Erasmus – Erfahrungsbericht University of Leeds Rebecca Hettich ([email protected]) Von allen Seiten hört man, ein Auslandssemester bzw. –studium sei horizonterweiternd, heutzutage nahezu ein Muss, eine einmalige Gelegenheit, ein Land nicht nur als Reisender, sondern in einem Studentenverbund kennenzulernen. Dem muss ich definitiv zustimmen: Zum einem bietet sich die optimale Möglichkeit, das eigene Rechtssystem zu vergleichen und einen Einblick in fremde Lernphilosophien zu bekommen. Zum anderen sammelt man einmalige Erfahrungen fernab vom deutschen Alltag. Hierfür eignet sich Leeds mit seiner Mischung von alten, typisch britischen Gebäuden und moderner Architektur, von Studentenflair auf dem Campusgelände und dem Leben einer Finanzstadt im Zentrum (10 min. Fußweg) optimal. Wie gehe ich allerdings konkret vor, wenn erst einmal die Entscheidung für die University of Leeds gefallen ist? I. Konkrete Planung des Auslandssemesters Nach der offiziellen Zusage vonseiten der Uni Heidelberg ist jeder künftige Student an der University of Leeds dazu verpflichtet, sich nochmals direkt und fristgemäß an der englischen Universität zu bewerben. Hierzu wird ein englischsprachiges Motivationsschreiben gefordert, eine vorläufige Kurswahl soll ebenfalls vorgenommen werden. Dies ist jedoch kein Grund um in Panik zu verfallen: Hierbei handelt es sich um eine reine Formalität; vor Ort können die Fächerbelegungen problemlos geändert werden. (s. III) Zudem kann man sich recht zeitnah für einen Platz in einem Studentenwohnheim bewerben. Jeder Erasmusstudent hat einen Anspruch auf eine solche Unterkunft, sofern er fristgerecht seine Bewerbung einreicht. Zwar können verschiedenste Prioritäten sowie ein Wunschwohnheim angegeben werden, jedoch ist dies keine Garantie dafür, dass die Wünsche auch tatsächlich erfüllt werden können. Ich persönlich war in Charles Morris auf dem Campusgelände untergebracht. Das Wohnheim ist zum einen sehr neu und dementsprechend ansprechend, zum anderen sehr zentral gelegen (sowohl Vorlesungsräume als auch die „Union“ mit Mensa, Bars, Cafés, Clubs sind in unmittelbarer Nähe). Ich habe, wie in Charles Morris üblich, in einer 6er WG gelebt; jeder hatte ein eigenes Bad, die Küche wurde gemeinsam genutzt - eine perfekte Mischung aus Privatsphäre und Gemeinschaftsleben. Da es sich um ein catered Wohnheim handelt, steht jedem Bewohner ein fester Betrag zur Verwendung in der Mensa zur Verfügung. Mit Ablauf des Tages verfällt der nicht verbrauchte Restbetrag. Charles Morris ist zweifelsohne eine sehr gute Wahl! II. Abenteuer Leeds Leeds hat einen eigenen Flughafen, Leeds/Bradford. Da von Frankfurt aus jedoch kein Direktflug hierhin angeboten wird, bin ich nach Manchester geflogen um von dort mit dem Zug (ca. 1h) nach Leeds zu fahren. Es empfiehlt sich, die Zugfahrkarte bereits im Voraus zu kaufen um übermäßige Kosten vor Ort zu vermeiden. Hat man sich dafür entschieden, von seinem Wohnheimsplatzanspruch Gebrauch zu machen, findet man im neuen Zuhause ein Welcome Package der Uni (inkl. Stadtplan, Busfahrplänen, Prepaidkarte, Informationen über Infoveranstaltungen, kurz alles was einem anfangs auf dem Herzen liegt). Die University of Leeds bietet 2 Einführungswochen an, wobei die erste ausschließlich für internationale Studenten, die zweite zusätzlich für alle Studienanfänger gedacht ist. Das umfangreiche Programm sollte man in jedem Fall in Anspruch nehmen – es bietet die Gelegenheit, den Campus, die Stadt usw. durch Touren besser kennenzulernen, sowie neue Kontakte zu knüpfen! Zusätzlich hierzu finden während des gesamten Semesters sogenannte give-it-a-go-Veranstaltungen statt. Dabei kann man in unzählige societies (Vereine für Sport, Kultur, Backen, Computer und alles, was das Herz begehrt) hineinschnuppern, ohne direkt einen Mitgliedsbeitrag entrichten zu müssen. Eine weitere tolle Einrichtung ist das Global Cafe, das einmal wöchentlich stattfindet – jedermann ist eingeladen, bei Kaffee/Tee und Plätzchen neue Leute kennenzulernen. III. Studium in Leeds Neben den vielen Freizeitaktivitäten, sollte man auch das Studienangebot wahrnehmen. Insbesondere dann, wenn man mit dem Gedanken spielt, die Möglichkeit des Freischusses wahrzunehmen, sollte man darauf achten, dass man genügend Stunden pro Woche, eine ausreichende Anzahl an credits und Leistungsnachweisen pro Semester in den gewählten Kursen erwerben kann. Hierum sollte man sich spätestens in den ersten Wochen vor Ort kümmern. Zudem stellt auch ERASMUS gewissen Anforderungen an ein ernsthaftes Auslandsstudium. Augen auf! Das Fächerangebot ist sehr breit gefächert. Es bietet zum einen die Möglichkeit, das eigene Rechtssystem zu vergleichen und kritisch zu hinterfragen – hierfür hat sich in meinem Fall insbesondere constitutional law angeboten. Zum anderen kann man einen Tapetenwechsel vornehmen und international human rights, intellectual property oder environmental law wählen. Zusätzlich zu Vorlesungen im jeweiligen Fach findet durchschnittlich 2-wöchentlich ein Seminar pro Kurs statt. Dort wird in Kleingruppen von max. 20 Leuten über Themenkomplexe wie das Folterverbot oder die Souveränität des Parlaments diskutiert. (vergleichbar mit AGs in Heidelberg, allerdings liegt der Fokus nicht auf der bloßen Falllösung, sondern der Diskussion) Am Ende des ersten Semesters ist meist jeweils ein essay pro Fach zu schreiben – eine ca. 10-seitige Abhandlung zu einem vorgegebenen Thema. Die Abgabetermine hierfür liegen, meiner Erfahrung zufolge, zwischen Mitte Dezember und Ende Januar. Zweisemestrige Kurse schließen in der Regel (zusätzlich/alternativ) mit einer Klausur am Ende des Studienjahres. IV. Fazit Zusammenfassend empfehle ich jedem, Zweifel bezüglich eines Auslandsstudiums beiseite zu schieben und ein einmaliges Abenteuer in Leeds zu erleben!
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