Karriereporträt «Zum Glück ist unser Bildungssystem durchlässig» Von der beruflichen Grundbildung über die gymnasiale Matura und die Universität zur höheren Berufsbildung – Markus Blaser ist in der beruflichen und in der akademischen Bildung zu Hause. Theorie und Praxis sind für ihn zwei Seiten derselben Medaille. und Münzrollen machen – das hat man irgendwann gesehen … (lacht). Ich verspürte plötzlich einen enormen Wissensdurst. Deshalb habe ich mich während zweier Jahre im Fernstudium auf die eidgenössische Maturitätsprüfung vorbereitet. Danach ging es an die Uni, sechs Jahre später hatte ich den Bachelor in Psychologie sowie den Bachelor und Master in Betriebswirtschaft mit Nebenfach Volkswirtschaft. Nun, sechs Jahre nach dem Uniabschluss, absolviere ich im Rahmen der höheren Berufsbildung den Lehrgang zum Dipl. Experten in Rechnungslegung und Controlling. Er dauert fünf Semester. Der direkte Weg an die Universität führt über das Gymnasium. Warum haben Sie sich zuerst für eine kaufmännische Grundbildung entschieden? Was meine Noten betrifft, hätte es gut fürs Gymnasium gereicht. Aber ich war schlicht schulmüde und wollte etwas Praktisches machen. «Theorie und Praxis sind keine Gegensätze, sondern zwei Seiten derselben Medaille»: Markus Blaser. Rolf Marti Herr Blaser, Sie arbeiten als Controller und absolvieren parallel dazu einen entsprechenden Lehrgang an der WKS KV Bildung. Was macht ein Controller? Controller sind als Berater von Geschäftsoder Abteilungsleitungen tätig. Sie planen, steuern und kontrollieren Unternehmensprozesse und erarbeiten Steuerungswissen für Entscheidungsträger. Die entsprechenden «Produkte» sind strategische und operative Planungen, Kennzahlen, Budgetpläne, Investitionsrechnungen und so weiter. Zahlen spielen bei Controllern eine wichtige Rolle. Sie haben von der Berufsbildung in die gymnasiale bzw. universitäre Bildung und wieder zurück gewechselt. Konkret: Welche Stationen haben Sie auf Ihrem Bildungsweg durchlaufen? Gestartet bin ich mit einer kaufmännischen Grundbildung. Danach habe ich ein Jahr bei einer Bank gearbeitet. Aber Kleingeld zählen Zurück zu Ihrem aktuellen Lehrgang: Kann die höhere Berufsbildung einem Uniabsolventen noch neues Wissen bieten? Ob Uni oder höhere Berufsbildung: Was eine Ausbildung bringt, hängt primär von der Qualität der Dozierenden ab. Diese stimmt an der WKS KV Bildung – jedenfalls mehrheitlich. Aber klar: Ich hätte auch an der Uni ein Nachdiplomstudium in einem verwandten Fachgebiet absolvieren können. Der Unterschied liegt darin, dass an der Uni der wissenschaftliche, bei der höheren Berufsbildung der praktische Zugang im Zentrum steht. Die Uni befasst sich mit grundlegenden und empirischen Fragen, die höhere Berufsbildung geht in einem eingegrenzten Fachgebiet in die Tiefe. Ein Beispiel: Wer für den Rechnungsabschluss einer Unternehmung verantwortlich ist, ist mit der höheren Berufsbildung besser bedient. Wer eine empirische Untersuchung machen will, welche Einflüsse verschiedene Rechnungslegungsstandards auf einen Rechnungsabschluss haben, holt sich das Werkzeug dazu an der Uni. Sie sind Wissenschaftler und Anwender, Theoretiker und Praktiker in einer Person. Welche Vorteile bringt das? Theorie und Praxis sind keine Gegensätze, sondern zwei Seiten derselben Medaille. Beide haben ihren Wert, beide sollten sich gegenseitig wertschätzen und können voneinander profitieren. Im Berufsalltag kann ich dies auf vielfältige Weise nutzen. Methodenkompetenz, die ich mir mehrheitlich im Studium angeeignet habe, ermöglicht mir, Situationen kritisch zu durchleuchten und Prozesse systematisch zu strukturieren. Fachkompetenz, die ich primär in der Berufsbildung und in der Praxis erworben habe, hilft mir bei der Umsetzung von Projekten. Zum Glück ist unser Bildungssystem durchlässig, sodass man von beiden Welten lernen kann. Was haben Sie in der beruflichen Grundbildung gelernt, das für Ihre heutige Tätigkeit unverzichtbar ist? Mit Belastung umzugehen. Der Rhythmus meiner Kollegen am Gymnasium war wohl lockerer als meiner in der kaufmännischen Grundbildung. Dafür habe ich realisiert, zu welcher Leistung ich fähig bin. Davon habe ich während der Vorbereitung auf die Maturität und während des Studiums profitiert. Umgekehrt: Was haben Sie aus dem Universitätsstudium an unverzichtbaren Kompetenzen mitgenommen? Die Fähigkeit zum kritischen Denken. Ich habe gelernt, jede Information, die mir vor- gesetzt wird, zuerst einmal kritisch zu hinterfragen. Heute erkenne ich relativ rasch, ob eine Meldung, eine Analyse oder eine Statistik Substanz hat oder nicht. Sie waren parallel zu all Ihren Aus- und Weiterbildungen stets berufstätig, seit einigen Jahren haben Sie auch Familie. Wie geht das alles zusammen? In erster Linie braucht es eine Partnerin, die das mitträgt. Dann braucht es ein gutes Selbstmanagement. Man muss seine Zeit einteilen können. Seit wir Kinder haben, ist das viel anspruchsvoller geworden. Unsere drei Jungs haben ihren eigenen Willen … [email protected] Durchlässiges Bildungssystem Das schweizerische Bildungssystem zeichnet sich durch seine hohe Durchlässigkeit aus. Wer nach der obligatorischen Volksschule eine berufliche Grundbildung absolviert, kann beispielweise nach der Berufsmaturität und einer entsprechenden Zusatzqualifikation in ein universitäres Studium einsteigen. Umgekehrt erhalten Gymnasiasten/-innen über eine entsprechende Zusatzqualifikation (Praxiserfahrung) Zugang zur höheren Berufsbildung oder zu den Fachhochschulen. In einzelnen Berufen können sie auch eine verkürzte berufliche Grundbildung absolvieren (way-up). Berufsbildung – Hochschulen: www.berufsberatung.ch › Studium › Hochschullandschaft › Zulassung Gymnasium – Berufsbildung: www.berufsberatung.ch › Studium › Hochschullandschaft › gymnasiale Maturität – was nun? «espace einsteiger» ist eine Dienstleistung der Espace Media AG und des Mittelschul- und Berufsbildungsamtes des Kantons Bern und wird in Zusammenarbeit mit folgenden Partnern realisiert: BEKB | BCBE (www.bekb.ch) • Die Schweizerische Post, Berufsbildung (www.post.ch/lehrstellen oder 0848 85 8000) • Berufsbildung Bundesverwaltung (www.epa.admin.ch/dienstleistungen/lehrstellenangebote) • Meyer Burger AG (www.meyerburger.com)
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