Details zum Indikator - Observatorium Sport und Bewegung

Indikator 4.4:
Gewalt und Fairplay im und um den Sport
Fairness und Respekt gelten im Sport als wichtige Verhaltensgrundsätze. Sie beinhalten auch das
bewusste Einhalten der Spielregeln, wobei gerade in Spielsportarten wie dem Fussball die
Grenzen zwischen erlaubten und nicht erlaubten Handlungen teilweise fliessend verlaufen sowie
dem Ermessensspielraum eines Schiedsrichters unterliegen. Demensprechend häufig bewegen
sich die Sportler am Limit und als logische Konsequenz davon resultieren Regelverstösse.
Vorderhand liegen nur für den Fussball umfangreiche Daten zu den Regelverstössen vor. Über die
letzten dreizehn Jahre konnten hier mit Hilfe von Schiedsrichterrapporten knapp 1.3 Millionen
Regelverstösse gezählt werden. Von den jährlich 100'000 in den Schweizer Ligen registrierten
Vergehen entsprechen 90 Prozent einer gelben Karte und die restlichen 10 Prozent sind auf
schwerere Regelverstösse zurückzuführen, welche eine rote Karte zur Folge hatten. Von allen
Vergehen im Schweizer Fussball entfallen jeweils knapp 1 Prozent auf eine Tätlichkeit, eine
Attacke gegen den Schiedsrichter oder einen verbalen Ausrutscher.
Wie Abbildung A verdeutlicht, ist die Gesamtzahl der sanktionierten Regelverstösse zwischen
2001 und 2007 relativ konstant geblieben, um 2008/09 zurückzugehen und anschliessend wieder
anzusteigen. Der jüngste Anstieg ist dabei auf eine Zunahme der Anzahl gelber Karten zurückzuführen. Den grössten Anstieg an leichten Vergehen findet man in der 4. und 5. Liga sowie bei den
Senioren/Veteranen. Dagegen zeigt sich bei der Häufigkeit schwerer Vergehen eine deutliche
Reduktion seit 2001. Demnach können diese Daten die Empfindung vieler Fussballfans und
Beobachter nicht bestätigen, welche der Sportart und ihren Spielern zunehmende Unfairness bzw.
Gewaltbereitschaft vorwerfen. Der starke Rückgang der schweren Regelverstösse im Jahr 2008
kann teilweise auf eine Fairplay-Massnahme verschiedener Verbände zurückgeführt werden,
welche in einigen Ligen Strafpunkte für gelbe und rote Karten vorsieht, die sich bei Punktegleichheit mit einem anderen Team negativ auf die Rangierung in der Tabelle auswirken.
4.4A) Veränderung der Anzahl Regelverstösse pro 1000 Spiele, in Prozent
(2001: Ausgangsniveau 100%)
120
%
110
100
90
80
70
60
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
Total
gelbe Karten
rote Karten
4 und mehr Sperren
Tätlichkeit mit roter Karte
Attacke gegen Schiedsrichter
2013
Quelle: Schweizerischer Fussballverband (SFV)
Observatorium Sport und Bewegung Schweiz – Aktualisierte Indikatoren, Stand 1/2016
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Datenbasis
Statistik der Schiedsrichterrapporte von 2001
bis 2013 des Schweizerischen Fussballverbands (SFV).
Die in den Abbildungen dargestellten Werte
beziehen sich lediglich auf Meisterschaftsspiele in verschiedenen Ligen (vgl. Abbildung
B), da nur auf dieser Ebene die Vollständigkeit
der Daten gewährleistet ist.
Abbildung A enthält den Häufigkeitsverlauf verschiedener
Regelverstösse über zehn Jahre, während Abbildung B
auflistet, wie sich die rapportierten Vergehen auf die
Ligen des Schweizer Fussballs verteilen. Die Abbildungen C und D zeigen den Verlauf der Anzahl gelber
und roter Karten zwischen 2001 und 2013 in verschiedenen Fussballligen.
Resultate
Eine hier nicht dargestellte, aber deutliche
Zunahme der Vergehen, welche mit einer
gelben Karte bestraft wurden, ist in den Ligen
der Senioren/Veteranen (2013: 131%) sowie in
der 5. Liga (2013: 122%) zu beobachten.
Allerdings liegen die Gesamtwerte für diese
beiden Spielklassen noch immer vergleichsweise tief (vgl. Abbildung B).
Vorfälle pro
1000 Spiele
(2001 bis 2013)
4126
284
8
4
4
1. Liga
4003
333
34
10
13
2. Liga
3945
334
30
18
22
3. Liga
3341
280
28
16
19
4. Liga
2715
253
29
19
22
5. Liga
1942
184
23
16
19
Junioren A
-
155
23
20
24
Junioren B
-
109
16
15
20
Junioren C
-
40
5
6
8
U14-16
1777
123
21
7
12
U17-19
3400
270
36
12
20
Frauen
232
32
9
3
4
Senioren/
Veteranen
992
74
4
8
8
Attacken
gegen
Schiedsrichter
Verbale
Attacke
Nationalliga
Tätlichkeit
mit roter
Karte
Rote Karte
Betrachtet man den Verlauf der Anzahl gelber
Karten pro 1000 Spiele zwischen 2001 und
2013 (Abbildung C), so zeigt sich, dass in der
Nationalliga und der 1. Liga die Anzahl Regelverstösse mit gelber Karte zwischenzeitlich
unter den Ausgangswert von 2001 gesunken
ist. Im Gegensatz dazu hat sich die Anzahl
gelber Karten in der 2. und 3. Liga etwas über
dem Wert von 2001 stabilisiert. Bei den U17-19
Junioren erreicht die Häufigkeit von gelben
Karten nach einem zwischenzeitlichen Anstieg
2006 und 2007 wieder den Ausgangwert.
4.4B) Übersicht über alle Regelverstösse nach Art des
Vergehens und Liga
Gelbe Karte
Mit etwas mehr als vier gelben Karten pro Spiel
wurden in den vergangenen dreizehn Jahren in
der Nationalliga die meisten leichteren Vergehen gezählt (Abbildung B). In Bezug auf
schwere Regelverstösse verhalten sich die
Profispieler jedoch geradezu vorbildlich. So
fallen die meisten roten Karten in der 1. und 2.
Liga an. Tätlichkeiten, Attacken gegen den
Schiedsrichter und verbale Aussetzer geschehen am häufigsten in den Spielen der ältesten
Junioren (U17-19 und Junioren A). Bei den
Senioren/Veteranen und den Frauen gibt es
dagegen generell weniger Regelverstösse.
Bemerkung: Für die Junioren A, B und C existieren keine
genauen Zahlen zu den gelben Karten.
4.4C) Veränderung der Anzahl gelber Karten pro 1000
Spiele, in Prozent (2001: Ausgangsniveau 100%)
120
%
110
100
90
80
Nationalliga
1. Liga
3. Liga
U17-19 Junioren
2. Liga
Bemerkung: Dargestellt sind nur die Ligen mit über 3000 gelben
Karten pro 1000 Spiele.
Observatorium Sport und Bewegung Schweiz – Aktualisierte Indikatoren, Stand 1/2016
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Rote Karten deuten im Fussball auf gewaltbereites und besonders unfaires Verhalten hin.
Wie Abbildung D verdeutlicht, kann in den
höchsten Spielklassen der Schweiz zwischen
2001 und 2010 zunächst ein Rückgang und
danach eine Stabilisierung der roten Karten auf
tieferem Niveau beobachtet werden. In der
Nationalliga haben die schweren Regelverstösse seit 2005 deutlich abgenommen.
4.4D) Veränderung der Anzahl roter Karten pro 1000
Spiele, in Prozent (2001: Ausgangsniveau 100%)
Nationalliga, 1. bis 3. Liga
120
110
%
100
90
80
70
60
Nationalliga
In den tieferen Ligen sowie bei den Senioren/Veteranen wurde der Höchstwert an roten
Karten im Jahr 2007 erreicht. Während bei den
Senioren/Veteranen die Anzahl schwerer Vergehen im Jahr 2013 wieder in etwa dem Ausgangswert von 2001 entsprechen, ist in der 4.
und 5. Liga ein Rückgang der roten Karten zu
verzeichnen. Es gilt jedoch zu beachten, dass
bei den Senioren/Veteranen noch immer verhältnismässig wenig solcher Vergehen gezählt
werden (vgl. Abbildung B).
1. Liga
2. Liga
3. Liga
4. und 5. Liga, Veteranen
130
%
120
110
100
90
80
4. Liga
5. Liga
Senioren/Veteranen
Bemerkung: Die Frauen sind nicht dargestellt, da jährlich
weniger als 100 Vergehen zu einer roten Karte führten.
Junioren
Ein Blick auf die Veränderung der Anzahl roter
Karten pro 1000 Spiele bei den Junioren
verrät, dass auch auf dieser Stufe eine rückläufige Tendenz der Häufigkeit solcher Vergehen besteht. Zusätzlich kommt es bei den
Junioren C, im Vergleich zu anderen Ligen,
sehr selten zu roten Karten (vgl. Abbildung B).
130
120
%
110
100
90
80
70
60
Junioren A
Junioren B
Junioren C
U14-16
Bemerkung: U17-19 Junioren sind nicht dargestellt, da häufig
weniger als 100 Vergehen pro Jahr zu einer roten Karte führten.
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