373646 Erläuterungsbericht Wittener Straße, Bochum - Campus Laer Leitbild Die Neunutzung des Opel I-Areals bietet die einmalige Chance diesen Raum im Kontext des angrenzenden Quartieres Bochum Laer und des Straßenraums der Wittener Straße neu zu entwickeln. Das Entwicklungsgebiet hat eine regionale Bedeutung und steht in Beziehung zur Innenstadt der WissenstadtBochum, der Ruhr-Universität mit den umgebenen Campusbereichen und den weiteren Opel-Flächen II + III. Die Landschaft und der Freiraum als verbindendes Element bilden das Grundgerüst für eine qualitätsvolle urbane Entwicklung des Raums. Die Wittener Straße bildet die Nahtstelle zwischen dem ehemaligen Opel-Gelände und dem Stadtteil Laer. Durch die Neunutzung der Opelflächen und eine behutsame Restrukturierung und Erweiterung des Zentrums von Laer wird eine Stadtstraße entstehen. So wird ein stärker städtisch geprägter Straßenraum im Kontext von Campus und Stadtteilzentrum entstehen. Die Wittener Straße verknüpft die östlichen und westlichen Teile des Stadtraums miteinander. Das Zentrum Laer konzentriert sich auf eine neue Stadtschiene, die ausgehend von der Kirche, über die Wittener Straße bis in den Landschaftspark die verschiedenen Bereiche miteinander verknüpft. Die Landschaft und Freiräume verknüpfen die Bereiche über grüne Klammern miteinander. Diese Freiräume sind ebenso Teil des städtebaulichen Grundgerüstes. Konzept Wittener Straße Die Wittener Straße wird als Stadtstraße mit verschiedenen Abschnitten erlebbar. Der erste Abschnitt führt durch die Landschaft und über die Brücke bis zum Eingang der Stadt. Von Süden führt die Brücke auf die Stadt zu. Der Solitär kündigt den Eingang zur Stadt an. Zwischen dem Ende der Brücke und der Kreuzung Alte Wittener Straße beginnt die städtische Bebauung. Die Allee, unterbrochen am Grünzug unterstützt den urbanen Charakter. Nördlich der Kreuzung kündigt der zweite Hochpunkt den zentralen Bereich der Wittener Straße an. Straßenraumgestaltung und vorderseitige Bebauung definieren hier deutlich eine Stadtstraße an die Nutzungen direkt angeschlossen sind – hier kann auch Straßenraumbegleitend geparkt werden. Die Straßenbahnhaltestelle und die Stadtschiene markieren das Zentrum von Laer. Nach dem Zentrum wird die Straße mit der Allee fortgesetzt. Konzept Landschaft und Freiraum Die großräumigen Grünverbindungen des Grünzug E grenzen von Süden an das Gebiet. Die Landschaft verbindet von Süden als breiter Landschaftskeil den Grünzug E mit dem Park Laer im Norden. Dieser Landschaftskeil ist Übergang zwischen dem neuen Campus und dem Gewerbe. Grüne Klammern (PocketParks) zwischen den Baufeldern verbinden den Landschaftskeil im Westen mit den kleinräumigen Grünverbindungen in Laer im Osten und ermöglichen eine gute Anbindung aus dem Stadtteil in den Park. Der Landschaftskeil kann in mehrere Abschnitte unterteilt werden. Im Norden bietet er Sport- und Bewegungsflächen, im zentralen Bereich wird die Stadtschiene als Festwiese und Event-Bereich in den Park fortgesetzt und belebt. Der Park setzt sich als freie Wiesenfläche über die Straße in den südlichen Teil mit großzügigen, baumbestandenen Wiesenflächen mit Spiel- und Erholungsflächen fort. Die ebene Fläche des Parks geht nach Süden in einen sanft geschwungenen Hang über, der an den Radweg auf der ehemaligen Güterbahntrasse anschließt. Vielfältige Wegeverknüpfungen aus dem Campus, den Pocket-Parks und dem Gewerbe im Westen erschließen und beleben den Park und machen ihn zu einem verbindenden Element. Die ehemaligen Autoabstellflächen im Südosten, außerhalb des Siedlungsraumes werden wieder zu einem Teil der Landschaft. In den Freiraum, der über ein Wegenetz mit dem Entwicklungsraum und dem Stadtteil Laer verbunden wird, entstehen vielfältige Sportnutzungen. Die Sportnutzungen werden in das Grün integriert. +Terasse Konzept Campus und Städtebau Der Industrie-Campus der World-Factory bildet einen neuartigen, innovativen, Ort mit vielfältigen Nutzungen. Die Verbindung von Wissen und Produktion wird auf dem Campus gelebt. Das flexible Gerüst an Baufeldern ermöglicht es wissensbezogene Industrie, Forschung, Produktion, Start-Ups, Hotel, Gastronomie und Servicenutzungen an einem Ort zu mischen. Fünf Baufelder reihen sich von Norden nach Süden zwischen der Wittener Straße im Osten und dem Park im Westen auf und bilden ein robustes städtebauliches Gerüst. Gliederndes Element zwischen den Baufeldern 373646 sind die Pocket-Parks und die Opel-Straße, welche die einzelnen Baufelder ablesbar machen. Jedes Baufeld kann flexibel in unterschiedlich große Grundstücke für verschiedene Nutzungen geteilt werden. Die Wittener Straße im Osten bildet die Adresse und Repräsentationsseite. Am Park erfolgt die Erschließung und Kante zum Grün. Nach Süden entsteht durch die Topografie ein spannungsvoller Abschluss des Campus. Das Baufeld D folgt der Höhenlage der Wittener Straße und ragt als Terrasse mit Blickbeziehungen nach Süden in den Landschaftsraum aus dem Landschaftspark heraus. Die Bebauung bildet die südliche Bebauungskante der Stadt. Das Baufeld E liegt im südlich angrenzenden Landschaftsraum, der sich unter der Brücke der Wittener Straße durchzieht. Die Baumasse des Baufeldes E wird auf einen Hochpunkt an der autobahnähnlichen, höher liegenden Wittener Straße konzentriert, um den Beginn der Stadt und des Campus weithin sichtbar zu markieren. Der Eingangsbereich des Campus an der Opelstraße wird durch einen Hochpunkt markiert. Ein spannungsvolles Gefüge von öffentlichen Räumen überspannt die Opel-Straße mit der Straßenbahn und verbindet die Baufelder B und C. Jedes Baufeld bildet eine räumliche Kante nach Außen und Innen. Im Inneren der Baufelder entstehen öffentlich zugängliche Höfe, die zum Austausch und Treffpunkt, zu informellen Denkräumen und Freiluftarbeitsplätzen werden. Im Campusbereich werden die aktiven Erdgeschosse maximiert. Transparente Erdgeschosszonen, möglichst mit frequenzbringenden, öffentlichkeitswirksamen Nutzungen (wie z.B. Cafés, Show-Rooms, Lernzentren, Service-Einrichtungen, Workshopbereiche, Kioske etc.) beleben den öffentlichen Raum. Das öffentliche Zentrum des Campus ist die Stadtschiene mit dem Forum, dem Konferenzbereich und der Mensa/Gastronomie. Die südlich angrenzenden Bereiche des Baufelds B ergänzen das Zentrum um ein Hotel und Boarding-House. Die Erschließung erfolgt über die Opel-Straße und die Parkstraße zu gestapelten Quartiersgaragen auf den Baufeldern, die im Erdgeschoss und Dachgeschoss jeweils auch ergänzend genutzt werden können. Jedes Baufeld kann über kurze Stiche von der Parkstraße und der Wittener Straße für Anlieferung, Taxis und Rettungsfahrzeuge erreicht werden. Konzept Zentrum Laer Das Zentrum Laer kann sich südlich des bestehenden Lahariplatzes, im Umfeld der Kirche und mit Anschluss an die Wittener Straße entwickeln. Durch verschiedene, kleinteilige Interventionen der Stadtreparatur entsteht ein attraktives, hochwertiges Zentrum für Laer. Die Stadtschiene markiert den neuen zentralen Bereich von Laer. Die Nutzungen um den heutigen Lahariplatz werden nach außen „umgestülpt“ und aufgewertet – sie erhalten mehr nutzbare Verkaufs- / Nutzfläche und orientieren sich deutlich zur Stadtstraße (Alte) Wittener Straße“. Somit erfolgt eine klare Einteilung in öffentlichen Raum und Adresse an der Alten Wittener Straße und einem halbprivaten grünen Innenhof des Baublocks Lahariplatz. Der neue zentrale Stadtteilplatz befindet sich vor der Kirche, die einen neue öffentliche Nutzung erhält. Gegenüber der Kirche entsteht eine Markthalle mit neuen Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie und Kultur. Um die Kirche entstehen neue Wohnnutzungen und Dienstleistungen. Entwickungsbereich Alte Wittener Straße Im Bereich zwischen Wittener Straße und Alter Wittener Straße schafft eine Mischung aus Wohnen und Arbeiten einen lebendigen Stadtraum. Entlang der Stadtstraße dominieren Dienstleistungsnutzungen in einer stärker geschlossenen Bebauung, die mit der Bebauung des Campus korrespondiert. Entlang der Alten Wittener Straße sorgt eine kleinteilige Bebauung für eine lebendige, urbane Mischung aus Wohnen und Arbeiten, die sich an der Körnigkeit und Nutzungsmischung im Bestand anlehnt. Hier entsteht ein informelles, kreatives Quartier, das im Austausch mit dem Campus stehen kann. Die städtebauliche Grundstruktur des Blocks ermöglicht flexible Grundstückszuschnitte. Die Blöcke werden über die Alte Wittener Straße und eine Erschließungsschleife im südlichen Bereich erschlossen. Die Abfolge der Blöcke ergibt sich aus der umgebenden Struktur der Freiräume und Topografie. Die Grüne Klammer mit dem Quartierspark, der auf das Stadtteilbegenungszentrum in der alten Feuerwache zuführt gliedert den Bereich in zwei Teile. Mit der Brücke der Wittener Straße bildet sich eine Bebauungskante, die den Beginn der Stadtstraße markiert. Das Gebäude an der Kante hat eine Adresse zur Wittener Straße und steht auf einem Sockel , der das Parken aufnimmt. Südlich angrenzend ist der nächste Block von der Brücke abgerückt – die großformatige Baustruktur bietet hier insbesondere Raum für Werkstätten und Ateliers mit Wohnen in den Obergeschossen. Die südwestliche Bebauung des Blocks öffnet sich zur Landschaft und bildet durch die Höhe und den Abstand zur Brücke eine angenehm wahrnehmbare Führung in die Stadt. Die südöstliche Kante des Blocks prägt den Ortsrand, indem der bauliche Abschluss von Laer an der Laerfeldstraße aufgenommen wird. Auszug aus dem PROTOKOLL ZUR PREISGERICHTSITZUNG 2. Preis Tarnzahl 1770 – Kennzahl 373646 | Reicher Haase Associierte GmbH, Dortmund | Christa Reicher, Mitarbeiter: Holger Hoffschröer, Daniel Fries, Fabian Deckel Leitende Entwurfsidee ist die Entwicklung eines linear der Wittener Straße folgenden Campus-Quartiers mit einer Abfolge von 5 Baufeldern, die einerseits von einer tangential zum Grünzug verlaufenden Straße erschlossen werden, zum anderen auch über direkte Zufahrten von und zur Wittener Straße verfügen. Dies wird im südlichen Bereich durch eine Anhebung der Baufelder auf das Niveau der Wittener Straße erreicht. Korrespondierend erfolgt dies auch bei der kleinteiligen Bebauung östlich der Wittener Straße. Im Bereich des Brückenanfangs der Wittener Straße wird ein klar definierter Höhenversprung mit der Bildung einer „Stadtterrasse“ gegenüber den umliegenden Freiräumen gebildet. Diese Zäsur stellt einen geeigneten Stadteingang dar. Ausgehend von dieser Zäsur entsteht ein urbaner Raum mit klar gefassten Raumkanten. Diese Ausprägung stellt die wesentliche Stärke des Entwurfs dar. Das inselartig vorgelagerte Plateau bildet einen reizvollen Kontrapunkt und vermittelt zugleich zwischen Landschafts- und Stadtraum. Die einzelnen Baufelder verfügen über eine Abfolge kleiner Plätze, die von Baukörpern auf flexibel gestalteten Parzellen umrahmt werden. Der funktionale Fokus auf ein Technologiequartier wird in den dargestellten Typologien deutlich. Dem gegenüber vermittelt das gemischt genutzte Quartier östlich der Wittener Straße auf geglückte Weise zu der kleinteiligen Wohnbebauung östlich der Alten Wittener Straße. Die Erschließung dieses Quartiers von Osten ist gut möglich. Die zentrale Verbindung zwischen dem Campus und dem Stadtteil Laer stellt eine sogenannte Stadtschiene dar. Diese sehr breit ausgebildete Querachse wird durch eine Reihe von Solitärgebäuden mit Sondernutzungen besetzt. Ob dies in der gewählten Dimensionierung städtebaulich sinnvoll ist, wird vom Preisgericht kritisch hinterfragt. Insgesamt verzichtet die Arbeit auf eine große städtebauliche Geste, sondern verfolgt konsequent das Ziel eines sich linear in Bauabschnitten realisierbaren Campus-Quartiers sowie der Bildung eines urbanen Straßenraums im Bereich der Wittener Straße. Ob dies verkehrlich konfliktfrei gelöst werden kann, bedarf einer weitergehenden Überprüfung. Die recht umfangreichen Eingriffe in den Bestand zwischen Wittener und Alte Wittener Straße sind, wenn überhaupt, nur langfristig realisierbar. Auszug aus dem PROTOKOLL ZUR PREISGERICHTSITZUNG 2. Preis | Reicher Haase Associierte GmbH, Dortmund
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