1 Apg 6,1-7 11.10.2015 Die richtigen Prioritäten setzen Stellt euch

Apg 6,1-7
11.10.2015
Die richtigen Prioritäten setzen
Stellt euch vor, ich bringe in der nächsten Mitgliederversammlung folgenden Antrag ein: „Es ist nicht gut,
dass ich so viele organisatorische Dinge tun muss und dabei das Wort Gottes vernachlässige. Ich brauche
mehr Zeit zum Beten und zum Bibelstudium.“ Wie würdet ihr auf diesen Antrag reagieren? „Unser Pastor
braucht mehr Zeit zum Beten und zum Bibelstudium!? Das kann er doch in seiner freien Zeit tun, oder an
seinem freien Tag. Wir werden schließlich fürs Beten und Bibellesen auch nicht bezahlt! Dann muss er halt
morgens eine Stunde früher aufstehen, wir machen morgens auch unsere Stille Zeit und gehen dann an
unsere Arbeit.“ Lukas berichtet in seiner Apostelgeschichte von genau dieser Situation. Damals beriefen die
Apostel, also Petrus, Johannes, Jakobus und die anderen neun, eine Gemeindeversammlung ein und stellten folgendes Problem in den Raum: Es ist nicht gut, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen, um bei
den Tischen zu dienen. Es war nicht so, dass sich die 12 zu schade für den Tischdienst waren. Sie hatten
noch sehr eindrücklich vor Augen, als ihnen Jesus beim Passahmahl die Füße gewachsen hat. Sie hatten
verstanden, was einander lieben bedeutet und in welcher Haltung man Menschen dient. Darum ging es
nicht. Es ging für sie um die Frage, was hat für uns Priorität? Es ging darum, für ihren Dienst als Leiter einer
wachsenden Gemeinde, die richtigen Prioritäten zu setzen. Wir sollen davon lernen, denn dazu, so glaube
ich, sind diese Geschichten aufgeschrieben worden. Lukas berichte von einem enormen Gemeindewachstum in der Jerusalemer Gemeinde. Doch wie das so ist, wenn etwas wächst, gibt es Veränderungen und es
treten Probleme auf.
1 In jenen Tagen aber, als die Zahl der Jünger wuchs, entstand ein Murren der Hellenisten gegen die Hebräer, weil ihre Witwen bei der täglichen Hilfeleistung übersehen wurden.
2 Da beriefen die Zwölf die Menge der Jünger zusammen und sprachen: Es ist nicht gut, dass wir das
Wort Gottes vernachlässigen, um bei den Tischen zu dienen.
Es entstand ein Murren. Das kennen wir doch auch, oder? Ich glaube, es gibt keine Gemeinde, in der nicht
irgendwann mal ein Murren durch die Gemeinde zieht. Die Gründe dafür können sehr verschieden sein.
Hier liegen die Gründe in einer sehr positiven Entwicklung: Die Gemeinde ist gewachsen. Wer wünscht sich
das nicht, dass eine Gemeinde wächst und viele Menschen dazu kommen, vor allem dass viele Menschen
zum Glauben an Jesus kommen. Das wünschen wir uns alle, dass unsere Gemeinde wächst. Aber - und das
ist die negative Begleiterscheinung - das geht nie ohne Veränderung. Und Veränderungen bringen Unruhe
und Unzufriedenheit. Das ist schon in unseren Familien so. Familien wachsen, das liegt in ihrer Natur. Wenn
ein Geschwisterchen geboren wird, freuen sich erst mal alle. - Wie süß! Aber es dauert nicht lange, dann
murrt das ältere Kind. Es fühlt sich benachteiligt. „Ich werde ständig übersehen. Die haben nur noch das
Kleine im Blick.“ Das gleiche Phänomen können wir in wachsenden Gemeinden beobachten. Da fühlt sich
eine Gruppe benachteiligt. Z.B. die, die schon immer da waren, die alles aufgebaut haben, die lange Zeit die
Verantwortung getragen haben. Damals ging es um die Witwen der Hellenisten. Hellenisten waren Juden,
die lange Zeit im griechisch sprechenden Ausland lebten. Manche kehrten im Alter zurück nach Israel, um
im Heiligen Land zu sterben und begraben zu werden. Ihre Kinder blieben im Ausland. Wenn nun der Mann
starb, dann waren die Witwen in besonderem Maß auf Unterstützung angewiesen. Und gerade diese Witwen hat man bei der täglichen Versorgung übersehen.
Manche können dahinter gleich eine Absicht erkennen – auch das gibt es immer wieder in Gemeinden. „Die
haben was gegen uns, wir sind denen nicht wichtig. Ich habe das schon immer gewusst.“ Aber Vorsicht mit
vorschnellen Schlüssen und Schuldzuweisungen. Man tut damit den Leuten unrecht. Die Apostel damals
waren einfach mit der neuen Situation überfordert. Da kann es schon einmal vorkommen, dass Leute übersehen werden. Und wenn Gemeinden wachsen, wird es unterschiedliche Gruppen geben. Und es wird immer passieren, dass Gruppen sich nicht genügend beachtet fühlen. Die Alten meinen, sie werden übersehen. Die Jugend meint, es wird zu wenig auf ihre Bedürfnisse eingegangen. Ich glaube, wir sollten uns alle
nicht zu wichtig nehmen. Um was geht es eigentlich in der Gemeinde? Gemeinde ist doch nicht dazu da,
dass meine Bedürfnisse befriedigt werden. Wir sollten uns alle etwas zurück nehmen und auf die achten,
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die tatsächlich zu kurz kommen. Was ist mit den Witwen, mit den Alleinstehenden, mit den Singles in unseren Gemeinden? Wir betonen gerne, dass wir eine familienfreundliche Gemeinde sind, wir möchten gerne,
dass junge Familien zu uns kommen. Schön! Aber wie wirkt das auf Singles, wie nehmen das die älteren
Alleinstehenden wahr?
Eines wird mir an dieser Geschichte deutlich. Die Apostel, also die Gemeindeleiter, merken, wir können uns
nicht um die Bedürfnisse aller Gemeindegruppen kümmern. Und, ich gehe noch einen Schritt weiter und
werde das später auch noch begründen: Die Gemeindeleiter und Pastoren sind auch nicht dazu da, die
Wünsche und die Bedürfnisse der Gemeinde zu befriedigen. Die Apostel hätten natürlich auch anders reagieren können. Etwa so: „Oh, das tut uns aber sehr leid, dass wir diese Gruppe übersehen haben. Wir werden uns bemühen, dass das nicht mehr vorkommt. Wir stehen morgens alle eine Stunde früher auf, damit
wir noch Zeit für Bibelstudium und Gebet haben. Und danach werden wir uns intensiv um die Belange der
Gemeindeglieder kümmern.“ Das ist ein typischer Reflex von Pastoren und Gemeindeleitern. Es gibt Probleme, es gibt Defizite, dann müssen wir noch eins drauf legen. Dann müssen wir uns noch mehr reinhängen,
damit alle in der Gemeinde zufrieden sind. Nein, nicht noch mehr arbeiten ist die Lösung, sondern das richtige Arbeiten. Niemand kann immer mehr arbeiten. Wir lösen die Probleme in der Gemeinde nicht dadurch,
dass Pastoren und Gemeindeleiter noch mehr arbeiten. Die Erkenntnis damals war eindeutig: Die Gemeindeleiter und Pastoren müssen das Richtige tun. Gemeindeleiter und Pastoren sind nicht dazu da, alles zu
machen. Sie müssen das Richtige machen. Sie müssen Prioritäten setzen. Aufgabe der Gemeindeleitung
und vor allem der Pastoren ist das Wort Gottes und das Gebet – wie wir gleich noch lesen werden. Das bedeutet nicht, dass ihnen die Probleme der Gemeindeglieder egal sind. Nein, sie müssen schon dafür sorgen,
dass den Menschen in ihren Nöten geholfen wird. Aber sie müssen es nicht selber tun. Daher kommen sie
auf eine geniale Lösung des Problems. Der Gemeindeversammlung machen sie diesen Vorschlag:
3 Darum, ihr Brüder, seht euch nach sieben Männern aus eurer Mitte um, die ein gutes Zeugnis haben
und voll Heiligen Geistes und Weisheit sind; die wollen wir für diesen Dienst einsetzen,
4 wir aber wollen beständig im Gebet und im Dienst des Wortes bleiben! 5 Und das Wort gefiel der ganzen Menge, und sie erwählten Stephanus, einen Mann voll Glaubens und Heiligen Geistes, und Philippus
und Prochorus und Nikanor und Timon und Parmenas und Nikolaus, einen Proselyten aus Antiochia.
6 Diese stellten sie vor die Apostel, und sie beteten und legten ihnen die Hände auf.
7 Und das Wort Gottes breitete sich aus, und die Zahl der Jünger mehrte sich sehr in Jerusalem; auch eine
große Zahl von Priestern wurde dem Glauben gehorsam.
Wie kamen sie auf diese geniale Idee? Die Apostel hatten damals das Bereichsleiterprinzip für die Gemeinde erfunden. Ein Prinzip, das sich heute in vielen wachsenden Gemeinden bewährt. Auch bei uns. Gemeindeleiter delegieren Aufgaben an Bereichsleiter oder an Teams. Diese Teams arbeiten dann eigenverantwortlich in ihrem Bereich. Wie kamen die Apostel auf diese Idee? Damals gab es noch keine Gemeindeaufbauliteratur und noch keine BeG Impulstagungen. Ganz einfach: Durch Bibellesen. Sie hatten ihre Bibel, das
Alte Testament gründlich studiert und dabei von Mose gelesen, der ein ähnliches Problem hatte. Auch Mose konnte sich nicht mehr alle Probleme der Israeliten kümmern. Damals riet ihm sein Schwiegervater,
Jethro, Bereichsleiter einzusetzen. Wenn man im 2. Mose 18 nachliest, entdeckt man erstaunliche Parallelen zu Apg 6. „Es ist nicht gut, was du da tust Mose. Bete du für das Volk zu Gott. Lehre sie Gottes Ordnungen. Und suche dir tüchtige, zuverlässige und gottesfürchtige Männer, die sich um die Belange des
Volkes kümmern.“ Die Lösung für die Apostel steckte in der Bibel. Wenn die Lösung in Gottes Wort lag,
dann ist es nur konsequent, wenn sich Pastoren und Gemeindeleiter gründlich mit dem Wort Gottes beschäftigen. Andere Aufgaben müssen dann delegiert werden. Wenn eine Gemeinde zahlenmäßig wächst,
dann wachsen auch die Aufgaben. In kleinen Gemeinden läuft in der Regel alles im über die Gemeindeleiter. Sie kümmern sich um die geistliche Ausrichtung der Gemeinde um die Ziele der Gemeinde und auch
darum, wer die Würstchen beim Sommerfest grillt. Gemeindeleiter in wachsenden Gemeinden müssen
Würstchengrillen und andere Aufgaben delegieren. So gab es und gibt es in zahlreichen Gemeinden Strukturveränderungen. Zum Teamleiter, oder Bereichsleitersystem. Aber wir müssen aber noch einmal genau in
den Text sehen.
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Was war die Lösung des Problems? Die Gemeindeleitung hat Aufgaben delegiert. Sie hat die Leitungsstruktur verändert. Vordergründig würde man sofort sagen: Die Lösung des Problems liegt in der Strukturveränderung. Das ist aber nur der erste Eindruck. Wenn wir genau hinsehen, dann liegt die eigentliche Lösung
darin, dass sich die Apostel wieder mehr dem Gebet und dem Wort Gottes widmen können. Wir müssen
also achtgeben. Die eigentliche Lösung des Problems bestand darin, dass die Apostel wieder mehr Zeit zum
Beten und mehr Zeit für Gottes Wort hatten. Die Veränderung der Leitungsstruktur ist ein Weg dahin. Ich
finde diesen Unterschied sehr wichtig. Gemeinden und Kirchen stehen in der Gefahr, dass sie nur die Organisationsstruktur verändern. Sie sehen darin die Lösung aller Probleme. Wir müssen unsere Organisationsstrukturen verbessern. Es ist nicht verkehrt, wenn Gemeinden über ihre Strukturen nachdenken. Aber, die
Strukturveränderungen müssen dazu dienen, dass sich das Wort Gottes ausbreiten kann, wie es in Vers 7
heißt. Das Wort Gottes breitete sich aus, und die Zahl der Jünger mehrte sich sehr in Jerusalem. Strukturveränderungen haben den Zweck, dass Menschen zu Glauben kommen können. Das beginnt damit, dass die
Pastoren und Gemeindeleiter ihre Kernaufgaben erledigen können. Das ist das Gebet und Wort Gottes studieren und verkündigen.
Christian A. Schwarz hat weltweit über 1000 Gemeinden untersucht. Dabei hat er gefragt: warum wachsen
Gemeinden. Was sind Faktoren, die Gemeindewachstum ermöglichen und fördern. Einer von acht Faktoren
ist: „zweckmäßige Strukturen“. Die Strukturen müssen dem Ziel angepasst werden. Auch die Formen der
Veranstaltungen oder der Gottesdienste. Das ist ein weiterer Faktor: „inspirierende Gottesdienste.“ Wenn
man z.B. mit einer Gottesdienstform eine bestimmte Gruppe der Gemeinde nicht mehr erreicht, dann
könnte die Lösung darin liegen, ein zweites Gottesdienstformat zu entwickeln. Die FeG in Gießen macht
damit gute Erfahrungen. Auch die Ev. Gemeinschaft in Bad Homburg hat monatlich einen Abendgottesdienst eingeführt, der eher Jugendliche und Junge Erwachsene anspricht. Manche sprechen da von Teilung
oder Spaltung, wenn es zwei Gottesdienste gibt. Aber ist es nicht auch schon eine Spaltung, wenn junge
Leute nicht mehr in den Gottesdienst kommen, wie sie die Form nicht anspricht? Wenn eine Gemeinde mit
zwei Gottesdiensten mehr Leute erreicht, als mit einem, dann sollte sie das tun. Aber die Veränderung der
Organisationsstruktur ist nicht das Heilmittel. Sie muss einem Zweck dienen. Das Wort Gottes muss sich
ausbreiten können. Wenn durch einen zusätzlichen Abendgottesdienst mehr Leute Gottes Wort hören,
dann ist es gut. Strukturveränderungen müssen Raum schaffen, dass Menschen zum Glauben kommen und
Jünger Jesu werden.
Hier sehe ich eine große Herausforderung. Jesus hat nicht gesagt: Geht hin in alle Welt und macht Christen.
Er hat gesagt, macht Jünger. Das ist ein wesentlicher Unterschied. Wie können in unserer Gemeinde Menschen zu Jüngern werden. Wie können wir geistliches Wachstum fördern? Welche Strukturen sind nötig,
damit junge Menschen im Glauben wachsen aber auch ältere? Viele ältere Gläubige sind in ihren Kinderschuhen stecken geblieben. Dazu brauchen wir nicht in erster Linie Veranstaltungen. Es braucht andere
Formen. Geistliches Wachstum geschieht in der persönlichen Begleitung Mentoring, Zweierschaften. Die
Frage lautet: Was ist nicht gut, weil Menschen nicht im Glauben wachsen?
Es geht hier um die Strukturveränderung. Veränderungen in der Gemeinde haben den Zweck, damit wir uns
auf das Wesentliche konzentrieren können. Für die Gemeindeleiter und die Pastoren bedeutet das, sie
brauchen Zeit für Gebet und Gottes Wort. Ich finde die Formulierung in dieser Übersetzung sehr schön. Das
Wort Gottes nicht vernachlässigen oder im Dienst des Wortes bleiben. Andere übersetzen einfach „Verkündigen“. Verkündigen greift aber zu kurz. Der Dienst am Wort ist mehr als predigen. Es ist ein intensives
Hören auf Gottes Wort. Daher gehören Gebet und Dienst am Wort zusammen. Mit dem Gebet richten Gemeindeleitung und Pastoren ihre Fragen an Gott. Im Beschäftigen mit Gottes Wort hören sie auf Gottes
Antwort. Das ist das Kerngeschäft von Pastoren und Gemeindeleitern. Pastoren und Gemeindeleiter sind
nicht die Mädchen für alles. Sie sind nicht die Wunscherfüller der Gemeinde. Es ist nicht die Aufgabe von
Pastoren und Gemeindeleitern, den Gemeindegliedern die Wünsche von den Lippen abzulesen und diese
umgehend zu erfüllen. Nicht die Erwartungen der Gemeindeglieder bestimmen die Gemeindeleitung. Auch
nicht die Erwartungen der Gesellschaft. Gemeindeleitung und Pastoren fragen nach Gottes Willen. Gottes
Wille, Gottes Auftrag soll Gemeindeleiter und Pastoren bestimmen. Und um das herauszubekommen, müssen sie sich betend mit Gottes Wort beschäftigen.
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Dann werden sie z.B. im Epheserbrief, Kap 4 lesen, dass die Leiter der Gemeinde dazu da sind, die Gemeindeglieder zum Dienst zuzurüsten. Also nichts mit bedienen. Gemeindeleitung bedient nicht, sondern befähigt Gemeindeglieder zum Dienen. Gemeindeleiter und Pastoren sind nicht Wunscherfüller der Gemeinde.
Nach Epheser 4 sind sie Apostel, das sind Menschen mit einer besonderen Leitungsgabe, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer. Und nach Apg 6 tun sie das als Beter. Sie fragen nach Gottes Willen in seinem
Wort und sie lehren und verkündigen Gottes Wort. Wobei das Lehren und Verkündigen nicht auf die Kanzel
beschränkt ist. Verkündigung und Lehre findet auch in Bibelgesprächen statt aber auch in persönlichen
Gesprächen wie in der Seelsorge oder in der Begleitung von Mitarbeitern. Damit Leiter richtig leiten, Propheten Gottes Willen in eine konkrete Situation hinein sprechen können, damit Evangelisten die Herzen der
Menschen erreichen, damit Hirten Gemeindeglieder angemessen begleiten und damit Lehrer die richtige
Lehre lehren, brauchen sie Zeit für das Gebet und für das Wort Gottes. Wenn sie das tun, wird sich das
Wort Gottes ausbreiten in der Gemeinde und darüber hinaus und die Zahl der Jünger wird wachsen.
Denn das war die Folge dieser weitreichenden Strukturveränderung. In der Apostelgeschichte wird öfter
erwähnt, dass sich das Wort Gottes ausgebreitet hat. Vergleicht man diese Stellen, stellt man fest, dass
jeweils vorher, also bevor sich das Wort ausbreiten konnte, dass es vorher Blockaden gab. In Kapitel 4 war
die Gemeinde eingeschüchtert, sie beteten darum, dass sie freimütig von ihrem Glauben reden konnten. In
Kapitel 8 hatte die Gemeinde ihre missionarische Wirkung verloren. Es gab eine Verfolgung, so dass sich die
Gemeinde zerstreute und so zwangsläufig unter die Menschen kam. In Kapitel 10 ging es um eine begrenzte
Sicht. Man dachte, das Evangelium gilt nur den Juden. Petrus bekam durch Offenbarung eine neue Sicht.
Das Evangelium kam zu den Heiden und breitete sich aus. In Kapitel 12 behinderte der König Herodes die
Mission. Gott ließ in sterben und das Wort breitete sich weiter aus. In Kapitel 19, in Ephesus verbrannten
viele ihre Zauberbücher, d.h. sie trennten sich von Dingen, die ihre Gottesbeziehung störte. Daraufhin breitete sich das Wort Gottes aus. Und hier in Apg 6 wird die Gemeindestruktur so verändert, dass die Apostel
wieder Zeit zum Gebet und für das Wort Gottes bekommen. Man kann also in der Apostelgeschichte sehr
schön beobachten: Wenn Blockaden entfernt wurden entweder direkt von Gott oder durch Veränderungen
bei den Menschen, dann breitete sich das Wort Gottes aus und die Zahl der Nachfolger wuchs.
Stellt sich also für unsere Gemeinde die Frage, wo liegen Wachstumsblockaden? Was müssen wir verändern oder was muss Gott verändern, damit sich bei uns das Wort Gottes ausbreitet, innerhalb unserer
Gemeinde aber auch in unserer Umgebung? Und was müssen wir verändern, damit Menschen zu Jüngern
werden? Das gilt auch intern für Gemeindeglieder. Wie können aus Christen Jünger werden? Und damit
komme ich zu Schluss auf die persönliche Ebene. Es fing an mit Unzufriedenheit. Die Apostel sagte: Es ist
nicht gut, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen. Ich wünsche uns auch ganz persönlich eine solche Unzufriedenheit. Es ist nicht gut, dass ich das Wort Gottes in meinem Leben vernachlässige. Ich wünsche mir
mehr Zeit zum Beten und Bibellesen. Wenn wir diese Unzufriedenheit, bzw. diese Sehnsucht spüren, dann
muss jeder für sich überlegen, was hält mich davon ab. Was hält mich davon ab, dass ich nicht mehr zu
Beten komme und dass ich keine Zeit zum Bibellesen finde? Was muss ich in meinem Alltag umstrukturieren? Und dann sollten wir entschlossen die Dinge ändern, so wie damals die Apostel in Jerusalem.
Es kann jetzt der Eindruck entstehen, die Apostel haben Teamleiter eingesetzt und jetzt machen die Teamleiter die Arbeit. Die Apostel sind nun frei für Gebet und Gottes Wort, weil die Teamleiter jetzt bedienen.
Die armen Teamleiter. Für die Teamleiter gilt natürlich auch, dass sie sich mit Gebet und Bibellesen beschäftigen. Auch die Teamleiter müssen auf Gottes Wort hören. Wir machen uns in der Gemeindeleitung
Sorgen um unsere Teamleiter. Dass sie mit den Leitungsaufgaben überfordert sind, dass ihr geistliches Leben zu kurz kommt. Auch für Teamleiter gilt, die richtigen Prioritäten zu setzen. Was läuft nicht gut in euren
Teams? Was müsste geändert werden, damit die Teamleiter nicht verschlissen werden?
Und schließlich gilt jedem die Frage: Was läuft bei dir nicht gut, weil du dadurch Gebet und Bibellesen vernachlässigst? Was müsste ich in meinem Alltag verändern, um mehr Zeit zum Beten und für Gottes Wort zu
haben? Amen.
Reinhard Reitenspieß
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