Gemüsebetrieb bangt um Existenz - JUSO Basel

Basel.Stadt.
Juso kritisieren
Roche-Strategie
Architekturwettbewerb gefordert
Von Markus Vogt
Basel. Den
Jungsozialisten gefällt
nicht, wie das Pharma­Unternehmen
Roche den zweiten Roche­Turm bis jetzt
aufgegleist hat. Nachdem die Juso den
seit Montag aufliegenden Bebauungs­
plan samt Unterlagen studiert haben,
fordern sie für die weitere Entwicklung
des Nordareals der Roche einen Archi­
tekturwettbewerb.
Dem Umweltverträglichkeitsbericht
sei zu entnehmen, dass die Auswirkun­
gen der Neubauten auf das Stadtbild –
der geplante Bau 2, der zweite Roche­
Turm, wird mit 205 Metern das höchste
Gebäude der Schweiz sein – als «neu­
tral» einzustufen seien. «Neutral» werde
mit «keine Veränderung gegenüber
dem Ausgangszustand» definiert. Die
Juso sehen «eine grobe Verharmlosung
der Baupläne»: Das Ensemble werde
das Stadtbild dominieren, was in den
bisher veröffentlichten Visualisierun­
gen zu erkennen sei. Insbesondere der
Bau D (132 Meter hoch) sei «mit seiner
grobschlächtigen Volumetrie städte­
baulich schwierig nachvollziehbar».
Die Standortentwicklung der Roche
werde die bereits heute schwierige
Situation auf dem Basler Wohnungs­
markt (Leerstandsquote von 0,2 Pro­
zent) weiter verschärfen. Die vorgese­
henen 3000 Arbeitsplätze in den neuen
Bauten würden die Nachfrage nach
Wohnraum zwangsläufig erhöhen oder
zu zusätzlichen Pendlerströmen füh­
ren. Das Wachstum der Stadt müsse
sozial­ und umweltverträglich sein, der
Bebauungsplan «sollte nur dann gutge­
heissen werden, wenn bis 2021 garan­
tiert neuer Wohnraum für mindestens
3000 Menschen erstellt werden kann –
oder zumindest der preistreibenden
Spekulation entzogen wird».
| Samstag, 13. Juni 2015 | Seite 16
Gemüsebetrieb bangt um Existenz
Wegen Verband und Swissness-Regel könnte lokaler Produzent wichtiges Label verlieren
Von Martin Regenass
Weil am Rhein. Mehrere hundert Ton­
nen Tomaten und Gurken wachsen jähr­
lich gleich hinter dem Zoll Otterbach in
Gewächshäusern der Gemüsebaufirma
Bosshard auf deutschem Boden. Das
Unternehmen beschäftigt 25 Personen,
während der Haupterntezeiten im
Frühling und Herbst sind es rund
50 Personen, sagt Geschäftsführer Mar­
cel Bosshard. Er fürchtet nun um diese
Arbeitsplätze. Grund: Die Delegierten­
versammlung des Verbands Schweizer
Gemüseproduzenten (VSGP) hat vor
Kurzem entschieden, dass Gemüsebau­
betrieben ausserhalb der Schweizer
Landesgrenzen die Dachmarke «Suisse
Garantie» aberkannt werden solle.
Diese Herkunftsdeklaration gilt aktuell
auch für landwirtschaftliche Produkte,
die bis zehn Kilometer ausserhalb der
Landesgrenze von Schweizer Produzen­
ten hergestellt und dann zollfrei über
die Grenze geführt werden.
«Falls wir unsere Produkte nicht
mehr unter dem Label ‹Suisse Garantie›
absetzen können und unsere Kunden
das Gemüse nicht mehr abnehmen,
droht uns im schlimmsten Fall der Kon­
kurs», sagt Bosshard. Aktuell hat Boss­
hard Grosskunden wie Migros und
Coop, die seine Fenchel, Kohlrabi und
Auberginen abnehmen und in der
Region verkaufen. Würde Bosshard
wegen des VSGP­Entscheids «Suisse
Garantie» aberkannt, müsste er sich im
deutschen Markt versuchen. «Dazu
haben wir aber mit unseren Kosten­
strukturen und unserer vielfältigen
Angebotspalette keine Chance», sagt
Bosshard. Gemüseproduzenten in
Deutschland hätten viel grössere Flä­
chen zur Verfügung und produzierten
Zukunft ungewiss. Der Produzent von Tomaten und anderen gemüsesorten,
Marcel Bosshard, bangt um das Label «Suisse garantie». Foto Florian Bärtschiger
nur wenige Produkte, diese dafür in
umso grösseren Mengen, was zu tiefe­
ren Preisen führt.
Dass der VSGP grenznahen Betrie­
ben das «Suisse Garantie»­Label neh­
men wolle, hängt laut Bosshard mit
dem Konkurrenzdruck unter den
Schweizer Gemüseproduzenten zusam­
men. «Die Hersteller in Zürich, der Ost­
schweiz oder im Seeland behaupten,
dass wir geringere Kosten für die Pro­
duktion hätten als jene innerhalb der
Schweiz.» Eins zu eins vergleichen lasse
sich das aber nur schwer, weil er Mitar­
beiter nach deutschem Recht beschäf­
tige und daher beispielsweise 50 Pro­
zent der Krankenkasse bezahlen müsse.
«Wir sind alles in allem gerechnet, am
Schluss rund 120 Franken günstiger»,
anzeige
sagt Bosshard, der seinen Firmensitz
wegen des Labels in Riehen hat.
Produzenten bremsen sich aus
Pascal Toffel, Direktor des VSGP,
bestätigt den «harten» Kampf unter den
Gemüseproduzenten um die Vormacht­
stellung im Schweizer Markt. «Der Ent­
scheid unserer Mitglieder bezüglich der
Dachmarke ‹Suisse Garantie› und deren
Verwendung ausserhalb der Grenze
widerspiegelt diesen Konkurrenz­
kampf», sagt Toffel. Jeder Betrieb versu­
che zu wachsen und den Konkurrenten
auszuboten.
Da die strengen Richtlinien für
«Suisse Garantie» von Agro­Marketing­
Suisse (AMS) vorgegeben werden, stellt
sich die Frage, wie sich der Verein zu
einem möglichen Ausschluss von
Schweizer Gemüsebetrieben ausser­
halb der Grenze stellt. AMS­Präsident
Urs Schneider: «Seitens des VSGP ist
noch kein Antrag eingegangen, und
unser Vorstand hat einen möglichen
Ausschluss noch nicht behandelt.» AMS
hätte sich wohl auf den Standpunkt
gestellt, dass die künftige Lösung für die
Anwendung von «Suisse Garantie» in
den Grenzzonen sich an die Lösung der
Swissnessvorlage auf nationaler Ebene
anlehnen sollte. Diese ist im Moment
noch beim Bundesrat hängig. Laut
Schneider könnten sich für Betriebe im
grenznahen Ausland drei Lösungen
abzeichnen. «Die betroffenen Betriebe
können ‹Suisse Garantie› auf ihren Flä­
chen anwenden, die sie 1984 oder aber
2014 besassen. Die dritte Möglichkeit
ist, dass die Politik die Linie für Schwei­
zer Produkte bei der Grenze zieht.»
Letztere Lösung könnte Bosshards
Gemüsebaubetrieb in Bedrängnis brin­
gen, falls er das Label «Suisse Garantie»
verliert. Coop­Mediensprecher Ramón
Gander sagt denn auch: «Wir bekennen
uns grundsätzlich zum Label. Sollten
sich die Rahmenbedingungen ändern,
würden wir die Lage aber neu beurtei­
len.» Die Migros verweist auf Anfrage
auf die hängige Swissness­Vorlage.
Das Familienunternehmen Boss­
hard pachtete bis 2005 den Betrieb von
Rudolf Dahler. Dessen Vater gründete
1895 auf dem Gebiet des heutigen
Hafenbeckens II einen Gemüsebaube­
trieb. Mit dem Bau des Hafens wurde
die Gemüsekultur nach Weil/Otterbach
ausgesiedelt. Bosshard: «Dass unser
Traditionsbetrieb, der auch im Zweiten
Weltkrieg die Bevölkerung aus der
Region miternährt hat, plötzlich
bedroht ist, drückt stark aufs Gemüt.»
«Diese Arbeiten kommen
Riehen zugute»
Die Erneuerung der Achse Basel–Riehen Grenze
führt zu zusätzlichen Verkehrsbehinderungen
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Riehen. Baustellen, Verkehrsbehinde­
rungen, Stau – so lauten die Stichworte,
die in den vergangenen Monaten in den
sozialen Medien schon so manchen
Shitstorm hervorriefen. Basel als
gefühlte, einzige Baustelle. Und jetzt
auch noch das: In den kommenden fünf
Jahren wird die Achse von Basel nach
Riehen Grenze erneuert.
Es geht um Unterhaltsarbeiten, um
ruhigere Gleise der BVB, um Wasser­
schutz, um die Erneuerung der Halte­
stellen, die ein hindernisfreies Einstei­
gen erlauben, um die Erneuerung von
Werkleitungen, damit Riehen auch in
Zukunft sicher mit Wasser, Gas und
Strom versorgt wird. Es geht um bau­
liche Massnahmen, welche die Sicher­
heit der Velofahrer und Fussgänger
erhöhen. Ausserdem werden zwischen
der Inzlingerstrasse und Riehen Grenze
62 Bäume gepflanzt. Und es wird teil­
weise Tempo 30 eingeführt. Damit wird
die Lebensqualität gesteigert.
Rückstaus ohne Ende?
Gegen all diese Neuerungen an sich
gibt es keine ernst zu nehmenden Ein­
wände. Und solche waren auch an der
Podiumsdiskussion, zu der die FDP
unter dem Titel «Baustellen und Ver­
kehrsbelastung für Gewerbe und
Anwohner in Riehen» ins Gemeinde­
haus eingeladen hatte, nicht zu hören.
Es gehe vielmehr um die Art und Weise,
wie diese Neuerungen umgesetzt wer­
den, sagte der Riehener Gemeindeprä­
sident Hansjörg Wilde. Dies sei «unaus­
gegoren». Statt vieler Teilsperren, die
den Verkehr zumindest in eine Richtung
gewähren, könnte man auch über eine
Vollsperrung nachdenken, zugunsten
einer zeitlich kürzeren Umsetzung der
Arbeiten. Wilde verlangte bessere Kom­
munikation, denn heute sei «die Akzep­
tanz der Bevölkerung nicht da».
Bauunternehmer Urs Soder be­
fürchtet Rückstaus, die so gross sind,
dass man diese in der Unternehmens­
disposition berücksichtigen müsse:
«8000 bis 10 000 Fahrzeuge, die dem
Tram hinterherfahren, das kann es doch
nicht sein.»
FDP­Grossrat Christophe Haller
regte an, dass während der Bauarbeiten
die Trams durch Ersatzbusse bis zum
Eglisee ersetzt werden.
Zollfreistrasse im Fokus
Der Vorsteher des Bau­ und Verkehrs­
departements, Regierungsrat Hans­
Peter Wessels, hatte keinen einfachen
Stand, reagierte jedoch gelassen. Natür­
lich werde es während der Bauarbeiten
Verkehrsprobleme geben. An Baustel­
len habe niemand Freude. Doch «diese
Arbeiten kommen Riehen zugute». Man
werde dafür besorgt sein, dass das Pro­
jekt möglichst glimpflich ablaufe. Hier­
für werde man mit den Riehener Vertre­
tern zusammenarbeiten. Der Verkehr
müsse möglichst von der Hauptachse
auf die Zollfreistrasse verlagert werden.
Und es dürfe nicht sein, dass die Ver­
kehrsteilnehmer gegeneinander ausge­
spielt würden.
Wessels verwies auf eine CS­Studie,
die besagt, dass Basel von den Schwei­
zer Städten mit mehr als hunderttau­
send Einwohnern am wenigsten Stau
generiere. Das habe damit zu tun, dass
viele in der Stadt den öffentlichen Ver­
kehr und das Velo nutzen. Und es gebe
eine nicht unbeachtliche Zahl von
Arbeitnehmern, bei denen Arbeitsplatz
und Wohnort nahe beieinander liegen.
Dies entlockte Haller das Sprüchlein:
«Je frommer der Christ tut, desto grös­
ser sind seine Sünden.» Die Verkehrs­
probleme könnten nur mit einer Ring­
autobahn, von der bereits ein Teil
bestehe, gelöst werden.
In der Diskussion wurden Bedenken
laut, dass sich der Verkehr in Riehen
während der Bauarbeiten seine Wege
durch die Quartiere suchen werde.
Angesprochen wurde auch der zusätzli­
che Verkehr, der durch den Einkaufstou­
rismus verursacht wird. Schliesslich
löse auch das Beyeler­Museum mehr
Verkehr aus – eine Erfolgsgeschichte
mit Nebenwirkungen.