Grußwort von Dr. Christoph Rösel Gedenkveranstaltung Prof. D. Kurt Aland Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Festgemeinde, Ich freue mich, bei diesem festlichen Anlass ein Grußwort für die Deutsche Bibelgesellschaft sprechen zu dürfen. Mit Professor Kurt Aland und mit der Hermann-KunstStiftung ist eines der wichtigsten Produkte unseres Hauses verbunden – das Novum Testamentum Graece. Diese wissenschaftliche Handausgabe des griechischen Neuen Testaments ist unter Theologinnen und Theologen weltweit einfach nur als „Neste-Aland“ bekannt. Nestle-Aland – diese Marke genießt hohen Respekt und bürgt für Qualität. 1984 habe ich als Student mein erstes eigenes Exemplar des Nestle-Aland gekauft. Wegen der Bedeutung des Buches habe ich mir dazu einen handgenähten Schutzumschlag aus Leder anfertigen lassen. Denn das wurde uns gleich zu Beginn des Studiums eingeprägt: Dieses Buch ist wichtig und muss viel und intensiv genutzt werden. Marken und ihr Wert haben in unserer Welt eine große Bedeutung. Sie spiegeln das Vertrauen der Kunden in Produkte wider. Und sie stehen für eine bestimmte Art von Macht – Marktmacht. Eine der führenden Marken aus Europa weltweit ist „Nestlé“ – aktiv und erfolgreich in fast allen Ländern auf allen Kontinenten. Die Kombination „Nestle-Aland“ sagt zwar deutlich weniger Menschen etwas und Marktmacht im ökonomischen Sinne ist damit nicht verbunden. Aber ähnlich wie der Lebensmittel„Nestlé“ hat sie ihre Wurzeln im 19. Jahrhundert. Und zumindest den Fachleuten ist sie weltweit ein Begriff und hat ganze Generationen geprägt. Dass das heute noch so gilt, daran hatte Professor Kurt Aland einen entscheidenden Anteil. Die Idee für diese erfolgreiche Ausgabe des „Novum Testamentum Graece“ kam von Dr. Eberhard Nestle. In einer „zuverlässigen und billigen Ausgabe“ wollte er die Ergebnisse der neueren Textforschung so darbieten, dass sie auch für Studierende nachvollziehbar und erschwinglich sind. 1898 erschien die erste Auflage, damals noch bei der Württembergischen Bibelanstalt in Stuttgart. Unter der Federführung von Eberhard Nestle und später von seinem Sohn Erwin wurde der „Nestle“ zum Inbegriff einer wissenschaftlichen Textausgabe des Neuen Testaments. Doch erst Professor Kurt Aland begann damit, die Angaben der verschiedenen Lesarten an den Originalhandschriften selbst zu überprüfen. Seit 1952 war er Mitherausgeber des Novum Testamentum Graece. 1963 erschien die entscheidende 25. Ausgabe, seit dieser Auflage unter dem bis heute prägenden Markennamen „Nestle-Aland“. Der Name Aland, später in Verbindung mit seiner Ehefrau Professorin Barbara Aland, wurde in den folgenden Jahrzehnten nahezu zum Synonym für textkritische Arbeit am Neuen Testament. Der Text des „Nestle-Aland“, inzwischen in der 28. Auflage, ist heute weltweit der Ursprungstext für Bibelübersetzungen in allen Sprachen und für alle Konfessionen. Angesichts der großen Herausforderungen auch im innerchristlichen Dialog zwischen den Konfessionen, ist der Nestle-Aland ein Leuchtturm der weltweiten Ökumene und ein unverzichtbares Handwerkszeug für die Exegese. Die Deutsche Bibelgesellschaft ist glücklich, mit der Herausgabe des „Neste-Aland“ weltweit einen Dienst erbringen zu können für die Übersetzung und Verbreitung der Bibel, für die Ökumene und für die theologische Wissenschaft. Die wissenschaftliche Arbeit und das Engagement von Professor Kurt Aland haben ganz wesentlich dazu beigetragen, dass dies möglich ist. Deshalb wollen wir Kurt Aland heute an diesem Tag und darüber hinaus in ehrendem Angedenken behalten.
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