So schnell klicken die Handschellen

ÖGJ-Vorsitzender Sascha Ernszt im Speeddate
Aadils Flucht vor Krieg und Terror
Elektroschrott – So tötet Technik
So schnell
klicken
die Handschellen
Der Grat zwischen
erlaubt und verboten
ist schmal.
hallo! das Magazin der Österreichischen Gewerkschaftsjugend
Okt/Nov 15
€ 1,80
inhalt
Meinung
7 Kamikatze.Wird’s ein Bub oder ein Mädchen.
17 Trendbarometer. Kollektivverträge bis Lohn-/Gehaltsschere.
17 Moooment. 40 Jahre Schwangerschaftsabbruch.
18 Pro und Kontra. Selfies.
18 Die üblichen Verdächtigen. WKO-Präsident Christoph Leitl.
Demokratie & Gesellschaft
affitiachtsamem Gr
Cover: Aus un
chbeSa
ell
hn
sc
nn
Sprayen ka
rden.
schädigung we
3 ÖGJ Aktuell. Der ewige Kampf ums Geld.
4 Cover. Mit einem Bein im Gefängnis.
8 Interview. ÖGJ-Vorsitzender Sascha Ernszt im hallo! Speedate.
10 Was bewegt das Land? So killt Technik.
11 Was bewegt die Welt? Dass Auschwitz nie wieder sei! Ein Nachbericht zur Gedenkreise zum 70. Jahrestag der Befreiung der Vernichtungslager.
Freizeit & Beruf
12
Leben, lieben, leiden. Der junge Pakistani Aadil erzählt von seiner
Flucht vor Krieg und Terror.
Job und Cash. OrthopädietechnikerIn.
Sport und Facts. Headis – Kopfballtischtennis.
Musikupdate. A Life A Song A Cigarette.
Movietime. Lampedusa im Winter. Voll verzuckert – That Sugar
Film. James Bond 007 – Spectre. The Trapp Family – A Life of Music.
Freestyle. Groschens Grab. Verschwörung.
Webnews. Was ist drin in Essen und Kosmetika? Smart und
nachhaltig einkaufen.
13
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16
17
Speeddate: Sasch
a Ernszt wurde
im Mai erneut zum
Vorsitzenden
der Österreichisc
hen Gewerkschaftsjugend gew
ählt und hat
viel vor.
Rubriken
2 hallo!
Beruf: Tamara
Meneder, 22,
macht
eine Lehre zur
Orthopädietec
hnikerin und hilft da
durch z. B. Ve
rbrennungsopfern.
Impressum: Redaktion: 1020 Wien, Johann-Böhm-Platz 1,
Sekretariat (8–13 Uhr): (01) 534 44-39062. Fax: (01) 534 44100324. E-Mail: [email protected]. Chefredaktion: Mag.a
Barbara Kasper. Layout: Katharina Bruckner. Herausgeber: Österreichischer Gewerkschaftsbund, 1020 Wien,
Johann-Böhm-Platz 1. Medieninhaber: Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes GmbH, 1020 Wien, JohannBöhm-Platz 1, Tel.: (01) 662 32 96-0, Fax: (01) 662 32 9639793. E-Mail: [email protected], www:
http://www.oegbverlag.at. Hersteller: Leykam Druck GmbH
& Co KG, 7201 Neudörfl, Bickfordstraße 21. Verlagsort: Wien.
Herstellungsort: Neudörfl. Anzeigen werden nicht angenommen. Preise: Einzelnummer € 1,80. Jahresabo € 7,99.
Bestellungen nimmt der Verlag des ÖGB (Adr. wie oben)
entgegen. DVR-Nummer: 0046655. Für unverlangt eingesendete Manuskripte und Fotos keine Gewähr. Die Redaktion
behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Nachdrucke, auch
auszugsweise, nur mit Zustimmung der Redaktion und
mit Quellenangabe. Namentlich gekennzeichnete Artikel
müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.
Gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft,
Familie und Jugend (Bundesjugendförderungsgesetz).
ZVR-Nr.: 576439352
F O TO S : LI S A LU X
3 Comic
9 ÖGJ-Termine, Prof. Schlaumeier, hallo! Wie gehts?, Karriere-Tipp
14 Numbers
19 Cartoon
Was bewegt die Welt?
Der ewige
Kampf ums Geld
H
allo! Es ist ein lustiger Abend, alle
haben Spaß und jemand kommt
auf eine „blöde“ Idee. Das ist der
Anfang eines Abends, der mit dem Satz
„Hätte ich das bloß nicht gemacht“ endet.
Der Grat zwischen erlaubt und verboten
ist oftmals sehr schmal. Man ist übermütig, lässt sich zu etwas hinreißen und
denkt nicht nach. Doch das ist weder eine
Entschuldigung noch schützt es einen vor
Strafe. Manches mag nur eine Jugendsünde sein, doch oft genug handelt es sich
um schwere Straftaten. Sei dir immer
bewusst, wie du handelst und was du tust.
Die hallo!-Coverstory (S. 4–7) erzählt vier
kleine Geschichten, die dich mit einem
Bein ins Gefängnis bringen könnten.
Im Herbst finden traditionell die Lohnverhandlungen in der Metallindustrie statt. Dass die Arbeitgeber versuchen, die Gewerkschaften zu erpressen
ist neu.
BA R BA R A K A S P ER
F O TO : Ö G J
J
edes Jahr verhandeln die
Gewerkschaften rund 450
Kollektivverträge aufs Neue.
Dadurch erhöhen sie die Gehälter, Löhne, Lehrlingsentschädigungen, sichern Sonderzahlungen
wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Überstundenzuschläge und
schaffen neue Verbesserungen, wie
mehr Freizeit für alle ArbeitnehmerInnen.
Am 24. September haben die
Gewerkschaften PRO-GE und
GPA-djp die Forderungen der
180.000 Beschäftigten in der
Metallindustrie übergeben. Doch
die FMMI-Arbeitgeber starteten
mit einem Erpressungsversuch
und würden keine Kollektivvertragsverhandlungen aufnehmen,
wenn die Gewerkschaften sich
gegenüber der Bundesregierung
nicht gegen die Wertschöpfungsabgabe und die 6. Urlaubswoche aussprechen.„Wir werden
diese Erpressungsversuche nicht
hinnehmen“, sagen die Verhandlungsleiter Rainer Wimmer (PRO-GE) und Rudolf
Wagner (GPA-djp). Daher fand
am 29. September eine Konferenz mit über 2.000 BetriebsrätInnen in Wien statt. Die 2.000
BetriebsrätInnen der Metallindustrie berieten gemeinsam, wie
es weitergehen wird und welche
Schritte gesetzt werden. In einer
Resolution beschlossen sie, dass
sie nur dann weiter verhandeln
können, wenn die Arbeitgeber ohne Vorbedingungen und
Erpressungen zu ehrlichen Verhandlungen bereit sind. „Mit
uns nicht! Keine Spielchen auf
Kosten der Menschen!“ Und es
wirkte – am 5. Oktober fand die
vorerst nächste Verhandlungsrunde statt.
Editorial
www.gpa-djp.at
www.proge.at
„Neulich in Richmond, Virginia“
Die aktuelle Flüchtlingssituation ist
schlimm genug, Tausende müssen ihre
Heimat wegen Krieg und Terror verlassen.
Trotzdem gibt es Menschen, die das nicht
glauben. Der junge Pakistani Aadil erzählt
hallo! seine Geschichte (S. 12).
Außerdem im Heft: Sascha Ernszt,
Vorsitzender der ÖGJ, erzählt, was ihn
beschäftigt und seine Ziele sind (S. 8), wie
die Wegwerfgesellschaft die Umwelt zerstört, erfahrt ihr auf Seite 10, und wie aus
Tischtennis und Fußball eine neue Sportart wird, lest ihr auf Seite 14.
Viel Spaß beim Lesen!
Deine Gewerkschaftsjugend
Halt,
das ist illegales Glücksspiel!
Sie sind festgenommen.
Wer zahlt heute?
Lass uns eine Münze werfen.
SCHNAPP
September ´15
hallo!
3
Coverstory
Mit einem Bein
im Gefängnis
D
BA R BA R A K A S P ER U N D M AT T H I A S T R I N KO
ie Kindheit ist schön.
Du kannst tun und
lassen was du willst,
und wenn einmal
etwas passiert, bist du dafür nicht
verantwortlich. Stimmt nicht
ganz, denn die Eltern müssen
für Schäden aufkommen – bis
zum Zeitpunkt, wo das vorbei
ist. Sobald junge Menschen 14
Jahre alt sind, können sie für
Straftaten wie Sachbeschädigung
oder Diebstahl bestraft werden,
weil sie nach dem Strafgesetzbuch (StGB) § 74 mündig sind.
Auch wenn man nicht weiß oder
einem nicht bewusst ist, dass man
etwas Verbotenes tut, wird man
bestraft. hallo! erzählt vier kleine
Geschichten, damit du den Tag
danach nicht bereust.
Sex nur, wenn beide wollen.
Es ist Montag früh, die Glocken
läuten nach der ersten Schulstunde. Pause. Lena ist froh, sie muss
sich unbedingt mit ihrem besten
Freund Dominik austauschen.
Logisch, denn übers Wochenende
ist viel passiert, das sie ihm erzählen muss und nicht eine Sekunde
länger warten kann. Sie hat den
süßesten Typen seit langem kennengelernt und sich richtig verknallt. „Ich krieg’ ihn gar nicht
mehr aus meinem Kopf. Er ist so
lieb. Ich glaub’, mit ihm trau ich
mich“, schwärmt Lena. Rechtlich
gesehen (StGB § 206) darf man
in Österreich ab 14 Jahren Sex
4 hallo!
Wer jung ist, will viel
erleben. Spaß und Übermut lassen einen manchmal übertreiben und am
nächsten Tag denkst du
dir: „Hätte ich das besser
nicht gemacht.“
haben. Wenn beide über 14 sind,
sind alle Formen von Sex erlaubt.
Ist einer oder eine von beiden erst
13 Jahre alt und schon für Sex
bereit, darf der Partner oder die
Partnerin maximal drei Jahre älter
sein, also 16. Ist derjenige oder diejenige älter, macht er oder sie sich
strafbar. „Wie kommt’s, dass du es
jetzt so schnell willst?“, ist Dominik überrascht. „Du weißt, dass du
dich zu nichts überreden lassen
musst. Wenn er dich zu Sex drängt
oder dich zwingt, ist er nicht nur
ein Arsch, das ist strafbar. Da hast
du jemand Besseren verdient“, ist
er besorgt. Egal in welchem Alter,
es gilt immer: Sex nur dann, wenn
beide einverstanden sind. Vergewaltigung oder Missbrauch stehen
unter Strafe (ab § 201). Besteht ein
Autoritätsverhältnis wie zwischen
LehrerIn und SchülerIn oder AusbilderIn und Lehrling, ist Sex bis
du 18 Jahre bist, verboten (StGB
§ 212).
„Wir fahren zur EM!“ – das
wird teuer. Ein paar Bier, eine
lustige Gruppe und eine Portion
„das traust du dich nie“. So begin-
nen viele Geschichten, die vor
Gericht enden. Genau so begann
die Geschichte von Kathi und
Lukas. Die beiden haben sich das
Fußballmatch Österreich gegen
Schweden zu Hause angesehen.
Österreich gewann mit 4:1. Die
Freude war groß, denn jetzt war
klar, Österreich hat sich für die
Europameisterschaft in Frankreich qualifiziert. Das wollten die
zwei feiern und stießen mit ein
paar Getränken auf den Sieg an.
Später entschieden sie sich, in
eine Bar zu gehen. Da kam Kathi
auf die Idee, ihren Lackspray
mitzunehmen und ihn auch zu
benutzen. Es dauerte keine zwei
Minuten, da stand in großen
Blockbuchstaben „Wir fahren
zur EM“ auf der Friedhofsmauer, an der die zwei vorbeigingen.
Am nächsten Morgen kam das
böse Erwachen. Gegen neun
Uhr stand die Polizei vor der
Türe und bat Kathi, mit aufs
Revier zu kommen. Eine
Kamera hatte gefilmt, wie
sie auf die Friedhofsmauer
sprayte. Niedergeschlagen
und mit einer Anzeige wegen
schwerer Sachbeschädigung
machte sie sich auf den
Weg zu Lukas – sein Vater
ist Anwalt. Lukas Vater
erklärte ihr: „Das Gesetz
hält Graffiti für eine Sachbeschädigung. Es besagt:
Wer eine Sache zerstört,
beschädigt, verunstaltet
coverstory
F O TO : LI S A LU X
Sprayen nur dort, wo es
erlaubt ist.
hallo!
5
Coverstory
Was denkst du über Hasspostings auf SocialMedia-Plattformen? hallo! hat in Wien vor
der Millennium City nachgefragt.
Amin M., 17, Lehrling,
Steuerassistenz
Ich bin absolut gegen Hasspostings, das ist nicht in Ordnung.
Facebook sollte diese Leute
sofort sperren.
oder unbrauchbar macht, ist mit
einer Freiheitsstrafe bis zu sechs
Monaten oder einer Geldstrafe zu
bestrafen.“
Als besonders schwer wird eine
Sachbeschädigung gewertet, wenn
sie an bestimmten Gegenständen
wie an Kirchen oder Denkmälern
passiert. Kathi sprühte Graffiti auf eine Friedhofsmauer, das
als schwere Sachbeschädigung
gilt (StGB § 126). Auch wenn
die gerichtliche Strafe nicht mit
Gefängnis enden wird, werden
für Kathi ein paar Tausend Euro
Reinigungskosten vom Abend der
WM-Qualifikation übrig bleiben.
Hassparolen auf Facebook.
Max liebt Facebook. Täglich verbringt er mehrere Stunden im
Netzwerk, chattet, liest, was es
bei seinen Freunden und Freundinnen Neues gibt, und postet
überaus gern. Er hält seine rechte
6 hallo!
Gesinnung nicht geheim und teilt
das auch noch freizügig auf seiner
Facebook-Wall. Wer in sozialen
Medien seine Meinung und Parolen loswerden will, muss bedenken, dass auch dort Gesetze gelten.
Ein unüberlegtes Posting, in dem
man über andere herzieht, kann
schnell als Verhetzung (StGB §
283) gelten und mit bis zu zwei
Jahren bestraft werden. Wenn
du zum Beispiel gegenüber einer
Religionsgesellschaft oder einem
Volk zu Gewalt aufforderst und
dein Status für mindestens 150
Personen lesbar ist. Rechtsradikale
Sprüche können auch eine Strafe
nach dem Verbotsgesetz auslösen.
Mit 1.1.2016 wird der Verhetzungsparagraf abgeändert. Dann
reicht es aus, wenn 30 Personen
das Posting sehen und lesen können. Der Strafrahmen steigt auf
bis zu drei Jahre Gefängnis. Um
Katharina, 23,
Ausbildung zur Kindergartenpädagogin
Hasspostings sind absolut
nicht in Ordnung. Ich finde es
auch nicht o. k. einfach FPÖWerbung in meinem Briefkasten zu haben. Hassposter
sollten angezeigt und sofort
von Facebook gelöscht werden. Dass Facebook-Seiten
wie „Blutgruppe HC negativ“
gesperrt werden, versteh ich
dafür nicht.
verurteilt zu werden, muss dem
Beschuldigten oder der Beschuldigten bewusst sein, dass die Menschenwürde verletzt sein könnte.
Ab 2016 muss dem Täter oder
der Täterin nachgewiesen werden,
dass er oder sie jemanden absichtlich herabwürdigen, verleumden
oder in Verruf bringen wollte.
Neben einer Gefängnisstrafe können solche diffamierenden Kommentare auch den Arbeits- oder
Lehrplatz kosten.
Ausweis herzeigen oder
nicht? Hanna und ihre Berliner
Freundin Katja gehen in Wien zur
Demo „Mehr Kohle für Lehrlinge“. Auf dem Weg dorthin werden
sie von zwei Polizisten angehalten, nach ihrem Ziel gefragt und
ihre Ausweise verlangt. Katja hat
einen Personalausweis dabei und
zeigt ihn vor. Hanna hat ihren
Reisepass in der Wohnung liegen.
F O TO S : S C H Ö N F O TO G R A F I ERT
Alice F., 18,
Abendgymnasiastin
Wenn man Streit hat, sollte ihn
man nicht in die Öffentlichkeit
tragen und ihn auch nicht mit
Gewalt lösen. Probleme kann
man normal mit Reden lösen.
Rassismus geht gar nicht.
Mensch ist Mensch.
coverstory
Ein Verbrecherfoto muss
nicht unbedingt ins
Familienalbum.
F O TO : LI S A LU X
Wird’s ein Bub oder ein
Mädchen?
„Als Österreicherin muss ich mich
doch nicht ausweisen, wenn ich
nichts Falsches getan hab“, verteidigt sie sich. Die zwei beginnen
mit den Polizisten zu diskutieren.
Hanna zückt ihr Handy und ruft
die Freundin ihrer Mutter, eine
Juristin, an. Wie aus der Pistole
geschossen erklärt sie ihr, dass laut
Sicherheitspolizeigesetz § 35 für
österreichische StaatsbürgerInnen keine Ausweispflicht besteht.
Sie empfiehlt ihr aber, immer
einen Ausweis mit zu haben, weil
das viel Ärger ersparen kann.
EU-BürgerInnen benötigen in
Österreich einen Reisepass oder
Personalausweis, ein Führerschein
genügt beispielsweise nicht. Die
Polizisten nahmen zur Kenntnis,
dass Hanna im Recht ist, und
ließen die zwei Mädchen weitergehen. Nur, wenn sie Hanna
wegen einer Straftat verdächtigt
hätten, dürften sie beispielsweise
die Identität feststellen. Wenn es
nötig ist, kann das auch gegen den
Willen des Betroffenen oder der
Betroffenen geschehen. Verlangt
Hanna hingegen die Dienstnummer eines Polizisten oder einer
Polizistin, sind sie verpflichtet,
ihr die Dienstnummer zu nennen.
Das sagt eine Richtlinienverordnung des Innenministeriums. Jeden Tag nehme ich die U-Bahn, um
zur Arbeit zu fahren, und um wieder nach Hause zu kommen. Nicht
ungewöhnlich. Ich begegne netten
Menschen, Menschen, die lächeln,
die singen und welche die grimmig
schauen. Manche verzehren ein
4-Gänge-Menü während sie von A
nach B fahren, andere schminken
sich und legen Mascara auf. Manche küssen sich. Gut. Doch ist es
ernsthaft der innerste Wunsch von
immer mehr Menschen, die intimsten und persönlichsten Dinge am
Telefon in einem vollgestopften
öffentlichen Verkehrsmittel zur
Rush-Hour mit 20 Fremden zu teilen? Ich durfte erfahren, wie ein
Mann jemandem vermittelte, dass
jemand anderer gestorben ist.
Eine völlig aufgelöste junge Frau
verkündete (ich vermute) ihrem
Freund, dass sie schwanger ist.
Eine ältere Frau erzählt lautstark
und detailgetreu, wie es ihr bei
der Darmspiegelung erging. Ich
versuche, diese Gespräche auszublenden, doch die meisten sind
dermaßen penetrant, dass man
nicht anders kann, als zuzuhören. Dabei will ich das alles gar
nicht wissen, manches empört
mich, ich schüttle den Kopf, und
vor manchen Erzählungen ekelt
es mich. Ich versuche, an etwas
anderes zu denken, zum Beispiel
daran, wo mein nächster Urlaub
hingeht. Wie kann dieses nervtötende
Gelaber einfach abgeschaltet werden? Ich weiß es nicht. Aber ich
komme zu dem Entschluss,
das nächste Mal, wenn mir
bei einer Geschichte etwas
unklar bleibt, frage ich einfach: „Und, wird’s ein Bub
oder ein Mädchen?“
Die Kamikatze
hallo! speeddate
Das Grundübel liegt darin, dass
Betriebe nicht ausbilden
Sascha Ernszt, 27, ist seit 2013 Vorsitzender der Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ). Der gelernte
Elektroenergietechniker traf sich mit hallo! zum Speeddate.
BA R BA R A K A S P ER
Die hallo!-Coverstory
schreibt, wie schnell es geht,
Verbotenes zu tun. Hast
du am nächsten Tag mal
etwas bereut? Da fällt mir die
Geschichte eines Freundes ein.
Der hat einmal nach der Disco,
am Weg nach Hause ein Müllsackerl aufgehoben und auf die
andere Straßenseite gelegt. In
dem Moment kam die Polizei
und er konnte nicht beweisen,
dass das nicht sein Müll war.
Er musste wegen Umweltverschmutzung eine Strafe von ca.
300 Euro bezahlen, obwohl er
unschuldig war.
Du wurdest im Mai wieder
gewählt. Was beschäftigt
dich gerade als ÖGJ-Vorsitzender? Es beschäftigen uns die
67.000 arbeitslosen Jugendlichen,
und dass viele keine Lehrstelle finden. Viele kommen zu uns
und erzählen, dass sie sich bewerben und bewerben, aber einfach
8 hallo!
Verstehst du das? Ja genau,
weil viele, die in einer ÜBA ausgebildet wurden, nachher keinen
Job bekommen. Wenn Jugendliche dadurch am Arbeitsmarkt
keine Chance haben, muss sich
die Politik was überlegen.
Was kann dagegen gemacht
werden? Das ist die Frage.
Bietet man die Ausbildung in
der ÜBA nicht an, haben viele
gar nichts. Andererseits hat das
System versagt, wenn sie nachher keine Arbeit finden, obwohl
sie was können. Die Politik legt
die Regeln fest, aber das Grundübel liegt darin, dass die Betriebe nicht ausbilden. Es ist an
der Zeit, Geld in die Hand zu
nehmen, um Jugendlichen eine
Perspektive zu geben.
Was sind deine Ziele? Es geht
darum, durchzuhalten und Themen, die uns länger beschäftigen,
am Leben zu erhalten. Wie zum
Beispiel, dass alle Jugendlichen
die Ausbildung bekommen, die
sie wollen, die Qualität in der
Lehrausbildung, die Fachkräftemilliarde, und dass Betriebe
wieder mehr ausbilden. Außerdem muss Lehre mit Matura
gefördert und nicht erschwert
werden.
Dein Tipp für JVRs? Bei den
Forderungen hartnäckig bleiben.
Bei mir im Betrieb hat etwas mal
drei Jahre gedauert. Nicht immer
auf die Einladung vom Betriebsrat oder der Firmenleitung warten. Überall wo es um Lehrlinge
geht, ist der JVR berechtigt dabei
zu sein. Und nicht auf die eigene
Ausbildung vergessen.
Ein Hobby von dir? Motorsport.
Ich hab einen rechtsgelenkten
weißen Honda Civic Type R aus
Japan. Mit dem fahre ich Rennen,
dort wo es erlaubt ist, aber auch
normal auf der Straße. Vor kurzem
wurde ich von der Polizei angehalten, nur weil der Polizist das Auto
cool gefunden hat, es sich ansehen
und mal reinsetzen wollte.
Vor kurzem warst du bei Ö3
zu Gast. Ja, im September hatten wir mit Ö3 ein Projekt. Zwei
Wochen lang wurde jeden Tag im
Ö3-Wecker ein Lehrberuf vorgestellt, mit allen positiven und
negativen Aspekten, und Tipps
für diejenigen gegeben, die den
Lehrberuf ergreifen wollen. Auf
der Ö3-Website kann man alles
nachhören. Lehrlinge aus ganz
Österreich haben sich beteiligt
und ihre Geschichten erzählt.
Seitdem laufen unsere Telefone
wegen vieler Fragen heiß.
F O TO : LI S A LU X
nichts finden. In eine überbetriebliche Ausbildung (ÜBA)
wollen sie nur ungern, weil sie
das Gefühl haben, das sei eine
Ausbildung zweiter Klasse.
ÖGJ-Termine
hallo! extraservice
ber 2015
☞ 16.–17. Novem
☞ 30.–31. Oktober 2015
Antifaschismus-Seminar in Linz
Infos: [email protected]
srätInnenJugendvertrauen
ien
W
in
nz
ere
Konf
gb.at
Infos: jugend@oe
Lernen im Netz
M I C H A EL A H U B W EB ER
Das Internet bietet viele
gute und unterhaltsame
Möglichkeiten, Neues zu
lernen. hallo! verrät dir
welche es gibt.
Zu vielen Themen
gibt es z. B. Webinare, also OnlineSeminare, die als
Videokonferenz mit
Webcam, Mikro und
Chat abgehalten werden. Sehr gute Webinare, die man sich als
Video ansehen kann,
gibt’s unter www.werdedigital.at.
Auch beim Lernen von Fremdsprachen hilft das Netz weiter:
Die Zahl der Sprachportale ist
inzwischen immens. Am bekann-
testen sind zum Beispiel www.
busuu.com, www.babbel.com
oder www.bab.la. Ebenfalls zum
Sprachenlernen wurde www.
memrise.com entwickelt, es gibt aber auch
viele Kurse zu anderen
Themen.
Wer sich zu Förderungen für Aus- und
Weiterbildung informieren will, findet
eine Liste unter
w w w. k u r s f o e r d e
rung.at. Das AMS
informier t unter
www.ausbildungskompass.at zu
verschiedenen Ausbildungswegen.
Mit der AMS-Job-App kannst du
dir Jobangebote und Lehrstellen
direkt aufs Handy schicken lassen.
Professor Schlaumeier
Sehr geehrter Herr Prof.
Schlaumeier,
ich bin im 2. Lehrjahr zur Mechanikerin und mir gefällt es richtig
gut. Meine Kollegen sind nett,
und ich bin froh hier zu sein.
Mein kleiner Bruder geht in die
4. Klasse und will sich danach
für einen Lehrberuf entscheiden.
Er weiß aber noch nicht, was ihn
interessiert. Mit der Schule war
er schon in einem Betrieb, der hat
ihm nicht gefallen. Kann er auch
selbst Betriebe anschreiben und
fragen, ob er vorbeikommen darf,
um sich die Lehrberufe
anzuschauen?
LG Elisabeth
Hallo Elisabeth!
Ja, dein Bruder kann in
einem Betrieb eine Schnupperlehre absolvieren – individuelle
Berufsorientierung heißt der Fachausdruck dazu. Er darf bis zu fünf
Tage im Schuljahr in Betrieben
schnuppern und somit der Schule
fernbleiben. Der Klassenvorstand
muss aber zustimmen. Außerhalb
der Unterrichtszeit kann er bis
Hallo, wie gehts?
Corina Turkowitsch,
22 Jahre alt, ist seit
gut fünfeinhalb Jahren
Jugendvertrauensrätin
(JVR) bei der Bank Austria in Wien.
Wie ist die Lage so bei euch im
Betrieb? Bei uns gab es zuletzt
viele Veränderungen. Im August
haben wir wieder neue Lehrlinge
aufgenommen. Leider waren es
etwas weniger als in den vergangenen Jahren. Aber jetzt ist die Lage
wieder ausgeglichen.
Was waren in letzter Zeit eure
größten Herausforderungen?
Vor den Wien-Wahlen haben wir
eine große Jugendversammlung
organisiert. Dort wollten wir den
Jugendlichen zeigen, wie wichtig
Demokratie und Wählen sind.
Ein großer Dank gilt Carina Köpf
von der GPA-djp, die uns sehr
unterstützt hat. Außerdem wollen
wir ein persönliches Treffen mit
Flüchtlingen organisieren.
TS
zu 15 Tage pro Betrieb und
Kalenderjahr schnuppern.
Dazu müssen die Erziehungsberechtigten zustimmen.
Dein Bruder kann sich auf diese
Weise ein Bild von den Betrieben
machen. Er wird dort von einem/r
AusbilderIn oder einem/r erfahrenen
FacharbeiterIn betreut, kann Fragen
stellen und einfache, ungefährliche
Arbeiten ausprobieren. Die Schnupperlehre ist kein Arbeitsverhältnis,
daher bekommt er dafür auch kein
Geld/Entlohnung. Er ist aber über die
Schüler-Unfallversicherung versichert.
MfG, Prof. Schlaumeier
hallo!
9
Was bewegt das land?
So killt
Technik
Jährlich wird mehr und
mehr Elektroschrott
gesammelt. Sogar funktionierende Geräte werden
ersetzt und wandern
auf den Müll. Aber was
geschieht mit dem
Schrott?
R S-S
„Die Produktzyklen werden
immer kürzer“, meint Bernhard,
Verkäufer in einem großen Elektrogeschäft. „Nach einem halben
Jahr kommt meistens eine neue
Serie auf den Markt.“ Die alten
Geräte werden entweder verschenkt, privat verkauft oder wandern auf den Müll. Ob Fernsehgerät, Handys, Computerteile oder
Haushaltsgeräte, die Menge an
Elektroschrott wächst bedenklich.
Sammeln und verwerten. In
Österreich werden pro Jahr um
die 80.000 Tonnen Elektroschrott
gesammelt, Tendenz steigend.
Eigene Firmen spezialisieren sich
darauf, Altgeräte zu sammeln und
wiederzuverwerten, da in den
Bauteilen wertvolle Materialien
zu finden sind. „Die Sammlung
und das grobe Zerlegen sind einfache Schritte. Spannender und
intensiver ist, die verschiedenen
Materialien und Bauteile zu trennen“, meint Bernhard. „Die von
uns abgeholten und gesammelten
Geräte werden einem Entsorgungspartner geliefert. Was der
mit dem Schrott macht, wissen
wir aber nicht.“
Giftig für Umwelt, Tier und
Mensch. Nur ein Drittel des in
der EU gesammelten Elektroschrotts wird nach europäischen
Vorschriften in der EU wiederverwertet. Funktionstüchtige Geräte
werden repariert und oftmals in
einem grauen Markt verkauft. Problematisch wird die Entsorgung
bei wertlosen Geräten, beispielsweise bei Kühlschränken, denen
der Kompressor fehlt. Rund zehn
Prozent des europäischen Elektroschrotts werden illegalerweise
exportiert und landen auf wilden
Deponien, hauptsächlich in Afrika. Giftige Schwermetalle und
chemische Verbindungen geraten unkontrolliert in die Umwelt
und vergiften Böden, Tiere und
Menschen.
Oftmals steckt hinter dem illegalen Export von Elektroschrott
organisierte Kriminalität. Der
Handel und der Transport von
Sondermüll und Elektroschrott
ist ein lohnendes Geschäft, wenn
auf Kosten der Umwelt und der
Menschen unser Abfall einfach
verschwindet.
Wegwerfgesellschaft. Der erste Schritt wäre, unnötigen Müll zu
vermeiden, aber bereits da beginnt
es schwierig zu werden. „Wenn
ich nur das verkaufe, was wirklich
benötigt wird, bin ich meinen Job
los“, bringt es Bernhard auf den
Punkt. Das beste Beispiel sind
Handys. Jedes neue Modell lässt
den Müllberg wachsen. Bernhard dazu: „Unsere Gesellschaft
und die Wirtschaft basieren auf
Konsum und auf Wegwerfen. Der
Überfluss ist das große Geschäft.“
hallo!
d: Mit dem
60 Sekunden Stille als Downloa
el neue
Track hat der Künstler Raoul Hasp
Die Gewintzt.
gese
t
aritä
Solid
der
e
stäb
Maß
en Portane für die Downloads von den groß
Initiative für
len gehen zu 100 Prozent an eine
kann man
Flüchtlinge in Traiskirchen. Lauter
(FP)
n!
lobe
t
Musikgeschichte nich
Susanne Winter, die FPÖ
-Umweltsprecherin,
bestreitet öffentlich, das
s der Klimawandel
durch den Menschen
verursacht wurde.
Die selbst ernannte Klim
aexpertin vermutet
stattdessen eine weltw
eite Verschwörung.
Dafür bekam sie von
den österreichischen
Umweltorganisatione
n den Negativpreis
„Black Globe Award“ ver
liehen. (FP)
F O TO : W I K I P ED I A . CO M
Knallo!
Was bewegt die Welt?
Ihr müsst alles wissen!
Vor 70 Jahren wurden die Konzentrationslager der Nazis durch die Alliierten
befreit. In Polen trafen sich heuer etwa 50 GewerkschafterInnen aus Österreich
mit 1.000 Jugendlichen aus Deutschland und Israel, um den Opfern des Holocausts zu gedenken.
☞
T S
„Für uns als Gewerkschaft war es immer
besonders wichtig, die Gräuel der
Nazis und vor allem deren Opfer
in Erinnerung zu behalten“, erklärt
Sascha Ernszt, Vorsitzender der
Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ). Seit über 20 Jahren
organisiert die ÖGJ jährlich solche
Gedenkreisen nach Polen, wo sich
viele der ehemaligen Konzentrationslager befinden. Anja, 24
Jahre, war im Juni dabei und weiß
zu erzählen: „Der Besuch beim
Stammlager Auschwitz war einer
der emotionalsten Eindrücke. Es
ist etwas ganz anderes, wenn man
es wirklich sieht, als nur darüber
zu lesen.“
F O TO : Z VG
… dass Auschwitz nie mehr
sei! Der Holocaust ist wohl das
schrecklichste Verbrechen der
Geschichte: Etwa sechs Millionen Jüdinnen und Juden und Millionen andere Menschen wurden
in den Lagern der Nazis grausam
ermordet. Doch warum ist es
dazu gekommen? Wie waren die
Umstände des Unvorstellbaren?
„Das große Ziel der antifaschistischen Gedenkarbeit ist: Niemals
dürfen wir vergessen, was passiert
ist. Nie wieder darf es zu so einer
Katastrophe kommen“, meint
Sascha Ernszt.
Überlebt! Neben den Workshops
und dem Besuch des Gedenkstättenmuseums waren die Gespräche
mit Auschwitz-Überlebenden
besonders beeindruckend. Auch
für Anja: „Was diese Menschen
erlebt und überlebt haben, hat
mich den Tränen nahe gebracht.
Dieses Zitat von Esther Bejarano
sollte sich jeder zu Herzen nehmen: ‚Ihr habt keine Schuld an
dieser Zeit. Aber ihr macht euch
schuldig, wenn ihr nichts über diese Zeit wissen wollt.‘“
Sprachrohr sein. 70 Jahre ist es
her. Für manche klingt das vielleicht, als ob es mit uns nichts
mehr zu tun hätte. Nicht so für
Sascha Ernszt, denn: „Der Holocaust ist nicht irgendwo passiert,
sondern genau hier: Mitten in
Europa, mitten in Österreich und
vielleicht nicht weit weg von dort,
wo du wohnst.“ Daher sei es gerade für junge Menschen wichtig,
sich mit dieser Vergangenheit zu
beschäftigen. Anja sieht das ähnlich: „Es ist wirklich toll, dass so
viele junge Menschen Interesse und Engagement zeigen, um
als Sprachrohr für all diejenigen
zu sprechen, die es nicht mehr
können.“
Mensch bleibt Mensch. Nichts
wäre fataler, als zu glauben, dass so
etwas heute nicht mehr passieren
könnte. Denn das Entscheidende ist, jedem Menschen seine
Würde einzugestehen. Wenn erst
die Menschlichkeit verschwindet, sind solche Verbrechen nicht
mehr weit. Eines sollte man daher
immer bedenken, wenn mal wieder „den anderen“ oder „den Ausländern“ ihre (Menschen-)Rechte
abgesprochen werden: Wehret
den Anfängen!
hallo!
11
leben, lieben, leiden
Flucht vor dem Tod
Medien berichten täglich über die vielen Flüchtlinge, die nach Europa kommen.
Aber jeder einzelne Flüchtling hat seine eigene, schreckliche Geschichte. hallo!
hat den jungen Pakistani Aadil in Traiskirchen getroffen.
Mord und Terror. Alle drei
kommen aus einem kleinen Dorf
in der Nähe der afghanischen
Grenze. Noch vor kurzem hätten
sie sich nie träumen lassen, eines
Tages nach Europa zu flüchten.
Es gab keinen anderen Ausweg.
Aadils Eltern wurden grausam
von radikalen Islamisten getötet.
Ob es die Taliban waren, weiß er
nicht genau. Mit Tränen in den
Augen erzählt er seine Geschichte. Als seine Eltern plötzlich
abends verschwunden waren, entdeckte er sie auf dem Marktplatz
im Dorf. Genauer gesagt fand er
nur noch ihre versengten Körper,
die neben anderen halb verkohl-
12 hallo!
ten Leichen lagen. Die Beine
und Arme seiner Eltern waren
abgeschnitten und fein säuberlich nebeneinander gelegt. „Wie
Hammelkeulen auf dem Markt“,
sagt er. Mit tränenerstickter Stimme zeigt er mir auf seinem Handy
die Fotos, die er selbst gemacht
hatte. Ganze Galerien von blauschwarzen Körperteilen lagen da
in blutigen Lachen. Das nächste
Foto zeigt die abgeschnittenen
Köpfe und die Körper, auch die
seiner Eltern sind darauf abgebildet. Warum all diese Menschen so
grausam ermordet und verstümmelt wurden, kann er sich nicht
erklären. „Das geschah einfach
nur zur Abschreckung, sagten die
anderen.“
Auf der Suche nach Sicherheit. Seit langem hatte Aadil
Angst, dass der Krieg auch in sein
Dorf kommt. Erst als er seine
Eltern dort liegen sah, bekam er
schreckliche Angst und machte sich gemeinsam mit seinen
Freunden auf den Weg. Sie verließen ihre Heimat, ausgerüstet nur
mit Reisetaschen und allem Geld,
das sie schnell zusammenkrat-
zen konnten. Die Reise und die
Kosten für die lange Fahrt über
die Türkei, Griechenland und
Ungarn waren so teuer, dass er
jetzt gar kein Geld mehr hat. Die
Schlepper haben ihm alles abgenommen. Fliegen konnte er nicht.
Ohne Reisepass und Visum hätte er nicht einmal das Flugzeug
betreten dürfen. Dankbar nahm
er die Schuhe und Mäntel an, die
wir ihm gebracht haben. Denn
der Winter kommt bald. Zum
ersten Mal fühlt er sich wirklich
sicher in Österreich. Er möchte in
die Schule gehen und so schnell
wie möglich Deutsch lernen.
Neues Leben. So wie Aadil geht
es vielen jungen Flüchtlingen.
Eine neue Studie in Deutschland hat gezeigt, dass besonders
Kinder und Jugendliche an den
Grausamkeiten leiden, die sie
erlebt haben. Viele waren auch in
ihrer Heimat sozial ausgegrenzt,
diskriminiert und haben Angstzustände. Darum ist es wichtig,
dass sie so schnell wie möglich
aus den Lagern herauskommen
und ein neues Leben aufbauen
können.
F O TO : F R A N KO P E T R I
S
ommer in Traiskirchen:
Es ist fast so heiß wie in
Pakistan und das Flüchtlingslager ist übervoll. Einer der
vielen, die heuer wochenlang im
Zelt schlafen mussten, ist Aadil.
Der 16-jährige Pakistani reiste
zwei Monate mit zwei älteren
Freunden Tausende Kilometer
auf abenteuerlichen Wegen, bis
er endlich in Österreich sicher
war. Sie wussten nicht, ob sie das
jemals schaffen würden.
F R A N KO P E T R I
Mehr über das Berufsbild
OrthopädietechnikerIn
auf: www.oegj.at
job und cash
OrthopädietechnikerIn
Die Niederösterreicherin Tamara Meneder, 22,
arbeitet im Sanitätshaus Ortoproban im 8. Wiener
Gemeindebezirk und absolviert dort eine Lehre zur
OrthopädietechnikerIn.
C H R I S T I A N R E S EI
Du hast dein Studium abgebrochen ... Ich habe gemerkt,
das ist nichts für mich, weil mir
die reine Kopf-Arbeit nicht so gut
gefällt, und ich lieber etwas mit
den Händen umsetzen will. Ich
bin genau, kann Dinge gut zuoder ausschneiden. Über das AMS
habe ich den Kurs FiT (Frauen in
Handwerk und Technik) besucht
und mich für die Orthopädietechnik entschieden.
Woran arbeitest du gerade?
Derzeit bin ich in der Miederabteilung, wo wir handgefertigte
Mieder erstellen – zu Beginn nehmen wir Maß, dann nähen wir. Wir
erzeugen auch Bandagen oder etwa
Kompressionstrümpfe.
Welche PatientInnen brauchen
eure Hilfe? Mieder werden etwa
für Verletzungen an den Wirbeln
verwendet, Kompressionswäsche
nach Maß benötigen Menschen,
die Verbrennungen erlitten oder
Lymphödeme haben. Bei starken
Verbrennungen wird Haut transplantiert, die Naht zieht sich zusammen und wird ganz hart. Durch die
Kompressionswäsche wird das ver-
hindert, damit die Menschen in ihrer
Bewegung nicht eingeschränkt sind.
Deine Arbeit ist auch emotional schwierig ... Vor kurzem
habe ich bei einem Kind Maß
genommen, das Verbrennungen an
Armen und Beinen hatte. Ich fand
es erschreckend, dass so viel passieren kann, andererseits ist es auch
gut, dass wir helfen können. Kompressionswäsche und Mieder gibt
es nicht von der Stange, da müssen
wir eben bei jedem Patienten Maß
nehmen und nähen.
Was sollten junge Menschen
für den Beruf mitbringen?
Handwerkliches Geschick, aber
auch soziale Intelligenz, um auf die
Kunden eingehen zu können. Beim
Arbeiten müssen wir sehr aufpassen und auch sehr feinfühlig sein.
Welche Schulfächer sind nützlich? Biologie ist relativ wichtig,
Zeichnen und Werken ist für die
Schnitte gut und Mathe gehört
auch dazu.
Was hast du im ersten Jahr
noch gelernt? Ich war in der
„
Man braucht
handwerkliches
Geschick und soziale
Intelligenz.
“
Prothesen-Werkstatt und habe
Schäfte gemacht. Beim Stumpf
wird Maß genommen, dann abund ausgegipst. Über den Gipsteil
wird der Stoff gezogen, aus dem
der Schaft entsteht.
Welchen Schwerpunkt hat die
Berufsschule? Vor allem Anatomie und Körperfunktionen, wie
etwa die Verdauung.
Was macht dir Freude? Immer
wieder Neues kennen zu lernen
und zu erfahren.
Und was nervt? Hin und wieder
bin ich manchen MitarbeiterInnen
noch zu langsam.
In der Freizeit ... spiele ich seit
November bei einem Fußballverein
und bin auch sonst sportbegeistert.
Dann weißt du gleich, welche
Bandage bei einer Sportverletzung nötig ist? So weit bin ich
leider noch nicht.
F O TO : LI S A LU X
Wirtschaftsfaktor
Ausbildungsschwerpunkte sind
Orthesen-, Prothesen- und Rehabilitationstechnik. In der dreieinhalbjährigen Lehre müssen zumindest zwei dieser Schwerpunkte
vermittelt werden. Wichtig sind
genaues Arbeiten, handwerkliches
Geschick, Kontaktfähigkeit und
Feingefühl. Dazu ist technisches
Verständnis gefordert, denn Prothesen werden auch unter Einbeziehung von Elektronik gefertigt.
Die Lehrlingsentschädigung hängt
von der Branche ab – eine Ortho-
pädietechnikerIn mit Schwerpunkt Prothesentechnik verdient
nach dem Kollektivvertrag im
Metall- und Elektrogewerbe € 560
im 1. Lj., € 751 im 2. Lj, € 1.011 im
3. Lj. und € 1.358 Euro im 4. Lj.
Infos: Berufslexikon.at
hallo!
13
sport
Headis – Kopfballtischtennis
Eine Tischtennisplatte, einen Ball und einen besetzten Fußballplatz. Mehr
brauchte der deutsche Sportstudent René Wegner nicht, um eine neue Sportart
zu erfinden.
D
en Sommer haben alle
noch in bester Erinnerung.
Unzählige heiße Tage, die
man bestenfalls am See oder im
nächsten Freibad verbracht hat.
Mit Freunden und Freundinnen
im Freibad kicken und dann abermals ins kühle Nass hüpfen. Wenn
aber der Fußballplatz besetzt ist,
braucht man eine Alternative.
Genau so erging es René Wegner
2006, einem deutschen Sportstudenten. Er und seine Freunde
wichen auf die Tischtennisplatte
aus und köpfelt sich den Ball über
das Netz zu. Das war der Beginn
der neuen Funsportart Headis.
Der Name setzt sich aus dem
englischen Wort für Kopf (Head)
und Tennis zusammen. Im Deutschen wird Headis mit Kopfballtischtennis übersetzt. Durch die
TV-Sendung „Schlag den Raab“
wurde Headis noch berühmter.
So wird gespielt. Genau wie
beim Tischtennis geht ein Satz
bis 11. Jeder Spieler oder jede
Spielerin hat drei aufeinanderfolgende Angaben. Diese müssen zuerst auf der eigenen, dann
auf der gegnerischen Hälfte der
Platte aufkommen. Das Angabefeld aus dem Tischtennis spielt
keine Rolle. Haben beide Spieler
exakt 10 Punkte, gewinnt derjeni-
Numbers
100
Der schottische Fußball ist leicht einseitig. Von den 119 Meisterschaften
gewannen Mannschaften aus Glasgow
bisher 100 Titel. Genauer: die Rangers
54, Celtic 46. Der FC Aberdeen war vor
30 Jahren der letzte Meister, der nicht
aus Glasgow kam.
Die britische Science-Fiction-Serie Dr.
Who läuft gerade in der 35. Staffel. Von
1963 bis 1989 wurde sie durchgehend
produziert. Seit 2005 wird sie wieder
gedreht. Dr. Who reist mit seiner ZeitRaum-Maschine TARDIS durch die Zeit.
ge oder diejenige, der zuerst zwei
Punkte Vorsprung erreicht. Der
spezielle Ball zum Headis-Spielen
ist 100 Gramm schwer und hat
einen Durchmesser von knapp
18 cm. Der Ball darf während des
Ballwechsels direkt genommen
werden, ein Volleykopfball. Die
Spieler und Spielerinnen können
jederzeit den Tisch mit jedem
Körperteil berühren, sich sogar
hinaufstellen. Das führt oftmals
zu spektakulären Showeinlagen.
Viele Fußballvereine, darunter
Borussia Dortmund, haben Headis bereits in ihre Trainingsprogramme aufgenommen.
35
www.headis.com
12
Arnold Schwarzenegger
wanderte 1968 in die USA
aus. Im September 1983
wurde ihm die US-amerikanische Staatsbürgerschaft verliehen. Er lebte
damals 15 Jahre in Amerika. Neben seiner Bodybuilder- und Filmkarriere studierte er damals
Betriebswirtschaft.
Josephine Baker war als tanzende Venus bekannt. Sie
brachte den Charleston nach
Europa und wurde wegen
ihrer gewagten Auftritte in den
20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts gefeiert. Sie war der
erste afroamerikanische Star in
Europa. Sie adoptierte in ihrem
Leben zwölf Waisenkinder.
15
F O TO : H E A D I S . CO M
M AT T H I A S T R I N KO
Music-Update
Music-Update
WANDA
Warehouse
16.10., St. Pölten,
RUSSKAJA
Conrad Sohm
25.10., Dornbirn,
ICO
LEX
CA
msquartier
4.11., Wien, Museu
Halle E
OHRBOOTEN
Rockhouse
4.11., Salzburg,
TOCOTRONIC
eum
8.11., Graz, Orph
ON
NS
MA
MARILYN
meter
13.11., Wien, Gaso
Liebe, Zigaretten
und ein bisschen Cello
Die österreichische Alternative-Band „A Life A Song A Cigarette“ bringt Anfang
des Jahres ihr neues Album „All That Glitters Is Not Gold“ heraus. Im Frühjahr
folgt eine Tour.
F O TO : A L A S AC P R E S S / A N D R E A S JA K W ERT H
S
eit 2005 gibt es die Wiener
Alternative-Band mit dem
poetischen Namen „A Life
A Song A Cigarette“. Dahinter
verbergen sich Leadsänger und
Gitarrist Stephan Stanzel, Gitarrist und Sänger Hannes Wirth,
Bassist Martin Knobloch, Cellist
Lukas Lauermann und Drummer Daniel Grailach. Allzu streng
nimmt man’s mit der Besetzung
aber eher nicht: Da gibt es schon
mal Unplugged-Auftritte nur zu
zweit, der Schlagzeuger wechselt
ans Keyboard, der Cellist ans Klavier. Gesungen wird ohnehin oft
mehrstimmig. Auf ungewöhnliche
Weise stieß auch Cellist Lukas zur
Band: Auf Puls-TV hatte die Band
einen nicht ganz ernst gemeinten
Aufruf nach mehr Musikern, z. B.
Cellisten, gestartet. Lukas meldete
sich und wurde prompt als Bandmitglied aufgenommen.
M I C H A EL A H U B W EB ER
Nachdenklich, düster und
rau. Ein bisschen melancholisch ist bei „A Life A Song A
Cigarette“ nicht nur der Name,
auch Text und Gesang kommen
leicht wehmütig, nachdenklich
und düster daher. Das wird durch
die Verbindung von Klavier-,
Gitarre- und Cello-Elementen
manchmal unterstützt. Allerdings gibt es dann immer wieder
auch rauere Anklänge aus Richtung Indie-Pop und AlternativeRock. Die Musik ist in guter
Wiener Tradition eine Melange
aus verschiedensten Einflüssen,
die Band selbst bezeichnet das
Musikgenre als „FolkPopAltCountry“. In Songs wie „Snow“,
„Marie“, „Tears“ oder „Love“
jedenfalls geht es um Hoffnung,
Liebe und Schmerz. Und das
auch manchmal recht ironisch,
wenn es zum Beispiel heißt:
„Sometimes your love seems like
a hidden track: hard to find and
disappointing“.
Neues Album. Seit der Gründung der Band 2005 wurden drei
Alben aufgenommen: „Fresh
Kills Landfill“ (2007), „Black
Air“ (2008), zuletzt erschien
2012 das Album „Tidelands“.
Außerdem waren „A Life A Song
A Cigarette“ bereits zweimal
für den FM4 Amadeus Award
nominiert. Seit 2013 arbeitet
man jetzt bereits am NachfolgeAlbum zu „Tidelands“ und hat
sich mit der Produktion lange
Zeit gelassen. Nun steht der
Termin fest, und es gibt bereits
einen Trailer zu „All That Glitters Is Not Gold“. Das Album
selbst wird am 29. Jänner 2016
erscheinen, die anschließende
Tour beginnt im Februar.
hallo!
15
movietime & freestyle
Gerade mal 20 km 2 groß und
nicht mal 4.500 Menschen leben
auf Lampedusa. Kaum jemanden
wäre der Name der südwestitalienischen Insel ein Begriff, stünde
sie nicht als Symbol für eine schiefgelaufene europäische Flüchtlingspolitik. Aber Lampedusa ist
mehr als das, es ist eine Insel, auf
der Küstenwächter sich Gedanken
machen, wie sie die großen Tragödien sinkender Flüchtlingsschiffe
im kommenden Jahr verhindern
können. Lampedusa ist auch eine
Lampedusa im Winter
Insel, auf deren Boden mehr ReporterInnen als EinwohnerInnen ihren
Fuß setzen. Und Lampedusa ist letztlich eine Insel, in der das Volk leidenschaftlichen Einsatz und große Solidarität zeigt für jene Menschen
in Not, die manche heute als Grund für die Krise sehen: die Bootsflüchtlinge aus Afrika.
Der österreichische Filmemacher Jakob Bossmann besuchte die Insel
im Winter. Jene Zeit, wo keine TouristInnen da sind und die einzige
Fähre, die Lampedusa mit dem Festland verbindet, aufgrund eines Feuers ausfiel. „Lampedusa im Winter“ erzählt die Geschichte eines Ortes
am Rande Europas, der irgendwo mit seinen Problemen allein gelassen wird, und in der sich die ItalienerInnen mit den Asylsuchenden in
einer wundersamen Weise verbunden fühlen: Sie sind beide Opfer einer
gescheiterten Außenpolitik. Ab 6.11. in den Kinos. (DN)
Freestyle
Kino-Neustarts
Voll verzuckert – That Sugar Film
Groschens Grab
Zucker ist der am weitest verbreitete Geschmacksstoff. Es gibt kaum
Nahrungsmittel, die nicht mit Zucker
massengeschmackstauglich gemacht
werden. Doch welche Auswirkungen
hat der Zuckerkonsum auf unser Verhalten und unsere Gesundheit? Die
australische Dokumentation zeigt am 30. Oktober
alarmierende Zusammenhänge auf. (DN)
Vor einem Jahr hat der österreichische Autor
Franzobel seinen ersten Krimi „Wiener Wunder“ veröffentlicht, jetzt kommt mit „Groschens Grab“ gleich der zweite. Auch der ist
wieder skurril, atmosphärisch, stellenweise
grauslich. Im Mittelpunkt steht der grantige
Kommissar Falt Groschen, der diesmal den
Mord an einer 70-jährigen Pornoschriftstellerin
aufzuklären hat. Dass es mittlerweile schon so einige Austro-Krimis gibt, weiß Franzobel selbst: „In Österreich gibt
es kein Kaff, keine Kellerstiege, keine Ackerfurche, wo nicht
irgendein drittklassiger Krimischreiber seinen Kommissar
hingeschickt hat“, heißt es im Buch. Macht aber nichts –
und drittklassig sind weder Buch noch Autor. (MH)
ISBN 978-3552057432, Paul Zsolnay Verlag
James Bond 007 – Spectre
Sein Name ist Craig, Daniel Craig, und er zieht zum
vierten Mal den schwarzen
Anzug des MI6-Geheimagenten James Bond an. Diesmal
hat es Bond mit einer dunklen Organisation namens Spectre zu tun, in deren Mittelpunkt der mysteriöse Franz Oberhauser (gespielt
von Christoph Waltz) steht. Ob Bond das bessere Ende
für sich hat, ist ab 6.11. in den Kinos zu verfolgen. (DN)
The Trapp Family – A Life of Music
Die österreichische Familie Trapp
und den Film „Sound of Music“
kennen in Amerika alle. Interessanterweise ist er bei uns ziemlich unbekannt. Wer sich für das
Gespräch mit US-FreundInnen
ein wenig vorbereiten will, kann sich im Kino auf den
Stand bringen lassen. Ab 13. November gibt es die
Gelegenheit dazu. (DN)
16 hallo!
Verschwörung
Die Hackerin und der Journalist, Teil 4. Die „MillenniumTrilogie“ um die beiden Hauptfiguren Lisbeth Salander
und Mikael Blomkvist wurde millionenfach verkauft. Stieg
Larsson konnte den Erfolg seiner Bücher nicht erleben. Er
starb vor der Veröffentlichung. Die Fortsetzung übernahm
David Lagercranz. Das Buch kommt an die drei Vorgänger nicht ganz heran, bietet aber einen spannenden Plot
über moderne Formen der organisierten Kriminalität und
Industriespionage, der das Duo in
Atem hält. Anspielungen auf aktuelle Themen fehlen ebenso wenig, wie
Funken trockenen Humors. Wer auf
Thriller steht, kommt am Buch also
nicht vorbei. (RSS)
ISBN 978-3453269620, Heyne Verlag
F O TO S : CO N S TA N T I N F I L M ; F I L M L A D EN
Zu Besuch auf der Insel
der Boots-Flüchtlinge.
news und trends
d
en
Tr
barometer
 
+
+ + + Kollektivverträge
+ + Flüchtlingen
helfen
F O TO : M I S T ERQ M / P H O TO C A S E . D E
+ Herbstfarben
- keine fünf Minuten
ohne Handy
- - schlechte Ausbildung in der Lehre
- - - Lohn-/Gehaltsschere
-
Web-News
Was ist drin?
Auf den Verpackungen unserer Produkte steht vieles
drauf. Aber was bedeutet das
eigentlich, und was ist ganz
genau drinnen? Unter www.
codecheck.info gibt ’ s eine
Datenbank mit Produktinformationen zu Inhalts- bzw.
Nährstoffen, Hersteller, Labels
und mehr. Du kannst manuell
suchen oder den Barcode mit
Handy oder Webcam einscannen. Das Ganze gibt’s auch als
App für iOS und Android.
Ganz ähnlich funktioniert die
App ToxFox, die Kosmetika
daraufhin überprüft, ob sie
hormonell wirksame Schadstoffe enthalten. Hormonell
Moooment!
40 Jahre Schwangerschaftsabbruch
Woche für Woche demonstrieren fanatische GegnerInnen des Schwangerschaftsabbruchs vorm Ambulatorium in Wien. Wir Frauen
würden töten, wenn wir uns
gegen eine Schwangerschaft
entscheiden und diese abbrechen. So ein Irrsinn, sagen
wir. Es geht um Selbstbestimmung, darum, dass Frauen selber über ihren Körper
und ihre Zukunft entscheiden können. 1975 wurde die
Fristenlösung straffrei, aber
nicht erlaubt. Seit 40 Jahren
also haben Frauen in Österreich die Möglichkeit, einen
Abbruch straffrei durchfüh-
wirksame Stoffe werden in vielen
Kosmetikprodukten z. B. als Konservierungsmittel eingesetzt. Sie
werden mit Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht, die
in den vergangenen Jahrzehnten
weltweit verstärkt auftreten.
Eine weitere Alternative ist der
Barcode Scanner barcoo, der Infos
von Stiftung Warentest, Öko-Test
sowie Preisvergleiche und mehr
aufs Handy bringt.
Smart und nachhaltig einkaufen
Der WWF hilft mit der App
Fischratgeber, dem Problem der
Überfischung unserer Meere zu
begegnen. Laut Welternährungsorganisation FAO sind 47 Prozent der europäischen Gewässer
überfischt, im Mittelmeer sind es
ren zu lassen. Das ist eine der
größten Errungenschaften
in der Frauenbewegung. Aus
welchem Grund sich Frauen
für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden, es ist
ihre Entscheidung und ihr
Recht auf ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben.
Keine Kinder haben zu wollen, ist kein Verbrechen. Und
deshalb muss der Schwangerschaftsabbruch raus aus
dem Strafgesetzbuch und
kostenf reie Abbrüche in
allen Bundesländern ermöglicht werden.
(BK)
sogar 82 Prozent. Die App des
WWF erklärt, welche Fische
guten Gewissens gegessen werden können und worauf man
beim Kauf achten sollte
Die App buycott wiederum
ermittelt, ob ein Produkt oder
eine Firma auf der schwarzen
Liste einer Kampagne für mehr
Verbraucherschutz, Menschenoder Tierrechte, Umweltschutz
und weitere Zwecke steht. Falls
ja, erfolgt ein Hinweis, dass man
den Kauf dieses Produkt vermeiden sollte.
(MH)
hallo!
17
hallo! meinung
Selfies
Ich mit Sonnenbrille, ich am Strand, ich mit Hund, ich beim Essen oder sonst wo.
Selfies, wohin man sieht. Übertriebene Selbstdarstellung oder sind die anderen
einfach nur neidisch?
Pro.
Schaut her! Da bin ich vor dem
Goldenen Dachl! Da, schau, ich
habe eine neue Frisur! Das bin ich, wie ich in einem
Kaffeehaus sitze. Wow, krass! Da ist der Komiker
aus dem Fernsehen! Knipps! Jetzt bin ich sein Buddy, schließlich gibt’s ein Foto von uns. Gebt euch
das! Ein Selfie von mir mit meinem Selfie-Stick
vor dem Bahnhof Gramatneusiedl! Und das
ist mein Selfie-Stick! Ich habe ihn mit
einem pelzigen Schonbezug überzogen. Das ist der Shop, wo ich
das herhabe, natürlich mit mir
im Vordergrund! Und das
alles wüsstet ihr nicht, wenn
ich nicht ständig Fotos von
mir posten würde. Das bin
ich, ein eingebildeter Narzisst. Schon in der Volksschule habe ich nur Selfies
gezeichnet. Was würde ich nur
tun, wenn es keine Selfies geben
würde? Ich bin so toll, so fotogen, ihr
wollt mich auf Fotos sehen. Ich gebe sie
euch. Ihr mögt mich, weil ich alles von mir zeige.
Privat gibt es bei mir nicht. Ich lebe öffentlich!
Macht es mir nach! Es befreit! Es macht Spaß!
Zeigt, was ihr draufhabt!
(RSS)
Kontra.
Ich stehe zu mir,
muss mich aber nicht
andauernd der Öffentlichkeit präsentieren. Viele lieben Selfies und
das Internet ist voll von ihnen.
Einer zeigt sich in Denkerpose vor dem Waschbecken,
die Zweite grinst neben
einem B-Promi und der
Dritte merkt nicht, dass
in einer ganzen Serie von
Selbstporträts im rechten
Nasenloch verkrusteter Rotz
klebt und im anderen sehr viele schwarze Haare sprießen. Dazu
noch etliche Supermodels, die ihren blanken Traumhintern selbst ablichten und in Instagram speisen – für
alle ohne Internet werden solche Selfies in Gratisblättern abgedruckt. Die cool gemeinten Selbstabschüsse
führen allerdings oft zur unfreiwilligen Selbstentblößung. Ein Teil der Menschheit ist offensichtlich sehr
eitel und stolz darauf, ein blödes Gfrieß und andere
Körperteile unendlich oft für die Nachwelt zu erhalten. Der Wert für den Erdball ist fraglich. Mir sind
Selfies schlicht zu selbstverliebt – das World Wide
Web kann gut ohne meine Pickel und die spärliche
Brustbehaarung auskommen.
(CR)
Da ist er wieder, der alte Reflex der
Bürgerlichen und Industriellen:
Wenn die Arbeitslosigkeit wie in den
vergangenen Monaten steigt, wird
die Schuld sofort bei den Arbeitssuchenden gefunden. Diesmal hat der
Reflex den Herrn Leitl erwischt, den
Präsidenten der Wirtschaftskammer Österreich. „Jeder, der arbeiten
will, findet Arbeit“, meinte Leitl
unlängst in einem Interview. Eine
18 hallo!
abenteuerliche Ansicht! Denn es
gibt mehr als zehnmal so viele
Arbeitssuchende (ca. 375.000) wie
offene Stellen (ca. 32.000). Mehr
noch: Leitl würde selbst sofort
„jeden Job annehmen“, nur um
nicht arbeitslos zu werden. Das
würde ich dann auch gerne mal
sehen, wie der Herr Präsident bei
der Spargel-Ernte für drei Euro
pro Stunde aushilft. Und zu guter
Letzt: Die Mindestsicherung sei zu
hoch – das halte die Arbeitslosen
vom Arbeiten ab. Tja, da können
wir wohl froh sein, dass uns Herr
Leitl aufgeklärt hat. Aber vielleicht
würde es uns ja mehr helfen,
wenn er statt Arbeitslose zu verhöhnen dafür sorgen würde, dass
endlich wieder mehr Betriebe
Lehrlinge ausbilden. Bitte – danke,
Herr Präsident! (TS)
F O TO S : F LI C K R . CO M
Wer suchet, der findet?
e er
ann würd en.
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s
lo
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nnehm
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WENNS UM DEINE
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GEHT:
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KANNST DU RECHNEN.
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