Junge Talente (I) . S P O R T . DER TRAKEHNER 11/2015 W ie einst sein Vater Burkhard Wahler auf seinem selbst gezogenen Trakehner Halbblüter Prätorius, mit dem er 1986 Deutscher Meister war, konnte auch Christoph bei den Deutschen Vielseitigkeitsmeisterschaften der Jungen Reiter im Juni 2015 in Kreuth die Führung übernehmen. Sein Talent, sein Fleiß und sein Ehrgeiz sprechen dabei für sich und die reiterlichen Wurzeln seiner Eltern und Großeltern sind zudem Vorbilder besonderer Art. Im heimatlichen Bad Bevensen auf dem elterlichen Klosterhof Medingen wurde durch seinen Großvater Eugen Wahler mit der Gründung des Gestüts seit 1960 Trakehner Zuchtgeschichte geschrieben. Schließlich gehört der Klosterhof Medingen zu den renommiertesten Trakehner Gestüten weltweit. Nicht nur durch den legendären E.H. Caprimond oder den Ausnahmevererber E.H. Hohenstein. Auch reiterlich ist die gesamte Familie Wahler immer ganz weit vorne. Wie einst sein Vater ist auch Christoph von Kindesbeinen an mit der Reiterei vertraut. Sein Steckenpferd, ebenso wie das seines Vaters, ist der Vielseitigkeitssport. Schon 2010 machte Christoph bei den Europameisterschaften der Junioren-Vielseitigkeit von sich reden. Damals hatte er den erfahrenen, vielfach bis Drei-Sterne erfolgreichen Trakehner Schimmel HERAKLES TSF v. Ghazzir - Consul aus der Zucht und dem Besitz von Familie Tessner, Basdahl zur Verfügung und in Beritt - heiß geliebter und hoch effektiver Lehrmeister. 2015, seinem letzten Jahr als Junger Reiter, galt er als aussichtsreichster Kandidat auf den Meistertitel bei den Deutschen Meisterschaften, führend nach der Dressur und dem Geländeritt mit seinem SAMMY DELUXE v. Key West – Ghazzir Sh.A. aus der Zucht von Herbert Wildung, Bad Bevensen. Mit einem Topdressurergebnis und einer Nullrunde beim Ritt durch das bergige Gelände hinter dem Ostbayerischen Pferdezentrum lag er mit Abstand in Führung. Doch am nächsten Morgen zeigte sich Sammy nicht ganz fit. Christoph beschloss, den Schimmel vom Start zurückzuziehen. „Natürlich freut man sich über jede Medaille und mir tut das sehr leid für ihn. Er hätte es wirklich verdient. Christoph ist schon so lange dabei, immer fleißig und hat nie aufgegeben, auch wenn es wie jetzt einmal nicht so gut lief“, bedauerte die westfälische Landestrainerin Jutta Briel, die mit ihren Schützlingen an diesem Wochenende insgesamt drei Medaillen sammelte. „Aber so ist das leider nun mal. Auch das gehört mit dazu.“ Vom Hengstmarkt ins internationale EventingGeschehen: Sammy Deluxe v. Key West ist Nachwuchshoffnung bei Christoph Wahler. Christoph Wahler und Sammy Deluxe Stipendium in England FOTO: JUTTA-BAUERNSCHMITT.DE Wie der Vater, so der Sohn: Christoph Wahler und sein Trakehner Sammy Deluxe sind im Busch auf Erfolgskurs. Christoph war gerade von einem sechswöchigen Trainingsaufenthalt in England bei Christopher Bartle zurückgekehrt. Bartle, BadmintonSieger von 1998 und Dressur-Olympia-Teilnehmer von 1984, steuert mittlerweile einen großen Anteil zu den Erfolgen der deutschen Vielseitigkeitsreiter bei. Er betreibt das Yorkshire Riding Centre in Harrogate (North Yorkshire) und bietet dort optimale Bedingungen für das Training von Vielseitigkeitspferden. Ideal für das Training von Nachwuchsreitern wie Christoph Wahler - noch dazu mit einer finanziellen Unterstützung von der „Stiftung deutscher Spitzenpferdesport“. Angereist war er mit dem 9-jährigen Iren Green Mount Flight, dem 9-jährigen Trakehner Sammy Deluxe und dem 6-jährigen Holsteiner Carjatan. Während seines Aufenthaltes waren drei Turnierstarts geplant: In Floors Castle (Schottland) erreichte er mit Green Mount Flight im CIC2* nach fehlerfreiem Springen und Gelände Rang 17. In Rockingham Castle konnte Christoph mit Sammy Deluxe die CIC2*-Prüfung gewinnen. Beim CICO3* in Houghton Hall ritt er Green Mount Flight. Der ebenfalls von ihm gerittene und in Springprüfungen bis zur Klasse S vorgestellte gekörte Trakehner Hengst ABENDTANZ v. Hirtentanz - Kostolany aus der Zucht von Heinrich Behr aus Buchholz wurde während dieser Zeit von seinem Vater Burkhard Wahler 21 betreut. Für Christoph hat sich der Aufenthalt bei Christopher Bartle definitiv gelohnt: „Durch Chris hat sich mein Training noch abwechslungsreicher gestaltet. Er geht immer sehr genau auf das Pferd ein und möchte individuelle Lösungen finden. Ihm geht es darum, welches Training für das jeweilige Pferd vor dem Turnier optimal ist. Außerdem hat Chris mit mir viel an meiner Sitzposition gearbeitet, um effektiver auf meine Pferde einwirken zu können. Ich denke, das hilft mir im Training in allen drei Disziplinen.“ Für Christoph gab es während seines Aufenthaltes im Yorkshire Riding Centre viel zu tun. „Mein Tag begann um 7 Uhr morgens mit der Stallarbeit und dem Versorgen der Pferde. Anschließend ging ich mit Chris den Tagesplan für die jeweiligen Pferde durch, um sie gemeinsam zu arbeiten. Ergänzend kamen für die Pferde noch Ausritte in dem bergigen Gelände rund um das YRC sowie ausgiebiger Weidegang von 4-5 Stunden hinzu.“ Die bergige Landschaft lernte „Heijder“ Christoph sehr zu schätzen, denn in Sachen Kraft und Ausdauer ist das ständige „rauf und runter“ enorm hilfreich. Auch trägt es bekanntlich zur Schulung des Gleichgewichtes bei. Ein positiver Effekt, den Christoph auch bei seinen Pferden bemerken konnte. Im Kopf bleibt ihm vor allem das sehr exakte Reiten in allen drei Disziplinen. „Chris legt sehr viel Wert darauf, dass man alle Linien früh genug plant, sieht und dann auch genauso reitet.“ „Ich vermittle eigentlich keine Geheimnisse“, so Christopher Bartle über seine Arbeit. „Ich sehe das gesamte Training und die Arbeit mit den Pferden als einen Zusammenhang von Dressur, Springen und Geländereiten. Und was mir sehr am Herzen liegt, ist Horsemanship zu leben“, fügt er noch ergänzend hinzu. Gut beritten zum Erfolg So errang Christoph nach seinem Trainingsaufenthalt in England mit Green Mount Flight bei den Europameisterschaften der Jungen Reiter der Vielseitigkeit 2015 im polnischen Strzegom Bronze in der Einzelwertung sowie Mannschafts-Silber! Seine Buschpferde haben jetzt erst einmal eine Regenerationsphase und werden dann langsam auf die kommende Saison vorbereitet. „Im Winter arbeiten wir natürlich mehr an der Dressurarbeit. Aber schon bald geht es für die Buschpferde ans langsame Auftrainieren in den Wald und auf unterschiedliche Böden“ erklärt Christoph Wahler. Seinen Sammy Deluxe, den er 2008 als nicht gekörten Hengst auf dem Hengstmarkt in Neumünster ersteigerte, hat er mit angeritten und ausgebildet. „Ich bin der einzige, der ihn turniermäßig geritten hat. Er ist ein spätes Pferd und hat seine Zeit gebraucht. Dafür ist er unheimlich rittig und intelligent. Hat er einmal eine Sache verstanden kann man sie immer abrufen“ schwärmt sein Reiter. Von allen seinen Pferden ist Sammy Deluxe das schnellste und am leichtesten zu reitende Pferd. Seine unaufwendige Galoppade und seine Härte sind beispielhaft. „Keines meiner Pferde ist so gleichmäßig in allen Disziplinen und ich hoffe, dass wir nächstes Jahr den Sprung in die 3*-Prüfungen schaffen“ ergänzt Christoph Wahler. Der zweite von ihm gerittene Trakehner Abendtanz ist im Gegensatz zu Sammy Deluxe ein richtiges Springpferd. „Er galoppiert sehr ruhig, ist niemals heiß im Parcours und dennoch immer explosiv am Sprung“ beschreibt Christoph diesen exzellenten gekörten Sportler. „Ebenfalls ein sehr rittiges Pferd, das zu Hause manchmal etwas übermütig ist, aber auf dem Turnier immer gehorsam und aufmerksam“. Der vermögende Hengst ging bereits 7-jährig die Youngster-STour und war in dieser Saison unter Christoph bis MA-Springen platziert. Schöne Erfolge auf großartigen Pferden für einen fleißigen und engagierten Nachwuchsreiter wie Christoph Wahler, der „nebenbei“ auch noch in Osnabrück studiert. Isabel Baumschäfer Quellennachweis: Klosterhof Medingen, vielseitigkeitssport-deutschland.de und Stiftung deutscher Spitzensport
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