Kernkompetenzen für die Sprachwissenschaften Experimente und Datenerhebungen Anke Assmann [email protected] Universität Leipzig, Institut für Linguistik 22.06.2015 1 / 56 Charles Darwin: Nur ein Narr macht keine Experimente.“ ” 2 / 56 Inhaltsverzeichnis 1 Experimente Grundlagen Ein Experiment planen 2 Experimente in der Linguistik Erweitere Introspektion Korpusstudien 3 4 Statistik LaTeX: Baumstrukturen mit tikz II Noch mehr Knoten Teile des Baums markieren Multidominanz Klammerstrukturen 3 / 56 Inhaltsverzeichnis 1 Experimente Grundlagen Ein Experiment planen 2 Experimente in der Linguistik Erweitere Introspektion Korpusstudien 3 4 Statistik LaTeX: Baumstrukturen mit tikz II Noch mehr Knoten Teile des Baums markieren Multidominanz Klammerstrukturen 4 / 56 Was ist ein Experiment? Ziel empirische Gewinnung von Daten Eigenschaften: Planmäßigkeit: die Planung des Experiments erlaubt es Störvariablen zu kontrollieren und eine kontrollierte Umgebung zu schaffen; es lassen sich Ursache und Wirkung feststellen; es lässt sich eine kausale Beziehung festellen, wenn sich aus einer frei gewählten Variable X eine abhängige Variable Y erzeugen lässt. Variation: Experimentalbedingungen werden variiert, um so die Auswirkungen bei unterschiedlichen Stufen der unabhängigen Variable festzustellen Kontrolle: mögliche Störvariablen müssen kontrolliert werden durch Eliminieren, Konstant halten, Parallelisierung oder Randomisierung Replikation: Ein Experiment muss wiederholt werden können Auswertung: Die Daten aus einem Experiment müssen (statistisch) ausgewertet werden http://www.experimentalpsychologie.de/page37.html 5 / 56 Inhaltsverzeichnis 1 Experimente Grundlagen Ein Experiment planen 2 Experimente in der Linguistik Erweitere Introspektion Korpusstudien 3 4 Statistik LaTeX: Baumstrukturen mit tikz II Noch mehr Knoten Teile des Baums markieren Multidominanz Klammerstrukturen 6 / 56 Schritte zum Experiment 1 Hypothese und Nullhypothese aufstellen 2 Variablen und Störvariablen und deren Ausprägungen bestimmen 3 Experimentablauf planen 4 (Pilotstudie durchführen) 5 Experiment durchführen 6 Daten auswerten 7 Ergebnisse interpretieren 8 schriftliche Zusammenfassung 7 / 56 Hypothese und Nullhypothese Hypothese: mögliche Antwort auf eine Forschungsfrage, Ein Experiment dient zur Überprüfung oder Widerlegung einer Hypothese. Nullhypothese: es liegt kein Effekt vor bzw. es besteht kein Zusammenhang Alternativhypothese: ¬Nullhypothese Arten von Hypothesen: universell: für alle x gilt y (falsifizierbar, nicht verifizierbar ohne alle x zu prüfen) existentiell: es gibt mindestens ein x, für das y gilt (verifizierbar, nicht falsifizierbar ohne alle x zu prüfen) proportional: für z% aller x gilt y (weder falsifizierbar, noch verifizierbar ohne alle x zu prüfen) Kriterien für Hypothesenbildung: Falsifizierbarkeit, Operationalisierbarkeit, empirischer Gehalt 8 / 56 Experiment Beispiel: Münzen putzen Frage: Wie bekommt man Münzen wieder sauber? Hypothese: Münzen werden in einer Lösung aus Säure und Salz wieder sauber. Nullhypothese Die Bestandteile Säure und Salz interagieren nicht, um die Münzen sauber zu machen. 9 / 56 Variablen unabhängige Variablen (Faktor): Variable, die das Ergebnis des Experiments beeinflusst, ihre Ausprägung wird bewusst variiert abhängige Variablen: Variable, deren Ausprägung sich in Abhängigkeit von den unabhängigen Variablen ändert Störvariablen: andere Variablen, die das Ergebnis verändern können, die aber nicht gemessen werden sollen; sie müssen kontrolliert werden Vorsicht!: Oft werden Störvariablen nicht oder falsch erkannt, das kann das Ergebnis des Experiments verfälschen Faktorenstufen: Ausprägung eines Faktors, zu jedem Faktor werden mehrere (mind. 2) Faktorenstufen definiert Bedingung: Kombination von Faktoren, die im Experiment zusammen auftreten: Die Faktoren werden kreuzklassifiziert Interaktion: Interagieren Faktoren, dann sind beide maßgeblich für das Ergebnis 10 / 56 Experiment Beispiel: Münzen putzen unabhängige Variablen: abhängige Variablen: Störvariablen: 11 / 56 Experiment planen Der Experimentablauf sollte nachvollziehbar und replizierbar sein. Im Experiment sollten alle Bedingungen (evtl. mehrfach) getestet werden. Man muss sich bei der Durchführung genau an den Plan halten. Der Plan sollte schriftlich ausgearbeitet werden. Wichtige Punkte der Planung: Messmethode und Messskala festlegen den genauen Ablauf planen. Mögliche Ergebnisse abwiegen Entscheiden, wie Ergebnisse ausgewertet und interpretiert werden sollen. 12 / 56 Hinweise zu Experimenten mit Versuchspersonen Bei Experimenten mit VPn misst man das Verhalten (Lesezeiten, Tastendruck, Augenbewegungen, Ankreuzen, ...) bzw. die physiologischen Reaktionen (Hirnströme, Magnetfelder, Stoffwechselprozesse im Gehirn) einer Person auf die Bedingungen des Experiments Bei Versuchspersonen kann immer nur die Performanz, nicht die Kompetenz abgefragt werden. Ergebnisse können durch (ungewollte) Priming-Effekte verfälscht werden, d.h. Anordnung der präsentierten Items spielt eine Rolle; zu kontrollieren sind: Reihenfolge der Bedingungen: i.d.R. durch Randomisierung Einbeziehungen von Filler-Items: Bedingungen, die nicht den Experimentbedingungen entsprechen, sondern die Versuchsperson vom eigentlichen Ziel des Experiments ablenken sollen (ähnlich genug, aber doch verschieden); mind. 50% aller Items sollten Filler sein, besser 70-90% Experimente mit VPn dürfen nicht zu lang sein (Konzentrationsmangel als Störvariable), notfalls die Bedingungen unter VPn aufteilen (wenn genügend VPn) Motivation: Um Mitarbeit der VPn zu erhöhen, kann man bei erfolgreicher Teilnahme eine Belohnung in Aussicht stellen http://www.uni-leipzig.de/~gksprach/homepages/dirkj/methdes.pdf 13 / 56 Stichproben Da man nie die Grundgesamtheit testen kann, muss man eine Stichprobe wählen. Diese sollte in ihren Eigenschaften der Grundgesamtheit gleichen. Für Linguistik: Grundgesamtheit sind meist die Sprecher einer Sprache bzw. alle Menschen, d.h. die Verteilung von Alter, Geschlecht, Bildungsstand, Berufsgruppe etc. sollte in den Stichproben idealerweise etwa denen der Bevölkerung entsprechen, denn es sind potentielle Störvariablen (dieses Ideal wird selten erreicht) Alle Informationen zu den VPn, die als potentielle Störvariablen gelten, sollten aufgezeichnet werden. Irrelevante Informationen, vor allem der Name, genaue Adresse, E-Mailadresse, werden nicht zusammen mit den Messergebnissen gespeichert, d.h. Experimente sind anonym. Benötigt man die Informationen (z.B. für ein Gewinnspiel), sollten diese so gespeichert werden, dass sie den Messergebnissen nicht zugeordnet werden können. 14 / 56 Experiment Beispiel: Münzen putzen Experimentablauf? 15 / 56 Experiment durchführen Gemäß dem Plan wird das Experiment durchgeführt. Der Plan darf während des Experiments nicht verändert werden. 16 / 56 Experiment Beispiel: Münzen putzen Experiment durchführen 17 / 56 Daten auswerten Ein Experiment liefert Rohdaten. Meist reicht eine einfache Beschreibung nicht. Die Bedeutung der Daten kann durch z.B. eine statistische Auswertung ermittelt werden. (Manchmal reicht ein einfacher Mittelwert.) Die statistische Auswertung beinhaltet oft auch eine Visualisierung der Messwerte. 18 / 56 Experiment Beispiel: Münzen putzen Auswertung: Mittelwerte der Veränderung der Sauberkeit für die Bedingungen 19 / 56 Daten interpretieren Hauptfrage Haben die Ergebnisse die Nullhypothese falsifiziert? Ja: Die Nullhypothese gilt nicht. Stattdessen gilt die Alternativhypothese. Nein: Keine Aussage möglich, ob die Nullhypothese gilt oder nicht. Ein nein“ verifiziert die Nullhypothese nicht ” automatisch. 20 / 56 Experiment Beispiel: Münzen putzen Interpretation? 21 / 56 Schriftliche Zusammenfassung Methodik, Ablauf, Ergebnisse, Auswertung und Interpretation müssen so festgehalten werden, dass das Experiment darauf basierend wiederholt werden kann. Meist gibt man nicht die Rohdaten an, sondern die Ergebnisse nach der statistischen Auswertung. Bei linguistischen Experimenten sollte man auch Beispiele für Test-Items und Filler-Items angeben. 22 / 56 Inhaltsverzeichnis 1 Experimente Grundlagen Ein Experiment planen 2 Experimente in der Linguistik Erweitere Introspektion Korpusstudien 3 4 Statistik LaTeX: Baumstrukturen mit tikz II Noch mehr Knoten Teile des Baums markieren Multidominanz Klammerstrukturen 23 / 56 Besonderheiten von Experimenten in der Linguistik Man will eine kognitive Fähigkeit des Menschen testen. Dazu braucht man Versuchspersonen. Sprache ist sehr komplex. Daher sind die Experimente zur Sprache sehr störanfällig. Gründe: Komplexität von Sprache kann die Performanz der VPn herabsetzen. Da man in Experimenten die Sprachperformanz als Spiegel der Sprachkompetenz betrachtet, sollten optimale Bedingungen für die Performanz herrschen Komplexität von Sprache erschwert die Isolation von einzelnen Faktoren. Es müssen sehr viele Störvariablen, auch nicht streng grammatische (z.B. Frequenz, Plausibilität, Länge), kontrolliert werden, d.h. die Auswahl der sprachlichen Beispiele ist eine schwierige Aufgabe. 24 / 56 Methoden von Experimenten in der Linguistik erweiterte Introspektion: Elizitation von sprachlichen Beispielen und/oder Akzeptanzurteilen (am stärksten operationalisierte Form: Magnitude Estimation) Korpusstudien: Messung der Frequenz einer Konstruktion bezogen auf die Frequenz anderer Konstruktionen psycholinguistische Methoden: Reaktionszeiten, Lesezeiten, Hirnströme messen (meist erhöhter Technikaufwand) http://ling.uni-konstanz.de/pages/home/zinsmeister/ KL_0910/Material/091021_intro-handout.pdf 25 / 56 Inhaltsverzeichnis 1 Experimente Grundlagen Ein Experiment planen 2 Experimente in der Linguistik Erweitere Introspektion Korpusstudien 3 4 Statistik LaTeX: Baumstrukturen mit tikz II Noch mehr Knoten Teile des Baums markieren Multidominanz Klammerstrukturen 26 / 56 Beispiele elizitieren Man versucht, Sprechern bestimmte Informationen zu entlocken“. ” Hilfsmittel: Bilder Sätze in anderer Sprache, die von Sprecher und Forscher verstanden werden (Übersetzungsaufgabe) Referenzbeispiel zur Analogiebildung Hinweise: Durch sprachliche Hinweise können bestimmte Konstruktionen auch ungewollt geprimet werden. Man kann nur Positivbeispiele elizitieren. Man kann nicht erfahren, ob bestimmte Sachen ungrammatisch sind. Dazu müssten Urteile elizitiert werden. Je mehr Sprecher desto besser. 27 / 56 Urteile elizitieren Man gibt dem Sprecher sprachliche Ausdrücke seiner Muttersprache vor. Diese sollen hinsichtlich ihrer NATÜRLICHKEIT bewertet werden. Vorsicht!: Der Begriff Grammatikalität“ ist eine bereits Teil ” der Interpretation der Ergebnisse Es muss eine Messskala erdacht werden: Einfachste Skala: gut, schlecht bzw. ja (Satz meiner Sprache), nein (nicht Satz meiner Sprache) Besser: Intervallskala mit ungerader Anzahl von Werten (es sollte immer einen Mittelwert geben) evtl. auch kontinuierliche Skala (keine festen Skalenwerte) Sprachbeispiele zu beurteilen ist ein unnatürlicher und damit meist ungewohnter Prozess. Dem Sprecher müssen Vorgehen und Skala anhand von Beispielen erklärt werden. Auch bietet sich eine Übungsphase an, in der die Sprecher die vorgegebene Skala auf ihr jeweiliges Sprachgefühl abbilden können. 28 / 56 Fragebogen gestalten Ein Fragebogen dient der systematischer Elizitation von Daten und/oder Urteilen. Ein Fragebogen sollte als Experiment gewertet werden, da der Versuchsleiter die Bedingungen über die Wahl der Beispiele kontrolliert. Daher sollte man die Kriterien für Experimente unbedingt beachten. Ein Fragebogen soll die Aufgabe erklären und die Daten mit einer Bewertungsmöglichkeit auflisten. Es kann hilfreich sein, die Möglichkeit anzubieten, ein Datum nicht zu bewerten ( keine Ahnung“ ankreuzen) und ” am Ende ein Kommentarfeld für mögliche Probleme zu hinterlassen. (Vor allem wichtig, wenn man als Versuchsleiter nicht vor Ort ist.) 29 / 56 Magnitude Estimation Magnitude Estimation Magnitude Estimation ist eine erweiterte Messmethode, mit der die Perzeption eines bestimmten Reizes auf den Menschen gemessen werden soll. Methodik: Die VP gibt an, wie stark sie den Reiz im Vergleich zu einem Referenzwert empfindet. Angewendet auf die Linguistik heißt das, dass wenn die VP ein Sprachbeispiel als doppelt so wohlklingend empfindet wie das Referenzbeispiel, weist sie dem Beispiel einen doppelt so hohen Wert zu. Die Skala ist infinit und kontinuierlich. Probleme: VPn tun sich oft schwer mit der Benutzung von hohen Werten. Zum Teil kehren sie für sich zu einer Intervall-Skala zurück. Magnitude Estimation benötigt eine längere Einführungs- und Übungsphase. Literatur: Bard et al. (1996), Featherston (2007), Featherston (2009) 30 / 56 Inhaltsverzeichnis 1 Experimente Grundlagen Ein Experiment planen 2 Experimente in der Linguistik Erweitere Introspektion Korpusstudien 3 4 Statistik LaTeX: Baumstrukturen mit tikz II Noch mehr Knoten Teile des Baums markieren Multidominanz Klammerstrukturen 31 / 56 Was ist ein Korpus? Sammlung von geschriebenen oder gesprochenen Texten einer Sprache (manchmal mehrerer Sprachen). Je nach Typ umfasst ein Korpus Texte eines Genre (z.B. Zeitungstexte) oder Texte verschiedener Genre. Die für die Sprachwissenschaft interessanten Korpora sind annotiert, d.h. es sind zusätzliche Informationen, wie z.B. über Wortarten, vorhanden. Diese Annotationen können auch morphosyntaktische oder – bei gesprochenen Korpora – phonologische Informationen beinhalten. 32 / 56 Beispiele für Korpora DWDS-Kernkorpus (http://www.dwds.de/resource/kerncorpus/): Korpus der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, auf dessen Grundlage das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache des 20. Jahrhunderts (DWDS) erstellt wurde. Projekt Deutscher Wortschatz (http://wortschatz.uni-leipzig.de/): Deutscher Wortschatz Online. Enthält 35 Millionen Sätze mit 500 Millionen Wörtern. IDS-Korpora (http://www.ids-mannheim.de/kt/corpora.html): Korpora des Instituts für Deutsche Sprache. Es handelt sich um die weltweit größte Sammlung von deutschsprachigen Textkorpora als empirische Basis für die linguistische Forschung. Online-Recherche ist mit COSMAS II möglich. LIMAS-Korpus (http://www.korpora.org/Limas/): Repräsentatives Zeitschnittkorpus der deutschen Gegenwartssprache (Schriftsprache) von 1970: Es handelt sich um eine Auswahl von 500 Texten, respektive Textfragmenten, verschiedener Textsorten mit insgesamt 1 Million Wortformen. Das Korpus kann in seiner Gesamtheit im WWW recherchiert werden. Korpus Südtirol (http://www.korpus-suedtirol.it/index_DE): Eine Initiative zur Sammlung, Archivierung und korpuslinguistischen Erschließung von südtiroler deutschsprachigen Texten. Weitere Korpora: https://www.linguistik.hu-berlin.de/de/institut/ professuren/korpuslinguistik/links/korpora_links 33 / 56 Wozu Korpus untersuchen? Hauptzwecke: Frequenzuntersuchungen Untersuchungen der Produktivität Finden von Beispielen, Generalisierungen Untersuchung von Kontextvariablen 34 / 56 Wie Korpus untersuchen? Im Wesentlichen ist die Methodik das Zählen von Beispielen für eine bestimmte grammatische Konstruktion. Bei einem faktoriellem Design werden die Frequenzen für verschiedene Bedingungen verglichen. Die meisten Korpora sind digitalisiert, daher kann das Finden von Daten und Messen der Frequenz automatisiert erfolgen. Faustregel: Eine niedrige Frequenz deutet auf Inakzeptabilität hin, eine hohe Frequenz auf Akzeptabilität. 35 / 56 Vor- und Nachteile von Korpusstudien Vorteile: keine Abhängigkeit von Versuchspersonen relativ geringer Aufwand stark computergestützt, so wenig fehleranfällig Nachteile: Korpus nur Stichprobe einer Sprache: evtl. nicht repräsentativ (nicht alle Phänomene) Korpus enthält viele Daten, die für die Untersuchung nicht relevant sind Daten können fehlerhaft sein (Performanzfehler, absichtliche Normabweichungen) Unterschied zwischen Seltenheit und Ungrammatikalität nicht klar 36 / 56 Inhaltsverzeichnis 1 Experimente Grundlagen Ein Experiment planen 2 Experimente in der Linguistik Erweitere Introspektion Korpusstudien 3 4 Statistik LaTeX: Baumstrukturen mit tikz II Noch mehr Knoten Teile des Baums markieren Multidominanz Klammerstrukturen 37 / 56 Experimente und Statistik Die Ergebnisse von Experimenten werden meist mit statistischen Methoden ausgewertet. Die Planung des Experiments sollte in Hinblick auf die statistischen Methoden erfolgen: Was ist die Grundgesamtheit? Wie soll die Stichprobe aussehen? Wie soll die Messskala aussehen? Was für Daten sind zu erwarten? Literaturempfehlungen: Rumsey (2004, 2012); Gries (2008) 38 / 56 Schritte zur Auswertung 1 Datenbereinigung: Ausreißer beseitigen, Plausibilität, Fehler prüfen 2 Standardisierung der Skalen (z-Transformation): gerade bei Bewertungsskalen kann es zu Abweichungen zwischen Sprechern kommen (einige bewerten strenger, andere weicher), Die Skalen müssen angeglichen werden 3 Verteilung prüfen: Sind die Werte normalverteilt (Glockenkurve)? Statistischen Test durchführen, z.B. 4 t-Test: Mittelwerte von Gruppen bestimmen und zwischen zwei Gruppen, bzw. mit Sollwert vergleichen. ANOVA (Varianzanalyse): einfaktoriell, Vergleich von Mittelwerten von mehr als zwei Gruppen; zweifaktoriell, Untersuchung der Interaktion von 2 Faktoren X 2 -Test: zur Überprüfung von Verteilung, Unabhängigkeit von Variablen, Homogenität von Stichproben 39 / 56 Statistikprogramme Statistische Auswertung wird in der Regel computergestützt durchgeführt. Dafür gibt es verschiedene Programme, die auch Diagramme erstellen: R (Open Source, sehr umfangreiche Anwendungsmöglichkeiten) Office-Programme, z.B. Microsoft Excel (in Heimversion meist nur eingeschränkte Funktionen) SPSS (prorietäre Software, kostenlose Version PSPP, sehr umfangreiche Anwendungsmöglichkeiten) https: //de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Statistik-Software 40 / 56 Signifikanz Ergebnisse sind signifikant, wenn die Wahrscheinlichkeit, dass sie durch Zufall zustande gekommen sind, unter 5% liegt. Die Signifikanz ist auch abhängig von der Stichprobengröße. Angabe wird als p-Wert“ bezeichnet. Je kleiner der Wert ” desto besser. Die Signifikanz wird durch statistische Tests ermittelt. 41 / 56 Inhaltsverzeichnis 1 Experimente Grundlagen Ein Experiment planen 2 Experimente in der Linguistik Erweitere Introspektion Korpusstudien 3 4 Statistik LaTeX: Baumstrukturen mit tikz II Noch mehr Knoten Teile des Baums markieren Multidominanz Klammerstrukturen 42 / 56 Inhaltsverzeichnis 1 Experimente Grundlagen Ein Experiment planen 2 Experimente in der Linguistik Erweitere Introspektion Korpusstudien 3 4 Statistik LaTeX: Baumstrukturen mit tikz II Noch mehr Knoten Teile des Baums markieren Multidominanz Klammerstrukturen 43 / 56 Knoten einbetten \begin{tikzpicture}[baseline=0pt, remember picture] % remember picture ist wichtig \Tree [.DP [.D \node(D){a}; ] [.{NP} \edge[roof]; \node {\subnode{N}{book} about animals}; ]] %\ subnode definiert einen Knoten in einem Knoten, benötigt \usetikzlibrary{tikzmark} \draw[<->] (D) |- +(0,-1) -| (N); \end{tikzpicture} DP D NP a book about animals 44 / 56 Inhaltsverzeichnis 1 Experimente Grundlagen Ein Experiment planen 2 Experimente in der Linguistik Erweitere Introspektion Korpusstudien 3 4 Statistik LaTeX: Baumstrukturen mit tikz II Noch mehr Knoten Teile des Baums markieren Multidominanz Klammerstrukturen 45 / 56 Teile des Baums einrahmen I \begin{tikzpicture}[baseline=0pt, remember picture] \Tree [.DP [.\node(D){D}; \node(a){a}; ] [.NP book [.\node(PP){PP }; \node(P){about}; \node(an){animals}; ] ] ] \node[draw,fit=(D)(a)]{}; %fit fügt mehrere Knoten in einen, benö tigt \usetikzlibrary{fit} \node[draw,fit=(PP)(P)(an)]{}; \draw[<->] (a) |- +(0,-2) -| (P); \end{tikzpicture} DP D a book NP PP about animals 46 / 56 Teile des Baums einrahmen II \begin{tikzpicture}[baseline=0pt, remember picture] \Tree [.\node(DP){DP}; [.\node(D){D}; \node(a){a}; ] [.\node(NP){NP}; book [.\node(PP){PP}; \node(P){ about}; \node(an){animals}; ] ] ] \node[draw,circle,fit=(DP)(NP)]{}; \end{tikzpicture} DP D a book NP PP about animals 47 / 56 Phasen markieren DP D a book 2.Phase 1.Phase NP PP about animals \begin{tikzpicture}[baseline=0pt, remember picture,level distance =40pt] \Tree [.DP [.\node(D){D}; \node(a){a }; ] [.NP book [.\node(PP){PP}; \node(P){about}; \node(an){ animals}; ] ] ] \draw[<->] (a) |- +(0,-3) -| (P); \begin{scope}[shift={(-2em,-4.3em)}] %erlaubt Überlappung von Strichen und Baum \draw (0.3,0) edge[bend left] node[ above,very near end]{2.Phase} (2.3,1.0); \draw (1.3,-1.3) edge[bend left] node[above,very near end]{1. Phase} (3.3,-0.3); \end{scope} \end{tikzpicture} 48 / 56 Inhaltsverzeichnis 1 Experimente Grundlagen Ein Experiment planen 2 Experimente in der Linguistik Erweitere Introspektion Korpusstudien 3 4 Statistik LaTeX: Baumstrukturen mit tikz II Noch mehr Knoten Teile des Baums markieren Multidominanz Klammerstrukturen 49 / 56 Multidominanzstrukturen I &P &0 DP D NP a book DP & D a magazine NP PP about animals 50 / 56 Multidominanzstrukturen I \begin{tikzpicture}[baseline=0pt, remember picture] \Tree [.\&P [.DP [.\node(D){D}; \node(a){a}; ] [.\ node(NP){NP}; book ] ] [.\&{$’$} \& [.DP [.\node( D){D}; \node(a){a}; ] [.NP magazine \edge[bend left]; [.\node(PP){PP}; \node(P){about}; \node(an ){animals}; ] ] ]]] \draw (NP.south)..controls +(1,-1) and +(1,2) ..(PP. north); \end{tikzpicture} 51 / 56 Multidominanzstrukturen II VP V0 ZP Z XP X α WP V W YP Y 52 / 56 Multidominanzstrukturen II \begin{tikzpicture}[baseline=0pt, remember picture] \tikzset{level 4/.style={sibling distance=5em}} \Tree [.\node(ZP){ZP}; Z [.{XP} \node[shift={(-7em,0 em)}]{X}; \node[shift={(7em,0em)}](a){$\alpha$}; ]] % \begin{scope}[shift={(6.3em,5.3em)}] \Tree [.\node(VP){VP}; \edge[draw=none]; {} [.V$’$ V [.WP W [.\node(YP){YP}; \edge[draw=none]; {} Y ]]]] %ein Knoten wird als Leer definiert, die Verbindung ist unsichtbar \end{scope} \draw (YP.south) to (a.north); %Knotenverbindungen \draw (VP.south) to (ZP.north); \end{tikzpicture} 53 / 56 Inhaltsverzeichnis 1 Experimente Grundlagen Ein Experiment planen 2 Experimente in der Linguistik Erweitere Introspektion Korpusstudien 3 4 Statistik LaTeX: Baumstrukturen mit tikz II Noch mehr Knoten Teile des Baums markieren Multidominanz Klammerstrukturen 54 / 56 Klammerstrukturen \ex. \begin{tikzpicture}[baseline=0pt,remember picture] %die gesamte Struktur muss ein Knoten sein \node {[\sub{vP} [\subnode{DP}{\sub{DP}} the boys ] [\sub{v$’$} \subnode {v}{v} [\sub{VP} eats \subnode{obj}{pizza} ]]]}; \draw[semithick,o-o] (v) |- +(1,-1) node[circle,draw,solid,fill=white, inner sep=1pt] {1} -| node{}(obj); \draw[semithick,->] (v)..controls (south:1.5) and (south west:1.5) .. node[circle,draw,solid,fill=white,inner sep=1pt] {3} (DP); \draw[semithick,*-*] (v) |- +(-1.4,1) node[circle,draw,solid,fill=white, inner sep=1pt] {2} -| (DP); \end{tikzpicture} 2 (1) [vP [DP the boys ] [v0 v [VP eats pizza ]]] 3 1 55 / 56 Referenzen I Bard, Ellen Gurman, Dan Robertson and Antonella Sorace (1996): ‘Magnitude Estimation of Linguistic Acceptability’, Language 72, 32–68. Featherston, Sam (2007): ‘Data in generative grammar: The stick and the carrot’, Theoretical Linguistics 33(3), 269–318. Featherston, Sam (2009): A scale for measuring well-formedness: Why syntax needs boiling and freezing points. In: S. Winkler and S. Featherston, eds, The fruits of empirical linguistics, Volume 1: Process. Mouton de Gruyter, Berlin, pp. 47–74. Gries, Stefan (2008): Statistik für Sprachwissenschaftler. Vandenhoeck & Ruprecht. Rumsey, Deborah (2004): Statistik für Dummies. Wiley. Rumsey, Deborah (2012): Statistik II für Dummies. Wiley. 56 / 56
© Copyright 2024 ExpyDoc