ANATOMIE AM LEBENDEN
Brustsitus
Studiendekanat der Medizinischen Fakultät
SkillsLab Jena
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Dieses Skript soll für euch die wichtigsten Informationen zusammenfassen, um euch
das Üben und Lernen einfacher zu machen. Aber natürlich ersetzt es in keiner Weise
ein Lehrbuch! Wir haben uns bemüht, euch ein verständliches Skript zu erstellen;
wenn dennoch irgendwas unklar bleibt oder ihr auf eventuelle Fehler stoßt, würden
wir uns freuen, wenn ihr uns einfach Bescheid gebt.
modulverantwortliche Tutorin: Verena Schlüter
Inhalt:
1. THEMENBLOCK BRUSTSITUS – TEIL 1
3
1.1.
Untersuchung der Lunge(-nfunktion) durch Inspektion
3
1.2.
Projektion der Trachea und der großen Bronchien
5
1.3.
Untersuchung der Lungenfunktion durch Palpation
7
1.4.
Untersuchung der Lunge durch Perkussion
8
1.5.
Untersuchung der Lunge durch Auskultation
11
2. THEMENBLOCK BRUSTSITUS – TEIL 2
13
2.1.
Untersuchung der Herzfunktion durch Inspektion
13
2.2.
Untersuchung der Herzfunktion mittels Palpation
14
2.3.
Untersuchung der Herzfunktion durch Perkussion
14
2.4.
Projektions- und Auskultationsstellen der Herzklappen
15
Wahlpflichtfach
Anatomie am Lebenden
Modul 4: Brustsitus
SkillsLab Jena
© Universitätsklinikum Jena - Studiendekanat – SkillsLab
verantwortlicher Hochschullehrer: OÄ Dr. R. Fröber
Stand: 19.10.2015
-2-
1. Themenblock Brustsitus – Teil 1
1.1.
Untersuchung der Lunge(-nfunktion) durch Inspektion
Atemfrequenz –8-12/min
Verhältnis Inspiration/Exspiration 1:1,4
Atmungstyp – Thorax-/Bauchatmung
Atembewegungen/ Atemrhythmus
norm: gleichmäßig tief, regelmäßig
Pathologischer Atemrhythmus
Kussmaulatmung =
Lufthungeratmung
 verlangsamte und vertiefte
Atmung
 Insp/Exsp = 1
 Ursache
o Metab. Azidose, Urämie
o diabetisches Koma
Cheyne-Stokes Atmung
 Atemtiefe u. –frequenz nehmen
bis zu einem Maximum zu und
ab, längere Atempausen →
Hypoxie / Azidose im Gewebe
wirken als neuer Atemreiz in der
Medulla oblongata
 Ursachen
o Erhöhter intrakranieller
Druck, Hydrocephalus
o Meningitis, SH
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Modul 4: Brustsitus
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-3-
BIOT Atmung
 Atemphasen unterschiedlicher
Frequenz + lange Atempausen
 zentrale Atemstörung
 Atemzentrum reagiert nicht
mehr auf CO2-Reiz
 Ursachen
o Meningitis
o ↑ ICP
o Hirntumore
Schnappatmung
 wenige tiefe, völlig
unregelmäßige Atemzüge mit
unterschiedlich langen Pausen
 Ursachen
o Herz-/Kreislaufstillstand
Paradoxe Atmung gegensinnige Bewegungen → d.h. bei d Einatmung zieht
sich die Brustwand ein, bei der Ausatmung wölbt sie sich vor
- Ursachen - instabile Brustwand – Rippenserienfraktur/ Sternumfraktur
Inverse Atmung schnelle ruck- und stoßartige Bewegung der
Bauchdeckenmuskulatur + schaukelnde Bewegungen des Brustkorbes, ohne
Ein-/Ausatemgeräusche
- Ursachen - Verlegung der oberen Atemwege
inspirationssynchrone Einziehungen
- supraclavikulär/ substernal/ intercostal/ subcostal
- als Zeichen vermehrter Atemarbeit bei obstruktiven
Lungenerkrankungen
- Asthmaanfall, Emphysem, Lungenfibrose
Bei zahlreichen Krankheitsbildern lassen sich bereits anhand des
klinischen Erscheinungsbildes des Patienten Rückschlüsse auf die
zugrunde liegende Pathologie ziehen.
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Modul 4: Brustsitus
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-4-
„Pink Puffer“
 mager
 keine Zyanose
 wenig Husten/ Auswurf
 deutliche Beschwerden/ starke Atemnot
 schlechte Prognose
 sehr selten Cor pulmonale
„Blue Bloater“
 übergewichtig
 Zyanose (bläulich verfärbte Lippen/
Nagelbetten)
 reichlich Husten/ Auswurf
 weniger Beschwerden/ geringere Atemnot
 bessere Prognose
 häufig Cor pulmonale (Hyperkapnie)
1.2.
Projektion der Trachea, der großen Bronchien und der Lunge
Trachea:
 Ringknorpel bis Angulus sterni 10-12cm lang
 Kleinfingerdick → 16-18mm
 weicht hinter Brustbein leicht nach rechts ab
 Bifurkation:
o ventral:Angulus sterni
o dorsal: Processus spinosus Th4
Rechter Hauptbrochus
 steigt steil ab – Mitte zwischen Brustwarze
und Medianebene
 etwa 2-3cm schräg nach oben seitlich
verläuft rechter Oberlappenbronchus
 teilt sich in Höhe 4.Rippe in den Mittel- und
Unterlappenbronchus
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-5-
Linker Hauptbronchus
 schwenkt in die Horizontale um, gedachte
Linie oberhalb der Brustwarze
 zweigt sich nach 5-6cm in Ober-und
Unterlappenbronchus auf
Bedingt durch den steileren Verlauf des rechten Hauptbronchius befinden
sich aspirierte Fremdkörper meist rechts.
Projektion der Lunge
Lappengrenzen:
 Fissura obliqua
o Beidseits zwischen Ober- und
Unterlappen
o Hilfslinien:
Spitze 3.BWK zum Nabel
Stehender Patient: Beide Arme in
Vertikale gehoben Linie am
Medialrand des Schulterblattes
 Fissura horizontalis
o Nur rechts zwischen Ober- und
Mittellappen
o Hilfslinie: entlang 4.Rippe zum
Brustbein
 Bedeutung der Lappengrenzen: Eine
bakterielle Lungenentzündung befällt (oft)
nur einen Lappen
Segmentgrenzen:
 Rechte Lunge: 10 Segmente,
Linke Lunge: 9 Segmente
 Segment 7 hat keinen Oberflächenbezug,
dem Herzen zugewandt
 Bedeutung
o Verschluss eines Segmentbronchus
durch ein Bronchialcarzinom
Luft wird aus dem Segment
resorbiert
o Gewebe wird dichter = gedämpfter
Klopfschall
o auf ein Segment begrenzte
Dämpfung →Verschluss eines
Segmentbronchus als mögliche
Diagnose
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Diagnostische Einschränkung
• Segmentgliederung variabler als Lappengliederung
• atelektatische (luftleere) Segmente geschrumpft, wenn nicht
flüssigkeitsgefüllt
• Flüssigkeits- oder Luftansammlung im Brustfellraum (Pleuraerguss/
Pneumothorax)
1.3.
Untersuchung der Lungenfunktion durch Palpation
Überprüfung einer gleichseitigen Atemexkursion
 Beurteilung des oberen Thoraxteils
beide Handflächen werden von ventral auf den Thorax gelegt, sodass
beide Daumen in der Mitte des Thorax liegen und die Fingerspitzen bis
unter die Clavicula reichen
 Beurteilung des unteren Thoraxanteils
beiderseits werden die Daumen an den unteren Rippenbogen gelegt,
die restlichen Fingern umgreifen die unteren Rippen nach lateral
Stimmfremitus
(lat. tiefes Rauschen)
 Hände des Untersuchers werden flach auf Rücken des Patienten
auflegen →zw. hinterer Axillarlinie und Skapularlinie, Höhe des unt.
Lungenlappens 8.-10. Rippe
 Ergebnis wird genauer, wenn nur die ulnare Handkante/ Radialseite
der Finger aufgelegt wird
 Patienten tief „99“ sagen lassen, dabei die Vibration unter Fingern
fühlen
 verstärkte Vibration - pulmonale (entzündliche) Infiltrate
 abgeschwächte Vibration - wenn sich Schallleitung durch
Flüssigkeit/Luft im Pleuraspalt (Pleuraerguß, Pneumothorax,
Atelektase) verringert
 bei Pleuraerguss kann Höhe des Flüssigkeitsspiegels cm-genau
bestimmt werden → aus Größe der Fläche kann Menge des Ergusses
geschätzt werden
 bei Punktion und Entlastung kann man überprüfen, wie der Erguss
kleiner wird
Stimmfremitus kann nur schwach getastet werden, wenn Pat. zu leise oder zu
hoch „99“ sagt
Pleurapunktion nach Bülau und Monaldi
Anlage der Bülau-Drainage (nach Gotthard Bülau (1835-1900) erfolgt in Höhe
des 3.-5. Intercostalraums in der vorderen bis mittleren Axillarlinie.
Punktionsort für die Monaldi-Drainage, benannt nach dem italienischen
Pulmologen Vincenzo Monaldi (1899-1969), ist der 2.-3. ICR in der
medioclavikular Linie.
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1.4.
Untersuchung der Lunge durch Perkussion
Durchführung:
 „Perkussionshammer“ (Mittelfinger der
dominanten Hand) klopft senkrecht mit
kurzem federndem Schlag aus dem
lockeren Handgelenk auf die Mittelphalanx/
das Endgelenk des Mittelfingers der
anderen Hand
percussio - lat. das Klopfen
Anpressdruck des aufliegenden Fingers moduliert Intensität des Klopfschalles
Stärke des Klopfens hat direkten Einfluss auf die Tiefe der Perkussion und
damit der wahrzunehmenden Strukturen
Allgemeine Orientierung
Ventrale Hilfslinien
 1. Linea mediana anterior (LMA):
Schnittlinie der Medianebene
(Symmetrieebene) des Körpers mit der
vorderen Rumpfwand
 2. Linea sternalis – durch den Rand des
Sternums
 3. Linea parasternalis – Mitte zwischen
Sternallinie und Medioclavicularlinie
 4. Linea medioclavicularis (MCL)– verläuft
durch die Mitte des Schlüsselbeins
 5. Linea axillaris media: auf Höhe der
vorderen Achselfalte (M. pectoralis major)
dorsale Hilfslinien
 6.Linea scapularis: durch Angulus inferior
 7.Linea paravertebralis
 8. Linea mediana posterior: Wirbelsäule
Dorsal können die kräftigen Muskeln des Schultergürtels die Perkussion
beeinträchtigen – durch „nach-vorn-nehmen der Arme“ kann über einem
größeren Teil ungedämpfter Lungenschall perkutorisch überprüft werden
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
Vergleichende Perkussion
(Erfassung von Schallunterschieden):
 Pat. bei Mund leicht geöffnetem Mund
ein-/ausatmen lassen
 gesamten Mittelfinger auflegen (größeres
Schallareal) und das Endgelenk
beklopfen
 die Perkussion erfolgt re./li. abwechselnd
 3 Perkussionsschlägeandere Seite
Schallqualitäten- Klopfschall (KS)
 Sonorer KS: klingender, tiefer Schall, der
über gesundem Lungengewebe hörbar ist.
o Hypersonorer KS: tiefer, lauter,
länger als sonorer KS; wird bei
überblähter Lunge z.B.
Pneumothorax, Emphysem
wahrgenommen
o Hyposonorer KS: KS wird leiser,
dumpfer empfunden z.B. Pneumonie,
Atelektase, Pleuraerguss,
Pleuraschwarte
 Schenkelschall: dumpfer, kurzer Schall
wie bei Perkussion kompakter Strukturen
Oberschenkel, Leber
 tympanitischer KS: trommelartig über
gespannten, luftgefüllten Hohlräumen, z.B.
Magen
abgrenzende Perkussion:
 Untersucher hält den aufliegenden Finger parallel zu der zu
erwartenden Organgrenze und beklopft das Endgelenk
 ventral
o MCL rechts – Lungenschall geht in Leberdämpfung über
o MCL links – Milzdämpfung
 Beim stehenden Patienten ist tympanitischer Klopfschall über der
Magenkuppel perkutierbar
 Herzdämpfung (absolut/relativ siehe Thorax II) ermitteln
 dorsal
o Höhe der Lungengrenzen und Atemverschieblichkeit ermitteln.
Achtung: Die Lungenspitze befindet sich 2-3 cm kranial der Clavicula und
erstreckt sich bis in die seitliche Halsregion. Sie wird von der Pleurakuppel
überzogen und füllt diese vollständig aus. Daher wird Sie schlechter belüftet
und ist anfälliger für Erkrankungen. Bei invasiven Eingriffen am Hals ist sie
verletzungsgefährdet (Pneumothorax).
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Lungengrenzen
Lungengrenzen in
Atemmittellage
6. ICR
MCL
Pleuragrenzen
8. Rippe
Medioaxillarlinie
8. Rippe
10. Rippe
Skapularlinie
Paraverebrallinie
9. Rippe
10. Rippe
12. Rippe
•
•
•
Lungengrenzen rechts 1-2cm höher als links
Im Stehen: Absinken der Lungengrenzen wegen des Gewichtes der
Baucheingeweide um 1-2cm gegenüber dem Liegen
Bei lauter Perkussion bestimmt man die Lungengrenzen höher als bei
leiser
Hochstand der unteren Lungengrenzen
Atelektase des Lungengewebes
Pleuraerguss
Zwerchfellähmung
↑Volumen des Bauchraumes –Spätschwangerschaft
Atemverschieblichkeit
 Pat. auffordern mehrere Male tief ein-/
ausatmen, in tiefer Ausatmung Luft anhalten
→ ermittelte „untere“ Lungengrenze markieren
 Pat. erneut auffordern mehrere Male ein/auszuatmen, in tiefer Einatmung Luft anhalten
lassen → ermittelte „obere“ Lungengrenze
markieren
Gesamt
Exspiration
Inspiration
MCL
4 cm
2 cm
3 cm
Mittl. Achsellinie
10 cm
4 cm
5-6 cm
Scarpularlinie
5-6 cm
3 cm
4-5 cm
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1.5.
Untersuchung der Lunge durch Auskultation
Atemgeräusche entstehen vorwiegend in den Luftwegen (Trachea, Bronchien)
durch Turbulenzbildung der ein- und ausgeatmeten Luft (bronchiales
Atemgeräusch). Ein alveoläres Atemgeräusch entsteht dadurch, dass
isolierendes Lungengewebe zwischen den Bronchien und dem Stethoskop die
hochfrequenten Töne abfiltert.
 Überprüfung der Atemgeräusche beim sitzenden, durch den Mund
atmenden Patienten
 im Seitenvergleich – mäanderförmig (rechts links abwechselnd) über
mind. 5 Abschnitten der hinteren und 4 Abschnitten der vorderen
Brustwand auskultieren
In den kaudalen Abschnitten mit der Auskultation beginnen!
• untere Lungengrenze zuvor mittels Perkussion ermitteln
• anfangs gute Compliance des Pat. (bes. für ältere Pat. sehr
anstrengend)
• außerdem sind die kaudalen Lungenabschnitte auch am häufigsten
betroffen
• CO2-Abatmung und mögliche Konsequenzen bedenken
(Hyperventilation)
Atemgeräuschqualitäten
 bronchiales Atemgeräusch = Bronchialatmung
o über Trachea/ Hauptbronchus, gelegentlich auch zwischen den
Schulterblättern und einem kleinen Gebiet der rechten Apex
auskultierbar
o laut, hochfrequent, scharf – „ch“
o Exspiration betont
 Vesikuläres/ alveoläres Atemgeräusch
o Inspiration – die sich spannenden Alveolarwände werden in
Schwingungen versetzt (entspannen bei Ausatmung)
o reines Vesikuläratmen – fern von den großen Atemwegen in der
Achselhöhle
o über basalen Lungenabschnitten
o leise, eher dumpf – „w“
o Inspiration betont, im Wechsel zur Ausatmung leiser
Brochiales Atemgeräusch
•
Wahlpflichtfach
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„Ch“, hoch, laut
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Alveoläres/ Vesikuläres
Atemgeräusch
• „w“, tief, leise
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•
•
Inspiration+ Exspiration
(betont)
bronchusnah
•
•
Inspiration+ Anfang
Exspiration
bronchusfern
 Bronchophonie
o Pat. mit Flüsterstimme „66“ sagen lassen
o dabei seitenvergleichende Auskultation
o beim Gesunden wird nichts gehört
o bei Infiltraten infolge Pneumonie/Atelektase  verstärkte,
lautere Fortleitung
Amphorisches Atmen
ein hohl klingendes Atemgeräusch, ähnlich den Lauten, die beim Blasen über
eine leere Flasche oder Kanne entstehen. Das amphorische Atmen entsteht
durch große Lungenkavernen oder Abszesshöhlen in der Lunge, z. B.
während oder nach einer Tuberkulose.
Normalbefund der Lungenuntersuchung:
Inspektion:
symmetrische Thoraxform, keine Deformitäten
Palpation:
seitengleiche Atemexkursion, Stimmfremitus regelrecht
Perkussion:
sonorer Klopfschall über allen Bereichen
Auskultation:
ubiquitär vesikuläres Atemgeräusch, keine Rasselgeräusche,
keine Bronchophonie
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2. Themenblock Brustsitus – Teil 2
Für die Untersuchung des Herzens wird der Patient zunächst liegend mit
30°-Oberkörperhochlagerung gelagert. Diese Lagerung kann zu bestimmten
Untersuchungszwecken verändert werden. (s. Palpation, Auskultation)
2.1.
Untersuchung der Herzfunktion durch Inspektion
Halsveneneinflussstauung
Bei Rechtsherzinsuffizienz staut sich das Blut in
der Vena cava superior bis zur Vena jugularis
externa auf.
Bei ca. 45 Grad geneigtem Oberkörper sind
gestaute Halsvenen sichtbar.
Der positive Venenpuls kommt durch eine
Trikuspidalklappeninsuffizienz zustande.
Ödeme
Durch den Rückstau des Blutes in das venöse
System bei Rechtsherzinsuffizienz kommt es zu
vermehrter Wassereinlagerung in den Geweben.
Bei Druck auf ödematöses Gewebe bleibt
typischerweise eine Delle zurück.
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2.2.
Untersuchung der Herzfunktion mittels Palpation
Der Herzspitzenstoß kann bei normal konfiguriertem Herzen 2-Fingerbreit
medial der MCL im 5.ICR getastet werden.
Die Lage des Herzens ist dabei abhängig von der Herzgröße und der Stellung
der Herzachse
Vorgehen bei nicht tastbarer Apex
1. Lage des Patienten ändern:
- sitzen und nach vorn beugen
- Linksseitenlage
2. evtl. Pat. einige Kniebeuge machen lassen → danach erneuter
Tastversuch
Beurteilung der Lokalisation:
- Linksherzdilatation - Verlagerung des HSS nach links unten außen
- Rechtsherzdilatation – HSS links parasternal tastbar
Bei einem rechtsseitigen Pneumothorax wird das gesamte Mediastinum nach
links verlagert und der Herzspitzstoß liegt ebenfalls links.
Beurteilung der Impulsqualität
- hebend: Fieber, Anämie/ Hyperthyreose
- negativ: Verkleben der Perikardblätter
2.3.
Untersuchung der Herzfunktion durch Perkussion
 absolute Herzdämpfung: lungenfreier Bereich
der vorderen Herzwand, stark gedämpft;
o leise Perkussion
 relative Herzdämpfung: Herz durch Lunge
überlagert, schwächere Herzdämpfung in
Abhängigkeit von der Atemtiefe;entspricht
etwa der eigentlichen Größe des Herzens
o laute Perkussion
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2.4.
Projektions- und Auskultationsstellen der Herzklappen
Herzklappe
Projektionsstelle
Auskultationsstelle
Aortenklappe
Sternalansatz 4.Rippe
Parasternal links
2.ICR Parasternal
rechts
Pulmonalklappe
Sternalansatz 3.Rippe 2 cm
parasternal links
2.ICR Parasternal links
Trikuspidalklappe
Sternalansatz 5. Rippe
Parasternal rechts
Sternalansatz 4./5.Rippe 1cm
parasternal links
4.ICR Parasternal
rechts
5.ICR 2 cm medial der
linken MCL
Mitralklappe
Herztöne (HT)– physiologisch
 1.Herzton = dumpf, lang, Ventrikelanspannungston = Beginn der
Systole: isovolumetrische Kontraktion
o über Apex am Besten zu hören
• laut = Mitralstenose, Hyperthyreose
• leise = Mitralinsuffizienz, AV-Überleitungsstörung
o Spaltung: besonders über Tricuspidal-Klappe hörbar
• funktionell, path: pulmon. Hypertonie, bei Rechtsschenkelblock
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Identifikation 1.HT
 Bei normaler Herzfrequenz ist die Länge der Diastole länger als die
Länge der Systole → der Ton nach einen langen Pause ist der 1.HT,
der nach einer kurzen Pause ist der 2.HT.
Der 1.HT wird oft FÄLSCHLICHERWEISE als Schluss der Segelklappen
interpretiert. Die in Jena gebräuchliche Lehrmeinung beschreibt den 1.HT
aber als Ventrikelmyokard-Anspannungston!!!
 2 Herzton = kurz hell, Schluss der Taschenklappen = Beginn
Diastole
o über Herzbasis
o Lautstärke vom Aorten- und Pulmonalarteriendruck abhängig
• laut = hohe Drücke, Hypertonie
• leise = Aortenstenose
o Spaltung: bes. über Pulmonal-Klappe
• physiologisch provozierbar durch tiefe Inspiration
• Aortalis vor Pulmonalis da mehr Blut in das rechte
Herz einfließt und Schluss der Pulmonalklappe
verzögert
• pathologisch - atemunabhängig
• PARADOX: Pulmonalis vor Aortalis - ↑Spaltung während
Exspiration bei offenem Ductus arteriosus Botalli
Hinweise zur Auskultation des Herzens
 Auskultation der 4 Klappen an den Auskultationsstellen
 Vor der Auskultation der einzelnen Klappen kann der Erb-Punkt (3.
ICR links parasternal) auskultiert werden.
 Hier klingen alle Klappen gleich laut, sodass man sich im Hinblick
auf ein Herzgeräusch (=Vitium) einen Überblick verschaffen kann.
 Beim Auskultieren den Puls tasten!
 Fortleitung prüfen: Immer auf die Carotiden und in die linke Axilla
hören
 Systolische Geräusche der Aortenklappe leiten sich in die beiden
Aa. Carotides fort
 Einseitige (Strömungs-)Geräusche in den Carotiden können
Hinweise auf eine Gefäßstenose geben (unabhängig von
Herzgeräuschen)
 Systolische Geräusche der Mitralklappe leiten sich in die linke
Axilla (vordere Axillarlinie) fort.
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Extratöne
Diastolische Töne
 3. und 4. HT = diastolische und ventrikuläre Füllungstöne
 3.Herzton
o bes. über der Herzspitze nach Anstrengung
o physiologisch bei Kindern, während des Wachstums des
Herzens da die Kardial-anatomischen Bedingungen noch nicht
entsprechend angepasst sind
o Erwachsene - durch Wirbelbildung bei ↑Volumen/
↓Ventrikeldehnbarkeit verursacht
• Herzinsuffizienz, Anämie/ Hyperthyreose/
• Mitralinsuffizienz/ Vorhofseptumdefekt = pathologisch
• Sportler (↑Schlagvolumen) – physiologisch
 4. Herzton
o ↑enddiastolische Vorhofkontraktion vor dem 1. Herzton =
präsystolischer Galopp
 pathologisch: Hypertrophie bei Hypertonie o. Aortenstenose,
Mitralstenose
Herztöne/- geräusche lassen sich am Besten bei Atemstillstand beurteilen.
Gleichzeitig sollte der Radialis-/ Carotispuls getastet bzw. ein Blick auf das
EKG geworfen werden.
Herztöne bzw. -geräusche verschwinden bei längerer Ruhe, dann hilft es
den Pat. zu lagern
den Pat. Kniebeuge machen lassen
oder den Vasalva-Versuch anzuwenden
Normalbefund der Herzuntersuchung:
Inspektion:
. keine kardiopulmonalen Dekompensationszeichen
Palpation:
.Herzspitzenstoß (Iktus) im 5. ICR MCL palpabel
Perkussion:
Herzgrenzen regelrecht, nicht vergrößert
Auskultation: Herztöne rein, Herzaktion rhythmisch und normofrequent,
………………keine Herzgeräusche, keine Fortleitung in die Carotiden/ li. Axilla
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Herzgeräusche (nur zur Information – nicht OSCE-relevant)
 pathologisch
 zwischen den Tönen durch Turbulenzen des Blutstromes aufgrund von
Ventilstörungen verursacht
o Stenose – ungenügende Öffnung einer Klappe
o Insuffizienz - unvollständiger Verschluss
Beurteilung
 1) Punctum maximum – Ort der größten Lautstärke
o Ausstrahlung/ Ausbreitung
 2) Lautstärke
o 1/6 sehr leise, nur bei Apnoe und großer Konzentration
o 2/6 leise, nach Aufsetzen des Stethoskopes sofort hörbar
o 3/6 mittellaut, kein tastbares Schwirren
o 4/6 häufig mit Schwirren
o 5/6 sehr laut, mit Stethoskop
o 6/6 sehr laut, ohne Stethoskop – Kunstklappen
o Zeitliche Zuordnung – 1/ 2HT
 3) Klangcharakter = Frequenz
o hoch-/ mittel-/ niedrigfrequent
o rauh
o blasend
o reibend [Perikarditis]
o maschinengeräusch [Ductus art. Botalli]
 4) Zeitlicher Verlauf
o Proto-/ Meso-/ Spät-/Holo-systolische/ diastolische Geräusche
o Kontinuierlich (Band-/Spindel-/ Decrescendo-/ Crescendo)
 5) Fortleitung
o Axilla
o Carotiden
o Rücken
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- 18 -
Systolische Geräusche
 Stenosegeräusche
o Spindelförmig crescendo-decrescendo
o Vom 1HT abgesetzt, reichen nicht bis an den 2HT
 Insuffizienzgeräusche
o Gießend, beginnen mit 1HT, verlaufen bandförmig während der
ganzen Systole oder nehmen ab
o 3.HT bei Insuffizienz
Aortenstenose
 spindelförmiges raues Systolikum mit p.m.
über dem 2.ICR rechts parasternal
 Fortleitung in die Carotiden
 je stärker die Stenose ist, desto später wird
das Geräuschmaximum in der Systole
erreicht
 evtl. frühsystol. Ejektion-Click
 leiser 1.HT
 evtl. paradoxe Spaltung 2.HT
Mitralinsuffizienz
 leiser 1.HT
 hochfrequentes Holosystolikum im
Anschluss an 1HT mit p.m. über Apex
 Fortleitung in die Axilla
 evtl. 3.HT (Füllungston)
 evtl. niederfrequentes Diastolikum (relative
Mitralstenose)
Wahlpflichtfach
Anatomie am Lebenden
Modul 4: Brustsitus
SkillsLab Jena
© Universitätsklinikum Jena - Studiendekanat – SkillsLab
verantwortlicher Hochschullehrer: OÄ Dr. R. Fröber
Stand: 19.10.2015
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Diastolische Geräusche
 Insgesamt leiser
o Füllungs-/Einströmungsgeräusche > tieffrequent
o Refluxgeräusche > hochfrequent
Aorteninsuffizienz
 Diastolisches Decrescendo mit p.m. über ErbPunkt (3.ICR li parasternal)
 verstärkt durch vornübergebeugtem
Oberkörper
 spindelförmiges Frühsystolikum (relative
Aortenstenose)
 evtl. spätdiastolisches Austin-Flint-Geräusch
(diastolischer Blutreflux behindert vorderes
Mitralsegel)
Mitralstenose
 paukender 1.HT =Mitralöffnungston (MÖT)
 niederfrequentes diastolisches Decrescendo
mit p.m. über der Herzspitze
 verstärkt durch Linksseitenlage
 präsystolisches Crescendo
 evtl. frühdiastolisches Graham-SteelGeräusch (fkt. Pulmonalinsuffizienz durch
Überdehnung des Klappenrings)
Mitralvitien kann man am Besten in Linksseitenlage, Aortenvitien am
sitzenden Patienten mit vornübergebeugtem Oberkörper beurteilen.
Wahlpflichtfach
Anatomie am Lebenden
Modul 4: Brustsitus
SkillsLab Jena
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verantwortlicher Hochschullehrer: OÄ Dr. R. Fröber
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