Glückliche Naturwissenschaftler - Johann-Jakob-Widmann

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Freitag,
24. Juli 2015
REGION HEILBRONN
Hymne auf den Studienort
Kfz-Werkstatt im
Knast schließt –
Leser enttäuscht
Experten bewerten das Projekt
als gelungene Resozialisierung
Von unserem Redakteur
Jürgen Kümmerle
Nach der Veröffentlichung am Mittwoch über die bevorstehende Schließung der Kfz-Werkstatt im Heilbronner Gefängnis, haben die Leser zum Teil empört reagiert. „Wir sind erschüttert“, sagt
Marina Conrad aus Heilbronn. Seit
2007 hat sie ihr Auto in die JVA gebracht. „Immer zu meiner vollsten
Zufriedenheit.“ Peter Martin aus
Heilbronn sagt: „Die Qualität dort
ist hervorragend.“
HEILBRONN
Überdenken Der Heilbronner Substitutionsarzt Dr. Andreas Schaffert
wandte sich mit einem Brief direkt
an Justizminister Rainer Stickelberger, mit der Bitte, der Minister möge
die Entscheidung noch einmal überdenken. „Die Arbeit der Gefangenen
in der Kfz-Abteilung diente der Resozialisierung“, sagt Schaffert.
Dieser Meinung ist auch der Heilbronner Staatsanwalt Christoph
Meyer-Manoras. Er bedauert die
Schließung. „Die Kfz-Werkstatt
trägt einen wichtigen Beitrag zur Resozialisierung der Gefangenen bei.“
Engelbert Winkler war 30 Jahre
lang Psychologe in der Justizvollzugsanstalt in Heilbronn. „Mit ein
wenig gutem Willen könnte man die
Kfz-Werkstatt weiter betreiben.“ Die
Kontakt zur Redaktion
Ihre Reaktionen zum Thema
Werkstatt der JVA schließt
Gefangenen hätten dort wieder gelernt, wie es ist, mit anderen Menschen umzugehen. „Sie lernen wieder, auf die Bedürfnisse anderer
Menschen einzugehen.“
Vorgeschoben
Richard-Otto
Bräuchle aus Heilbronn hält es für
wichtig, dass den Gefangenen eine
Möglichkeit gegeben wird, zu arbeiten. „Es ist für Menschen wichtig, integriert zu werden.“ Das Argument
der Anstaltsleitung, dass hohe Investitionen für den Brandschutz notwendig seien, hält Bräuchle für vorgeschoben. „Ein neues Gebäude
wird gebaut. Ich weiß nicht, was
wirklich dahintersteckt.“
Martina Vaihinger wohnt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Gefängnis. „Hier sieht man wieder mal
nur die Kosten, die im Moment entstehen, nicht aber die Kosten, die
vermieden
werden
können“,
schreibt Vaihinger in einer E-Mail.
Stefan Raffai aus Leingarten
wandte sich ebenfalls per Mail an
Minister
Stickelberger.
Raffai
schreibt: „Überall wird von Wiedereingliederung und Resozialisierung
der Gefangenen gesprochen. Den
Beweis, dass dies recht gut gelingen
kann, hat die Werkstatt geliefert.“
Tipps & Termine
Lyrik und Musik
OBERSULM Der Albvereins-Gau Heil-
bronn veranstaltet am Sonntag, 26.
Juli, von 15 bis 17.30 Uhr im Weingut
Heinrich in Obersulm-Sülzbach ein
Mundart-Dichter und Bardentreffen mit dem Duo Aurezwicker, Johann Martin Enderle, Dieter Huthmacher & Dr. Wolfgang Wulz. Eintritt zehn Euro, Kartenreservierung
bei
Erich
Schuster,
Telefon
07134 1386418 oder [email protected].
Weinbergfest
Am heutigen Freitag startet um 19 Uhr auf dem Parkplatz der
Burg Hohenbeilstein das Beilsteiner Weinbergfest. Am Samstag geht
es um 16 Uhr mit der Wandernden
Weinprobe weiter. Am Sonntag ist
um 11 Uhr Dixieland-Frühschoppen. Startschuss zur Butten-Olympiade ist um 13.30 Uhr. Der Nachwuchs ist am Montag (Festbeginn
13 Uhr) ab 16 Uhr an der Reihe.
BEILSTEIN
HEILBRONN
Band Sommersemester dreht auf den Dächern der Hochschule ein Video
Von unserer Redakteurin
Katharina Freundorfer
N
eben Presslufthammer-Geräuschen am Neubau der
Hochschule Heilbronn am
Europaplatz tönt gestern Nachmittag Musik von den Dächern: Schlagzeug, Posaune, Gitarrenklänge –
und plötzlich sind die Zeilen „Heilbronn, Heilbronn, du Perle des Südens“ zu hören. Auf dem Dach des
V-Gebäudes der Hochschule Heilbronn wird erstmals ein Video gedreht. Die Protagonisten: Studenten. Sie haben eine Hymne verfasst,
auf ihren Studienort und die Region.
Die bislang bekannteste Eigenkomposition der Gruppe.
„Der Song ist ein ironischer Lobgesang auf die von Marketingstrategen hervorgehobenen Vorzüge von
Heilbronn“, erzählt Jonas Speiser,
Studierendenpräsident und Pianist
in der Gruppe. Etwas wehmütig mit
einem Lächeln auf den Lippen
kommt das Lied daher. Wein aus
Flein findet sich in den Textzeilen,
die Standorte Künzelsau und
Schwäbisch Hall, genauso der Heilbronner Hafen.
Überraschungssong Die zehn Hob-
Sie singen über Heilbronn. Zum Dreh ist ein professionelles Kamerateam angerückt.
bymusiker haben sich bewusst mit
der Käthchenstadt und den Eigenheiten der Region auseinandergesetzt, dann Text und Melodie selbst
verfasst. „Nach 30 Minuten war das
Lied fertig“, sagt Speiser. Zwei Tage
im Tonstudio mit professionellem
Equipment, nun der Videodreh: Die
Band Sommersemester startet kurz
vor Ende des aktuellen Semesters so
richtig durch. Den Song spielte die
Gruppe zum ersten Mal im Mai als
Überraschung bei einer Großveranstaltung der Hochschule. „Als wir
das Lied am International Day gehört haben, gefiel es uns sofort“, erzählt Professorin Britta Bergemann.
Sie lehrt International Business am
Campus am Europaplatz. Den Auftritt der Band haben Hochschulmitarbeiter gefilmt, ausgerechnet beim
eigens komponierten Lied ist der
Akku der Kamera leer geworden.
Aus Sicht der Hochschule ein Unding. Wie oft wird denn sonst für den
eigenen Studienort ein Lied komponiert? Kurzerhand entsteht die Idee:
Das Lied muss professionell vertont
werden.
„Als wir unsere Aufnahmen zum
ersten Mal im Studio gehört haben,
hatten wir alle Gänsehaut“, sagt
Amelie Mesmer. Sie übernimmt den
Gesang in der Gruppe. Die zehn Studenten sind allesamt Improvisati-
onstalente. Manch ein Bandmitglied
wechselt unerschrocken zwischen
Gesang, rhythmischen Instrumenten oder Ukulele hin und her. Versteht sich, dass auch eigene Songs
bei so viel Talent entstehen. Fünf davon hat Sommersemester bereits
aufgenommen. Weitere sollen im
kommenden Semester folgen.
Professioneller Zahlreiche Auftritte haben sie bereits seit ihrer Gründung im Wintersemester 2011/2012
absolviert: Bei Eiseskälte auf dem
Weihnachtsmarkt in der Heilbronner Innenstadt, bei Partys in der
Kult-Bar Plan B oder beim Sport-
Fünf Jahre Liebesschlösser
Am Montag, 10. August,
dem Tag des Liebesschlosses, werden fünf Jahre Liebessschlösser am
Liebespunkt Heilbronn gefeiert. Geschätzte 9000 Stück dürften inzwischen an der Götzenturmbrücke angebracht worden sein.
Liebespaare, die an diesem Tag
zwischen 17 und 19 Uhr ein Liebesschloss aufhängen, werden mit einem spritzigen Gruß belohnt. Auf
Wunsch gibt es ein Erinnerungsfoto
und ein flammendes Herz. Der Verkehrsverein Heilbronn, die Heil-
HEILBRONN
bronn Marketing GmbH und die Initiatoren der Liebesschlösser in Heilbronn, Ingrid und Hans Hey, suchen
ab sofort in dem Wettbewerb „Mein
schönstes Liebesschloss“ das originellste und schönste Liebesschloss.
Dieses Schloss muss nicht zwingend am Liebespunkt an der Götzenturmbrücke in Heilbronn hängen
und auch nicht vom Einsender persönlich aufgehängt worden sein.
Das Foto und die Daten des Einsenders gehen an: [email protected].
Darüber hinaus gibt es eine Verlosung von Sachpreisen, die von der
Kreissparkasse Heilbronn gestiftet
wurden. Aus allen Einsendungen
werden am 10. August, jeweils zur
vollen Stunde, zwischen 17 und 19
Uhr bei der Götzenturmbrücke die
Gewinner gezogen. Bei der Ziehung
um 19 Uhr wird das Käthchen Anna
Dünger die Glücksfee sein. Als Preise gibt es Gutscheine für Liebesmenüs zu zweit, Liebesschloss-Cocktails, Getränkegutscheine und originelle Doppelschirme.
red
Foto: Katharina Freundorfer
nachmittag an der Hochschule. „Anfangs waren wir noch sehr unorganisiert, hatten kaum Auftritte. Heute
musizieren wir regelmäßig zusammen und die Auftritte sind professioneller“, erzählt Speiser. Die harte
Arbeit im Probenkeller in Sontheim
hat sich ausgezahlt. Die Hochschule
fördert die Band bei den Ton- und
Videoaufnahmen. „Wir wollen den
Studierenden helfen, ihre Ideen umzusetzen“, sagt Bergemann.
Mit Livegesang und ihren Instrumenten übertönen Sommersemester die Baustellengeräusche am
Campus und Heilbronn wirkt auf
einmal wie eine Perle des Südens.
Making-of-Video
Das Making-of-Video des Drehs an
der Hochschule wird im Lauf des
Tages auf www.stimme.de zu sehen sein. In einem eigenen Youtube-Kanal laden die Musiker ebenfalls regelmäßig Bild- und Tonmaterial von ihren Auftritten hoch. Unter den Schlagworten Sommersemester HHN ist die Band auf der Videoplattform zu finden. Da einige
Mitglieder nächstes Semester die
Gruppe verlassen, sucht die Band
ab Herbst dringend Gesang- und
Instrumentalnachwuchs. kfr
Mit über 3,5 Promille in die Zelle
In der Ausnüchterungszelle der Böckinger Polizei endete
die Nacht für einen 50-Jährigen.
Eine Anwohnerin meldete den Polizeibeamten am späten Mittwochabend, dass ein Betrunkener im Bereich der Leinbachpassage im Heilbronner Stadtteil Neckargartach herumschreien würde.
Bei einer Überprüfung durch eine
Streife fanden die Beamten den 50Jährigen schlafend vor. Aufgrund
seiner Alkoholisierung war er jedoch zunächst nicht ansprechbar.
HEILBRONN
Nachdem er etwas zu sich gekommen war, führten die Polizisten einen Alkoholtest durch. Das Gerät
zeigte einen Wert von mehr als 3,5
Promille an.
Da sich der Betrunkene nicht
mehr auf den Beinen halten konnte,
musste er die Ordnungshüter begleiten. Weil er sich zudem leicht
verletzt hatte, musste der Mann im
Krankenhaus medizinisch versorgt
werden. Die restliche Nacht hat er
schließlich in der Zelle des Böckinger Polizeireviers verbracht.
red
Heilbronner Stimme 24.07.2015
Glückliche Naturwissenschaftler
Oberbürgermeister Harry Mergel prognostiziert den Robert-Mayer-Preisträgern eine sichere Karriere
Von unserer Redakteurin
Gertrud Schubert
Sie jobben gerade, sind
im Praktikum oder wie Lara Blaschke (18) gerade noch auf der Suche
nach einem passenden Ferienjob.
Mehr noch ist den Abiturienten, die
Oberbürgermeister Harry Mergel
gestern Nachmittag in seinem
Amtszimmer versammelte, gemein:
Sie sind begeisterte Naturwissenschaftler. Das schlug sich in ausgezeichneten Abiturnoten nieder. Dafür überreichte ihnen der OB den
Robert-Mayer-Jugendpreis.
Urkunde. Münze. Ein Buch mit einem Porträt von Robert Mayer, dem
Namensgeber des Preises. Und
noch ein Buch – von der Heilbronner Wissenspause, die im vergangenen Jahr dem bedeutenden Physiker und Arzt gewidmet war. Außerdem für jeden einen Briefumschlag
mit 150 Euro. Reich beschenkt verließen die sieben Preisträger am
Donnerstagabend das Rathaus.
„Die Karriere ist praktisch sicher“, versicherte Harry Mergel
den erfolgreichen Abiturienten für
HEILBRONN
ihren weiteren Lebensweg. Wer sich
den
Naturwissenschaften
verschreibe und dabei beste Noten abliefere, dem stehe die Zukunft offen.
681 junge Leute haben dieses Jahr in
Heilbronn an den allgemeinbildenden und beruflichen Gymnasien die
Hochschulreife erlangt. Acht Robert-Mayer-Preise hatte das Stadtoberhaupt zu vergeben, einen mehr
als in den Vorjahren. Die Johann-Ja-
kob-Widmann-Schule verabschiedete ihren ersten Abijahrgang.
Preisträger (Auf dem Foto von links
nach rechts) Florian Erdösi (18, Justinus-Kerner-Gymnasium
Heilbronn) hat gerade einen Ferienjob
mit Büroarbeit. Der Fleiner hat sich
in Karlsruhe für ein Studium beworben. Elektrotechnik und Informationstechnik soll es sein. Er baut ganz
auf Karlsruhe und hofft, dass es
klappt: „Ich habe viel Gutes gehört.“
Jana-Sophie Engelmann (19,
Theodor-Heuss-Gymnasium) aus
Untergruppenbach zieht es zu Work
and Travel nach Kanada. Weil das
teuer wird, jobbt sie gerade an einem Obststand. Ab Herbst 2016 will
sie studieren. Technische Kybernetik oder Mathematik stehen auf ihrem Wunschzettel.
Extra-Preise
Der Oberbürgermeister und die Preisträger. Auf dem Bild fehlt Alena Haag von der
Gustav-von-Schmoller-Schule.
Foto: Dennis Mugler
Die Preise für die Besten gibt es bei
Abifeier oder Abiball. Zu zwei Preisverleihungen werden Abiturienten
nach Heilbronn eingeladen. Der
Historische Verein Heilbronn bittet
ins Schießhaus und ehrt die ausgezeichneten Historiker unter den
Abiturienten mit dem Moriz-vonRauch-Preis. Es werden Abiturienten aus Stadt und Landkreis Heilbronn bedacht. Der Robert-Mayer-Preis von der Stadt Heilbronn
für gute Leistungen in Naturwissenschaften geht ausschließlich an
Heilbronner Abiturienten. ger
Lara Blaschke (18, Elly-HeussKnapp-Gymnasium) ist aus Schwaigern und hat sich für Chemie in
Mainz beworben. „Das klappt“, ist
sie sich sicher. Chemie ist kein so
begehrtes Studienfach.
Tizian Beikert (18, Robert-MayerGymnasium) will Arzt werden und
am liebsten gleich ab Oktober studieren. Deshalb hat der Heilbronner
vier Bewerbungen losgelassen.
Deborah Wöhr (19, TG WilhelmMaybach-Schule) jobbt gerade. Im
August geht sie für ein soziales Jahr
in eine Grundschule nach Namibia.
Sie kann sich vorstellen, Lehrerin zu
werden. Oder sie studiert „etwas
Richtung Biologie“.
Matthias Staiger (TG Johann-Jakob-Widmann-Schule) wusste nach
einem Praktikum schon im letzten
September, dass es für ihn bei Bosch
in Abstatt weitergeht. Er lernt Mechatroniker und schließt ein kooperatives Studium in Automotive Systems Engineering an der Hochschule Heilbronn an. Der Think-Ing-Tag
hat ihn auf die Idee gebracht. Heike
Düsseldorf (18, Mönchsee-Gymnasium) orientiert sich noch.