Rasse mit Klasse!

UNTER JÄGERN • HUND & HERRL
HUND & HERRL • UNTER JÄGERN
FOTO: A. WIEMER
FOTO: G. KOSEL
Welche Eigenschaften sollte Ihr Hund
für Ihre Art zu jagen haben?
Ich habe zuvor keine andere Hunde­
rasse geführt. Nach Abschluss meines
Studiums legte ich mir diese Hündin
zu. Sie ist großrahmig (Schulterhöhe
63 cm), dabei für ihre Größe leicht und
wendig, mit einer ungeheuren Aus­
dauer. Vor allem aber: Sie gibt anhal­
tend und freudig Laut. Die Wildschärfe
ist ebenso vorhanden, sie ist koopera­
tiv und kinderfreundlich. Unser Hund
gliedert sich perfekt in die Familie ein,
und da unsere Tochter auch den Hund
füttert, wird es auch in Zukunft zu kei­
nen Problemen kommen. Wir halten
die Hündin bei uns im Haus.
Jetzt haben Sie auch noch Nachwuchs
in der Wurfkiste?
Rasse mit Klasse!
Der Schwarzwälder Schweißhund
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W
ie sind Sie an den Schwarzwälder
Schweißhund gekommen?
Ich habe mich eigentlich per Zufall für
diese Hunderasse entschieden. Mein
Vater war bis zu seiner Pensionierung
Berufsjäger in der Obersteiermark
und führte mehrere Schweißhunde.
Da ich in einer deutschen Jagdzeitung
INTERVIEW
mit DI Andreas Unterberger
einen Bericht über die Schwarzwälder
Schweißhunde gelesen habe, luden
wir den damaligen österreichischen
Repräsentanten für die Schwarzwälder
Schweißhunde ein und ich war sofort
von dieser Hunderasse begeistert.
Einen wesentlichen Anstoß für diese
Entscheidung zu dieser Hunderasse
liefert auch die Tatsache, dass diese
neue Rasse aus einem großen Genpool
schöpfen kann, ganz im Gegensatz zu
einigen der Rassehundevereine, wo
man von der Zucht über die Inzucht bis
zum Inzest alles Mögliche vorfinden
kann. Wenn im Zuchtverein dann auch
noch monopolistische, ausgrenzende
Tendenzen, gepaart mit Anschauun­
gen und Ideologien aus dem vergange­
nen Jahrtausend, vorherrschen, dann
braucht man sich über Probleme nicht
zu wundern, denn sie sind hausge­
macht und aktiv herbeigeführt.
Harte Kritik aus berufenem Munde?
Schauen Sie, wir leben im Internetzeit­
alter. Da gibt es kaum noch ein
Wissens­
monopol. Jeder kann sich
schnell seine eigene Meinung bilden.
Es gibt aber auch Zuchtvereine, die
nicht ausgrenzen. Die meisten Bra­
ckenzüchter denken um einiges weltof­
fener und sind aufgeschlossen gegen­
über Neuem. Das zeigt sich ja auch bei
den Steirischen Rauhaar-Bracken, wo
durch Einkreuzungen von serbischen
Hunden frisches Blut und europäi­
DER ANBLICK 6/2015
Ganz klar die Ansitzjagd im heimatli­
chen Revier und der Hund ist immer
mit dabei. Jagen ist Handwerk und
auch das Wild gehört ordentlich behan­
delt. Bei uns fallen im Jahr höchstens
drei bis vier echte Nachsuchen an, das
„Unsere Hündin besitzt
Wildschärfe, sie ist kooperativ und kinderfreundlich und gliedert sich perfekt in die Familie ein.“
hat mit einem überlegten, geordneten
Jagdbetrieb zu tun. Bewegungsjagden
sind grundsätzlich nicht abzulehnen,
das Kriterium aber, um erfolgreich zu
jagen, sind sehr gute, überlegt han­
delnde Schützen. Aus einschlägigen
Beobachtungen und Erfahrungen habe
ich da meine Schlüsse gezogen. Denn
Rotwild zu mobilisieren und mit Hun­
den auf die Läufe zu bringen, ist eine
Sache. Dieses schnell anwechselnde
Wild aber auch noch anzusprechen
und tödlich zu treffen, ist eine Kunst,
die nicht viele beherrschen!
Andreas Unterberger
DI Andreas Unterberger lebt in Hall bei Admont. Als
Raumbergabsolvent studierte er an der Boku in Wien
und leitet nun ein Revier des Benediktinerstiftes Ad­
mont. Schon sein Vater war als Berufsjäger und Hun­
deführer tätig. Die Jagd als Handwerk war für Andreas
Unterberger gelebter Alltag von Kindesbeinen an. Sein
Vater lehrte ihn die Achtung vor der Schöpfung eben­
so wie den sicheren, respektvollen Umgang mit der
Waffe. Soeben hat sich ein Wurf von Schwarzwälder
Schweißhunden eingestellt und seine Hündin ist zur­
zeit in Karenz.
Schwarzwälder Schweißhund im Porträt
FOTO: A. WIEMER
Hannover’sche Schweißhunde
sind in heimischen Revieren keine
Seltenheit. Die amerikanische
Linie des Hannoveraners – der
Plotthound – wird noch häufiger
jagdlich geführt. Diese beiden
Linien verfügen über ein gigantisches Genreservoir und wurden
in einer neuen Rasse zusammengeführt: dem Schwarzwälder
Schweißhund. Gerhard Kosel hat
mit dem Hundeführer Andreas
Unterberger gesprochen.
Ja, unsere Hündin ist jetzt vier Jahre
alt und erfüllt alle Voraussetzungen,
um mit ihr zu züchten. Vor ein paar
Tagen ist ein Wurf mit fünf Welpen
ausgefallen. Der Welpenvermittler des
Vereins für Schwarzwälder Schweiß­
hunde e.V. wurde informiert und die
Nachfrage ist – wie ich gehört habe –
weit größer als das Angebot. Die Hunde
werden nur an Jäger abgegeben.
Ihre liebste Jagdart?
FOTO: A. WIEMER
scher Geist reingekommen sind. Wir
brauchen ja in erster Linie Hunde für
die Jagd und keine Vereinsmeierei!
Die Leistung der Hunde zählt, das ver­
gessen leider immer wieder jene, die
selbst kaum noch jagen, sich aber Tag
und Nacht den Kopf über Formwerte
und Leistungsabzeichen zerbrechen.
D
iese Rasse entstammt einer Kreu­
zung von Hannover’schen Schweiß­
hunden und amerikanischen Plott­
hounds. Dabei werden die positiven
Eigenschaften bei der Rassen zusam­
mengeführt. Die hervorragende Fähr­
tenarbeit einerseits und die intelligente
Wildschärfe sowie der lockere, laute Hals
ergeben einen Hund, der immer mehr be­
geisterte Jäger erstaunt. Seit dem Jahr
1994 wird dieser Weg beschritten und
der Erfolg hat sich als Ergebnis einer
zielgerichteten, nachhaltigen Aufbau­
arbeit eingestellt. So sind bis zum Jahr
2015 aus 33 Würfen rund 250 Welpen
ausgefallen. Eine umsichtige Planung
und ein Prüfungswesen, welches mit der
Jugendsichtung schon sehr früh das Ver­
halten des Hundes am Stück beurteilt,
bietet eine Basis, auf der aufgebaut wer­
den kann. Schussruhe, Leinenführigkeit
und Wildschärfe bilden dabei keine Ge­
gensätze.Die Hauptprüfung wird anläss­
lich einer echten Schalenwildnachsuche
abgenommen. Bewertet werden die Rie­
menarbeit sowie die Hatz, das Stellen
des Stücks und das Verhalten am veren­
deten Stück. Das Bestehen dieses Praxis­
tests ist neben dem Ausschluss von HD
die Grundvoraussetzung für eine späte­
re Zuchtverwendung. Die kompromiss­
lose Auswahl auf der Grundlage praxis­
gerechter Prüfungen ist Voraussetzung
für jede Leistungszucht. Der Genpool
von über 6.000 amerikanischen Plott­
hounds bildet dabei eine unschätzbar
wertvolle Reserve.
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