Depressionen und Suizid: Ein Erfahrungsbericht - DAK

An
DAK Gesundheit
Nagelweg 27 – 31
20097 Hamburg
Sehr geehrte Damen und Herren,
Weit über sechzigtausend Menschen müssen jährlich mit einem fürchterlichen
Trauma fertig werden, dem Suizid eines nahe stehenden Menschen! Ein solches
Drama ist mir auch passiert: Vor zweieinhalb Jahren ist mein Mann, und Vater
unseres schwer behinderten und schwer kranken erwachsenen Sohnes ganz
plötzlich aus der Wohnung gerannt, war drei Monate vermisst, und ist dann tot im
Wald aufgefunden worden! Zu dem Zeitpunkt sind wir vierzig Jahre verheiratet
gewesen! Er war anderthalb Jahre vorher in die „Freiphase“ der Altersteilzeit
gegangen.
Seither habe ich sehr viel über dieses Thema gelesen, bin Mitglied in der
bundesweiten
Selbsthilfegruppe
AGUS
e.V.,
und
befinde
mich
in
psychotherapeutischer Behandlung.
Durch meine eigenen Erfahrungen, durch unzählige Gespräche mit betroffenen
Angehörigen bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass beim Thema „SuizidPrävention“ viel mehr passieren muss. Vor allem muss viel mehr
niedrigschwellige Aufklärung darüber angeboten werden, WAS jeder selber tun
kann, um seine psychische und seelische Gesundheit zu erhalten, und zu
stärken!
Aus diesem Grund habe ich den beiliegenden Text entworfen: „Was kann ich für
meine psychische Gesundheit tun?“
Besonders erschreckend ist, dass, nach meiner Einschätzung, bei mindestens einem
Drittel der Menschen, die sich das Leben genommen haben, für die Angehörigen
vorher keine psychische Krankheit, keinerlei Leid erkennbar gewesen ist! Über
die Gründe (für den Suizid) können sie nur spekulieren, zumal auch
„Abschiedsbriefe“ eher selten vorkommen! Erst NACH dem Suizid stellt sich dann
heraus, dass der/die Betroffene eine „versteckte Depression/psychische Krankheit“
gehabt hat. Weil depressive/suizidale Menschen oft die Tendenz haben, sich nicht zu
öffnen, mit niemand über ihre innere Not zu sprechen, keinerlei Hilfe einzufordern.
Den Angehörigen „Normalität“ vorzuspielen, zu schauspielern. Sich letztlich genau
mit diesem Verhalten immer tiefer in ihre eigene „innere Einsamkeit“ hinein zu
schrauben, die objektiv gar nicht gegeben ist. Und die sie dann selber irgendwann
nicht mehr aushalten können.
Das Thema Suizid ist immer noch sehr tabuisiert. Natürlich ist es richtig, dass die
Presse nur sehr zurückhaltend über Suizide Bericht erstatten darf.
Aber, Diskussionen darüber, WIE jeder Mensch bei sich selber, zumindest bis
zu einem bestimmten Grad, dafür sorgen kann, dass er seelisch gesund bleibt,
oder möglichst wieder wird, solche Diskussionen dürfen nicht tabuisiert
werden. Solche Erkenntnisse müssen alltäglich werden. Genauso sollte jeder und
jede Erwachsene, und auch Jugendliche schon in gesunden Tagen wissen, welche
Verhaltensweisen und Reaktionen eine suizidale Entwicklung zusätzlich befördern
können.
Auch die derzeitige Diskussion um den „assistierten Suizid“ sehe ich vor diesem
Hintergrund sehr kritisch! Denn, wer für sich selber die Möglichkeit eines Suizids als
„Ausweg“ ansieht, wird sich mental auf diesen Ausweg verlassen. Er/sie wird die
Fähigkeit für andere Lösungs- und Behandlungsmöglichkeiten, z.B. bei einer
Depression verlieren, wird kaum diejenigen Fähigkeiten weiter entwickeln, die
dringend nötig sind, um eine Depression/Lebenskrise/psychische Krankheit zu
überleben!
Natürlich ist mir bekannt, dass es sehr gute Bücher, Fachartikel etc. zu diesen
Themen gibt! Aber, gerade Männer, deren Suizidrate sowieso drei- bis viermal höher
liegt, als die von Frauen, sind meistens auch diejenigen, die nie ein Buch über solche
Themen in die Hand genommen haben, bzw. zu nehmen bereit sind! Die schon
deswegen keinerlei Grundinformationen über erfolgreiche Behandlungsmöglichkeiten
bei Depressionen/seelischen Krisen besitzen. Auch mein verstorbener Mann hat zu
dieser Gruppe gehört!
Deshalb habe ich mit diesem Text versucht, alle, für die seelische Gesundheit, und
letztlich für die Suizid-Prävention wichtigen Faktoren möglichst kurz zusammen zu
fassen, und übersichtlich darzustellen. Vielleicht können mit einem solchen Text
auch diejenigen Menschen erreicht werden, die nie bereit sind, ein Buch über diese
Themen zu lesen.
Hinter jedem Suizid-Todesfall steckt ein Drama ungeheuren Ausmaßes, die
Angehörigen und Freunde gehen „durch die Hölle“! Sie leiden Jahre unter den
Folgen, spüren die Gewalt, die der/die Angehörige sich selber angetan hat. Plagen
sich mit Schuldgefühlen, zermartern sich auf der Suche nach den Gründen. Geraten
sehr oft selber in eine psychische Krise/Depression hinein! Sind dringend auf
therapeutische Hilfen angewiesen, dadurch erhöhen sich wieder die Kosten für die
Krankenkassen entsprechend.
Vielleicht können Sie einen solchen Text in Ihr Internet-Angebot aufnehmen?
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Anlagen: Text „Was kann ICH für meine psychische Gesundheit tun?“
Text „Suizid hat sehr viel damit zu tun, dass….“
„Was kann ich für meine psychische Gesundheit tun?“
Lebe authentisch: Zeige anderen Menschen, Freunden und Angehörigen, wie du wirklich bist.
Lerne, Dich mit Deinen Stärken und Schwächen so anzunehmen, wie Du bist. Gehe milde mit Dir
selber um. Verurteile Dich nicht, auch wenn etwas nicht so gelingt, wie Du Dir das vorgestellt hast.
Du bist ein wertvoller Mensch.
Wenn du Dir ständig einredest, minderwertig zu sein und auf dir herumhackst, fühlst Du Dich auch
minderwertig. Wenn Du Dich ständig für Deine Fehler und Schwächen verurteilst, kommst Du Dir
klein und unterlegen vor.
Wenn Dir das schwer fällt, eine positive Selbstachtung bei Dir aufzubauen, dann suche Dir Hilfe. Es
gibt Trainingsprogramme, gute Bücher, Beratungs- und Therapieangebote.
Lerne, dir über deine eigenen Gefühle im Klaren zu sein, und Dich mit Menschen, denen du vertraust,
über deine Gefühle auszutauschen.
Versuche, dir ein „soziales Netzwerk“ aufzubauen, Freunde, Bekannte, Gleichgesinnte. Wir
Menschen sind durch und durch soziale Wesen, keine „Einsiedler“. Beziehungen können nur in
einem gegenseitigen „Geben und Nehmen“ funktionieren, und diese Gegenseitigkeit muss
lebenslang immer wieder geübt werden. Sie können auf Dauer auch nur dann funktionieren, wenn
du dich so zeigst, wie du wirklich bist.
Ein soziales Netzwerk kannst du dir nur dann aufbauen, wenn du offen und aktiv auf andere
Menschen zugehst, beispielsweise in eine Gruppe von Menschen mit denselben Interessen wie Du.
Wenn dir das schwer fällt, wenn du nur Ablehnung spürst, dann hole dir professionelle Hilfe, und
mache eine Therapie.
Denk´ nicht, dass Andere dich ansprechen und/oder anrufen sollen! Ruf selber an, oder sprich
jemand an. Auch auf die Gefahr, dass es mal schief geht. Gib´ nicht anderen Menschen die Schuld an
Deiner Einsamkeit. Übernimm´ selber die Verantwortung für dein eigenes, einzigartiges und
wertvolles Leben!
Jeder Mensch ist selbst für sein eigenes Leben, und für sein eigenes Glück verantwortlich!
Tausche deine Wahrnehmungen mit anderen Menschen aus. Sowohl die Wahrnehmungen über dich
selber, als auch die über andere Menschen. In der Regel geschieht das, wenn Du unterschiedliche
Beziehungen zu anderen Menschen pflegst. Dabei lernst du, dich selber und Andere „aus
verschiedenen Perspektiven“ zu sehen. Gerätst nicht so schnell in die Gefahr, eine einseitige und
eingeengte Sichtweise zu entwickeln.
Gehe achtsam mit dir selber um. Mit Achtsamkeit lernst du, deine eigenen Wahrnehmungen zu
schulen. Dafür gibt es auch gute Gruppenangebote, z.B. das „MBSR-Achtsamkeitstraining“.
Beklage dich nicht bei dritten Personen über das Verhalten oder die Meinungen von Angehörigen,
oder Freunden. Wenn dich bei nahestehenden Personen etwas stört, sage es ihnen selber! Bleibe bei
dir, baue nicht eine Abneigung und ein Misstrauen auf nahestehende Personen auf, während du
gleichzeitig im Umgang mit ihnen „Normalität spielst“!
Entwickle kein „falsches Gesicht“, besonders nicht gegenüber dir nahestehenden Menschen!
Nur durch befriedigende Beziehungen, im offenen und ehrlichen Austausch mit anderen Menschen
kannst du deine Selbstwahrnehmung, deine Wahrnehmung bei anderen Menschen, und dein
Selbstwertgefühl auf Dauer ausreichend stabilisieren.
Wenn es Dir schlecht geht, dir nichts mehr gelingt, wenn Du keine Gefühle mehr empfinden kannst,
du nur noch Dunkelheit siehst, wenn Du Sorgen und Kummer hast, suche Dir eine Vertrauensperson,
bei der Du Dich offen aussprechen kannst.
Wenn Du mit einem Angehörigen, einem Freund oder Hausarzt nicht reden willst oder kannst, suche
Dir eine professionelle Vertrauensperson, zu der Du Vertrauen aufbauen kannst. Wenn es bei der
ersten nicht gelingt, versuche es erneut, im Notfall mehrmals.
Denk´ nicht, dass es ein Zeichen von „Charakterschwäche“ wäre, wenn du dir Hilfe holst. Im
Gegenteil! Denk´ auch nicht, dass Gespräche, Therapie und Medikamente „nichts bringen“.
Wenn Du Dich einsam, verlassen und traurig fühlst, wenn du denkst, keiner liebt dich, hör´ nicht auf,
dich Anderen mitzuteilen! Sei es einem Therapeuten, einem Arzt, einem Freund oder einer anderen
Vertrauensperson!
Wenn eine Vertrauensperson ausfällt, und du hast nur diese eine, dann suche dir ganz schnell
professionelle Hilfe! Wenn du aufhörst, mit Vertrauenspersonen über deine Probleme zu sprechen,
bringst du dich womöglich in eine lebensgefährliche Situation!
Wenn deine Gedanken immer stärker nur um das eine Thema kreisen, dir das Leben nehmen zu
wollen, wenn du entsprechende Seiten im Internet aufrufst, dann sei dir im Klaren darüber, dass das
Symptome einer Krankheit, einer Depression sind!
Wer Wochen, Monate, womöglich Jahre Suizidgedanken im Kopf mit sich herum trägt, ohne mit
einem Profi darüber zu sprechen, führt „Krieg im Kopf gegen sich selber“. Kein Mensch kann solche
innerseelischen Gegensätze auf Dauer aushalten, schon gar nicht, wenn er oder sie, diese ganz
alleine mit sich auszumachen versucht. Dieser innere Konflikt muss, so sagen die Fachleute, in einen
„konstruktiven Beziehungskonflikt“ umgewandelt werden. Das geht nur zusammen mit einem
Therapeuten, zu dem man Vertrauen aufgebaut hat.
Suizidale Gedanken, ohne sich mit einer fachlichen Vertrauensperson darüber auszutauschen,
binden wichtige mentale und seelische Energien! Du wirst dich an diese Gedanken gewöhnen, und
dich immer mehr auf diesen Ausweg verlassen! Gerätst in die Gefahr, Fähigkeiten für andere
Lösungsmöglichkeiten zu verlieren, oder diese gar nicht erst zu lernen! Wirst kaum diejenigen
Fähigkeiten lernen/weiter entwickeln können, die dringend nötig sind, um eine
Depression/Lebenskrise/psychische Krankheit zu überleben. Diese Gedanken entwickeln eine
gewaltige Sogwirkung, und können in einer akuten Krise/Depression sehr schnell in eine total
eingeschränkte Sichtweise, in eine völlig verkehrte Wahrnehmung, und schlussendlich in den „SuizidTunnel“ führen!
Denk´ nicht, dass dein Leben „keinen Sinn mehr hat“! Du kannst deinen Lebenssinn in deinem, in der
Regel vorübergehenden Zustand einfach nicht mehr sehen! Dieses Denken ist Bestandteil der
Krankheit Depression.
Denk´ auch nicht, dass Du „nichts mehr wert bist“, und dass es besser wäre, wenn Du nicht mehr da
bist! Auch dieses Denken ist Bestandteil der Krankheit Depression.
Wenn du wegen jeder Kleinigkeit „wie das HB-Männchen in die Luft gehst“, Wut- und
Zornesausbrüche bekommst, zu Reizbarkeit, Verstimmungen und unbändigem Ärger neigst, unter
einer geringen Stresstoleranz leidest, generell unzufrieden mit dir und anderen bist, wenn frühere
Interessen bei dir verloren gehen, wenn Versagensängste und Schuldgefühle dich plagen, dann sei dir
im Klaren, dass auch das typische Symptome einer Depression sind! Besonders Männer neigen zu
solchen Symptomen.
Auch wenn du starke Schlafstörungen hast, alle möglichen „psychosomatischen Symptome“
entwickelst, z.B. Kopf- und Rückenschmerzen, zu hohen, und/oder zu niedrigen Blutdruck,
Herzklopfen, Herzstechen, Kribbeln, Erschöpfung, also Symptome, welche der Hausarzt keiner
„körperlichen“ Krankheit zuordnen kann, dann sei dir bewusst, dass auch das Symptome einer
Depression sind!
Gehe nicht in eine „innere Emigration“! Fang´ nicht an, eine oder mehrere „Rollen“ zu spielen, spiele
deinen Angehörigen nichts vor, werde nicht zum Schauspieler! Bleibe bei dir selbst, und zeige dich
so, wie du bist.
Wenn du in einer Therapie bist: Sei offen, sprich über deine Verzweiflung, deine Hoffnungslosigkeit,
deine dunklen Gedanken. Spiel´ auch dem Therapeuten nichts vor, sonst kann er dir nicht helfen.
Wenn du bei anderen Menschen den „freundlich-fröhlich-Aufgeschlossenen“ spielst, obwohl es in dir
ganz anders aussieht, wirst du dir selber den allergrößten Schaden zufügen!
Niemand hält eine solche Schauspielerei auf Dauer aus, sie zieht dich förmlich in eine noch tiefere
„gefühlte“ Einsamkeit hinein, auch wenn sehr viele Menschen um dich herum sind, die dich lieben!
Mit einem solchen Verhalten baust du „eine unsichtbare Wand aus Panzerglas“ zwischen dir und
deinen Angehörigen auf! Durch diese Wand wird dich niemand mehr erreichen können!
Dein Blick wird sich immer mehr verengen, weil du nur noch mit dir selber beschäftigt bist! Weil du
nur noch auf dich selber zurück geworfen bist! Weil du kein echtes Feed-Back mehr von anderen
Menschen hast! Weil du dir selber jede Möglichkeit versperrt hast, ein echtes Feed-Back von
anderen Menschen zu bekommen! Du wirst dich immer noch einsamer fühlen, auch wenn du es in
Wirklichkeit gar nicht bist! Du wirst die Liebe deiner Angehörigen nicht mehr spüren können! Auch
wenn deren Liebe noch genauso vorhanden ist, wie vorher. Du wirst den Kontakt zur Wirklichkeit
verlieren. Du wirst am Ende womöglich keinen anderen Ausweg mehr sehen, als den Suizid!
Viele Menschen, die Suizid begangen haben, haben sich im Vorfeld darüber „beklagt“, dass angeblich
„keiner sie liebt“, dass sie „ganz alleine wären“, obwohl das objektiv überhaupt nicht der Fall
gewesen ist! Sie haben sich auch selber, mit der von ihnen aufgebauten „unsichtbaren Wand“ von
der Liebe ihrer Angehörigen abgeschnitten!
Das heißt, gerade dann, wenn du „alles mit dir selber ausmachst“, wenn du für dich alleine den
Entschluss gefasst hast, dir das Leben nehmen zu wollen, und wenn du deswegen gegenüber deinen
Angehörigen, und/oder Therapeuten nicht mehr authentisch bist, du ihnen nicht (mehr) zeigst, wie
es wirklich in dir aussieht, wenn du dich selber durch diesen Entschluss „gezwungen“ fühlst, eine
oder mehrere „Masken“ aufzusetzen, du dich dadurch völlig überforderst, ein „falsches Selbst“
entwickelst, nicht mehr ehrlich bist… - Gerade durch dieses Verhalten sorgst du selber dafür, dass
du immer noch stärker in eine „innere Einsamkeit“ hinein gerätst.
Niemand kann für sich allein leben, niemand kann „alles mit sich selber ausmachen“, wir können nur
im offenen, gegenseitigen Austausch mit anderen Menschen, im gegenseitigen Geben und Nehmen
glücklich werden.
Gerade durch diesen Entschluss, und durch dein Abtauchen in eine andere Wirklichkeit bringst du
dich selber in eine extreme Lebensgefahr! Dadurch verhinderst du selber, dass dir irgendjemand
noch helfen kann, oder wenigstens versuchen kann, dir zu helfen!
In einem solchen Fall ist es besser, alle Masken fallen zu lassen, seine Not offen zu zeigen,
zusammen zu brechen! Oder liegen bleiben, und sagen, dass nichts mehr geht! Nur dann gibst du
dir selber, deinen Angehörigen und Freunden die Chance, dass dir geholfen werden kann! Dass du
aus der Lebenskrise/Depression wieder heraus kommst.
Depressionen sind zwar nicht immer heilbar, aber, man kann sie gut behandeln. Vorzugsweise mit
Gesprächstherapie, im Austausch mit anderen Menschen in der Gruppentherapie, mit
Medikamenten, mit vielen verschiedenen Therapieverfahren.
Lass´ nicht alles liegen und stehen, lauf´ nicht davon, gib´ nicht dem Impuls nach, aufzugeben! Zeige
deine Not, suche nach Hilfen, hör´ nicht auf zu kämpfen! Wer schwere Lebenskrisen übersteht,
entwickelt sich immer weiter, und wächst daran!
Suizid ist nur ein „scheinbarer Ausweg“, eine Flucht, eine völlige Kapitulation! Sei dir im Klaren
darüber, dass du dich damit – scheinbar - selber zwar schlagartig von deiner inneren Not „befreist“,
aber im Gegenzug deine Angehörigen und Freunde für viele Jahre schwerstens traumatisierst, in eine
extreme Lebenskrise stürzt! Die, nicht wirklich echte „Befreiung“ für dich geschieht einerseits auf
Kosten deines eigenen, wertvollen Lebens, und voll und ganz auf Kosten der Menschen, die dich
lieben!
Deine vermeintliche „Befreiung“ ist für deine Angehörigen der „Sturz ins Bodenlose“, der „SuperGAU“ ihres Lebens!
Mit einem Suizid nimmst du dir selber die Chance, aus einer schweren Lebenskrise zu lernen, und
dich immer weiter zu entwickeln!
Suizid ist die allerschlimmste Todesart für die „Suizid-Überlebenden“, die Angehörigen und Freunde,
alle leiden Jahre und Jahrzehnte darunter, fragen immer wieder nach dem WARUM, obwohl sie nie
eine Antwort bekommen werden! Plagen sich mit Schuldgefühlen. Werden krank, geraten sogar
selber in eine Suizidgefährdung hinein!
Versuche zu lernen, deine Probleme „von einem anderen Blickwinkel“ zu betrachten! Lerne und
begreife, dass sich im Leben immer alles ändert, dass nichts auf Dauer gleich bleibt (außer im Tod),
dass die Verzweiflung von heute sich immer wieder von neuem wandeln und verändern kann, und
wird! Solange du lebst, solange du kämpfst, solange du mit vertrauten Menschen im Kontakt bleibst,
und so lange du dir Hilfe holst!
Nimm´ dir das Folgende zu Herzen: Suizid ist die langfristige Lösung, für ein kurzfristiges Problem.
Jede Depression geht vorbei. Oder den berühmten Satz aus den „Bremer Stadtmusikanten“: Etwas
Anderes, als den Tod, findest Du überall!
Suizid (bei Erwachsenen) hat sehr viel damit zu tun,
 Dass Menschen keine „echten“, sondern nur oberflächliche Beziehungen
aufgebaut haben, also Beziehungen, die keinen wirklichen Austausch
über die eigenen Gefühle und Wahrnehmungen zulassen, bzw.
zugelassen haben
 Dass sie dadurch ihre eigene Wahrnehmung, die Wahrnehmung Anderer
und ihr Selbstwertgefühl nicht ausreichend geschult haben
 Dass sie deswegen nur unzureichend gelernt haben, ihr eigenes
Verhalten zu reflektieren, es auch einmal in Frage zu stellen, und
dadurch nicht wirklich „konfliktfähig“ sind.
 Dass sie oft die Tendenz haben, eigene negative Seiten in andere
Menschen „hinein zu projizieren“, sie dort zu bekämpfen, und damit
ebenfalls Wahrnehmungsstörungen bei sich fördern.
 Dass sie durch diese fehlende „Wahrnehmungs-Schulung“ immer stärker
dahin tendieren, ihre eigene Wahrnehmung als die „einzige, absolute
Wahrheit“ anzusehen.
 Dass sie nicht gelernt haben, sich mit ihren Stärken und Schwächen auf
eine positive Weise selber anzunehmen, so wie sie sind.
 Dass sie ein schwaches, und/oder schwankendes „Selbst-Wert-Gefühl“
haben, unter einer stark erhöhten „Kränkbarkeit“ leiden, und
Enttäuschungen eher „in sich hinein fressen“.
 Dass Menschen eine Neigung zum „Über-Perfektionismus“ entwickelt
haben, um damit ihr labiles Selbstwertgefühl zu festigen. Wenn sie dann
in eine seelische Krise/Erschöpfung geraten, nicht mehr so extrem
leistungsfähig sein können, bricht ihr Selbstbild völlig zusammen.
 Dass sie womöglich unbewältigte Probleme/Traumata aus ihrer
frühesten Kindheit mit sich herum schleppen/geschleppt haben, ohne
diese in einer Therapie ausreichend zu bearbeiten
 Dass sie sich nie nachhaltig bemüht haben, ein positives Selbst-Bild bei
sich selber aufzubauen
 Dass sie sich nie mit „Selbsthilfe-Strategien“, Therapien etc. für seelische
Krisen beschäftigt haben, und dadurch auch kein Wissen darüber haben,
dass sehr viel Hilfe, und auch Heilung möglich ist!
 Dass sie nicht gelernt haben, mit „psychosomatischen Erscheinungen“
umzugehen, und dadurch womöglich zusätzlich in Angst und Panik
geraten (sind).
 Dass sie nicht wirklich gelernt haben, achtsam mit sich selber umzugehen
 Dass sie sich extrem stark mit Dingen (z.B. Computer) beschäftigen, statt
mit menschlichen/therapeutischen Beziehungen
 Dass sie die Tendenz haben, anderen Menschen/Angehörigen etwas
„vorzuspielen“, nicht zu zeigen, WIE es wirklich in ihrem Inneren
aussieht. Letztlich einen krassen Gegensatz zwischen dem, was in ihrem
Inneren vorgeht, und dem, was sie nach außen zeigen, aufzubauen.
 Dass sie nicht „authentisch“ leben
 Dass sie dadurch viel schneller in die Gefahr geraten, in eine, subjektiv
gesehen, starke „innere Einsamkeit“ hinein zu rutschen, und sich damit
selber von echten menschlichen Kontakten abzuschneiden.
 Nicht gelernt haben, einen Perspektivwechsel zu vollziehen, die eigene
Situation „von einer anderen Warte aus“ zu betrachten
 Dass sie womöglich nicht gelernt haben, aktiv Verantwortung für das
eigene Leben, und die eigene Zukunft zu übernehmen, sondern
Verantwortung eher anderen Menschen zuschieben wollen. Dadurch die
Tendenz entwickeln, sich als „Opfer“ zu sehen.
 Dadurch auch nicht gelernt haben, bzw. lernen konnten, eine
Lebenskrise/Depression/psychische Krankheit, einen dringend nötigen
Wendepunkt ihres Lebens zu bewältigen
 Dass sie ihre Probleme „immer und in jedem Fall ausschließlich mit sich
selber ausmachen wollen“, und dadurch in die Gefahr geraten, sich
heillos in ihrer eigenen Problemlage zu verstricken, und irgendwann
keinen Ausweg mehr sehen zu können.
Fazit: Suizidgefährdung hat viel mit einer sehr eingeschränkten, und/oder völlig
umgedrehten Wahrnehmung zu tun! Diese veränderte Wahrnehmung
verursacht, in steigendem Maße, eine Art „Verwirrtheitszustand“. Sie hat mit
Verzweiflung, und oft mit dem subjektiven Gefühl einer (angeblich) fehlenden
Wertschätzung durch andere Menschen zu tun. Obwohl die Wertschätzung der
Angehörigen noch genauso vorhanden ist. Mit fehlender Selbstliebe, mit Wutund Hassgefühlen gegen sich selber, u.U. auch gegen andere Menschen. Mit
einer extrem großen „inneren Einsamkeit“, welche durch das „gespielte“
Verhalten verstärkt wird, bzw. verstärkt worden ist. Mit einer stark erhöhten
Kränkbarkeit, einem Zusammenbruch des Selbstwert-Gefühls, und mit der
schleichenden Entwicklung einer total eingeschränkten und einseitigen
Sichtweise (Suizid-Tunnel!).
Aber, keiner ist hilflos einer solchen Entwicklung ausgeliefert, zumindest bis zu
einem bestimmten Punkt nicht! Auch wenn er/sie, was fast immer der Fall ist,
an einer Depression/psychischen Krankheit leidet! Wenn, ja wenn man sich
rechtzeitig mit bestimmten Hilfe-Strategien beschäftigt, sich informiert, und
vor allem, wenn man bereit ist, sich aktiv Hilfe zu holen, Hilfe zuzulassen. Sich
auf einen therapeutischen Prozess einzulassen. Bereit ist, um die eigene
seelische Gesundheit, und letztlich das eigene Leben zu kämpfen. Wie bei
einer körperlichen Krankheit auch.