Wie verfasst man ein Referat und eine Hausarbeit?

INSTITUT FÜR DEUTSCHE SPRACHE UND LITERATUR II
MERK
LITERATURWISSENSCHAFT
BLATT
Wie verfasst man ein Referat und eine Hausarbeit?
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1. Vorbereitung
a) Übernahme
Die Übernahme eines Referat-Themas erfolgt in der Regel in der ersten Seminarsitzung. (In einigen
Fällen ist die Übernahme eines Themas schon am Ende des vorhergehenden Semesters bzw. in der
vorlesungsfreien Zeit möglich; einige Dozierende wünschen dies sogar ausdrücklich.) Die Übernahme
eines Referat-Themas ist selbstverständlich verbindlich. Eine ausnahmsweise Rückgabe eines Themas
aus zwingenden organisatorischen Gründen müsste umgehend, spätestens in der zweiten Sitzung
erfolgen.
b) Absprachen mit den Lehrenden
In der Regel sollten Sie sich vor Ihrem Referat mindestens zweimal mit der/ dem Dozierenden
verständigen: Einmal möglichst früh; aber natürlich erst, nachdem Sie sich grundlegend über Ihr Thema
informiert haben (bei auf einen Text bezogenen Referaten natürlich erst nach dessen Lektüre sowie
nach Kenntnisnahme offensichtlich grundlegender Darstellungen wie z. B. Literaturgeschichten,
"Sammlung Metzler", lehrbuchartiger Darstellungen, ...); ein weiteres Mal kurz vor Ihrem Referat, z. B.
eine Woche vorher in der Sprechstunde, notfalls bei Gelegenheit der Sitzung vorher.
c) Langfristigkeit der Vorbereitung
Sie müssen bereits lange vor dem Beginn der eigentlichen inhaltlichen Arbeit mit der materiellen
Vorbereitung beginnen: Literaturermittlung im 'Schneeballsystem', Aufsätze fotokopieren, ausgeliehene
Bücher vormerken; evtl. sind Fernleihen nötig. (Ausreden wie die, dass Ihnen für Ihr Referat bestimmte
Aufsätze oder Bücher nicht zugänglich waren, weil benötigte Bücher ausgeliehen oder in der UB nicht
vorhanden sind, sind keine Entschuldigung. Es liegt ja ausschließlich an Ihnen selbst, wenn Sie sich
nicht langfristig um die Beschaffung kümmern!)
Wichtige Aufsätze aus Zeitschriften oder Sammelbänden sollten Sie sich von vornherein kopieren. Sie
können dann lange vorher sammeln, ohne auf Ausleihfristen achten zu müssen; Sie brauchen sich nicht
mit dicken Wälzern abzuschleppen; Sie können in der Kopie Anstreichungen machen [in
Bibliotheksbüchern absolut verboten; wer in Bibliotheksbüchern anstreicht, demonstriert damit, dass er
für ein Studium nicht geeignet ist ! ]. Und Sie haben die Kopie noch, wenn Sie Wochen oder Monate
später aus dem Referat die Hausarbeit machen usw. Zeitschriften und Sammelbände am besten gar
nicht erst ausleihen! Finanziell: Bereits die Gebühr für die 1. Mahnung ist meist teurer als die Kopie des
Aufsatzes.
d) Absprache mit den Referentinnen/ Referenten von 'Nachbarthemen'
Ihr Referat steht im Kontext eines ganzen Seminars. Unnötige Überschneidungen und Wiederholungen
sind ebenso kontraproduktiv wie mangelnde Bezugnahme auf das im Seminar schon Erarbeitete.
e) Absagen wegen Verhinderung
Eine Absage wegen Verhinderung kommt nur sehr ausnahmsweise wegen Unfällen, ernsthafter(!)
Erkrankung, unvorhersehbaren wichtigen Familienangelegenheiten (wie Todesfällen) etc. in Frage.
Auf jeden Fall müssen Sie so früh wie möglich, d. h. sobald Ihnen dies möglich ist, auch z. B. aus dem
Krankenhaus oder durch Vermittlung Dritter, die Veranstaltungsleitung informieren. Hierfür kommt auch
die Sekretärin oder ausnahmsweise die private Telefonnummer in Frage.
2. Inhaltliche Arbeit
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a) Integration ins Seminarprogramm!
Ihr Referat ist ein Beitrag zum Seminarprogramm. Fragen Sie sich also bei der Vorbereitung, warum die
Dozentin/ der Dozent das Thema überhaupt bzw. in der gegebenen Form gestellt hat; was der
Erkenntniswert für Ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen in Bezug auf die Seminar-Gesamtthematik
ist, in welchem Verhältnis und Zusammenhang Ihr Referat zu den anderen Themen und zum SeminarGesamtthema steht etc.
b) Konzentration auf engeres Thema !
Ein Anfängerfehler ist es, ein 'abgerundetes' Referat geben zu wollen. Das läuft all zu oft darauf hinaus,
z. B. aus Handbüchern etc. Definitionen zu referieren, in wenigen Sätzen oberflächlich ganze Epochen,
Gattungen oder umfassende Probleme 'abzuhaken'. Aufgabe eines Referates ist nicht, vermeintlich
'lernbaren' Stoff zusammenzufassen, sondern die intensive Beschäftigung mit einem Problem.
c) Keine Inhaltsreferate!
Den behandelten Text haben Ihre Kommilitonen gelesen. Textreferate kommen nur in Frage z. B. beim
vergleichsweisen Heranziehen zusätzlicher, entlegenerer Texte.
d) Keine Autorbiographie, 'allgemeine Hintergründe' etc.!
In Ihr Referat gehören keine Informationen, wie man sie allgemeinen Nachschlagewerken oder z. B.
einem Autorenlexikon entnehmen kann, auch nicht Informationen auf dem Niveau
populärwissenschaftlicher Darstellungen. Das Kriterium für die Mitteilung biographischer Details etc. ist
stets, ob diese tatsächlich für das von Ihnen zu behandelnde Problem von Relevanz sind.
e) Kein Referat 'entlang der Sekundärliteratur'!
Das Referat soll nicht Ihren eigenen Arbeitsprozess abbilden, sondern dessen Ergebnis sein. Lassen Sie
sich z. B. die Gliederung Ihres Referates nicht dadurch vorgeben, dass Sie einzelne Titel der
Sekundärliteratur nacheinander durchgehen, sondern integrieren Sie Aussagen etc. der Literatur in Ihre
eigene Behandlung des Problems.
Generelles Verhältnis zur Sekundärliteratur: Die Sekundärliteratur ist notwendiges Hilfsmittel, d. h. Sie ist
einerseits unverzichtbar: Halten Sie sich nicht künstlich dumm, indem Sie darauf verzichten, das zur
Kenntnis zu nehmen, was andere bereits zu Ihrem Thema gearbeitet haben. ("Das Rad nicht neu
erfinden!"). Andererseits ist sie aber stets nur Hilfsmittel: Ihre Arbeit, Ihre Argumentation etc. ist gefragt.
Und nichts ist allein deshalb schon richtig, weil es in der Sekundärliteratur von irgendjemandem gesagt
worden ist.
f) Keine Zitat-Collage!
Zitate (ob aus literarischen Texten oder aus der Sekundärliteratur) alleine besagen noch gar nichts.
Zitate haben ihre Funktion nur im Rahmen Ihrer eigenen Argumentation: als Beleg für Ihre
Behauptungen oder zur Veranschaulichung, Demonstration, Illustration. Kein Zitat 'spricht für sich
selbst'. Konsequenz: Zitate müssen in Ihrer eigenen Argumentation vorbereitet und ausgewertet werden.
Vermeiden sollten Sie Zitate, die Sie nur deshalb präsentieren, weil Ihrer Meinung nach Ihr
Gewährsmann irgendetwas vermeintlich treffender gesagt hat, als Sie das selbst zu können glauben.
Aus der Sekundärliteratur nur dann wörtlich zitieren, wenn es neben dem Inhalt auch auf den genauen
Wortlaut einer Formulierung ankommt.
Kriterien für Zitate: unmittelbar - genau - zweckentsprechend
(Formale Gestaltung von Zitaten vgl. Merkblatt 5.)
g) Nichts vortragen, was man nicht selbst verstanden hat!
Tragen Sie nichts vor (weder referierte Argumentationen noch Zitate etc.), was Sie nicht selbst wirklich
verstanden haben. (Zur Selbstkontrolle: Sind Sie in der Lage, die Argumentationen mit eigenen
Formulierungen selbständig nachzuvollziehen?) Wenn Sie die Formulierungen irgendeines großen
Theoretikers zu Ihren eigenen machen, dann kommen Sie sich selbst vielleicht sogar besonders
intellektuell vor, aber ihre Zuhörer (Kommilitonen ebenso wie die/ der Dozierende) durchschauen
schnell, dass Sie nur 'des Kaisers neue Kleider' tragen.
3. Seminarpapier
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Das Seminarpapier ('Handout', 'Zusammenfassung', 'Thesenpapier') ist in jedem Fall obligatorisch. Es
soll die Vermittlungsfunktion ihres Referates zusätzlich mittragen bzw. sicherstellen. Es sollte das
enthalten, von dem sie selbst bezüglich Ihres Referates meinen, dass ein idealer Zuhörer es
mitschreiben würde. (Fragen Sie sich selbst, was Sie davon hätten, wenn Sie beim Referat eines
Kommilitonen dieses Papier bekämen.) Es sollte (für seine Funktionen zur Nachbereitung,
Prüfungsvorbereitungen etc.) auch isoliert verständlich sein. Es sollte dabei aber in seinem Aufbau
Ihrem mündlichen Vortrag korrespondieren, damit ihre Zuhörer verfolgen können, 'wo Sie gerade sind'.
Das Seminarpapier sollte u. a.. enthalten:
- Ihre wesentlichen inhaltlichen Aussagen,
- wichtige Zahlen, Daten, Fakten (zur Ersparung des Mitschreibens),
- Zitate, deren genauen Wortlaut sie für die Seminardiskussion bereitstellen wollen (mit Quellenangabe!),
- die Angabe der wichtigsten (!) Literatur.
Inhaltlich aussagelose Seminarpapiere, die nur die Gliederung Ihres Referates wiedergeben (vom Typ
"1. Einleitung, 2. Hauptteil, 3. Schluss"), sind sinnlos.
Umfang in Grundstudiumsveranstaltungen: ca. 1-2 Seiten, im Hauptseminar ca. 2-4 Seiten
Neben dem Seminarpapier auch noch Materialien (Quellen, Vergleichstexte, Bildmaterial, Rezensionen/
Aufführungskritiken, Rezeptionszeugnisse) dem Seminar zur Verfügung zu stellen, ist, wo von der Sache
her möglich, in der Regel sehr nützlich. Solche Materialien sollten Sie aber schon in der Sitzung vorher
austeilen.
4. Mündlicher Vortrag
Nehmen Sie sich nicht die Lehrenden zum Adressaten, sondern Ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen
im Seminar! Das betrifft sowohl die inhaltliche Ebene wie den äußerlichen Gestus Ihres Vortrags. (Die
Lehrenden möchten nicht selbst etwas aus Ihrem Referat erfahren, sondern sie möchten, dass Sie statt
ihrer dem Seminar etwas vermitteln.)
Die Fähigkeit, vor Publikum zu sprechen, ist kaum jemandem angeboren. D. h.: (a) man muss es lernen,
(b) man kann es lernen. Weder wörtlich ablesen noch frei stammeln! - Ein nur scheinbar
widersprüchlicher Tip: Vorher wörtlich ausformulieren - und dann frei halten. (Nur das, was man selbst
einmal 'durchformuliert' hat, hat man auch sicher verstanden!)
- Es bedarf eines Textes, der eigens als zusammenhängende Darstellung für den Vortrags-Zweck
konzipiert und ausformuliert wurde.
- Ihre Exzerpte von Aufsätzen etc. sind als Vortrags-Manuskript ungeeignet!
- Sie sollten auch nicht die (Ihrer Meinung nach) bereits fertige Hausarbeit als Referat vortragen: Referat
und Hausarbeit sind zwei verschiedene Textsorten mit unterschiedlichen Adressaten und unterschiedlichen Funktionen. Außerdem sollten Sie offen sein, für die Hausarbeit die
Seminardiskussion nach Ihrem Referat sowie die Referat-Kritik der Dozierenden zu
berücksichtigen.)
- Erst nach einiger Übung und Erfahrung dürfen Sie dazu übergehen, Ihr Manuskript stichwortartig
anzulegen.
- Nur Sie können entscheiden, was Sie vortragen und was nicht. (Fragen Sie nie das Publikum: "Ich hab'
hier noch was, soll ich das auch noch vortragen?")
- Legen Sie sich während des Vortrags eine Uhr in Ihr Blickfeld auf den Tisch. Richtwert für die Redezeit,
wenn nicht anders festgelegt: im Grundstudium ca. 30, im Hauptseminar ca. 60 Minuten.
5. Anlage des Vortragsmanuskripts
Am besten ist es, wenn Sie auch das Vortragsmanuskript sofort schon mit dem Computer schreiben; das
erspart Ihnen Aufwand bei der Ausarbeitung zur Hausarbeit. In diesen Fällen sollten Sie bei Ausdrucken
aber darauf achten, Ihren Text gut lesbar zu gestalten: große Schrift (mindestens 12 Punkt, besser noch
größer), Proportionalschrift, großer Zeilenabstand (mindestens zweizeilig), 'Flattersatz' (= 'linksbündig',
auf keinen Fall Blocksatz)!
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Auch für den Fall, dass Sie Ihr Vortragsmanuskript mit der Hand schreiben, gibt es einige unscheinbare,
aber wirkungsvolle Tricks:
- Keine Karteikarten-Zettelwirtschaft! Benutzen Sie DIN A 4-Blätter! Auf zu kleinen Zetteln können Sie
keine zusammenhängenden Argumentationen herstellen.
- Schreiben Sie auf einzelne Blätter, nicht in ein Heft! Sie können sich dann im Arbeitsprozess Ihre
Darstellung buchstäblich 'zusammenstellen', Passagen zwischenschieben, Reihenfolgen ändern
etc. - Beginnen Sie bei der Ausarbeitung größerer Abschnitte immer mit einer neuen Seite.
- Beschreiben Sie Ihre Blätter nur einseitig! Sie behalten leichter die Übersicht, wenn Sie nicht Vorderund Rückseiten durcheinander haben. Außerdem können Sie so bei der Ausarbeitung längere
Zusammenhänge durch Nebeneinanderlegen materialisiert-optisch leichter überschauen.
6. Nachbesprechung (zur Umsetzung in eine Hausarbeit)
Bitten Sie möglichst bald nach Ihrem Referat (evtl. im Anschluss an die Sitzung) die Dozentin/ den
Dozenten um eine Kritik! (Unter vier Augen wird manchmal die Kritik anders gestaltet als vor Publikum.)
Für die Umsetzung des Referates in eine Hausarbeit sind nicht nur die Seminardiskussion Ihres
Referates und die Kritik der/ des Lehrenden zu berücksichtigen, sondern auch der Kontext und die
Ergebnisse des Seminars insgesamt.
7. Schriftliche Hausarbeit
Für die inhaltliche Arbeit gelten – in sinngemäßer Anwendung – die Hinweise für den mündlichen
Vortrag (s.o., Abschnitt 2), doch sind Sie – in Absprache mit der/dem Lehrenden - freier, thematisch
eigene Interessen zu verfolgen.
Die sprachliche Korrektheit darf ebensowenig vernachlässigt werden wie die wissenschaftlichen
Konventionen. Alle Lehrenden sind gehalten, Hausarbeiten mit erheblichen sprachlichen Mängeln
ebenso wie solche, bei denen der wissenschaftliche Apparat (Zitate bzw. Zitierweise, Nachweise direkter
und indirekter Zitate, Literaturangaben etc.) erheblich unkorrekt ist, unkorrigiert zurückzugeben.
Üblicher Umfang: in Proseminaren ca. 15 Seiten; in Hauptseminaren ca. 25-30 Seiten (bei links 2 und
rechts 4 cm Rand). (Zur formalen Gestaltung schriftlicher Arbeiten vgl. Merkblatt 5)
8. Abgabe der schriftlichen Hausarbeit
Den Abgabetermin legt die Veranstalterin bzw. der Veranstalter des jeweiligen Seminars fest.
Behalten Sie ein zweites Exemplar Ihrer Arbeit; in welchen Fällen die Lehrenden Ihre Arbeit behalten
oder Ihnen zurückgeben, ist für Sie oft vorher nicht absehbar.
Wenn Ihnen eine Dozentin / ein Dozent Ihre Hausarbeit „zur Überarbeitung“ zurückgibt, dann ist bei der
zweiten Vorlage (d.h. der überarbeiteten Fassung) die ursprüngliche Fassung noch einmal mit
vorzulegen.
9. Allgemeiner Hinweis
Die Vergabe des Leistungsnachweises erfolgt für die „erfolgreiche Teilnahme“. Dies bedeutet:
a) regelmäßige Teilnahme, d. h. Anwesenheitspflicht für grundsätzlich alle Sitzungen (an einer
Mindestzahl von Sitzungen müssen Sie teilgenommen haben, damit die/ der Lehrende Ihnen die
Teilnahme bescheinigen darf).
b) Daraus leitet sich auch ab, dass die Teilnahmebestätigung erst nach erfolgter Teilnahme erfolgen
kann (= frühestens am Ende der Vorlesungszeit).
c) Der Erfolg der Teilnahme wird zwar – je nach Festlegung durch die Dozentin/ den Dozenten – durch
Referat/ Hausarbeit/ Klausur etc. nachgewiesen. Andere Aspekte (z. B. regelmäßige mündliche
Mitarbeit) können aber in das Urteil mit einfließen.
--------------------------Literatur:
Moennighoff, Burkhard/Meyer-Krentler, Eckhardt: Arbeitstechniken Literaturwissenschaft. 12., korrigierte
und aktualisierte Aufl. (= UTB 1582). München 2005.