TOP 100 RESIDENTIAL REAL ESTATE BRAND RANKING

© Formart
Issue: No. 2/2 // Erschienen im REAL ESATE BRAND BOOK Verlag //www.rebbook.eu
REAL
ESTATE
BRAND
BOOK
TOP 100 RESIDENTIAL
REAL ESTATE BRAND RANKING
DIE MARKE MACHT
DEN UNTERSCHIED
Kann sich ein Unternehmen vom medialen Buhmann zum Markthero erheben,
indem es konsequent an seinem Markenimage arbeitet? Ja – Beispiel folgt.
Denn Erfolge werden nicht nur mit operativen Geschäftscoups errungen,
sondern auch mit strategischer Markenführung.
Buwog? Das ist doch die Bauen und
Wohnen Gesellschaft, die in den letzten
Jahren vor allem wegen einer gerichtsanhängigen Affäre in die Schlagzeilen geraten ist. Ein nachhaltiges mediales Desaster, könnte man meinen. Buwog, das ist
ebenfalls jene Gesellschaft, die vor wenigen Tagen ein Finanzergebnis verlautbarte, das vom Negativen (Minus im ersten
Vorjahresquartal: 43 Millionen Euro) massiv ins Positive (Vergleichsquartal 2015:
Plus von 63 Millionen Euro) gedreht hat.
Eine Erklärung liefert der gewinnbringende Zukauf von tausenden Wohnungen in
Deutschland. Also „bloß“ ein geschickter
Geschäftscoup, der als Katapult vom medialen Buhmann zum bewunderten Hero
auf dem deutschen und österreichischen
Wohnungsmarkt dienlich war?
Man kann auch tiefergehend analysieren. So hat der Wohnungskonzern,
der seit April des Vorjahres in Frankfurt,
Wien und Warschau an der Börse notiert, in den letzten Jahren wie kaum ein
anderes Wohnungsunternehmen darauf Wert gelegt hat, ein positives Markenimage zu schaffen. Unter anderem
mit Kunst- und Sozialprojekten sowie
als Programmpartner des vom österreichischen Lebensministerium initiierten
www.realestatebrandbook.eu
klima:aktiv Pakt 2020. In der aktuellen
REAL ESTATE BRAND VALUE STUDY
– TOP 100 RESIDENTIAL in Österreich
hat die Buwog übrigens den ersten
Platz erobert.
Und wie sieht es in Deutschland
aus? Da heißt unser Studiensieger NCC
Deutschland. Als größter Vorteil gegenüber den Konkurrenten erwiesen sich
laut Studienanalyse die große Bekanntheit der Marke, ein hoher Marktanteil und
die daraus folgende Glaub- und Vertrauenswürdigkeit. NCC steht für ein starkes
Profil und gute Wiedernutzungsabsichten
– sprich für Käufer, Anleger und Mieter,
die gerne öfter mit dem Unternehmen
Geschäfte abwickeln möchten.
Die Fragen „Was ist unsere Marke
wert?“, „Wie sind wir im Vergleich zum
Marktmitbewerber positioniert?“ und
„Was müssen wir tun, um die Qualität
des eigenen Brandings zu erhöhen?“,
werden die Marketingverantwortlichen
und Entscheidungsträger der Unternehmen immer stärker beschäftigen.
Ich freue mich, dass wir mit unseren
Marktforschungsstudien, Markenwertmodellen und -analysen einen Beitrag
auf diesem Weg leisten dürfen. Denn
wer informiert ist, kann zielgerechter
handeln. Eine Binsenweisheit, die auf einem zunehmend umkämpften Wohnungsmarkt zum Erfolgsgaranten mutiert.
Harald Steiner
Herausgeber
Professionelle Markenführung kann
offenbar wahre Wunder bewirken. Was
in anderen Branchen längst als gesicherte Erkenntnis gilt, scheint endlich
auch in der Immobilienwelt zu greifen.
Die Marke macht den Unterschied. Wer
es als Immobilienplayer nachhaltig nach
oben schaffen will, scheint mehr denn
je angehalten zu sein, sich nicht nur um
das operative Geschäft, sondern auch
um die Außendarstellung seines Unternehmens intensiv zu kümmern.
1
INHALTSVERZEICHNIS
1
EDITORIAL
2
INHALTSVERZEICHNIS
3
TOP 100 RESIDENTIAL
DIE WERTVOLLSTEN MARKEN DEUTSCHLAND
Ergebnisse der EUREB-REAL ESTATE BRAND VALUE STUDY 2015
8
TOP 100 RESIDENTIAL
DIE WERTVOLLSTEN MARKEN ÖSTERREICH
Ergebnisse der EUREB-REAL ESTATE BRAND VALUE STUDY 2015
www.realestatebrandbook.eu
12
KLUGE KUNDEN, VITALE VIERTEL
16
IMPRESSUM
2
REAL ESTATE BRAND VALUE STUDY 2015
TOP 100 RESIDENTIAL DEUTSCHLAND
Stichprobenstruktur
Zielgruppenpanel: 200.000 Personen
Antworten: 4.695
Erhebunsgszeitraum: 27.08.2015 – 05.09.2015
Haushalts-Nettoeinkommen
7%
21 %
17 %
18 %
22 %
13 %
2%
Bis 1.000 Euro
1.001 bis 2.000 Euro
2.001 bis 2.500 Euro
2.501 bis 3.000 Euro
3.001 bis 4.000 Euro
4.001 bis 7.000 Euro
mehr als 7.000 Euro
Bildung
12 %
18 %
Realschule/
Mittlere Reife
Abitur
Hauptschule
Fach-Abitur
3%
10 %
Universität/
Fachhochschule
abgeschlossene
Ausbildung
35 %
22 %
Alter
15-24 Jahre
25-34 Jahre
10 %
27 %
www.realestatebrandbook.eu
35-44 Jahre
45-54 Jahre
55 Jahre und älter
27 %
21 %
15 %
3
Haushaltsgröße
22 %
1 Person
21 %
3 Personen
14 %
4 Personen
40 %
3%
5 Personen oder mehr
2 Personen
Geschlecht
weiblich
54 %
männlich
46 %
Beschäftigung
Vollzeit (min. 35 Wochenstunden) 62 %
Teilzeit
15 %
Geringfügig
3%
Lehre
1%
In Ausbildung
7%
Rentner, Pensionist
8%
Hausfrau, Hausmann
4%
www.realestatebrandbook.eu
4
REAL ESTATE BRAND VALUE STUDY 2015
TOP 100 RESIDENTIAL DEUTSCHLAND
national
Markenwert
#1
#2
#3
#4
#5
#6
#7
#8
#9
#10
NCC
71,56
Bayerische Hausbau
71,48
Hochtief
70,24
Rheinwohnungsbau
68,93
Otto Wulff
68,21
Baywobau
61,69
Groth
61,03
DIH
60,56
Wilma
60.11
Aug. Prien
56,21
Deutschland
Projektentwicklung
Projektentwicklung
Gruppe
Deutsche Wohnbau
Wohnbau
Quelle: EUREB-Institute. Analysen zur Studie sowie die vollständigen Studienergebnisse erhalten Sie unter www.eureb.eu
www.realestatebrandbook.eu
5
REAL ESTATE BRAND VALUE STUDY 2015
TOP 100 RESIDENTIAL DEUTSCHLAND
regional
Berlin
#1
#2
#3
NCC
Deutschland
Groth
Gruppe
Kondor Wessels
Immobilien
Düsseldorf
#1
#2
#3
Hochtief
Projektentwicklung
Rheinwohnungsbau
Wilma
Wohnbau
Frankfurt am Main
#1
#2
#3
Hochtief
Projektentwicklung
Wilma
Wohnbau
DIH
Deutsche Wohnbau
Quelle: EUREB-Institute. Analysen zur Studie sowie die vollständigen Studienergebnisse erhalten Sie unter www.eureb.eu
www.realestatebrandbook.eu
6
REAL ESTATE BRAND VALUE STUDY 2015
TOP 100 RESIDENTIAL DEUTSCHLAND
regional
Hamburg
#1
#2
#3
Otto Wulff
Projektentwicklung
Aug. Prien
Behrendt
Wohnungsbau
Köln
#1
#2
#3
DIH
Deutsche Wohnbau
Stefan Frey
AG
WvM
Immobilien+Projektentwicklung
München
#1
#2
#3
Bayerische Hausbau
Baywobau
Demos
Quelle: EUREB-Institute. Analysen zur Studie sowie die vollständigen Studienergebnisse erhalten Sie unter www.eureb.eu
www.realestatebrandbook.eu
7
REAL ESTATE BRAND VALUE STUDY 2015
TOP 100 RESIDENTIAL ÖSTERREICH
Stichprobenstruktur
Zielgruppenpanel: 45.000 Personen
Antworten: 1.265
Erhebunsgszeitraum: 27.08.2015 – 05.09.2015
Haushalts-Nettoeinkommen
7%
25 %
16 %
20 %
21 %
9%
2%
Bis 1.000 Euro
1.001 bis 2.000 Euro
2.001 bis 2.500 Euro
2.501 bis 3.000 Euro
3.001 bis 4.000 Euro
4.001 bis 7.000 Euro
mehr als 7.000 Euro
Bildung
Realschule/
Mittlere Reife
Fach-Abitur
abgeschlossene
Ausbildung
Abitur
3%
19 %
36 %
11 %
Universität/
Fachhochschule
36 %
Alter
15-24 Jahre
25-34 Jahre
9%
31 %
www.realestatebrandbook.eu
35-44 Jahre
45-54 Jahre
55 Jahre und älter
27 %
22 %
11 %
8
Haushaltsgröße
23 %
1 Person
17 %
3 Personen
14 %
4 Personen
43 %
3%
5 Personen oder mehr
2 Personen
Geschlecht
weiblich
54 %
männlich
46 %
Beschäftigung
Vollzeit (min. 35 Wochenstunden) 60 %
Teilzeit
16 %
Geringfügig
3%
Lehre
1%
In Ausbildung
8%
Rentner, Pensionist
8%
Hausfrau, Hausmann
4%
www.realestatebrandbook.eu
9
REAL ESTATE BRAND VALUE STUDY 2015
TOP 100 RESIDENTIAL ÖSTERREICH
national
Markenwert
#1
#2
#3
#4
#5
#6
#7
#8
#9
#10
BUWOG
72,57
JP
65,27
Wien Süd
60,82
Mischek
60,19
Strauss & Partner
60,03
Realtreuhand
56,74
Wienwert
53,34
Raiffeisen evolution
51,08
ARWAG
49,22
AREV
47,38
Bauen und Wohnen
Immobilien
Bauträger
Development
Holding
Immobilien
Quelle: EUREB-Institute. Analysen zur Studie sowie die vollständigen Studienergebnisse erhalten Sie unter www.eureb.eu
www.realestatebrandbook.eu
10
Kennen Sie den Wert Ihrer Marke?
t8JTTFO4JFXJF*IS6OUFSOFINFOBN.BSLUQPTJUJPOJFSUJTU
t,FOOFO4JFEJF4UÊSLFOVOE4DIXÊDIFOHFHFOàCFS*ISFN8FUUCFXFSC
Das EUREB-Institute evaluiert jährlich die Positionierung und Markenwert von rd. 1.200 Unternehmen der Immobilienwirtschaft aus den Bereichen Commercial und Residential in Europa.
Wenn Sie die Positionierung Ihres Unternehmens oder den Erfolg Ihrer Marketing- und
Kommunikationsmaßnahmen überprüfen wollen, das EUREB-Institute liefert Ihnen hierzu die
relevanten Daten und Handlungsempfehlungen.
EUREB-Institute
[email protected]
www.eureb.eu
KLUGE KUNDEN, VITALE VIERTEL
Obwohl die Nachfrage nach Wohneigentum boomt, wird die Vermarktung anspruchsvoller. Wie Bauauflagen, Markttransparenz und neue Urbanität Entwicklermarken vor neue Herausforderungen stellen.
Deutschland müsste jährlich um
die Fläche der Stadt Köln wachsen,
um die Wohnraumnachfrage zu befriedigen, verbildlicht BAK-Chefredakteur Roland Stimpel. Im statistischen
Durchschnitt braucht jeder Bundesbürger 0,5 Quadratmeter mehr, das
macht 40 Millionen. Weil nach Jahren der Stagnation die Miete endlich
wieder stärker als die Inflation steigt
und, ob des Niedrigzinses, verzweifelte Anleger bereitwillig Vermögen in
Betongold pumpen, drehen sich die
Baukräne im Wohnungssegment so
rege wie seit zehn Jahren nicht mehr.
Rund 245.000 Wohnungen entstanden letztes Jahr. Baufleiß, den die
140.400 fertiggestellten Einheiten des
ersten Halbjahrs 2015 noch um 2,6
Prozent toppen. In Österreich stellte
das Institut für Immobilien, Bauen und
Wohnen für 2014 die höchste Neubauleistung seit fast 20 Jahren fest.
Bewilligt wurden 62.000 Wohnungen,
davon 47.900 neue und der Rest im
Bestand. Wenn das Angebot knapp
und die Nachfrage so hoch wie selten
ist, wozu braucht es Marketing?
www.realestatebrandbook.eu
ZU TEUER UND AM BEDARF VORBEI
Marketing heißt auch, vorhandene
Marktbedürfnisse erkennen und erfüllen.
Davon ist der teilgesetzlich regulierte Investitionsgütermarkt weit entfernt. Dem
politischen Anspruch nach soll Wohnraum günstig, barrierefrei, nachhaltig und
mit großzügigen Gemeinschaftsflächen
gespickt sein. In der Praxis verteuern – in
Deutschland wie in Österreich – wachsende Auflagen von Bund und Kommunen
die Herstellung stetig. So tritt der gegenteilige Effekt ein: Gebaut wird tendenziell
zu luxuriös oder an Orten, wo der Bedarf
absehbar sinkt.
In Metropolregionen ist der Hang
zum Luxus so stark, dass die Kommunen gegensteuern: ’Kooperative Grundstücksvergabeverfahren’ verpflichten zu
15 % bis 30 % gefördertem Wohnraum;
für Großprojekte steigen die Genehmigungsauflagen. Und weil die Kauf- und
Mietpreise so mächtig anziehen, zähmt
der deutsche Gesetzgeber seit Juni das
freie Spiel der Bestandsmieten mit der
Mietpreisbremse.
GIBT ES EIN BAUEN JENSEITS
DES LUXUS?
Politik konnte die Entwicklervorliebe
fürs hochwertige Segment nicht zähmen. Aber noch weitere Faktoren lähmen
marktgerechtes Bauen: „Hochgelegene
Penthäuser scheinen keinerlei Preislimits
zu kennen. Aber die breite Masse der
Wohnungssuchenden bewegt sich bei
Preisen zwischen 3.500 bis 5.000 Euro/
qm. Hier herrscht ein Nachfrageüberhang,
der Projektentwickler immer mehr fordert,
da geeignete Grundstücke fehlen“, skizziert Gerd Kropmanns, geschäftsführender Gesellschafter der Wohnkompanie
NRW. Anders gesagt: Wo der Bedarf am
Brennendsten ist, sind Grundstücke besonders rar. Grob gilt, auf dem Land und
in Kleinstädten existiert zu viel, in Metropolen und Großstädten zu wenig Wohnraum.
Projektentwickler hält das nicht davon ab,
vorwiegend in Regionen zu bauen, in denen der Bedarf absehbar sinkt. Der Erhebung des Instituts für deutsche Wirtschaft
gefolgt, entstanden 2014 nur 66.000
Wohnungen in Städten mit über 100.000
Einwohnern – knapp doppelt so viele
12
© Formart
Frankfurts twenty7even: Lieber Neugier als falsche Erwartungen mit
Projektnamen wecken – Formart wählte die auf Englisch übersetzte
Hausnummer für ihr bahnhofsnahes Projekt
würden aber gebraucht! Man könnte auch
sagen, tendenziell wird am falschen Fleck
gebaut, oder an den richtigen zu teuer.
Schuld sind die Grundstückspreise, aber
auch die überdimensionierte Ausstattung!
WOHNRAUM – POLITIKVERORDNETER LADENHÜTER?
Auf dem freien Markt setzen sich Produktverbesserungen durch, für die Konsumenten bereitwillig mehr zahlen. Bei
’leistungsfähigerem’ Wohnraum ist das
anders. Viel von seiner kostspieligen Ausstattung ist politisch motiviert und in der
freien Wirtschaft unvermarktbar. Pandion
Berlin-Niederlassungsleiter Mathias Groß
berichtet: „Für barrierefreie Wohnungen
gibt es eine Nachfrage. Aber dass sich
jemand für ein Objekt entscheidet, weil
es rollstuhlgerecht ist, habe ich noch nie
erlebt.“ Durch die Marketingbrille geblickt
wird hier für eine Zielgruppe gebaut,
der es entweder an Zahlungskraft und/
oder autonomem Lebenswillen fehlt.
Ein anderes Beispiel sind gritzegrüne
ENEV-Häuser. So wie viele Mitbewerber
hält auch Groß es für ausgeschlossen, die
www.realestatebrandbook.eu
empfindlichen Mehrkosten über Vermarktung einzuspielen. Keinem Kunden leuchtet das Kosten-Nutzen-Verhältnis ein, ganz
abgesehen davon, dass viele Nutzer nicht
zu öffnende Fenster als Komforteinbuße
empfinden.
„Wir können gar nicht anders als teuer bauen“, betont Wilma Wohnens technischer Geschäftsführer Thomas Jahn,
warum der Wust an Bauauflagen selbst in
Kompromisslagen zu vergleichsweise hohen Preisen führt. Nüchtern betrachtet tragen nicht Staat oder Bauträger, sondern
Endverbraucher den Batzen Mehrkosten.
Auf diesem Weg leisten Eigentumserwerber ’Solidaritätsbeiträge’ für Umweltschutz,
Behinderte oder auch Geringverdiener.
Das aber sagt ihnen keiner!
TEURER WOHNEN ALS
MARKETINGAUFGABE
Stattdessen werden Produkte ausdifferenziert. „Die Ansprüche an den Wohnraum stiegen kontinuierlich! Selbst im sozialen Wohnungsbau ist die Ausstattung
nicht mehr mit der von vor zehn Jahren
vergleichbar“, skizziert Buwog-Marketingchefin Dr. Ingrid Fitzek. Von Projektentwicklern verlangt dies sorgfältigere Planungen, durchdachtere Grundrisse und
hochwertigere Ausstattung. „Früher verkauften wir Wohnungen, heute Lebensstil. Mittlerweile ist der Bemusterungsaufwand so hoch, dass kritische Käufer ihn
als Kostenfaktor brandmarken“, räsoniert
Wilma Wohnen Geschäftsführer Jahn den
Wandel zu individuelleren Bädern, Böden
und Einbauten, die nach Zielgruppen und
’Lebensmilieus’ aufbereitet werden. Kaufpsychologisch ein kluger Schachzug,
denn die hohe Individualisierung vermittelt
das Gefühl, mehr fürs Mehrgezahlte zu
bekommen. Dazu gehören auch blumige
Projekttitel.
EINE ADRESSE ODER
FIKTIONEN KAUFEN?
Dass Käufern von heute die schnöde Hausnummer nicht mehr ausreicht,
belegt der Trend zu Projektnamen. Ob
Aachen oder Wolfratshausen – immer
mehr Bundesbürger leben in Palais oder
Gärten. Nicht real physisch, wohl aber
13
© TPA Agentur für Kommunikationsdesign
© Pandion
Berlins Pandion First: In jedem
Projektnamen kommuniziert Pandion
die Dachmarke, so auch mit ihrem
ersten Projekt in Berlin.
dem Namen ihres Domizils nach. Aktuell
entstehen in der Republik 102 Palais, 58
Gärten und 34 Terrassen, zählte Catella
Research. Für ihren Chefanalyst Thomas Beyerle sind das verspielte Marketingchancen! „Gute Namen stiften Identität und schaffen Adressen. Aber wirklich
strategisch und nachhaltig positionierte
Projektmarken findet man im Wohnmarkt
selten.“ Seine Kritik: Prunkvolle Namen
suggerieren Exklusivität und nehmen
Preispositionierungen vor, die ihr inflationärer Gebrauch unterwandert. Außerdem
mache eine Eiche noch keinen Garten,
bemängelt er, dass Labels zuweilen mehr
versprechen als Lagen faktisch hergeben.
Kaschieren blumigen Namen Schwächen? Oder beschreibt sie prägnant das
Produkt? Bei Frankonia, gewissermaßen
der Jaguar unter den Wohnbauanbieter,
stehen Münchens Lehmbachgärten für
üppiges Grün, Hamburgs Sophienterrassen für eine Hanglange und Berlins
Schinkelplatz für kaum zu toppende Zentralität. „Wir bauen ausschließlich in Spitzenlagen, unsere Namen halten, was sie
versprechen!“, stellt Fankonias langjährige
www.realestatebrandbook.eu
Berlins Sapphire: Mit Avantgard-Architekur von
Stararchitekt Daniel Liebeskind zeigt Minerva wie
man Begehr-Adressen schafft.
Vertriebschefin Hilke Branding-Rettig
den Unterschied zu klangvoll benannten
Kompromissimmobilien heraus. Der Marketinghase liegt gewissermaßen bei der
Konfektionsware im Pfeffer. Um schlichte
Standards zu kaschieren, wird zu pompösen Namen gegriffen. Aber die Branche scheint lernfähig. Statt überzogener
Erwartungen, weckt manch’ einer heute
lieber Neugier.
NAMEN, DIE HÄNGEN BLEIBEN
„Sicherlich haben wir auch schon mal
bei einem Palais oder Garten zu hoch
gegriffen“, schmunzelt Formart-COO
Andreas Gräf selbstreflektiert. Bei dem
bundesweit tätigen Wohnimmobilienentwickler kehrte jedoch Ortsbesinnung ein.
Mit ’Wildparkcarré’, ’Echt.Fett’ oder der
übersetzten Hausnummer ’twenty7even’,
geht der Trend zu frischen Titeln. Das Prinzip: Interesse wecken und Ortsbezüge
schaffen, auch wenn die nicht immer Aussagen zur Lagequalität machen. Ähnlich
aufmerksamkeitsstark ist die Strategie der
Pandion. Sie wählen Projektmottos wie
Balance, D’Or oder Cosmopolitan, denen
der Unternehmensnamen vorangestellt
wird. So transportiert jedes Produkt die
Dachmarke selbstredend. Für die Expansion des nord-rheinwestfälischen Entwicklers, so berichtet Groß, erweis sich das als
hilfreich: „Wir hatten Anleger aus Köln oder
Düsseldorf, die auch ungesehen in Berlin
kauften. Aus Erfahrung wissen sie, dass
sie mit unseren Standards glücklich sind
und das wir etwaige Baumängel zuverlässig beheben.“
DAS BESTE AUS DER
LAGE MACHEN
Wahre Markenkür betreibt Minnerva
mit dem Sapphire. Avantgarde-Architektur sorgte in der Kompromisslage Berlin-Mitte fürs gewisse, preissteigernde
Etwas. Edelstein-Assoziationen sollen die
schnittigen Ecken und verwirrenden Perspektiven von Architekt Daniel Liebeskind
wecken. Unübersehbar sticht der Bau an
der Chausseestraße hervor. Keine acht
Monate in Vermarktung sind 70 Prozent
verkauft. Angeblich zu 7.000-Euro/qm
Durchschnittspreis. Was jedoch in Berlin
klappt, muss nicht auch in Wien aufgehen,
14
© Eller + Eller Architekten, Catella
Düsseldorfs Living Central: Mit dem Name benennt
Catalla die beiden Attitüden mit denen Wohnen heute
erlebbar wird: „zentral und lebendig“
warnt Dr. Ingrid Fitzek: „Renommierarchitektur kann die Vermarktung erleichtern.
Sind die Lagekompromisse zu groß oder
beeinträchtigt Kreativität den Wohnkomfort, treten Riesenprobleme auf.“
Die Grundstimmung unter den Entwicklern erklärt, warum nur wenige den
Appell einmaliger Markenschaffung beherzigen: Projekte sind regional und kurzfristige Verkaufsinstitutionen! Sie sollen
vor allem Aufmerksamkeit wecken. Denn
insbesondere im massenträchtigen Mittelpreissegment gilt: Am Ende entscheidet
die Ratio.
WIDER DEM QUADRATMETERFETISCHISMUS!
„Viele unserer Käufer befassen sich
sehr intensiv mit ihrem Eigentumserwerb.
Sie sind so gut informiert, dass wir auf
gleicher Augenhöhe reden“, freut sich
Formart-Geschäftsführer Gräf über gestiegene Markttransparenz. Seit digitale
Vermarktungsplattformen zum Standard
avancierten, sind nahezu für alle Objekte Preise, Ausstattungsstandards, Pläne
www.realestatebrandbook.eu
oder auch Fotos verfügbar. Das spielt
dem Bauträger in die Hände, der für sich
ein gutes Preis-Leistungsverhältnis claimt.
Ausnahmen bestätigen auch hier die
Regel, weiß Dr. Fitzek zu berichten: Sind
Käufer auf einen bestimmten Bezirk fixiert,
steigen Kompromiss- oder auch Zahlungsbereitschaft. Für Österreich stellt sie
eine hohe Quartiersverbundenheit fest!
„Quadratmeterfetischismus“ nennt
TCM-Agenturchef Lutz Grimm den Trend
zum systematischen Preis-Leistungsvergleich. Der verlangt insbesondere
Premiumanbietern besonderes Vermarktungsgeschick ab. „Bei vier statt 2,50-Meter-Wänden müssten die Preise eigentlich
in Kubikmetern angegeben werden“, pointiert Frankonias Prokuristin Branding-Rettig
das Problem. „Unsere Produkte sind eine
komplexe Mischung aus hochwertigen
Technikdetails, Vertragsrecht, Finanzierung und Architektur. Das lässt sich in
keiner Anzeige darstellen und verlangt
exzellentes Verkaufspersonal.“ Schon bei
einer Hermes-Bluse könnne kein Endkunde mehr beurteilen, ob die Qualität wirklich besser sei als bei einer halb so teuren
von Armani. Ziel sei es, Exklusivität richtig
zu vermitteln. Dabei helfen der einmalige
Ausblick oder Lagebesonderheiten, aber
auch Sonderausstattungen wie Weinkeller, Schwimmbad und Gemeinschaftskino. Des Weiteren zählten Details, die
atmosphärische Unterschiede bewirken.
So trügen etwa integrierte Briefkästen,
Klavierlack-Türen, Natursteinwände oder
auch designte Gullideckel zu einem perfekten Gesamteindruck bei. „Es ist wie bei
einem gutsitzenden Kleid. Man sieht den
Unterschied sofort, ohne sagen zu können warum“, erklärt Branding-Rettig, das
im Hochpreissegment die Vor-Ort-Besichtigung der wichtigste Verkaufshebel sind.
Ein Erleben mit allen Sinnen, das auch
die für sie mittlerweile unverzichtbaren
3-D-Animationen nicht ersetzen können.
„Um aus Wohnjuwelen wahre Luxusmarken im Hermes-Stil zu machen, muss man
sie sehen und von ihnen erzählen.“
RESÜMEE OBJEKTVERMARKTUNG:
Vermarktung gehört heute zum Objektverkauf dazu. Allerdings sind es nicht
kostspielige Baustandards, sondern
15
individuelle Ausdifferenzierungen, mit der
Projektentwickler Mehrwert für Käufer
schaffen.
Je nach Segment und Lage zeichnen
sich unterschiedliche Vermarktungs- und
Namensstrategien ab. Ein Blick in die Glaskugel gewagt, wird künftig die Umfeldqualität eine wachsende Rolle einnehmen und
starke Wohnmarken hervorbringen, die
standortübergreifend funktionieren.
AUSBLICK: MEHR MISCHEN,
GEZIELTER VERMARKTEN
In der Stadtplanung zeichnet sich ein
Paradigmenwechsel ab. Neue Baugebiete
werden kaum noch ausgewiesen, bestehende konsequent nachverdichtet. Das
bringt neuen Formen des Urbanismus
hervor, stellt Catellas Research Studie
’Generation Y in der Immobilienwirtschaft’
fest. Trimmte man im Nachkriegsdeutschland Städte auf Mobilität und favorisierte
deren räumliche Trennung, streben Stadtplaner nun die Durchmischung aller zentralen Lebensbereiche an. Ihr Ziel: vitale
Viertel und kurze Wege.
Developern sind gefordert, dorfähnliche Strukturen auf engstem Raum zu
schaffen. Quer durch die Republik identifiziert Catella 18 Bauprojekte, die den
IMPRESSUM
www.realestatebrandbook.eu
Anspruch erheben, verwaisten Orten
„neue Mitten“ einzuhauchen. Doch funktionale Durchmischung allein reicht da
nicht aus, um die immer lauter werdenden Forderungen von Kommunen und
jüngerer Generationen nach lebendigen
Quartieren zu erfüllen. Es kommt auf
das ’Wie’ an. Einerseits sind horizontale
wie vertikale Integrationen gefordert oder
auch Plätze und Parks, die öffentlichen
Raum schaffen. Andererseits müssen die
Funktionsbereiche Synergien miteinander
bilden. Idealerweise bieten Hotels den Büros nebenan Tagungsräume, Geschäfte
und Ärztehäuser sichern Anwohnern die
Nahversorgung oder Gastronomen den
Angestellten ihren Mittagstisch. Vorteile,
die es Mietern und Anlegern schmackhaft
zu machen gilt.
An diesem Punkt gehen Developement und Vermarktung nahtlos ineinander
über. Und das ist vielschichtig: „Wohneigentumkäufer sind eine völlig andere Zielgruppe als Versicherungen oder Fonds,
die in Einzelhandelsflächen, Büros oder
Hotels investieren“, warnt Groß von Pandion. Lebendige Quartiere brauchen unterschiedliche Nutzungen, aber vorerst
integriert man sie in einzelne Gebäude,
nicht vertikal. Solange jedenfalls bis sich
Multifunktionsgebäude bei den Investoren
als eigene Assetklasse durchsetzen.
Anders beim Berliner Entwickler CG.
Der erhebt die vertikale Integration zur
Marke und die geschaffene Synergien
zum Kundennutzen. Ab 2016 entstehen
deutschlandweit mindestens sechs „Vertikal Villages“. Mit der metropoliten Marke
will man Karrieristen ansprechen, die ihren
Wohnsitz berufsbedingt häufig wechseln.
Mit der plus-minus -70-qm-Wohnungen,
auf Wunsch möbliert, bekommen Nutzer
das Sportstudio und Open-Space-Arbeitsplätze inklusive. Geht das Konzept
auf, mieten die Nachwuchskräfte mit
dem Heim gleich noch ihren neuen Bekanntenkreis mit an. Ob derlei zukunftsträchtige Konzeptstärke Investoren von
ihrer Vertikalisierungsphobie heilen kann,
bleibt abzuwarten. Sicher ist nur, dass mit
dem Vertikal Village eine Wohnmarke an
den Start geht, die ihren Namen verdient.
Denn neben einem glasklaren Kundennutzen, besitzt sie eine bundesweite Wiedererkennbarkeit.
RW
Das REAL ESTATE BRAND BOOK wird von der ESTATE BRAND BOOK Verlag GmbH herausgegeben und verlegt.
SITZ DER GESELLSCHAFT: Berlin HERAUSGEBER: Harald Steiner
ANSCHRIFT DES VERLAGS UND DER REDAKTION: REAL ESTATE BRAND BOOK Verlag GmbH,
KuDamm 195, 10707 Berlin
E-MAIL: [email protected] INTERNET: www.rebbook.eu
HRB 127876 B (AG Berlin) UID DE274964575 Es gelten die Mediadaten vom 01.10.2015.
16
REAL
ESTATE
BRAND
BOOK
2016
erscheint im April 2016