2. Preis - Reicher Haase Associierte GmbH, Dortmund

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Erläuterungsbericht
Wittener Straße, Bochum - Campus Laer
Leitbild
Die Neunutzung des Opel I-Areals bietet die einmalige Chance diesen Raum im Kontext des angrenzenden
Quartieres Bochum Laer und des Straßenraums der Wittener Straße neu zu entwickeln. Das
Entwicklungsgebiet hat eine regionale Bedeutung und steht in Beziehung zur Innenstadt der WissenstadtBochum, der Ruhr-Universität mit den umgebenen Campusbereichen und den weiteren Opel-Flächen II + III.
Die Landschaft und der Freiraum als verbindendes Element bilden das Grundgerüst für eine qualitätsvolle
urbane Entwicklung des Raums.
Die Wittener Straße bildet die Nahtstelle zwischen dem ehemaligen Opel-Gelände und dem Stadtteil Laer.
Durch die Neunutzung der Opelflächen und eine behutsame Restrukturierung und Erweiterung des Zentrums
von Laer wird eine Stadtstraße entstehen. So wird ein stärker städtisch geprägter Straßenraum im Kontext von
Campus und Stadtteilzentrum entstehen. Die Wittener Straße verknüpft die östlichen und westlichen Teile des
Stadtraums miteinander.
Das Zentrum Laer konzentriert sich auf eine neue Stadtschiene, die ausgehend von der Kirche, über die
Wittener Straße bis in den Landschaftspark die verschiedenen Bereiche miteinander verknüpft.
Die Landschaft und Freiräume verknüpfen die Bereiche über grüne Klammern miteinander. Diese Freiräume
sind ebenso Teil des städtebaulichen Grundgerüstes.
Konzept Wittener Straße
Die Wittener Straße wird als Stadtstraße mit verschiedenen Abschnitten erlebbar. Der erste Abschnitt führt
durch die Landschaft und über die Brücke bis zum Eingang der Stadt. Von Süden führt die Brücke auf die
Stadt zu. Der Solitär kündigt den Eingang zur Stadt an. Zwischen dem Ende der Brücke und der Kreuzung Alte
Wittener Straße beginnt die städtische Bebauung. Die Allee, unterbrochen am Grünzug unterstützt den
urbanen Charakter.
Nördlich der Kreuzung kündigt der zweite Hochpunkt den zentralen Bereich der Wittener Straße an.
Straßenraumgestaltung und vorderseitige Bebauung definieren hier deutlich eine Stadtstraße an die Nutzungen
direkt angeschlossen sind – hier kann auch Straßenraumbegleitend geparkt werden. Die
Straßenbahnhaltestelle und die Stadtschiene markieren das Zentrum von Laer. Nach dem Zentrum wird die
Straße mit der Allee fortgesetzt.
Konzept Landschaft und Freiraum
Die großräumigen Grünverbindungen des Grünzug E grenzen von Süden an das Gebiet. Die Landschaft
verbindet von Süden als breiter Landschaftskeil den Grünzug E mit dem Park Laer im Norden. Dieser
Landschaftskeil ist Übergang zwischen dem neuen Campus und dem Gewerbe. Grüne Klammern (PocketParks) zwischen den Baufeldern verbinden den Landschaftskeil im Westen mit den kleinräumigen
Grünverbindungen in Laer im Osten und ermöglichen eine gute Anbindung aus dem Stadtteil in den Park.
Der Landschaftskeil kann in mehrere Abschnitte unterteilt werden. Im Norden bietet er Sport- und
Bewegungsflächen, im zentralen Bereich wird die Stadtschiene als Festwiese und Event-Bereich in den Park
fortgesetzt und belebt. Der Park setzt sich als freie Wiesenfläche über die Straße in den südlichen Teil mit
großzügigen, baumbestandenen Wiesenflächen mit Spiel- und Erholungsflächen fort. Die ebene Fläche des
Parks geht nach Süden in einen sanft geschwungenen Hang über, der an den Radweg auf der ehemaligen
Güterbahntrasse anschließt. Vielfältige Wegeverknüpfungen aus dem Campus, den Pocket-Parks und dem
Gewerbe im Westen erschließen und beleben den Park und machen ihn zu einem verbindenden Element.
Die ehemaligen Autoabstellflächen im Südosten, außerhalb des Siedlungsraumes werden wieder zu einem Teil
der Landschaft. In den Freiraum, der über ein Wegenetz mit dem Entwicklungsraum und dem Stadtteil Laer
verbunden wird, entstehen vielfältige Sportnutzungen. Die Sportnutzungen werden in das Grün integriert.
+Terasse
Konzept Campus und Städtebau
Der Industrie-Campus der World-Factory bildet einen neuartigen, innovativen, Ort mit vielfältigen Nutzungen.
Die Verbindung von Wissen und Produktion wird auf dem Campus gelebt. Das flexible Gerüst an Baufeldern
ermöglicht es wissensbezogene Industrie, Forschung, Produktion, Start-Ups, Hotel, Gastronomie und
Servicenutzungen an einem Ort zu mischen.
Fünf Baufelder reihen sich von Norden nach Süden zwischen der Wittener Straße im Osten und dem Park im
Westen auf und bilden ein robustes städtebauliches Gerüst. Gliederndes Element zwischen den Baufeldern
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sind die Pocket-Parks und die Opel-Straße, welche die einzelnen Baufelder ablesbar machen. Jedes Baufeld
kann flexibel in unterschiedlich große Grundstücke für verschiedene Nutzungen geteilt werden. Die Wittener
Straße im Osten bildet die Adresse und Repräsentationsseite. Am Park erfolgt die Erschließung und Kante zum
Grün.
Nach Süden entsteht durch die Topografie ein spannungsvoller Abschluss des Campus. Das Baufeld D folgt
der Höhenlage der Wittener Straße und ragt als Terrasse mit Blickbeziehungen nach Süden in den
Landschaftsraum aus dem Landschaftspark heraus. Die Bebauung bildet die südliche Bebauungskante der
Stadt. Das Baufeld E liegt im südlich angrenzenden Landschaftsraum, der sich unter der Brücke der Wittener
Straße durchzieht. Die Baumasse des Baufeldes E wird auf einen Hochpunkt an der autobahnähnlichen, höher
liegenden Wittener Straße konzentriert, um den Beginn der Stadt und des Campus weithin sichtbar zu
markieren.
Der Eingangsbereich des Campus an der Opelstraße wird durch einen Hochpunkt markiert. Ein
spannungsvolles Gefüge von öffentlichen Räumen überspannt die Opel-Straße mit der Straßenbahn und
verbindet die Baufelder B und C.
Jedes Baufeld bildet eine räumliche Kante nach Außen und Innen. Im Inneren der Baufelder entstehen
öffentlich zugängliche Höfe, die zum Austausch und Treffpunkt, zu informellen Denkräumen und
Freiluftarbeitsplätzen werden. Im Campusbereich werden die aktiven Erdgeschosse maximiert. Transparente
Erdgeschosszonen, möglichst mit frequenzbringenden, öffentlichkeitswirksamen Nutzungen (wie z.B. Cafés,
Show-Rooms, Lernzentren, Service-Einrichtungen, Workshopbereiche, Kioske etc.) beleben den öffentlichen
Raum. Das öffentliche Zentrum des Campus ist die Stadtschiene mit dem Forum, dem Konferenzbereich und
der Mensa/Gastronomie. Die südlich angrenzenden Bereiche des Baufelds B ergänzen das Zentrum um ein
Hotel und Boarding-House.
Die Erschließung erfolgt über die Opel-Straße und die Parkstraße zu gestapelten Quartiersgaragen auf den
Baufeldern, die im Erdgeschoss und Dachgeschoss jeweils auch ergänzend genutzt werden können. Jedes
Baufeld kann über kurze Stiche von der Parkstraße und der Wittener Straße für Anlieferung, Taxis und
Rettungsfahrzeuge erreicht werden.
Konzept Zentrum Laer
Das Zentrum Laer kann sich südlich des bestehenden Lahariplatzes, im Umfeld der Kirche und mit Anschluss
an die Wittener Straße entwickeln. Durch verschiedene, kleinteilige Interventionen der Stadtreparatur entsteht
ein attraktives, hochwertiges Zentrum für Laer. Die Stadtschiene markiert den neuen zentralen Bereich von
Laer. Die Nutzungen um den heutigen Lahariplatz werden nach außen „umgestülpt“ und aufgewertet – sie
erhalten mehr nutzbare Verkaufs- / Nutzfläche und orientieren sich deutlich zur Stadtstraße (Alte) Wittener
Straße“. Somit erfolgt eine klare Einteilung in öffentlichen Raum und Adresse an der Alten Wittener Straße und
einem halbprivaten grünen Innenhof des Baublocks Lahariplatz. Der neue zentrale Stadtteilplatz befindet sich
vor der Kirche, die einen neue öffentliche Nutzung erhält. Gegenüber der Kirche entsteht eine Markthalle mit
neuen Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie und Kultur. Um die Kirche entstehen neue Wohnnutzungen und
Dienstleistungen.
Entwickungsbereich Alte Wittener Straße
Im Bereich zwischen Wittener Straße und Alter Wittener Straße schafft eine Mischung aus Wohnen und
Arbeiten einen lebendigen Stadtraum. Entlang der Stadtstraße dominieren Dienstleistungsnutzungen in einer
stärker geschlossenen Bebauung, die mit der Bebauung des Campus korrespondiert. Entlang der Alten
Wittener Straße sorgt eine kleinteilige Bebauung für eine lebendige, urbane Mischung aus Wohnen und
Arbeiten, die sich an der Körnigkeit und Nutzungsmischung im Bestand anlehnt. Hier entsteht ein informelles,
kreatives Quartier, das im Austausch mit dem Campus stehen kann.
Die städtebauliche Grundstruktur des Blocks ermöglicht flexible Grundstückszuschnitte. Die Blöcke werden
über die Alte Wittener Straße und eine Erschließungsschleife im südlichen Bereich erschlossen. Die Abfolge
der Blöcke ergibt sich aus der umgebenden Struktur der Freiräume und Topografie. Die Grüne Klammer mit
dem Quartierspark, der auf das Stadtteilbegenungszentrum in der alten Feuerwache zuführt gliedert den
Bereich in zwei Teile. Mit der Brücke der Wittener Straße bildet sich eine Bebauungskante, die den Beginn der
Stadtstraße markiert. Das Gebäude an der Kante hat eine Adresse zur Wittener Straße und steht auf einem
Sockel , der das Parken aufnimmt. Südlich angrenzend ist der nächste Block von der Brücke abgerückt – die
großformatige Baustruktur bietet hier insbesondere Raum für Werkstätten und Ateliers mit Wohnen in den
Obergeschossen. Die südwestliche Bebauung des Blocks öffnet sich zur Landschaft und bildet durch die Höhe
und den Abstand zur Brücke eine angenehm wahrnehmbare Führung in die Stadt. Die südöstliche Kante des
Blocks prägt den Ortsrand, indem der bauliche Abschluss von Laer an der Laerfeldstraße aufgenommen wird.
Auszug aus dem
PROTOKOLL ZUR PREISGERICHTSITZUNG
2. Preis Tarnzahl 1770 – Kennzahl 373646 | Reicher Haase Associierte GmbH, Dortmund | Christa Reicher,
Mitarbeiter: Holger Hoffschröer, Daniel Fries, Fabian Deckel
Leitende Entwurfsidee ist die Entwicklung eines linear der Wittener Straße folgenden Campus-Quartiers mit einer Abfolge
von 5 Baufeldern, die einerseits von einer tangential zum Grünzug verlaufenden Straße erschlossen werden, zum anderen
auch über direkte Zufahrten von und zur Wittener Straße verfügen. Dies wird im südlichen Bereich durch eine Anhebung der
Baufelder auf das Niveau der Wittener Straße erreicht. Korrespondierend erfolgt dies auch bei der kleinteiligen Bebauung
östlich der Wittener Straße.
Im Bereich des Brückenanfangs der Wittener Straße wird ein klar definierter Höhenversprung mit der Bildung einer
„Stadtterrasse“ gegenüber den umliegenden Freiräumen gebildet. Diese Zäsur stellt einen geeigneten Stadteingang dar.
Ausgehend von dieser Zäsur entsteht ein urbaner Raum mit klar gefassten Raumkanten. Diese Ausprägung stellt die
wesentliche Stärke des Entwurfs dar. Das inselartig vorgelagerte Plateau bildet einen reizvollen Kontrapunkt und vermittelt
zugleich zwischen Landschafts- und Stadtraum.
Die einzelnen Baufelder verfügen über eine Abfolge kleiner Plätze, die von Baukörpern auf flexibel gestalteten Parzellen
umrahmt werden.
Der funktionale Fokus auf ein Technologiequartier wird in den dargestellten Typologien deutlich. Dem gegenüber vermittelt
das gemischt genutzte Quartier östlich der Wittener Straße auf geglückte Weise zu der kleinteiligen Wohnbebauung östlich
der Alten Wittener Straße. Die Erschließung dieses Quartiers von Osten ist gut möglich.
Die zentrale Verbindung zwischen dem Campus und dem Stadtteil Laer stellt eine sogenannte Stadtschiene dar. Diese sehr
breit ausgebildete Querachse wird durch eine Reihe von Solitärgebäuden mit Sondernutzungen besetzt. Ob dies in der
gewählten Dimensionierung städtebaulich sinnvoll ist, wird vom Preisgericht kritisch hinterfragt.
Insgesamt verzichtet die Arbeit auf eine große städtebauliche Geste, sondern verfolgt konsequent das Ziel eines sich linear
in Bauabschnitten realisierbaren Campus-Quartiers sowie der Bildung eines urbanen Straßenraums im Bereich der Wittener
Straße. Ob dies verkehrlich konfliktfrei gelöst werden kann, bedarf einer weitergehenden Überprüfung. Die recht
umfangreichen Eingriffe in den Bestand zwischen Wittener und Alte Wittener Straße sind, wenn überhaupt, nur langfristig
realisierbar.
Auszug aus dem PROTOKOLL ZUR PREISGERICHTSITZUNG
2. Preis | Reicher Haase Associierte GmbH, Dortmund