Sprachliche_Bildungsprozesse

Partizipation leben –
sprachliche Bildungsprozesse anregen
„Partizipation heißt, Entscheidungen, die das eigene Leben und das Leben der Gemeinschaft
betreffen, zu teilen und gemeinsam Lösungen für Probleme zu finden“ (Richard Schröder)
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Eigene Bedürfnisse wahrnehmen und mitteilen
Probleme artikulieren und sich an Lösungsprozessen beteiligen
Dialoge mit anderen gestalten:
Im Dialog sein und im Dialog bleiben!
Im Dialog sein und im Dialog bleiben
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Sprechen
Zuhören
Verstehen
• Habe ich dich richtig verstanden?
• Was und wie habe ich es verstanden?
• Was folgt daraus?
Dialoge brauchen Zeit
• Qualitative Nutzung der Zeit bedeutet:
• Kann ich mich auf das Kind einlassen?
• Wird unser Dialog nicht unterbrochen?
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Und wenn keine Zeit ist?
• Ehrliche Mitteilung: „Ich kann dir jetzt gerade nicht zuhören…“
• Kind erfährt: Ich werde ernst- und wahrgenommen, das Gegenüber hat
Interesse an einem Dialog mit mir
• Wichtig: Auch Kinder müssen nicht immer ihre Tätigkeiten sofort
unterbrechen, wenn die Fachkraft einen Dialog führen möchte!
• Und wenn die Konzentration des Kindes nachlässt oder das Kind unruhig wird?
• Nicht das Tempo erhöhen.
• Besser: Unterbrechen und später fortsetzen
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Und wenn Störungen von außen auftreten?
• Störungen ansprechen: „Ich höre jetzt zuerst Lisa zu. Warte bitte, bis wir fertig
sind!“
• Telefon und Co. während festen Erzähl- und Gesprächsmomenten (bspw.
Kinderkonferenz, Erzählkreis): Nur im Notfall! („Ich muss kurz ans Telefon,
danach komme ich aber zu dir zurück…“)
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Wenn Kinder das Zuhören lernen sollen, brauchen sie dafür auch zuhörende
Vorbilder!
• Fachkräfte hören ruhig, geduldig, konzentriert und interessiert zu
Fachtag Schwäbisch-Hall 2015
Partizipation gestalten – Bildung stärken
S. Wannenmacher
Dialoge gibt es überall
• Dialoge können überall stattfinden
• Bei Bedarf können Fachkräfte und Kinder Rückzugsmöglichkeiten nutzen („Ich
kann dir hier nicht richtig zuhören….“)
• Welcher Ort bietet aktuell die Chance für wenig Ablenkungen und
Störungen?
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Erzählkreise/Stuhlkreise
• Vorteile:
• Gemeinsamer Fokus auf ein Thema,
• wenig Ablenkungen und Störungen
• Nachteile:
• Gleiche Sitzposition auf Stühlen,
• überwiegend verbale Ausdrucksmöglichkeiten werden genutzt,
• oftmals entsteht Unruhe
• Mögliche Lösung:
• Sitzkissen auf dem Boden,
• Sitzhaltungswechseln akzeptieren,
• Gespräche nicht nur über die Fachkraft
• Visualisierungen wählen (Fokussierung auf Wichtiges, Verständnis, …)
Dialoge brauchen eine angenehme und einladende Atmosphäre
Erwachsene prägen oftmals die Gesprächsatmosphäre
• Wie ist meine Stimme während des Gesprächs?
• Was erwarte ich vom Kind? Achte ich darauf, keinen Druck zu erzeugen?
(bspw. Blickkontakt)
Erwachsene sind Vorbilder
• Sie leben vor, wie anderen Wärme, Akzeptanz und Respekt entgegengebracht
werden kann
• Sie zeigen, wie auch in schwierigen und angespannten Situationen Ruhe
bewahrt werden kann
• Sie zeigen, wie angemessen auf Beschwerden reagiert werden kann
• Sie leben vor, wie man um Hilfe bittet und sich bedankt!
Auf eine einladende Atmosphäre achten, Raumgestaltung: Sitzgelegenheiten,
Rückzugsmöglichkeiten, …
Durch Fragen Dialoge anregen
• Geschlossene Fragen
• Willst du etwas essen?
• Willst du Brot oder Müsli essen?
• Eröffnen wenig Auswahlmöglichkeiten
• Offene Fragen
• Was brauchen wir für unseren Ausflug alles?
• Wen sollen wir einladen?
• Was habt ihr auf dem Ausflug alles entdeckt?
• Lässt Spielräume und eröffnet kreative Freiräume
Vermieden werden sollten:
• Suggestivfragen
• Zu komplexe Fragen
• Ggf. Warum-Fragen (nicht unter Druck setzen, kein Kreuzverhör)
Fachtag Schwäbisch-Hall 2015
Partizipation gestalten – Bildung stärken
S. Wannenmacher
Dialoge brauchen Begegnungen auf Augenhöhe
• Dominanz und Dialog vertragen sich nicht!
• Dialoge bedeuten Begegnungen auf Augenhöhe
• Ich bin bemüht, dich zu verstehen
• Ich bin bemüht, mich verständlich zu machen
• Ich will aus dem Dialog neue Erkenntnisse gewinnen
• Interesse auch sprachlich zum Ausdruck bringen („Das klingt ja spannend…!“)
• Auch nonverbale Aspekte beachten
Partizipation durch Sprachförderung – Sprachförderung durch Partizipation
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Sprache ermöglicht am Alltag zu partizipieren
Partizipation schafft Möglichkeiten für die Erweiterung sprachlich-kommunikativer
Fähigkeiten
• Gedanken, Ideen, Sichtweisen werden formuliert
• Situationen, Probleme, Lösungen werden benannt
• Gesprächsregeln werden erlernt und gefestigt
• Fragen werden gestellt und Antworten formuliert
• Es wird gemeinsam spekuliert und Dinge hinterfragt
• Erlebte Situationen bieten die Möglichkeit, Wörter und ihre Bedeutung vielfältig zu
erfahren
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Im Dialog sein – Im Dialog bleiben
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Miteinander sprechen: Interessiert und aktiv zuhören
Offenheit signalisieren
Sich Zeit nehmen
Eine angenehme Gesprächsatmosphäre schaffen
Vertrauen in die Kompetenzen der Kinder signalisieren
Selbst laut denken
Nachfragen
Eigene Entscheidungen verständlich begründen
Wichtig: Der Inhalt ist wichtiger als die Form!
…
Kinder erfahren dadurch:
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Ich bin wichtig!
Meine Meinung ist gefragt! Jemand hört mir zu und ist interessiert an dem, was ich zu
sagen habe.
Ich kann mich einbringen! Ich kann mitgestalten!
Durch Sprache kann ich meine Interessen mitteilen und mich verständlich machen!
Fachtag Schwäbisch-Hall 2015
Partizipation gestalten – Bildung stärken
S. Wannenmacher
Bilderbücher zum Thema, bspw.: Leon und Jelena
Literaturvorschläge:
Best, Petra et al (2011): Dialoge mit Kindern führen. Verlag das netz
Hansen, Rüdiger et al (2015): Partizipation in Kindertageseinrichtungen. So gelingt
Demokratiebildung mit Kindern! Verlag das netz
Stamer-Brandt, Petra (2014): Partizipation von Kindern in der Kindertagesstätte. Carl Link
Fachtag Schwäbisch-Hall 2015
Partizipation gestalten – Bildung stärken
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