Oberbürgermeister Markus Ewald Stellungnahme in der öffentlichen Sitzung des Gemeinderats am 22. Juni 2015 Es gilt das gesprochene Wort! Sehr geehrte Damen und Herren des Gemeinderats, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung, liebe Bürgerinnen und Bürger, noch immer sind wir betroffen, aber auch verärgert über den Verlauf der Gerichtsverhandlung, die am Donnerstag in Bad Waldsee stattfand. Es fällt schwer zu begreifen, was im Gerichtssaal abgelaufen ist. Aber noch viel unverständlicher ist das, was zwischen Herrn Sonntag und Herrn Buck im Vorfeld gelaufen ist. Das Vertrauen in die Rechtschaffenheit und Gesetzestreue von zwei langjährigen Führungskräften steht in Frage. Mit noch nicht absehbaren Konsequenzen für die Betroffenen, aber auch für die Stadt und die Stadtverwaltung. Weder ich noch Bürgermeister Geiger hatten im Vorfeld irgendwelche Kenntnisse über die Inhalte der Zeugenaussage von Herrn Sonntag. Er war als Zeuge im Prozess gegen den gekündigten ehemaligen KH-GF Blechschmidt,, dem Urkundenfälschung vorgeworfen wurde, geladen. Konkret ging es dabei um den Geschäftsbesorgungsvertrag, der die Finanzbeziehung zwischen Stadt und Krankenhaus 14 Nothelfer nach der Ausgründung im Jahr 2007 in eine GmbH regelte. Rechtliche Grundlage war ein Gemeinderatsbeschluss Gemeinderatsbes aus dem Jahr 2006. Der Geschäftsbesorgungsvertrag sollte diesen Beschluss in Vertragsform festhalten. Aber auch ohne den Vertrag hatte der Beschluss des Gemeinderats natürlich Gültigkeit. Erst 2012, im Rahmen der Aufarbeitung durch die GPA kam heraus, h dass der Geschäftsbesorgungsvertrag erst 2012 unterzeichnet worden war. Es existieren sogar zwei Versionen. Ein auf 2008 rückdatierter Vertrag und ein Vertrag mit dem Datum 2012. Herr Sonntag hat innerhalb der Verwaltung versichert, dass der Vertrag Vertrag bereits 2008 entstanden ist, dieser lediglich von Herrn Blechschmidt nicht unterzeichnet wurde. Eine Aussage, die er vor Gericht korrigieren korrigier musste. Es scheint eine Tatsache zu sein,, dass Herr Sonntag zumindest unwahre und unvollständige falsche Angaben zur Entstehung des Vertrages gemacht hat. Zudem hat er sich anscheinend engstens zur Vorbereitung der Verhandlung mit seinem Amtsvorgänger Herr Buck abgestimmt. Das ist grundsätzlich Privatsache, nur in diesem u.U. zivil- und strafrechtlich relevant. Nach sorgfältiger Abwägung des Sachverhaltes habe ich als OB zum Schutze der Stadt, aber auch des Kämmerers Herrn Sonntag gezogen. Die erste haben wir bereits am Freitag in die Wege geleitet: Die Stadt muss und wird disziplinarrechtliche Maßnahmen sowohl gegenüber Herrn Sonntag, als auch seinem Vorgänger Herrn Buck prüfen. Herrn Sonntag wurde mitgeteilt, dass zunächst von seinen Aufgaben als Stadtkämmerer und Leiter des Fachbereichs 3 entbunden ist. Er wurde nicht gefeuert, wie es groß in der Samstagsausgabe der Schwäbischen Zeitung zu lesen war, und heute klein korrigiert wurde. Die Stadt Weingarten kann es sich bis zur endgültigen Klärung unter keinen Umständen leisten, dass sie einen Kämmerer beschäftigt, dem vor Gericht anscheinend eine Falschaussage in dienstlichen Angelegenheiten zur Last gelegt wurde. Diese Vorwürfe restlos aufzuklären, ist nun Aufgabe der Staatsanwaltschaft und der internen Überprüfungen. Zweitens habe ich heute dem zuständigen Staatsanwalt, Herr Bogner Kontakt aufgenommen und die volle Kooperation der Stadt Weingarten zugesagt. Die Staatsanwaltschaft wird das Protokoll der Gerichtsverhandlung und die Urteilsbegründung anfordern, um gegebenenfalls daraus weitere Schritte gegenüber Herrn Sonntag und Herrn Buck abzuleiten. Drittens werde ich eine Sonderprüfung des Verantwortungsbereichs von Herrn Sonntag und seines Amtsvorgängers Herrn Buck veranlassen. Vor allem die Verträge mit den Beteiligungen der Stadt werden vollständig auf dem Prüfstand stehen. Es ist mir wichtig, dass wir auch diese Bereiche, die nicht unmittelbar mit dem Krankenhaus zusammenhängen, vollständig prüfen. Das Ziel ist, ähnliche Versäumnisse in anderen Bereichen klar auszuschließen. Mir ist bewusst, dass diese Entwicklung das Ansehen der Stadt Weingarten und ihrer Stadtverwaltung in hohem Maße beeinträchtigt. Aus diesem Grund muss die Aufklärung nachvollziehbar sein und jeder Verdacht der Kungelei ausgeschlossen werden können. Ich kann sogar verstehen, dass man sich die Frage stellt, ob die Kontrollmechanismen funktionieren. Eine wichtige Konsequenz, die wir aus der Krankenhausentwicklung gezogen haben, war die Einrichtung des Beteiligungsmanagements. Zusätzlich wird die Stadt ohnehin regelmäßig durch GPA im Rahmen einer Finanzprüfung überprüft. In der Vergangenheit hat dies bislang zu keinen relevanten Beanstandungen geführt. Das städtische Rechnungsprüfungsamt prüft ebenfalls alle Abteilungen regelmäßig. Es gibt das Vier-Augen-Prinzip, die Dienstvereinbarungen, die Unterschriftenbefugnisse. All diese Kontrollmechanismen wurden nochmals geprüft und intensiviert. Sehr geehrte Damen und Herren, mir ist es wichtig, auch im Sinne der rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Verwaltung, für Ihr Vertrauen zu werben. Die Stadtverwaltung Weingarten arbeitet gut und in sehr vielen Bereichen erfolgreich. Ich bitte Sie, als politisches Gremium unserer Stadt, der Verwaltung nicht Ihr Vertrauen zu entziehen. Um diese neuerliche Krise gut bestehen zu können, sollten wir zum Wohle der Stadt zusammen und nicht gegeneinander arbeiten. Und deshalb setze ich auf den fraktionsübergreifenden Aufklärungswillen und Zusammenhalt in diesem Gremium.
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