Der Herr der Flieger - im Text

© Immobilienmanager Verlag IMV GmbH & Co. KG, 2008. Jede Vervielfältigung und Verbreitung ohne Zustimmung des Verlags ist unzulässig.
Savoir vivre
Der Herr der Flieger
Immobil
Dr. Hanno Haiber, Vice President
­Commercial Development der Flughafen München
GmbH, fährt den Volkswagen Passat CC.
VW Passat CC
Von Ingo Jordan
Motor: V6- Benzindirekteinspritzer
Hubraum: 3.597 ccm
Leistung: 220 kW /300 PS
Drehmoment: 350 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 5,6 s
Verbrauch (ECE): 10,1 Liter
Fotos: thomas plettenberg
Abgasnorm: EU4
Grundpreis: 40.800 Euro
D
er Stolz des Fliegers ist sein Horst.
Doch die baulichen Anforderungen
an die Fliegerhorste im 21. Jahrhundert
erfordern ständig neue Entwicklungen,
um für die moderne Luftfahrt attraktiv zu
bleiben. Am Flughafen München stellt
sich Dr. Hanno Haiber dieser Herausforderung. Er besetzt eine der abwechslungsreichsten Positionen im Bereich Development in Deutschland: die öffentliche Hand
als Gesellschafter, anspruchsvolle Fluggäste als Endkunden und verschiedene
betriebsnotwendige Immobilien vom
Parkhaus über Hotels bis zum Supermarkt. Und all das verbunden mit einer
Hochsicherheitszone.
„Gewiss, bei mir laufen die unterschiedlichsten Unternehmenskulturen
und Ansprüche zusammen, aber genau
das ist die Herausforderung, die mir jeden
Tag aufs Neue Freude macht“, erklärt der
gebürtige Schwabe Haiber. Freude macht
ihm offenbar auch das Testfahrzeug: der
Passat CC. „Desch isch ja an dolles Design!“, freut er sich auf schwäbisch. „Das
Fahrzeug ist ein bisschen wie unsere Pro-
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jektentwicklungen: Ein solider Volkswagen mit der Eleganz eines italienischen
Sportwagens und dem Schub eines Jets.“
Der Vice President Commercial Development des Flughafens fährt los, um die
jüngsten Entwicklungen auf dem Flughafengelände zu inspizieren.
Wenn der CC ein BMW
wäre...
In der Tat ist der Passat CC alles andere
als das, was Generationen mit der seit
1973 gebauten Modellreihe verbinden.
Doch nicht nur in der Immobilienbranche
werden die Zeiten anspruchsvoller. Auch
die Autobauer haben gelernt, dass es essentiell sein kann, für bestehende Produktreihen neue Zielgruppen zu finden.
Und es ist gewiss kein Zufall, dass der CC
in seiner Linienführung an den Mercedes
CLS erinnert.
Auf der Besucherterrasse des Flughafens München wird imposant daran erinnert, wie rasch sich unsere Technik entwi-
ckelt. Das erste Massenprodukt der deutschen Luftfahrtindustrie, die Ju52 aus
dem Jahr 1937, steht neben der Boeing
Super Constellation von 1955. Die Maschine ermöglichte als erstes Verkehrsflugzeug mit Druckkabine Non-StopTransatlantikflüge und gilt als elegantestes
Flugzeug der Luftfahrtgeschichte. Die Eleganz des Passat CC wirkt ähnlich zeitlos.
Der Lehrbeauftragte für Tourismus an
der Fachhochschule München ist zeitlebens privat immer nur BMW gefahren
und kommt im Vergleich zum Passat zu
einem pragmatischen Ergebnis: „Wenn
dieser CC ein BMW wäre, würde ich ihn
sofort kaufen.“
„Das Fahrverhalten ist exzellent. Das
ist ein echter Sportwagen“, lautet sein
Kommentar. Dann geht es die Rampen
des neu entwickelten Parkhauses P81 empor. „Der Wagen ist ungemein wendig für
seine Größe“, staunt Haiber. Das oberste
Parkdeck bietet einen guten Überblick
über die verschiedenen Gebäude des Flughafens. Die sehr speziellen, flughafenspezifischen Anforderungen an die Immobi-
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D E R f a h rer
lien lassen vermuten, dass klassisches
Projektentwickler-Know-how hier nicht
ausreicht.
In der Immobilienbranche ist es von
großem Vorteil, branchenübergreifende
Erfahrungen zu haben und anzuwenden.
Dies zeigt sich auch bei Hanno Haiber.
Der promovierte Jurist und Betriebswirt
begann seine Karriere bei der Kathreiner
AG im Bereich Marketing und Vertrieb, zu
dem auch das Immobilienwesen gehörte.
Von dort wechselte er 1997 zur Spar Gruppe. Als ein Unternehmensteil an Wal Mart
verkauft wurde, war er dort für das Immobilienmanagement, aber auch für die Expansion und Projektentwicklung verantwortlich. 2001 kehrte er als Projektentwickler der Gedo Gruppe nach München
zurück und wechselte 2003 als Centermanager zum Flughafen München. Seit 2005
verantwortet er dort die Abteilung Planung und Projektentwicklung. Dabei ist
er verantwortlich für alle Non-AviationEntwicklungen. „Es ist doch nicht wichtig, was man zu Beginn gelernt hat“,
schmunzelt Haiber, „sondern wie viel
man bereit ist laufend dazuzulernen. Und
mit der Strategie bin ich jetzt bei meinem
Traumjob angekommen.“
Der Passat scheint ihm ein gutes Beispiel für solche Entwicklungen: Zu Beginn
bedient Volkswagen eine Zielgruppe, die
auf alles gern verzichtete, um den Produktpreis niedrig zu halten. Dann wurden
die Modelle diversifizierter und orientierten sich an weiteren Zielgruppen. Am
Ende kam für die Mittelklasse der Passat
heraus, der aber hier mit dem CC noch
einmal eine Steigerung erfahren hat. „Wer
sich heute durch Tätigkeiten in verschiedenen Disziplinen weiterentwickelt, wird
immer die spannenden Herausforderungen finden“, ist sich Haiber sicher.
Betrachtet man die Gebäude des heutigen Münchener Flughafens, wirken die
abseits gelegenen Baracken von Haibers
Planungsstab geradezu spartanisch. „Wir
haben alles was wir brauchen und kein
Fluggast würde sich im Flughafen wohler
fühlen, wenn ich auf Marmorböden residierte. Und im Übrigen: Ich bin schließlich Schwabe.“ Dr. Hanno Andreas Haiber, geboren
1961, studierte Jura und BWL in München. Nach der Promotion zum Dr. jur.
kam er als Leiter der Rechtsabteilung
zur Kathreiner AG, wo er auch den Immobilienbereich verantwortete. 1997
wurde er Ressortleiter Objektverwaltung Warenhandelsgesellschaft und
dort zusammen mit dem Unternehmensteil an die WalMart AG „verkauft“. 2001 kehrte er nach München
zurück zur Gedo Gruppe. Im Jahr 2003
übernahm er dann das Centermanagement des Flughafens München.
Seit 2005 leitet er die Abteilung Planung und Projektentwicklung für den
Non-Aviation-Sektor.
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