Die Tücken von Aktien-Dekotierungen ALLE

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Die Tücken von Aktien-Dekotierungen
BÖRSE
03.09.2015 00:58
Regulatorischer Zusatzaufwand
vertreibt immer mehr Unternehmen
von der Schweizer Börse in den
nichtkotierten Handel. Welches die
nächsten Anwärter sind - und was
Anleger dabei beachten sollten.
LOEB P S
Immer mehr Emittenten löschen an der Börse
ihre Lichter.
Bild: cash
Von Ivo Ruch
Die Warenhaus-Gruppe Loeb kehrt der Schweizer Börse per Ende September
den Rücken, genauso wie das Öl-Unternehmen Alpha Petrovision. Es sind dies
die Unternehmen Nummer 11 und 12, die sich in diesem Jahr von der
Schweizer Börse zurückgezogen haben, wie Angaben von SIX zeigen. Das
sind deutlich mehr Abwanderungen als im letzten Jahr, als sich sechs
Aktiengesellschaften verabschiedeten.
Nicht bei allen betroffenen Firmen waren dieselben Gründe ausschlaggebend.
Doch in den meisten Fällen standen finanzielle Aspekte im Vordergrund.
Steigende Kosten aufgrund eines hohen administrativen Aufwands im
Zusammenhang mit der Aufrechterhaltung der Kotierung werden vielerorts als
Hauptgrund genannt.
So auch beim Berner Traditionsunternehmen Loeb. 200'000 Franken pro Jahr
kostete die Börsenkotierung zuletzt, wie Loeb-Sprecherin Nicole Studer auf
Anfrage von cash sagt. Das ist relativ viel bei einem Betriebsergebnis von 5,6
Millionen Franken. Ebenfalls in einem Missverhältnis standen die Zahlen bei
Alpha Petrovision. Den Einnahmen von 6 Millionen Franken stand zuletzt mehr
als eine Million an Kosten gegenüber, wie aus einer Mitteilung an die SIX
hervorgeht. In solchen Fällen wiegen auch die oft genannten Vorteile einer
Börsenkotierung – erhöhter Bekanntheitsgrad, vereinfachte Aufnahme von
Eigenkapital – die hohen Kosten nicht auf.
Aktionäre bleiben aussen vor
Auslöser des erhöhten administrativen Aufwands sind gesetzliche
Bestimmungen. Wegen der Minder-Initiative, die seit Anfang Jahr in Kraft ist,
haben die Vorschriften und Regulierungen noch zugenommen. Seither
müssen börsenkotierte Firmen beispielsweise jährlich den Verwaltungsrat
wählen. "Das bedeutet, dass für verschiedene kotierte Firmen der
administrative Aufwand zu gross ist", sagt Thomas Brunner, der bei Lienhardt
& Partner Privatbank für den ausserbörslichen Handel zuständig ist.
Für Anleger hat das Konsequenzen. Denn Firmen, die in den ausserbörslichen
Handel wechseln, verlieren tendenziell an Aufmerksamkeit und Liquidität –
ohne, dass die Aktionäre mitbestimmen können. Für Philipp Leu, CEO der
unabhängigen Ratingagentur Inrate, sind Dekotierungen deshalb "ein ernstes
Problem". Derzeit könne der Verwaltungsrat eines Unternehmens alleine
entscheiden, ob eine Dekotierung durchgeführt werde oder nicht. "Die
Aktionäre sind davon direkt betroffen, können aber nicht mitentscheiden", so
Leu zu cash.
Zudem sei es ein Fehlglaube, ein "Going Private" sei nur mit einem
Übernahmeangebot an die Aktionäre möglich. "In Wahrheit kann eine
Gesellschaft innert einer von der Börse festzulegenden Frist einfach in den
OTC-Handel wechseln", sagt Leu. Damit erlöschen auch die von der MinderInitiative auferlegten Vorschriften. Inrate fordert deshalb, dass Dekotierungen
in Zukunft von der Generalversammlung abgesegnet werden müssen.
Dekotierung kann auch positiv sein
Ein Wechsel in den ausserbörslichen Aktienhandel muss aber nicht nur
schlechtes bedeuten. Erstens werden viele Unternehmen, die diesen Schritt
unternehmen, auch an der Schweizer Börse nicht besonders rege gehandelt,
wie das Beispiel von Bondpartners jüngst zeigte. Zweitens gibt es auch
positive Beispiele. Ein solches nennt OTC-Experte Brunner mit den
Loeb PS
Trade!
Alpha PetroVision
Trade!
Centralschweizerische..
ACCU Hldg
Trade!
Perfect Holding
Trade!
Datacolor
Trade!
Intersport
Trade!
Perrot Duval Hldg
Trade!
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Zinswende
Lenzerheider Bergbahnen. Die Aktie ist seit ihrer Dekotierung von 16 auf 24
Franken gestiegen.
Der Stromversorger CKW, der seinen letzten Handelstag am 30. Januar 2015
erlebte, verwies in seiner Begründung neben den Kosten noch auf zwei
weitere Aspekte: geringer Streubesitz und kleines Handelsvolumen. Eine
Studie des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) kam unlängst zum
Schluss, dass es Aktien mit einem Free Float von weniger als 150 Millionen
Franken schwer haben, über den Kapitalmarkt Geld zu beschaffen. Und wenn
das der Fall ist, lohne sich die Börsenkotierung für viele Small und Mid Caps
nicht. Mögliche Ausstiegskandidaten zeichneten sich zudem durch einen
tiefen Gewinn und einen grossen Hauptaktionär aus.
Laut den Studienresultaten sind unter anderem folgende Schweizer Aktien
Kandidaten für Dekotierung: Accu Holding, Datacolor, Perrot Duval, Intersport,
Perfect Holding.
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