Der Bulli läuft und läuft… 60 Jahre

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08.03.2016
Der Bulli läuft und läuft… 60 Jahre Transporterwerk Hannover
• Fabrik-Fertigstellung am 8. März 1956 nach nur einem Jahr Bauzeit
• Produktion startet mit 4.000 Mitarbeitern
• T-Baureihe wird Symbol des „Wirtschaftswunders“
Volkswagen Nutzfahrzeuge schreibt ein Stück Industriegeschichte: Heute vor 60 Jahren
startete die Produktion des Bulli im neu erbauten Transporterwerk in Hannover. Auf einem
1,1 Millionen Quadratmeter großen Gelände im Stadtteil Stöcken wurde innerhalb nur eines
Jahres ein komplettes Werk - die damals größte Fertigungshalle Europas - aus dem Boden
gestampft. Es war zugleich der Beginn einer einzigartigen Ära im Fahrzeugbau: Denn hier
wird seither die Automobil-Legende Bulli (T-Baureihe) gebaut.
Dr. Eckhard Scholz, Vorsitzender des Markenvorstands Volkswagen Nutzfahrzeuge: "Unser
Werk in Hannover steht für eine einzigartige Entwicklung der Produktion von leichten
Nutzfahrzeugen in Europa. Denn dieser Standort wird seitdem kontinuierlich modernisiert
und erweitert – wie zum Beispiel durch die größte Pressenstraße ihrer Art in Europa. Am
Standort Hannover werden Voraussetzungen geschaffen, um auch künftig unseren Kunden
optimale und individuelle Fahrzeuglösungen anbieten zu können. An der Begeisterung für
den Transporter hat sich seit Baubeginn des Werks vor 60 Jahren nichts geändert."
Bullibauen habe sehr viel mit dem Bewusstsein zu tun, ein ganz besonderes Fahrzeug zu
bauen. Die Belegschaft erledige die anspruchsvolle Aufgabe "mit Stolz und Leidenschaft, mit
Liebe zu diesem einzigartigen Automobil," betonte Scholz.
Thomas Zwiebler, Betriebsratsvorsitzender Volkswagen Nutzfahrzeuge: "In
Hannover-Stöcken wurde im wahrsten Sinne der Grundstein für eine einzigartige
Erfolgsgeschichte gelegt. Aus dem Nichts wurde in kürzester Zeit eine wegweisende
Produktionsstätte geschaffen, die unter großem Einsatz zigtausender Mitarbeiter über
Jahrzehnte zu einer wesentlichen Säule des Konzerns weiterentwickelt wurde. Darauf sind
wir stolz – als Team von Bullibauern."
Der Bulli wird Symbol des Wirtschaftswunders
In den Kinos läuft Heinz Rühmann als "Charley's Tante", aus kleinen Transistor-Radios tönt
der Elvis Presley-Hit "Love me tender". Und die Deutschen entdecken ihre Liebe zum
Automobil: Das sogenannte Wirtschaftswunder ist da. Der Volkswagen Käfer ist
bestverkaufter Pkw des Jahres 1956, knackt im Laufe des Jahres die Millionen-Grenze. Auch
der Bulli ist heißbegehrt. Die Produktionskapazität im Wolfsburger Stammwerk, wo der Bulli
bereits seit 1950 gebaut wird, reicht längst nicht aus, um die Nachfrage zu decken. Brot, Bier
und Buletten müssen zum Verbraucher. Auch Konsumartikel wie Fernseher und
Kühlschränke sollen schnellstmöglich und sicher zum Kunden geliefert werden. Dazu
brauchen Geschäftsleute und Handwerker den unverwüstlichen Bulli.
Über 235 Städte und Gemeinden bewerben sich damals, um neuer Standort für das geplante
Transporter-Werk zu werden. Heinrich Nordhoff, Generaldirektor der Volkswagenwerk GmbH
und späterer Vorstandsvorsitzender der Volkswagenwerk AG, gewinnt den Aufsichtsrat für
den von ihm favorisierten Standort Hannover. Wesentliche Vorteile sind die unmittelbare
Nähe zum Mittellandkanal und ein bestehender Verschiebebahnhof. Aber Nordhoff erkennt
bereits damals: "Den Wert eines Unternehmens machen nicht Gebäude und Maschinen und
auch nicht seine Banknoten aus. Wertvoll an einem Unternehmen sind nur die Menschen, die
dafür arbeiten, und der Geist, in dem sie es tun."
Zunächst beginnen 372 Mitarbeiter in einem schneereichen Winter mit dem Bau. Schon
Ende März 1955 sind auf der Baustelle 1.000 Arbeiter beschäftigt. Der durch einsetzendes
Tauwetter inzwischen aufgeweichte, matschige Boden muss mit Bohlenwegen gesichert
werden, damit Lkw Baumaterial anliefern können. Auf dem Gelände selbst wächst eine
kleine, provisorische Stadt heran – mit Baubüros, Versorgungs- und Unterkunftsbaracken,
Kantinenzelten. Auch geschäftstüchtige Händler mit Verkaufsbuden siedeln sich hier schnell
an.
Nach nur 12 Wochen ragen die Mauern schon über vier Meter in die Höhe. 28 Kräne sind im
Dauereinsatz, 22 große Mischmaschinen spucken täglich 5.000 Kubikmeter Beton aus.
Insgesamt werden 1.750.000 Kubikmeter Erde bewegt – so viel wie damals 256.000
Lastwagenladungen. Ab Mai sind rund 2.000 Arbeiter täglich auf der Riesenbaustelle
beschäftigt. 600.000 Quadratmeter Schalholz werden für den Betonguss verbraucht. Zum
Vergleich: "Damit hätte man einen ein Meter breiten Holzsteg von Wolfsburg nach Basel
bauen können", schreibt ein Journalist damals.
Gleichzeitig schult Volkswagen bereits neue Mitarbeiter für die Transporter-Fertigung. Mit
einem dafür extra eingesetzten Zug fahren sie jeden Tag um 4.10 Uhr vom Hauptbahnhof
nach Wolfsburg, wo sie in die Produktion des Bulli eingewiesen werden. 3.000 Mitarbeiter
sollen den reibungslosen Produktionsstart garantieren. In nur wenigen Wochen wird der
Karosseriebau eingerichtet, im Februar 1956 ist auch der mehrgleisige, zehn Kilometer lange
Bahnanschluss zum Werk fertig.
Am 8. März 1956 startet die
Serien-Produktion eines künftigen
Symbols der "Wirtschaftswunderjahre"
in Hannover-Stöcken mit 4.000
Mitarbeitern. Bis 1967, dem Ende der
Produktion der ersten
Transporter-Generation, laufen in
Deutschland 1,8 Millionen Bulli vom
Band.
Bis heute sind weltweit insgesamt rund
12 Millionen Transporter gefertigt
worden. Eine Erfolgsgeschichte –
Fortsetzung folgt: Denn auch die neue
Modellgeneration wird stark
nachgefragt. Allein im Januar 2016
wurden 12.400 T6 an Kunden
ausgeliefert. Das entspricht einem
Zuwachs zum Vorjahresmonat von 4,9
Prozent. Im Werk Hannover-Stöcken
werden neben der T-Baureihe auch
der Pickup Amarok und lackierte
Porsche Panamera- Karossen gebaut,
in Limmer das erfolgreiche
Freizeitmobil California. Am Standort
Hannover sind rund 14.500 Mitarbeiter
beschäftigt.
Volkswagen Nutzfahrzeuge erinnert
vom 9. März bis zum 26. Juni 2016 mit
einer Sonderausstellung im
Historischen Museum Hannover an den Beginn des Transporterbaus in Hannover.