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SALZBURGER LANDESKORRESPONDENZ
19. Jänner 2016  Seite 1
Haslauer/Salzburg 20.16
Auftaktveranstaltung 20.16
in Salzburg
Haslauer: Impulse setzen, Spielräume schaffen
und Pioniergeist wecken
(LK) Im Großen Saal der Stiftung Mozarteum fand heute, Freitag, 15. Jänner, die offizielle
Salzburger Auftaktveranstaltung des Jubiläumsjahrs „200 Jahre Salzburg bei Österreich“ statt.
Dabei gingen Landeshauptmann Wilfried Haslauer und Salzburg 20.16-Geschäftsführer Friedrich Urban auf die Bedeutung dieses historischen Ereignisses für Salzburg einst und jetzt sowie
auf die Schwerpunkte und Veranstaltungen im Jubiläumsjahr ein. Der renommierte österreichische Schriftsteller und gebürtige Salzburger Karl-Markus Gauß hielt eine "Rede für Salzburg". Das künstlerische Programm des Abends gestalteten Ana Glusic (Orgel), Strings on Fire,
das Ensemble "Der Berg" und die Salzburger Kindertanzgruppe.
Seit 200 Jahren ist Salzburg nun Teil Österreichs. Ein Anlass, nachzudenken. Woher kommen
wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir? Das Jubiläum „Salzburg 20.16“ beleuchtet die Entwicklungen des Landes vom historischen Ausgangspunkt des Jahres 1816 an bis zu seiner heutigen
Position im europäischen Kontext. „Das umfangreiche Programm wird bestimmt durch Vielfalt
und Veränderung, neue Ideen und traditionelle Werte, Rückschau und Ausblick“, so Landeshauptmann Wilfried Haslauer. "Wir wollen anlässlich dieses Jubiläums vor allem Impulse setzen und Spielräume für Kreatives, Neues und Innovatives schaffen. Dabei sollen alle Regionen
thematisch einbezogen werden. Wichtig ist mir der Pioniergeist, den wir wecken wollen", so
Haslauer weiter.
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Die Bandbreite der Projekte, die in den kommenden Monaten zur Umsetzung kommen, ist
sehr groß: Konzerte, Theater, Kabarett und Darstellende Kunst, Filme, Literatur, Wissenschaft und Bildung sowie Projekte im Bereich der Infrastruktur. Einen stets aktuellen Überblick gibt ein Online-Veranstaltungskalender unter www.salzburg2016.at.
Karl-Markus Gauß: "Rede für Salzburg"
In seiner "Rede für Salzburg" beschäftigte sich Karl-Markus Gauß eingangs mit den Optionen,
die für Salzburg nach dem Ende des Erzbistums denkbar waren. Bei der Variante Salzburg als
Teil von Bayern hätte der bayrische Zentralismus Salzburg ökonomisch wie kulturell kaum
Möglichkeiten einer eigenständigen Entfaltung gewährt, so der Autor. „Wäre Salzburg tatsächlich dauerhaft bayrisch geworden, würde man, was die geistige Strahlkraft und das kulturelle
Ansehen betrifft, von der Stadt Salzburg heute vermutlich als von einem anmutigen Landshut
des Südens oder einem Rosenheim an der Salzach sprechen und meinen, damit ihre Bedeutung
gebührend herausgestrichen zu haben.“
Die zweite Möglichkeit, aus dem religiösen einen säkularen Kleinstaat zu machen, hätte die
nationalistische Engstirnigkeit gefördert, so Gauß weiter. „Ein souveräner Kleinstaat Salzburg,
wie hätte er, der auf Abschottung seines beträchtlich verkleinerten Territoriums hätte setzen
müssen, nach 1816 wirtschaftlich, politisch, kulturell reüssieren können! Nein, es ist gut, dass
es mit dieser Souveränität Salzburgs nicht geklappt hat. Es bleibt also bei dem, was wir heuer
zu feiern haben, bei der Zugehörigkeit zu Österreich.“
Indem sich Österreich Salzburg einverleibte, fand sich Salzburg in einem Staat wieder, der
seine wirtschaftliche Kraft, seine weltweit ausstrahlende Bedeutung gerade aus seiner natio-
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nalen Vielfalt bezog, aus der fortwährenden Anziehung und Abstoßung von Zentrum und Peripherie, aus dieser beständigen Zuwanderung begabter Kinder, die der Not ihrer Provinzen
entrinnen wollten, und aus der Abwanderung anderer, die ihr Glück gerade in den neuen Provinzen suchen wollten, stellte Gauß fest. Das heiße aber nichts anderes, als dass in der Monarchie in großem Maßstab etwas praktiziert wurde, was im kleinen Erzbistum Salzburg über
die Jahrhunderte fast durchgehend staatliche Praxis war. „Ich bin davon überzeugt: Um das
Erbe des europäischen Salzburg antreten und erneuern zu können, musste unser Land zu einem bestimmten Zeitpunkt paradoxerweise seine Souveränität verlieren und österreichisch
werden.“
Sowohl in der Monarchie als auch in jüngerer Vergangenheit seien es Wissenschafter, Künstler, Architekten, Ärzte und auch viele aus ihren Heimatländern Vertriebene gewesen, die in
Salzburg ein neues Zuhause gefunden und das Land zu dem gemacht haben, wofür es heute
weltweit bekannt ist. „Solche Vertriebene und Getriebene sind in den letzten Monaten viele
durch Salzburg gekommen, nicht nur von amtlich befugter Seite betreut, sondern auch von
einer enormen Schar von Freiwilligen unterstützt, von religiösen und konfessionslosen Menschen, von Studentinnen und Pensionisten, auf dem Land und in der Stadt, kurz: von so vielen, auf die man als Salzburger Grund hat, stolz zu sein.“
Karl-Markus Gauß schließt mit einem Blick in die nähere Zukunft: „Man braucht kein Prophet
zu sein, um zu sagen: Es wird, was die Herkunft der hier lebenden Menschen betrifft, bunter
sein als heute. Bunter heißt nicht von vorneherein schon: besser. Aber auch nicht einfach:
schlechter. Was daraus wird, hängt von uns selber ab, denn die Geschichte geht ihren Weg
nicht nach ehernen Gesetzmäßigkeiten und sie hat kein vorgegebenes Ziel. Was daraus wird,
hängt von uns ab, von unserer Bereitschaft, die vielbeschworenen europäischen Werte nicht
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nur bei den Asylsuchenden amtlich abprüfen zu lassen, sondern auch selbst in unserem Alltag
glaubhaft zu leben. Aber auch von unserem unaufgeregten Selbstbewusstsein wird es abhängen, das uns befähigt, nicht in jeder uns ungewohnten Sitte gleich eine Gefahr für unsere
angestammte Kultur zu erblicken; das uns aber auch ermächtigt, dort nicht gleichgültig und
abgestumpft zu bleiben, wo es gilt, für unsere sozialen und zivilisatorischen Normen ohne
Wenn und Aber einzustehen, uns also nicht als desinteressierte oder resignierte, sondern für
die eigene Sache engagierte Bürger zu erweisen. Die Toleranz gebietet vieles, aber nicht, der
Intoleranz den Weg frei zu geben.“ Die „Rede für Salzburg“ von Karl-Markus Gauß im Wortlaut
ist auf der Landes-Website abzurufen. (kg/sm)
Weitere Informationen: Mag. Franz Wieser, Pressesprecher Land Salzburg, LandesMedienzentrum, Tel.: 0662/8042-2365, Redaktionshandy: 0664/3943735.
Franz Neumayr wird für das Landes-Medienzentrum Fotos anbieten.