bereich. Internationale Konflikte haben
weltweite Konsequenzen, Wirtschaftskrisen bewirken
globale Dominoeffekte, bedrohen auch die eigene Existenz. Wo früher die Geschlossenheit der Nation in einem
gemeinsamen Geist beschworen wurde, ist heute von
westlicher Wertegemeinschaft die Rede. Doch die Identifikation mit gemeinsamen Werten, die dem Einzelnen
Geborgenheit und Versorgung garantieren soll, bedingt
die Abgrenzung gegenüber anderen. Die Betonung der
Notwendigkeit zur Verteidigung „unserer“ Werte sieht
eine Situation der Bedrohung als gegeben an. Gleichzeitig
fühlt sich der Einzelne nicht mehr in der Lage, wechselnde
politische Koalitionen und Wirtschaftslagen zu durchschauen, geschweige denn, aus eigener Kraft etwas zu
reden –
Marco
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verändern. Verunsicherung, Gefühle von Kontrollverlust
und Benachteiligung erzeugen Angst und Wut. Diffuse
Ängste verengen die Wahrnehmung, setzen den Menschen unter Druck. Der eigene Schutzraum erscheint bedroht. Die Folge sind kurzschlüssige Schuldzuweisungen:
Allen Immigranten, Asylsuchenden, auch Flüchtlingen,
werden aggressive Absichten unterstellt. So kann die Abwehr als Selbstverteidigung gesehen werden. Das Schicksal der Flüchtlinge tritt in den Hintergrund, sie gelten als
diejenigen, die „uns missbrauchen“, die „uns verdrängen
wollen“ oder einfach „nicht zu uns passen“. Gesellschaften, in denen die Bürger mit ihrem Leben zufrieden sind,
zeigen selten derart emotionale Abwehr gegen Zuwanderung.
In ganz Europa ist ein Anwachsen nationalistischer Be­
wegungen festzustellen. Der Wunsch nach Rückkehr zu
überschaubaren Verhältnissen mag verständlich sein,
doch er ist eine Illusion. Auf die aktuelle Flüchtlings­
problematik reagieren auch in Deutschland viele Menschen mit Abwehr, Empathieverlust und wachsender
Gewalt­bereitschaft. Anschläge auf Asylunterkünfte haben
sprunghaft zugenommen: Die Zahl rechtsextrem motivierter Anschläge stieg dabei im Jahr 2014 auf 162, im
Vorjahr waren es 58.1 Prozentual liegt der Hauptanteil in
ostdeutschen Bundesländern. Das Bundesinnenministerium2 vermutet einen Zusammenhang zwischen öffent­
licher Stimmung und fremdenfeindlichen Straftaten.
5.2 Die Angst vor Überfremdung – Wie viel
latenter Rassismus steckt in jedem von uns?
Rechte Gruppen finden Zulauf, Bürger fühlen sich von
staatlicher Seite nicht ausreichend geschützt, von Politikern in ihren Interessen nicht vertreten. Eigeninitiative
erscheint geboten. Diese Haltung drückt sich in lokalen
Heimatschutz- und Bürgerwehr-Bewegungen aus, aber
auch in Massenprotesten gegen Migranten und Asyl­
suchende aus islamischen Ländern. Die staatlichen Unterbringungskonzepte für Asylbewerber haben in zahlreichen Kommunen erbitterte Bürgerproteste ausgelöst. Im
Oktober 2014 kam es zu ersten öffentlichen Demonstratio­
nen mit deutlich rassistischen Äußerungen, im Dezember
2014 gründete sich in Dresden der Verein Patriotische
Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes (Pegida), dessen Vorstand sich als Sprecher und Organisator
einer Volksbewegung gegen die Einwanderungs- und
Flüchtlingspolitik in Deutschland versteht. Bundesweit
entstanden Ableger, die regelmäßigen Pegida-Demonstrationen in Dresden haben weiterhin Zulauf. Ob die Bewegung (geplant ist eine europaweite Entfaltung) über ihre
1 Statistik des Bundeskriminalamts, zit. nach: Buschow, Corinna:
Anschläge auf Asylunterkünfte gibt es bundesweit. Onlinepublikation: Migazin, 10.04.2015. www.migazin.de
2 Im Kontext der Regierungspressekonferenz am 08.04.2015.
Quelle: www.bundesregierung.de
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Internetpräsenz hinaus Bestand haben wird, ist derzeit
anzuzweifeln, doch sie bringt eine Stimmung auf die Straße, die offensichtlich viele Deutsche teilen.1 Von Beginn
an waren auch Neonazis dabei, deren Anzahl nahm mit
dem Anwachsen der Demonstrationen zu. Das Spektrum
ist breiter geworden, vermehrt nehmen Menschen aus allen Alters- und Bevölkerungsgruppen teil, darunter viele
Familien. Mit dem Slogan „Wir sind das Volk!“ versammeln sich Unzufriedene verschiedener Ausprägung: Fremdenfeinde, Asylgegner, Islamfeinde, Linkenhasser, Nationalisten, Chauvinisten.
Pegida will die christlich geprägte Abendlandkultur schützen und gegen die „fanatische, radikalreligiöse Unterwanderung“2 verteidigen. Man unterstellt generell, dass der
Islam die Absicht verfolgt, Europa schleichend und gewaltsam einzunehmen. Insbesondere richtet sich der Protest gegen Zuwanderung aus Kriegsgebieten; man befürchtet „Glaubens- und Stellvertreterkriege auf deutschem
Boden“ und als Folge davon „[…] in wenigen Jahren bei
uns ebensolche Zustände wie in den Ländern, aus denen
die Flüchtlinge kommen“.3 Den Politikern wird vorgeworfen, die Versorgung von Asylanten vor die der Deutschen
zu stellen. „Langfristig ist daher unser Ziel, dass die Politik insgesamt sich ändert und auch wieder nationaler
denkt. Und sie der Überfremdung, nicht im Sinne von zu
vielen Ausländern, sondern im Sinne von fremden Kulturen, vorbeugt. Es muss verhindert werden, dass sich fremde Kulturen hier platzieren und die deutsche Kultur eher
an den Rand rückt. Wir sind hier in Deutschland und hier
haben die deutschen Wertvorstellungen Vorrang.“4
Ermutigt durch die Menge an Gleichgesinnten, bringen
viele Bürger ihre ausländerfeindliche Einstellung offen
zum Ausdruck. Die Hemmschwelle sinkt, es werden auch
extreme rassistische Haltungen geäußert, die seit dem
Ende der NS-Herrschaft in Deutschland mehrheitlich
überwunden geglaubt waren. Die Parolen und die Erbitterung gleichen dem Szenario nach dem Brandanschlag auf
eine Ausländerunterkunft in Rostock-Lichtenhagen im
Jahr 1992. Auch damals entlud sich Volkszorn – und
auch bei Pegida gibt es einen erheblichen Anteil an Nazis
und Neurechten, von denen kaum Abgrenzung erfolgt.
Eine Pegida-Sprecherin: „Wir sind alle rechts. Wir verfolgen rechte Politik, wir sind Patrioten, wir lieben unser
Vaterland, wir lieben unsere Heimat, und wir wollen
diese schützen […].“5
Das Ausmaß an latentem Fremdenhass, der in Deutsch­
land 2014 wieder einmal offen zutage tritt, hat manche
überrascht. Doch auch die Gegenbewegung, die sich als
Anwalt der Mitmenschlichkeit versteht, ist emotional
aufgeladen. Beide Seiten lehnen den Dialog ab. PegidaAnhänger verachten das in ihren Augen naive Gutmenschentum, und viele fühlen sich zu Unrecht pauschal in
die Nazi-Ecke gestellt. Pegida-Gegner verachten den unreflektierten Ausländerhass, in dem sie dasselbe schlichte
Sündenbockprinzip sehen, das in der NS-Zeit in Pogrome
reden –
Marco
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mündete. Angesichts der Leidenschaft und des Ingrimms
auf beiden Seiten stellt sich die Frage, ob nicht auch die
Pegida-Bewegung der Gesellschaft als eine Art Sündenbock dient, auf dem ungeliebte Selbstanteile abgeladen
und von sich gewiesen werden. Offenbar gibt es bei vielen
in der sogenannten „bürgerlichen Mitte“ eine individuelle
Grenze der Belastbarkeit, an der allgemeine Humanität in
den Hintergrund gerät und latenter Rassismus die Oberhand gewinnt. Auffällig ist, dass die Ablehnung von Asylsuchenden oft stereotyp eingeleitet wird mit der Aussage:
Ich habe nichts gegen Ausländer. Meist folgt eine Rechtfertigung der Ausgrenzung, im Namen der Volksgemeinschaft ausgesprochen, die mit verallgemeinernden Unterstellungen und Verunglimpfungen in ihrer Konsequenz
doch rechtsradikale Ideologie bedient. Auffällig ist weiterhin, dass Pegida gerade in ostdeutschen Regionen den
größten Zulauf hat, in denen wenig oder keine Migranten
leben.6 Gefühle von eigener Benachteiligung mischen sich
mit Hass und diffusen Bedrohungsszenarien. Hier wird
deutlich: Der Antrieb, sich als Verteidiger der kollektiven
Identität zu empfinden, kann in besonderem Maß radikalisieren, wenn selbst erlebte Bezüge fehlen.
5.3 Umfragen, Stimmen, mögliche Auswirkungen – War alles nur ein rechter Spuk?
Die Auswirkungen der Pegida-Bewegung auf Gesellschaft, interkulturelles Leben oder politische Entscheidungen in Deutschland sind derzeit ungewiss. Bei vielen
in Deutschland lebenden Muslimen wächst die Angst vor
Übergriffen. Muslime in öffentlichen Ämtern, wie Politiker oder Journalisten, erhalten in großer Zahl eindeutige
Hassmails. Doch es gibt auch andere Reaktionen: Die
deutliche Überzahl an Gegendemonstranten bei rechtsra-
1 Laut einer Emnid-Umfrage haben im Dezember 2014 etwa die
Hälfte der Deutschen (53 % der Ostdeutschen, 48 % der Westdeutschen) Verständnis für die Pegida-Demonstrationen. Selbst
teilnehmen würden nur etwa 10 %. URL www.wallstreet-online.
de/nachricht/7246091-umfrage-zweite-verstaendnis-pegidademos
2 Lutz Bachmann in einer Rede vom 27.10.2014. Zit. nach: Hübner, Andrea: Pegida – ein Aufstand von Rechts. Heinrich-BöllStiftung Sachsen, 16.01.2015. URL www.weiterdenken.de/
de/2015/01/16/pegida-ein-aufstand-von-rechts
3 Lutz Bachmann, ebd.
4 Rene Jahn in einem Interview im Internetportal Blu-News,
11.01.2015. URL www.blu-news.org/2015/01/11/pegida-­
gruender-im-blu-news-interview/
5 Katrin Oertel in einer Rede vom 15.12.2014. Zit. nach: Pegida –
Proteste von Männern? Netz gegen Nazis, 03.02.2015. URL
www.netz-gegen-nazis.de/artikel/pegida-%E2 %80 %93-proteste-von-m%C3 %A4nnern-10027
6 Der Anteil ausländischer Bevölkerung (Stand Ende 2013) beträgt
in Deutschland knapp 9,5 % – in Hamburg 14,5 %, in Berlin
14,4 % – in Thüringen knapp 2,2 %, in Sachsen 2,6 %. Quelle:
Statistisches Bundesamt. URL www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/MigrationIntegration/AuslaendischeBevolkerung/Tabellen/Bundeslaender.html
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dikalen Veranstaltungen zeigt eindrücklich: Pegida ist
nicht „das Volk“.
Ergebnisse einer bevölkerungsrepräsentativen Allensbach-Umfrage im Juni 20141:
• Eine mit 59 Prozent klare Mehrheit der Bevölkerung
spricht sich für strenge Asylregeln in Deutschland
aus. Gleichzeitig werden persönliche Verfolgung und
akute existenzielle Bedrohungen als legitime Gründe
gesehen, um in Deutschland um Asyl nachzusuchen.
Die Mehrheit der Bevölkerung hält eine Aufnahme von
Asylbewerbern oder Flüchtlingen dagegen für nicht
gerechtfertigt, wenn die Gründe für das Asylgesuch im
weitesten Sinne wirtschaftlicher Art sind.
• Die Ablehnung von Asylbewerberheimen vor Ort hat
in den letzten zwanzig Jahren abgenommen.
• Die Mehrheit der Bevölkerung kann sich vorstellen,
Asylbewerber aktiv zu unterstützen, vor allem durch
Sachspenden. Die Bereitschaft zu persönlicher Hilfe,
neben Sachspenden z. B. auch beim Deutschlernen oder
bei Behördengängen, ist dabei deutlich weiter verbreitet als die Bereitschaft zu „politischer“ Unterstützung,
z. B. indem man sich an einer Unterschriftenaktion
beteiligt oder Leserbriefe schreibt.
• Rund ein Drittel der Bevölkerung ist überzeugt, dass
viele Unternehmen in Deutschland die Arbeitskraft der
Asylbewerber gut gebrauchen könnten. Personen, die
Asylbewerber persönlich kennen, weil sie engen privaten oder beruflichen Kontakt haben, vertreten sogar
zu über 50 Prozent diese Ansicht.
Die sozialpsychologische Mitte-Studie2 der Universität
Leipzig kommt in ihrer detaillierten Repräsentativerhebung zu ähnlichen Resultaten, beurteilt die Entwicklung
jedoch skeptischer.
• Rechtsextreme Einstellungen gibt es in jeder Bevölkerungsgruppe und bei Wählern aller Parteien. Ausländerfeindlichkeit trifft mit rund 20 Prozent auf die
größte Zustimmung.
• Die Zustimmung zu rechtsextremen Aussagen sowie
Ausländerfeindlichkeit insgesamt sanken 2014 im Vergleich zu den bisherigen Studien.
• Allerdings ist die Stigmatisierung von Asylsuchenden,
Muslimen sowie Sinti und Roma deutlich gestiegen.
Die Abwertung von Asylbewerbern ist mit 84,7 Prozent der Befragten in den neuen und 73,5 Prozent der
Befragten in den alten Bundesländern sehr groß. Fast
die Hälfte der Deutschen lehnen Muslime ab.
• Es gibt weiterhin eine hohe Zustimmung in der Kategorie „teils/teils“ (zwischen 12 und 31 Prozent). „Das
weist auf die latente Bereitschaft vieler Menschen hin,
rechtsextremen Aussagen zuzustimmen.“3
In den Zeitverlauf-Statistiken der zweijährlich durchgeführten Mitte-Studie fällt auf, dass die Quoten zu
den Aspekten manifeste rechtsextreme Einstellung, Sozi-
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Marco
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aldarwinismus und Ausländerfeindlichkeit von 2012 zu
2014 besonders stark sinken. Die Frage stellt sich: Zeigt
sich hier, als Effekt von Pegida, tatsächlich ein positiver
Bewusstseinsprozess, oder scheuen die Befragten eine
offene Zustimmung, weil sie nicht mit Nazis identifiziert
werden möchten?
Zu der vergleichsweise großen Zahl von Pegida-Anhängern in den ostdeutschen Bundesländern sagt Sami Ibrahim, ein Muslim, der seit fünfzehn Jahren in Dresden als
Drucker arbeitet: „Die Leute im Westen sind mit Ausländern groß geworden, sie haben zusammen im Sandkasten
gespielt. Hier [in Dresden] sind sie es nicht gewöhnt, mit
Ausländern zu leben. Sie müssen Toleranz noch lernen.
Jeder in Deutschland kennt den Islam. Also nehme ich an,
dass der Islam dazugehört, dass er ein Teil von Deutschland ist. Das Problem ist, dass jetzt die Muslime hier, ob
arabischer Herkunft oder nicht … Die hochqualifizierten
Leute, die ziehen alle um.“4
Yadegar Asisi, ein Berliner Künstler mit iranischer
Abstammung, der in Leipzig aufwuchs, findet in der Auseinandersetzung mit der Geschichte und dem politischen
Überdruss auf der Straße durchaus Positives: „Der Prozess, den Deutschland gerade durchmacht (den betrachte
ich jetzt mal als Ausländer), den finde ich sehr bewundernswert. Es ist wirklich ein Kampf mit der eigenen
Geschichte. Eine Interpretationshoheit, die nicht mehr
von oben kommt, sondern die viele, viele Ebenen hat.
Das ist eine Auseinandersetzung, die ich mir manchmal
in anderen Ländern dieser Welt wünschen würde. Man
kann heute nicht sagen, die Deutschen sind besonders
(wieder) fremdenfeindlich, ich spüre das nicht.“4
Anders sieht das der Konfliktforscher Andreas Zick:
„2014 war das Jahr der Radikalisierung unserer Gesellschaft. […] Wir beobachten in unseren Umfragen schon
seit einiger Zeit einen verrückten Effekt: Gerade in den
obersten Schichten, bei den Reichsten der Befragten,
nimmt die Fremdenfeindlichkeit besonders zu. […]
Pegida macht uns deutlich, dass diese Konflikte ins Zentrum drängen. Bei uns am Institut sprechen wir von der
fragilen Mitte – und die ist propagandistisch aufladbar.
1 Robert Bosch Stiftung (Hrsg.): Asyl und Asylbewerber: Wahrnehmungen und Haltungen der Bevölkerung 2014 – Ergebnisse
einer repräsentativen Umfrage, durchgeführt vom Institut für
Demoskopie Allensbach. URL www.bosch-stiftung.de/content/
language1/downloads/RBS_Asyl_Studie_FINAL_RZ_einzel.pdf
2 Die stabilisierte Mitte – rechtsextreme Einstellung in Deutschland 2014. URL www.zv.uni-leipzig.de/pressedaten/dokumente/dok_20140604103407_02ffd91ece.pdf
3 Prof. Dr. Elmar Brähler, Mitherausgeber der Mitte-Studie, ebd.
4 Quelle: arte reportage, 21.02.2015: Dresden – Pegida und die
Folgen. URL info.arte.tv/de/dresden-pegida-und-die-folgen
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K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
Das kannten wir vorher nicht.“5
Bülent Ucar, Professor für Islamische Religionspädagogik in Osnabrück: „Viele Muslime sind eingeschüchtert
und verängstigt durch diese Entwicklung. Sie sind sensibler und aufmerksamer geworden. Vor allem diejenigen,
denen man ihr Muslimsein ansieht: Frauen mit Kopftuch
oder Männer mit einem ausgeprägten Bart. Mich erinnert
diese Entwicklung an dunkle Zeiten in Deutschland, an
die Zeit vor Solingen und Mölln.“6
Öczan Mutlu, Abgeordnete der Partei Die Grünen: „Seit
Beginn der Pegida-Demonstrationen ­nehmen Beleidigungen auf meiner Facebook-Seite zu. Es scheint, dass
das Motto ‚das wird man doch wohl mal sagen dürfen‘ nun alle Diskriminierungen rechtfertigt. Auffallend
und besorgniserregend ist, dass viele der KommentatorInnen ihre Namen nicht mehr verstecken. Ich erhalte
Hassmails, seit ich politisch aktiv bin, zum Beispiel: Es
wird Zeit das Auschwitz, Buchenwald u.a. den Betrieb
wieder auf­nehmen! Da gehört Ihr Dreckstürken nähmlich hin! Diese E-Mail mit Klarnamen wurde damals als
nicht volksverhetzend eingeschätzt, wie auch alle anderen
E-Mails, die ich angezeigt habe. Wir erhalten aber auch
solidarische Post, die mich ermutigt, nicht aufzugeben.
Das tut gut.“7
Aydan Üzoguz, Integrationsbeauftragte der SPD: „Seit es
Pegida gibt, bekomme ich nicht spürbar mehr ausfallende
Post als sonst. In die üblichen Beleidigungen mischt sich
aber zunehmend ein allgemeiner Frust über Politik und
System. Pegida trägt anscheinend auch dazu bei, dass es
salonfähig wird, eine ganze Religionsgruppe auf übelste
Weise pauschal zu beschimpfen, nach dem Motto: Das
darf man jetzt.“8
Der Sozialpsychologe Andreas Zick gibt zu bedenken: „Was wir unterschätzen ist, dass das Internet eine
Möglichkeit der Selbstradikalisierung bietet, gerade im
rechtspopulistischen Spektrum. Wir haben die Illusion,
dass durch das Rauslassen von Hass und Frust in Kommentaren die Aggression gemindert würde. Das stimmt
aber nicht in Communities, in denen der Frust immer
wieder aggressiv auf Sündenböcke gerichtet wird. Das
macht Menschen eher radikaler. […] Wahrscheinlich
wird Pegida bald nicht mehr so sichtbar sein. Wir müssen uns aber dennoch Sorgen machen um diese weit verbreiteten Vorurteile in der Gesellschaft. Denn es hilft
Demokratie ja nicht, wenn die Menschen mit ihren
Pegida-Meinungen wieder hinter den Gardinen verschwinden.“9
Literatur (Auswahl):
Baumann, Zygmunt: Gemeinschaften. Auf der Suche nach Sicherheit in einer bedrohten Welt. Berlin: Suhrkamp, 2009.
reden –
Marco
h at wa s g e ta n
Benz, Wolfgang (Hrsg.): Auf dem Weg zum Bürgerkrieg?
Rechtsextremismus und Gewalt gegen Fremde in Deutschland.
Frankfurt a. M.: Fischer 2002.
Grün, Arno: Der Verlust des Mitgefühls. Über die Politik der
Gleichgültigkeit, München: DTV, 2002.
Hövermann, Andreas; Küpper, Beate; Zick, Andreas: Die Abwertung der Anderen – Eine europäische Zustandsbeschreibung
zu Intoleranz, Vorurteilen und Diskriminierung. Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, 2011.
Hüther, Gerald: Biologie der Angst. Wie aus Stress Gefühle werden, Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht, 2012.
Melzer, Ralf (Hrsg. für die Friedrich-Ebert-Stiftung); Klein, Anna;
Zick, Andreas: Fragile Mitte – feindselige Zustände – Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2014. Bonn: Dietz, 2014.
Zick, Andreas: Vorurteile und Rassismus – Eine sozialpsychologische Analyse. Texte zur Sozialpsychologie, Band 1. Münster:
Waxmann, 1997.
6.D as Buch „Erwachsene reden – Marco
hat was getan “ im U nterricht
6.1 Einsatzmöglichkeiten
Das Buch eignet sich zum Einsatz in den Fächern Deutsch,
Sozialkunde/Gemeinschaftskunde, Wirtschaft/Politik, in
Fächerkombinationen oder fächerübergreifendem Unterricht, auch mit Beteiligung der Fächer Psychologie, Geschichte, Erdkunde/Geografie. Es können eigene kreative
Arbeiten angeschlossen werden, die eine weiterführende
Auseinandersetzung mit der Thematik ermöglichen, wie
zum Beispiel Schreib- oder Kunstprojekte.
Es ist sinnvoll, Schüler höherer Stufen den Roman vorab
als Ganzes lesen zu lassen. In Lerngruppen mit jüngeren
Schülern kann eine gemeinsame Lektüre besser zum Verständnis beitragen. Dabei werden textkritische Methoden
schrittweise eingeübt. Bei der Besprechung werden Teilaspekte problemorientiert näher beleuchtet. Der entsprechende „Scheinwerfer“ kann von Kleingruppen übernommen werden. Die Schülerarbeitsphasen sollten möglichst
oft in Partner- oder Gruppenarbeit erfolgen. Für das
Verstehen von Zusammenhängen und/oder die Darstel-
5 Andreas Zick ist Direktor des Instituts für interdisziplinäre
Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld. Er
forscht seit vielen Jahren zu „gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“, Vorurteilen, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Quelle: Hornig, Frank; Schindler, Jörg: Adorno hätte
seine Freude. In: Der Spiegel 3/2015. URL www.spiegel.de/spiegel/print/d-131242880.html
6 Quelle: ARD-Tagesschau, Interview 16.12.2014. URL www.
tagesschau.de/inland/pegida-muslime-101~_origin-9cce309863a7-4ca9-bc7e-0de304c7207e.html
7 Quelle: Meiritz, Annett: Pegida-Bewegung: Politiker klagen über
Hassmail-Flut. Spiegel Online, 23.01.2015. URL www.spiegel.
de/politik/deutschland/pegida-bewegung-mehr-hassmails-anabgeordnete-des-bundestags-a-1014360.html
8ebd.
9 Quelle: ARD-Tagesschau, Interview 21.01.2015. URL www.
tagesschau.de/inland/pegida-interview-103.html
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K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
lung von Beziehungsgefügen ist das Erstellen von Mindmaps geeignet.
6.2 Lernziele
Die Schülerinnen und Schüler sollen
–– sensibilisiert werden für Entwicklungsprozesse und
Problemfelder der Zivilgesellschaft, die das Zusammenleben verschiedener Kulturen und die Haltung
gegenüber Menschen mit Zuwanderungsgeschichte
betreffen;
–– Machtausübung durch manipulative Umdeutungen
erkennen lernen (Opfer-Täter-Umkehr; Verharmlosungen bzw. Dramatisierungen; willkürlicher Umgang
mit Statistiken);
–– Prozesse der Meinungsbildung analysieren lernen und
Argumente kritisch hinterfragen;
–– im eigenen Sprachgebrauch einen undogmatischen
Umgang mit Sprache kultivieren;
–– eigene Positionen reflektieren und Fähigkeiten entwickeln, Vorurteilen in ihrem Umfeld und im gesellschaftlichen Kontext begründet zu begegnen.
6.3 Zur Analyse der Interviews
Kommunikation ist ein komplexer Vorgang, an dem sowohl intellektuelle als auch emotionale Faktoren beteiligt
sind. Der übermittelte Inhalt sagt immer auch etwas über
die Erfahrungen, Wertvorstellungen, Gefühle und Wünsche des Sprechers aus. Nicht nur ein Appell will etwas
erreichen oder in bestimmter Richtung Einfluss nehmen,
sondern in jeder Äußerung stecken zielgerichtete Botschaften, die einen bestimmten Eindruck erwecken, den
anderen zur Zustimmung auffordern, beeinflussen oder
überzeugen möchten. Dies geschieht auch unbewusst,
kann jedoch absichtlich eingesetzt werden, um eigene Interessen durchzusetzen.
Sprache ist geeignet, kollektives Bewusstsein zu schaffen
und zu formen. Die Methoden der Manipulation sind oft
sehr subtil. Eine Diskursanalyse, die auch ethische Aspekte wertender Sprache beleuchtet, beachtet die Wortwahl
(Schlüssel-, Fahnen-, Stigma-Wörter) im Hinblick auf
implizite Statements und Intention.1
Mit der Auswertung der Interviews lässt sich eine Methodik entwickeln, die auch auf Aussagen in Medienberichten oder von Parteivertretern angewandt werden kann
(siehe Arbeitsblatt 5 – Lösungen). Die Sprachkritik fördert
das Sprachbewusstsein und sensibilisiert die Schülerinnen
und Schüler für den eigenen Sprachgebrauch. Das Nachdenken über Sprache und ihre Verwendung soll dazu
beitragen, einen umsichtigen, undogmatischen Umgang
mit Sprache zu kultivieren.2
6.4 Zur Rezeption des Buchs im Themenkomplex Asylanten in Deutschland
Die spezielle Erzähltechnik ermöglicht unterschiedliche
Vorgehensweisen. Das Buch kann als Einstieg in die Thematik oder zur Verdeutlichung zuvor besprochener As-
reden –
Marco
h at wa s g e ta n
pekte eingesetzt werden. Die folgenden Vorschläge beziehen sich auf die Einbettung der Lektüre in eine
Gesamtthematik, die sich mit der aktuellen Asyldebatte
und der Anschlussfähigkeit rechtspopulistischer Gruppen
befasst. Je nach Umfang der Unterrichtseinheiten lassen
sich die einzelnen Bausteine in verschiedener Zusammensetzung kombinieren.
Unterrichtsreihe I:
Lektüre als Einstieg: Die Schülerinnen und Schüler nehmen die Rolle des Reporters ein, der das vor Ort gesammelte Material der Interviews auswertet. Die Ergebnisse
können in Partner- oder Gruppenarbeit gesammelt und
im Plenum zusammengetragen werden. Anschließend
werden die Ergebnisse zu aktuellen gesellschaftlichen Diskussionen in Beziehung gesetzt. Es werden Tendenzen
aufgezeigt und Lösungsmöglichkeiten diskutiert.
Mögliche Schwerpunkte:
–– Marcos Sozialisation, seine Schullaufbahn, seine sozia­
le Stellung im Ort;
–– politische Positionen, Nationalstolz, Xenophobie, Rassismus im Alltag;
–– Prozesse der Meinungsbildung, Gesellschaftsstrukturen, Integration.
Impulse:
• War Marcos Handeln politisch oder persönlich motiviert?
• Hat sich im Bewusstsein der beteiligten Personen etwas
verändert?
• Welche Faktoren haben Einfluss auf meine WerteEntscheidungen? (Erziehung, Vorbilder, Peergroup,
Medien – Fremdbestimmung/Selbstbestimmung)
• Warum sind wir stark abhängig von der Mehrheits­
meinung? (Gruppendruck)3
1 Zum Umgang mit politischer Sprache, u. a. mit dem Ausdruck
„Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein“, siehe: Felder, Ekkehard
(2011): Diskursanalyse von politischer Sprache. In: Online-Dossier zum Thema „Sprache und Politik“ der Bundeszentrale für
politische Bildung. URL www.bpb.de/politik/grundfragen/sprache-und-politik/42740/diskursanalyse
2 Zur Anschlussfähigkeit rechtsradikaler Demagogie: Rechtsextremistische Einstellungen im Alltag. Unterrichtsprojekt der Bundeszentale für politische Bildung. bpb.de/lernen/unterrichten/
grafstat/172864
3 Zum psychologischen Effekt der Synchronisation durch Gruppendruck: Konformitätsexperiment nach S. Asch. Quelle: URL
www.bpb.de/lernen/grafstat/46346/info-02-02-konformitaetsexperiment-nach-asch-1951
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K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
Schreibanlass: Der Reporter verfasst einen Artikel oder
einen Blog.
Unterrichtsreihe II:
Die Schülerinnen und Schüler informieren sich (vor oder
nach der Buchlektüre) über aktuelle gesellschaftliche Tendenzen. Sie sichten Medienberichte und sammeln Äußerungen von Politikern und anderen Bürgervertretern. Anhand
der Buchlektüre untersuchen die Schülerinnen und Schüler
kritisch unterschiedliche Positionen in Bezug auf die aktuelle Situation. Sie benennen Problemfelder, erforschen
mögliche Ursachen und diskutieren Lösungsmöglichkeiten.
Mögliche Schwerpunkte:
–– Bürgerbewegungen und -proteste (z. B. Pegida);
–– politische Entscheidungen (z. B. Asylgesetze, kommunale Unterbringung, Quotenregelung);
–– Anschlussfähigkeit für rechtpopulistisches Gedankengut;
–– Statistiken als Quelle für (tendenziöse) Beurteilungen
und Situationsanalysen.
Impulse:
• Woran erkennt man rechtsradikale Gesinnung?
• Ist Ausländerhass ein persönliches, gesellschaftliches
oder politisches Phänomen?
• Welche Sorgen der Bürger machen sich rechtsideologische Parteien zunutze?
• Welchen Einfluss hat die Berichterstattung auf die Meinungsbildung?
Schreibanlass: Stellungnahme zu einem Medienartikel
oder einem Politikerinterview.
Unterrichtsreihe III:
Zivilgesellschaftliche Phänomene und Konflikte, die auf
dem Hintergrund steigender Asylbewerberzahlen aktuell
auftreten, werden im Unterricht vorab behandelt. Nach
der Buchlektüre vergleichen die Schülerinnen und Schüler
Marcos Geschichte paradigmatisch mit ihrem Vorwissen.
Mögliche Schwerpunkte:
–– Bürgerproteste gegen Asylunterkünfte;
–– Zunahme rechtsradikal motivierter Gewalt gegen Ausländer und/oder Asylbewerber;
–– wachsende Zustimmung zu Nationalstaatlichkeit und/
oder antidemokratischen Bewegungen.
Impulse:
• Welche Entwicklungen sind in den letzten zwanzig
Jahren zu verzeichnen?
• Warum ist die Zivilgesellschaft nach wie vor weit von
befriedigenden Lösungen entfernt?
• Welche gesellschaftlichen/politischen Entwicklungen
fördern bzw. hemmen den toleranten Umgang mit
anderen Menschen? (Menschenrechte – öffentliche
reden –
Marco
h at wa s g e ta n
Meinung – Umgang mit Minderheiten – Regression
durch Verunsicherung – diffuse Ängste)
• Können politische Lösungen die Konflikte beenden?
Schreibanlass: Verfassen eines eigenen Artikels, der sich
mit einem aktuellen Aspekt der Asyldebatte befasst oder
der sich mit Erlebnissen im eigenen Umfeld auseinandersetzt.
Infomaterial (Auswahl)
zu Asylrecht – Asylverfahren – Dublin-II-Konvention
(Drittlandregelung) – Asyldebatte:
–– Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: Asyl und
Flüchtlingsschutz. bamf.de/DE/Migration
–– Bundeszentale für politische Bildung: Flüchtlinge an
den Grenzen Europas. bpb.de/apuz/172376
–– Pro Asyl: Asyl in Deutschland. proasyl.de/de/themen/
basics
–– Statistikmaterial zu Asylentscheidungen in Deutschland: de.statista.com/statistik/daten
–– 20 Jahre Rostock-Lichtenhagen – ein Akt politischer
Brandstiftung. Pro Asyl, 22.08.2012.
–– proasyl.de
–– Der Fünf-Punkte-Plan der NPD zur Ausländerrückführung. NPD, 08.09.2009. npd-bayern.de
–– Unterrichtsprojekt: Jugendliche zwischen Ausgrenzung
und Integration. bpb.de/lernen/grafstat/134514 (Mit
Unterrichtsmaterialien und Chronik: Migrationsgeschichte und Integrationspolitik in Deutschland)
6.5 Perspektivwechsel
Die Bereitschaft, sich gegen rechte Tendenzen zu engagieren, setzt eine gereifte Persönlichkeit voraus, die auch im
eigenen Umfeld das Recht auf Leben in Menschenwürde,
Freiheit und Gleichheit grundsätzlich allen Menschen zuspricht. Um den Vorrang allgemeiner Menschenrechte als
persönliche Überzeugung auch emotional zu internalisieren, müssen Vorurteile und Fehlschlüsse überwunden
werden. Kognitiv ist hierzu Aufklärung und Wissensvermittlung notwendig. Für das emotionale Verstehen ist die
Sozialisation von großer Bedeutung. In der Praxis hat sich
ein simpel erscheinendes Konzept besser bewährt als alle
politischen Programme und Diskurse: Die persönliche
Begegnung mit gegenseitigem Respekt und offenem Interesse. Persönliche Erlebnisse können die eigene Sichtweise
nachhaltig verändern. Der Perspektivwechsel ermöglicht
Empathie und emotionales Verstehen, die zu humanem
Handeln ohne Diskriminierung führen. Ausgangspunkt
für diese Unterrichtseinheit können die Fragen sein, die
die Autorin im Vorwort an die Leser stellt.
Unterstützend kann eingesetzt werden:
• dokumentarische Bildreportagen zur Situation von
Flüchtlingen (Leben in Notstands- und Kriegsgebieten;
Flucht übers Meer auf Booten; Erlebnisberichte);
• persönlicher Kontakt zu Menschen mit Einwanderungsgeschichte.
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K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
reden –
Marco
h at wa s g e ta n
• Thema: Grundrecht auf Leben und Freiheit – Primat
der Allgemeinen Menschenrechte;
• Anti-Rassismus-Training „Blue Eyed – Brown Eyed“4
(Jane Elliott)
4.Notiere zu jedem Interview, was dir besonders auffällt.
5.Füge der Mappe eigene Arbeiten hinzu, wie zum
Beispiel: Aufsätze, Mindmaps, Collagen, Zeitungsausschnitte, Bilder und Fotokopien/Ausdrucke.
7.Lesetagebuch/Portfolioarbeit
8.Arbeitsblätter
Die Schülerinnen und Schüler legen eine Mappe an, in der
auch die Arbeitsblätter, weiteres Material sowie eigene
Arbeiten gesammelt werden. Das Lesetagebuch kann als
Wandtafel (Tapetenrolle) erstellt werden, dadurch können Lektüre und gemeinsame Besprechung im Unterricht
parallel geführt werden. Als Grundgerüst kann ein Schema mit den Namen der Interviewten dienen (vgl. Arbeitsblätter 7 und 8).
Die Arbeitsblätter können direkt in der Lerngruppe eingesetzt werden. Für die Lehrkraft sind Lösungen angefügt,
die auch didaktische Anregungen und nähere Informationen enthalten. Die vorgegebenen Lösungen sind Vorschläge, auch geeignet als Anregung für die Interpreta­
tion. Die Belege durch Zitate in den Lösungsbögen sind,
wenn nicht explizit durch die Fragestellungen angefordert, vor allem Hilfestellungen für die Lehrkraft.
Die Arbeitsblätter verstehen sich als Bausteine und können je nach Aufbau der Unterrichtseinheiten variabel
eingesetzt werden, zur schriftlichen wie zur mündlichen
Bearbeitung. Die Arbeitsblätter 1–8 führen in die Text­
arbeit ein. Im Mittelpunkt steht dabei die Analyse der Interviews. Die Arbeitsblätter 9–17 behandeln schwerpunkt­
artig einzelne Aspekte. Sie setzen die Lektüre größerer
Abschnitte voraus und enthalten Arbeitsaufträge, die
selbstständige Reflexion erfordern. Die Arbeitsblätter
18–22 verknüpfen die Thematik mit der kritischen Betrachtung aktueller gesellschaftlicher Prozesse.
Anleitung für die Schüler:
1.Notiere beim Lesen zu jedem Interview einige Stichworte zum Inhalt. Stelle dir dabei die Fragen: Was sagt
die Person über Marco? – Was sagt die Person über
sich selbst?
2.Du kannst beim Schreiben verschiedene Farben benutzen, je nachdem, auf welche Frage sich deine Antwort
bezieht.
3.Schreibe zu jedem Interview mindestens eine Textstelle
heraus, die du wichtig findest.
4 „Menschen werden nicht als Rassisten geboren, sie werden dazu
gemacht. Alles, was erlernt werden kann, kann auch verlernt
werden.“ (J. Elliott) Quelle: Diversity Works. URL www.diversity-works.de/workshops/blue_eyed_workshop/ (Hier zu beziehen: DVD „Machtspiele“, Fernseh-Dokumentation des BlueEyed Workshops in Deutschland, 45 Minuten)
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K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
reden –
Marco
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Arbeitsblatt 1
D as B uch „E rwachsene
M arco hat was getan “
reden –
Lies das Vorwort.
1.Welche realen gesellschaftlichen Ereignisse gingen dem Buch voraus?
2.Warum ist das Thema des Buchs heute aktuell?
3.Welcher Frage geht das Buch nach?
5.Lies das Motto des Buchs:
„Er hat es nicht geplant: Er hat darüber geredet.“ Was bewirkt diese Unterscheidung beim
Leser?
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4.Warum ist es wichtig, nach einer Antwort auf diese Frage zu suchen?
K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
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Arbeitsblatt 2
I nterview : F riedhelm K. – 54 J ahre – B ürgermeister
Lektüre bis Seite 14.
1.Was sagt der Bürgermeister über Marco?
2.Was sagt er über die Tat?
3.Wo sieht er Gründe für die Tat?
5.Welche Klischees oder Vorurteile kommen zum Ausdruck?
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4.Was sagt er über Ausländerfeindlichkeit?
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reden –
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Arbeitsblatt 2 Fortsetzung
I nterview : F riedhelm K. – 54 J ahre – B ürgermeister
6.Wie verhält er sich gegenüber dem Reporter?
7.Worum geht es ihm? Welches Bild möchte er vermitteln?
W
9.Wähle ein Zitat aus dem Text, das seine Ansichten treffend wiedergibt.
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8.Gibt es Hinweise, dass er nicht sagt, was er wirklich denkt? Nenne eine Aussage, die dir
auffällt.
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Arbeitsblatt 3
I nterview : H ubert S. – 42 J ahre – K lassenlehrer
Lektüre bis Seite 22.
1.Was sagt der Klassenlehrer über Marco?
2.Worüber spricht er hauptsächlich?
3.Was meint er mit „Parias“?
4.Worin sieht er den Grund für die Verweigerungshaltung seiner Schüler?
W
6. Wähle ein Zitat aus dem Text, das seine Ansichten treffend wiedergibt.
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5.Welches Bild möchte er vermitteln?
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Arbeitsblatt 4
I nterview : F rank W. – 32 J ahre – S ozialarbeiter
Lektüre bis Seite 39.
1.Was sagt der Sozialarbeiter über Marco?
2.Worin sieht er die Aufgabe der Jugendfreizeitstätte?
3.Wie beurteilt er rechtsradikale Äußerungen von Jugendlichen?
5.Wähle ein Zitat aus dem Text, das seine Ansichten treffend wiedergibt.
W
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4.Was hält er im Umgang mit jugendlichen Neonazis für richtig?
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Datum: _________
Arbeitsblatt 5
I nterview : Lektüre bis Seite 56.
Trage den Namen einer interviewten Person in der Überschrift ein. Untersuche die Aussagen
dieser Person anhand folgender Fragen:
1.Was sagt er/sie über Marco?
2.Was sagt er/sie über Ausländer im Ort bzw. über Fremdenfeindlichkeit?
3.Welches Bild möchte er/sie vermitteln?
W
5.Wähle ein Zitat aus dem Text, das seine/ihre Ansichten treffend wiedergibt.
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4.Welche persönlichen Interessen lassen sich erkennen?
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Arbeitsblatt 5 Fortsetzung
I nterview
Hinweise zum kritischen Lesen:
Wenn ein Gesprächspartner dir gegenübersteht, kannst du auf seine Stimme, Mimik und Gestik achten. Das ist hier nicht möglich, dennoch bekommst du durch die Ausdrucksweise der
Befragten einen Eindruck von der Person.
Beim kritischen Lesen achtest du auf Signale, die du im Text selbst findest.
Stelle dir Fragen und suche nach Auffälligkeiten, um die Meinung der Person besser zu verstehen.
Beachte: Jede/r möchte einen bestimmten Eindruck erwecken oder hat eigene Interessen, die
bei der Aussage mitschwingen.
––Worüber spricht der/die Interviewte?
Achte auf:
–– thematischen Hauptanteil der Aussage Themawechsel
––Welches Bild möchte er/sie vermitteln?
Achte auf:
–– mehrfache Nennung eines bestimmten Ausdrucks/Satzes
–– Betonung eines bestimmten Aspekts
–– Vermeiden eines bestimmten Aspekts
–– Aufstellen von Behauptungen
–– Appelle
–– rhetorische Fragen
––Gibt es Hinweise auf bewusste/unbewusste Manipulationen?
Achte auf:
–– Stigma-Wörter, wertende Ausdrücke
–– Scheinargumente
–– unwahre Behauptungen
–– Verdrehen von Fakten
–– Verschleierungen, Umdeutungen
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––Wie verhält er/sie sich im Interview?
(Nonverbale Anteile können hier nur vermutet werden. Dennoch entsteht ein Eindruck, der
Sprecher wirkt z. B. abweisend; offen; distanziert; zögernd; unsicher; selbstsicher etc.)
Achte auf:
–– Sprachstil
–– Redeweise, Ton
–– Affirmationen
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Marco
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Arbeitsblatt 6
M arco
hat was getan
Lektüre bis Seite 56.
1.Was möchte der Reporter herausfinden?
2.Was erfährst du über den Ort?
3.Was erfährst du über Marco?
Alter: Familie: Schule: 4.Was fällt dir bei den Aussagen auf?
5.Denkst du, der Reporter ist einer Antwort nähergekommen? Notiere deine Gedanken.
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Freizeit: K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
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Arbeitsblatt 7
D ie I nterviews
Lies die Interviews bis Seite 56. Schreibe in die Tabelle, wie sich die Befragten über Marco und
seine Tat äußern. Du kannst Stichworte oder Textstellen notieren.
Was sagt er/sie über Marco?
Was sagt er/sie über Ausländer im Ort
bzw. Fremdenfeindlichkeit?
Norman L.
17 Jahre
Freund
Friedhelm K.
54 Jahre
Bürgermeister
Hubert S. 42 Jahre
Klassenlehrer
Silke K.
51 Jahre
Grundschul­lehrerin
Maren F.
32 Jahre
Nachbarin
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Martin K.
16 Jahre
Nachbarjunge
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Datum: _________
Arbeitsblatt 7 Fortsetzung
D ie I nterviews
Was sagt er/sie über Marco?
Was sagt er/sie über Ausländer im Ort
bzw. Fremdenfeindlichkeit?
Sigurd J.
17 Jahre
Freund
Klaus-Peter W.
54 Jahre
Tankstellenpächter
Frank W.
32 Jahre
Sozialarbeiter
in
der
Jugend­
freizeitstätte
Hartmut K.
59 Jahre
Schulleiter
Hinnerk F.
42 Jahre
Gemeindepastor
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Rüdiger Poffatz
14 Jahre
Freund
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Marco
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Datum: _________
Arbeitsblatt 8
V erschiedene A nsichten
In ihren Stellungnahmen sagen die Befragten indirekt auch etwas über sich selbst. Schreibe in
die Tabelle, welchen Eindruck sie erwecken möchten und was sie damit bezwecken.
Wie reagiert er/sie?
Wie stellt er/sie sich selbst dar?
Welches
Interesse
sich so zu äußern?
hat
er/sie,
Norman L.
17 Jahre
Freund
Friedhelm K.
54 Jahre
Bürgermeister
Martin K.
16 Jahre
Nachbarjunge
S. Silke K.
51 Jahre
Grundschullehrerin
Maren F.
32 Jahre
Nachbarin
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Hubert
42 Jahre
Klassenlehrer
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reden –
Name: ______________________________
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Datum: _________
Arbeitsblatt 8 Fortsetzung
V erschiedene A nsichten
Wie reagiert er/sie?
Wie stellt er/sie sich selbst dar?
Welches
Interesse
sich so zu äußern?
hat
er/sie,
Sigurd J.
17 Jahre
Freund
Klaus-Peter W.
54 Jahre
Tankstellenpächter
Frank W.
32 Jahre
Sozialarbeiter
in der Jugendfreizeitstätte
Rüdiger Poffatz
14 Jahre
Freund
Hinnerk F.
42 Jahre
Gemeindepastor
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Hartmut K.
59 Jahre
Schulleiter
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Datum: _________
Arbeitsblatt 9
„W ir
hatten eigentlich gedacht , wir kennen ihn .“
Lektüre bis Seite 56.
1.Welches Bild bekommst du von Marco? Notiere Stichworte, die Marco beschreiben.
2.Stehen die Befragten nach der Tat anders zu Marco als vorher? Notiere, was dir auffällt.
a) Die Gleichaltrigen: b) Die Erwachsenen: 3.Welche Motivation für die Tat vermuten die Befragten?
5.Maren F. (Nachbarin) und Klaus-Peter W. (Tankstellenpächter) sprechen positiv über
Marco. Welche Gründe haben sie dafür?
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4.Einige der Befragten sprechen Ursachen an. Wer oder was hat ihrer Meinung nach auch
Schuld? Nenne Beispiele.
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Arbeitsblatt 10
„D a
ist dann doch die
G renze .“
Lektüre bis Seite 95.
1. Friedhelm K.: „Das lassen wir uns jetzt also sicherlich nicht sagen, dass wir nicht rechtzeitig
reagiert hätten auf das, was da passiert ist, Rostock, Hünxe, Hoyerswerda – Sie sehen, die
Liste ist uns hier präsent. […] Sie erinnern sich an die Ereignisse in Mölln?“
Was ist in den genannten Orten passiert?
2.Friedhelm K.: „[…] wir haben uns also zusammengesetzt und beschlossen, ein Zeichen zu
setzen.“
a) Was wurde veranstaltet? b) Was sollte das Zeichen ausdrücken? 4.Warum gab es nach der Lichterkette keine weitere Wirkung?
5.Was hätte die Lichterkette bewirken können? Notiere deine Gedanken.
 Sprecht darüber in der Gruppe.
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3.Hinnerk F.: „Und der Erfolg war ja dann überwältigend. […] Es ist wie die Kirche am Heiligabend.“ Was meint er damit?
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reden –
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Arbeitsblatt 11
„M it F remdenfeindlichkeit
W
W
„Aber es ist doch selbstverständlich,
dass die Eltern erregt sind beim Gedanken, da könnten nun auf einmal
Schwarze einquartiert werden in der
Schule ihrer Kinder.“
„Also man redet natürlich schon mal so, Kanaker zurück auf die Bäume, und was ist der
Unterschied zwischen Juden und Türken, die
Juden haben es schon hinter sich, aber ist ja
nichts davon ernst gemeint.“
W
„Wir haben uns dann also für die Container
­entschieden, das ging schnell und ist eine würdige
Lösung. Wie? Zwölf Quadratmeter, immer vier Leute.“
1.Von wem stammen diese Aussagen?
„Nun, zum Beispiel bin ich überzeugt davon, dass er diese Dinge – mal ein Hakenkreuz, mal ein Hitlergruß, Türkenwitze –, dass er diese Dinge einfach überbewertet hat.
[…] – bei uns hier sind solche Dinge doch ganz anders
einzuordnen.“
W
„Wieso, dieselbe Sprache. Also, das kann
ich Ihnen jetzt wirklich nicht sagen, welche Sprachen die sprechen, diese Leute
werden uns ja zugewiesen.“
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„[…] schrecklich genug war es ja auch, ­dieses
Türkenanzünden […]“
hat das nichts zu tun .“
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reden –
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Arbeitsblatt 11 Fortsetzung
„M it F remdenfeindlichkeit
hat das nichts zu tun .“
2.Dies sagen Menschen, die wohl auch an der Lichterkette teilgenommen haben. Siehst du
darin einen Widerspruch? Notiere deine Gedanken.
3.„Sagen Sie nicht, das wäre Rassismus.“ (S. 92f.) Wo fängt Rassismus an? Notiere deine Gedanken.
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 Diskutiert darüber in der Gruppe.
K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
reden –
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Arbeitsblatt 12
M arco ,
der
S kin
Lektüre bis Seite 95.
1.In den Interviews findest du Hinweise darauf, wie die anderen vor der Tat mit Marco umgegangen sind. Vervollständige die Sätze und notiere, was du über Marcos Beziehungen
erfährst. Nenne jeweils eine Textstelle.
Im Konfirmandenunterricht wurde Marco In der Clique war Marco In der Schule wurde Marco Seine Klassenkameraden fanden Marcos Auftreten im Deutschunterricht Sein Klassenlehrer Hubert S. hat Marco Im Jugendclub wurde Marco von Frank W. Durch die Lichterkettenaktion wurde Marco 2.Versuche dir vorzustellen, wie Marco sich dabei gefühlt hat.
 Diskutiert darüber in der Gruppe.
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In der Werkstatt von Klaus-Peter W. wurde Marco K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
reden –
Name: ______________________________
Marco
h at wa s g e ta n
Datum: _________
Arbeitsblatt 13
M arco ,
der
S ündenbock
Lektüre bis Seite 95.
1.Beschreibe die Rolle, die ein Sündenbock für die Gemeinschaft spielt.
2.Nenne Textstellen, die Marcos Rolle als Sündenbock andeuten.
3.Vergleiche die Textstellen. Was fällt dir auf?
4.Wie wird einer wie Marco zum Sündenbock? Vervollständige die Sätze:
b)Wer jemanden „schwarzes Schaf“ nennt, zieht eine moralische Grenze zwischen Der Unterschied zwischen Marco und den anderen ist: c) Die Schrecklichkeit der Tat bekommt das Hauptgewicht. Auf diesem Hintergrund erscheint
das eigene Verhalten 5.Welchen Nutzen ziehen die anderen daraus, einen Sündenbock zu haben?
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a)Schon vorher galt Marco vielen als K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
reden –
Name: ______________________________
Marco
h at wa s g e ta n
Datum: _________
Arbeitsblatt 14
„W ir
haben uns nichts vorzuwerfen .“
1.Von wem stammen die Aussagen?
„Mit unserem Ort hat das ursächlich gar nichts zu tun.“ „Ich hab mich da richtig reingekniet!“ „Nee, also von uns, da hat der Marco also keinen überzeugen können.“ „Seine schulische Prägung, die hat er anderswo erfahren.“ „Da hab ich mich nicht aufgedrängt.“ „Der Zug ist abgefahren.“ „Nein, natürlich weiß ich nicht, was ich da konkret hätte tun sollen.“ Marco
Marcos Eltern
Norman L.
17 Jahre
Freund
Friedhelm K.
54 Jahre
Bürgermeister
Martin K.
16 Jahre
Nachbarjunge
Hubert S. 42 Jahre
Klassenlehrer
Silke K.
51 Jahre
Grundschullehrerin
Maren F.
32 Jahre
Nachbarin
Sigurd J.
17 Jahre
Freund
Klaus-Peter W.
54 Jahre
Tankstellenpächter
Frank W.
32 Jahre
Sozialarbeiter in der Jugendfreizeitstätte
Rüdiger Poffatz
14 Jahre
Freund
Hartmut K.
59 Jahre
Schulleiter
Hinnerk F.
42 Jahre
Gemeindepastor
Timo K.
15 Jahre
Klassenkamerad
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2.Wie stehen die anderen zu Marco a) vor der Tat, b) nach der Tat?
Schneide die Namenskärtchen aus. Erstelle und vergleiche verschiedene Cluster.
K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
reden –
Name: ______________________________
Marco
h at wa s g e ta n
Datum: _________
Arbeitsblatt 15
An
dem
T ag
dann
…
Lektüre bis Seite 111.
1.Was ist an dem Tag geschehen, an dem Marco den Brand gelegt hat?
2.„Der war nur so schlecht drauf an dem Abend, voll scheiße drauf, da wollte der was machen.“ Wie hat Marco sich an dem Tag gefühlt?
3.Was hat Marcos „nationale Gesinnung“ mit der Eskalation zu tun?
4.Hubert S.: „Ich hab da wirklich getan, was ich konnte.“
b) Was hat Hubert S. getan?
5.„Und dann ist er eben plötzlich explodiert, mir fast an die Gurgel, dann abgehauen.“
Welche Emotionen spielen in dem Konflikt eine Rolle? Notiere deine Gedanken.
 Sprecht darüber in der Gruppe.
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a) Wie sieht Hubert S. seine Position?
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Marco
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Datum: _________
Arbeitsblatt 16
A uf
der
S uche
nach
U rsachen
und
V ersäumnissen
Lektüre bis Seite 111.
1.Welche Faktoren haben dazu beigetragen, dass Marco schließlich den Brand gelegt hat?
Erstelle eine Mindmap.
Marco
3.Was hat Marcos fremdenfeindliche Einstellung beeinflusst?
4. These – Antithese: Sind diese Behauptungen richtig? Wähle eine der Aussagen und begründe
deine Ansicht.
a) Marco ist ein Einzeltäter, deshalb hat er allein die Schuld.
b) Marco wollte ein politisches Zeichen setzen.
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2.Was hat Marco gefehlt?
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Arbeitsblatt 17
A uswertung
der
I nterviews
Lektüre bis Seite 111.
1.Wie viele Interviews hat der Reporter aufgezeichnet?
2.In welchem Sprachstil sind die Aussagen wiedergegeben?
3.Worum ging es dem Reporter im Verlauf seiner Recherche? Formuliere drei Leitfragen.
5.Was müsste deiner Meinung nach unternommen werden, um solche Taten zu verhindern?
6.Schreibe den Artikel, den der Reporter für eine Zeitung oder einen Blog verfasst.
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4.Welche Antworten hat der Reporter gefunden? Skizziere stichwortartig einige Ergebnisse
seiner Recherche.
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Marco
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Arbeitsblatt 18
D as T hema
des
B uchs
ist aktuell
1.„Er hat es nicht geplant: Er hat darüber geredet. Eigentlich jeden Tag hat er darüber geredet. Er hat es nicht geplant.“ Was kann Reden bewirken? Erstelle eine Mindmap.
Denken Reden Handeln
2.Ist jemand, der „nur“ redet, auf jeden Fall unschuldig? Notiere deine Gedanken.
Ú
3.Wie hat sich die gesellschaftliche Situation bis heute entwickelt? Nenne Beispiele aus deiner
Umgebung oder aus den Medien bezüglich
a) Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit: b) Reden der Politiker: c) Perspektiven für benachteiligte Jugendliche:  Diskutiert darüber in der Gruppe.
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„Hätte da nicht erst der Dialog beginnen müssen zwischen all denen, die sich vorher im Gemeindesaal gedrängt hatten? Was sie tun könnten, jeder von ihnen in seiner Partei und in seinem Verein? Auf welche Reden
die Parteien verzichten sollten, zum Beispiel, und wie man den Jugend­lichen – diesen Jugend­lichen! – eine
andere Perspektive geben könnte …“
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Marco
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Arbeitsblatt 19
H artnäckige M ythen
„So ganz falsch ist das ja nicht, oder? Was der Marco gesagt hat? Das hat mir schon zu denken
gegeben, also.“ Prüfe die Aussagen und nimm Stellung dazu:
1.Sigurd J.: „Die Ausländer? Also logisch hat das was damit zu tun, die kaufen doch sowieso
nur, wo’s billig ist, am besten noch Flohmarkt. Qualität ist für die doch ein Fremdwort, die
kaufen jeden Scheiß, wenn der nur billig ist. […] Also die Kanaken machen uns kaputt.“
3.Timo K.: „Also das kann doch nicht richtig sein, dass die Ausländer hier im Mercedes fahren und die eigenen Deutschen sind arbeitslos, oder was.“
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2. Timo K.: „Und ob das mit den Juden, weiß ja auch keiner. […] Also einmal, zum Beispiel, da
hat der so ein Video gezeigt, KZ, und wie die da aussahen, […] Und denn der Marco ganz
cool, na und, das ist schließlich ein Film von den Amis, und wenn die also »Jurassic Park«
und alles, Saurier, »Krieg der Sterne«, da weiß man doch, das ist auch nur ausgedacht. Das
machen die mit Trick alles, Computeranimation. Da lacht der Spielberg doch nur drüber,
wenn der so was drehen soll, künstlich. Also der Film ist noch lange kein Beweis.“
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Marco
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Arbeitsblatt 19 Fortsetzung
H artnäckige M ythen
4.Timo K.: „Das gibt es in keinem Land der Welt, so viele Ausländer, nur die Deutschen sind
wieder zu blöde. […] Gibt ja noch Flugzeuge und Schiffe und was und denn ab in die Heimat.“
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5.Sigurd J.: „Na gut, lassen wir sie also rein, und danach: Wie soll es weitergehen? Da kümmern sie sich nicht drum. Dass wir hier mit denen leben müssen, Türken, was weiß ich, das
kümmert die nicht mehr. Rauschgift, Mafia, was weiß ich, das kümmert die nicht mehr.“
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Arbeitsblatt 20
„D as
wird man doch wohl mal sagen dürfen ?!“
Die folgenden Aussagen sind nicht fiktiv. „Ganz normale“ Bürger haben sich im Jahr 2015 so
vor Fernsehkameras geäußert, während einer öffentlichen Demonstration der Patriotischen
Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes (Pegida). Drei der Aussagen stammen von
Menschen, die 1992 bei dem Brandanschlag in Rostock-Lichtenhagen die Täter angefeuert
haben. Kannst du erkennen, welche es sind?
„Ich bin nicht ausländerfeindlich, aber wie die sich hier bewegen, das geht doch gegen jede
deutsche Norm.“
„Das sind Schmarotzer, sind das. Das sind Schmarotzer, die wissen, das spricht sich rum: ‚In
Deutschland, ach, da leben wir doch wie die Made im Speck‘ …“
„Wir sind bestimmt nicht ausländerfeindlich, wir sind viel ins Ausland gefahren.“
„Ich will nicht rechtsgerichtet klingen, denn so bin ich nicht. Ich bin ein stinknormaler deutscher Bürger …“
„Warum soll’s denen denn besser gehen? Irgendwas müssen wir doch auch haben. Wir sind
doch schon Fremde im eigenen Staat, oder nicht?“
„Die kommen hierher, bringen Bazillen und sonst was mit, und wir müssen’s dann aus­
baden.“ „… und hier kommen die Asylanten rein und verunreinigen die Wohnungen. Die haben ja gar
keine Kultur. Ich meine, der Deutsche ist ja dafür bekannt, dass er reinlich ist und so.“
„Also, wir sind in unserem Block bestimmt nicht ausländerfeindlich …“
„Ja, ich bin gegen die Ausländer. Die sollen weg, abhauen sollen die!“
„Na, was will ich denn bewegen? Dass ich gegen die Ausländer bin, dass die nicht hier reinkommen, das ist mein Grund, warum ich hier bin.“
1.Welche Sätze wurden deiner Meinung nach im Jahr 1992 gesagt?
2.Was fällt dir auf? Notiere deine Gedanken.
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„Die kommen hier zum Einbrechen, die kommen hier zum Klauen …“
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Datum: _________
Arbeitsblatt 21
M einungsmacher
Erstelle eine Mindmap zum Thema: Meinungsbildung.
Beachte dabei die Fragen:
1.Wer oder was beeinflusst meine Meinung? (Eltern, Lehrer, Freunde, Mainstream, Politiker,
Internet, TV etc.)
3.Was bewirkt meine Meinung? Worauf habe ich Einfluss?
Diskutiert die Fragen:
4.Wie entsteht die „öffentliche Meinung“?
5.Welche Absichten verfolgen „Meinungsmacher“?
6.Tragen Massenmedien Verantwortung für gesellschaftliche Entwicklungen?
7.Welche Rolle spielen Politiker bzw. die politischen Parteien?
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2.Was überzeugt mich am besten? (Behauptungen, Argumente, Bilder etc.)
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Marco
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Datum: _________
Arbeitsblatt 22
M enschenrechte
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte
Generalversammlung der UNO 10.12.1948
Artikel 1: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft
und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.
Artikel 2: Jeder hat Anspruch auf alle in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten, ohne
irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer
oder sonstiger Anschauung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem
Stand.
Artikel 3: Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.
Artikel 4: Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden; Sklaverei und Sklavenhandel in allen ihren Formen sind verboten.
Artikel 5: Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung
oder Strafe unterworfen werden.
Artikel 6: Jeder hat das Recht, überall als rechtsfähig anerkannt zu werden.
Artikel 7: Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich und haben ohne Unterschied Anspruch auf gleichen Schutz durch das Gesetz. Alle haben Anspruch auf gleichen Schutz gegen jede Diskriminierung,
die gegen diese Erklärung verstößt, und gegen jede Aufhetzung zu einer derartigen Diskriminierung.
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland (23.05.1949)
I. Die Grundrechte
Artikel 2
(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer
verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.
(2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.
Artikel 3
(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner
Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Vollständige Texte unter: www.uno.de und www.dejure.org/gesetze/GG
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Artikel 1
(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller
staatlichen Gewalt.
(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten
als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.
K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
reden –
Marco
h at wa s g e ta n
Arbeitsblatt 1 – LÖSUNGEN
D as B uch „E rwachsene
reden –
M arco
hat was getan “
Lies das Vorwort.
1.Welche realen gesellschaftlichen Ereignisse gingen dem Buch voraus?
Vor zwanzig Jahren wurden in mehreren deutschen Städten aus ausländerfeindlichen Motiven
gezielte Brandanschläge verübt, bei denen Menschen starben.
2.Warum ist das Thema des Buchs heute aktuell?
Immer noch gibt es Ausländerhass und fremdenfeindlich motivierte Gewalttaten. Die Gründe
für Ausländerhass haben sich nicht geändert.
3.Welcher Frage geht das Buch nach?
– „Wie wird so einer ein Mörder?“
– Wie kommt ein Mensch zu dieser Einstellung?
– Sind die Gründe wirklich politisch motiviert?
5.Lies das Motto des Buchs:
„Er hat es nicht geplant: Er hat darüber geredet.“ Was bewirkt diese Unterscheidung beim Leser?
– Der Leser fragt sich, wie Reden, Planen und Handeln zusammenhängen.
– Der Leser wird neugierig zu erfahren, was in Marco vorgegangen ist; was seine Einstellung
mit der Tat zu tun hat; was der Auslöser war.
Arbeitsblatt 2 – LÖSUNGEN
I nterview : F riedhelm K. – 54 J ahre – B ürgermeister
Lektüre bis Seite 14.
1.Was sagt der Bürgermeister über Marco?
Er zeigt sich überrascht. „Der Junge ist, das will ich damit sagen, ja sonst doch gar nicht weiter
auffällig gewesen.“ (S. 11)
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4.Warum ist es wichtig, nach einer Antwort auf diese Frage zu suchen?
– Die Aktualität des Themas nimmt zu; es geht jeden etwas an; wir haben noch keine befrie­
digenden Lösungen gefunden.
– Menschen könnten vor solchen Gewalttaten bewahrt werden.
– Jugendliche wie Marco könnten besser verstehen, woher ihre Wut in Wahrheit kommt.
– Die Antwort kann dazu beitragen, dass jeder seine Haltung zu Menschen aus anderen
Ländern, die in Deutschland Schutz suchen, überdenkt.
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Marco
h at wa s g e ta n
2.Was sagt er über die Tat?
– Er nennt sie „unglückliche Geschichte“: „[…] mit uns hat diese ganze – sagen wir: unglück­
liche – Geschichte ja gar nichts zu tun.“ (S. 11) „[…] wir bedauern diese unglückliche
Geschichte natürlich alle sehr […].“ (S. 11) „Hier werden Sie kaum etwas finden, was diese
unglückliche Geschichte aufhellen könnte, aber bitte.“ (S. 12)
– Er stellt die Verbindung zu „seiner“ Stadt als Zufall hin: „[…] das ist mehr ein Zufall. […]
Es handelt sich mehr um einen Zufall.“ (S. 11)
3.Wo sieht er Gründe für die Tat?
– Er sucht die Schuld beim Elternhaus: „Und natürlich das Elternhaus, ist zu vermuten […].“
(S. 11)
– Er macht die Nähe zu Ausländern verantwortlich: „[…] dass sich da Abneigungen entwi­
ckeln können … […] Aber ist das nicht erklärlich?“ (S. 14)
4.Was sagt er über Ausländerfeindlichkeit?
Er meint: Wo keine Ausländer sind, gibt es auch keine Ausländerfeindlichkeit: „Also diese
Ausländerfeindlichkeit, bei uns kann der Junge sich die eigentlich überhaupt nicht … Es gibt ja
keine Ausländer, verstehen Sie?“ (S. 13) „Dazu fehlt ja praktisch der direkte Kontakt.“ (S. 14)
6.Wie verhält er sich gegenüber dem Reporter?
– Er spricht verbindlich, doch er ärgert sich über das Medieninteresse: „Diesen Rummel hal­
ten wir, ehrlich gesagt, für unangemessen.“ (S. 12)
– Er distanziert sich: „Ich fürchte nur, Sie wenden sich damit an die falsche Adresse.“ (S. 12)
– Er ist misstrauisch: „[…] vielleicht machen Sie mal kurz Ihr Mikro aus, ich will nicht falsch
zitiert werden nachher […].“ (S. 13)
– Er versucht, den Reporter auf seine Seite zu ziehen: „[…] das werden Sie glauben […].“
(S. 11) „[…] Sie haben selbst gesehen […].“ (S. 12) „Sie sehen ja selbst […].“ (S. 12) „[…] Sie
sehen ja selbst.“ (S. 13) „[…] aber Sie wissen doch selber […].“ (S. 13) „[…] sehen Sie sich
doch hinterher gerne selber um!“ (S. 14)
– Er spricht unpersönlich; sagt fast immer „wir“.
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5.Welche Klischees oder Vorurteile kommen zum Ausdruck?
– Er meint, solche Täter kommen aus der Unterschicht: „Und diese Schicht, aus der diese
Jugendlichen ja größtenteils … Sie sehen ja selbst, die ist kaum vertreten bei uns.“ (S. 12)
– Abneigung gegenüber Ausländern hält er für selbstverständlich: „[…] natürlich können die
Türken nichts dafür, dass sie so beengt wohnen müssen, und sie kommen aus einer völlig
anderen Kultur […]. Aber natürlich könnte ein Jugendlicher, der da in direktem Kontakt
leben müsste – dass sich da Abneigungen entwickeln können …“ (S. 13f.)
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reden –
Marco
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7.Worum geht es ihm? Welches Bild möchte er vermitteln?
Er ist besorgt um sein Renommee und um das Ansehen der Stadt. Der Ort soll nicht mit
Ausländerfeindlichkeit in Verbindung gebracht werden. „Gepflegt, alles, wir legen großen
Wert darauf, dass man sich bei uns auch wohlfühlen kann, also die Grüngürtel, alles wird
regelmäßig gepflegt.“ (S. 12)
8.Gibt es Hinweise, dass er nicht sagt, was er wirklich denkt? Nenne eine Aussage, die dir auffällt.
– „[…] dass unser Ort nicht ständig durch die Medien – in den Medien nicht ständig durch
den Dreck gezogen wird.“ (S. 12) Er meint, dass die Medien absichtlich negativ berichten.
– „[…] und sozial, wenn Sie mir diese Formulierung erlauben, doch auch noch alles in
Ordnung.“ (S. 13) Er denkt, wenn man zu „sozial“ (gegenüber Ausländern) ist, gibt es
Probleme, und die Ordnung wird gestört.
9.Wähle ein Zitat aus dem Text, das seine Ansichten treffend wiedergibt.
Beispiel: „Denn sehen Sie, mit uns hat diese ganze – sagen wir: unglückliche – Geschichte ja
gar nichts zu tun.“ (S. 11)
Arbeitsblatt 3 – LÖSUNGEN
I nterview : H ubert S. – 42 J ahre – K lassenlehrer
Lektüre bis Seite 22.
1.Was sagt der Klassenlehrer über Marco?
– Marco ist am Ende der achten Klasse von der Realschule zur Hauptschule gekommen.
2.Worüber spricht er hauptsächlich?
– Er hält Hauptschüler generell für stigmatisiert. „[…] wer hier bleibt, der ist ja geradezu
behaftet.“ (S. 20)
– Er spricht über sein Projekt und sein (vergebliches) Engagement für die Hauptschüler. „Die
wollten sich einfach nicht outen.“ (S. 22)
3.Was meint er mit „Parias“?
Der Begriff „Paria“ bezeichnet Angehörige der niedrigsten Schicht der Gesellschaft, Aus­ge­
stoßene, Außenseiter der Gesellschaft. Der Umgang mit ihnen wird gemieden.
(Ursprünglich: Die „Unberührbaren“ im indischen Kastensystem, z. B. Berufsgruppen, die
als unrein gelten.) Der Lehrer ist überzeugt: Hauptschüler sind gesellschaftlich verachtet und
chancenlos.
© Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, August 2015
– Er deutet an, dass Marco „schwierig“ ist. Über Marco als Person scheint er nichts zu wissen.
„Manchmal schon auch so traurige Fälle wie den Marco, die die ganze Leiter runter sind,
mit denen ist es dann immer besonders schwer klarzukommen.“ (S. 20)
K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
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Marco
h at wa s g e ta n
4.Worin sieht er den Grund für die Verweigerungshaltung seiner Schüler?
Er meint, dass Hauptschülern ihre Chancenlosigkeit bewusst ist und dass sie kein Selbstwert­
gefühl haben.
5.Welches Bild möchte er vermitteln?
Er möchte zeigen, dass er ein guter, verantwortungsbewusster Lehrer ist, der sich für seine
Schüler engagiert und dabei keine Konflikte scheut; der die vorgeblich heile Welt der Kleinstadt
durchschaut.
6.Wähle ein Zitat aus dem Text, das seine Ansichten treffend wiedergibt.
Beispiel: „Parias, obwohl das hier natürlich jeder leugnet. Bei uns ist ja alles Idylle.“ (S. 20)
Arbeitsblatt 4 – LÖSUNGEN
I nterview : F rank W. – 32 J ahre – S ozialarbeiter
Lektüre bis Seite 39.
1.Was sagt der Sozialarbeiter über Marco?
– Marco kam mit seiner Clique (mit Norman, Sigurd, Poffatz) in die Jugendfreizeitstätte,
meist um Billard zu spielen.
– Marco hat eine rechte Gesinnung, die hat er von Sigurd (und der von seinem Vater) über­
nommen.
3.Wie beurteilt er rechtsradikale Äußerungen von Jugendlichen?
Er hält sie durchweg für harmlos, nachgeplapperte Phrasen, von schwachen Jugendlichen als
Provokation eingesetzt.
„Das ist ja auch so eine Mode jetzt, das finden sie cool, solche Sprüche, und dahinter ist dann
nur heiße Luft.“ (S. 37) „[…] die wollen doch nur provozieren damit und das ist es. […] da
müssen Sie den Jungen sehen, der dahintersteckt, und das kann dann oft ein ganz netter Typ
sein. Der braucht das nur mal gerade für sein Ego.“ (S. 38)
4.Was hält er im Umgang mit jugendlichen Neonazis für richtig?
Er meint: Man muss gelassen bleiben, erst mal einfach weggucken, sie in Ruhe lassen. (vgl.
S. 38)
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2.Worin sieht er die Aufgabe der Jugendfreizeitstätte?
Jugendliche, die rechtsradikale Tendenzen zeigen, „aufzufangen“.
„Das ist ja auch unsere Aufgabe, diese Jugendlichen da – gerade diese Jugendlichen aufzufan­
gen.“ (S. 36)
K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
reden –
Marco
h at wa s g e ta n
5.Wähle ein Zitat aus dem Text, das seine Ansichten treffend wiedergibt.
Beispiel: „Diese Über-Aufgeregtheiten jetzt, das ist ja albern. Vorher jahrelang nichts für die
Jugendlichen tun und dann plötzlich die lauten Hilfeschreie. Da ist doch was kaputt in der
Gesellschaft.“ (S. 38)
Arbeitsblatt 5 – LÖSUNGEN
I nterview : Das Arbeitsblatt wird mehrfach kopiert und für jede interviewte Person separat ausgefüllt.
Es eignet sich zur Vorbereitung einer zusammenfassenden Übersicht (Arbeitsblätter 7 und 8).
Zu Aufgabe 5: Die Zitate können abgetrennt und gesammelt auf einem Poster aufgeklebt werden.
Die hier entwickelte Methodik kann in einer späteren Unterrichtseinheit ebenfalls angewandt werden auf Äußerungen in aktuellen Medienberichten. Lerngruppen, die bislang nicht mit sprachkritischen Methoden gearbeitet haben, erhalten Hilfestellungen (Hinweise auf der zweiten Seite dieses
Arbeitsblatts).
Arbeitsblatt 6 – LÖSUNGEN
M arco
hat was getan
Lektüre bis Seite 56.
2.Was erfährst du über den Ort?
– Eine Kleinstadt in Deutschland.
„[…] wir sind eine kleine Stadt, am Rande noch ländlich geprägt. […] Gepflegt, alles, wir
legen großen Wert darauf, dass man sich bei uns auch wohlfühlen kann, also die Grüngürtel,
alles wird regelmäßig gepflegt. Sie werden auch nicht viel Unrat auf den Gehwegen ange­
troffen haben oder Vandalismus in irgendeiner Form.“ (S. 12)
„[…] relativ ruhig noch, Wald und Natur, keine Hochhäuser, gute Luft und sozial, wenn Sie
mir diese Formulierung erlauben, doch auch noch alles in Ordnung.“ (S. 13) „Viel Zuzug
aus der Stadt, aufstrebende junge Familien, will ich das mal nennen. Also das bestimmt hier
doch sehr das Klima im Ort.“ (S. 24)
– Im Ort gibt es eine Grundschule und eine Hauptschule, keine Realschule oder Gymnasium.
– Es gibt fast keine Arbeitslosigkeit. (vgl. S. 46)
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1.Was möchte der Reporter herausfinden?
Der Reporter möchte sich ein Bild von Marco machen. Er möchte wissen, woher Marcos
Motivation für die Tat kommt. („Wie wird so einer zum Mörder?“)
K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
reden –
Marco
h at wa s g e ta n
3.Was erfährst du über Marco?
Hier soll darauf geachtet werden, dass nur Fakten gesammelt und keine subjektiven Wertungen
übernommen werden.
Alter: etwa 15 Jahre
Familie: Er hat zwei ältere Brüder, Bernd (etwa zehn Jahre älter, Elektriker) und Sven (etwa fünf
Jahre älter, guter Schüler). Die Eltern kümmern sich, sind liberal und großzügig.
Schule: Nach der Grundschule ging er zum Gymnasium (vgl. S. 52), wechselte in der sechsten
Klasse zur Realschule (vgl. S. 56), in der achten Klasse zur Hauptschule (vgl. S. 19).
Freizeit:
Er hatte einen Job als Babysitter. (vgl. S. 28f.)
Er hat gerne in einer Werkstatt ausgeholfen. (S. 33f.)
Er hat an Treffen einer Gruppe der „nationalen Bewegung“ (NPD?) teilgenommen, die von
dem Vater seines Freunds Sigurd geleitet wird. (vgl. S. 30)
Mit seiner Clique (mit Norman, Sigurd und Rüdiger Poffatz) hat er sich oft in der
Jugendfreizeitstätte getroffen, dort hat er gerne Billard gespielt. (vgl. S. 36)
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4.Was fällt dir bei den Aussagen auf?
Auffällig ist: Jeder der Befragten möchte ein bestimmtes Bild vermitteln. Dabei geht es weniger
um Marco, sondern vor allem um das eigene Image, eine positive Selbstdarstellung.
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Marco
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Arbeitsblatt 7 – LÖSUNGEN
D ie I nterviews
Lies die Interviews bis Seite 56. Schreibe in die Tabelle, wie sich die Befragten über Marco und seine
Tat äußern. Du kannst Stichworte oder Textstellen notieren.
Die Übersicht kann in Gruppenarbeit oder im Plenum erstellt werden. Im Verlauf der weiteren Lektüre kann der Inhalt ergänzt bzw. zur Besprechung herangezogen werden.
Was sagt er/sie über Marco?
Was sagt er/sie über Ausländer im Ort bzw.
Fremdenfeindlichkeit?
Norman L.
17 Jahre
Freund
Friedhelm K.
54 Jahre
Bürgermeister
„[…] ja sonst doch gar nicht weiter auffällig
gewesen.“
„Dass er ausgerechnet aus unserem Ort
kommt – kommen musste […] – das ist ja
mehr ein Zufall.“
Martin K.
16 Jahre
Nachbarjunge
– beschreibt Marco als antisozial, isoliert, de­
struktiv, hinterhältig, verwöhnt.
„[…] der hatte echt nur Scheiße im Kopf.“
(S. 15)
„Der ist Satans Geschenk an die Welt.“ (S. 55)
S. – als Hauptschüler und Schulversager stigma­
tisiert
Silke K.
51 Jahre
Grundschullehrerin
„[…] dass der Marco, dass der also anders
war.“ (S. 23)
Er war anfangs charmant, dann frech, trot­
zig. (vgl. S. 40f.)
„Ich weiß nur, dass mit dem Marco nichts an­
zufangen war. Von Anfang an.“ (S. 53)
Maren F.
32 Jahre
Nachbarin
– verteidigt Marco, kennt ihn als netten Ba­
bysitter
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Hubert
42 Jahre
Klassenlehrer
„Es gibt [hier] ja keine Ausländer, verstehen
Sie?“ (S. 13)
„Dazu fehlt ja praktisch der direkte ­Kontakt.“
(S. 14)
K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
reden –
Marco
h at wa s g e ta n
Arbeitsblatt 7 – Fortsetzung – LÖSUNGEN
Was sagt er/sie über Ausländer im Ort bzw.
Fremdenfeindlichkeit?
Sigurd J.
17 Jahre
Freund
„Klar ist der zu unseren Treffen gekommen,
da kann jeder kommen. Wir sind eine natio­
nale Bewegung, und die wächst.“ (S. 30)
„Klar wollen wir nicht so viele Ausländer,
aber deswegen zünden wir sie noch lange
nicht an.“ (S. 30) „Qualität ist für die doch
ein Fremdwort […]. Also die Kanaken ma­
chen uns kaputt.“ (S. 31)
Klaus-Peter W.
54 Jahre
Tankstellenpächter
„Das war ’n ganz patenter Bengel.“ (S. 32)
„[…] dem hätte mal ab und zu der Hintern
versohlt gehört, […] dann könnten diese Tür­
ken da noch leben.“ (S. 34)
„Nicht dass ich also jetzt groß für Türken
schwärme. Aber muss ja nicht sein.“ (S. 34)
Frank W.
32 Jahre
Sozialarbeiter
in der Jugendfreizeitstätte
„[…] nicht denken, dass da jeder von unseren
Jugendlichen hier, jeder, der Ausländerwitze
reißt […] gleich ein Nazi ist.“ (S. 37) „[…]
gut, das wissen wir jetzt, dass es bei dem
nicht nur Sprüche waren.“ (S. 38)
„Wir haben das natürlich gewusst, der Vater
von Sigurd hat sich ja in seiner Partei sehr en­
gagiert, also die Familie ist bekannt mit ihrer
Einstellung.“ (S. 36) „[…] wollen doch nur
provozieren damit und das ist es.“ (S. 38)
Rüdiger Poffatz
14 Jahre
Freund
„Der hat doch immer schon gelogen. Können
Sie alle fragen, der hat schon immer gelogen,
wenn ihm das gepasst hat.“ (S. 44)
(auf Anraten des Anwalts keine Äußerung)
„Wenn der Türken abfackelt, der Marco,
muss ich da noch lange nichts mit zu tun ha­
ben.“ (S. 44)
Hartmut K.
59 Jahre
Schulleiter
„Ein paar schwarze Schafe haben Sie immer
dabei.“ (vgl. S. 46)
„Natürlich hat es ab und an Schmierereien
gegeben, Hakenkreuze, das Übliche.“ (S. 46)
Hinnerk F.
42 Jahre
Gemeindepastor
„[…] immer tiefer in diese – diese Verstri­
ckung getrieben […].“ (S. 49)
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Was sagt er/sie über Marco?
K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
reden –
Marco
h at wa s g e ta n
Arbeitsblatt 8 – LÖSUNGEN
V erschiedene A nsichten
In ihren Stellungnahmen sagen die Befragten indirekt auch etwas über sich selbst. Schreibe in die
Tabelle, welchen Eindruck sie erwecken möchten und was sie damit bezwecken.
Die Übersicht kann in Gruppenarbeit oder im Plenum erstellt werden. Im Verlauf der weiteren Lektüre kann der Inhalt ergänzt bzw. zur Besprechung herangezogen werden.
Welches
Interesse
sich so zu äußern?
hat
er/sie,
Norman L.
17 Jahre
Freund
– aggressiv, feindselig
– Image ist ihm egal
– in Ruhe gelassen werden
– nicht als Gleichgesinnter dastehen
– Feindbild „Lügenpresse“
Friedhelm K.
54 Jahre
Bürgermeister
– verbindlich, werbend, unpersönlich
– vorsichtig, „falsche Adresse“
– Image: Ich kümmere mich gut um die Stadt
und die Bürger; bei uns ist alles ruhig, ge­
pflegt und in Ordnung.
– besorgt um das Image der Stadt
– „seine“ Stadt gut aussehen lassen
– selbst gut dastehen
Martin K.
16 Jahre
Nachbarjunge
– „falsche Adresse“
– Marcos Opfer, Feindschaft
– Neid und Hass auf Marco
– Image: Ich bin ein guter Junge.
– will es Marco heimzahlen, sich an ihm rä­
chen
S. – froh, sich erklären zu können
–
Mittelpunkt: Engagement, das ihm nie­
mand dankt
– Image: Ich bin ein engagierter, verantwor­
tungsvoller, guter Lehrer. Ich habe alles
richtig gemacht.
–
frustriert, evtl. Konflikte mit dem Schul­
leiter
– „heile Welt“ der Kleinstadt-Idylle ent­larven
– eigenes Verhalten rechtfertigen, Verantwor­
tung zurückweisen
Silke K.
51 Jahre
Grundschullehrerin
– zögerlich, vorsichtig, vermeidend
– Image: Ich habe getan, was ich konnte.
– eigene pädagogische Hilflosigkeit erklären
– fixiert auf den Streit mit den Eltern
– eigenes Verhalten rechtfertigen
Maren F.
32 Jahre
Nachbarin
– a ngriffslustig, vermutet Vorverurteilung
– ergreift Partei für Marco, betont die guten
Seiten seines Charakters
– I mage: Ich bin unvoreingenommen.
– früheres Vertrauen in Marco rechtfertigen
Hubert
42 Jahre
Klassenlehrer
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Wie reagiert er/sie?
Wie stellt er/sie sich selbst dar?
K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
reden –
Marco
h at wa s g e ta n
Arbeitsblatt 8 – Fortsetzung – LÖSUNGEN
Welches
Interesse
sich so zu äußern?
hat
er/sie,
Sigurd J.
17 Jahre
Freund
– selbstsicher
– offen ausländerfeindlich
– Image: Ich habe nichts zu verbergen.
– Imageschaden für die rechte Bewegung ver­
meiden, gleichzeitig von Marcos Tat profi­
tieren
Klaus-Peter W.
54 Jahre
Tankstellenpächter
– anfangs misstrauisch
–
Image: Ich habe Marco eine Chance
­gegeben.
–
eigene
Vorstellung
von
„richtiger“
Erziehung propagieren
– eigenes Verhalten loben, Verantwortung zu­
rückweisen
Frank W.
32 Jahre
Sozialarbeiter
in der Jugendfreizeitstätte
– professionell, unpersönlich
– Image: Ich weiß, wie man mit solchen Ju­
gendlichen umgehen muss, und ich leiste
gute Arbeit.
– frustriert, überfordert
–
eigenes Verhalten rechtfertigen, Verant­
wortung zurückweisen
Rüdiger Poffatz
14 Jahre
Freund
– distanziert sich vehement von Marco
–
vorsorgliche Abwehr von möglichen An­
schuldigungen
– Image: Ich bin unschuldig.
– nicht in Verdacht geraten
Hartmut K.
59 Jahre
Schulleiter
– befürchtet „schiefes Bild“ in den Medien
– Idyll, heile Welt: „Für Exzesse ist da einfach
kein Platz.“ (S. 48)
– Image: Bei uns ist alles normal, familiär,
harmonisch.
– guten Ruf der Schule erhalten
– Vorfall als Ausnahme darstellen
Hinnerk F.
42 Jahre
Gemeindepastor
– v erständnisvoll; desillusioniert
– r edet allgemein über Rettung
– zeigt sich (professionell) zerknirscht, macht
sich Vorwürfe
– I mage: Ich habe ein Gewissen.
– reflektiert gute Absichten zeigen
– eigenes Verhalten erklären
Arbeitsblatt 9 – LÖSUNGEN
„W ir
hatten eigentlich gedacht , wir kennen ihn .“
Lektüre bis Seite 56.
1.Welches Bild bekommst du von Marco? Notiere Stichworte, die Marco beschreiben.
Mögliche Antworten: unauffällig; nervig; frustriert; wenig Selbstwertgefühl; nett; latent aus­
länderfeindlich; patent; clever; leicht beeinflussbar; frech; sensibel
2.Stehen die Befragten nach der Tat anders zu Marco als vorher? Notiere, was dir auffällt.
a) Die Gleichaltrigen: Alle distanzieren sich von Marco; niemand will mit ihm befreundet
gewesen sein. Sein Freund Poffatz scheint mehr zu wissen, als er sagt.
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Wie reagiert er/sie?
Wie stellt er/sie sich selbst dar?
K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
reden –
Marco
h at wa s g e ta n
b) Die Erwachsenen: Die meisten haben Marco kaum gekannt; alle reden vor allem über ihre
eigenen Probleme. Auffällig ist das starke Bemühen von Klassenlehrer und Sozialarbeiter, die
„professionell zuständig“ sind, ihre Verantwortung zwar zu betonen, jedoch in diesem Fall die
Verantwortung zurückzuweisen.
3.Welche Motivation für die Tat vermuten die Befragten?
Ausländerhass
5.Maren F. (Nachbarin) und Klaus-Peter W. (Tankstellenpächter) sprechen positiv über Marco.
Welche Gründe haben sie dafür?
– Sie kennen Marco privat, und sie mögen ihn.
– Beide haben von Marco profitiert.
Arbeitsblatt 10 – LÖSUNGEN
„D a
ist dann doch die
G renze .“
Lektüre bis Seite 95.
1.Friedhelm K.: „Das lassen wir uns jetzt also sicherlich nicht sagen, dass wir nicht rechtzeitig reagiert hätten auf das, was da passiert ist, Rostock, Hünxe, Hoyerswerda – Sie sehen, die Liste ist
uns hier präsent. […] Sie erinnern sich an die Ereignisse in Mölln?“ (S. 57f.)
Was ist in den genannten Orten passiert?
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4.Einige der Befragten sprechen Ursachen an. Wer oder was hat ihrer Meinung nach auch Schuld?
Nenne Beispiele.
– Marcos Persönlichkeit, sein schlechter Charakter
Silke K.: „[…] dass mit dem Marco nichts anzufangen war. Von Anfang an.“ (S. 53); Martin
K.: „Der ist Satans Geschenk an die Welt.“ (S. 55)
– Marcos Eltern/Erziehung
Silke K.: „[…] Strafen lehne sie auch ab, in jeder Form […].“ (S. 41); „Haben die Eltern die
beiden Großen anders erzogen?“ (S. 53); Klaus-Peter W.: „[…] dem hätte mal ab und zu der
Hintern versohlt gehört […].“ (S. 34)
– Die (Existenz der) Ausländer – Friedhelm K.: „[…] sie kommen aus einer völlig anderen
Kultur […]. Aber natürlich könnte ein Jugendlicher, der da in direktem Kontakt leben müss­
te – dass sich da Abneigungen entwickeln können …“ (S. 14); Sigurd J.: „Also die Kanaken
machen uns kaputt.“ (S. 31)
– Die Gesellschaft
Hubert S.: „Parias, obwohl das hier natürlich jeder leugnet. Bei uns ist ja alles Idylle.“
(S. 20); Frank W.: „Vorher jahrelang nichts für die Jugendlichen tun und dann plötzlich die
lauten Hilfeschreie. Da ist doch was kaputt in der Gesellschaft.“ (S. 38)
K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
reden –
Marco
h at wa s g e ta n
Gewalttaten gegen Migranten aus fremdenfeindlichen Motiven:
In Rostock (1992) wurden unter öffentlichen Beifallsbekundungen die Unterkünfte von
Asylbewerbern mehrere Tage belagert und schließlich in Brand gesetzt. – In Hünxe (1991)
wurden zwei Flüchtlingskinder bei einem Brandanschlag schwer verletzt. – In Hoyerswerda
(1991) wurden Asylsuchende aus ihren Unterkünften vertrieben und mit Steinen beworfen. –
In Mölln (1992) und Solingen (1993) wurden Brandanschläge auf bereits lange in Deutschland
lebende türkische Familien verübt, die in den Flammen starben oder schwer verletzt überleb­
ten. (Quelle: www.bpb.de)
2.Friedhelm K.: „[…] wir haben uns also zusammengesetzt und beschlossen, ein Zeichen zu setzen.“ (S. 59)
a) Was wurde veranstaltet?
– An einem Abend gab es eine Lichterkette mit Kerzen und eine Schweigeminute.
b) Was sollte das Zeichen ausdrücken?
– Man wollte zeigen, welche Taten man ablehnt und wo die moralische Grenze ist. „Zeigen:
Also das tolerieren wir nicht mehr. Da ist dann doch die Grenze. Häuser anzünden und
Ausländer verbrennen ist unmenschlich. Obwohl wir natürlich überhaupt keine Türken
haben bei uns, das sagte ich ja schon. Trotzdem haben wir uns aufgerufen gefühlt. Unseren
Abscheu zu zeigen.“ (S. 59)
4.Warum gab es nach der Lichterkette keine weitere Wirkung?
– Niemand hat Interesse, wirklich etwas zu verändern. „Was wir getan haben, […] haben
wir mehr für uns selber getan und nur wenig mit dem Blick darauf, was es praktisch hätte
bewirken sollen.“ (S. 90)
– Jeder ist zufrieden in dem Gefühl, etwas getan zu haben, seine moralische Pflicht erfüllt zu
haben. „Wir hatten unseren Höhepunkt gehabt, das Thema war abgehakt.“ (S. 90)
– Es ist leicht, sich über Unrecht und Selbstzufriedenheit aufzuregen; dadurch ändert sich
nichts.
5.Was hätte die Lichterkette bewirken können? Notiere deine Gedanken.
Ein möglicher Ansatz: „Hätte da nicht erst der Dialog beginnen müssen zwischen all denen, die
sich vorher im Gemeindesaal gedrängt hatten? Was sie tun könnten, jeder von ihnen in seiner
Partei und in seinem Verein? Auf welche Reden die Parteien verzichten sollten, zum Beispiel,
und wie man den Jugendlichen – diesen Jugendlichen! – eine andere Perspektive geben könn­
te …“ (S. 90)
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3.Hinnerk F.: „Und der Erfolg war ja dann überwältigend. […] Es ist wie die Kirche am Heiligabend.“ (S. 88) Was meint er damit?
– Man empfindet die Harmonie und Einigkeit als wohltuend, ohne dass sich hinterher etwas
ändern muss. „Überfüllt und feierlich, und hinterher geht der Alltag seinen Gang.“ (S. 88)
K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
reden –
Marco
h at wa s g e ta n
Arbeitsblatt 11 – LÖSUNGEN
„M it F remdenfeindlichkeit
hat das nichts zu tun .“
1.Von wem stammen diese Aussagen?
W
„Aber es ist doch selbstverständlich,
dass die Eltern erregt sind beim Gedanken, da könnten nun auf einmal
Schwarze einquartiert werden in der
Schule ihrer Kinder.“
Friedhelm K., Bürgermeister
Friedhelm K., Bürgermeister
„Wir haben uns dann also für die Container
­entschieden, das ging schnell und ist eine würdige
Lösung. Wie? Zwölf Quadratmeter, immer vier Leute.“
„Also man redet natürlich schon mal so, Kanaker zurück auf die Bäume, und was ist der
Unterschied zwischen Juden und Türken, die
Juden haben es schon hinter sich, aber ist ja
nichts davon ernst gemeint.“
W
„Nun, zum Beispiel bin ich überzeugt davon, dass er diese Dinge – mal ein Hakenkreuz, mal ein Hitlergruß, Türkenwitze –, dass er diese Dinge einfach überbewertet hat.
[…] – bei uns hier sind solche Dinge doch ganz anders
einzuordnen.“
Hartmut K., Schulleiter
W
„Wieso, dieselbe Sprache. Also, das kann
ich Ihnen jetzt wirklich nicht sagen, welche Sprachen die sprechen, diese Leute
werden uns ja zugewiesen.“
Friedhelm K., Bürgermeister
© Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, August 2015
Friedhelm K., Bürgermeister
W
W
„[…] schrecklich genug war es ja auch, ­dieses
Türkenanzünden […]“
Timo K., Klassenkamerad
K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
reden –
Marco
h at wa s g e ta n
Arbeitsblatt 12 – LÖSUNGEN
M arco ,
der
S kin
Lektüre bis Seite 95.
1.In den Interviews findest du Hinweise darauf, wie die anderen vor der Tat mit Marco umgegangen sind. Vervollständige die Sätze und notiere, was du über Marcos Beziehungen erfährst. Nenne jeweils eine Textstelle.
Im Konfirmandenunterricht wurde Marco – nicht beteiligt; isoliert; an den Rand gesetzt; man
hat ihn eiskalt abblitzen lassen. (vgl. S. 64f.) – Marco wird als Störer behandelt, ausgegrenzt
und nicht weiter beachtet.
„Gestört hat er auch nicht, jedenfalls nach den ersten paar Malen nicht mehr, als ich klarge­
macht hatte, dass ich das nicht dulde. Wir haben ja bei uns noch ganz gute Bedingungen, das
Gros ist kooperativ, da hatte er also mit seinen Störversuchen keine Resonanz. Da haben sie
ihn eiskalt abblitzen lassen.“ (S. 64)
In der Clique war Marco – ein Mitläufer. Sigurd und Norman geben den Ton an; Poffatz und
Marco, beide Außenseiter, haben sich an die „Starken“ angehängt. (vgl. S. 67f.) – als Gleichgesinnter akzeptiert.
In der Schule wurde Marco – als Runtergestufter mit Häme und Schadenfreude von Mitschülern und Lehrern verachtet (wie der letzte Dreck), ausgegrenzt. (vgl. S. 66f.)
„Da sagen die Kollegen doch auch, na bitte, mal wieder recht behalten, haben wir doch gleich
prophezeit.“ (S. 66) „Wenn der sich danach nicht vorkommt […] wie der letzte Dreck, dann
Seine Klassenkameraden fanden Marcos Auftreten im Deutschunterricht – nervig, aber auch
cool; manche haben seinen Ansichten (z. B. Nationalstolz, Auschwitzlüge) zugestimmt.
„Aber dass der Marco sich deswegen denn immer gleich mit ihm anlegen musste, das hat uns
also noch mehr angenervt.“ (S. 73)
„So ganz falsch ist das ja nicht, oder? Was der Marco gesagt hat? Das hat mir schon zu denken
gegeben, also.“ (S. 74)
Sein Klassenlehrer Hubert S. hat Marco – als Skin gehasst; gemobbt; vor der ganzen Klasse gedemütigt. – benutzt als Paradebeispiel zur Dämonisierung der „Fratze des Faschismus“:
„Ich hab aber noch keine Ruhe gegeben, wieder nachgestoßen: […] Hab ich also zu ihm
gesagt – vor der ganzen Klasse hab ich das gesagt, damit sie auch mal begreifen, was für ein
Mist das ist mit seinem Aufnäher –, ich hab also gesagt: ‚Wie kann man denn bitte schön stolz
sein auf etwas, von dem man überhaupt nichts weiß? Überhaupt nichts?‘“ (S. 69)
© Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, August 2015
weiß ich nicht.“ (S. 67) „[…] den konnte keiner so richtig ausstehen […].“ – „[…] so einen
Typ verachte ich doch. Echt.“ (S. 72)
K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
reden –
Marco
h at wa s g e ta n
„Da bist du als Lehrer aufgerufen, was dagegen zu tun. […] Ich hab mich da richtig reinge­
kniet! […] Das muss jetzt ganz massiv kommen.“ (S. 70)
In der Werkstatt von Klaus-Peter W. wurde Marco – geschätzt, doch für sein Talent und gute
Leistung nie gelobt.
„Der war ja helle, der hatte was im Kopf, der Bengel, können Sie mir glauben, ich seh so was
gleich.“ (S. 79) „Da hätte ich die Hand für ins Feuer gelegt, für den Bengel, der hätte seinen
Meister gemacht. Aber hab ich ihm natürlich nicht gesagt. […] Da hab ich mich nicht aufge­
drängt.“ (S. 80)
Im Jugendclub wurde Marco von Frank W. – genau beobachtet; nicht weiter beachtet. Frank W.
hält die Clique für arme Schweine, für Versager mit schwachem Ego.
„[…] das sind ja eigentlich hier bei uns die armen Schweine. Wenn die wenigstens noch echte
Skins wären. Aber das sind doch alles […]. Das sind doch alles die Würstchen.“ (S. 81)
Durch die Lichterkettenaktion wurde Marco – ausgegrenzt; noch mehr ins Abseits geschoben.
„[…] dass sie sich nicht noch stärker ausgegrenzt fühlen dadurch, dass wir sie nicht noch mehr
ins Abseits schieben durch diesen Abend allgemeiner Harmonie – darüber hab ich nicht nach­
gedacht.“ (S. 89) „Vielleicht hat dieser Abend sie nur weiter abgedrängt.“ (S. 89)
Arbeitsblatt 13 – LÖSUNGEN
M arco ,
der
S ündenbock
1.Beschreibe die Rolle, die ein Sündenbock für die Gemeinschaft spielt.
Er allein bekommt die gesamte Schuld aufgeladen (Einzeltäter); jeder kann seine eigene
Schuld auf ihn laden. Die anderen gehen auf Abstand zu ihm. Er wird ausgesondert, aus der
Gemeinschaft hinausgeworfen, dadurch befreien sich die anderen von ihrer eigenen Schuld.
2.Nenne Textstellen, die Marcos Rolle als Sündenbock andeuten.
– Frank W.: „Also der Marco, ja – gut, das wissen wir jetzt, dass es bei dem nicht nur Sprüche
waren. Wir hatten eigentlich gedacht, wir kennen ihn.“ (S. 38, vgl. S. 84: „Mehr konnten
wir wohl auch nicht tun.“)
– Hinnerk F.: Marco ist „verloren gegangen“. (vgl. S. 62–65)
„Wie zerstört muss ein Kind sein, bevor es so etwas tut, wie zutiefst innerlich zerstört! Und
wir haben es alle nicht gemerkt.“ (S. 62)
– Hubert S.: „[…] da hab ich gewusst: Das ist nicht mehr nur Provokation. Das ist schon in
ein gefährliches Stadium getreten. Da bist du als Lehrer aufgerufen, was dagegen zu tun.
Damit da nicht noch mehr reinrutschen.“ (S. 70)
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Lektüre bis Seite 95.
K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
reden –
Marco
h at wa s g e ta n
– Timo K.: „Mit dem will auch keiner mehr was zu tun haben, keiner aus der Klasse. Wollten
wir ja vorher irgendwie auch schon nicht, den konnte keiner so richtig ausstehen, also da
haben wir schon so unseren Riecher gehabt.“ (S. 72)
– Hartmut K.: „Nur weil ein einzelner Schüler – ein Einziger, von Hunderten! – aus dem
Ruder läuft, muss darum gleich die Schule insgesamt … Wo einer verrückt spielt und alle
anderen sind sympathische junge Menschen, können da die Ursachen in der Schule liegen?“
(S. 78)
– Timo K.: „Nur also mit den Ausländern, da haben wir – also wir sind alle dagegen, dass er
die da abgefackelt hat, alle, können Sie jeden in unserer Klasse fragen.“ (S. 85)
„Mit dem Marco wollen wir echt nichts mehr zu tun haben.“ (S. 86)
3.Vergleiche die Textstellen. Was fällt dir auf?
Mögliche Antworten:
– Frank W. und Hinnerk F. betonen ihren guten Willen und gleichzeitig ihre Hilflosigkeit.
– Hubert S. betont seine Rolle als prophetischer Retter, Marco ist ja schon „abgerutscht“.
– Hartmut K. und Timo K. betonen besonders stark den Abstand zwischen „ein Einzelner“
und „alle“.
– Die Stigmatisierung wird meist mit einer positiven Selbstdarstellung verbunden.
– Besonders vehement distanzieren sich diejenigen, die Marco vorher durchaus zugestimmt
haben bzw. die sich eigener Versäumnisse bewusst sind.
4.Wie wird einer wie Marco zum Sündenbock? Vervollständige die Sätze:
a) Schon vorher galt Marco vielen als – Störenfried; Versager; Underdog; einer, „mit dem nichts
anzufangen war“ (vgl. S. 53).
Der Unterschied zwischen Marco und den anderen ist: – Die anderen reden (nur), Marco hat
etwas getan.
c) Die Schrecklichkeit der Tat bekommt das Hauptgewicht. Auf diesem Hintergrund erscheint
das eigene Verhalten – umso positiver; harmlos; unerheblich; zu entschuldigen.
5.Welchen Nutzen ziehen die anderen daraus, einen Sündenbock zu haben?
– Sie lenken von eigener Mitverantwortung ab. – Sie können sich selbst „reinwaschen“ und
schuldlos fühlen. – Sie haben ein gutes Gewissen. – Sie können so weitermachen wie vorher.
© Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, August 2015
b) Wer jemanden „schwarzes Schaf“ nennt, zieht eine moralische Grenze zwischen Gut und
Böse, zwischen Unschuld und Schuld, verurteilt einen Einzelnen nach moralischen Regeln.
K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
reden –
Marco
h at wa s g e ta n
Arbeitsblatt 14 – LÖSUNGEN
„W ir
haben uns nichts vorzuwerfen .“
1.Von wem stammen die Aussagen?
„Mit unserem Ort hat das ursächlich gar nichts zu tun.“ (S. 61) Friedhelm K.
„Ich hab mich da richtig reingekniet!“ (S. 70) Hubert S.
„Nee, also von uns, da hat der Marco also keinen überzeugen können […].“ (S. 75) Timo K.
„Seine schulische Prägung, die hat er anderswo erfahren.“ (S. 76) Hartmut K.
„Da hab ich mich nicht aufgedrängt.“ (S. 80) Klaus-Peter W.
„Der Zug ist abgefahren.“ (S. 82) Frank W.
„Nein, natürlich weiß ich nicht, was ich da konkret hätte tun sollen.“ (S. 91) Hinnerk F.
2.Wie stehen die anderen zu Marco a) vor der Tat, b) nach der Tat?
Schneide die Namenskärtchen aus. Erstelle und vergleiche verschiedene Cluster.
zu b): Im Vergleich wird deutlich, wie stark die Personen von Marco abrücken. Alle stellen
ihn als Einzeltäter dar, von dem sie sich distanzieren. Auch hier gibt es Unterschiede zwischen
Behauptung und vermutlicher Wahrheit. Impulse:
– Sagen die Personen in den Interviews, was sie wirklich denken?
– Wie verhalten/positionieren sich die Gleichaltrigen?
– Wie verhalten/positionieren sich die Erwachsenen?
Arbeitsblatt 15 – LÖSUNGEN
An
dem
T ag
dann
…
Lektüre bis Seite 111.
1.Was ist an dem Tag geschehen, an dem Marco den Brand gelegt hat?
– In der Werkstatt hatte Marco Streit, weil er sich ausgenutzt fühlte; er wurde rausgeworfen.
– In der Schule hat Marco eine Fünf in Deutsch bekommen, wegen der er sitzen bleiben und
keinen Schulabschluss bekommen würde.
– Im Jugendclub wurde er rausgeworfen.
© Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, August 2015
Die Aufgabe eignet sich am besten als Gruppen- oder Kleingruppenarbeit.
zu a): Hier wird deutlich, dass einige Personen schwindeln. Zu unterscheiden ist:
– Was vermitteln die Befragten im Interview?
– Wie sahen die Beziehungen vermutlich in Wahrheit aus?
K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
reden –
Marco
h at wa s g e ta n
2.„Der war nur so schlecht drauf an dem Abend, voll scheiße drauf, da wollte der was machen.“
(S. 100) Wie hat Marco sich an dem Tag gefühlt?
– Marco hatte Wut und Hass auf Hubert S., der ihn unfair behandelt hat. „Weil der ihn fertig­
machen wollte!“ (S. 100)
– Er war frustriert und stand unter Druck; er hatte keine Perspektive mehr.
– Er fühlte sich allein, niemand stand hinter ihm, auch nicht seine Eltern. „[…] streng,
Hausaufgaben kontrolliert und alles, ich glaub, bestimmt auch geprügelt […]. (S. 55)
– Er fühlte sich gedemütigt. An den einzigen Plätzen, an denen er sonst gerne war und eini­
germaßen akzeptiert wurde (Werkstatt, Jugendclub), ist er abgelehnt, zurückgewiesen und
rausgeworfen worden.
3.Was hat Marcos „nationale Gesinnung“ mit der Eskalation zu tun?
– Seine „nationale Gesinnung“ war eigentlich eher Provokation und entsprang dem Wunsch,
irgendwo dazuzugehören, anerkannt zu sein.
– Marco suchte ein Ventil für seine Wut; seine „nationale Gesinnung“ war der Grund für den
Konflikt mit seinem Lehrer, jedoch nicht ursächlich für die Tat.
4.Hubert S.: „Ich hab da wirklich getan, was ich konnte.“ (S. 103)
a) Wie sieht Hubert S. seine Position?
Er sieht sich als der Einzige mit Zivilcourage, als Einzelkämpfer, auf sich allein gestellt, allein­
gelassen in seinem gerechten Kampf. „Da hab ich mich also doch sehr auf mich allein gestellt
gefühlt, mit Unterstützung von den Kollegen war da nicht zu rechnen.“ (S. 102) „Das musste
alles ich erledigen, stellvertretend.“ (S. 103)
– Er hat eine schwierige Arbeit über den Nationalsozialismus schreiben lassen, die nicht zum
Unterrichtsstoff/Lehrplan gehörte.
– Er hat seine Macht ausgespielt. „Und ich hab mir gedacht, so nicht, Freundchen, nicht mit
mir! Ich hab dann also – Sie haben da ja als Lehrer immer einen gewissen Spielraum mit den
Punkten, gewisse Möglichkeiten, und das war dann eben eine Fünf. Meine Güte, das hat der
doch mal gebraucht!“ (S. 104) „Und der Marco hatte seinen Schock ja weg, verstehen Sie,
darum ist es mir ja nur gegangen: dass der mal seinen Schock gekriegt hat.“ (S. 106)
Hier wird deutlich, wie viele Parallelen es zwischen Marco und Hubert S. gibt: Beide fühlen sich
isoliert, zu Unrecht ausgegrenzt; suchen nach Anerkennung; handeln stellvertretend, vermeintlich
im Sinne der anderen. Beide üben Macht aus, wollen einen Denkzettel/Schock geben; tun etwas
„in bester Absicht“, das menschenzerstörende Auswirkungen hat. Beide projizieren ihren Hass.
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b) Was hat Hubert S. getan?
K i r s t e n B o i e E rwa c h s e n e
reden –
Marco
h at wa s g e ta n
Arbeitsblatt 16 – L
ÖSUNGEN
A uf
der
S uche
nach
U rsachen
und
V ersäumnissen
Lektüre bis Seite 111.
2.Was hat Marco gefehlt?
– Anerkennung; persönliche Zukunftsperspektive
3.Was hat Marcos fremdenfeindliche Einstellung beeinflusst?
– Meinung/Reden der anderen; Clique/Peergroup
4.These – Antithese: Sind diese Behauptungen richtig? Wähle eine der Aussagen und begründe deine Ansicht.
a) Marco ist ein Einzeltäter, deshalb hat er allein die Schuld.
b) Marco wollte ein politisches Zeichen setzen.
Die Aufgabe kann als Gruppenarbeit oder im Plenum bearbeitet werden.
Bei der Besprechung soll die Aufmerksamkeit darauf gelenkt werden,
–dass bei der Beurteilung einer solchen Tat meist unwillkürlich politische Motive
(Rechtsextremismus, Rassismus) als alleiniger Grund angenommen werden.
– dass bei der Beurteilung der Schuld das soziale Umfeld des Täters und entsprechende Einflüsse
meist zu wenig beachtet werden.
– dass die Behauptung einer Einzeltäterschaft (außer aus juristischer Sicht) meist interessengeleitet und aus soziologischer Sicht nicht zutreffend ist.
A uswertung
der
I nterviews
Lektüre bis Seite 111.
Die Lerngruppe übernimmt die Rolle des Reporters, der sein Recherchematerial für eine Publikation auswertet.
1.Wie viele Interviews hat der Reporter aufgezeichnet?
Er hat dreißig Interviews aufgezeichnet.
2.In welchem Sprachstil sind die Aussagen wiedergegeben?
Die Aussagen sind wiedergegeben in wörtlicher Rede; überwiegend in Umgangssprache;
authentisch; im O-Ton (Voice Recorder).
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reden –
Marco
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3.Worum ging es dem Reporter im Verlauf seiner Recherche? Formuliere drei Leitfragen.
Zunächst möchte sich der Reporter ein Bild von Marco machen: Wer ist Marco?
Im Mittelteil fragt er nach Marcos Motivation: Warum hat Marco das getan?
Zum Schluss fragt er nach den Ereignissen des Tattags: Was ist an diesem Tag geschehen?
4.Welche Antworten hat der Reporter gefunden? Skizziere stichwortartig einige Ergebnisse seiner
Recherche.
Die Aufgabe kann schwerpunktartig entsprechend der Leitfragen in Kleingruppen bearbeitet werden: – a) Wer ist Marco? – b) Warum hat Marco das getan? – c) Was ist an diesem Tag geschehen?
Anschließend werden die Ergebnisse gesammelt und verglichen.
Im der Gesamtsicht steht die Frage nach Marcos Motivation im Zentrum. Dabei sind eindeutige
Antworten nicht oder nur schwerlich zu finden. Das Bild setzt sich aus verschiedenen, teilweise
­widersprüchlichen Aspekten zusammen und bleibt diffus.
––Das Motiv des Ausländerhasses, das bei solchen Taten meist vorausgesetzt wird, ist in diesem Fall
nicht tragfähig.
––Marcos Handeln ist nicht politisch, sondern vielmehr persönlich motiviert.
5.Was müsste deiner Meinung nach unternommen werden, um solche Taten zu verhindern?
Mögliche Fragen zur Diskussion:
– Welche Rolle spielen politische Entscheidungen?
– Welche Rolle spielen Lebensumstände der Menschen?
– Welche Rolle spielt die Berichterstattung in den Medien?
Arbeitsblatt 18 – LÖSUNGEN
des
B uchs
ist aktuell
2.Ist jemand, der „nur“ redet, auf jeden Fall unschuldig? Notiere deine Gedanken.
Die Aufgabe bietet Ansätze für weitere Themen, etwa:
– Die wiederholte Vorstellung einer Tat senkt die Hemmschwelle.
–Selbstsuggestion „Wir sind das Volk!“
–Schuldig werden durch Nichthandeln: Tausende von Flüchtlingen sterben im Mittelmeer.
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D as T hema
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H artnäckige M ythen
„So ganz falsch ist das ja nicht, oder? Was der Marco gesagt hat? Das hat mir schon zu denken gegeben, also.“ (S. 74) Prüfe die Aussagen, und nimm Stellung dazu:
1.Sigurd J.: „Die Ausländer? Also logisch hat das was damit zu tun, die kaufen doch sowieso nur,
wo’s billig ist, am besten noch Flohmarkt. Qualität ist für die doch ein Fremdwort, die kaufen
jeden Scheiß, wenn der nur billig ist. […] Also die Kanaken machen uns kaputt.“ (S. 31)
Die Kaufkraft der Migranten ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Zwar ist bei ihnen die
Arbeitslosenquote noch doppelt so hoch, der Staat muss also mehr Arbeitslosengeld zahlen,
doch das ist zu kurz gedacht. Insgesamt ist der Staatshaushalt auf Zuwanderer angewiesen
(Steuern und Sozialbeiträge), denn mit ihnen wächst die Bevölkerung.
–2009 erhielten in Deutschland 32 Prozent der Eingewanderten steuerfinanzierte
Transferleistungen (z. B. Arbeitslosengeld II, Wohngeld oder Kindergeld). Unter den
Einheimischen lag der Anteil bei 20 Prozent, also deutlich niedriger. Anders sieht es bei
nicht steuerfinanzierten Zahlungen aus, etwa Renten: 2009 erhielten 29 Prozent der
Einheimischen Transfers, die über Beiträge finanziert werden. Unter den Migranten lag der
Anteil nur bei 13 Prozent. Die Eingewanderten belasten die Rentenkasse also weniger als
die Einheimischen, zahlen dafür aber Beiträge ein und stabilisieren damit das System.
(Quelle: Die guten, bösen Einwanderer, auf: zeit.de, 20.06.2013)
–Ergebnis der Studie Integrationsrendite – Volkswirtschaftliche Effekte einer besseren
Integration von Migranten (2010) des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln: Eine bessere
Integration der Migranten in das deutsche Bildungssystem und den Arbeitsmarkt würde
dem Staat bis 2050 zusätzliche Einnahmen von 164 Milliarden Euro verschaffen.
– Auf Grundlage des Migrationsberichts der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung (OECD) bewertet eine Studie der Bertelsmann-Stiftung (2013) die aktu­
elle Zuwanderung als sehr förderlich für die Staatskasse: Die Migranten, die derzeit nach
Deutschland einwandern, haben einen positiven Effekt auf den Haushalt.
(Quelle: Staatshaushalt profitiert von neuer Zuwanderungswelle, auf: welt.de, 13.06.2013)
In den letzten Jahren wandern mehr qualifizierte Menschen nach Deutschland ein. Zuwanderer
stammten keineswegs nur aus gering qualifizierten Bevölkerungsgruppen ihrer Heimatländer.
–Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) kommt in einer Studie (2013)
zu dem Ergebnis: Einwanderer, die in den letzten zehn Jahren nach Deutschland gekom­
men sind, verfügen über ein höheres Bildungs- und Qualifikationsniveau als die deutsche
Stammbevölkerung. So verfügen heute 43 Prozent der Neuzuwanderer zwischen 15 und 65
Jahren über einen Meister-, Hochschul- oder Technikerabschluss. Bei den Deutschen ohne
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(Quelle: Integration schafft Wachstum, auf: iwkoeln.de, 20.05.2010)
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Migrationshintergrund gilt dies nur für 26 Prozent. (Die Statistik bezieht sich nicht auf die
Gesamtzahl der Migranten, sondern auf die in Deutschland beschäftigten Einwanderer.)
(Quelle: Neue Einwanderer sind besser gebildet als Alteingesessene, auf: zeit.de, 24.05.2013)
2. Timo K.: „Und ob das mit den Juden, weiß ja auch keiner.“ (S. 73) „Also einmal, zum Beispiel, da
hat der so ein Video gezeigt, KZ, und wie die da aussahen […]. Und denn der Marco ganz cool,
na und, das ist schließlich ein Film von den Amis, und wenn die also ,Jurassic Park‘ und alles,
Saurier, ,Krieg der Sterne‘, da weiß man doch, das ist auch nur ausgedacht. Das machen die mit
Trick alles, Computeranimation. Da lacht der Spielberg doch nur drüber, wenn der so was drehen
soll, künstlich. Also der Film ist noch lange kein Beweis.“ (S. 74)
Die öffentliche Leugnung, Billigung oder Verharmlosung des Holocaust ist in Deutschland
und den meisten westlichen Ländern ein Straftatbestand (§ 130 Abs. 3 StGB). Seit 1945 wur­
den zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Thema durchgeführt. Dennoch
sehen sich Gerichte bis heute zu Gutachten gezwungen, da Holocaustleugner, darunter
Publizisten oder Politiker, gegen ihre Kritiker Klagen wegen Verleumdung bzw. Verletzung
ihres Grundrechts auf freie Meinungsäußerung anstrengen.
–1990 erklärte der britische Publizist David Irving, in Auschwitz habe es „niemals
Gaskammern gegeben“, die gezeigten Gebäude seien „Attrappen“. Irving wurde gerichtlich
als Geschichtsfälscher und Lügner überführt.
(Quelle: Lipstadt, Deborah: Betrifft: Leugnen des Holocaust. Zürich: Rio-Verlag, 1994, S. 24)
– 2007 sagte der damalige NPD-Bundesvorsitzende Udo Voigt während eines Interviews mit
einem iranischen Journalisten, das vom Politmagazin ,Report‘ ausgestrahlt wurde: „Sechs
Millionen kann nicht stimmen. Es kann maximal 340.000 in Auschwitz umgekommen sein.
[…] es ist natürlich ein Unterschied, ob wir für sechs Millionen zahlen oder für 340.000.
Und dann ist auch irgendwann die Einmaligkeit dieses großen Verbrechens – oder angeblich
großen Verbrechens weg.“
– 2008 wurden die seit Langem als rechtsextrem eingestuften Vereine Collegium Humanum
und der von Horst Mahler 2003 gegründete Verein zur Rehabilitierung der wegen
Bestreitens des Holocaust Verfolgten (VRBHV) in Deutschland verboten. Innenminister
Schäuble betonte: „Die geistigen Brandstifter, mit denen wir es hier zu tun haben, sind der
Nährboden, aus dem letztlich auch rassistisch motivierte Gewalt erwächst.“
(Quelle: Schäuble verbietet rechtsextreme Organisationen, auf: welt.de, 07.05.2008)
Die meisten heutigen Holocaustleugner haben die NS-Zeit nicht selbst erlebt, streben aber
ähnliche Staats- und Gesellschaftsmodelle an. Das Relativieren des Holocaust betrachten sie
als notwendige Voraussetzung, um wesentliche Ziele des Nationalsozialismus zu rehabilitieren
und politisch zustimmungsfähig zu machen.
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(Quelle: Innenausschussvorsitzender zeigt NPD-Chef Udo Voigt wegen Holocaustleugnung an, auf: swr.de,
10.12.2007)
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3. Timo K.: „Also das kann doch nicht richtig sein, dass die Ausländer hier im Mercedes fahren und
die eigenen Deutschen sind arbeitslos, oder was.“ (S. 85)
Die Behauptung, „Ausländer nehmen Deutschen die Arbeitsplätze weg“, war schon in den
1960er-Jahren falsch, als die „Gastarbeiter“ wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung in
Deutschland beigetragen haben. Auch heute beklagen Industrie und Handwerk einen ekla­
tanten Fachkräftemangel und Tausende von offenen Lehrstellen. Demgegenüber sorgen die
Zuwanderer mit für die Wirtschaftskraft in Deutschland.
– Die Zahl der von Immigranten gegründeten Unternehmen verdoppelte sich zwischen 1998
und 2008 auf rund 100.000 Firmen. 2008 beschäftigten sie mehr als 750.000 Mitarbeiter.
(Quelle: OECD-Migrationsreport, auf: welt.de, 12.07.2011)
– Ohne Beschäftigungserlaubnis (der Ausländerbehörde) dürfen Asylbewerber nicht arbei­
ten und keine Ausbildung machen. Asylbewerber und anerkannte Asylberechtigte dürfen
nach drei Monaten eine Arbeitserlaubnis beantragen. Die gilt auch für schutzbedürftige
Flüchtlinge sowie Personen, die als Geduldete länger als drei Monate in Deutschland leben.
Die Bundesagentur für Arbeit muss der Arbeitsaufnahme zustimmen; bei der Vergabe einer
Arbeitsstelle haben deutsche oder EU-Arbeitnehmer Vorrang. Die Vorrangprüfung entfällt,
wenn Ausländer sich mindestens 15 Monate ununterbrochen erlaubt, geduldet oder mit
Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland aufhalten; wenn sie einen anerkannten ausländi­
schen Hochschulabschluss besitzen und in einem Mangelberuf Anstellung finden.
4.Timo K.: „Das gibt es in keinem Land der Welt, so viele Ausländer, nur die Deutschen sind wieder
zu blöde.“ (S. 85) „Gibt ja noch Flugzeuge und Schiffe, und was und denn ab in die Heimat.“
(S. 85)
Deutschland sei das Land, das die meisten Flüchtlinge in Europa aufnehme, dieses Argument
ist immer wieder auch von Politikern (z. B. vom deutschen Ex-Innenminister Friedrich) zu
hören. Dabei wird übersehen, dass hier lediglich die absoluten Zahlen genannt werden, ohne
sie in Relation zu setzen.
– Von Januar bis September 2013 wurden beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
(BAMF) 74.194 Asyl-Erstanträge gestellt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutet
das einen Zuwachs um 84,6 Prozent.
– Dem europäischen Statistikamt Eurostat zufolge stellten im 2. Quartal 2013 (April bis Juli)
in Deutschland 26.400 Personen einen Asylantrag. In den vergangenen 12 Monaten waren
es insgesamt 96.890.
– Im Jahr 2012 haben EU-weit rund 335.000 Flüchtlinge einen Asylantrag gestellt – davon
77.500 in Deutschland. Das entspricht 23 Prozent aller Anträge.
In absoluten Zahlen nimmt die Bundesrepublik damit europaweit die meisten Flüchtlinge auf.
Setzt man die Zahl der Asylbewerber jedoch ins Verhältnis zur Bevölkerung, ändert sich das
Bild: Das wirtschaftlich starke Deutschland kam 2012 mit 0,9 auf weniger als einen Flüchtling
pro 1.000 Einwohner und belegte damit gerade einmal Platz 10 unter den EU-Ländern.
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(Quelle: Erleichterungen für Asylbewerber, auf: bundesregierung.de, 02.01.2015)
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Ganz vorne steht in diesem Ranking Malta (5 pro 1.000 Einwohner), gefolgt von Schweden,
Luxemburg, der Schweiz, Belgien, Norwegen, Österreich, Zypern und Dänemark. Im europä­
ischen Durchschnitt kommen 0,7 Asylsuchende auf 1.000 Einwohner.
(Quelle: Mediendienst Integration: Asylzahlen: Wer nimmt die meisten Flüchtlinge auf?, auf: mediendienst-integration.de, 10.10.2013)
– OECD-Migrationsbericht für 2013: Insgesamt mehr als vier Millionen Menschen wander­
ten 2013 auf Dauer in die 34 OECD-Staaten ein – ein Prozent mehr als im Jahr davor.
Deutschland ist nach den USA das gefragteste Zuwanderungsland. Auch die Zahl der
Asylbewerber nahm deutlich zu – jeder fünfte der 550.000 Bewerber in den OECD-Staaten
stellte seinen Antrag in Deutschland. Der Trend sei für die Zuwanderung aber kaum von
Bedeutung, weil nur eine Minderheit der Antragsteller auch auf Dauer in Deutschland zuge­
lassen werde.
(Quelle: Migrationsbericht der OECD: Deutschland auf Platz 2, auf: taz.de, 01.12.2014)
– Auch in Bezug auf die Asylgesuche zeigt die Eurostat-Statistik (2. Quartal 2013): Nur
bezogen auf die absoluten Zahlen liegt Deutschland europaweit an erster Stelle (23.410
Antragsteller zwischen April und Juni 2013). Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wuchs
die Zahl der Asylbewerber um 113 Prozent. Dennoch belegt Deutschland in Relation zur
Bevölkerungszahl mit 0,3 Antragstellern pro 1.000 Einwohner im europäischen Vergleich
nur Platz 7. An der Spitze liegt Schweden (1 Asylsuchender pro 1.000 Einwohner), gefolgt
von Ungarn (0,9) und Malta (0,8).
Die Anerkennungsquote von Asylanträgen hingegen ist tatsächlich höher, als sie oft ange­
geben wird. In Medienberichten und Diskussionen tauchen immer wieder unterschiedliche
Angaben auf, wonach lediglich ein bis zwei Prozent der Asylanträge in Deutschland anerkannt
würden. Diese Zahlen geben jedoch nur die Entscheidungen nach dem im Grundgesetz veran­
kerten Recht auf Asyl (Art. 16a GG) wieder – und damit nur einen Ausschnitt der positiven
Asylentscheidungen.
Berücksichtigt man auch die Gewährung von Flüchtlingsschutz (13 Prozent) und die
Feststellung von Abschiebungsverboten (13,5 Prozent) nach dem Aufenthaltsgesetz, haben
2012 in Deutschland 27,7 Prozent aller Antragsteller Schutz erhalten.
Rechnet man aus der Gesamtzahl der in Deutschland gestellten Asylanträge noch die sogenann­
ten „formellen Entscheidungen“ heraus, kommt man für 2012 sogar auf eine Quote von 35,8
Prozent. Das heißt: Jeder dritte Asylsuchende erhielt 2012 in Deutschland internationalen Schutz.
(Quelle: Mediendienst Integration, a.a.O.)
5.Sigurd J.: „Na gut, lassen wir sie also rein, und danach: Wie soll es weitergehen? Da kümmern sie
sich nicht drum. Dass wir hier mit denen leben müssen, Türken, was weiß ich, das kümmert die
nicht mehr. Rauschgift, Mafia, was weiß ich, das kümmert die nicht mehr.“ (S. 99)
Die kriminologische Forschung befasst sich seit Jahrzehnten mit möglichen Zusammenhängen
zwischen Migration und (Jugend-)Delinquenz. Dabei wurden einige Stereotype widerlegt oder
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(Quelle: Mediendienst Integration, a.a.O.)
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Marco
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Für die falsche Wahrnehmung in der Bevölkerung macht der Kriminologe C. Walburg (2014)
die Medien mitverantwortlich: „Seit zwei Jahrzehnten dominieren Strafverschärfungen die
gesetzgeberischen Aktivitäten, nicht selten gegen den nahezu einhelligen Rat von Fachleuten.
Kriminologische Erkenntnisse, zumal wenn sie populären Annahmen widersprechen, dringen
nicht nur bei Politikern, sondern auch in den Medien nicht immer durch. In Bezug auf das
Thema Migration lässt sich wiederum beobachten, dass über Einwanderer besonders häu­
fig in negativen Zusammenhängen berichtet wird. Berichte über Straftaten von Migranten­
(-nachkommen) spielen dabei als Teil eines allgemeinen ‚Ghettodiskurses‘ eine wesentliche
Rolle. Auch für die Wahrnehmung der „Ausländerkriminalität“ gibt es Hinweise auf einen
Zusammenhang mit dem Konsum von Nachrichtensendungen auf privaten TV-Sendern: Je
häufiger diese Sendungen gesehen werden, desto stärker wird die Kriminalitätsbeteiligung
von Ausländern überschätzt, und desto eher wird auch die Forderung nach harten Strafen
für Ausländer bzw. Migranten gestellt. […] Zusammenfassend lässt sich sagen, dass aus­
ländische Jugendliche gegenwärtig immer seltener wegen Straftaten (und auch wegen
Gewaltdelikten) auffällig werden. Allerdings trifft dasselbe auch auf deutsche Jugendliche
zu, weshalb der Ausländeranteil in den Kriminalstatistiken zuletzt nicht weiter gesunken ist.
Nichtsdestotrotz liegt der Anteil jugendlicher Ausländer an den offiziell registrierten jugend­
lichen Tatverdächtigen, Verurteilten und Strafgefangenen heute deutlich niedriger als noch
Mitte der 1990er Jahre. […] Eine stärkere Zustimmung zu Gewalt hat vielmehr mit einer
größeren sozialen Randständigkeit (Marginalisierung) zu tun als mit spezifischen ethnischkulturellen oder religiösen Orientierungen.“
(Quellen:
– Walburg, Christian: Migration und Jugenddelinquenz – Mythen und Zusammenhänge. Berlin 2014. URL
www.uni-bielefeld.de/soz/krimstadt/pdf/Gutachten_Kriminalitaet_Migration_Walburg.pdf
– „Ausländerkriminalität“ – statistische Daten und soziale Wirklichkeit. auf www.bpb.de)
© Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, August 2015
jedenfalls relativiert. Ein deutlicher Anstieg von Straftaten mit Beteiligung von Ausländern
findet sich in den Kriminalstatistiken nicht wieder.
– In Debatten werden oft Zahlen genannt, die sich auf Angeklagte, nicht auf Verurteilte bezie­
hen. Ausländer werden häufiger angezeigt und verhaftet, aber nicht häufiger verurteilt.
– Nicht deutsche Jugendliche leben signifikant häufiger in städtischen Umgebungen und dort
in Bezirken, in denen die Kriminalitätsrate ohnehin höher ist. Es kann nicht belegt werden,
dass es mehr Kriminalität aufgrund eines höheren Ausländeranteils gäbe.
– Ein beträchtlicher Teil der nicht deutschen Tatverdächtigen (2013: rund 20 Prozent) wird
wegen eines Verstoßes gegen spezielle ausländerrechtliche Vorschriften (vor allem wegen
unerlaubter Einreise oder unerlaubten Aufenthaltes) registriert, also Straftaten, die Deutsche
nicht begehen können.
– Soziologen stellen fest, dass nicht etwa Normlosigkeit die Ursache für Straffälligkeit bei
nicht deutschen Jugendlichen ist, sondern vielmehr Spannungen und Identitätsprobleme, die
Folgen von Ausgrenzung sind.
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Arbeitsblatt 20 – LÖSUNGEN
„D as
wird man doch wohl mal sagen dürfen ?!“
1.Welche Sätze wurden deiner Meinung nach im Jahr 1992 gesagt?
– „Wir sind bestimmt nicht ausländerfeindlich, wir sind viel ins Ausland gefahren.“
– „Also, wir sind in unserem Block bestimmt nicht ausländerfeindlich …“
– „Ja, ich bin gegen die Ausländer. Die sollen weg, abhauen sollen die!“
(Quelle für alle Zitate: Dresden heute, Rostock damals: was gelernt? TV-Beitrag des Politmagazins Panorama,
29.01.2015. URL www.ardmediathek.de/tv/Panorama/Dresden-heute-Rostock-damals-was-gelernt/Das-Erste/
Video?documentId=26174624&bcastId=310918
Der Beitrag ist online verfügbar bis 29.01.2016.)
Arbeitsblatt 21 – LÖSUNGEN
M einungsmacher
Weitere Aufgaben können angeschlossen werden, etwa:
– Informiere dich über die derzeitige Situation der Asylsuchenden und nimm Stellung dazu.
– Kommentiere einen journalistischen Beitrag/Artikel zur Flüchtlingsproblematik.
– Diskutiere: Grenzschutz statt Flüchtlingsschutz? (Kulturgebot Seenotrettung)
– Nimm Stellung zu einem Interview mit einem Politiker.
(Im April 2015 fand in Luxemburg ein EU-Ministertreffen zum Flüchtlingsstrom statt. Kurz zuvor
waren im Mittelmeer über tausend Menschen beim Untergang von überfüllten Schleuserbooten
ertrunken. Nach dem Krisengipfel führte Caren Miosga für die ARD-Tagesthemen ein Interview
mit dem deutschen Innenminister Thomas de Maizière. Darin ging es u. a. um die Frage, ob die EUMarineoperation Triton zum Einsatz von Schiffen im Mittelmeer, das nach Beendigung der italie­
nischen Flüchtlings-Seenotrettung Mare Nostrum eingeführt wurde, in erster Linie grenzsichernde
oder humanitäre Funktion hat.)
Interview-Ausschnitt:
T. M.: „Die Seenotrettung ist wichtig, wir wollen sie verdoppeln, sie kann aber nur ein Baustein sein,
denn eine reine Seenotrettung ohne weitere Maßnahmen, die wir heute auch angegangen sind,
würde in der Tat nur einen Sogeffekt auslösen.“
C. M.: „Aber war Mare Nostrum zu beenden aus heutiger Sicht ein Fehler?“
T. M.: „Triton, die neue Operation, hat ungefähr genauso viele Menschenleben gerettet wie Mare
Nostrum …“
C. M.: „Aber es sind fünfzehn Mal mehr gestorben, Herr de Maizière …“
© Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, August 2015
Ein Beispiel:
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reden –
Marco
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T. M.: „… und da hat keiner …“
C. M.: „Es sind fünfzehn Mal mehr gestorben als im Vorjahr.“
T. M. „Ja, aber ich habe jetzt über die Rettung gesprochen – es sind auch mehr losgeschickt worden – heute hat keiner meiner Kollegen Außen- oder Innenminister die Wiederauflage von Mare
Nostrum gefordert, nicht mal Italien. […]“
© Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, August 2015
(Quelle: ARD-Tagesthemen 20.04.2015. URL www.tagesschau.de/multimedia/sendung/tt-3637.html)
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© Oetinger Taschenbuch GmbH, Hamburg, August 2015
Überarbeitete Neuauflage
Alle Rechte dieser Ausgabe vorbehalten
Materialien für den Unterricht
Erarbeitet von Christine Hagemann nach dem Buch
„Erwachsene reden – Marco hat was getan“ von Kirsten Boie
© Originalausgabe: Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 1994, 2014
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur unter Verwendung
eines Fotos von Nikki Smith/Arcangel Images
Gestaltung und Satz der Handreichung: FELSBERG Satz & Layout, Göttingen
www.oetinger-taschenbuch.de
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Christine Hagemann, Jahrgang 1957, studierte Theologie, Philosophie und Pädagogik, mit
dem Schwerpunkt Pädagogische Psychologie, für das Lehramt in Münster. Heute ist sie in der
Erwachsenenbildung tätig und arbeitet als freie Autorin.
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