3D-Klang: Hören wie im Kino

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Unterhaltungselektronik
3D-Klang
Hören wie im Kino
Die dreidimensionale Bildwiedergabe ist erst wirklich überzeugend,
wenn auch der Audioteil eine räumliche Wiedergabe erlaubt.
Neue Audiosysteme erschließen die vertikale Ortung.
W
aren vor nicht allzu langer Zeit
noch Surroundsysteme das Non
plus Ultra für die Filmtonwiedergabe, so fordert das dreidimensional gewordene Fernseherlebnis im Heimkino den
Schritt nach oben, an die Zimmerdecke, aus
deren Richtung nun auch Audiosignale abgestrahlt werden sollen. Das gibt es im Kino
schon lange, mit Dolby Atmos und auch mit
den konkurrierenden Systemen DTS:X und
Auro 3D zieht diese Technik jetzt langsam,
aber stetig in viele Wohnzimmer ein.
Der Filmton ist kaum noch kanalbasiert, sondern meist objektbezogen. Damit erschließt
sich dem Liebhaber aktionsreicher Filme eine neue akustische Realität, die der Händler
zusammen mit dem TV-Gerät präsentieren
und erklären sollte.
Dolby Atmos
Im Jahre 2012 stellten die Dolby Labs die
Surroundtechnik Atmos vor, erster Film mit
ihr war „Merida – Legende der Highlands“.
Dieses Tonformat ermöglicht prinzipiell, unendlich viele Tonspuren zu nutzen, begonnen
wurde mit 128 Spuren, die 64 Lautsprechersignale erzeugten. Vorteilhaft für das Heimkino ist, dass Atmos abwärtskompatibel zu
herkömmlichen 5.1- und 7.1-Surroundsystemen ist. Hier werden oft über mehrere Lautsprecher gleiche Signale abgestrahlt, mit Atmos kann nun für jeden einzelnen LautspreTieftöner L
Surround L
cher ein gesondertes Signal generiert werden,
um die Räumlichkeit, z. B. in Action-Filmen,
auch akustisch zu gestalten.
Für die Wiedergabe im Heim sind vier höher
plazierte Lautsprecher sinnvoll: Vorn je einer für die linke und rechte Seite und hinten
desgleichen, im Kinosaal hängt die Anzahl
der Seiten- und Deckenlautsprecher von dessen Ausdehnung ab. Bei der Filmproduktion
wird der 3D-Ton bereits in einem virtuellen
Raum simuliert und entsprechend abgemischt, sodass jeder einzelne Lautsprecher
auch einzeln mit „seinem“ Signal angesteuert werden kann: Der Eisenbahnzug donnert
jetzt wirklich räumlich hörbar durch den Zuschauerraum. Der Realitätsnähe dient auch,
vordere Präsenz, L, R
L
R
Soundbar unterstützt 3D-Formate
Die Soundbar YSP-5600 von Yamaha ist
für die 3D-Formate Dolby Atmos und
DTS:X geeignet, wobei auch eine Wiedergabe von oben möglich ist. Von den 44
Lautsprechern des Arrays sind zwölf für
die Deckenkanäle zuständig. Unterstützt
wird das System von zwei Tieftönern,
ein kabelloser Tieftöner sorgt für Basseffekte. Dolby Atmos ist bereits zur Auslieferung der YSP-5600 verfügbar, die DTS:XKompatibilität lässt sich über ein Firmware-Update nachrüsten. Auch konventio​nell gemischte Filme profitieren von
der zusätzlichen Schallabstrahlung, ein
Signalprozessor erweitert das Klangbild
in die Höhe und erzeugt damit Raumklang. Ein mitgeliefertes Messmikrofon
dient der Einrichtung der Anlage hinsichtlich des Abstrahlverhaltens der
Lautsprecher und des Systemklangs. Die
Soundbar lässt sich mit Hilfe der Systemfernbedienung steuern, ebenso per
Smartphone und Tablet-PC. UVP 1999,00.
Tieftöner R
Surround
hinten, L, R
Surround R
hintere Präsenz L, R
Soundbar YSP-5600, Yamaha
Dreidimensionale Audiowiedergabe
rfe-Elektrohändler | 12 · 2015
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erfordert, die – innerhalb bestimmter Grenzen – nach Belieben in den Raum integriert
werden können. Eine Besonderheit ist die
Funktion „Dialog Control“, mit deren Hilfe
Sprecherstimmen aus der Mitte heraus zu
den Seiten verschoben werden können, was
der Verständlichkeit zugutekommt.
Dolby Atmos und Auro 3D: Marantz SR 7009
dass jedes Audiosignal punktgenau im Raum
positioniert werden kann.
Gegenüber herkömmlichen Surroundsystemen zeichnet sich Atmos durch eine höhere
Wiedergabequalität und durch eine verbesserte Auflösung aus. Damit kann verhindert
werden, dass in einer Filmszene Audiodetails von anderen Signalen überlagert werden, z. B. Dialoge von lauter (Szenen-) Umgebung. Das erfordert eine neue Behandlung
der Audiosignale. Notwendig ist ein Hintergrundsignal, dem nun Positionsdaten einzelner Schallereignisse zugemischt und mit Bewegungsinformationen gekoppelt werden.
Im Ergebnis sitzt der Zuschauer in der virtuellen Mitte, und das an jedem Ort im Zuschauerraum.
DTS:X
Auf Dolby Atmos antwortete die Konkurrenz DTS mit DTS:X, das ähnlich arbeitet
und ähnlich wirkungsvoll ist. Es kann einfach in den Wohnbereich integriert werden
und ist ebenfalls abwärtskompatibel zu herkömmlichen Surroundsystemen, ohne an eine bestimmte Anzahl von Lautsprechern gebunden zu sein. Für das Heimkino können
es 11.2 Kanäle mit max. 32 Lautsprechern
sein, empfohlen, aber nicht zwingend nötig
sind die Deckenlautsprecher. Bereits mit herkömmlichen 5.1-Systemen soll eine hörbare
Verbesserung der akustischen Filmgegenwart möglich sein. Weiterhin vorteilhaft ist
der Umstand, dass DTS:X keine fest vorgeschriebene Positionierung der Lautsprecher
Auro 3D
Während Dolby Atmos und DTS:X mit sog.
Soundobjekten arbeiten, bleibt die Firma
Auro Technologies mit Auro 3D, einem weiteren neuen 3D-Audiowiedergabeverfahren,
den Tonkanälen treu. Es erweitert konventionelle Surroundanlagen um eine höher gelegene Ebene und erzielt damit ebenfalls einen räumlichen Eindruck mit einer Höheninformation. Dabei wird eine komplette
zweite Surroundkonfiguration über der ersten installiert, ggf. ergänzt durch einen oberen Mittenlautsprecher. Einige Hersteller integrieren Auro 3D bereits in ihre AV-Steuergeräte, ein Durchbruch ist indessen noch
nicht zu erkennen.
3D-Heimkino zum Hören
Bei aktuellen Geräten sind meist Atmos und
DTS:X integriert, seltener auch Auro 3D.
Mit dieser Systemvielfalt ist der Filmfreund
bestens gerüstet, auch bei der Tonwiedergabe alle drei Dimensionen zu erleben.
❚❚ Denon
Die Verstärkereinheit des AVR-X6200W arbeitet mit Dolby Atmos. An den Receiver
können ein 5.1-Surround-Lautsprechersystem und vier zusätzliche Höhenlautsprecher
oder um 4° nach oben gerichtete Dolby-Atmos-Lautsprecher angeschlossen werden.
Ebenso wird DTS:X (per Firmware-Update
Anfang 2016) unterstützt. Als kostenpflichtiges Update wird ab Anfang 2016 auch Auro 3D für 10.1 Kanäle angeboten, wobei zu-
sätzlich zu den normalen Kanälen spezielle
Höhen- und Überkopfkanäle eingesetzt werden. UVP € 2299,00.
❚ ❚ Marantz
Der AV-Empfänger SR 7009 enthält neun
diskrete Verstärkerkanäle und unterstützt
maximal 11.2 Kanäle. Mit Dolby Atmos
sorgt er für einen dreidimensionalen Surroundton auch mit Hilfe von Höhen- oder
atmosfähigen Lautsprechern. Der SR 7009
kann ab Anfang Dezember per FirmwareUpgrade mit Auro 3D (€ 149,00) aufgerüstet
werden. UVP € 1599,00.
❚ ❚ Onkyo
Sowohl Dolby Atmos als auch DTS:X decodiert der 7.2-AV-Empfänger TX-NR747.
DTS:X lässt sich für jede Heimkino-Konfiguration bis 7.1.4 Kanäle skalieren. Besonders vorteilhaft ist hierbei die Flexibilität bei
der Einrichtung der Höhenkanäle, die Deckenlautsprecher, Vorn-Hinten-Höhenkanäle oder atmosfähige Lautsprechersysteme
sein können. UVP € 929,00.
❚ ❚ Yamaha
Der AV-Receiver RX-A3050 unterstützt neben Dolby Atmos auch DTS:X und bietet
9.2-Surroundton. Im Atmos-Betrieb können
die Endstufen mit 2 × 2 Deckenlautsprechern
oder mit rückwärtigen Surroundlautsprechern betrieben werden. UVP € 2299,00.
Zusammengefasst
Grundsätzlich werden mit allen drei Systemen vergleichbare Ergebnisse erzielt. Ihr Erfolg wird davon abhängen, welches die meisten Filmproduzenten zu überzeugen vermag.
Ob DTS:X den Vorsprung von Dolby Atmos
einholen kann, bleibt abzuwarten – die Gerätehersteller sind für das dreidimensionale
Hörerlebnis jedenfalls gerüstet.
Wolfgang E. Schlegel
7.2-AVEmpfänger
TX-NR747,
Onkyo
oberer
Mittenlautsprecher
obere Ebene
untere Ebene
46
Konfiguration
mit Auro 3D
AV-Empfänger RX-A3050 von Yamaha
rfe-Elektrohändler | 12 · 2015