XXXXXXX • ??????? BERUF: „JÄGER“ • IM REVIER Unbeirrter Weg zur Bergjagd Berufsjäger zu sein bringt mitunter viele Entbehrungen mit sich. Trotzdem arbeiten viele junge Leute gezielt darauf hin, ihr Leben im Revierdienst verbringen zu können. Franz Reiner ist einer von ihnen, und was ihn antreibt, ist klar: die Liebe zur Natur – zum Draußensein! Von Dr. Hubert Zeiler Fotos: Thomas Kranabitl 12 W er den extrem steilen Bergwald hinter sich gelassen hat, dem öffnen sich über der Waldgrenze weite alpine Matten und Kare. Dort oben gibt es viel Platz für Berghirsche und für Gams – alte Gams. Langjährigen ANBLICK-Lesern ist das Revier bekannt, einst hat Oberförster Bernd Trattnig hier gejagt und seine Geschichten und Jagderlebnisse über viele Jahre im ANBLICK veröffentlicht. Heute leitet dieses Revier mit wechselvoller Geschichte ein junger, engagierter Berufsjäger. Wir sind in Oberkärnten, im Maltatal – im Revier Perschitz. Franz Reiner ist trotz seiner jungen Jahre beruflich schon weit herumgekommen. Aufgewachsen auf einem Bergbauernhof im Kärntner Gurktal, ist er seit frühester Kindheit eng mit der Jagd verbunden. Um mit Wald und Wild zu arbeiten, stand deshalb zunächst Förster als Berufswunsch ganz oben. Nachdem Franz aber herausgefunden hat, dass es auch einen Beruf „Jäger“ gibt, war für ihn die Entscheidung klar: Er wollte Berufsjäger werden, und er hat dieses Ziel mit ganzem Einsatz verfolgt. Eine Basis dafür hat er dennoch im forstlichen Bereich gelegt. Zunächst wurde die Forstwartschule in Waidhofen an der Ybbs erfolgreich absolviert. Erst danach hat er sich auf die Suche nach einer Stelle als Berufsjägerlehrling gemacht. Gefunden hat er diese in den Revieren der Österreichischen Bundesforste. Nach einem Jahr bei einer Waldwirtschaftsgenossenschaft wechselte der junge Berufsjäger DER ANBLICK 3/2016 nach Vorarlberg. Doch der Wunsch, in Kärnten ein Gamsrevier zu führen, hat ihn schon nach zwei Jahren wieder zurückgebracht. Hier war er im Land dann sogar fünf Jahre lang Obmann der Kärntner Berufsjäger. Dazu gibt Franz Reiner an, dass es für einen Jäger, der nicht nebenbei noch ein zweites berufliches Standbein hat, schwierig werden kann. Das Angebot an Arbeitsstellen ist gering, einerseits ist der Jäger bei uns in Österreich eng mit dem Revier verbunden, andererseits sollte er dennoch flexibel sein. Vor allem wird das Risiko hervorgehoben, in älteren Jahren ohne Arbeit dazustehen – etwa wenn dann ein Revierpächter aufgibt. Sehr viel Idealismus brauchen auch Quereinsteiger, die erst später anfangen und dafür oft viel von Auch wenn Franz Reiner die Gams zurück nach Kärnten gezogen haben, das Rotwild steht hier – wie in fast jedem „Berufsjägerrevier“ – dennoch im Vordergrund. 13 IM REVIER • BERUF: „JÄGER“ ??????? • XXXXXXX Sicherheit und Lebenskomfort aufgeben. Was macht dann aber dennoch die Faszination dieses Berufes aus? Warum Jäger? Berufsjäger Franz Reiner ... Bevorzugtes Wildbret? Gams. Wildbret vor allem von einem jungen Stück, aber ich verarbeite auch selber Stücke. Wurst oder auch ab und zu eine Gamssuppe gehören da auch dazu. Ein älteres Stück sollte man jedoch länger abhängen lassen. Kaliber? Ich verwende die 6,5 x 68 und die .243 auf Rotwild (v. a. Kahlwild) und Gams. Welcher Hund? Jedenfalls Hannoveraner – vom leichten Schlag. Ich führe auch eine Schweißhundestation. Derzeit habe ich zwei Hunde; der alte Rüde ist jetzt 13 Jahre, die junge Hündin acht Monate. Besonders beliebte Wildarten? Gamswild. Daheim im Gurktal gab es keine Gams. Die Wildart gefällt mir vor allem, weil sie tagaktiv ist und weil mir der Lebensraum Berg viel bedeutet. Ich habe mich sehr mit dieser Wildart beschäftigt, man kann sie gut beobachten und jagt am Tag. Lieblingsplatz im Revier? Oben über der Waldgrenze auf der freien Alm. Zu welcher Jahreszeit am liebsten im Revier? Ganz besonders im Herbst, da ist alles beisammen, das ist die schönste Zeit. Franz Reiner über sich und die Jagd in den Kärntner Bergen auf www.anblick.at 14 Franz Reiner hebt auf diese Frage zunächst die Selbstständigkeit hervor, die mit diesem Beruf verbunden ist, und in einem Atemzug nennt er dabei die Liebe zur Natur – zum Draußensein. Ein Jäger hat in der Regel viel berufliche Freiheit. Er muss selbst wissen und einteilen, wann er wo in seinem Revier unterwegs ist. Verbunden ist das mit Gestaltungsmöglichkeiten, aber auch einer Menge Eigenverantwortung. Dabei geht es nicht nur um den Jagd erfolg, sondern ebenso um die Erhaltung der Lebensräume, um Struktur und Aufbau von Wildbeständen, letztendlich aber auch um tragbare Wilddichten. Handwerkliches Können ist hier ebenso gefragt wie Einfühlungsvermögen, Wissen und Revierkenntnis. Dass dafür auch Wochenenden herhalten müssen und ein Arbeitstag nur selten mit acht Stunden beendet ist, erfordert vor allem vom Partner viel Toleranz. Nicht zuletzt geht die Betreuung von Gästen oder der Einsatz für Betrieb und Revier oft weit über einen geregelten Berufsalltag hinaus. Von „grünen Lakaien“ will Franz Reiner dennoch nichts wissen. Freude am Beruf, langjährige menschliche Verbindungen und auch Anerkennung sind für jeden motivierend. Nicht zuletzt ist der Berufsjäger für Pächter oder Eigentümer eine Vertrauensperson. Rotwildkernrevier Wenn jemand im Bergrevier 100 Stück Rotwild im Jahr erlegt, dann müssen daneben aber auch die körperlichen Voraussetzungen gegeben sein. Auch wenn ihn die Gams zurück nach Kärnten gezogen haben, das Rotwild steht hier – wie in fast jedem „Berufsjägerrevier“ – dennoch im Vordergrund. Die Perschitz ist ein Hochgebirgsrevier, das von rund 800 m Seehöhe bis auf 3.000 m reicht. Nur der untere, extrem steile Revierteil ist bewaldet, 90 % davon sind Schutzwald. Seit jeher war dies eine gute Rotwildjagd, weil in den Hochlagen ausgedehnte Almen und alpine Matten viel Platz und Äsung für einen großen Pflanzenfresser bieten. Doch neben einigen Hundert Stück Rotwild weiden im Sommer hier auch rund 300 Rinder. Ziel ist heute eine Reduktion des Rotwildbestandes. Aus diesem Grund erlegt man seit etwa drei Jahren Hirsche zu Tiere in einem Verhältnis von 1:8. Im Wildbretgewicht machte sich die Reduktion bereits nach kurzer Zeit deutlich bemerkbar, vor allem die Kälbergewichte steigen an. Wie geht man nun bei der Reduktion vor? In dem 1.700 ha großen Revier jagen zwei Berufsjäger. Auch wenn Franz Reiner Vorbehalte gegenüber sehr frühem Jagdbeginn hat, führt er an, dass während der Reduktionsphase im Revier auch bereits Anfang Mai eingegriffen wird. Einzuwerfen ist, dass dabei Profis am Werk sind. Bis zur Brunft werden dann etwa 25 Stück Kahlwild erlegt. Während der Brunft fallen vier alte Hirsche, und danach beginnt die intensive Jagd auf Kahlwild. Zunächst gibt es dafür einmal eine Ansitzjagd mit etwa zehn Schützen, wobei keiner ohne Pirschführer am Stand ist. Diese Jagd dauert etwa drei bis vier Tage; erlegt werden nur Kahlwild und IIIer-Hirsche. Hunde werden keine eingesetzt. Ansitzjagd bedeutet hier, dass einige wenige Tage mit Gästen intensiv gejagt wird. Je nach Witterung erlegt man dabei meist um die 20 Stück Rotwild. Danach herrscht zwei Wochen Jagdruhe! In der Folge wird zu zweit oder dritt auf Kahlwild gejagt. Dabei versucht man, möglichst gesamte Trupps auf einmal zu entnehmen. Das heißt, es werden oft bis zu fünf oder sechs Stück gleichzeitig erlegt. Vorbedingung dafür ist das weite, offene Gelände, welches manchmal fast an das schottische Hochland erinnert. Die Bergung ist nicht immer leicht. Im Revier gibt es eine große Fütterung für Rotwild auf etwa 1.800 m an der Waldgrenze. Eine kleinere liegt etwas tiefer. Vor dem 1. Dezember wird jedoch nicht zu füttern begonnen, außer es schneit zu; das gilt für den gesamten Hegering. Der Grund ist die Kahlwildjagd, welche durch die Fütterung nicht zu früh eingeschränkt werden soll. Gibt es so wie im heurigen Winter wenig oder keinen Schnee, dann kommt das Wild nur sehr zögerlich aus den Hochlagen. In einem strengen Winter bleibt jedoch viel Wild den ganzen Tag über im Umkreis der hochgelegenen Fütterung. Das gesamte Futter wird dort im DER ANBLICK 3/2016 Franz Reiner ist einer von zwei Berufsjägern, die das 1.700 ha große Revier Perschitz im Kärntner Maltatal betreuen. Betriebsziel ist die erstklassige Führung des Jagdbetriebes. Daneben sind die Berufsjäger aber auch für forstliche Belange sowie Management der Gutsführung verantwortlich. 15 XXXXXXX • ??????? Neben seinem Revierdienst ist Franz Reiner auch anderweitig jagdlich aktiv. Er führt eine Nachsuchenstation, ist Hegeringleiter und Mitglied der Bewertungskommission sowie aktiver Jagdhornbläser. Fütterungsbereich gelagert, wobei auch Heu foliert wird. Damit ist die Lagerung wesentlich leichter und einfacher. Gefüttert wird täglich. Etwa ein Drittel des Futters stellen die Jäger selbst auf den betriebseigenen Talwiesen her, der Rest wird von Bauern aus der Gegend zugekauft. Alte Gams als Ziel Wirklich erstaunt war ich im Jagdhaus in der Brandstatt über die Gamstrophäen. Da 16 war es nicht notwendig, auch nur ein Krickel von der Wand zu nehmen – die Millimeterringe an den Schläuchen ließen auch so erkennen, dass es durchwegs alte Stücke waren. Im abgelaufenen Jagdjahr lag der Altersdurchschnitt bei den Böcken bei 12 Jahren, bei den Geißen waren es durchschnittlich 14 Jahre. Es gilt das Motto: Je älter, desto besser. Franz Reiner meint, dass Geißen – wenn auch mit Unterbrechungen – in der Regel bis zum 15. Lebensjahr setzen. Die älteste Geiß, die ein Kitz geführt hat, war 17 Jahre alt. Die Eigentümer des Revieres sind begeisterte Gamsjäger und legen besonderen Wert auf das Alter der Stücke. Die Gams werden auch gezählt, wobei man erkennt, dass es bei den Kitzen oft bis zu 50 % Ausfall gibt. Obwohl die Winter hier eher kontinental geprägt sind, ist die Gamsjugend nach Franz Reiner erst „drüber“, wenn auch der Jahrling seinen zweiten Winter überstanden hat. In die Bestände wird nur sehr mäßig eingegriffen, auf 140 ha wird nur etwa ein Gams erlegt. Die Gamsjagd fällt dabei meist in den Sommer, weil im Herbst zur Hirschbrunft dem Rotwild die Aufmerksamkeit gilt. Ein bis zwei Brunftböcke sind aber dennoch in jedem Jahr dabei. Jährlich sind zwar auch ein bis zwei räudige Stücke dabei, die letzte große Räudewelle gab es jedoch vor 20 Jahren. Vorzüge des Revieres Zu den Besonderheiten des Revieres zählen die Weite und der Überblick. Franz Reiner: „Das Jagen ist hier deshalb so schön, weil man immer wieder Wild in Anblick hat, das Rotwild ist hier tagaktiv, und die Brunft spielt sich zum größten Teil auf den Freiflächen über der Waldgrenze ab.“ Birkwild ist in dem Revier nur wenig vorhanden, dafür ist der Lebensraum mit seinen Grashängen bestens für Steinhühner geeignet. Für Rehe bleibt neben Hoch- und Gamswild wenig Platz. Die Rehe sind zwar stark, aber im Winter muss die kleinere Hirschart vor allem dem Rotwild weichen. Insgesamt gibt es im Revier etwa sieben bis acht Hektar Wildwiesen, die von den Jägern gepflegt werden. Dazu kommen acht Hektar Talwiesen, die auch noch selbst bewirtschaftet werden. Franz Reiner leitet daneben auch den Forstbetrieb, was bedeutet, dass der Jäger auch hier Hand anlegt, Holz aufarbeitet, liefert und verkauft oder durchforstet, Pflanzen setzt und pflegt. Der junge Kärntner ist breit aufgestellt, die Arbeit ist ihm vertraut, Forstfachschule und Kindheit am Bauernhof geben über die Jagd hinaus eine solide Basis dafür. Leidgetan hat die Berufswahl dem Bergbauernsohn aus dem Gurktal nie. Franz Reiner: „Würde ich heute vor der Entscheidung stehen, ich würde es sofort wieder tun.“ DER ANBLICK 3/2016 eitere Bestellungen können Sie nach diesem Muster auch in Brief- oder Postkartenform an uns senden. Bitte die Unterschriften nicht vergessen. W Der Werber erhält die Werbeprämie sofort nach der Begleichung des Bezugspreises. Die Bezugspreise finden Sie im Impressum. Qualität für treue ANBLICK-ABO N O I T K A E B und neue Leser WER Ein treuer Leserstamm ist das wertvollste Gut einer Zeitschrift. Anblick-Abonnenten wissen es längst: Dem „Anblick“ sind seine Leser etwas wert. Sie sind es schließlich, die dafür sorgen, dass die Verbreitung stimmt und die Qualität erhalten bleibt. 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