Vorwort Inhalt - Hase und Igel Verlag

Inhalt
Vorwort
Vorwort
Lust auf Theater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aufbau des Materials . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inhalte der Theaterstücke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
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Einstimmen, aufwärmen, improvisieren
Warm-up-Spiele für den Probenanfang . . . . . . . . . . Raumläufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Körperliche Ausdrucksmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paarübungen und gruppendynamische Spiele . . . . . Stimmübungen und freies Sprechen . . . . . . . . . . . . Pantomime, Improvisation und Gromolo-Spiele . . . Ausklang der Theaterprobe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dokumentation des Probenprozesses . . . . . . . . . . . . Einstiegsstück: Gretel und Hänsel . . . . . . . . . . . . . . 6
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3. Stück: Wilma
Bühnenbild, Kostümvorschläge, Requisiten,
Ideen für den Unterricht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
Rollentext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
4. Stück: Das Fest der Vampire
Bühnenbild, Kostümvorschläge, Requisiten,
Ideen für den Unterricht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
Rollentext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
Lied: Das Fest der Vampire . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
5. Stück: Im Land des Farbenkönigs
Bühnenbild, Kostümvorschläge, Requisiten,
Ideen für den Unterricht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
Rollentext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
Unser eigenes Theaterstück
Die Rahmenbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
Die verschiedenen Arbeitsphasen . . . . . . . . . . . . . . 100
Die Theaterstücke
1. Stück: Hexenquatsch und Elfenstaub
Bühnenbild, Kostümvorschläge, Requisiten,
Ideen für den Unterricht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Rollentext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
2. Stück: Die Flaschenpost
Bühnenbild, Kostümvorschläge, Requisiten,
Ideen für den Unterricht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
Rollentext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
© 2015 Hase und Igel Verlag, Garching b. München
www.hase-und-igel.de
Lektorat: Renate Krapf (Weinheim), Patrik Eis, Birgit Fürst
Satz: Claudia Trinks
Illustrationen: Sabine Scholbeck
ISBN 978-3-86760-952-4
Lust auf Theater
Im alltäglichen Umgang miteinander spielen Kinder Theater, schlüpfen in Rollen und nehmen die Identität anderer
Figuren an, ob mit oder ohne Verkleidung. Mit kreativer
Energie tauchen sie in Fantasiewelten ein, verarbeiten
Erfahrungen und entdecken unbewusst vielfältige Facetten ihrer Persönlichkeit und der ihres Gegenübers. Im
angeleiteten Theaterspiel gilt es, die unendlichen Möglichkeiten des Rollenspiels zu nutzen und die Kinder in
ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen.
Theaterspielen macht Kindern nicht nur Spaß, sondern
ermöglicht ihnen, immer neue Erfahrungen mit sich selbst
zu sammeln und individuelle Ausdrucksformen zu finden.
Schon kleine Szenen und Spielimpulse erlauben es, sich
mit Fantasie und Sensibilität in Rollen einzufühlen und
sich mit anderen in der Gruppe auszuprobieren.
Neben der Erfahrung, den eigenen Körper, die eigene
Stimme, sich selbst und die Umgebung bewusst wahrzunehmen, stärkt das Theaterspielen das Selbstbewusstsein
und fördert gleichzeitig Teamfähigkeit und Sozialkompetenz. Bei der gemeinsamen Arbeit an einem Theaterstück,
das auf das Ziel einer Präsentation hinausläuft, erfahren
die Kinder die Relevanz, miteinander zu agieren, sich zu
respektieren und Teil einer Gemeinschaft zu sein.
Aufbau des Materials
Im ersten Kapitel dieses Buches finden Sie eine Auswahl
von Aufwärmübungen, die die Kinder darin schulen, sich,
andere und ihre Umgebung bewusst wahrzunehmen. Spielerisch entdecken sie den Umgang mit der eigenen Stimme,
mit ihrem Körper und mit dem Gegenüber. Dynamische
Gruppenspiele, Pantomimisches und erste Dialogformen
ergänzen die Übungen, die sich in jeder Theaterprobe für
das Ankommen in der Situation und für die Entwicklung
eines positiven Gruppengefühls anbieten.
Mit Übungen zur Improvisation erarbeiten sich die Kinder spielerisch Techniken, die sie befähigen, zunehmend
ihre Ausdrucksmöglichkeiten kreativ zu erweitern und
durch Mimik, Gestik und Sprache unterschiedliche Empfindungen zu gestalten und mitzuteilen.
Den Abschluss des ersten Kapitels bildet das kurze
Theaterstück „Gretel und Hänsel“. Im Gegensatz zum
improvisierten Theaterspiel, das ohne Textvorgaben auskommt, bietet das Stück den Spielenden durch seine
besondere Aufführungsform eine Vorlage, mit der das
Sprechen und Sich-Präsentieren auf der Bühne geübt werden kann. Es ist deshalb als Vorstufe für das Erarbeiten
von umfangreicheren Theaterstücken sehr geeignet.
Das zweite Kapitel hält fünf Theaterstücke zu unterschiedlichen schülerrelevanten Themen für die Jahrgänge
1 bis 4 bereit. Jedes Stück wird mit einer Auflistung der
Rollen, Informationen zum Bühnenbild, zu Requisiten
und zu weiterführenden Unterrichtsideen eingeleitet. Der
übersichtlich strukturierte Rollentext lässt sich unverändert an die Schüler verteilen.
Das letzte Kapitel enthält eine Anleitung, mit deren Hilfe Sie mit einer Theatergruppe ein eigenes Stück entwerfen können. Hier werden die Schüler von Anfang an in
den Schaffensprozess miteinbezogen und können sich
vielfältig einbringen. Anhand eines konkreten Beispiels
erhalten Sie wertvolle Anregungen zur Vorgehensweise,
die Sie beliebig auf andere Themen übertragen können.
Inhalte der Theaterstücke
Einstiegsstück: Gretel und Hänsel
(10 Minuten, ca. 9 – 13 Schauspieler)
Die Eltern von Gretel und Hänsel können ihre Kinder
nicht mehr versorgen, darum bringt der Vater sie in den
Wald. Hänsel weiß sich zu helfen, streut helle Kieselsteine auf den Weg und die Ausgesetzten finden bei Vollmond wieder den Weg nach Hause. Als der Vater sie am
nächsten Tag wieder in den Wald bringt, streut Hänsel
Brotkrümel. Doch die Vögel fressen die Krümel auf und
die Kinder verirren sich. Auch Rotkäppchen mit dem
blauen Käppchen hat sich verirrt und merkt bald, dass es
im falschen Märchen ist. Im Wald entdecken Gretel und
Hänsel erwartungsgemäß das leckere Häuschen der bösen
Hexe. Die Hexe nimmt Hänsel gefangen und will ihn
mästen, um ihn später zu fressen – sehr grausam, wie Märchen manchmal sind. Das weiß auch das Rotkäppchen zu
berichten, das sich noch einmal in die Geschichte einmischt. Doch Gretel rettet ihren Bruder und schiebt die
böse Hexe in den Ofen. Zum Schluss finden die Kinder
eine Kiste mit goldenen Talern und alles wird gut – außer
für die Hexe.
Hexenquatsch und Elfenstaub
(40 Minuten, ca. 12 – 30 Schauspieler)
Im Wald wohnt eine Gruppe von Hexen mit ihrer Hexenmeisterin. Sie lieben die Ruhe, ihre faulen Zähne und ihr
Hexengesöff. Letzteres hüten sie wie ihren Augapfel, weil
es ihnen magische Kräfte verleiht. Die Ruhe im Wald
wird von einer Gruppe Elfen und Kobolde gestört. Wäh-
Materialien für den Unterricht: Andrea Winkler, Theater spielen in der Grundschule © Hase und Igel Verlag, Garching b. München
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rend die Hexen schlafen, treiben sie Schabernack im
Lager der Hexen, entdecken das magische Gesöff und
wollen es stehlen. Doch die Hexen werden wach, umzingeln die Eindringlinge und nehmen sie gefangen. Nur die
Elfenkönigin Rosaria kann entkommen. Die Hexen ma­­
chen sich nun einen Spaß daraus, den Fremden etwas von
ihrem Gesöff zu geben und sie damit zu verzaubern. Doch
auch die Elfenkönigin besitzt etwas, das ihr magische
Kräfte verleiht: Elfenstaub. Hiermit befreit sie ihre Freun­
­de. Und dann passiert das Unglaubliche: Elfenkönigin Ro­­
saria streut ihren Elfenstaub in den Hexenkessel. Dadurch
vermischen sich Hexengesöff und Elfenstaub. Hexen,
Hexenmeisterin, Elfen und Kobolde trinken davon. Auf
wundersame Weise entdecken die ehemaligen Gegner
ihre Gemeinsamkeiten, werden zu Elfexen und feiern das
Elfexenfest.
In drei Zwischendialogen kommentieren die Hexe Kres­
­s­­­el und die Elfe Melissa außerhalb der Bühne das fantastische Geschehen, reflektieren Gegensätze und Gemeinsamkeiten und zeigen beispielhaft Toleranz und Respekt.
Die Flaschenpost
(20 Minuten, ca. 9 – 20 Schauspieler)
In der Tiefe des Ozeans leben drei Regenbogenfische. Sie
finden eine Flaschenpost, doch leider haben sie nie lesen
gelernt und können deshalb die geheimnisvolle Botschaft
nicht entziffern. Auf der Suche nach jemandem, der ihnen
helfen kann, treffen sie den Clownfisch, den Seestern, den
Doktorfisch und den Schaukelfisch. Doch keiner dieser
Meeresbewohner kann ihnen helfen. Jeder hat eine Ausrede, warum auch er das Lesen nie gelernt hat. Plötzlich
taucht ein Hai auf. Er liest die Nachricht und verschwindet
blitzartig, ohne deren Inhalt den Regenbogenfischen zu
verraten. Schließlich treffen die Regenbogenfische auf
einen Kraken. Er liest ihnen die Nachricht von einem
wundersamen Leckereien-Strauch vor. Enttäuscht erkennen die Fische, dass der Hai ihnen zuvorgekommen ist.
Nun wollen sie auch lesen lernen, damit ihnen so etwas
nie wieder passiert. Der Krake erweist sich dabei als kompetenter Schulmeister.
Wilma
Schülern eine neue Mitschülerin vor. Die schüchterne
Wilma, die auf alle Fragen nur mit Kopfschütteln antwortet, wird bald von den anderen ausgegrenzt. Als ihre Mitschüler ihr einen Streich spielen und das geliebte Kuscheltier klauen, läuft Wilma davon. Ihre Mitschüler erkennen,
wie gemein sie zu Wilma waren. Mit ihrer Lehrerin
machen sie sich auf die Suche. Endlich wird Wilma gefunden. Sie hatte bitterlich geweint und war vor Erschöpfung
eingeschlafen. Mit großer Erleichterung nehmen die Kinder Wilma in ihre Klassengemeinschaft auf.
Das Fest der Vampire
(30 Minuten, ca. 12 – 25 Schauspieler)
Auf Schloss Großgruselmeile leben Graf Dracolano und
seine beiden Schwestern Draga und Dragena. Um der
Langeweile zu entgehen, bereiten sie ein Fest vor, zu dem
alle noch lebenden Vampire eingeladen werden. Auch der
Vampir Vampello bekommt eine Einladung und möchte
zu dem Fest. Obwohl er als Vampir die Nähe zu Menschen meiden sollte, hat er zu Janda, einem Menschenkind, Freundschaft geschlossen. Janda ist neugierig und
möchte unbedingt mit auf das Fest. Vampello rät ihr dringend davon ab, da dies sehr gefährlich werden könne.
Aber Janda kann ihren Freund überzeugen, lernt von ihm,
das Vampir-Menuett zu tanzen, und verkleidet sich als
Vampirin.
Auf Schloss Großgruselmeile treffen die ersten Gäste
und auch Vampello und Janda ein. Nach einer vampirischen Begrüßung tanzen alle das Vampir-Menuett. Graf
Dracolano jedoch riecht ein Menschenkind. Um es zu entlarven, fordert er, dass jeder Vampir von seinem gruseligsten Erlebnis erzählen soll. Da Vampire den Grusel­
im Blut haben, wird derjenige, der die langweiligste
Geschichte erzählt, das Menschenkind sein. Doch Jandas
Geschichte ist besonders spannend, die Geschichte des
Vampirs Vampino hingegen sehr langweilig. In ihm meint
der Graf ein Menschenkind zu erkennen, und will ihn
bestrafen. Das kann Janda auf keinen Fall zulassen. Sie
gibt sich zu erkennen. Vampello erzählt von seiner
Freundschaft zu Janda. Die anderen Vampire erkennen
durch die Freundschaft der beiden, dass ihre Vorurteile
gegenüber Menschen unbegründet sind und das Zusammenleben mit ihnen eine Bereicherung ist.
Im Land des Farbenkönigs
(20 Minuten, ca. 12 – 30 Schauspieler)
Im Land des Farbenkönigs Fabrizius herrschen strenge
Regeln. Der König lässt seine Untertanen hart arbeiten,
sie müssen gehorchen und er gesteht ihnen keine Rechte
zu. Auch Farben beansprucht der König nur für sich. Seine Untertanen dürfen nur weiße Kleidung besitzen. Sie
gehorchen Tag für Tag, bis plötzlich beim allabendlichen
Appell einer aufbegehrt: Leopold. Er fordert einen freien
Tag zum Ausruhen von der schweren Arbeit. Der König
lässt ihn einsperren. Während er abgeführt wird, ermuntert Leopold seine Landsleute noch, sich zu wehren. Am
folgenden Tag widersetzt sich auch Rafika dem König:
Sie trägt eine farbige Schürze und weigert sich, diese
abzulegen. Auch sie wird abgeführt. Am dritten Tag stellt
sich das gesamte Volk dem König entgegen. Die Untertanen weigern sich, für den König zu marschieren. Der
König lässt auch sie einsperren. Dass ein Land ohne sein
Volk nichts ausrichten kann, merkt der König bald. Nach
Wochen der Einsamkeit hat er selbst an seinen Farben keine Freude mehr. Er lässt seine Landsleute frei und gibt
ihren Forderungen nach – ein Grund zu feiern!
Ich wünsche Ihnen viel Freude und Erfolg bei der Probenarbeit und der Aufführung eines meiner Theaterstücke
oder bei der Erarbeitung eines eigenen Stücks. Und denken Sie daran: Es gibt keine Theaterproduktion, die reibungslos und ohne Hindernisse verläuft. Stellen Sie für
sich und die Kinder immer wieder den Spaß am Spiel in
den Vordergrund und freuen Sie sich mit Ihren Schülerin­
­nen und Schülern über das sicher einzigartige Ergebnis!
Andrea Winkler
(25 Minuten, ca. 9 – 30 Schauspieler)
Im Land der Strusel-Fusel gibt es eine Schule. Hier üben
die Schüler lustige Rechenaufgaben, sprechen das Wirrwarr-Alphabet und lernen, wie man Kaugummi kaut.
Eines Tages stellt die Lehrerin, Frau Huselmus, ihren
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Materialien für den Unterricht: Barbara Peters, Theater spielen in der Weihnachtszeit © Hase und Igel Verlag, Garching b. München
Materialien für den Unterricht: Andrea Winkler, Theater spielen in der Grundschule © Hase und Igel Verlag, Garching b. München
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Einstimmen, aufwärmen, improvisieren
Wecken Sie mit abwechslungsreichen Aufwärmübungen
die Spiellust der Kinder und schaffen Sie bei den Theaterproben ein Klima der Offenheit. Hierzu gehört auch ein
respektvoller Umgang miteinander bei der Bewertung von
Auftritten, ob nun bei der Probe zu einem Stück oder
bereits bei den Warm-up-Spielen. Denn auch einige der
nachfolgenden Übungen münden in eine kleine Präsentation. Besprechen Sie deshalb im Vorfeld einige Regeln,
die die Zuschauer, aber auch die Schauspieler einhalten
sollen:
• Bevor eine Szene beginnt, werden das Publikum und
die Präsentierenden gefragt, ob sie bereit sind. Dann
wird ein Zeichen für den Beginn der Szene vereinbart,
etwa: „1, 2, 3 … und bitte!“
• Es ist wichtig, dass das Publikum aufmerksam zuschaut,
um hinterher die Szene reflektieren zu können. Egal,
was auf der Bühne gezeigt wird: Jeder hat sich Mühe
gegeben und ein Recht auf Ruhe im Zuschauerraum.
• Die Schauspieler bleiben auf der Bühne, nehmen den
Applaus mit einer Verbeugung in Empfang und warten,
bis das Publikum sich geäußert hat. Dabei gibt es kein
Richtig oder Falsch:
• Wenn eine Szene reflektiert wird, nennt das Publikum
zuerst nur Positives.
– Wenn es negative Kritik gibt, wird sie so formuliert,
dass die Schauspieler daraus etwas lernen.
– Die Zuschauenden können Tipps geben, damit die
Spieler wissen, was sie beim nächsten Mal besser
machen können.
– Die Szene kann ggf. noch einmal gespielt werden.
Warm-up-Spiele für den Probenanfang
Warm-ups zu Beginn jeder Theaterprobe erleichtern das
Ankommen in der Situation, die Begegnung und das sich
Kennenlernen in der Gruppe. Bevor es an das Proben
eines konkreten Theaterstücks geht, beginnen Sie mit
einigen Übungen zum An- und Entspannen sowie zur Förderung der Wahrnehmung und der Konzentration. Hier
bietet sich, neben meditativen Einzelübungen, vor allem
die Sozialform „Kreis“ an. Die Bedeutung des Kreises in
der Theaterarbeit ist vielfältig: Alle sehen einander, alle
stehen oder sitzen gleichberechtigt nebeneinander und alle
sind beteiligt. Im Kreis lassen sich unterschiedliche Spielformen und Aktivitäten einüben: das Imitieren dessen,
was der Spielleiter oder andere Gruppenmitglieder vormachen, das Agieren auf einen Impuls des Spielleiters oder
des Nachbarn hin und das kollektive Agieren als Gruppe.
6
Entspannen und ankommen
Sozialform: Gruppenübung
Dauer:
5 – 10 Minuten
Ziel:Körperwahrnehmung und Entspannung
fördern
Material: CD, Abspielgerät
Alle Kinder liegen bewegungslos mit dem Rücken auf
dem Boden und haben die Augen geschlossen. Es läuft
ruhige Musik und der Spielleiter gibt die Anweisung, dass
jedes Kind seine Zeigefinger bewegen soll. Allmählich
werden immer mehr Körperteile wach und bewegen sich.
Zunächst die restlichen Finger, dann die Handgelenke, die
Unterarme und schließlich der ganze Arm. Nun fordert
der Spielleiter die Kinder auf, sich aufzusetzen und nacheinander zuerst den Kopf und anschließend den Oberkörper zu bewegen. Danach stellen sich alle hin und bewegen
zuerst die Hüfte, dann die Beine. Zum Schluss sind die
Füße an der Reihe, jedoch ohne sie von der Stelle zu
bewegen.
Haben die Kinder etwa eine Minute lang alles bewegt,
schlafen die einzelnen Körperteile nach und nach im Stehen wieder ein. Erst die Füße, dann die Beine, die Hüfte,
der Oberkörper, der Kopf, die Oberarme, die Unterarme,
die Handgelenke und alle Finger bis auf die Zeigefinger.
Zum Schluss bleiben auch die Zeigefinger unbewegt. Die
Kinder bleiben noch einen Moment lang ruhig stehen,
dann öffnen sie die Augen.
Abklopfen
Sozialform: Einzel- oder Gruppenübung
Dauer:
5 – 10 Minuten
Ziel:
Körperwahrnehmung und Entspannung
fördern
Alle Teilnehmer stehen im Kreis. Der Spielleiter erklärt
die nächsten Schritte und macht die Bewegungen vor:
Zuerst klopft jedes Kind mit der rechten Hand auf seinen
linken Arm, von der Schulter abwärts zu den Händen. Die
Finger können dabei ausgestrichen werden. Dann klopfen
alle wieder hoch zur Schulter. Von dort geht es über die
Brust zur rechten Schulter und mit der linken Hand weiter
den rechten Arm hinab usw. Anschließend werden mit
beiden Händen der Bauch, die Hüften und ein Bein nach
dem anderen von oben nach unten abgeklopft. Die Füße
werden massiert. Jetzt klopfen alle noch einmal den gan­­
zen Körper von unten nach oben ab, bis jeder wieder gerade steht. Dann wird der Kopf massiert, wobei die Kinder
Materialien für den Unterricht: Andrea Winkler, Theater spielen in der Grundschule © Hase und Igel Verlag, Garching b. München
auch leicht mit den Fingerspitzen auf den Kopf trommeln
können. Schließlich werden die Ohren geknetet und das
Gesicht massiert, wobei auch laut gegähnt werden darf.
Variante: Die Spielenden klopfen sich gegenseitig ab. Hier­
­für bilden sie einen weiten Stehkreis und alle drehen sich
nach links. Nun klopft jedes Kind seinen Vordermann ab.
Duschen
Sozialform: Einzelübung
Dauer:
5 – 10 Minuten
Ziel:
Körperwahrnehmung, Entspannung
und Vorstellungsvermögen fördern
Alle Kinder stehen im Kreis. Der Spielleiter trägt den Text
vor und zeigt dabei, was die Gruppe pantomimisch
machen soll: „Wir nehmen den Duschkopf, stellen das
Wasser an und duschen unseren Körper ab. Dabei ahmen
wir mit den Fingerspitzen die Duschstrahlen nach. Wir
duschen zuerst die Arme ab, dann den Bauch, die Beine,
die Füße, den Kopf. Wenn wir damit fertig sind, hängen
wir den Duschkopf wieder auf, drehen den Wasserhahn
ab, nehmen das Duschgel und schütten uns etwas davon
auf die Hand. Wir reiben die Hände kräftig aneinander
und seifen dann den ganzen Körper damit ein. Anschließend nehmen wir etwas Shampoo und massieren es gründlich in die Haare. Jetzt nehmen wir wieder den Duschkopf,
stellen das Wasser an und duschen alles ab. Zum Schluss
greift jeder hinter sich, nimmt ein Handtuch und trocknet
sich damit ab. Auch hierbei ist der ganze Körper in Bewegung.“
Gruppe durchmischen
Sozialform: Gruppenübung
Dauer:
4 Minuten
Ziel:Platzkonstellationen spielerisch auflösen,
Reaktionsvermögen schärfen
Alle Kinder sitzen im Kreis. Nun sagt der Spielleiter an,
welche Personen miteinander die Plätze tauschen. Dies
können z. B. alle sein, die blonde Haare haben. Mehrere
schnelle Runden werden gespielt, in denen die Spielleitung unterschiedliche Vorgaben macht: alle, die eine
Jeans, etwas Blaues, eine Brille tragen, alle, die gefrühstückt haben usw.
Blickrunde
Sozialform: Gruppenübung
Dauer:
5 Minuten
Ziel:
Wahrnehmungsfähigkeit fördern
Alle sitzen im Kreis. Der Spielleiter beginnt, dem Nachbarn in die Augen zu gucken und dabei herauszufinden,
wie es ihm geht. Dabei wird nicht gesprochen. Dann wird
der Blick vom Nachbarn zur nächsten Person weitergegeben, bis er wieder beim Spielleiter angekommen ist.
Blicktausch
Sozialform: Gruppenübung
Dauer:
5 Minuten
Ziel:Wahrnehmungs- und Beobachtungs­
fähigkeit sowie Schnelligkeit fördern
Schüttelkreis
Sozialform: Gruppenübung
Dauer:
3 Minuten
Ziel:Schnelligkeit und Konzentration fördern,
Müdigkeit und Alltagssorgen abschütteln
Alle Kinder stehen im Kreis. Nacheinander werden erst
der rechte, dann der linke Arm, das rechte Bein, das linke
Bein und der Po achtmal ausgeschüttelt, dann jeweils siebenmal, sechsmal usw., bis alle bei null angekommen
sind.
Alle sitzen im Kreis auf Stühlen. Eine Person steht in der
Mitte, denn es gibt einen Stuhl zu wenig. Durch Blickwechsel kündigen zwei Sitzende einen Platzwechsel an,
möglichst so, dass das Kind in der Mitte es nicht merkt. Ist
es jedoch schneller und erreicht eher einen freien Stuhl als
die Tauschenden, geht das Kind in die Mitte, das den Platz
nicht bekommen hat.
Materialien für den Unterricht: Andrea Winkler, Theater spielen in der Grundschule © Hase und Igel Verlag, Garching b. München
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3. Szene
Janda
( staunt) Ein Grundschulkind im Alter von 145 Jahren? Bei euch Vampiren ist
einiges anders als bei uns. Ich finde das sehr spannend. Gerne würde ich mehr
über euch Vampire erfahren. Zum Beispiel, wie ihr euch begrüßt.
Vampello
as kann ich dir zeigen: Zuerst reiben Vampire dreimal die Nasen aneinander.
D
(reibt mit Janda dreimal die Nasen aneinander) Dann erstarren wir kurz. (verfällt in eine Pose mit ausgestreckten Armen, die Finger sind gespreizt,
das Gesicht gruselig verzerrt)
Janda kommt von rechts, Vampello kommt von links vor dem Vorhang auf die Bühne. Vampello wedelt
mit einem Brief.
Vampello
Ich habe eine Einladung bekommen.
Janda
Zum Kindergeburtstag?
Vampello
ein. Zum Vampirtreffen auf Schloss Großgruselmeile. Beim Grafen
N
­Dracolano und seinen Schwestern Dragena und Draga.
Janda
Vampello
Janda macht es ihm nach. Dann lösen sich beide wieder aus ihrer Erstarrung.
Vampello
So begrüßen wir uns.
Janda
(bettelt) Du musst mich mitnehmen auf das Fest. Bitte. Bitte.
Vampello
as ist zu gefährlich. Der Graf kann Menschen riechen. Wenn er dich erwischt,
D
geht es uns beiden schlecht.
Janda
( flehend) Bitte, Vampello. Ich kann doch schon das Vampir-Menuett tanzen. Du hast es mir beigebracht. Und ich werde mich verkleiden. Der Graf wird
mich nicht erkennen.
Vampello
(schaut sich Janda von allen Seiten an, zupft an ihren Haaren, begutachtet ihre
Zähne; schließlich resigniert) Wieso schaffst du es immer wieder, dich durchzusetzen? Na gut. Ich nehme dich mit zum Schloss. Aber zuerst müssen wir
dich verkleiden.
Ein Vampirtreffen? Wie aufregend! Da will ich mit!
Das kommt gar nicht infrage.
Janda
Darfst du niemanden mitbringen?
Vampello
och, schon. Aber nur einen Vampir. Menschen sind nicht erlaubt. Das wäre
D
viel zu gefährlich für dich. Ich hab gehört, dass der Graf die Menschen hasst. Sie kommen direkt in seine Folterkammer. Und da wird kein Tee getrunken,
sondern gefoltert. Man wird gekitzelt.
Janda
Das ist doch lustig.
Vampello
m Anfang ja. Aber wenn du zehn Jahre gekitzelt wirst, willst du lieber tot
A
sein. Glaub mir.
Beide gehen rechts ab.
70
Janda
Von wem hast du das gehört?
Vampello
Das hat mir Vampino erzählt.
Janda
Vampino?
Vampello
ampino ist ein Freund aus dem letzten Jahrhundert. Da gab es dich noch
V
nicht. Vampino und ich sind zusammen groß geworden.
Janda
Na, so groß bist du nicht. Höchstens alt.
Vampello
I ch bin 145 Jahre alt. Das ist für einen Vampir noch sehr jung. Eigentlich ein
Grundschulkind.
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4. Szene
Vorhang auf. Die Bühne ist etwas abgedunkelt und nur von einigen geheimnisvollen Lichtquellen
­erhellt. Der Schlosssaal ist festlich geschmückt. Blitze sind zu sehen, Donnergrollen ist zu hören, der
Wind heult. Draga hängt einige schwarze und rote Tücher auf. Dragena rührt im Kessel und schmeckt
die Vampirsuppe ab.
Dragena
Draga
Alle
( erheben ihre Becher) Auf das Fest. Das gruseligste, das grauseligste, das
schaurigste!
Vampir 1
( steht auf) Graf Dracolano, wir danken für deine Einladung. Man hat so selten
die Gelegenheit, mit seinesgleichen zusammen zu sein. (setzt sich)
Vampir 2
( steht auf) Das Leben auf der Erde hat sich sehr verändert für Vampire. (angeekelt) Ständig läuft man Menschen über den Weg. (setzt sich)
Alle
(angeekelt) Uhhh! Iiiih! Igittigitt!
Vampir 3
( steht auf) Ich gehe am Tage gar nicht mehr aus dem Haus. Nur nachts. Dann
schlafen die Menschen. Dann brauche ich sie nicht zu sehen. (setzt sich)
Vampir 4
( steht auf) Erheben wir noch mal unsere Becher auf das Fest. Das gruseligste,
das grauseligste, das schaurigste!
mmm, köstlich. Meine Suppe ist fertig. Die Gäste können kommen. (füllt die
H
Suppe in zwei große Krüge ab und stellt sie neben den Kessel)
as Schloss ist geschmückt. So gruselig sah es schon seit 200 Jahren nicht
D
mehr aus.
Dragena geht an den vorderen Bühnenrand, schaut in den Zuschauerraum.
Draga
Siehst du sie schon?
Dragena
Ich sehe viele seltsame Gestalten. Aber keine Vampire.
Alle
( erheben ihre Becher) Auf das Fest. Das gruseligste, das grauseligste, das
schaurigste!
Graf
( betritt die Bühne) Eine herrliche Nacht für ein Fest. Draußen regnet es. Der Wind heult. Es blitzt und donnert.
Graf
Lasst uns tanzen.
Das „Menuetto: Allegro“ erklingt. Die Vampire und Janda tanzen das Vampir-Menuett.
Es blitzt und donnert.
Graf
leich werden sie kommen. Alle haben zugesagt. Einige von ihnen habe ich
G
noch nie gesehen.
Graf
(wird plötzlich unruhig) Riecht ihr das?
Vampir 1
Was sollen wir riechen?
Graf
( schnuppert in die Luft) Ich rieche einen Menschen! Ich rieche ihn, obwohl ich
ein wenig Schnupfen habe. Er muss ganz in der Nähe sein.
Alle
( entsetzt und aufgeregt) Ein Mensch? Hier bei uns auf dem Fest? (schauen sich
gegenseitig misstrauisch an)
Graf
( geht um den Tisch, schnuppert hier und da, kommt an den vorderen Bühnenrand) Ich werde herausbekommen, wer sich hier eingeschlichen hat.
Ein Gong ertönt dreimal.
Draga
(aufgeregt) Das sind sie!
Graf
Holt sie herein. Das Fest beginnt.
Die Vampire betreten zum Klang des „Menuetto: Allegro“ die Bühne. Sie begrüßen sich nach Vampirmanier, einige gehen an den Kessel und riechen an der Suppe. Als Letzte kommen Vampello und Janda
auf die Bühne, auch sie werden herzlich begrüßt. Vampello trifft auf seinen Freund Vampino und begrüßt ihn besonders herzlich.
Graf Dracolano bittet alle zu Tisch. Alle setzen sich. Dragena und Draga schenken den Gästen mit
den Krügen Vampirsuppe ein. Der Graf steht auf und erhebt seinen Becher. Die Musik wird allmählich
ausgeblendet. Der Gong ertönt.
Graf
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Blitze sind zu sehen, der Wind heult, Donner ist zu hören. Vorhang.
erzlich Willkommen auf Schloss Großgruselmeile. Auf das Fest. Das gruseH
ligste, das grauseligste, das schaurigste!
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