Erfahrungsbericht Name: M a x i m i l i a n L o h m i l l e r Austauschjahr: 2014-2015 Gastuniversität: Università degli Studi di Bergamo Stadt: Bergamo Land: Italien Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht, kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden. Anreise und Ankunft Bergamo ist über verschiedene Transportwege sehr gut zu erreichen. Der direkt an der Stadt gelegene Flughafen, der hauptsächlich von günstigen Fluglinien wie Ryan Air angeflogen wird, ist hier besonders zu nennen. Er erleichtert nicht nur die Ankunft, sondern auch die Erkundung Italiens. Ebenso kann mit dem Fernbus von München oder Stuttgart sehr kostengünstig nach Mailand gereist werden und auch per Zug ist Bergamo durch die Nähe zu Mailand einfach zu erreichen. Ich habe mich hierbei jedoch aus persönlichen Gründen zur Anreise mit dem Auto entschieden. Da ich ein eigenes Auto besitze, konnte ich zeitlich flexibel anreisen, unbegrenzt Gepäck mitbringen und Italien flexibel mit dem eigenen Auto erkunden. Hierbei ist zu beachten, dass bei der Anreise durch die Schweiz eine Vignette benötigt wird. Diese ist ein Jahr gültig inklusive des Januars im Folgejahr weswegen ich bei der Heimreise keine neue Vignette kaufen musste. Die Ankunft in Bergamo verlief problemlos. Nach einem kurzen Anruf im International Office wurde mein Vermieter über meine Ankunft benachrichtigt und ein Termin zur Schlüsselübergabe vereinbart. Hierbei ist jedoch zu empfehlen bei der Buchung der Unterkunft die Kontaktdaten des Vermieters zu verlangen, um die Ankunft persönlich regeln zu können. Wohnungssuche und Unterbringung (Kosten, Standard, etc.) Grundsätzlich war es mein Wunsch während meines Auslandssemesters mit Italienern zusammen zu wohnen. Jedoch musste ich schnell feststellen, dass in Italien keine „WG-Kultur“ wie ich sie aus Deutschland kenne existiert. Es gibt zwar Portale wie easystanza.it und immobiliare.it, jedoch gestaltet sich die Wohnungssuche als schwierig. Fast alle Vermieter verlangen eine Mindestmietzeit von einem Jahr, die Kommunikation gestaltet sich oft schwierig und auch die Seriosität der Angebote ist oft fragwürdig. Zur Klärung dieser Fragen habe ich mich mit dem ansässigen Erasmus Network in Verbindung gesetzt. Das Hauptproblem auf das ich hierbei hingewiesen wurde ist, dass einige Vermieter versuchen die unklare Rechtslage als Austauschstudent und die Sprachbarriere für sich zu nutzen. Es soll mehrfach vorgekommen sein, dass der Vermieter Zusatz- oder Nachzahlungen verlangt habe, die Mieter unter Druck gesetzt wurden und ungültige Klauseln in den Verträgen versteckt wurden. Daher habe ich mich dazu entschieden, mir ein Zimmer durch den Accommodation Service der Universität zu buchen, da hier alle Formalitäten durch die Universität überprüft werden. Es ist besonders darauf hinzuweisen, dass es sich bei den Wohnungen, trotz der Eindrücke der Bilder auf der Webseite, nicht um Wohnheimszimmer handelt. Der Accommodation Service vermittelt Zimmer in privat vermieteten Wohnungen. In diesen Wohnungen wohnen nur Austauschstudenten, weswegen ein Zusammenleben mit Italienern nicht möglich ist. Die Kosten der Unterkunft hängen stark davon ab, ob man eines der sehr begehrten und seltenen Einzelzimmer ergattern kann oder ein Bett in einem Doppelzimmer mietet. Da kein Einzelzimmer mehr zur Verfügung stand, musste ich wohl oder übel ein Doppelzimmer mieten. Der Preis für ein Doppelzimmer liegt im Monat inklusive Internet bei etwa 300€. Ein Einzelzimmer kostet etwa 360€. Der Standard meiner Unterkunft in der Via Palma il Vecchio war in Ordnung. Jedoch war das Doppelzimmer nicht wie versprochen mit einer doppelten Ausführung an Betten, Schreibtischen und Schränken versehen. Dies stellte für mich jedoch kein Problem dar, da mein designierter Mitbewohner aus diesen Gründen die Unterkunft am zweiten Tag wechselte. Als Einzelzimmer lies es sich jedoch gut darin leben. Grundsätzlich ist es zu empfehlen die Wohnung in der Via Berizzi vorzuziehen, da diese einheitlich ausgestattet sind und der Standard der Wohnungen sehr gut ist. 2 Das Universitätsleben Die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät befindet sich am Rande der Innenstadt und ist zu Fuß sehr gut zu erreichen, wenn man in der „Unterstadt“, der „Città Bassa“, wohnt. Das Universitätsleben unterscheidet sehr stark von dem, dass ich aus Deutschland gewohnt war. Der Studienaufbau ist sehr verschult. Ein Beispiel hierfür ist die Anwesenheitspflicht in fast allen Vorlesungen an der wirtschaftlichen Fakultät. Das Studienangebot auf Englisch ist im Master relativ umfangreich. Dies zeichnet neben den vielen interaktiven Vorlesungsbestandteilen wie Gruppenarbeiten und die hohe Anzahl an ausländischen Gastprofessoren die englischsprachigen Masterstudiengänge der Universität Bergamo aus. Die Kurswahl erwies sich als relativ einfach, da eine gute Anzahl an Wahlmöglichkeiten bestand. Das Niveau der Kurse ist hierbei jedoch stark vom gewählten Fach abhängig. Viele Kurse sind auf Grund der vielen Gruppenarbeiten sehr zeitintensiv jedoch interaktiv und vom Niveau sehr gut zu schaffen, wenn man das deutsche Prüfungsniveau gewohnt ist. Die Noten in den Vorlesungen werden meist kontinuierlich erworben durch die Benotung von Gruppenarbeiten und Papers, sowie das Schreiben mehrerer über das Semester verteilter Klausuren. Dies hat den Vorteil, dass eine schlechtere Note leicht ausgebessert werden kann. Jedoch bedeutet dies je nach Anzahl der gewählten Kurse wenig Freizeit während der Woche. Daher ist es zu empfehlen nicht zu viele Kurse zu wählen, um genügend Zeit für das Erkunden Italiens zu haben. Vorlesungszeiten, Aufbau des Studienjahres Die Vorlesungen beginnen Mitte September. Als Austauschstudent bietet es sich jedoch an eine Woche früher anzureisen und den gratis angebotenen Intensivsprachkurs zu besuchen. Daher beginnt das Auslandssemester in der zweiten Septemberwoche. Die Vorlesungen gehen im ersten Abschnitt bis Mitte November. Daraufhin sind etwa zehn Tage vorlesungsfrei, jedoch werden in dieser Zeit in vielen Fakultäten Mid-Term Examen geschrieben. In der letzten Novemberwoche beginnt die zweite Subperiod, welche kurz vor Weihnachten endet. Auch hier werden in manchen Vorlesungen am Ende der Periode Examen geschrieben. Daraufhin folgen Weihnachtsferien, die in ihrer Dauer den deutschen entsprechen. Nach Heilige Drei König beginnt die Exam-Period in welcher die Hauptexamen geschrieben werden. Diese Zeit 3 geht je nach Fakultät bis Ende Januar oder Mitte Februar und in diesem Zeitraum finden keine Vorlesungen mehr statt. Campusleben Der Campus ist vergleichsweise klein, da alle Fakultäten über Bergamo und Vororte verteilt sind. Daher findet man sich schnell zurecht und lebt sich einfach ein. Der Campus in der Via Canniana bietet eine eigene Mensa, die von Erasmus Studenten äußerst kostengünstig genutzt werden kann. Neben der Mensa bieten viele Bars und Restaurants sehr preiswerte Mittagstischangebote an, welche immer ein Getränk und den obligatorischen Kaffes enthalten. Die Verpflegung mit Kaffee, Snacks und Getränken wird sehr kostengünstig durch eine Vielzahl an Automaten sichergestellt. Bei organisatorischen und fachlichen Fragen waren das International Office, sowie alle Professoren stets sehr hilfsbereit auch wenn manche Dinge in Italien einfach mehr Zeit in Anspruch nehmen wie in Deutschland. Leben in Bergamo Bergamo ist eine sehr schöne und alte Stadt, die sich durch die Trennung der Oberstadt, der „Città Alta“, und der Unterstadt der „Città Bassa“ auszeichnet. Die Unterstadt ist mit vielen Geschäften, Cafés und Restaurant besonders an Wochenenden und abends von Einheimischen bevölkert, während die Oberstadt mit seiner Altstadt ein Touristenmagnet ist. Um das italienische Dolce Vita wirklich spüren zu können, reicht es hierbei schon sich in eines der unzähligen Cafés zu setzen, oder mit Freunden den obligatorischen Aperitivo zu genießen. Beim Aperitivo, der zwischen 18-21 Uhr angeboten wird, erhält man zu einem bestellten Getränk die Möglichkeit Häppchen, Antipasti und kleine Gerichte gratis vom Buffet essen zu können. Früher waren dies meist nur Kleinigkeiten. Heute kann man sich jedoch am Buffet satt essen, da das Angebot groß ist und jeden Hunger stillt. Das Nachtleben in Bergamo ist jedoch nicht sehr ausgeprägt, da nur wenige Studenten in der Stadt leben und viele Clubs außerhalb der Stadt liegen sowie schwer erreichbar sind. Jedoch wird dies durch die starke Aktivität der Erasmus Netzwerke zum Teil wettgemacht, da stets Ausflüge und Veranstaltungen zur Auswahl stehen. Ansonsten ist Bergamo eine wirklich schöne und wohlhabende italienische Stadt in der es einfach fällt das Leben zu genießen und die italienische Kultur kennenzulernen. 4 Sprachniveau bzw. Sprachkurse vor Ort Mein eigenes Sprachniveau befand sich zu Beginn des Semesters auf dem A1 Niveau. Jedoch sprechen viele Italiener ein verständliches Englisch, was den Start erleichtert. Der schon erwähnte Intensiv Sprachkurs bevor Semesterbeginn hat mir sehr weitergeholfen den Alltag auf Italienisch regeln zu können und sehr schnell kein Englisch mehr benutzen zu müssen. Ebenso konnte ich schon vor dem Semesterstart die anderen Erasmusstudenten kennenlernen und erste Freundschaften knüpfen. Während dem Semester habe ich den angebotenen Sprachkurs besucht, welcher pro Woche zweimal stattfand. Dadurch konnte ich mein Sprachniveau auf A2B1 verbessern und durch die Prüfung eine Sprachzertifikat erwerben. Die Prüfung beinhaltet die Bestandteile Sprech-, Hör- und Leseverstehen, sowie Schreibaufgaben und eine mündliche Prüfung. Alle Teile waren sehr gut machbar und die Aufgaben sind sehr fair und sinnvoll. Lebenshaltungskosten Die Lebenshaltungskosten sind etwas höher als in Deutschland, da besonders Lebensmittel nicht so günstig sind wie gewohnt. Die gebotene Qualität gleicht dies jedoch aus. Grundsätzlich sollte mit 250€ pro Monat an Lebenshaltungskosten zusätzlich zur Miete gerechnet werden, welche sich je nach Lebensstil natürlich unterscheiden können. Umgebung, Freizeitmöglichkeiten und Ausflugsziele In der Umgebung von Bergamo gibt es viele schöne Städte, Seen und die Berge, die alle einen Ausflug wert sind. Zu allererst ist natürlich Mailand als Ausflugsziel zu nennen. Für ca. 10€ kann man mit dem Zug nach Mailand und wieder zurück reisen, was in etwa 50 Minuten in Anspruch nimmt. In Mailand gibt es neben den Sehensund Einkaufsmöglichkeiten auch viele Clubs und Bars, die einen Besuch wert sind. Weitere schöne Städte sind Brescia und Verona, sowie San Pellegrino Bellagio und Como. Wenn es warm ist laden besonders die Seen zu einem Besuch ein. Der Comer See ist in ca. 45 Minuten und auch der Garda See ist innerhalb anderthalb Stunden Zugfahrt zu erreichen. Zu Outdoor Sport sind die Bergamascer Alpen besonders geeignet und im Winter sind die Skigebiete in etwa 1,5 Stunden erreichbar. Wie schon erwähnt werden viele Freizeitaktivitäten durch die Erasmus Netzwerke AEGEE und ESN organisiert. Dies ermöglicht Erfahrungen, die so sonst nur schwer 5 organisierbar gewesen wären. Die Aktivitäten reichen hier von Wochenendtrips in die Berge oder Städte über Partys bis zu kulturellen Angeboten. Als Fußballfan ist ein Spiel im Stadion von Atalanta Bergamo zu erleben ein absolutes Muss. Die Fankultur der Atalanta Anhänger ist in ganz Italien bekannt ist und absolut einen Besuch wert. Anerkennung von Kursen Die Anerkennung der Noten gestaltete sich in meinem Fall als sehr einfach, da im Studiengang Global Business Management ein Pflichtauslandssemester vorgesehen ist. Hierbei sind 30 ECTS zu erbringen durch welche ein weiterer Studienschwerpunkt durch die Kurswahl gesetzt werden kann. Nachdem ich die Kurswahl abgeschlossen hatte, habe ich diese mit dem Verantwortlichen der Wiwi-Fakultät durchgesprochen und eine Anerkennungsvereinbarung unterschrieben. Diese dient als Garantie für die Anrechnung der gewählten Kurse in den passenden Modulen. Somit stellte die Anerkennung der Kurse keinerlei Probleme dar. Fazit Das Semester in Bergamo war eine sehr schöne Zeit für mich. Ich habe viel erlebt, viele neue Freunde aus ganz Europa kennengelernt und das italienische Dolce Vita gelebt. Auch die Erfahrungen und Inhalte an der Uni haben ihren Eindruck bei mir hinterlassen und ich konnte viel für meinen weiteren Werdegang mitnehmen. Nicht zuletzt spreche ich nun ein passables Italienisch, was ein persönliches Ziel meines Auslandsstudiums war. 6
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