Das Land der Brunnen

Die Rettung der Weltmeere
Einige Wochen vor Pfingsten wurde in Dresden
an der Elbe eine Flaschenpost angespült. Ein
gewisser Professor Flosse bat uns im Auftrag des
Königs Poseidon um unsere Hilfe. Er hatte einen
Plan zur Rettung der Weltmeere, den er aber
nicht allein ausführen konnte. Da wir in Dresden
aber noch nicht ganz so viele Pfadfinder sind,
haben wir diesen Hilferuf an unsere Freunde in
ganz Sachsen weitergegeben - und sie sind alle
gekommen.
Natürlich wurden wir von Frau Professor Flosse
und Poseidon persönlich begrüßt und in Gastfamilien untergebracht. Da waren die Haie der
Familie Spitzzahn, die Muscheln der Familie
Schnapp, die Schildkröten der Familie Panzerrücken, die Seesterne der Familie Glitter, die
Kraken der Familie Langfinger und die Delfine
der Familie Tümmler. Jede Familie stellte sich am
Freitagabend selbst vor, und Professor Flosse
erklärte uns seinen Plan: Sie hatte eine Maschine
gebaut, mit deren Hilfe Industriefischer,
Walfänger und andere nicht besonders nette
Leute von den Meeren ferngehalten werden und
die das Wasser wieder reinigt. Dazu benötigt die
Maschine aber sehr viel Energie, die man nur
aus den Energiekugeln der Wassertrolle gewinnen kann. Also war es unsere Aufgabe, diese
Wassertrolle zu suchen und ihnen die
Energiekugeln abzuschwatzen. Das war nicht einfach. Wir mussten unser Wissen unter Beweis stellen, um zu zeigen, dass es uns wirklich ernst ist;
wir mussten Poseidons Hofkomponisten bei seiner
neuesten Oper helfen. Einem Troll mussten wir
das Schwimmen beibringen. Einer hatte gerade
seine Speisekammer aufgeräumt und wollte von
uns wissen, was in seinen Flaschen ist - das war
echt eklig.
Aber wir haben alle Prüfungen bestanden und
genügend Energiekugeln erhalten. Poseidon und
Professor Flosse waren so dankbar, dass sie uns
zu einer Siegesfeier einluden und uns Abschiedsgeschenke überreichten. Alles in allem war es ein
zwar nasses (da sehr viel Regen), aber doch sehr
tolles Wochenende gewesen.
Frosch,
Susanne Deckenbach, Stamm Goldener Reiter
Land unter!
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In Logo 1/2005 wird um Beiträge zum Thema
"BdP-Gruppen un(d)(ter) Wasser?!" gebeten. Mir
ist dazu ein besonders feuchtes Erlebnis in Erinnerung. Das Ereignis liegt allerdings einige Jahre
zurück.
Meine Sippe Shawano im Stamm Seeadler fuhr
an einem Samstag im September mit den Fahrrädern südwärts immer am Weserdeich entlang
in die 22 km entfernte Kreisstadt Brake. Dort
brachte uns eine kleine Fähre über den Strom zur
Insel Harriersand. Wir 11 Mann bauten unsere
drei Zelte am Strand nur wenige Meter vom Ufer
entfernt auf. Ein Fehler, wie sich später zeigte.
Die böse Überraschung kam irgendwann in der
Nacht. Wir hatten dummerweise auf eine Nachtwache verzichtet und so bemerkten wir zu spät
die klassische Version von "Land unter!". Wir
lagen buchstäblich im Wasser.
Ein wildes Chaos begann. Jeder versuchte in
großer Eile im blassen Schein des Mondes seine
Klamotten zu retten. Dann wurden schnell die
Zelte abgebaut und im Gelände weiter oben neu
errichtet. An Schlaf war vorerst nicht zu denken.
Einige Sipplinge fanden es am nächsten Morgen
gar nicht witzig, in den Büschen der Umgebung
ihre Trinkbecher, Kochgeschirre und andere Utensilien zu suchen. Die klatschnassen Schlafsäcke,
Wolldecken und Kleidungstücke trockneten nur
notdürftig in der Morgensonne. Unser vorher doch
sehr stilgerechtes Pfadfinderlager sah wie ein
Zigeunercamp aus. Das Programm des Lagers
war im Eimer!
Wir Küstenbewohner sind natürlich mit den Gezeiten (Ebbe und Flut) vertraut. Die offene Nordsee ist schließlich nur etwa acht Kilometer von
unserer Heimatstadt entfernt. Außerdem sind täglich in der Lokalzeitung die Hochwasserzeiten
nachzulesen. Flut und Ebbe machen sich übrigens
flussaufwärts noch bis Bremen bemerkbar. Die
Entfernung beträgt immerhin 88 km. Aber wer
denkt schon an eine Springflut?
Für Leser aus dem Binnenland: Eine Springflut ist
ein besonders starkes Hochwasser. Das entsteht,
wenn Sonne und Mond in gleicher Richtung oder
einander gegenüber stehen (Neu- oder Vollmond)
und sich ihre fluterzeugenden Kräfte addieren.
So ein Malheur ist uns nie wieder passiert.
Heute kann ich darüber lachen, aber damals...
Westmann, Dieter Sawitzky,
Einzelmitglied im LV Niedersachsen
Das Land der Brunnen
Unsere Geschichte führt uns in ein großes
Land. In seiner Mitte ragt ein Berg auf, hoch
und gewaltig. Sein Gipfel ist meist von Wolken umhüllt. Er reicht in den Himmel hinein.
Uralt ist der Berg. Wind und Wetter können
ihm nichts anhaben.
Die Menschen sagen: Schon immer steht er
da. Bevor wir kamen, war er schon. „König
der Berge“ nennen sie ihn. Menschen, die
hinauf steigen, können den Himmel schauen.
Innen, in seiner Tiefe, birgt er ein Geheimnis.
Vom Berg sieht man ins Land. Weit breitet es
sich aus, nach Norden und Süden, nach Osten und Westen. „Land der Brunnen“ wird es
genannt; denn viele Brunnen sind in ihm gegraben, größere und kleinere, kostbar verzierte und ganz einfache, aus Felsgestein
erbaute, aus Ziegelsteinen gemauerte. Doch
seltsam! Das Land ist trocken, wüst und öde
trotz der vielen Brunnen.
Was ist nur mit den Brunnen los? Warum
geben sie kein Wasser? Sie sind verschüttet,
verstopft. Sie sind gefüllt bis an den Rand
mit Abfall, Sand, mit Staub und Geröll, mit
großen und kleinen Steinen.
Einer der Brunnen, der älteste von allen - so
wird erzählt - beginnt eines Tages nachzudenken. Wozu bin ich da, wenn ich kein
Wasser spende? Ich will heraus finden, ob
in mir noch eine Quelle fließt. Ich will auf
meinen Grund kommen!
Er beginnt zu graben, tief und tiefer. Es kostet viele Mühen, auszuräumen, den Abfall,
Schutt, den Sand, die Steine aus sich heraus
zu werfen. Manche sind groß, kantig und
schwer. Es ist eine harte Arbeit, den Brunnen
zu reinigen.
Was Kuckst D
u? Kuckst du hier
!
BdP-Bundesakti
on
Doch dann ist es geschafft! Der Brunnen ist
gereinigt. Ganz in der Tiefe ist eine Quelle:
klares, frisches Wasser. Horch, wie es quillt
und sprudelt, wie es singt! Schau, wie es
steigt, höher, immer höher. Der ganze
Brunnen füllt sich bis an den Rand. Bald
wird er überfließen, sich auf das trockene
Land ergießen.
Der Brunnen ist ein richtiger Springbrunnen
geworden. Wasser sprudelt aus ihm hervor,
frisches, klares Wasser; Wasser, das den
Durst löscht; Wasser, das
erfrischt, ganz lebendig
macht. Das Wasser des
Brunnens tränkt das trockene, dürstende Land. Das
Land ergrünt. Es erblüht.
Die anderen Brunnen im
Land wundern sich. „Seht
nur“, sagen sie. „Der alte
Brunnen gibt Wasser. Wie
ist das möglich?“ Sie hatten gelacht, als der alte
Brunnen sich mühte, den
Schutt heraus zu holen.
„Er scheint verrückt zu
sein“, hatten sie gesagt.
Doch dann beginnen viele von ihnen, selbst
auszugraben, was sie verstopft hält. Sie gehen in die Tiefe. Sie suchen und finden ihre
Quellen. Wasser fängt in ihnen zu quellen,
zu fließen, sie zu füllen an. Jetzt strömen sie
über, und das Land kann ergrünen. Alles
wird neu.
Die Brunnen finden Wasser. Sie finden heraus: das Wasser, das uns füllt, wird aus
einem Strom gespeist. Er fließt in der Tiefe.
Wir sind alle mit ihm und mit einander verbunden.
Wo aber ist der Anfang dieses Stromes? Wo
ist sein Ursprung? In der Mitte des Landes
ragt der hohe Berg in den Himmel. „König
der Berge“ wird er genannt. Er birgt ein Geheimnis. In ihm sprudelt eine Quelle ganz
rein und klar. Aus ihm fließt das Wasser,
das alle Brunnen speisen kann. Wer es einlässt, aufnimmt, wer sich füllen lässt, wird
ein lebendiger Brunnen. Er spendet Wasser,
und rings um ihn lebt alles auf, beginnt es
zu grünen und zu blühen.
Eine Geschichte aus Bolivien
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