Fachthema Der große Krieg um kleine Löcher Aktenbelege und Unterlagen im Postbüro sicher aufbewahren. Es gibt Muster und Formulare, Listen und Dokumente, Hausmitteilungen und Organisationspläne. In jeder Poststelle gibt es eine Menge Papier zu verwahren und zu verwalten. Für die einen ist dabei die geheftete Ablage reine Umstandskrämerei von Bürokraten, für die anderen bedeutet die Loseblatt-Ablage das Chaos. Die Praxis zeigt, dass eine ungeheftete Ablage aber genauso exakt und ordentlich sein kann wie die geheftete. Allerdings müssen Signalisierung und Gliederung stimmen, damit es keine fliegenden Blätter gibt sondern wohl geordnete Unterlagen. Natürlich ist die Loseblatt-Ablage viel schneller. Arbeitswissenschaftler haben ermittelt, dass man bis zu 21 Bewegungsabläufe durchführen muss, um Schriftgut in einen Ordner abzulegen, bei der Ablage in einer Hänge- oder Einstellmappe jedoch nur sieben. Wenn es aber um chronologisch richtige Reihenfolge geht, um unbedingte Vollständigkeit, oder wenn Schriftgut sehr unterschiedlichen Papierformates gemeinsam verwahrt und Akten häufig transportiert werden, dann kommen Ordner, Hefter und Locher zum Zuge. Loseblatt-Ablage: „Software“ entscheidet Die größte Schwäche der LoseblattAblage ist die verführerische Leichtigkeit, mit der man im Posteingangs- und -ausgangsstress Unterlagen einfach irgendwohin stecken kann. Dann sieht es in Mappen und Kassetten entsprechend aus: überfüllte Behältnisse, ungegliedert und oft so dick wie ein Aktenordner. Wenn dann eine Liste benötigt wird, dann geht die Sucherei los. Dagegen gibt es zwei Hilfsmittel: Das erste ist ein möglichst detaillierter Plan, nach dem die Registratur aufgebaut ist; das zweite Hilfsmittel ist noch einfacher: möglichst viele Mappen, Taschen oder Kassetten. Wenn der Umfang eines Vorganges deutlich 1 cm überschreitet, dann sind mehr als 100 Blatt darin: zu viel! Es wird Zeit, die Akte sinnvoll zu teilen und eine neue Mappe anzulegen. Viel zu wenig bekannt sind auch die Möglichkeiten, Loseblatt-Vorgänge intern zu untergliedern. Für den Hängeauszug oder den Aktenschrank gibt es nicht nur die normalen Hängemappen, sondern auch so genannte „Hängesammler“ mit breitem Boden aus Hartpappe oder Kunststoff. Darin kann man viele kleine Untervorgänge in leichten Aktendekkeln aufbewahren, von denen jeder wieder einen Karton- oder Kunststoffreiter hat, auf dem genau steht, was drin ist. Gerade in der Poststelle gibt es eine ganze Menge Aktivitäten und Projekte, die solch eine Feingliederung sehr gut gebrauchen können. Wenn Sie alle Unterlagen zur Anschaffung und Wartung der großen Kuvertiermaschine immer in eine Mappe stopfen, dann werden Sie schon nach einem halben Jahr nichts mehr wiederfinden. Wenn Sie jedoch Maschinendokumente, Zubehörkataloge, Wartungsprotokolle und Fehlerberichte gegliedert aufbewahren, dann haben Sie Ordnung und Durchblick, auch in großer Hektik. Das Gleiche gilt für die Ablaufplanung großer Mailingaktionen, für die ZeitschriftenVerteilerpläne, die Planung von verschiedenen Routen und vieles andere mehr. In einer Loseblatt-Registratur kann man nicht gut blättern. Wenn Sie eine Hänge- oder Kassettenregistratur von oben sehen, dann zeigen Ihnen nur die Reiter, was drin ist. Steht auf einem Aktenordner „Laufende Vorgänge“, dann können Sie ihn aufklappen und den Inhalt durchforsten. Bei einer ähnlich dicken Hängemappe mit der gleichen Aufschrift müssen Sie sich durch einen Wust loser Blätter wühlen. Die Hängeregistratur hilft Ihnen nur dann bei der Arbeit, wenn Sie die Dinge so geordnet haben, dass Sie sie auch sicher wiederfinden können. Da hilft nur exakte Gliederung und genaue Signalisierung. Wo lochen und abheften Sinn macht Wenn Sie Schriftgut lochen und abheften, dann binden Sie Unterlagen zu geschlossenen Vorgängen zusammen. E Musterbriefe geheftet oder ungeheftet ablegen? Formularvorlagen in den Ordner oder in die Hängemappe? Was wie eine ganz praktische Frage aussieht, darüber werden von Organisatoren die reinsten Glaubenskriege ausgetragen. Wer sich an die Organisation der Poststellen-Schriftgutverwaltung macht, der sollte die Hilfsmittel, Techniken und Behältnisse kennen, die bei der Ablage helfen können. pm 3/2004 23 Fachthema tergliederung erforderlich. Für alphabetische, zeitliche und numerische Ordnung gibt es Register jeder Art. Sehr hübsch sind die farbigen Kartonregister Farbe hilft bei der Schriftgutverwaltung zum Selberbeschriften. Die preiswerte Alternative sind Karton-Trennblätter. Wer will, kann sich hier ein Register selbst ausschneiden. Bunte Akten sieht man besser Ordner und Hängemappen gibt es heute sowohl in Schwarz oder Braun, als auch in kräftigen Farben. Das ist nicht nur schön fürs Auge, sondern auch ein wirksamer Organisationshelfer - für die persönliche Ordnung, als auch für die gesamte Organisation. Ob im Schreibtisch-Hängeauszug oder im Ordnerregal, auf jeden Fall kann man mit bunten Farben Arbeitsbereiche in Hauptkomplexe gliedern, zum Beispiel Grün für Vorgänge, Gelb für laufende Angelegenheiten, Rot für Termine, Blau für Rücksprachen und Weiß für Informationsmaterial. Ordnung nach Farbe bedeutet natürlich auch, dass zusammensteht (oder -hängt), was zusammengehört. Worum es dann im Detail geht, darüber informiert noch einmal genauer das Schildchen im Sichtreiter oder die Beschriftung des Ordnerrückens. Man kann übrigens farbige Mappen und Ordner auch durch farbige Etiketten und Rückenschilder ersetzen. Besonderer Vorteil: Hier gibt es nicht nur die üblichen fünf Grundtöne, sondern eine ganz Palette von mehr als einem Dutzend Farben, mit denen eine sehr differenzierte Ordnung möglich ist. Hüllen & Druck Damit große Worte gut ankommen. Unsere Stärken: • • • • • • 36 Std.-Druck-Service Schnell-Lieferservice 1-4 farbiger Druck kleine und große Auflagen Direktadressierung Fullservice …für Ihre Werbewirkung! 24 ✉ @ ✆ Am Bohldamm 6a D-14959 Trebbin [email protected] www.AuC-Schneidewind.de Telefon 03 37 31 / 8 64 -0 Telefax 03 37 31 / 8 64 -33 pm 3/2004 E Besonders wo es auf Chronologie, auf eine ganz bestimmte numerische oder alphabetische Reihenfolge ankommt, da ist die geheftete Ablage die richtige Lösung. Das gilt zum Beispiel für Tageskopien, Lieferscheine, Protokolle und Rechnungen. Das häufigste Registraturbehältnis ist der Briefordner. In Büromärkten wird er ganzjährig zu Kampfpreisen angeboten. Gerade deshalb sollten Sie auf Qualität achten. Es lohnt sich nicht, einen Euro zu sparen, sich aber dafür jahrelang mit einer schlecht schließenden Mechanik herumzuärgern. Jedes Blatt hakt beim Umblättern am Bügel, und mit der Zeit wird die Lochung ramponiert. Eine gute Ordnermechanik ist ein Präzisionsinstrument. Früher wurde sie von Hand gerichtet, bis sie exakt passte; heute macht das der Fertigungsroboter. In einen Aktenordner passen 500 Blatt Papier. Das ist eine ganze Menge. Deshalb ist auch hier eine vernünftige Un- Kleine Locher- und HefterKunde Wer geheftet ablegen will, braucht einen Locher mit Anschlagschiene. Fürs Postbüro sind Locher ohne großen Drücker und 3-4 mm Stanzvermögen Spielzeug, mit dem Sie sich nicht abgeben sollten. Dafür ist Ihre Zeit und Ihre Arbeitskraft zu schade. Gute Locher kosten immer mehr als 10 Euro. Wenn die Löcher ausreißen, dann gibt es kleine weiße Lochverstärkungsringe aus Kunststoff – nützlich, aber umständlich zu handhaben. Wenn Sie häufig mit diesem Problem zu kämpfen haben, zum Beispiel bei Unterlagen, die sehr oft benutzt, entnommen und wieder eingelegt werden, dann sollten Sie sich einen Locher kaufen, der in einem Arbeitsgang locht und die Lochung mit In Europa haben Briefordner und Hefter praktisch immer den Heftungs-Lochabstand von 8 cm. Manchmal ist das anders, zum Beispiel bei kleinen Ringbüchern, aber auch bei Mappen und Loseblatt-Werken aus dem Ausland. Die zweithäuftigste Lochung ist der „3 x 8 Standard“: 4 Perforationen jeweils im Abstand von 8 cm nebeneinander. Fast jedes A4-Ringbuch hat diese Lochung, aber auch Doppelordner mit zwei Hebelmechaniken übereinander. Wenn Sie die Anschlagschiene vom Locher ganz weit bis zur Markierung „888“ hineinschieben, dann können Sie A4-Unterlagen in zwei Arbeitsgängen – oben und unten – exakt mit den vier richtigen Löchern versehen. Das geht allerdings oft daneben, besser sind deshalb Speziallocher, die alle vier Löcher in Reih Listen, Pläne, Hausmitteilungen – im Postbüro ist gute Schriftgutverwaltung lebenswichtig einem Stück Folie hinterklebt. Im Postbüro werden häufig dicke Zeitschriften und Skripte abgeheftet. Dafür brauchen Sie einen „Superlocher“, der dicke Packen in einem kombinierten Stanz-Bohr-Arbeitsgang schafft. Zeitschriften kann man aber auch mit einem Selbstklebestreifen an der Hinterkante versehen. Das hält gut, und das Druckwerk bleibt unbeschädigt. und Glied nebeneinander stanzen. Für alle anderen Standards sind normale Locher ungeeignet. Wenn Sie amerikanische Ringbücher mit 6/8-Standard oder 3-Ring-Mechanik befüllen müssen, dann lassen Sie sich einen Locher aus Amerika schicken, oder Sie kaufen einen „Segmentlocher“; der hat mehrere verstellbare Lochstempel, mit dem Sie die Stanzabstände individuell einstellen können. Teils gelocht, teils Loseblatt Die Frage „geheftet oder ungeheftet“ besteht nicht immer alternativ. Manchmal kann man auch beides miteinander kombinieren. Das wichtigste Schriftgut ist das, was Sie laufend zum Arbeiten benötigen. Es befindet sich im Schreibtisch oder in seiner unmittelbaren Nähe, am besten im Hängeauszug. Das bedeutet freilich nicht zwingend Loseblatt-Registratur. In jedem Hängeregistratur-System gibt es sowohl Mappen (zum Einwerfen) als auch Hefter (für gelochtes Schriftgut). Selbst innerhalb einer Hängemappe können bestimmte Stammdaten mit einem Heftstreifen fest zusammengefasst werden. Es gibt sie zum Einstekken, zum Anklemmen und zum Einkleben an der hinteren Hängeschiene. Mit selbstklebenden Heftstreifen können Sie übrigens auch jede Mappe für die geheftete Ablage „aufrüsten“. Sie können einzelne Schriftstücke mit den bunten Plastikheftstreifen binden und dann wiederum als geschlossenen Vorgang in der Hängeregistratur aufbewahren – ganz wie es für Sie am praktischsten ist. Diese vielseitige Hängeregistratur ist eigentlich die beste. Sie zwingt einen nicht, alles mühsam abzulegen, bloß damit es ordentlich aussieht. Es werden aber auch keine Unterlagen lose verwahrt, die eigentlich fest und in einer bestimmten Reihenfolge zusammengehören. Letztens und wichtigstens ist solch eine Registratur einheitlich: Ob Hefter oder Mappen, ob große Sammlung mit vielen Untervorgängen – sie ist nach einheitlichen Gesichtspunkten aufgebaut und gegliedert, voll im Blick und voll im Griff. Schon kurz vor der Jahrtausendwende hat der Aktenordner sein hundertstes Jubiläum gefeiert. Auch wenn wir hier stark der Hängemappe das Wort geredet haben: Der Ordner wird es überleben - und mit ihm der Gang zum Aktenschrank, die Handgriffe zum Papierlösen, aufklappen, entriegeln und zurück. Das steckt so tief drin im Büro, dass man es dem Ordner gönnen möchte. Er hat es verdient. E pm 3/2004 25
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