Musikalische Hoffnungsträger eröff neten Festival Next Generation

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MONTAG
15. FEBRUAR 2016
Schwerpunkt Festival Next Generation in Bad Ragaz
Musikalische Hoffnungsträger
eröffneten Festival Next Generation
Zusammenspiel Letztes Jahr noch in der Debütantenrolle, eröffnete das «Ensemble Esperanza» am Freitag das
sechste Festival Next Generation in Bad Ragaz. Das vitale Spiel des Ensembles harmonierte bestens mit den beiden Solisten.
dem Jahr 1671 stammenden Violoncellos vollends aus, was ihm die Begeisterung seiner Zuhörer einbrachte. Er dankte es ihnen mit einen in
expressiver Eindringlichkeit gespielten Marsch von Sergej Prokofjew.
VON MONIKA KÜHNE
E
speranza bedeutet Hoff nung
und Hoff nungsträger sind
auch die jungen Nachwuchsmusiker, die vom 12. bis 19.
Februar im Grand Resort Bad Ragaz
in 14 Konzerten ihr Können zeigen
werden. Eine weitere Zuversicht
drückte Jürg Kesselring, Präsident
Festival Next Generation, in seiner
Ansprache aus: «Durch die Interaktion, die zwischen den 40 Musikern
aus 20 Nationen und ihrem Publikum stattfi ndet, wird ein Miteinander praktiziert, das wir heute so
dringend brauchen.» Der Neurologe Kesselring eröff nete das Konzert
mit den Worten: «Angst vergifte das
Hirn und das beste Mittel gegen die
Angst ist die Musik.»
Vom Debüt zum Hausensemble
Das vom «Ensemble Esperanza» ausdrucksstark interpretierte anspruchsvolle «Divertimento für
Streicher in D-Dur, KV 136» von
Wolfgang Amadeus Mozart liess die
Zuhörer unmittelbar in die Welt der
Klänge eintauchen. Chouchane Siranossian, die als Konzertmeisterin
das «Ensemble Esperanza» – selbst
an der Geige spielend – leitete, stellte sich mit ihren Führungsqualitäten als Glücksfall für die jungen Interpreten dar. Das Miteinander funk-
Starke Präsenz Liechtensteins
Jürg Kesselring, Präsident des Festival Next Generation, bei der Eröffnungsrede.
tionierte sowohl was Einsätze, Tempi und Umsetzung des ambitionierten Orchesterkonzertes betraf. Das
Ensemble wurde im Winter 2015
durch die Internationale Musikakademie im Fürstentum Liechtenstein
im Rahmen einer ganzheitlichen
musikalischen Ausbildung gegründet. Nach seinem erfolgreichen Debüt beim letztjährigen Festival Next
Generation avancierte es bereits in
diesem Jahr zum Hausensemble.
Das Zusammenspiel mit dem Ensemble bot den beiden diesjährigen «Artists in Residence» einen perfekten
konzertanten Rahmen für ihre Solis.
In Joseph Haydns «Klavierkonzert in
D-Dur» stellte sich der österreichische Pianist und «Rising Star 2015»
Aaron Pilsan zunächst durch sein
klares Spiel vor. Was zart und verhalten begann, fand in einem rasanten Zusammenspiel aller seinen mit
Bravorufen bedachten finalen Höhepunkt. Nach der Pause brillierte der
rumänische Cellist Andrei Ioniţă,
Gewinner des «Tschaikowsky-Wettbewerbs 2015», ebenfalls in einem
Werk Haydns, dem «Cellokonzert in
C-Dur». Der Musiker lotete durch
sein intensives und vielsagendes
Spiel die grosse Bandbreite des aus
Drazen Domjanic, Intendant des Festival Next Generation, hatte ein sehr
ambitioniertes Eröffnungskonzert
zusammengestellt, das vor allem von
den Interpreten, aber auch vom Publikum höchste Aufmerksamkeit verlangte. Seinen energiegeladenen Abschluss fand es in der «Sinfonie für
Streicher Nr. 9 in C-Dur (Schweizer
Sinfonie)» von Felix Mendelssohn
Bartholdy. Fredy Vogt, Präsident des
Verwaltungsrates der VP-Bank dankte Domjanic für dessen grossartige
Arbeit. Der Festival Intendant und
Geschäftsführer der Internationalen
Musikakademie im Fürstentum
Liechtenstein dankte den Sponsoren, Wissenspartnern und Gastgebern, ohne die das Festival Next Generation nicht möglich wäre. Als
«Grossmutter» des Festivals betitelte
er die seit 20 Jahren bestehende
Liechtensteiner Stiftung «Musik und
Jugend» und überraschte deren Stifter Rose-Marie und Günter Brock
zum 65. Hochzeitstag mit der Zugabe, dem Intermezzo aus der Oper
«Notre Dame» von Franz Schmidt.
TERMINE
Weitere Konzerte
auf einen Blick
•«Treffpunkt Klassik»: Die internationale Elite zu Gast; Montag, 15. Februar, 19 Uhr, Aula Oberstufenzentrum, Bad Ragaz
•«Malereien»: Lucie Horsch, Blockflöte, Alexandra Nepomnyashchaya, Cembalo; Dienstag, 16. Februar,
16 Uhr, Musiksalon, Grandressort
Bad Ragaz
•«Esperanza»: Das Ensemble mit
Stipendiaten der Musikakademie in
Liechtenstein; Dienstag, 16.Februar,
20 Uhr, Bernhard Simon Saal,
Grandressort Bad Ragaz
•«Malereien»: Reprise; Lucie Horsch,
Blockflöte, Alexandra Nepomnyashchaya, Cembalo; Mittwoch, 17.Februar, 11 Uhr, Musiksalon, Grandressort Bad Ragaz
•«Artists in Residenz»: Aaron Pilsan, Klavier; Andrei Ioniţă, Violoncello; Mittwoch, 17.Februar, 16 Uhr,
Bernhard Simon Saal, Grandressort
Bad Ragaz
•«Glanzlichter»: Gesangssextett Sjaella; Elisabeth Plank, Harfe; Mittwoch, 17. Februar, 20 Uhr, Musiksalon, Grandressort Bad Ragaz
•«Entdeckungen»: Anna Schultsz,
Violine; Mario Häring, Klavier; Pavle
Krstić, Klavier; Donnerstag, 18.Februar, 16 Uhr, Bernhard Simon Saal,
Grandressort Bad Ragaz
•«Sextette zum Sechsten»: Donnerstag, 18. Februar, 20 Uhr, Bernhard Simon Saal, Grandressort Bad
Ragaz
•«Klassik Evergreens»: Abschlusskonzert mit Galadinner; Freitag, 19.
Februar, 18 Uhr, Bernhard Simon
Saal, Grandressort Bad Ragaz
Das «Ensemble
Esperanza»
überzeugte bei
der Eröffnung
des sechsten
Festival Next Generation. (Fotos:
Christine Kocher)
Kostbare Perlen offenbaren ihr musikalisches Talent
Brillant Unter dem Motto
«Perlen zum Sonntag» sorgte
die Klassik-Nachwuchselite
im Rahmen des Festival Next
Generation für einen aussergewöhnlichen Valentinstag.
VON ASSUNTA CHIARELLA
Valentinstag, das Fest der Liebe,
kann durch klassische Musik eine
neue Dimension erfahren, die über
festgefahrene, personenbezogene
Bräuche hinauswächst. Der Zuhörer
fühlt sich als Teil eines Lebensorchesters, das durch eine musikalische Abenteuerreise führt. Eine Reise zu sich selbst. So in etwa erging es
den gestrigen Zuhörern im Bernhard Simon Saal in Bad Ragaz. Unter
dem Motto «Perlen zum Sonntag»
begeisterten junge Talente mit auserlesenen Musikwerken das zahlreich erschienene Publikum.
Das «Ensemble Esperanza» weiss die
klassische Musik dem Zeitgeist entsprechend neu zu beleben, indem es
ihr eine erlebbare Tiefe und Heiterkeit verleiht, die Generationen berührt und fasziniert. Nach einem
solch reichhaltigen Repertoire ist
man als Zuhörer gewillt, jegliche Erwartungen fallen zu lassen und einfach zuzulassen. Denn allein in der
Hingabe offenbart sich die Fülle.
Doppelkonzert auf hohem Niveau
In diesem Sinne kündigte Professor
Jürg Kesselring im Vorfeld das Ensemble an: «Das was uns hier erwartet, wird wunderbar sein.» Für den
Neurologen und Musikkenner sind
Doppelkonzerte, wie das gestrige
«der Inbegriff des Miteinanderspielens». Mit einem kurzen, wissenschaftlichen Exkurs verdeutlichte
Kesselring das Wechselspiel zwischen Musizieren und Sprechen:
«Das Musizieren ist vermutlich eine
ursprünglichere Sprache als das
Sprechen. Sobald Musiker zusammen spielen, können sie nicht gleichzeitig Konversation führen, was neurologisch bedingt ist.» Im Namen aller Verantwortlichen bedankte sich
dann der Neurologe bei den jungen
Musikern, die entsprechend «auf allerhöchstem Niveau stets demonstrieren, wie wunderbar doch der
Mensch in diesem Doppelspiel organisiert ist», so Kesselring. Ein weiterer Dank richtete der Professor an
die Sponsoren für deren grosszügige
Unterstützung. Intendant Drazen
Domjanic sorgte indessen für einen
reibungslosen Ablauf.
Talente mit Teamgeist
Mit anspruchsvollen Werken bewiesen die jungen Musiker auch dieses
Mal, welch grosses Potenzial in ihnen schlummert, das wie eine Rosenknospe zart und liebevoll entfaltet werden will. Allen voran der
Jüngste im Bunde, Alexander Denisov. Mit einem fantastischen Klavierkonzert in d-Moll, hätte der
13-jährige Pianist bestimmt auch bei
Johann Sebastian Bach für Gänsehaut gesorgt. Nur um ein Jahr älter
ist Flötist Nikolai Song, der vor wenigen Wochen von der Jury der «International Classical Music Awards»,
mit dem «Discovery Award» ausgezeichnet wurde. Gemeinsam mit
Flötistin Eva-Nina Kozmus brillierte
Nikolai Song mit «Andante» und
«Rondo» von Franz Doppler.
Eine weitere Steigerung erlebte das
Publikum mit der Violinistin Sara
Domjanic, die mit Oboist Adrian Buzac ein perfekt aufeinander abgestimmtes Duo bildete. Mit einer erstaunlichen musikalischen Reife vereinte Sara Domjanic technische Perfektion und Anmut zu einem harmonischen Ganzen. Die mehrfache
Preisträgerin gewann bereits mit
fünf Jahren ihren ersten Violinwettbewerb. Für weitere Höhepunke im
Doppelspiel sorgten die Hornisten
Viktor Praxmarer und Marcel Üstün
und Konzertmeisterin und Geigerin
Chouchane Siranossian. Mit Cellistin
Astrig Siranossian und dem «Ensemble Esperanza» wurde Vivaldis «Allegro und Andante» zu einem unvergesslichen Erlebnis.