ÖGJ-Vorsitzender Sascha Ernszt im Speeddate Aadils Flucht vor Krieg und Terror Elektroschrott – So tötet Technik So schnell klicken die Handschellen Der Grat zwischen erlaubt und verboten ist schmal. hallo! das Magazin der Österreichischen Gewerkschaftsjugend Okt/Nov 15 € 1,80 inhalt Meinung 7 Kamikatze.Wird’s ein Bub oder ein Mädchen. 17 Trendbarometer. Kollektivverträge bis Lohn-/Gehaltsschere. 17 Moooment. 40 Jahre Schwangerschaftsabbruch. 18 Pro und Kontra. Selfies. 18 Die üblichen Verdächtigen. WKO-Präsident Christoph Leitl. Demokratie & Gesellschaft affitiachtsamem Gr Cover: Aus un chbeSa ell hn sc nn Sprayen ka rden. schädigung we 3 ÖGJ Aktuell. Der ewige Kampf ums Geld. 4 Cover. Mit einem Bein im Gefängnis. 8 Interview. ÖGJ-Vorsitzender Sascha Ernszt im hallo! Speedate. 10 Was bewegt das Land? So killt Technik. 11 Was bewegt die Welt? Dass Auschwitz nie wieder sei! Ein Nachbericht zur Gedenkreise zum 70. Jahrestag der Befreiung der Vernichtungslager. Freizeit & Beruf 12 Leben, lieben, leiden. Der junge Pakistani Aadil erzählt von seiner Flucht vor Krieg und Terror. Job und Cash. OrthopädietechnikerIn. Sport und Facts. Headis – Kopfballtischtennis. Musikupdate. A Life A Song A Cigarette. Movietime. Lampedusa im Winter. Voll verzuckert – That Sugar Film. James Bond 007 – Spectre. The Trapp Family – A Life of Music. Freestyle. Groschens Grab. Verschwörung. Webnews. Was ist drin in Essen und Kosmetika? Smart und nachhaltig einkaufen. 13 14 15 16 16 17 Speeddate: Sasch a Ernszt wurde im Mai erneut zum Vorsitzenden der Österreichisc hen Gewerkschaftsjugend gew ählt und hat viel vor. Rubriken 2 hallo! Beruf: Tamara Meneder, 22, macht eine Lehre zur Orthopädietec hnikerin und hilft da durch z. B. Ve rbrennungsopfern. Impressum: Redaktion: 1020 Wien, Johann-Böhm-Platz 1, Sekretariat (8–13 Uhr): (01) 534 44-39062. Fax: (01) 534 44100324. E-Mail: [email protected]. Chefredaktion: Mag.a Barbara Kasper. Layout: Katharina Bruckner. Herausgeber: Österreichischer Gewerkschaftsbund, 1020 Wien, Johann-Böhm-Platz 1. Medieninhaber: Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes GmbH, 1020 Wien, JohannBöhm-Platz 1, Tel.: (01) 662 32 96-0, Fax: (01) 662 32 9639793. E-Mail: [email protected], www: http://www.oegbverlag.at. Hersteller: Leykam Druck GmbH & Co KG, 7201 Neudörfl, Bickfordstraße 21. Verlagsort: Wien. Herstellungsort: Neudörfl. Anzeigen werden nicht angenommen. Preise: Einzelnummer € 1,80. Jahresabo € 7,99. Bestellungen nimmt der Verlag des ÖGB (Adr. wie oben) entgegen. DVR-Nummer: 0046655. Für unverlangt eingesendete Manuskripte und Fotos keine Gewähr. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Nachdrucke, auch auszugsweise, nur mit Zustimmung der Redaktion und mit Quellenangabe. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (Bundesjugendförderungsgesetz). ZVR-Nr.: 576439352 F O TO S : LI S A LU X 3 Comic 9 ÖGJ-Termine, Prof. Schlaumeier, hallo! Wie gehts?, Karriere-Tipp 14 Numbers 19 Cartoon Was bewegt die Welt? Der ewige Kampf ums Geld H allo! Es ist ein lustiger Abend, alle haben Spaß und jemand kommt auf eine „blöde“ Idee. Das ist der Anfang eines Abends, der mit dem Satz „Hätte ich das bloß nicht gemacht“ endet. Der Grat zwischen erlaubt und verboten ist oftmals sehr schmal. Man ist übermütig, lässt sich zu etwas hinreißen und denkt nicht nach. Doch das ist weder eine Entschuldigung noch schützt es einen vor Strafe. Manches mag nur eine Jugendsünde sein, doch oft genug handelt es sich um schwere Straftaten. Sei dir immer bewusst, wie du handelst und was du tust. Die hallo!-Coverstory (S. 4–7) erzählt vier kleine Geschichten, die dich mit einem Bein ins Gefängnis bringen könnten. Im Herbst finden traditionell die Lohnverhandlungen in der Metallindustrie statt. Dass die Arbeitgeber versuchen, die Gewerkschaften zu erpressen ist neu. BA R BA R A K A S P ER F O TO : Ö G J J edes Jahr verhandeln die Gewerkschaften rund 450 Kollektivverträge aufs Neue. Dadurch erhöhen sie die Gehälter, Löhne, Lehrlingsentschädigungen, sichern Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Überstundenzuschläge und schaffen neue Verbesserungen, wie mehr Freizeit für alle ArbeitnehmerInnen. Am 24. September haben die Gewerkschaften PRO-GE und GPA-djp die Forderungen der 180.000 Beschäftigten in der Metallindustrie übergeben. Doch die FMMI-Arbeitgeber starteten mit einem Erpressungsversuch und würden keine Kollektivvertragsverhandlungen aufnehmen, wenn die Gewerkschaften sich gegenüber der Bundesregierung nicht gegen die Wertschöpfungsabgabe und die 6. Urlaubswoche aussprechen.„Wir werden diese Erpressungsversuche nicht hinnehmen“, sagen die Verhandlungsleiter Rainer Wimmer (PRO-GE) und Rudolf Wagner (GPA-djp). Daher fand am 29. September eine Konferenz mit über 2.000 BetriebsrätInnen in Wien statt. Die 2.000 BetriebsrätInnen der Metallindustrie berieten gemeinsam, wie es weitergehen wird und welche Schritte gesetzt werden. In einer Resolution beschlossen sie, dass sie nur dann weiter verhandeln können, wenn die Arbeitgeber ohne Vorbedingungen und Erpressungen zu ehrlichen Verhandlungen bereit sind. „Mit uns nicht! Keine Spielchen auf Kosten der Menschen!“ Und es wirkte – am 5. Oktober fand die vorerst nächste Verhandlungsrunde statt. Editorial www.gpa-djp.at www.proge.at „Neulich in Richmond, Virginia“ Die aktuelle Flüchtlingssituation ist schlimm genug, Tausende müssen ihre Heimat wegen Krieg und Terror verlassen. Trotzdem gibt es Menschen, die das nicht glauben. Der junge Pakistani Aadil erzählt hallo! seine Geschichte (S. 12). Außerdem im Heft: Sascha Ernszt, Vorsitzender der ÖGJ, erzählt, was ihn beschäftigt und seine Ziele sind (S. 8), wie die Wegwerfgesellschaft die Umwelt zerstört, erfahrt ihr auf Seite 10, und wie aus Tischtennis und Fußball eine neue Sportart wird, lest ihr auf Seite 14. Viel Spaß beim Lesen! Deine Gewerkschaftsjugend Halt, das ist illegales Glücksspiel! Sie sind festgenommen. Wer zahlt heute? Lass uns eine Münze werfen. SCHNAPP September ´15 hallo! 3 Coverstory Mit einem Bein im Gefängnis D BA R BA R A K A S P ER U N D M AT T H I A S T R I N KO ie Kindheit ist schön. Du kannst tun und lassen was du willst, und wenn einmal etwas passiert, bist du dafür nicht verantwortlich. Stimmt nicht ganz, denn die Eltern müssen für Schäden aufkommen – bis zum Zeitpunkt, wo das vorbei ist. Sobald junge Menschen 14 Jahre alt sind, können sie für Straftaten wie Sachbeschädigung oder Diebstahl bestraft werden, weil sie nach dem Strafgesetzbuch (StGB) § 74 mündig sind. Auch wenn man nicht weiß oder einem nicht bewusst ist, dass man etwas Verbotenes tut, wird man bestraft. hallo! erzählt vier kleine Geschichten, damit du den Tag danach nicht bereust. Sex nur, wenn beide wollen. Es ist Montag früh, die Glocken läuten nach der ersten Schulstunde. Pause. Lena ist froh, sie muss sich unbedingt mit ihrem besten Freund Dominik austauschen. Logisch, denn übers Wochenende ist viel passiert, das sie ihm erzählen muss und nicht eine Sekunde länger warten kann. Sie hat den süßesten Typen seit langem kennengelernt und sich richtig verknallt. „Ich krieg’ ihn gar nicht mehr aus meinem Kopf. Er ist so lieb. Ich glaub’, mit ihm trau ich mich“, schwärmt Lena. Rechtlich gesehen (StGB § 206) darf man in Österreich ab 14 Jahren Sex 4 hallo! Wer jung ist, will viel erleben. Spaß und Übermut lassen einen manchmal übertreiben und am nächsten Tag denkst du dir: „Hätte ich das besser nicht gemacht.“ haben. Wenn beide über 14 sind, sind alle Formen von Sex erlaubt. Ist einer oder eine von beiden erst 13 Jahre alt und schon für Sex bereit, darf der Partner oder die Partnerin maximal drei Jahre älter sein, also 16. Ist derjenige oder diejenige älter, macht er oder sie sich strafbar. „Wie kommt’s, dass du es jetzt so schnell willst?“, ist Dominik überrascht. „Du weißt, dass du dich zu nichts überreden lassen musst. Wenn er dich zu Sex drängt oder dich zwingt, ist er nicht nur ein Arsch, das ist strafbar. Da hast du jemand Besseren verdient“, ist er besorgt. Egal in welchem Alter, es gilt immer: Sex nur dann, wenn beide einverstanden sind. Vergewaltigung oder Missbrauch stehen unter Strafe (ab § 201). Besteht ein Autoritätsverhältnis wie zwischen LehrerIn und SchülerIn oder AusbilderIn und Lehrling, ist Sex bis du 18 Jahre bist, verboten (StGB § 212). „Wir fahren zur EM!“ – das wird teuer. Ein paar Bier, eine lustige Gruppe und eine Portion „das traust du dich nie“. So begin- nen viele Geschichten, die vor Gericht enden. Genau so begann die Geschichte von Kathi und Lukas. Die beiden haben sich das Fußballmatch Österreich gegen Schweden zu Hause angesehen. Österreich gewann mit 4:1. Die Freude war groß, denn jetzt war klar, Österreich hat sich für die Europameisterschaft in Frankreich qualifiziert. Das wollten die zwei feiern und stießen mit ein paar Getränken auf den Sieg an. Später entschieden sie sich, in eine Bar zu gehen. Da kam Kathi auf die Idee, ihren Lackspray mitzunehmen und ihn auch zu benutzen. Es dauerte keine zwei Minuten, da stand in großen Blockbuchstaben „Wir fahren zur EM“ auf der Friedhofsmauer, an der die zwei vorbeigingen. Am nächsten Morgen kam das böse Erwachen. Gegen neun Uhr stand die Polizei vor der Türe und bat Kathi, mit aufs Revier zu kommen. Eine Kamera hatte gefilmt, wie sie auf die Friedhofsmauer sprayte. Niedergeschlagen und mit einer Anzeige wegen schwerer Sachbeschädigung machte sie sich auf den Weg zu Lukas – sein Vater ist Anwalt. Lukas Vater erklärte ihr: „Das Gesetz hält Graffiti für eine Sachbeschädigung. Es besagt: Wer eine Sache zerstört, beschädigt, verunstaltet coverstory F O TO : LI S A LU X Sprayen nur dort, wo es erlaubt ist. hallo! 5 Coverstory Was denkst du über Hasspostings auf SocialMedia-Plattformen? hallo! hat in Wien vor der Millennium City nachgefragt. Amin M., 17, Lehrling, Steuerassistenz Ich bin absolut gegen Hasspostings, das ist nicht in Ordnung. Facebook sollte diese Leute sofort sperren. oder unbrauchbar macht, ist mit einer Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder einer Geldstrafe zu bestrafen.“ Als besonders schwer wird eine Sachbeschädigung gewertet, wenn sie an bestimmten Gegenständen wie an Kirchen oder Denkmälern passiert. Kathi sprühte Graffiti auf eine Friedhofsmauer, das als schwere Sachbeschädigung gilt (StGB § 126). Auch wenn die gerichtliche Strafe nicht mit Gefängnis enden wird, werden für Kathi ein paar Tausend Euro Reinigungskosten vom Abend der WM-Qualifikation übrig bleiben. Hassparolen auf Facebook. Max liebt Facebook. Täglich verbringt er mehrere Stunden im Netzwerk, chattet, liest, was es bei seinen Freunden und Freundinnen Neues gibt, und postet überaus gern. Er hält seine rechte 6 hallo! Gesinnung nicht geheim und teilt das auch noch freizügig auf seiner Facebook-Wall. Wer in sozialen Medien seine Meinung und Parolen loswerden will, muss bedenken, dass auch dort Gesetze gelten. Ein unüberlegtes Posting, in dem man über andere herzieht, kann schnell als Verhetzung (StGB § 283) gelten und mit bis zu zwei Jahren bestraft werden. Wenn du zum Beispiel gegenüber einer Religionsgesellschaft oder einem Volk zu Gewalt aufforderst und dein Status für mindestens 150 Personen lesbar ist. Rechtsradikale Sprüche können auch eine Strafe nach dem Verbotsgesetz auslösen. Mit 1.1.2016 wird der Verhetzungsparagraf abgeändert. Dann reicht es aus, wenn 30 Personen das Posting sehen und lesen können. Der Strafrahmen steigt auf bis zu drei Jahre Gefängnis. Um Katharina, 23, Ausbildung zur Kindergartenpädagogin Hasspostings sind absolut nicht in Ordnung. Ich finde es auch nicht o. k. einfach FPÖWerbung in meinem Briefkasten zu haben. Hassposter sollten angezeigt und sofort von Facebook gelöscht werden. Dass Facebook-Seiten wie „Blutgruppe HC negativ“ gesperrt werden, versteh ich dafür nicht. verurteilt zu werden, muss dem Beschuldigten oder der Beschuldigten bewusst sein, dass die Menschenwürde verletzt sein könnte. Ab 2016 muss dem Täter oder der Täterin nachgewiesen werden, dass er oder sie jemanden absichtlich herabwürdigen, verleumden oder in Verruf bringen wollte. Neben einer Gefängnisstrafe können solche diffamierenden Kommentare auch den Arbeits- oder Lehrplatz kosten. Ausweis herzeigen oder nicht? Hanna und ihre Berliner Freundin Katja gehen in Wien zur Demo „Mehr Kohle für Lehrlinge“. Auf dem Weg dorthin werden sie von zwei Polizisten angehalten, nach ihrem Ziel gefragt und ihre Ausweise verlangt. Katja hat einen Personalausweis dabei und zeigt ihn vor. Hanna hat ihren Reisepass in der Wohnung liegen. F O TO S : S C H Ö N F O TO G R A F I ERT Alice F., 18, Abendgymnasiastin Wenn man Streit hat, sollte ihn man nicht in die Öffentlichkeit tragen und ihn auch nicht mit Gewalt lösen. Probleme kann man normal mit Reden lösen. Rassismus geht gar nicht. Mensch ist Mensch. coverstory Ein Verbrecherfoto muss nicht unbedingt ins Familienalbum. F O TO : LI S A LU X Wird’s ein Bub oder ein Mädchen? „Als Österreicherin muss ich mich doch nicht ausweisen, wenn ich nichts Falsches getan hab“, verteidigt sie sich. Die zwei beginnen mit den Polizisten zu diskutieren. Hanna zückt ihr Handy und ruft die Freundin ihrer Mutter, eine Juristin, an. Wie aus der Pistole geschossen erklärt sie ihr, dass laut Sicherheitspolizeigesetz § 35 für österreichische StaatsbürgerInnen keine Ausweispflicht besteht. Sie empfiehlt ihr aber, immer einen Ausweis mit zu haben, weil das viel Ärger ersparen kann. EU-BürgerInnen benötigen in Österreich einen Reisepass oder Personalausweis, ein Führerschein genügt beispielsweise nicht. Die Polizisten nahmen zur Kenntnis, dass Hanna im Recht ist, und ließen die zwei Mädchen weitergehen. Nur, wenn sie Hanna wegen einer Straftat verdächtigt hätten, dürften sie beispielsweise die Identität feststellen. Wenn es nötig ist, kann das auch gegen den Willen des Betroffenen oder der Betroffenen geschehen. Verlangt Hanna hingegen die Dienstnummer eines Polizisten oder einer Polizistin, sind sie verpflichtet, ihr die Dienstnummer zu nennen. Das sagt eine Richtlinienverordnung des Innenministeriums. Jeden Tag nehme ich die U-Bahn, um zur Arbeit zu fahren, und um wieder nach Hause zu kommen. Nicht ungewöhnlich. Ich begegne netten Menschen, Menschen, die lächeln, die singen und welche die grimmig schauen. Manche verzehren ein 4-Gänge-Menü während sie von A nach B fahren, andere schminken sich und legen Mascara auf. Manche küssen sich. Gut. Doch ist es ernsthaft der innerste Wunsch von immer mehr Menschen, die intimsten und persönlichsten Dinge am Telefon in einem vollgestopften öffentlichen Verkehrsmittel zur Rush-Hour mit 20 Fremden zu teilen? Ich durfte erfahren, wie ein Mann jemandem vermittelte, dass jemand anderer gestorben ist. Eine völlig aufgelöste junge Frau verkündete (ich vermute) ihrem Freund, dass sie schwanger ist. Eine ältere Frau erzählt lautstark und detailgetreu, wie es ihr bei der Darmspiegelung erging. Ich versuche, diese Gespräche auszublenden, doch die meisten sind dermaßen penetrant, dass man nicht anders kann, als zuzuhören. Dabei will ich das alles gar nicht wissen, manches empört mich, ich schüttle den Kopf, und vor manchen Erzählungen ekelt es mich. Ich versuche, an etwas anderes zu denken, zum Beispiel daran, wo mein nächster Urlaub hingeht. Wie kann dieses nervtötende Gelaber einfach abgeschaltet werden? Ich weiß es nicht. Aber ich komme zu dem Entschluss, das nächste Mal, wenn mir bei einer Geschichte etwas unklar bleibt, frage ich einfach: „Und, wird’s ein Bub oder ein Mädchen?“ Die Kamikatze hallo! speeddate Das Grundübel liegt darin, dass Betriebe nicht ausbilden Sascha Ernszt, 27, ist seit 2013 Vorsitzender der Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ). Der gelernte Elektroenergietechniker traf sich mit hallo! zum Speeddate. BA R BA R A K A S P ER Die hallo!-Coverstory schreibt, wie schnell es geht, Verbotenes zu tun. Hast du am nächsten Tag mal etwas bereut? Da fällt mir die Geschichte eines Freundes ein. Der hat einmal nach der Disco, am Weg nach Hause ein Müllsackerl aufgehoben und auf die andere Straßenseite gelegt. In dem Moment kam die Polizei und er konnte nicht beweisen, dass das nicht sein Müll war. Er musste wegen Umweltverschmutzung eine Strafe von ca. 300 Euro bezahlen, obwohl er unschuldig war. Du wurdest im Mai wieder gewählt. Was beschäftigt dich gerade als ÖGJ-Vorsitzender? Es beschäftigen uns die 67.000 arbeitslosen Jugendlichen, und dass viele keine Lehrstelle finden. Viele kommen zu uns und erzählen, dass sie sich bewerben und bewerben, aber einfach 8 hallo! Verstehst du das? Ja genau, weil viele, die in einer ÜBA ausgebildet wurden, nachher keinen Job bekommen. Wenn Jugendliche dadurch am Arbeitsmarkt keine Chance haben, muss sich die Politik was überlegen. Was kann dagegen gemacht werden? Das ist die Frage. Bietet man die Ausbildung in der ÜBA nicht an, haben viele gar nichts. Andererseits hat das System versagt, wenn sie nachher keine Arbeit finden, obwohl sie was können. Die Politik legt die Regeln fest, aber das Grundübel liegt darin, dass die Betriebe nicht ausbilden. Es ist an der Zeit, Geld in die Hand zu nehmen, um Jugendlichen eine Perspektive zu geben. Was sind deine Ziele? Es geht darum, durchzuhalten und Themen, die uns länger beschäftigen, am Leben zu erhalten. Wie zum Beispiel, dass alle Jugendlichen die Ausbildung bekommen, die sie wollen, die Qualität in der Lehrausbildung, die Fachkräftemilliarde, und dass Betriebe wieder mehr ausbilden. Außerdem muss Lehre mit Matura gefördert und nicht erschwert werden. Dein Tipp für JVRs? Bei den Forderungen hartnäckig bleiben. Bei mir im Betrieb hat etwas mal drei Jahre gedauert. Nicht immer auf die Einladung vom Betriebsrat oder der Firmenleitung warten. Überall wo es um Lehrlinge geht, ist der JVR berechtigt dabei zu sein. Und nicht auf die eigene Ausbildung vergessen. Ein Hobby von dir? Motorsport. Ich hab einen rechtsgelenkten weißen Honda Civic Type R aus Japan. Mit dem fahre ich Rennen, dort wo es erlaubt ist, aber auch normal auf der Straße. Vor kurzem wurde ich von der Polizei angehalten, nur weil der Polizist das Auto cool gefunden hat, es sich ansehen und mal reinsetzen wollte. Vor kurzem warst du bei Ö3 zu Gast. Ja, im September hatten wir mit Ö3 ein Projekt. Zwei Wochen lang wurde jeden Tag im Ö3-Wecker ein Lehrberuf vorgestellt, mit allen positiven und negativen Aspekten, und Tipps für diejenigen gegeben, die den Lehrberuf ergreifen wollen. Auf der Ö3-Website kann man alles nachhören. Lehrlinge aus ganz Österreich haben sich beteiligt und ihre Geschichten erzählt. Seitdem laufen unsere Telefone wegen vieler Fragen heiß. F O TO : LI S A LU X nichts finden. In eine überbetriebliche Ausbildung (ÜBA) wollen sie nur ungern, weil sie das Gefühl haben, das sei eine Ausbildung zweiter Klasse. ÖGJ-Termine hallo! extraservice ber 2015 ☞ 16.–17. Novem ☞ 30.–31. Oktober 2015 Antifaschismus-Seminar in Linz Infos: [email protected] srätInnenJugendvertrauen ien W in nz ere Konf gb.at Infos: jugend@oe Lernen im Netz M I C H A EL A H U B W EB ER Das Internet bietet viele gute und unterhaltsame Möglichkeiten, Neues zu lernen. hallo! verrät dir welche es gibt. Zu vielen Themen gibt es z. B. Webinare, also OnlineSeminare, die als Videokonferenz mit Webcam, Mikro und Chat abgehalten werden. Sehr gute Webinare, die man sich als Video ansehen kann, gibt’s unter www.werdedigital.at. Auch beim Lernen von Fremdsprachen hilft das Netz weiter: Die Zahl der Sprachportale ist inzwischen immens. Am bekann- testen sind zum Beispiel www. busuu.com, www.babbel.com oder www.bab.la. Ebenfalls zum Sprachenlernen wurde www. memrise.com entwickelt, es gibt aber auch viele Kurse zu anderen Themen. Wer sich zu Förderungen für Aus- und Weiterbildung informieren will, findet eine Liste unter w w w. k u r s f o e r d e rung.at. Das AMS informier t unter www.ausbildungskompass.at zu verschiedenen Ausbildungswegen. Mit der AMS-Job-App kannst du dir Jobangebote und Lehrstellen direkt aufs Handy schicken lassen. Professor Schlaumeier Sehr geehrter Herr Prof. Schlaumeier, ich bin im 2. Lehrjahr zur Mechanikerin und mir gefällt es richtig gut. Meine Kollegen sind nett, und ich bin froh hier zu sein. Mein kleiner Bruder geht in die 4. Klasse und will sich danach für einen Lehrberuf entscheiden. Er weiß aber noch nicht, was ihn interessiert. Mit der Schule war er schon in einem Betrieb, der hat ihm nicht gefallen. Kann er auch selbst Betriebe anschreiben und fragen, ob er vorbeikommen darf, um sich die Lehrberufe anzuschauen? LG Elisabeth Hallo Elisabeth! Ja, dein Bruder kann in einem Betrieb eine Schnupperlehre absolvieren – individuelle Berufsorientierung heißt der Fachausdruck dazu. Er darf bis zu fünf Tage im Schuljahr in Betrieben schnuppern und somit der Schule fernbleiben. Der Klassenvorstand muss aber zustimmen. Außerhalb der Unterrichtszeit kann er bis Hallo, wie gehts? Corina Turkowitsch, 22 Jahre alt, ist seit gut fünfeinhalb Jahren Jugendvertrauensrätin (JVR) bei der Bank Austria in Wien. Wie ist die Lage so bei euch im Betrieb? Bei uns gab es zuletzt viele Veränderungen. Im August haben wir wieder neue Lehrlinge aufgenommen. Leider waren es etwas weniger als in den vergangenen Jahren. Aber jetzt ist die Lage wieder ausgeglichen. Was waren in letzter Zeit eure größten Herausforderungen? Vor den Wien-Wahlen haben wir eine große Jugendversammlung organisiert. Dort wollten wir den Jugendlichen zeigen, wie wichtig Demokratie und Wählen sind. Ein großer Dank gilt Carina Köpf von der GPA-djp, die uns sehr unterstützt hat. Außerdem wollen wir ein persönliches Treffen mit Flüchtlingen organisieren. TS zu 15 Tage pro Betrieb und Kalenderjahr schnuppern. Dazu müssen die Erziehungsberechtigten zustimmen. Dein Bruder kann sich auf diese Weise ein Bild von den Betrieben machen. Er wird dort von einem/r AusbilderIn oder einem/r erfahrenen FacharbeiterIn betreut, kann Fragen stellen und einfache, ungefährliche Arbeiten ausprobieren. Die Schnupperlehre ist kein Arbeitsverhältnis, daher bekommt er dafür auch kein Geld/Entlohnung. Er ist aber über die Schüler-Unfallversicherung versichert. MfG, Prof. Schlaumeier hallo! 9 Was bewegt das land? So killt Technik Jährlich wird mehr und mehr Elektroschrott gesammelt. Sogar funktionierende Geräte werden ersetzt und wandern auf den Müll. Aber was geschieht mit dem Schrott? R S-S „Die Produktzyklen werden immer kürzer“, meint Bernhard, Verkäufer in einem großen Elektrogeschäft. „Nach einem halben Jahr kommt meistens eine neue Serie auf den Markt.“ Die alten Geräte werden entweder verschenkt, privat verkauft oder wandern auf den Müll. Ob Fernsehgerät, Handys, Computerteile oder Haushaltsgeräte, die Menge an Elektroschrott wächst bedenklich. Sammeln und verwerten. In Österreich werden pro Jahr um die 80.000 Tonnen Elektroschrott gesammelt, Tendenz steigend. Eigene Firmen spezialisieren sich darauf, Altgeräte zu sammeln und wiederzuverwerten, da in den Bauteilen wertvolle Materialien zu finden sind. „Die Sammlung und das grobe Zerlegen sind einfache Schritte. Spannender und intensiver ist, die verschiedenen Materialien und Bauteile zu trennen“, meint Bernhard. „Die von uns abgeholten und gesammelten Geräte werden einem Entsorgungspartner geliefert. Was der mit dem Schrott macht, wissen wir aber nicht.“ Giftig für Umwelt, Tier und Mensch. Nur ein Drittel des in der EU gesammelten Elektroschrotts wird nach europäischen Vorschriften in der EU wiederverwertet. Funktionstüchtige Geräte werden repariert und oftmals in einem grauen Markt verkauft. Problematisch wird die Entsorgung bei wertlosen Geräten, beispielsweise bei Kühlschränken, denen der Kompressor fehlt. Rund zehn Prozent des europäischen Elektroschrotts werden illegalerweise exportiert und landen auf wilden Deponien, hauptsächlich in Afrika. Giftige Schwermetalle und chemische Verbindungen geraten unkontrolliert in die Umwelt und vergiften Böden, Tiere und Menschen. Oftmals steckt hinter dem illegalen Export von Elektroschrott organisierte Kriminalität. Der Handel und der Transport von Sondermüll und Elektroschrott ist ein lohnendes Geschäft, wenn auf Kosten der Umwelt und der Menschen unser Abfall einfach verschwindet. Wegwerfgesellschaft. Der erste Schritt wäre, unnötigen Müll zu vermeiden, aber bereits da beginnt es schwierig zu werden. „Wenn ich nur das verkaufe, was wirklich benötigt wird, bin ich meinen Job los“, bringt es Bernhard auf den Punkt. Das beste Beispiel sind Handys. Jedes neue Modell lässt den Müllberg wachsen. Bernhard dazu: „Unsere Gesellschaft und die Wirtschaft basieren auf Konsum und auf Wegwerfen. Der Überfluss ist das große Geschäft.“ hallo! d: Mit dem 60 Sekunden Stille als Downloa el neue Track hat der Künstler Raoul Hasp Die Gewintzt. gese t aritä Solid der e stäb Maß en Portane für die Downloads von den groß Initiative für len gehen zu 100 Prozent an eine kann man Flüchtlinge in Traiskirchen. Lauter (FP) n! lobe t Musikgeschichte nich Susanne Winter, die FPÖ -Umweltsprecherin, bestreitet öffentlich, das s der Klimawandel durch den Menschen verursacht wurde. Die selbst ernannte Klim aexpertin vermutet stattdessen eine weltw eite Verschwörung. Dafür bekam sie von den österreichischen Umweltorganisatione n den Negativpreis „Black Globe Award“ ver liehen. (FP) F O TO : W I K I P ED I A . CO M Knallo! Was bewegt die Welt? Ihr müsst alles wissen! Vor 70 Jahren wurden die Konzentrationslager der Nazis durch die Alliierten befreit. In Polen trafen sich heuer etwa 50 GewerkschafterInnen aus Österreich mit 1.000 Jugendlichen aus Deutschland und Israel, um den Opfern des Holocausts zu gedenken. ☞ T S „Für uns als Gewerkschaft war es immer besonders wichtig, die Gräuel der Nazis und vor allem deren Opfer in Erinnerung zu behalten“, erklärt Sascha Ernszt, Vorsitzender der Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ). Seit über 20 Jahren organisiert die ÖGJ jährlich solche Gedenkreisen nach Polen, wo sich viele der ehemaligen Konzentrationslager befinden. Anja, 24 Jahre, war im Juni dabei und weiß zu erzählen: „Der Besuch beim Stammlager Auschwitz war einer der emotionalsten Eindrücke. Es ist etwas ganz anderes, wenn man es wirklich sieht, als nur darüber zu lesen.“ F O TO : Z VG … dass Auschwitz nie mehr sei! Der Holocaust ist wohl das schrecklichste Verbrechen der Geschichte: Etwa sechs Millionen Jüdinnen und Juden und Millionen andere Menschen wurden in den Lagern der Nazis grausam ermordet. Doch warum ist es dazu gekommen? Wie waren die Umstände des Unvorstellbaren? „Das große Ziel der antifaschistischen Gedenkarbeit ist: Niemals dürfen wir vergessen, was passiert ist. Nie wieder darf es zu so einer Katastrophe kommen“, meint Sascha Ernszt. Überlebt! Neben den Workshops und dem Besuch des Gedenkstättenmuseums waren die Gespräche mit Auschwitz-Überlebenden besonders beeindruckend. Auch für Anja: „Was diese Menschen erlebt und überlebt haben, hat mich den Tränen nahe gebracht. Dieses Zitat von Esther Bejarano sollte sich jeder zu Herzen nehmen: ‚Ihr habt keine Schuld an dieser Zeit. Aber ihr macht euch schuldig, wenn ihr nichts über diese Zeit wissen wollt.‘“ Sprachrohr sein. 70 Jahre ist es her. Für manche klingt das vielleicht, als ob es mit uns nichts mehr zu tun hätte. Nicht so für Sascha Ernszt, denn: „Der Holocaust ist nicht irgendwo passiert, sondern genau hier: Mitten in Europa, mitten in Österreich und vielleicht nicht weit weg von dort, wo du wohnst.“ Daher sei es gerade für junge Menschen wichtig, sich mit dieser Vergangenheit zu beschäftigen. Anja sieht das ähnlich: „Es ist wirklich toll, dass so viele junge Menschen Interesse und Engagement zeigen, um als Sprachrohr für all diejenigen zu sprechen, die es nicht mehr können.“ Mensch bleibt Mensch. Nichts wäre fataler, als zu glauben, dass so etwas heute nicht mehr passieren könnte. Denn das Entscheidende ist, jedem Menschen seine Würde einzugestehen. Wenn erst die Menschlichkeit verschwindet, sind solche Verbrechen nicht mehr weit. Eines sollte man daher immer bedenken, wenn mal wieder „den anderen“ oder „den Ausländern“ ihre (Menschen-)Rechte abgesprochen werden: Wehret den Anfängen! hallo! 11 leben, lieben, leiden Flucht vor dem Tod Medien berichten täglich über die vielen Flüchtlinge, die nach Europa kommen. Aber jeder einzelne Flüchtling hat seine eigene, schreckliche Geschichte. hallo! hat den jungen Pakistani Aadil in Traiskirchen getroffen. Mord und Terror. Alle drei kommen aus einem kleinen Dorf in der Nähe der afghanischen Grenze. Noch vor kurzem hätten sie sich nie träumen lassen, eines Tages nach Europa zu flüchten. Es gab keinen anderen Ausweg. Aadils Eltern wurden grausam von radikalen Islamisten getötet. Ob es die Taliban waren, weiß er nicht genau. Mit Tränen in den Augen erzählt er seine Geschichte. Als seine Eltern plötzlich abends verschwunden waren, entdeckte er sie auf dem Marktplatz im Dorf. Genauer gesagt fand er nur noch ihre versengten Körper, die neben anderen halb verkohl- 12 hallo! ten Leichen lagen. Die Beine und Arme seiner Eltern waren abgeschnitten und fein säuberlich nebeneinander gelegt. „Wie Hammelkeulen auf dem Markt“, sagt er. Mit tränenerstickter Stimme zeigt er mir auf seinem Handy die Fotos, die er selbst gemacht hatte. Ganze Galerien von blauschwarzen Körperteilen lagen da in blutigen Lachen. Das nächste Foto zeigt die abgeschnittenen Köpfe und die Körper, auch die seiner Eltern sind darauf abgebildet. Warum all diese Menschen so grausam ermordet und verstümmelt wurden, kann er sich nicht erklären. „Das geschah einfach nur zur Abschreckung, sagten die anderen.“ Auf der Suche nach Sicherheit. Seit langem hatte Aadil Angst, dass der Krieg auch in sein Dorf kommt. Erst als er seine Eltern dort liegen sah, bekam er schreckliche Angst und machte sich gemeinsam mit seinen Freunden auf den Weg. Sie verließen ihre Heimat, ausgerüstet nur mit Reisetaschen und allem Geld, das sie schnell zusammenkrat- zen konnten. Die Reise und die Kosten für die lange Fahrt über die Türkei, Griechenland und Ungarn waren so teuer, dass er jetzt gar kein Geld mehr hat. Die Schlepper haben ihm alles abgenommen. Fliegen konnte er nicht. Ohne Reisepass und Visum hätte er nicht einmal das Flugzeug betreten dürfen. Dankbar nahm er die Schuhe und Mäntel an, die wir ihm gebracht haben. Denn der Winter kommt bald. Zum ersten Mal fühlt er sich wirklich sicher in Österreich. Er möchte in die Schule gehen und so schnell wie möglich Deutsch lernen. Neues Leben. So wie Aadil geht es vielen jungen Flüchtlingen. Eine neue Studie in Deutschland hat gezeigt, dass besonders Kinder und Jugendliche an den Grausamkeiten leiden, die sie erlebt haben. Viele waren auch in ihrer Heimat sozial ausgegrenzt, diskriminiert und haben Angstzustände. Darum ist es wichtig, dass sie so schnell wie möglich aus den Lagern herauskommen und ein neues Leben aufbauen können. F O TO : F R A N KO P E T R I S ommer in Traiskirchen: Es ist fast so heiß wie in Pakistan und das Flüchtlingslager ist übervoll. Einer der vielen, die heuer wochenlang im Zelt schlafen mussten, ist Aadil. Der 16-jährige Pakistani reiste zwei Monate mit zwei älteren Freunden Tausende Kilometer auf abenteuerlichen Wegen, bis er endlich in Österreich sicher war. Sie wussten nicht, ob sie das jemals schaffen würden. F R A N KO P E T R I Mehr über das Berufsbild OrthopädietechnikerIn auf: www.oegj.at job und cash OrthopädietechnikerIn Die Niederösterreicherin Tamara Meneder, 22, arbeitet im Sanitätshaus Ortoproban im 8. Wiener Gemeindebezirk und absolviert dort eine Lehre zur OrthopädietechnikerIn. C H R I S T I A N R E S EI Du hast dein Studium abgebrochen ... Ich habe gemerkt, das ist nichts für mich, weil mir die reine Kopf-Arbeit nicht so gut gefällt, und ich lieber etwas mit den Händen umsetzen will. Ich bin genau, kann Dinge gut zuoder ausschneiden. Über das AMS habe ich den Kurs FiT (Frauen in Handwerk und Technik) besucht und mich für die Orthopädietechnik entschieden. Woran arbeitest du gerade? Derzeit bin ich in der Miederabteilung, wo wir handgefertigte Mieder erstellen – zu Beginn nehmen wir Maß, dann nähen wir. Wir erzeugen auch Bandagen oder etwa Kompressionstrümpfe. Welche PatientInnen brauchen eure Hilfe? Mieder werden etwa für Verletzungen an den Wirbeln verwendet, Kompressionswäsche nach Maß benötigen Menschen, die Verbrennungen erlitten oder Lymphödeme haben. Bei starken Verbrennungen wird Haut transplantiert, die Naht zieht sich zusammen und wird ganz hart. Durch die Kompressionswäsche wird das ver- hindert, damit die Menschen in ihrer Bewegung nicht eingeschränkt sind. Deine Arbeit ist auch emotional schwierig ... Vor kurzem habe ich bei einem Kind Maß genommen, das Verbrennungen an Armen und Beinen hatte. Ich fand es erschreckend, dass so viel passieren kann, andererseits ist es auch gut, dass wir helfen können. Kompressionswäsche und Mieder gibt es nicht von der Stange, da müssen wir eben bei jedem Patienten Maß nehmen und nähen. Was sollten junge Menschen für den Beruf mitbringen? Handwerkliches Geschick, aber auch soziale Intelligenz, um auf die Kunden eingehen zu können. Beim Arbeiten müssen wir sehr aufpassen und auch sehr feinfühlig sein. Welche Schulfächer sind nützlich? Biologie ist relativ wichtig, Zeichnen und Werken ist für die Schnitte gut und Mathe gehört auch dazu. Was hast du im ersten Jahr noch gelernt? Ich war in der „ Man braucht handwerkliches Geschick und soziale Intelligenz. “ Prothesen-Werkstatt und habe Schäfte gemacht. Beim Stumpf wird Maß genommen, dann abund ausgegipst. Über den Gipsteil wird der Stoff gezogen, aus dem der Schaft entsteht. Welchen Schwerpunkt hat die Berufsschule? Vor allem Anatomie und Körperfunktionen, wie etwa die Verdauung. Was macht dir Freude? Immer wieder Neues kennen zu lernen und zu erfahren. Und was nervt? Hin und wieder bin ich manchen MitarbeiterInnen noch zu langsam. In der Freizeit ... spiele ich seit November bei einem Fußballverein und bin auch sonst sportbegeistert. Dann weißt du gleich, welche Bandage bei einer Sportverletzung nötig ist? So weit bin ich leider noch nicht. F O TO : LI S A LU X Wirtschaftsfaktor Ausbildungsschwerpunkte sind Orthesen-, Prothesen- und Rehabilitationstechnik. In der dreieinhalbjährigen Lehre müssen zumindest zwei dieser Schwerpunkte vermittelt werden. Wichtig sind genaues Arbeiten, handwerkliches Geschick, Kontaktfähigkeit und Feingefühl. Dazu ist technisches Verständnis gefordert, denn Prothesen werden auch unter Einbeziehung von Elektronik gefertigt. Die Lehrlingsentschädigung hängt von der Branche ab – eine Ortho- pädietechnikerIn mit Schwerpunkt Prothesentechnik verdient nach dem Kollektivvertrag im Metall- und Elektrogewerbe € 560 im 1. Lj., € 751 im 2. Lj, € 1.011 im 3. Lj. und € 1.358 Euro im 4. Lj. Infos: Berufslexikon.at hallo! 13 sport Headis – Kopfballtischtennis Eine Tischtennisplatte, einen Ball und einen besetzten Fußballplatz. Mehr brauchte der deutsche Sportstudent René Wegner nicht, um eine neue Sportart zu erfinden. D en Sommer haben alle noch in bester Erinnerung. Unzählige heiße Tage, die man bestenfalls am See oder im nächsten Freibad verbracht hat. Mit Freunden und Freundinnen im Freibad kicken und dann abermals ins kühle Nass hüpfen. Wenn aber der Fußballplatz besetzt ist, braucht man eine Alternative. Genau so erging es René Wegner 2006, einem deutschen Sportstudenten. Er und seine Freunde wichen auf die Tischtennisplatte aus und köpfelt sich den Ball über das Netz zu. Das war der Beginn der neuen Funsportart Headis. Der Name setzt sich aus dem englischen Wort für Kopf (Head) und Tennis zusammen. Im Deutschen wird Headis mit Kopfballtischtennis übersetzt. Durch die TV-Sendung „Schlag den Raab“ wurde Headis noch berühmter. So wird gespielt. Genau wie beim Tischtennis geht ein Satz bis 11. Jeder Spieler oder jede Spielerin hat drei aufeinanderfolgende Angaben. Diese müssen zuerst auf der eigenen, dann auf der gegnerischen Hälfte der Platte aufkommen. Das Angabefeld aus dem Tischtennis spielt keine Rolle. Haben beide Spieler exakt 10 Punkte, gewinnt derjeni- Numbers 100 Der schottische Fußball ist leicht einseitig. Von den 119 Meisterschaften gewannen Mannschaften aus Glasgow bisher 100 Titel. Genauer: die Rangers 54, Celtic 46. Der FC Aberdeen war vor 30 Jahren der letzte Meister, der nicht aus Glasgow kam. Die britische Science-Fiction-Serie Dr. Who läuft gerade in der 35. Staffel. Von 1963 bis 1989 wurde sie durchgehend produziert. Seit 2005 wird sie wieder gedreht. Dr. Who reist mit seiner ZeitRaum-Maschine TARDIS durch die Zeit. ge oder diejenige, der zuerst zwei Punkte Vorsprung erreicht. Der spezielle Ball zum Headis-Spielen ist 100 Gramm schwer und hat einen Durchmesser von knapp 18 cm. Der Ball darf während des Ballwechsels direkt genommen werden, ein Volleykopfball. Die Spieler und Spielerinnen können jederzeit den Tisch mit jedem Körperteil berühren, sich sogar hinaufstellen. Das führt oftmals zu spektakulären Showeinlagen. Viele Fußballvereine, darunter Borussia Dortmund, haben Headis bereits in ihre Trainingsprogramme aufgenommen. 35 www.headis.com 12 Arnold Schwarzenegger wanderte 1968 in die USA aus. Im September 1983 wurde ihm die US-amerikanische Staatsbürgerschaft verliehen. Er lebte damals 15 Jahre in Amerika. Neben seiner Bodybuilder- und Filmkarriere studierte er damals Betriebswirtschaft. Josephine Baker war als tanzende Venus bekannt. Sie brachte den Charleston nach Europa und wurde wegen ihrer gewagten Auftritte in den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts gefeiert. Sie war der erste afroamerikanische Star in Europa. Sie adoptierte in ihrem Leben zwölf Waisenkinder. 15 F O TO : H E A D I S . CO M M AT T H I A S T R I N KO Music-Update Music-Update WANDA Warehouse 16.10., St. Pölten, RUSSKAJA Conrad Sohm 25.10., Dornbirn, ICO LEX CA msquartier 4.11., Wien, Museu Halle E OHRBOOTEN Rockhouse 4.11., Salzburg, TOCOTRONIC eum 8.11., Graz, Orph ON NS MA MARILYN meter 13.11., Wien, Gaso Liebe, Zigaretten und ein bisschen Cello Die österreichische Alternative-Band „A Life A Song A Cigarette“ bringt Anfang des Jahres ihr neues Album „All That Glitters Is Not Gold“ heraus. Im Frühjahr folgt eine Tour. F O TO : A L A S AC P R E S S / A N D R E A S JA K W ERT H S eit 2005 gibt es die Wiener Alternative-Band mit dem poetischen Namen „A Life A Song A Cigarette“. Dahinter verbergen sich Leadsänger und Gitarrist Stephan Stanzel, Gitarrist und Sänger Hannes Wirth, Bassist Martin Knobloch, Cellist Lukas Lauermann und Drummer Daniel Grailach. Allzu streng nimmt man’s mit der Besetzung aber eher nicht: Da gibt es schon mal Unplugged-Auftritte nur zu zweit, der Schlagzeuger wechselt ans Keyboard, der Cellist ans Klavier. Gesungen wird ohnehin oft mehrstimmig. Auf ungewöhnliche Weise stieß auch Cellist Lukas zur Band: Auf Puls-TV hatte die Band einen nicht ganz ernst gemeinten Aufruf nach mehr Musikern, z. B. Cellisten, gestartet. Lukas meldete sich und wurde prompt als Bandmitglied aufgenommen. M I C H A EL A H U B W EB ER Nachdenklich, düster und rau. Ein bisschen melancholisch ist bei „A Life A Song A Cigarette“ nicht nur der Name, auch Text und Gesang kommen leicht wehmütig, nachdenklich und düster daher. Das wird durch die Verbindung von Klavier-, Gitarre- und Cello-Elementen manchmal unterstützt. Allerdings gibt es dann immer wieder auch rauere Anklänge aus Richtung Indie-Pop und AlternativeRock. Die Musik ist in guter Wiener Tradition eine Melange aus verschiedensten Einflüssen, die Band selbst bezeichnet das Musikgenre als „FolkPopAltCountry“. In Songs wie „Snow“, „Marie“, „Tears“ oder „Love“ jedenfalls geht es um Hoffnung, Liebe und Schmerz. Und das auch manchmal recht ironisch, wenn es zum Beispiel heißt: „Sometimes your love seems like a hidden track: hard to find and disappointing“. Neues Album. Seit der Gründung der Band 2005 wurden drei Alben aufgenommen: „Fresh Kills Landfill“ (2007), „Black Air“ (2008), zuletzt erschien 2012 das Album „Tidelands“. Außerdem waren „A Life A Song A Cigarette“ bereits zweimal für den FM4 Amadeus Award nominiert. Seit 2013 arbeitet man jetzt bereits am NachfolgeAlbum zu „Tidelands“ und hat sich mit der Produktion lange Zeit gelassen. Nun steht der Termin fest, und es gibt bereits einen Trailer zu „All That Glitters Is Not Gold“. Das Album selbst wird am 29. Jänner 2016 erscheinen, die anschließende Tour beginnt im Februar. hallo! 15 movietime & freestyle Gerade mal 20 km 2 groß und nicht mal 4.500 Menschen leben auf Lampedusa. Kaum jemanden wäre der Name der südwestitalienischen Insel ein Begriff, stünde sie nicht als Symbol für eine schiefgelaufene europäische Flüchtlingspolitik. Aber Lampedusa ist mehr als das, es ist eine Insel, auf der Küstenwächter sich Gedanken machen, wie sie die großen Tragödien sinkender Flüchtlingsschiffe im kommenden Jahr verhindern können. Lampedusa ist auch eine Lampedusa im Winter Insel, auf deren Boden mehr ReporterInnen als EinwohnerInnen ihren Fuß setzen. Und Lampedusa ist letztlich eine Insel, in der das Volk leidenschaftlichen Einsatz und große Solidarität zeigt für jene Menschen in Not, die manche heute als Grund für die Krise sehen: die Bootsflüchtlinge aus Afrika. Der österreichische Filmemacher Jakob Bossmann besuchte die Insel im Winter. Jene Zeit, wo keine TouristInnen da sind und die einzige Fähre, die Lampedusa mit dem Festland verbindet, aufgrund eines Feuers ausfiel. „Lampedusa im Winter“ erzählt die Geschichte eines Ortes am Rande Europas, der irgendwo mit seinen Problemen allein gelassen wird, und in der sich die ItalienerInnen mit den Asylsuchenden in einer wundersamen Weise verbunden fühlen: Sie sind beide Opfer einer gescheiterten Außenpolitik. Ab 6.11. in den Kinos. (DN) Freestyle Kino-Neustarts Voll verzuckert – That Sugar Film Groschens Grab Zucker ist der am weitest verbreitete Geschmacksstoff. Es gibt kaum Nahrungsmittel, die nicht mit Zucker massengeschmackstauglich gemacht werden. Doch welche Auswirkungen hat der Zuckerkonsum auf unser Verhalten und unsere Gesundheit? Die australische Dokumentation zeigt am 30. Oktober alarmierende Zusammenhänge auf. (DN) Vor einem Jahr hat der österreichische Autor Franzobel seinen ersten Krimi „Wiener Wunder“ veröffentlicht, jetzt kommt mit „Groschens Grab“ gleich der zweite. Auch der ist wieder skurril, atmosphärisch, stellenweise grauslich. Im Mittelpunkt steht der grantige Kommissar Falt Groschen, der diesmal den Mord an einer 70-jährigen Pornoschriftstellerin aufzuklären hat. Dass es mittlerweile schon so einige Austro-Krimis gibt, weiß Franzobel selbst: „In Österreich gibt es kein Kaff, keine Kellerstiege, keine Ackerfurche, wo nicht irgendein drittklassiger Krimischreiber seinen Kommissar hingeschickt hat“, heißt es im Buch. Macht aber nichts – und drittklassig sind weder Buch noch Autor. (MH) ISBN 978-3552057432, Paul Zsolnay Verlag James Bond 007 – Spectre Sein Name ist Craig, Daniel Craig, und er zieht zum vierten Mal den schwarzen Anzug des MI6-Geheimagenten James Bond an. Diesmal hat es Bond mit einer dunklen Organisation namens Spectre zu tun, in deren Mittelpunkt der mysteriöse Franz Oberhauser (gespielt von Christoph Waltz) steht. Ob Bond das bessere Ende für sich hat, ist ab 6.11. in den Kinos zu verfolgen. (DN) The Trapp Family – A Life of Music Die österreichische Familie Trapp und den Film „Sound of Music“ kennen in Amerika alle. Interessanterweise ist er bei uns ziemlich unbekannt. Wer sich für das Gespräch mit US-FreundInnen ein wenig vorbereiten will, kann sich im Kino auf den Stand bringen lassen. Ab 13. November gibt es die Gelegenheit dazu. (DN) 16 hallo! Verschwörung Die Hackerin und der Journalist, Teil 4. Die „MillenniumTrilogie“ um die beiden Hauptfiguren Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist wurde millionenfach verkauft. Stieg Larsson konnte den Erfolg seiner Bücher nicht erleben. Er starb vor der Veröffentlichung. Die Fortsetzung übernahm David Lagercranz. Das Buch kommt an die drei Vorgänger nicht ganz heran, bietet aber einen spannenden Plot über moderne Formen der organisierten Kriminalität und Industriespionage, der das Duo in Atem hält. Anspielungen auf aktuelle Themen fehlen ebenso wenig, wie Funken trockenen Humors. Wer auf Thriller steht, kommt am Buch also nicht vorbei. (RSS) ISBN 978-3453269620, Heyne Verlag F O TO S : CO N S TA N T I N F I L M ; F I L M L A D EN Zu Besuch auf der Insel der Boots-Flüchtlinge. news und trends d en Tr barometer + + + + Kollektivverträge + + Flüchtlingen helfen F O TO : M I S T ERQ M / P H O TO C A S E . D E + Herbstfarben - keine fünf Minuten ohne Handy - - schlechte Ausbildung in der Lehre - - - Lohn-/Gehaltsschere - Web-News Was ist drin? Auf den Verpackungen unserer Produkte steht vieles drauf. Aber was bedeutet das eigentlich, und was ist ganz genau drinnen? Unter www. codecheck.info gibt ’ s eine Datenbank mit Produktinformationen zu Inhalts- bzw. Nährstoffen, Hersteller, Labels und mehr. Du kannst manuell suchen oder den Barcode mit Handy oder Webcam einscannen. Das Ganze gibt’s auch als App für iOS und Android. Ganz ähnlich funktioniert die App ToxFox, die Kosmetika daraufhin überprüft, ob sie hormonell wirksame Schadstoffe enthalten. Hormonell Moooment! 40 Jahre Schwangerschaftsabbruch Woche für Woche demonstrieren fanatische GegnerInnen des Schwangerschaftsabbruchs vorm Ambulatorium in Wien. Wir Frauen würden töten, wenn wir uns gegen eine Schwangerschaft entscheiden und diese abbrechen. So ein Irrsinn, sagen wir. Es geht um Selbstbestimmung, darum, dass Frauen selber über ihren Körper und ihre Zukunft entscheiden können. 1975 wurde die Fristenlösung straffrei, aber nicht erlaubt. Seit 40 Jahren also haben Frauen in Österreich die Möglichkeit, einen Abbruch straffrei durchfüh- wirksame Stoffe werden in vielen Kosmetikprodukten z. B. als Konservierungsmittel eingesetzt. Sie werden mit Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht, die in den vergangenen Jahrzehnten weltweit verstärkt auftreten. Eine weitere Alternative ist der Barcode Scanner barcoo, der Infos von Stiftung Warentest, Öko-Test sowie Preisvergleiche und mehr aufs Handy bringt. Smart und nachhaltig einkaufen Der WWF hilft mit der App Fischratgeber, dem Problem der Überfischung unserer Meere zu begegnen. Laut Welternährungsorganisation FAO sind 47 Prozent der europäischen Gewässer überfischt, im Mittelmeer sind es ren zu lassen. Das ist eine der größten Errungenschaften in der Frauenbewegung. Aus welchem Grund sich Frauen für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden, es ist ihre Entscheidung und ihr Recht auf ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben. Keine Kinder haben zu wollen, ist kein Verbrechen. Und deshalb muss der Schwangerschaftsabbruch raus aus dem Strafgesetzbuch und kostenf reie Abbrüche in allen Bundesländern ermöglicht werden. (BK) sogar 82 Prozent. Die App des WWF erklärt, welche Fische guten Gewissens gegessen werden können und worauf man beim Kauf achten sollte Die App buycott wiederum ermittelt, ob ein Produkt oder eine Firma auf der schwarzen Liste einer Kampagne für mehr Verbraucherschutz, Menschenoder Tierrechte, Umweltschutz und weitere Zwecke steht. Falls ja, erfolgt ein Hinweis, dass man den Kauf dieses Produkt vermeiden sollte. (MH) hallo! 17 hallo! meinung Selfies Ich mit Sonnenbrille, ich am Strand, ich mit Hund, ich beim Essen oder sonst wo. Selfies, wohin man sieht. Übertriebene Selbstdarstellung oder sind die anderen einfach nur neidisch? Pro. Schaut her! Da bin ich vor dem Goldenen Dachl! Da, schau, ich habe eine neue Frisur! Das bin ich, wie ich in einem Kaffeehaus sitze. Wow, krass! Da ist der Komiker aus dem Fernsehen! Knipps! Jetzt bin ich sein Buddy, schließlich gibt’s ein Foto von uns. Gebt euch das! Ein Selfie von mir mit meinem Selfie-Stick vor dem Bahnhof Gramatneusiedl! Und das ist mein Selfie-Stick! Ich habe ihn mit einem pelzigen Schonbezug überzogen. Das ist der Shop, wo ich das herhabe, natürlich mit mir im Vordergrund! Und das alles wüsstet ihr nicht, wenn ich nicht ständig Fotos von mir posten würde. Das bin ich, ein eingebildeter Narzisst. Schon in der Volksschule habe ich nur Selfies gezeichnet. Was würde ich nur tun, wenn es keine Selfies geben würde? Ich bin so toll, so fotogen, ihr wollt mich auf Fotos sehen. Ich gebe sie euch. Ihr mögt mich, weil ich alles von mir zeige. Privat gibt es bei mir nicht. Ich lebe öffentlich! Macht es mir nach! Es befreit! Es macht Spaß! Zeigt, was ihr draufhabt! (RSS) Kontra. Ich stehe zu mir, muss mich aber nicht andauernd der Öffentlichkeit präsentieren. Viele lieben Selfies und das Internet ist voll von ihnen. Einer zeigt sich in Denkerpose vor dem Waschbecken, die Zweite grinst neben einem B-Promi und der Dritte merkt nicht, dass in einer ganzen Serie von Selbstporträts im rechten Nasenloch verkrusteter Rotz klebt und im anderen sehr viele schwarze Haare sprießen. Dazu noch etliche Supermodels, die ihren blanken Traumhintern selbst ablichten und in Instagram speisen – für alle ohne Internet werden solche Selfies in Gratisblättern abgedruckt. Die cool gemeinten Selbstabschüsse führen allerdings oft zur unfreiwilligen Selbstentblößung. Ein Teil der Menschheit ist offensichtlich sehr eitel und stolz darauf, ein blödes Gfrieß und andere Körperteile unendlich oft für die Nachwelt zu erhalten. Der Wert für den Erdball ist fraglich. Mir sind Selfies schlicht zu selbstverliebt – das World Wide Web kann gut ohne meine Pickel und die spärliche Brustbehaarung auskommen. (CR) Da ist er wieder, der alte Reflex der Bürgerlichen und Industriellen: Wenn die Arbeitslosigkeit wie in den vergangenen Monaten steigt, wird die Schuld sofort bei den Arbeitssuchenden gefunden. Diesmal hat der Reflex den Herrn Leitl erwischt, den Präsidenten der Wirtschaftskammer Österreich. „Jeder, der arbeiten will, findet Arbeit“, meinte Leitl unlängst in einem Interview. Eine 18 hallo! abenteuerliche Ansicht! Denn es gibt mehr als zehnmal so viele Arbeitssuchende (ca. 375.000) wie offene Stellen (ca. 32.000). Mehr noch: Leitl würde selbst sofort „jeden Job annehmen“, nur um nicht arbeitslos zu werden. Das würde ich dann auch gerne mal sehen, wie der Herr Präsident bei der Spargel-Ernte für drei Euro pro Stunde aushilft. Und zu guter Letzt: Die Mindestsicherung sei zu hoch – das halte die Arbeitslosen vom Arbeiten ab. Tja, da können wir wohl froh sein, dass uns Herr Leitl aufgeklärt hat. Aber vielleicht würde es uns ja mehr helfen, wenn er statt Arbeitslose zu verhöhnen dafür sorgen würde, dass endlich wieder mehr Betriebe Lehrlinge ausbilden. Bitte – danke, Herr Präsident! (TS) F O TO S : F LI C K R . CO M Wer suchet, der findet? e er ann würd en. d , s lo s it nnehm itl arbe sident Le “ Arbeit a ä n r e p b r e e L m m e am tschaftsk nis in sein Wäre Wir n dem Sinnerleb ege „allein w WENNS UM DEINE LEHRE GEHT: MIT UNS KANNST DU RECHNEN. www.oegj.at www.facebook.com/oegj.at
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