Dieses Inserat

DIENSTAG, 23. JUNI 2015
19
AARGAUER ZEITUNG
www.aargauerzeitung.ch
AARAU
AARGAUER TAGBLATT AARAU, WYNENTAL-SUHRENTAL, LENZBURG-SEETAL
Teufenthal
Die Feldmauser sterben aus
Gemeinde fordert
Geld für
Folgeschäden
Landwirtschaft In Muhen sind noch drei Feldmauser unterwegs, andernorts schaut jeder
Bauer für sich. Die grosse Mausplage droht trotzdem nicht – aber serbelnde Obstbäume
SCHWEIZER TIERSCHUTZ
VON CHRISTINE FÜRST
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Es geht keine 15 Minuten und schon
sind zwei Schermäuse in Hans-Ulrich
Maurers Fallen getappt. Ahnungslos
waren sie in den unterirdischen Gängen einer Wiese neben dem Bahnhof
Obermuhen unterwegs, bis eine der
Fallen zuschnappte.
Hans-Ulrich Maurer ist Landwirt. Er
und seine Berufskollegen sind darauf
angewiesen, dass dem Vieh sauberes
Gras verfüttert werden kann. «Um Verunreinigungen durch Mäusehaufen zu
verhindern, müssen wir mausen», sagt
Hans-Ulrich Maurer. Wenn die Erdhaufen beim Mähen in das Gras gemischt
werden, entwickle sich in den Silos eine Fehlgärung. Diese wiederum hat zur
Folge, dass die Kühe schlechtes Futter
bekommen. Die Mäuse fressen auch die
Graswurzeln, wodurch erheblicher Ertragsausfall entstehen könne. «Es kann
so weit kommen, dass eine Neuansaat
erforderlich wird», sagt Maurer.
In Muhen gehen nur noch drei Bauern, einer davon ist Hans-Ulrich Maurer, mausen. Maurer ist als Präsident
der Mäusevertilgungskasse ständig auf
der Suche nach Nachwuchs, schon lange ist kein Neuer mehr zum Team gestossen. Denn das Mausen ist zeitintensiv. In den aktuellen Gemeindenachrichten versucht man es dennoch mal
wieder mit einem Aufruf. Anfänger
würden angelernt und auf ihre ersten
Touren begleitet, heisst es. Gemaust
wird vor allem im Frühling. «Mit jeder
Maus, die man im Frühling fängt, verhindert man 500 Mäuse im Herbst»,
sagt Maurer. Bei guten Bedingungen
vermehren sich die Mäuse schnell.
In den letzten Jahren wurden auf den
Müheler Wiesen zwischen 1500 und
3000 Mäuse pro Jahr gefangen. Die anderen Feldmauser geben bei Maurer
die Mäuse ab und er führt Buch. Pro
Maus gibt es zwei Franken. Untereinander kennt man sich, es sei deshalb
kaum möglich, dass jemand aus einem
anderen Dorf bei ihm Mäuse abliefern
und kassieren könne, sagt Maurer.
Kasse ist ein Auslaufmodell
In Seon hat die Gemeinde die Prämie
pro Mauseschwanz gestrichen. Die
Mäusevertilgungskasse ist heute ein
Auslaufmodell. In Staffelbach wurde sie
im letzten Jahr aufgelöst, rund 3600
Franken waren noch drin. Das Geld
wurde der Gemeinde gutgeschrieben.
«In diese Kasse hat schon lange kein
Landwirt mehr eingezahlt, sie war ein
Überbleibsel aus vergangener Zeit»,
sagt Gemeindeammann Max Hauri, der
selbst Bio-Landwirt ist.
Die Mäuse sind zwar noch da,
manchmal sind es mehr, manchmal
weniger. «Heute ist jeder Landwirt selber besorgt, dass die Mäuseschäden in
seinem Land nicht zu gross werden»,
sagt Hauri. Er selbst geht sporadisch
auf seinen Feldern mausen, dann wenn
INSERAT
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«Humanste Methode»
«Grundsätzlich sind Schlagfallen von allen Mäuse-Bekämpfungsmethoden noch
am humansten», sagt Sara Wehrli vom
Schweizer Tierschutz. Sie müssten aber
richtig eingesetzt und in der Grösse und
Aufstellung an die zu bekämpfende Mäuse-Art angepasst sein. Denn bei korrektem Einsatz sei davon auszugehen, dass
die Tiere sofort tot sind. «Aus Tierschutzsicht sind sie dem Einsatz von Giftködern
oder dem Ausräuchern/Vergasen sicherlich vorzuziehen.» Sie sagt auch, dass
man sich schonendere Methoden wie
die Förderung natürlicher Feinde überlegen könnte. Zudem sei aus ethischer
Sicht das Auszahlen von «Kopfgeldern»
auf Wildtiere eher fragwürdig. (CFÜ)
Mäusevertilgungskasse anwenden. Dort,
wo es keine offiziellen Feldmauser mehr
gibt, liegt die Bekämpfung von Mäusen
in der Eigenverantwortung der Landwirte.
Müheler Modell seit 1938
Mit einer Schlagfalle hat Hans-Ulrich Maurer gerade eine Maus gefangen.
es nötig ist. Auf einem anderen Staffelbacher Landwirtschaftsbetrieb hilft ein
Pensionierter, die Mäuse zu fangen.
Hier vor allem wegen der Obstbäume,
deren Wurzeln die Mäuse fressen. Vom
letzten Herbst bis zu Weihnacht habe
er 200 Mäuse gefangen. Auch hat der
Bauer Sitzstangen für Raubvögel – die
natürlichen Feinde der Mäuse – in die
Felder gestellt.
Offenbar ist das «Mäuseproblem»
nicht überall gleich gross: Ein Bauer eines anderen Betriebs in Staffelbach
sagt, er habe noch nie Probleme mit
Mäusen gehabt. «Der Schaden, den die
Mäuse verursachen, ist wahrscheinlich
in den Obstanlagen am grössten, denn
die Mäuse fressen die Wurzeln der Bäume», sagt Ralf Bucher, Geschäftsführer
des Bauernverbandes Aargau. An zwei-
CFÜ
ter Stelle stehe das Wiesland, wo mit
Ertragsausfällen und Fehlgärungen zu
rechnen sei.
Doch lohnt sich der Zeitaufwand des
Mausens wirklich? Es habe Studien gegeben, welche dies untersucht hätten,
sagt Bucher. «Es hat sich gezeigt, dass
man teilweise auch genauso gut nichts
tun kann», sagt er. Denn wenn es zu
viele Mäuse gibt, breiten sich Krankheiten aus und die Populationen nehmen
wieder ab. «Trotzdem finde ich es nicht
schlecht, wenn gemaust wird und sich
die Bauern organisieren. Das System in
Muhen finde ich intelligent, weil es solidarisch ist», sagt Bucher.
Wie viele andere Gemeinden sich
noch um Mauser bemühen, ist nicht bekannt. Der Kanton erhebt nicht, welche
Gemeinden noch ein System wie die
In Muhen gibt es die Mäusevertilgungskasse seit 1938. Früher haben die
Müheler Bauern sechs Rappen pro Are
Land einbezahlt. Lieferte der Bauer eine
Maus ab, erhielt er zwischen 35 und 50
Rappen. Heute bezahlen die Bauern in
Muhen 50 Rappen pro Are und erhalten
für eine Maus zwei Franken. In Muhen
sind es rund 12 Mitglieder, welche einen
Betrag einzahlen. Auf deren Feldern
wird auch gemaust. Dazu kommen 1600
Franken der Gemeinde, der Beitrag
wurde per 2014 verdoppelt. «Wir haben
den Beitrag verdoppelt, da die MäusePopulation in unserem Gebiet enorm
gross ist und mehr Mäuse gefangen werden, als Geld in der Mäusevertilgungskasse vorhanden ist», sagt Gemeinderätin Gertrud Jost, welche auch das Ressort Landwirtschaft betreut. Die Landwirtschaft habe in Muhen einen grossen
Stellenwert und es sei wichtig, dass die
Arbeit der Feldmauser unterstützt werde.
Für Hans-Ulrich Maurer ist klar, dass
das Mausen in Muhen notwendig ist. Er
hat 55 Schlagfallen, sie heissen «topcat».
Die Falle wird direkt im unterirdischen
Gang platziert. Tappt eine Maus hinein,
wird ihr sofort das Genick gebrochen.
«Für die Maus ist das ein schneller Tod»,
sagt Maurer. Das sei ihm wichtig, lange
leiden soll sie nicht. Maurer macht die
Arbeit, weil sie gemacht werden muss.
«Ich müsste eine Ertragseinbusse in
Kauf nehmen, wenn ich nicht mausen
würde.» Zurück auf dem Hof wartet seine Katze bereits auf ihn. Sie wird bald
genüsslich eine der Mäuse verspeisen –
ohne selbst gejagt zu haben.
Ein Video zum Mausen
finden Sie online.
Rund 1,7 Millionen Franken hat der
ehemalige Teufenthaler Finanzverwalter veruntreut. Er hatte im Namen der
Gemeinde Darlehen aufgenommen,
diese aber für sich privat verwendet.
Da er das Geld hauptsächlich in Liegenschaften anlegte, konnte die Schuld
durch den Verkauf der Immobilien getilgt werden (die az berichtete). Geblieben sind der Gemeinde «die Aufräumkosten», wie Vizeammann Thomas
Plüss sich ausdrückt. Gemeint sind Zusatzaufwendungen für Revisionen und
Rechnungsprüfungen, aber auch Debitorenausstände, die der ehemalige Finanzverwalter nicht eingefordert hatte.
«Wir haben all die Aufwendungen nun
aufgelistet und in Franken beziffert»,
sagt Plüss. Das Resultat: 350 000 Franken. Auch für diesen Folgeschaden soll
der ehemalige Finanzverwalter nun
aufkommen. Der Gemeinderat hat eine
entsprechende Forderung geltend gemacht. Gemäss Auskunft von Vizeammann Thomas Plüss steht eine Stellungnahme seitens des ehemaligen Finanzverwalters respektive seines Rechtsvertreters noch aus. Wie die Gemeinde in
der Folge vorgehen wird, lässt Plüss offen. «Zuerst müssen wir die Reaktion
abwarten, dann werden wir die weiteren Schritte abwägen.» (RAP)
Möriken-Wildegg
Schulhaus Bünz
kann gebaut werden
Die Gemeindeversammlung von gestern Abend war äusserst zustimmungsfreudig und genehmigte nicht nur den
Kredit von 5,3 Mio. Franken für das
neue Schulhaus Bünz praktisch einstimmig, sondern auch die 65 000
Franken für die Planung im Schwimmbad Wildegg. Dort sollen der Kinderund der Verpflegungsbereich umgestaltet und neu gebaut werden. Genehmigt
wurden ausserdem verschiedene Kreditabrechnungen mit zum Teil massiven Kreditunterschreitungen, mehrere
Einbürgerungen sowie die Jahresrechnung 2014. Von den 2809 Stimmberechtigten waren 519 anwesend. (DO)
AZ AARAU HEUTE
Man wohnt gerne
in der Altstadt
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Stapferhaus wäre froh
über den Landkauf
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