Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 1 „Etwas dafür zu tun, glücklicher zu werden, ist die lohnendste Anstrengung Ihres Lebens.“ Sonja Lyubormirsky, Glücklich sein, 2008. Oder anders: Etwas dafür zu tun, glücklicher zu werden, beugt gegen Burnout vor und stärkt Resilienz. Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 2 „Die Welt des Glücklichen ist eine andere als die des Unglücklichen.“ Ludwig Wittgenstein Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 3 „Als ich zur Schule ging, wurde ich gefragt, was ich werden möchte, wenn ich groß bin. Ich antwortete: „glücklich“. Sie sagten mir, dass ich die Frage nicht verstanden hätte, und ich sagte ihnen, dass sie das Leben nicht verstanden hätten.“ John Lennon “Das letztendliche Ziel der Ökonomie (Ökonomik) ist, natürlich, zu verstehen was Wohlbefinden ausmacht, und wie es erhöht/ verbessert werden kann.” (“The ultimate purpose of economics, of course, is to understand and promote the enhancement of wellbeing.“) Ben Bernanke, Chef der US-Zentralbank (bis Ende Januar 2014), August 2012. Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 4 Grundfrage des Wirtschaftens Wie soll mit knappen Mitteln/Ressourcen umgegangen werden. Wenn es im Leben aber um Glück (Wohlbefinden) geht, dann muss man sich überlegen, wie man seine Zeit so verwendet, dass man ein hohes Maß an Glück (Wohlbefinden) im Leben erfährt. Ökonomisch gesprochen geht es somit schlicht um die Frage, wie man das knappe Gut Zeit (Input) so nutzt, dass man ein glückliches Leben(Output) führen kann. Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 5 Worauf kommt es also an? „Die Lebenszufriedenheit lässt sich am leichtesten dadurch steigern, dass man seine verfügbare Zeit besser nutzt. … Dass Zeit eine letztlich begrenzte Ressource ist, ist die zentrale Tatsache unseres Lebens.“ Daniel Kahneman, Schnelles Denken, langsames Denken, München 2012, S. 492 und 506. Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 6 Quelle: Glücksbaustelle, Maria Martin, FHWS Gestaltung, Mainpost Würzburg. Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 7 „Wer weniger auf sein Geld und mehr auf seine Zeit achtgibt, kann beide Ressourcen so austarieren, dass er dabei glücklicher wird.“ Elizabeth Dunn/ Michael Norten, Happy Money – so verwandeln Sie Geld in Glück; Kulmbach 2014, S. 100. Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 8 Und hier besteht noch viel Potential: Untersuchungen zeigen, „dass ein täglicher Fernsehkonsum von mehr als 2,5 Stunden mit einer um 0,2 Punkte geringeren Lebenszufriedenheit einhergeht, verglichen mit einer Konsumdauer von weniger als einer halben Stunde.“ 2002: 214 Minuten 2007: 225 Minuten 2012: 242 Minuten + 84 Minuten Internetnutzung Zeit, die für sportliche Aktivitäten, Kultur und sozialen Austausch genutzt werden könnte. Glücksatlas 2013, S. 50. Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 9 Einkommen/ Wirtschaftswachstum und Glück (Wohlbefinden) Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 10 Quelle: Richard Layard, Die glückliche Gesellschaft, Frankfurt 2005, S. 42. Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 11 mit Sicherheit dahin gelangen, dass zu Recht die Frage gestellt wird, ob es noch immer nützlich und richtig ist, mehr Güter, mehr materiellen Wohlstand zu erzeugen, oder ob es nicht sinnvoll ist, unter Verzichtsleistung auf diesen „Fortschritt“ mehr Freizeit, mehr Besinnung, mehr Muße und mehr Erholung zu gewinnen.“ „Wir werden sogar Ludwig Erhard, Wohlstand für alle, 1957 Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 12 „Es ist ökonomisch höchst naiv, die Meßziffer für das Wirtschaftswachstum, die reale Veränderungsrate des Bruttosozialprodukts, in irgendeiner Weise mit der Vorstellung zusammenzubringen, daß die „kollektive“ „Wohlfahrt" gesteigert werde.“ Ludwig Erhard, Alfred-Müller Armack (Hrsg.), „Soziale Marktwirtschaft – Ordnung der Zukunft, 1972 (zitiert nach Herbert Gruhl, Der Verrat an Ludwig Erhard, in: Der Spiegel vom 20.6.1983. Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 13 Was sind die Gründe dafür, dass ab einem bestimmten Einkommensniveau (BIP pro Kopf) ein weiteres Wirtschaftswachstum zu keiner oder kaum einer Zunahme des Wohlbefindens führt? (sog. Easterlin-Paradoxon, das nach dem Ökonomen Richard Easterlin benannt wurde, der bereits 1974 auf diesen Zusammenhang aufmerksam gemacht hat) Karlheinz Ruckriegel Glücksforschung SS 2015 14 Gewöhnung Zum einen passen sich die Ansprüche und Ziele an die tatsächliche Entwicklung an, d.h. mit steigendem Einkommen steigen auch die Ansprüche, sodass daraus kein größeres Wohlbefinden erwächst (sog. hedonistische Tretmühle). Vergleich Zum anderen ist – sofern die materielle Existenz gesichert ist - weniger das absolute Einkommen, sondern vielmehr das relative Einkommen für den Einzelnen entscheidend. Karlheinz Ruckriegel Glücksforschung SS 2015 15 "Während der letzten 50 Jahre hat die OECD ein reichhaltiges Menü an Vorschlägen entwickelt, um Wirtschaftswachstum zu fördern. Die Aufgabe, vor der wir jetzt stehen, besteht darin, ein ähnlich reichhaltiges Menü an Vorschlägen auszuarbeiten, um eine Politik, die den sozialen Fortschritt als Ziel hat zu unterstützen. Es geht um eine bessere Politik für ein besseres Leben.“ OECD 2011 Karlheinz Ruckriegel Glücksforschung SS 2015 16 „Was letztendlich zählt ist das Wohlbefinden der Menschen.“ („But what ultimately matters is the well-being of citizens.“) OECD: HOW`S LIFE - Measuring Well-Being, Oktober 2011, S. 16. Seit 2011 veröffentlicht die OECD ihren Better-Life-Index (seit Anfang 2014 auch auf Deutsch: http://www.oecdbetterlifeindex.org/de/) Karlheinz Ruckriegel Glücksforschung SS 2015 17 Karlheinz Ruckriegel Glücksforschung SS 2015 18 Karlheinz Ruckriegel Glücksforschung SS 2015 19 Karlheinz Ruckriegel Glücksforschung SS 2015 20 „Frau Merkel sucht das Glück“ „Mit einem Bürgerdialog will die Regierung ergründen, was den Deutschen wirklich wichtig ist.“ Handelsblatt, 14.4.2015, S. 8 Mit 200 Veranstaltungen soll der Bürgerdialog „Gut Leben in Deutschland“ dieser Frage nachgehen. Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 21 Was tut sich in der Managementlehre? Karlheinz Ruckriegel Glücksforschung SS 2015 22 Karlheinz Ruckriegel Glücksforschung SS 2015 23 “Why write about happiness ….? Because emerging research from neuroscience, psychology, and economics make the link between a thriving workforce (glücklichen/zufriedenen MitarbeiterInnen, Anm. KR) and better business performance absolutely clear.” (Warum beschäftigten wir (der Harvard Business Review) uns mit Glück/Zufriedenheit? Der Grund ist ganz einfach: Untersuchungen aus den Bereichen der Neurobiologie, der Psychologie und aus den Wirtschaftswissenschaften machen den Zusammenhang zwischen glücklichen/ zufriedenen MitarbeiterInnen und besseren wirtschaftlichen /betriebswirtschaftlichen Ergebnissen vollkommen (“absolutely”) klar (eigene Übersetzung KR)). Harvard Business Review, Januar/Februar 2012, S. 77. Karlheinz Ruckriegel Glücksforschung SS 2015 24 Warum sollten / besser müssen Unternehmen am Glück, an der Zufriedenheit ihrer MitarbeiterInnen und ihrer Führungskräfte interessiert sein? – eine betriebswirtschaftliche Betrachtung Verbesserung der betrieblichen Ergebnisse (und Vorbeugung gegen Betriebsspionage und Sabotage von „Insidern“) Gesundheit der Beschäftigten; Demografische Entwicklung in Deutschland - Imagegewinn (bzw. pure Notwendigkeit) um beim Gewinnen/ Halten von MitarbeiterInnen konkurrenzfähig zu bleiben (Arbeitgeberbewertungsportale „Kununu“ –gehört zum Karriere-Netzwerk Xing – und „Jobvoting“) – Stichwort Employer Branding , - Wichtig für die Bereitschaft, freiwillig später in den Ruhestand zu gehen; Wertewandel in der Generation Y (der ab 1980 Geborenen) hin zu einem ganzheitlichen, zufriedenen/ glücklichen Leben; Gesetzliche Vorgaben („Klarstellung“ im Arbeitsschutzgesetz § 5 Abs. 3, Nr. 6, wonach sich die Gefährdungsbeurteilung auch auf psychische Belastungen bei der Arbeit bezieht). Karlheinz Ruckriegel Glücksforschung SS 2015 25 Generation Y – was zeichnet sie aus? - Digital Natives - Sinn und Inhalt von Arbeit kommen vor Einkommen und Status - Wunsch nach einer gleichberechtigten Arbeitsteilung der Geschlechter - Kurzfristig orientiert und spätere Festlegung Holger Bonin (ZEW, Mannheim): Jung und Alt im Arbeitsmarkt der Zukunft, Vortrag auf der Tagung der Akademie für politische Bildung und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit am 17.4.2015 in Tutzing Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 26 Aus dem Interview („Wir legen Wert auf Selbstreflexion“) von Stefan Ries, Personalchef von SAP, mit dem Handelsblatt (Wochenendausgabe vom13./14./15.2.2015, S. 60f): „In Sachen Führung und Lernen bringt aber der Nachwuchs ganz neue Vorstellung ins Unternehmen. … die Bindung der Jüngeren an ein Unternehmen (hängt) vor allem davon ab, wie eng ihre Beziehung zum direkten Vorgesetzten ist. … Die Führungskraft soll Vorbild und Vertrauensperson sein – verantwortungsbewusst, mitreißend, kommunikativ und einfühlsam. Er oder sie soll Mitarbeiter umfassend über alles informieren, was im Unternehmen relevant ist. Mitarbeiter wollen stärker in wichtige Entscheidungen eingebunden werden. Karlheinz Ruckriegel Glücksforschung SS 2015 27 Chefs sollen zudem dafür sorgen, dass sich Privatleben und Berufsalltag bestmöglich vereinbaren lassen – egal, ob es um Familien oder Gesundheitsthemen geht. … Die Notwendigkeit für Arbeitgeber, sich mit dem Thema Führungsverhalten auseinanderzusetzen, ist somit wichtiger denn je – nicht nur in unserer Branche. … Für mich ist die Führungskraft der Schlüssel zum Erfolg. … Das Thema Vertrauen in die verantwortungsvolle Führungskraft wird für die neue Generation noch viel wichtiger. Arbeitgeber, die das Instrument Vertrauen künftig nicht vernünftig einsetzen, bekommen Probleme. … die meisten Mitarbeiter (wechseln) ihren Arbeitgeber dann …, wenn die Beziehungen zum direkten Vorgesetzten nicht stimmt. Um attraktiv zu sein, müssen Sie also die richtigen Menschen auf Führungspositionen haben. “ SAP will 2015 alle 7000 Führungskräfte einschließlich des Vorstandvorsitzenden schulen. Karlheinz Ruckriegel Glücksforschung SS 2015 28 Was können Unternehmen tun? Zwei-Säulen-Modell zur Steigerung des Wohlbefindens (Glück/ Zufriedenheit) in den Unternehmen Karlheinz Ruckriegel/ Günter Niklewski/ Andreas Haupt, Gesundes Führen mit Erkenntnissen der Glücksforschung, Freiburg (Haufe) (November) 2014 Karlheinz Ruckriegel Glücksforschung SS 2015 29 I. Säule: Sensibilisierung der MitarbeiterInnen Was macht Wohlbefinden aus? Was sind die Quellen des Wohlbefindens (Glücksfaktoren)? Was bringt uns Wohlbefinden? Was kann man tun (Glücksaktivitäten)? II. Säule: Verbesserung der Voraussetzungen für Wohlbefinden in den Unternehmen Führungsverhalten - der Mensch muss im Mittelpunkt stehen Arbeitsplatzgestaltung - Schaffung von Flow-Effekten Ermöglichen einer lebbare Work-Life-Balance Karlheinz Ruckriegel Glücksforschung SS 2015 30 "Die herkömmliche Auffassung ist, dass wir erfolgreicher sind, wenn wir hart arbeiten. WENN wir erfolgreicher sind, dann sind wir glücklich. ... Die jüngsten Forschungsergebnisse aus dem Feld der Positiven Psychologie haben aber gezeigt, dass es genau umgekehrt ist: Wir sind erfolgreich, WENN wir glücklich sind, nicht umgekehrt." Shawn Achor, The Happiness Advantage, New York 2010 Karlheinz Ruckriegel Vortrag Wirtschafsjunioren 26.2.2015 31 „Such dir eine Arbeit, die du liebst – dann brauchst du keinen Tag im Leben mehr zu arbeiten“ Konfuzius Karlheinz Ruckriegel Glücksforschung SS 2015 32 Wege zu einem gelingenden Leben „Glück ist kein Geschenk der Götter, es ist die Frucht einer inneren Einstellung.“ Erich Fromm Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 33 Was ist (eigentlich) Glück/ Wohlbefinden? Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 34 Die Glücksforschung beschäftigt sich mit dem Wohlbefinden („subjective well-being“ im Englischen), also mit dem „Glücklichsein“, nicht aber mit dem Zufallsglück, also dem „Glück haben“ (z.B. der Wahrscheinlichkeit eines Lottogewinns). Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 35 Zwei Arten von Wohlbefinden (subjective well-being) „Emotionales“ Wohlbefinden Gefühlslage im Moment, wobei es im Wesentlichen auf das Verhältnis zwischen positiven und negativen Gefühlen im Tagesdurchschnitt ankommt. Hier geht es um das Wohlbefinden, das Menschen erleben, während sie ihr Leben leben. (Glücks-Test „Emotionales Wohlbefinden“, www.ruckriegel.org) „Kognitives“ Wohlbefinden Grad der „Zufriedenheit“ mit dem Leben (Bewertung). Hier findet eine Abwägung zwischen dem was man will (den Zielen, Erwartungen, Wünschen) und dem was man hat, statt. Es geht also um das Urteil, das Menschen fällen, wenn sie ihr Leben bewerten, wobei es hier entscheidend auf die Ziele ankommt, die Menschen für sich selbst setzen. (Glücks-Test „Kognitives Wohlbefinden“, www.ruckriegel.org) Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 36 Eine glückliche Person erfreut sich häufig (leicht) positiver Gefühle und erfährt seltener negative Gefühle im Hier und Jetzt und sieht einen Sinn in ihrem Leben, verfolgt also sinnvolle (Lebens-) Ziele. in Anlehnung an Tal Ben-Shahar, Glücklicher, München 2007, S. 63. Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 37 ZIELE Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 38 Wer ein erfülltes Leben führen will, sollte Ziele verfolgen, die mit - persönlichem Wachstum, - zwischenmenschlichen Beziehungen und - Beiträgen zur Gesellschaft verbunden sind, also Ziele, die es uns ermöglichen, unsere psychischen Grundbedürfnisse nach Autonomie, Kompetenz und Zugehörigkeit am besten zu befriedigen, anstatt Ziele wie - Geld, - Schönheit und - Popularität. Tal Ben-Shahar, Glücklicher, München 2007, S. 113. Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 39 GEFÜHLE Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 40 Gefühle sind verkörperte Informationen. Sie sind Signale, die uns sehr schnell mitteilen, ob wir etwas gut finden oder nicht, ob wir etwas meiden oder vermeiden sollten. Dabei kommt es aber auch entscheidend darauf an, wie wir die Ereignisse interpretieren (Emotions-Management). Also: Es kommt auf einen behutsamen, bedachten und zeitgemäßen Umgang mit unseren Gefühlen (unserem Gefühlprogramm), die (das) sich evolutionär entwickelte/n an. Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 41 Was sind negative Gefühle? Ärger, Zorn und Wut Angst und Furcht Erschrecken Ekel und Verachtung Trauer und Verzweiflung Schuld und Scham Neid und Eifersucht Karlheinz Ruckriegel Seite 42 Glücksforschung SS 2015 Wozu sind negative Gefühle gut? Negative Gefühle können uns (manchmal) dazu bringen, Fragen zu stellen, Dinge zu verändern und kreativ zu sein. Ed Diener, 2010 Oftmals sind negative Gefühle aber nicht hilfreich und eher schädlich. Hier ist Emotions-Management (-kontrolle) gefragt. Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 43 a) Wir können beeinflussen, wie wir uns fühlen, indem wir verändern, was wir denken (Einstellungsänderung). b) Kognitive Bewertung von Gefühlen durch das Denk-Hirn. Margot Schmitz / Micheal Schmitz, Emotions-Management, München 2009 Karlheinz Ruckriegel Glücksforschung SS 2015 44 Was sind positive Gefühle? Freude Gelassenheit Dankbarkeit (wir erfahren Gutes von anderen als selbstlosen Akt) Interesse Hoffnung Stolz Belustigung (sich amüsieren) Anregung Ergriffenheit (Zustand des Überwältigtseins) Gegenseitige Verbundenheit (drei Eigenschaften: eine jetzt miteinander geteilte positive Emotion, ein Gleichklang von Aktionen und Biochemie und ein Gefühl gegenseitiger Achtung und Fürsorge) Barbara Fredrickson, Die Macht der Liebe - ein neuer Blick auf das größte Gefühl, Frankfurt 2014. Karlheinz Ruckriegel Glücksforschung SS 2015 45 Wozu sind gute Gefühle gut? Broaden and Build – Ansatz (Barbara Fredrickson) Broaden: - positive Gefühle erweitern den Bereich der Aufmerksamkeit, - vergrößern den kognitiven Suchbereich, - ermöglichen vielseitigere Problemlösungen. Build: intellektuelle, körperliche und soziale Ressourcen werden trainiert und positive Gefühle begünstigen die Verarbeitung negativer Gefühle (raschere Stressbewältigung). Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 46 Der Glücksquotient Es kommt auf das Verhältnis zwischen positiven und negativen Gefühlen an. Schwelle, die Menschen in die Lager der Gedeihenden (Zustand der „Positivity“) und der Dahindümpelnden einteilt, liegt bei 3:1 (im Tagesdurchschnitt). Auf jedes schlechte Gefühl sollten also mindestens drei Gute pro Tag kommen. Für Beziehungen gilt 5:1 als ideal. Barbara Fredrickson, Die Macht der guten Gefühle – wie eine positive Haltung Ihr leben dauerhaft verändert, Frankfurt 2011. Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 47 Was sind die Quellen des Wohlbefindens (sog. „Glücksfaktoren“)? Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 48 − Gelingende / liebevolle soziale Beziehungen (Partnerschaft, Familie, Freunde, Nachbarschaft, Kollegen …) – Gemeinschaft (Zuwendung und Fürsorge) ist ein emotionales Grundbedürfnis; Goldene Regel „Was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch“ Matthäus, 7,12; Liebesgebot „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ Matthäus, 22, 39. „Liebe und tue, was du willst“ Augustinus − Physische und psychische Gesundheit – Gesundheitsschutz (Hygiene und ärztliche Hilfe) ist ein menschliches Grundbedürfnis; Engagement und befriedigende Arbeit bzw. Aufgabe (Nichterwerbs-Arbeit/ Ehrenamt / Hobby/ Muße) – Grundbedürfnis nach sinnhaftem Tun und Wertschätzung/Anerkennung; Persönliche Freiheit – Grundbedürfnis nach einem Mindestmaß an Kontrolle über unsere Umwelt (Selbstwirksamkeit / Verursacher von Ereignissen); Innere Haltung (im Hinblick auf Dankbarkeit, Optimismus, Sozialen Vergleich, Emotionsmanagement, …) und Lebensphilosophie (Spiritualität, d.h. eine persönliche Suche nach einem übergeordneten Sinn des Lebens bzw. Religiosität); Einkommen zur Befriedigung der materiellen (physischen) Grundbedürfnisse (Nahrung, Kleidung, Wohnung) und (finanzielle) Sicherheit. − − − − Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 49 Prinzipien für glückliches Geldausgeben („Warum man sich darauf konzentrieren sollte, sein Geld lieber anders auszugeben, statt mehr zu verdienen.“ Dunn/Norton, S. 11) 1. 2. 3. 4. 5. Erfahrungen sind besser als Dinge/Sachen: Erlebnisse kaufen Weniger ist mehr (seltener Genus versus Gewohnheit): Sich etwas besonderes gönnen – Gewohnheiten in seltenere Genüsse verwandeln Zeit kaufen, Freiheit kaufen (z.B. langes Pendeln vermeiden) Sofort bezahlen, später konsumieren (Ver-/ Überschuldung vermeiden) In andere investieren (Zeit , Geld spenden) Elizabeth Dunn, Michael Norton, Happy Money: So verwandeln Sie Geld in Glück, Kulmbach 2014 Manager Magazin online , So macht Geld richtig glücklich (Interview mit Michael Norton) vom 17.11.2014 Süddeutsche Zeitung, Erlebnisse machen glücklicher als Geld (Interview mit Elizabeth Dunn) vom 16.1.2015 The Wall Street Journal online , Can Money Buy You Happiness? vom 10.11.2014 Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 50 „Es gibt eine finale Zeitfalle, in die wir tappen, wenn wir Waren kaufen. Unsere Anschaffungen können uns die verfügbare Zeit rauben, die wir mit unseren Freunden und Angehörigen verbringen könnten, indem sie uns „zwingen“, mehr zu arbeiten …“ Elizabeth Dunn/ Michael Norten, Happy Money – so verwandeln Sie Geld in Glück; Kulmbach 2014, S. 89 f. Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 51 Quelle: Tausche Macht gegen Freizeit, Handelsblatt-Karriere, Handelsblatt vom 27.2. – 1.3.2015, S. 54 Karlheinz Ruckriegel Glücksforschung SS 2015 52 Was „bringt“ uns „glücklich sein“? Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 53 Wer etwas dafür tut, glücklicher zu werden, fühlt sich nicht nur subjektiv besser, sondern hat auch mehr Energie, ist kreativer, stärkt sein Immunsystem, festigt seine Beziehungen, arbeitet produktiver und erhöht seine Lebenserwartung. Sonja Lyubomirsky, Glücklich sein, Frankfurt 2008, S. 35f. Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 54 „So leben glückliche Menschen länger (ein „glückliches Leben“ korreliert, je nach herangezogener Studie, mit einer um 5-10 Jahre höheren Lebenserwartung), sie werden seltener krank, erkranken weniger schwer und/ oder werden schneller wieder gesund.“ Tobias Esch, Die Neurobiologie des Glücks – Wie die Positive Psychologie die Medizin verändert, 2. Auflage, Stuttgart u.a. 2014, S. 28. Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 55 Karlheinz Ruckriegel Glücksforschung SS 2015 56 Wie wird man glücklich(er)? Was kann jede/r Einzelne selbst tun? Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 57 Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 58 „Denkgewohnheiten müssen nicht ewig gleich bleiben. Eine der bedeutendsten Entdeckungen der Psychologie in den letzten 20 Jahren ist, dass Menschen ihre Art zu denken verändern können.“ Martin Seligman Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 59 „Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern die Vorstellung von den Dingen.“ „Wir müssen die Dinge, die in unserer Macht stehen, möglichst gut einrichten, alles andere aber so nehmen, wie es kommt.“ Epiktet (um 50 n. Chr. – 138) Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 60 Glücksaktivitäten – Überblick „Des eigenen Glückes Schmied sein“ im Einzelnen: Sonja Lyubomirsky, Glücklich sein, 2008/2013 und www.glueck-kommt-selten-allein.de 1. 2. 3. 4. 5. 6. (Realistische und werthaltige) Ziele setzen, d.h. eigene Prioritäten entwickeln und sich danach richten (Zeitgebrauch, verwendung) Dankbarkeit üben (und dadurch die Welt realistischer wahrnehmen und seine Stärken herausfinden) Optimismus trainieren (Zuversicht durch Selbstwirksamkeit entwickeln – „Glas ist halb voll“) Grübeleien und soziale Vergleiche vermeiden (eigene Ziele nicht entwerten) Hilfsbereitschaft stärken („Geben ist seeliger denn nehmen“) Soziale Kontakte vertiefen („Liebe und tue was du willst“ – Rücksicht zeigen, Anerkennung, Wertschätzung und Aufmerksamkeit (Empathie und aktives Interesse am Mitmenschen) schenken) 7. Bewältigungsstrategien für Stress und Schwierigkeiten entwickeln 8. Vergeben lernen (loslösen/ –lassen) 9. Im Hier und Jetzt leben (Genießen, Achtsamkeit und Konzentration üben) 10. Flow-Effekte suchen (Aufgehen in dem was man tut) 11. Mit Religion und Spiritualität beschäftigen (Frage nach einem übergeordneten Sinn) 12. Für den Körper sorgen Regel für ein gesundes Leben - nicht rauchen, - nicht zu fett essen, - nicht zu viel Alkohol trinken, - sich regelmäßig bewegen, - engagiert im Leben bleiben. (Michael Joyner, Mayo Clinic) Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 61 Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 62 "In Wahrheit ist dieser Rohstoff („Optimismus“, Anmerk. KR) die Antriebskraft einer jeden Volkswirtschaft; nicht Öl, nicht Stahl, sondern Zuversicht. Es sind die Optimisten , die die Welt schaffen, in der wir leben.“ (S. 44). „Optimismus – der Rohstoff in uns“ (Titelgeschichte, Handelsblatt vom 1./2./3.11.2013 Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 63 Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 64 Starter-Paket „Wege zur mehr Glück“ (Steigerung des subjektiven Wohlbefindens) 1. Verbesserung der täglichen Gefühlsbilanz Umsetzung: Dankbarkeitstagebuch + Emotionskontrolle 2. Setzen von werthaltigen und realistischen Zielen Umsetzung: Festlegen von konkreten Teilzielen Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 65 Erinnerung Willst Du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah, Lerne nur das Glück ergreifen, Denn das Glück ist immer da. Johann Wolfgang von Goethe, 1827 Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 66 Karlheinz Ruckriegel, Günter Niklewski, Andreas Haupt, Gesundes Führen mit Erkenntnissen der Glücksforschung, Freiburg, November 2014. Karlheinz Ruckriegel Vortrag Neuromarketing-Kongress 2015 67
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