Altdorfer Geschichte Der VORBOTE - Kurioses und Interessantes zu Herrn Wallensteins Leben & Streben. Teil 2. Eildepesche: 16-jähriger Student prügelt seinen Famulus fast zu Tode Altdorf, 14. Januar 1600 - Wie erst heute bekannt wurde, hat Albrecht von Wallenstein seinen Diener Johan Rehberger so heftig verprügelt, dass derselbe nach Nürnberg geschickt werden musste, um dort der obersten Schulbehörde seine schmerzlichen Male zu zeigen. Wallenstein war erst am 11. dieses Monats aus dem Gefängnis entlassen worden. Der Missetäter entschuldigt seine Unmenschlichkeiten mit des Dieners Unfleiß: „ich habe ihn beim müßigen Nichtstun am Fenster angetroffen“, so die lapidare Antwort. Die Scholarchen [Schuloberhäupter] ließen diese Erklärung nicht gelten. Sie verurteilten Wallenstein zu einer Geldstrafe von 30 Gulden, die an die Akademie zu entrichten seien; ferner habe er sich mit dem Malträtierten in Freundschaft zu vergleichen. Einflussreiche Freunde des Waisenknabens Rehberger (sein Vormund, Bäcker Christoff Amberger, Metzger Hans Bauer und Schneider Hans Vestner), forderten, dass der böhmische Junker nicht weniger als 100 Gulden Schmerzensgeld und die zahlreichen Arztrechnungen zahlen solle. Angesichts der drohend aufmarschierten Bürgerschar erklärte sich Wallenstein bereit, rund 50 Gulden und den noch ausstehenden Lohn zu entrichten. Die Parteien einigten „Wo sieht man ein unmäßigeres Saufen als hier bei diesem Studentenhaufen.“ Nur dem großen Geschick unserers VORBOTEN-Zeichners ist dieses Bild zu verdanken. Was für ein Affront! Es zeigt Albrecht in weiblicher Begleitung vor dem Schloss des Pflegers seinen Lastern frönend. Und dies am hellichten Tage in aller Öffentlichkeit!. Stadtarchiv Altdorf. 18 Altdorf sich entsprechend. Wallenstein war in den letzten fünf Wochen insgesamt in vier Straftaten verwickelt. Die Bürgerschaft fordert ein hartes Durchgreifen gegen den Randalierer, der anscheinend unbelehrbar ist. On verra! Wallenstein auf Befehl des Nürnberger Rates in Arrest Altdorf / Nürnberg, Mitte Januar 1600 nach den sechs Monaten in Altdorf nach höherer Bildung und anderen Genüssen. Weiterhin wolle er Kultur und Sitten fremder Länder kennenlernen, neue Eindrücke sammeln und für das weitere Leben nützliche Kontakte knüpfen.“ Bon voyage! men immer häufiger Fragen auf, ob ein solcher Lehrer Vorbild für seine Studenten sein kann. Insbesondere wird der unverheiratete Gentilis auch von anderen Professoren der Universität wegen seines unorthodoxen Lebensstils gerügt. Auch die Nürnberger Ratsherrenschaft disputiert eifrigst über den Fall Wallenstein. Stadtarchiv Altdorf. Auf Nachfrage der Redaktion bei der Leitung der Akademie bestätigte Rektor Dr. Nicolaus Taurellus, dass er einen Brief des Nürnberger Rates mit folgendem Inhalt erhalten habe: „[...] so wollen wir [...] euch hiemit befolen haben, Ihm Freyherrn von Walstain obenangezogener ursachen halben auf sein habitation oder wonstuben darauff er sich auch speisen lassen und davon nicht kommen sollt so lang zu verstricken, bis er seine zu Altdorf gemachte schulden abgericht und bezalet haben wirdt, undt wann dasselb gesehen, Ihm alsdann zu sagen, sich von Altdorf hinweg zu thun und seine gelegenholt anderer orten zu suchen[...].“ Taurellus bestätigte auf Nachfragen, dass Wallenstein unverzüglich in seine Wohnstube am Marktplatz zu Altdorf verbracht wurde, wo er jetzt zunächst seinen Stubenarrest absitzen wird. Die Altdorfer haben jetzt wieder ruhige Nächte - Wallenstein verlässt die Stadt Altdorf, Ende Februar / Anfang März 1600 - Der wohl wildeste und ungehörigste Student der Altdorfer Akademie verließ gestern die Stadt mit bis dato unklarem Ziel. Er war aus dem Arrest entlassen worden, nachdem er alle ausstehenden Schulden an seinen ehemaligen Famulus Johan Rehberger bezahlt hatte. Aus seinem Umkreis verlautet, Wallenstein wolle seine „Kavalierstour“ [Bildungsreise adeliger Söhne] zunächst in Italien beginnen. „Er strebe jetzt Wilhelm Ludwell sucht eine neuen Nachmieter für sein Studentenquartier im Hause am Oberen Markt. Diesmal sollte er jedoch geflissentlicher auf die Reputationen seines neuen Mitbewohners achten. Ein Wallenstein reicht dem Städtchen für die nächsten Jahrhunderte! Stadtarchiv Altdorf. Altdorfer Lehrer der Jurisprudenz marodierte - doch keine Ruhe innerhalb der Stadtmauern Altdorf - In der vergangenen Nacht machte ein marodierender Haufen Studenten, angeführt von dem „ehrwürdigen“ Altdorfer Lehrer der Jurisprudenz Dr. Scipio Gentilis, die Stadt unsicher. Gentilis ist in diesem Zusammenhang schon mehrfach in die Kritik geraten. Er habe gern als der Anführer betrunkener Studenten in der Nacht die Stadt durchtobt, harmlose Bürger verprügelt oder mit Säbelhieben verwundet und Tische und Stühle zertrümmert, so die einheitliche Meinung. Von Seiten der Bürgerschaft kom- Scipio Gentilis, ein pädagogisches Vorbild sieht anders aus. Stadtarchiv Altdorf. Die Freveltaten Wallensteins als Schaustück? Altdorf - Kaum hat sich der Trubel der letzten Wochen in Altdorf gelegt und der Jungspund Wallenstein ist von dannen gezogen, schon werden Stimmen innerhalb der Stadt laut, dies alles für die Nachwelt festzuhalten. Fahrendes Volk und Wanderbühnen boten sich bereits an, ein Schaustück zu entwerfen, das die Untaten des jungen Albrecht Eusebius zum Gegenstand haben solle. Wie vom Rat der Stadt, der auch so manche nervliche Krise zu bewältigen hatte, zu vernehmen sei, wolle man jetzt erst wieder Ruhe einkehren lassen. Schließlich sei man so direkt betroffen gewesen, dass sich auch nachfolgende Generationen dieses Husarenstücks annehmen könnten. Recherchen: Stadtarchiv Altdorf b. Nürnberg Wallenstein in Schwarzenbruck? Auch die Nachbarn Altdorfs reisen sich um den Stoff. Dieser Bühnenentwurf ist der Redaktion bereits zugegangen. Stadtarchiv Altdorf.
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