HERZLICH WILLKOMMEN IM JOURNAL 2014 DAS ÖTZTAL – EIN WASSERREICH THOMAS SCHMARDA • Natur und Struktur JUBILÄUMSFEST • 125 Jahre Raiffeisenbank Sölden EXPERTENGESPRÄCH ZUKUNFT JAHRESABSCHLUSS 2014 MEIN LIEBSTER ORT IM ORT AUSSTELLUNG 2014 • Kluge Töpfe AUSSTELLUNGSVORSCHAU • H2Ö • Traumfabrik Sölden INHALT 3 HERZLICH WILLKOMMEN! Wasser Ohne Wasser kein Leben, kein Regen, kein Wachsen und Gedeihen. Von jeher entstanden Siedlungen so nah am Wasser, dass Mensch und Tier genug zu trinken hatten und die Felder bestellt werden konnten, aber weit genug entfernt, um nicht überschwemmt zu werden. Auf dem Wasser wurden Waren transportiert, es trieb die Mühlen der Handwerker an und war das wichtigste Werkzeug der Wäscherinnen. Nicht zuletzt half es dem Tourismus im Hinteren Ötztal auf die Sprünge: Als Gletschereis zog es zuerst die Wissensdurstigen, als Schnee später die Sportbegeisterten an. Für sie und für uns brauchen wir heute mehr Wasser denn je, um die Pisten zu beschneien, Energie zu gewinnen, Tisch- und Bettwäsche zu waschen und – als wertvollstes Gut – um gesund zu trinken und zu essen. Denn nach wie vor gilt: ohne Wasser kein Leben, kein Regen, kein Wachsen und Gedeihen. Zukunft „Die Zukunft war früher auch besser“, stellte der Kabarettist Karl Valentin einmal fest, und in der Tat ist sie ein unwägbares Ding, das einmal besser, einmal schlechter ausfällt. Nach seiner Herkunft umschreibt das Wort „Zukunft“ alles, was kommt, ganz gleich, ob wir etwas dazutun oder nicht, ob wir sie hoffnungsvoll begrüßen oder uns nicht um sie kümmern. Oft wüssten wir gerne, was sie bringt, wir fänden Gefallen daran, einen Blick in sie zu werfen, und würden die Zukunftsmusik lieber heute hören als morgen. Doch aller unstillbaren Neugier zum Trotz bleibt das Reizvollste an der Zukunft, dass wir sie noch vor uns haben. Sie hat die unschätzbare Eigenschaft, dass wir sie uns ausmalen können – am besten golden und rosig – und dass wir sie zwar nicht planen, aber nach Kräften gestalten können. Wir blicken auf ein ereignisreiches Jahr zurück. 2014 haben wir das 125-Jahr-Jubiläum der Raiffeisenbank Sölden gefeiert: mit einem großen Fest rund um die Generalversammlung, zu dem wir zahlreiche Mitglieder, Kundinnen und Kunden und nicht zuletzt den hoffnungsvollen Nachwuchs aus Sölden, Gurgl und Vent begrüßen durften, und mit der Ausstellung „Kluge Töpfe“ im erbe kulturraum sölden, in der wir den genossenschaftlichen Gedanken hochleben haben lassen. Über beides berichten wir im diesjährigen Journal ausführlich. REGION Das Ötztal – ein Wasserreich .................................................................................... 4–5 Porträt Thomas Schmarda: Natur und Struktur ..................................................... 6–9 Firmenporträts: Die Welt behäkeln, Aufs Ötztal schauen, Von Stall und Alm auf den Teller ............................................................................10–12 Vereine: Singen, Carven, Kegelscheiben .....................................................................13 Unser allerbestes Jubiläumsfest – 125 Jahre Raiffeisenbank Sölden ..............14–15 VERANTWORTUNG Expertengespräch Zukunft: Die Nahversorger, die Bankberater und die Vereinsförderer ..................................................................................................16–18 Raiffeisenbank Sölden – der Jahresabschluss 2014 ...........................................19–22 Mit.Einander unterwegs ...............................................................................................23 Wohnen und Energie: Wohnbedarf und Hausgebrauch ...................................... 24–25 Team: Kommen und gehen, Auf neuen Wegen ..................................................... 26–27 KOMMUNIKATION Jung sein: Praktische Erfahrungen, Jüngste Meldungen, Vernetzte Gemeinschaft ........................................................................................ 28–29 Mein liebster Ort im Ort ......................................................................................... 30–31 Sport: Auf Schnee und auf Rasen ......................................................................... 32–33 erbe kulturraum sölden · Sonderausstellung 2014: Kluge Töpfe – 25 geerdete Antworten auf unsere Zukunftsfragen ........................................... 34–37 Sonderausstellungen 2015 und 2016: H2Ö, Traumfabrik Sölden ....................... 38–39 Wir blicken optimistisch nach vorne. Die Raiffeisenbank Sölden hat seit ihrer Gründung 1889 vieles erreicht, auch 2014 war, wie sich aus dem Geschäftsbericht in der Mitte des Journals ablesen lässt, ein erfolgreiches Jahr. Umso wichtiger ist es uns, auch den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen und zu überlegen, was gemäß unserem Motto „aus der Region für die Region“ in den kommenden Jahren notwendig ist. Auch weiterhin ist es uns ein Anliegen, dass die Raiffeisenbank Sölden mehr ist als „nur“ eine Bank, sei es, indem wir Mitgliederausflüge organisieren, Vereine fördern oder den erbe kulturraum bespielen. Letzterer bietet 2015 Platz für eines der großen Zukunftsthemen, das Wasser – als Teil der ötztalweiten Ausstellung „H2Ö“. Mehr dazu lesen Sie auf den folgenden Seiten. Wir wünschen Ihnen viel Freude dabei! Hermann Riml, Claus Scheiber Vorstände der Raiffeisenbank Sölden Impressum: Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Raiffeisenbank Sölden, Dorfstraße 88, A-6450 Sölden, Tel. +43 5254 2226-0, Fax +43 5254 2526, [email protected], www.rb-soelden.at Konzeption: Hermann Riml, Claus Scheiber, Monika Kneisl/Raiffeisenbank Sölden; Esther Pirchner; Niko Hofinger; Lilly Moser/büro 54; Redaktion und Texte: Esther Pirchner; Layout, Grafik: Lilly Moser/büro 54; Verlagsort: A-6450 Sölden; Druck: Alpendruck, Imst; Erscheinungsweise: einmal jährlich; Offenlegung nach § 25 Mediengesetz/Grundlegende Richtung und Zweck des Magazins: Information über Aktivitäten der Raiffeisenbank Sölden; Änderungen und Irrtümer bei allen Angaben vorbehalten. Fotos und Grafiken: Gerhard Berger: 3, 4 re. o. (2), 4 li. u., 6, 9, 10, 11, 12, 17, 18, 19 (Porträts), 24, 26, 27 li. o., 27 re., 28 li., 29 re. o.; Ötztal Tourismus/Rudi Wyhlidal: 4. li. o.; Lilly Moser: 4 li. M., 5 li. o., 5 re. M., 5 re. u., 19 (Grafiken); Ötztal Tourismus/Bernd Ritschel: 4 re. u., Ötztal Tourismus/ Jürgen Skarwan: 5 re. o.; sölden.com: 5 li. u.; Thomas Schmarda: 8; Alexander Lohmann: 13, 14, 15, 29 li. M., 34, 35, 36, 37; RB Sölden: 23, 27 li. u. 28 re. (6), 29 li. o., 29 li. u., 32 u. li., 32 u. M., 33; photocase/zettberlin: 24/25; Niko Hofinger: 25 o., 25 u. li.; Lilo Steiner: 25 u. re.; Ötztal Tourismus: 29 re. u., 32/33; Ötztal Tourismus/Isidor Nösig: 30 o.; Lukas Grüner: 30 u.; Bernd Dreier: 31; Gotthard Gstrein: 32 o. li.; Sophie Riml: 32 o. M.; Franziska Gritsch: 32 o. re.; Ötztaler Radmarathon/Lorenzi: 32 u. re.; Courtesy of the Academy of Motion Picture Arts and Sciences: 38 o.; Film-Kurier: 38 u. li.; Marian Wilhelm: 38 u. re.; Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum: 39; photocase/nena2112: Umschlag 4 REGION WASSER 5 Das Ötztal – ein Wasserreich Aus der Luft Alles Gute kommt von oben, zum Beispiel Regen und Schnee. 885 mm Niederschläge verzeichnet die Messstation in Obergurgl pro Jahr. Am meisten sind es nicht etwa im Winter – auch wenn 486 cm Neuschnee viel hermachen –, sondern im Juni (92,9 mm), Juli (97,4 mm) und August (102,9 mm). Den Tagesrekord hält der 22. Mai 1983. Damals fielen pro Quadratmeter 86,8 Liter Wasser vom Himmel – so viel wie in Algerien oder Bahrain in einem Jahr. Wasser-Rettung „Wasser marsch!“, heißt es, wenn die Freiwillige Feuerwehr Gurgl ausrückt, um einen Brand zu löschen. Aber es gibt noch viele andere Gründe, warum die rund fünfzig Aktiven und zwanzig Reserve- und Jugendmitglieder der seit 1933 bestehenden Truppe gebraucht werden, etwa wenn im steilen Gelände ein Auto abstürzt, Straßen gesperrt werden müssen oder Sturm- und Wasserschäden zu beheben sind. Energieversorger Saubere, erneuerbare Energie erzeugt das Elektrizitätswerk Sölden, das 1937 als Genossenschaft gegründet wurde. Die Gesamtleistung der drei vom Elektrizitätswerk betriebenen Wasserkraftwerke Rettenbachl, Windache und Rettenbach beträgt 31 Millionen kWh. Tierisches Aus dem Boden Alles Gute kommt von unten, zum Beispiel das Trinkwasser, das gefasst wird und über (Ring-)Leitungen in die Wohnhäuser, Hotels, Ställe und öffentlichen Brunnen gelangt. Zahlreiche Wassergenossenschaften wie jene in Zwieselstein mit ihren rund fünfzig Mitgliedern gewährleisten die Trinkwasserversorgung im Hinteren Ötztal. Lebensader Durchschnittlich 2.500 (und maximal 3.768) Meter hoch liegen die Regionen, aus denen sich die Ötztaler Ache speist. Von Zwieselstein auf 1.452 Metern, wo die Venter und die Gurgler Ache zusammenfließen, bis zu ihrer Mündung in den Inn auf 676 Metern misst die Lebensader des Ötztals 42 Kilometer. Fünf linke und vier rechte Nebenflüsse speisen sie mit Wasser, von dem im Juli bis zu 60 m3 pro Sekunde den Pegel Huben passieren. Die Ache und ihre Zuläufe dienen als Lebensraum für Tiere, Energiequelle und Sportstätte. Gefährlich war sie vor allem bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts, als sich riesige Gletscherseen bildeten und mitunter plötzlich ausbrachen. 1845 flossen 1,3 Millionen m3 Wasser innerhalb einer Stunde aus dem Rofener Eissee ab, zerstörten im Ötztal Brücken, Häuser und Felder und überschwemmten 9 Stunden später die Innsbrucker Altstadt. So kalt kann’s auf dem Gletscher gar nicht sein, dass sich nicht doch noch Leben regt. Wahre Überlebenskünstler sind die nur 0,2 bis 0,5 mm großen Bärtierchen, die sogar Temperaturen von –272 °C aushalten. Auf dem Rotmoosferner bei Obergurgl konnte die Art Hypsibius klebelsbergi nachgewiesen werden. Um eine größere Artenvielfalt zu finden, muss man sich weiter ins Tal begeben: Zuckmücken und Eintagsfliegen kommen noch in großen Höhen vor, auch Bergmolch und Grasfrosch haben sich den unwirtlichen Umständen angepasst. In der Ötztaler Ache fühlt sich schließlich die Bachforelle pudelwohl. H2Ö Über den Durst Kaum ein Sportereignis verlangt den Ausführenden so viel ab wie der Ötztal Radmarathon. Die 4.000 Männer und Frauen, die am 30. August 2015 an den Start gehen, verputzen während des Rennens unter anderem rund 12.000 Energieriegel, 11.000 Bananen sowie 52.500 Liter Wasser und andere Getränke. So nennt sich ein Ausstellungsprojekt im Ötztal zum Thema Wasser. Wir beteiligen uns mit einer kleinen Sonderausstellung im erbe kulturraum daran. Mehr dazu auf Seite 39. Wasser ade! Zu touristischen Spitzenzeiten sind auch die stillen Örtchen im Hinteren Ötztal gefordert, daher benötigt die Gemeinde mit ihren 3.696 Einwohnerinnen und Einwohnern ein Abwassersystem, mit dem auch Städte wie Luxemburg, Bayreuth und Toledo ihr Auslangen finden würden. Es schneien lassen 2010 entstand auf 2.900 Metern Seehöhe der größte Speichersee Tirols. Der 17 Meter tiefe und 35.000 m2 große „Panorama“-See auf dem Tiefenbachferner dient der technischen Beschneiung des Sölder Skigebiets. Er fasst 415.000 m3 Wasser, so viel wie 166 Schwimmbecken bei Olympischen Spielen oder 3 Millionen Badewannen. Nach Lust und Laune plantschen Neun Hotels, Apartmenthäuser und Pensionen mit Außenpool und 28 mit Innenpool verzeichnet eine beliebte Buchungswebsite in Obergurgl, Vent und Sölden – von den Dampfbädern und Saunen gar nicht zu reden. Viel Platz für Wassermänner und Nixen bietet auch die Freizeit Arena Sölden mit Schwimmbecken, Wildwasserkanal und Sprudelliegen. PORTRÄT 6REGION 7 Natur und Struktur Als Geschäftsführer des Naturparks Ötztal macht sich Thomas Schmarda für die Schutzgebiete im Ötztal stark. Über die Jahre hat er ein dichtes Netzwerk geknüpft, das Natur, Bildung, Tourismus und Forschung mit einbezieht. Schutzgebiete im Naturpark Ötztal Name Art des Schutzgebiets Unterschutz- Größe Meter über stellung (in Hektar) dem Meer AchstürzLandschaftsschutzgebiet Piburger See Naturdenkmal 1983 203 774–1.033 1929 EngelswandNaturschutzgebiet Natura 2000-Gebiet 2008 40 1.000–1.900 2004 Rauher Bichl 1981 Geschützter Landschaftsteil 1,6 ca. 1.100 Stubaier Alpen Ruhegebiet 1983 35.220 1.300–3.507 WindachtalNaturwaldreservate 1998 135 1.800–2.200 ObergurglerNaturdenkmal Zirbenwald 1963 20 1.950–2.100 Ötztaler Alpen Ruhegebiet Natura 2000-Gebiet 1981 39.500 1.500–3.768 1995 Wer im Ötztal „Natur(-Park)“ sagt, 2003 ist im Ötztal ein Verein gegründet denkt immer zugleich auch „Schmarda“. worden mit dem Ziel, den Naturpark Fühlen Sie sich selbst der Natur genau- Ötztal zu installieren. Waren Sie von Anfang an dabei? so eng verbunden? Ja, das kommt aus meiner Jugend. Ich Nein, gegründet haben den Verein Hans war mit meinem Vater viel draußen un- Haid [Schriftsteller und Volkskundler, terwegs. Er war ein ziemlicher Bergfex – Anm.] und Josef Klotz, der damals Sekjetzt kann er nicht mehr so – und hat mich tionsvorstand im Alpenverein Innerötztal war. Dann sind der viel in die Berge, in Ötztal Tourismus die Natur mitge„Die Ruhegebiete Ötztaler Alpen und die Gemeinde nommen. Irgendund Stubaier Alpen sind als Sölden dazugewann hat sich das Ausgleichsgebiete zur kommen, weil das verselbstständigt, intensiven Skigebietserschließung Projekt zuerst nur ich bin Klettern geschaffen worden.“ auf das Hintere gegangen und aus Ötztal ausgerichden Bergerlebnissen und Natureindrücken heraus habe ich tet war, später andere Gemeinden. Zumich entschieden, Biologie zu studieren. dem sind die Österreichischen BundesAber schon damals haben mir alle abge- forste als größter Besitzer in der Region raten, weil die Berufsaussichten nicht gut und das Land Tirol als Hauptfinanzier im Boot. Sie haben jemanden gesucht, der waren. das Label Naturpark auf den Weg bringt. Haben sich diese Prophezeiungen nach Es ging darum, die Schutzgebiete zusamAbschluss des Studiums bewahrheitet? menzufassen, dem Ganzen einen positiSie haben ja zuerst in Südtirol unter- ven Aspekt zu geben und das auch für die Bevölkerung begreifbarer zu machen. Für richtet. Ja, vier Monate an der Handelsoberschu- diese Aufgabe habe ich mich beworben. le in Bozen. Das war ohne entsprechende pädagogische Vorbildung die „Hölle“, aber Die Schutzgebiete im Ötztal bestehen es hat sich als guter Umweg erwiesen, schon einige Jahre länger als der Naturweil genau in der Zeit der Alpenverein park. Warum musste man diese Idee der Südtirol die Leitung des Referates Natur Bevölkerung erst näherbringen? und Umwelt ausgeschrieben hat. Ich habe Die Ruhegebiete Ötztaler Alpen und Stumich beworben und bin genommen wor- baier Alpen sind in den 1980er-Jahren den. Dort war ich sieben Jahre lang zu- im Wesentlichen als Ausgleichsgebiete erst als Leiter für das Referat Natur, dann zur intensiven Skigebietserschließung auch noch für das Alpinreferat zustän- geschaffen worden. Diese Schutzgedig. Irgendwann hat sich aber mit meiner biete als Chance zu sehen und nicht nur Frau die Frage nach einem gemeinsamen als Verhinderungsinstrument für einen Haushalt gestellt, und dann ist unser ers- weiteren Ausbau, finde ich sinnvoll. Ich tes Kind gekommen. Das war der Anlass, glaube, man kann mit den Schutzgebieten sehr gut werben und sie sehr stark als mir einen Job in Nordtirol zu suchen. Besonderheit präsentieren. In Amerika macht man das schon jahrelang so. Als Laie ist es manchmal schwierig, sich zwischen den verschiedenen Schutzgebietskategorien zurechtzufinden. Schafft ein Label wie der Naturpark Ötztal da Abhilfe? Naturschutz ist Landessache, es gibt eine ganze Anzahl von Schutzgebietskategorien, die das Land Tirol gesetzlich definiert hat mit unterschiedlichsten Geund Verboten: Ruhegebiet, Naturschutzgebiet, Naturdenkmal und so weiter. Wir haben aktuell sieben verschiedene Naturschutzkategorien und sieben verschiedene Schutzgebiete im Naturpark Ötztal. Der Naturpark selbst ist kein Biografisches Thomas Schmarda, geboren am 14. Juni 1968, wuchs in Innsbruck auf, wo er auch das Gymnasium besuchte. Er studierte Biologie/Zoologie und verfasste seine Diplomarbeit zum Thema „Pseudoskorpione Tirols“. Nach dem Abschluss unterrichtete er Biologie, Physik und Chemie an der Handelsoberschule in Bozen, anschließend leitete er mehrere Jahre das Referat Natur und Umwelt sowie das Alpinreferat beim Alpenverein Südtirol. Seit 1. April 2005 ist er Geschäftsführer des Naturparks Ötztal, er ist verheiratet und hat zwei Kinder. 8REGION PORTRÄT 9 Die Umsetzung liegt in den Händen von LAAC Architekten und den Ausstellungsgestaltern Liquid Frontiers. Was war an deren Konzept überzeugend? Sie gestalten die Informationsträger so, dass sie die Landschaft als Skulptur verwenden, und vermitteln das jeweilige Hauptthema mit unterschiedlichen Materialien. Man bekommt Information im Sinne eines fühlbaren Elements, zum Beispiel kann man in Niederthai den Köfelsit, ein ganz leichtes Gestein, angreifen und so mit dem anstehenden Gestein vergleichen. Die Liebe zur Natur hat Thomas Schmarda (rechts) von seinem Vater, hier bei einer Skitour 1982 auf den Hohen Napf mit Olperer im Hintergrund. Als Jugendlicher begann Thomas Schmarda mit dem Klettern. Das Foto stammt von einer Tour in Südtirol auf die Kleine Zinne 1985. Schutzgebiet, sondern ein Label, das man nach außen tragen kann. Das wirkt der Verwirrung ein bisschen entgegen. Ich versuche beides zu transportieren: dass das, was vorne draufsteht, der Naturpark ist und dass dahinter verschiedene Begrifflichkeiten stehen. bliert: Erhalt der Natur und Landschaft, naturnaher Tourismus, Umweltbildung, Forschung und Regionalentwicklung. Auf dieser Grundlage versuchen wir, gemeinsam mit der Bevölkerung Projekte durchzuführen und Öffentlichkeitsarbeit zu machen. einen riesigen Raum für Gestaltung und ist extrem vielseitig. Mittlerweile ist auch ein Netzwerk entstanden, das finde ich echt lässig. Es gefällt mir einfach gut, mit Leuten zu arbeiten und Sachen zu entwickeln. Und ich komme schon immer noch hinaus, so ist es nicht. Mit dem Beitritt zur EU mussten auch Natura 2000-Gebiete ausgewiesen werden, eine Maßnahme, die nicht nur positiv aufgenommen wurde. Mit welchen Konzepten wirken Sie im Naturpark solchen Ressentiments entgegen? Im Wesentlichen haben sich in den österreichischen Naturparks fünf Säulen eta- Das umfasst auch viele Bereiche, die nicht direkt mit Naturerlebnissen oder Bergsport zu tun haben. Trifft sich das noch mit Ihrem ursprünglichen Interesse an Biologie und Natur? Das ist eine gute Frage (lacht). Die Arbeit im Naturpark entwickelt sich schon stark in Richtung Bürojob. Umgekehrt lässt sie Berg und Sonne Und worauf kommt es an, wenn man ein Netzwerk aufbauen und den Leuten den Naturpark näherbringen möchte? Man muss mit ihnen reden und verlässlich sein, vielfältige und qualitativ gute Sachen machen, Synergien finden. Nur so kann man aufeinander zugehen. Es gibt Köpfe im Tourismus, die man wahrscheinlich nie von der Idee überzeugen wird können, und es gibt andere, die ihr sehr wohlwollend gegenüberstehen. Und der Naturpark ist keine NGO, wir lehnen uns nicht so weit hinaus, sondern versuchen eher, Gemeinsamkeiten zu finden. Die Venterin Verena Gstrein gewann 2008 mit ihrem Entwurf den Schülerwettbewerb für ein Naturparklogo, an dem sich 370 Kinder aus 27 Klassen von 14 öffentlichen Schulen mit 382 Zeichnungen beteiligten. Ihre – grafisch überarbeitete – Zeichnung mit Berg und Sonne bildet seither das Logo des Naturparks Ötztal. Wo funktioniert diese Zusammenarbeit besonders gut? Ein Beispiel dafür ist das Wanderprogramm im Sommer mit 19 Wanderungen pro Woche, das organisatorisch vom Der erste von fünf Infopoints der „Naturparkstrukturen“ wurde 2014 in Ambach eröffnet, dort geben unter anderem ein Relief und Proben von Gestein, Holzarten, Tierprodukten etc. Aufschluss über Landschaftsformen, Geländestufen, Geologie, Flora und Fauna. Ötztal Tourismus und inhaltlich vom Naturpark betreut wird. Ein anderes ist das Partnerbetriebsmodell: Die beteiligten Tourismusbetriebe verpflichten sich, bestimmte Kriterien zu erfüllen, zum Beispiel regionale Produkte zu verwenden. Sie bekommen Informationsmaterial und sind auch Außenstellen, über die wir besser an Einheimische und Gäste herankommen. Sehr gut greift auch das Bildungsangebot. Im vergangenen Jahr waren wir mit knapp 600 Kindern unterwegs. Es gibt ganztägige und halbtägige (vor allem Outdoor-)Angebote zu verschiedenen Themen, die von den 25 Schulen im Ötztal und den Kindergärten sehr gerne angenommen werden. Vermittlung steht auch bei den „Naturparkstrukturen Ötztal“ im Mittelpunkt – ein Großprojekt mit dem Naturparkhaus in Längenfeld und Infopoints an fünf wichtigen Punkten des Ötztals, das derzeit umgesetzt wird. Wie ist diese Idee entstanden? Das Ötztal ist ein sehr langes Tal. Es hat eine ganze Reihe von Schutzgebieten und jeder Bereich hat seine Eigenheiten und Besonderheiten. Wir wollen in Ambach einen ersten Überblick geben und dann in Niederthai, Gries, Obergurgl – auf der Hohen Mut – und Vent die Besonderheiten herauskitzeln und vermitteln. In Niederthai ist der Bergsturz ein wichtiges Thema, in Gries das Wasser und in Obergurgl die Forschung. In Vent haben wir eine große Vielfalt an Themen, es geht um Flurnamen, die hochalpine Natur, den Schaftrieb, den Tourismus, Archäologie, Gletscher und Gletscherforschung. Was wird Besucher im Zentrum in Längenfeld erwarten? Dort sollen alle Themen zusammenfließen und vertieft werden, aber im Detail muss das noch ausgearbeitet werden. Die Ausstellungsfläche wird an die 200 m2 groß sein, es wird Wechselausstellungen und Vorträge geben. Mir schweben dabei auch Kooperationen über die Grenzen hinweg vor. Läuft alles nach Plan? Wir liegen gut in der Zeit, und wenn es so läuft, wie wir es uns vorstellen, wird das Zentrum 2016 fertig. Das wäre schön, weil der Naturpark am 19. September 2016 seit genau zehn Jahren besteht. § 12 Tiroler Naturschutzgesetz 2005 – Naturparks Die Landesregierung kann allgemein zugängliche, für die Erholung in der freien Natur oder für die Vermittlung von Wissen über die Natur besonders geeignete und zu diesem Zweck entsprechend ausgestaltete und gepflegte Landschaftsschutzgebiete, Ruhegebiete, Naturschutzgebiete, Sonderschutzgebiete und Geschützte Landschaftsteile oder Teile davon sowie die Standortbereiche von Naturdenkmälern durch Verordnung zum Naturpark erklären. 10REGION FIRMEN IM PORTRÄT 11 DIE WELT BEHÄKELN Babsi Boniface ist eine Reisende und eine Hand-Werkerin: Sie häkelt, strickt, näht, bastelt, malt, gestaltet Schmuck und verarbeitet auch sonst alles, was ihr in die Finger kommt. Ihre eigenen Arbeiten und andere schöne selbstgemachte Dinge verkauft sie in ihrem Geschäft, dem Babl Store, in Sölden. So mancher Gast, der im Hinteren Ötztal sein Zimmer aufschließt, hält mit dem Schlüsselanhänger ein Unikat von Babsi Boniface in der Hand. In vielen Kinderzimmern der Umgebung zählt seit Oktober eine fröhliche gelb-blaue BablComicfigur zum festen Inventar, ein Geschenk der Raiffeisenbank Sölden und ein kleines gehäkeltes Kunstwerk. Und wenn eine Sölderin, ein Gurgler oder Venter eine Kappe trägt, die besonders gut zu Trägerin, Skifahrer und/oder Skigewand passt, dann hatte ziemlich sicher die Inhaberin des Babl Stores ihre Hände im Spiel. Kappenmachen ist die handwerkliche Hauptbeschäftigung der Längenfelderin, die früher im Gastgewerbe tätig war, viel Paar mit Durchblick: An Sölden schätzen Ludmilla und Klaus Scharnagl die Lebendigkeit, die Aufgeschlossenheit der Menschen und das großstädtische Publikum. Aufs Ötztal schauen „Bis Mitternacht arbeite ich immer, aber ich mache das gerne. Andere machen Yoga, ich häkle.“ Vom Ötztaler Pensionswirt bis zum Bond Girl, vom Skilehrer aus der Nachbarschaft bis zur Großstädterin aus Moskau oder London: Zum Kundenkreis von Optik Scharnagl in Sölden zählen die dauerhaften ebenso wie die kurzzeitigen Ötztaler. Babsi Boniface in der Welt herumgereist ist und „schon immer gebastelt“ hat. Auch unterwegs ließen sich Kopfbedeckungen und andere kreative Stücke gut herstellen und verkaufen, vor zweieinhalb Jahren suchte sie trotzdem ein Geschäftslokal für ihre Produkte und richtete es nach ihren Vorstellungen ein. Es sollte ein Shop sein, in dem man länger als fünf Minuten bleibt, weil jedes einzelne Objekt beachtenswert ist, und in dem Handarbeit geschätzt wird, man aber nicht unbedingt viel Geld ausgeben muss. In dem bunten Laden findet sich nun Selbstgemachtes aus dem Ötztal und dem übrigen Tirol von der Babydecke bis zum Spielzeug, vom Schmuck aus alten Schlüsseln und Münzen bis zum hölzernen Kühlschrankmagneten, vom Schnaps Wie die Babl, so der Store: unverwechselbar, bunt und sehr kreativ. bis zur Kosmetiklinie. Auch Fairtrade-Produkte aus Peru und Kleidung aus dem Tirol Shop sind im Babl Store erhältlich, und wer sich bei guter Musik auf einen Kaffee niederlassen will, ist herzlich willkommen. Früher fuhr Babsi Boniface, die von einer ihrer Freundinnen Babl genannt wird, zum Verkaufen auch gerne auf Designmärkte, heute veranstaltet sie diese selbst und lädt dazu andere Kreative aus der Region ein. Dass sich Märkte und Store im Hinteren Ötztal gut etabliert haben, bestätigt die Kunsthandwerkerin in ihrer Entscheidung, hier für eine Weile sesshaft geworden zu sein. Die Lust am Reisen hat sie dennoch nicht verlassen, und irgendwann einmal wird auch dafür wieder genügend Zeit sein. Es hat einfach alles gepasst, antwortet Klaus Scharnagl auf die Frage, warum er sich ausgerechnet in Sölden niedergelassen hat. Der Optikermeister betreibt seit rund zehn Jahren ein Geschäft in Rattenberg. Ins Hintere Ötztal kamen er und seine Frau Ludmilla für ein paar Tage zum Skifahren und erfuhren bei einem Einkaufsbummel durch Sölden, dass es in der Region keinen Optiker, dafür aber ein passendes Geschäftslokal gebe. Und weil die Raiffeisenbank Sölden als Vermieterin Klaus Scharnagl auch noch einen Kredit für den Umbau gewährte, war die Entscheidung für eine Sölder Filiale bald getroffen. Seit August 2013 kümmert sich Scharnagl um die scharfe Sicht und das gute Aussehen der Ötztaler und ihrer Gäste. Ludmilla, gebürtige Ukrainerin und im Hauptberuf Russisch-Lehrerin, hilft ab und zu aus. Auch den Wohnsitz hat die Familie nach Huben verlegt und sich in Sölden, wo immer etwas los ist und man Menschen aus aller Welt kennen lernt, sofort wohl gefühlt. Eine Besonderheit der Tourismusregion sei, dass man hier hochpreisiger verkaufen könne als zum Beispiel im Inntal, sagt Scharnagl. Große Marken wie Chanel würden Geschäfte in einer weniger schicken Umgebung gar nicht beliefern, außerdem seien neben bekannten Herstellern wie Oakley oder Ray-Ban auch kleine, aber hochwertige und im Design ausgefallene Marken gefragt. Edle Fassungen aus Stein, Karbon, Holz und sogar aus Vinyl sind bei Klaus Scharnagl zu bekommen, auch die unzerbrechlichen Tiroler GloryfyBrillen, die aber international wenig bekannt seien. Auf den steirischen Hersteller Andy Wolf Austria habe ihn hingegen eine russische Kundin aufmerksam gemacht. Doch es ist nicht nur die Schönheit der Brillen, die zählt. Hinter dem Verkaufsraum hat Klaus Scharnagl eine Messstation, einen Platz zum Schleifen der Gläser bzw. zum Anpassen von Linsen und ein Glaslager eingerichtet, sodass er Brillen und Linsen innerhalb eines Tages fertigstellen kann. Auch das hat sich offenbar schnell herumgesprochen: Seit der Eröffnung finden sich im Geschäft nicht nur die – übrigens sehr modebewussten – Menschen aus dem Hinteren Ötztal ein, sondern auch die internationalen (Winter-) Touristen, zuletzt unter anderem Bond Girl Léa Seydoux und etliche Stuntmen, die sich während des James-Bond-Drehs 2015 Sonnen- und optische Brillen anpassen ließen. 12REGION VEREINE 13 SINGEN, CARVEN, KEGELSCHEIBEN Was wäre das Hintere Ötztal ohne seine Vereine? Und was wären diese ohne die Raiffeisenbank Sölden? Rund fünfzig Vereine unterstützt die Bank mit Sponsoring und Know-how, dafür durfte sie sich auch über tatkräftige Hilfe einiger Vereine beim Fest zum 125-Jahr-Jubiläum 2014 freuen. Ob die Sölderinnen Theater spielen wollen oder die Heiligkreuzer Tischfußball, ob die Gurgler Männer und die Chorisma-Sängerinnen ein Lied anstimmen oder die Venter ein Feuer zu löschen haben – in einem Verein funktioniert es am besten, seinen Hobbys zu frönen oder sich für das Gemeinwohl zu engagieren. Das erlebten am 1. Juli 2014 auch die Gäste unseres Jubiläumsfests, die nicht nur von den Musikvereinen des Hinteren Ötztals gut unterhalten wurden, sondern auch im Rahmen der Generalversammlung über einige ausgewählte Vereine mehr erfahren konnten. Einen Einblick in die Vereinsarbeit gaben unter anderem Thomas Schmarda, Geschäftsführer des Naturpark Ötztal – ein Interview mit ihm finden Sie auf den Seiten 6 bis 9 dieses Hefts –, und Siggi Grüner, der mit dem Skiclub Sölden einen der traditionsreichsten Vereine im Hinteren Ötztal leitet. 1922 gegründet, zählt dieser heute 854 Mitglieder, und manche von ihnen sind schon dabei, bevor sie laufen lernen. Mit der Kinder- und Jugendförderung beginnt der Skiclub trotzdem erst ein paar Jahre später, besteht doch eine seiner wichtigsten Aufgaben darin, junge Menschen möglichst früh für den Skisport zu gewinnen. Die Begeisterung für ihren Sport verbindet auch die Kegler vom KSK Raiffeisen Ötztal, der 2011 aus dem Zusammenschluss von KSK Sölden mit dem KSK Ötz entstand. Der Verein richtet nicht nur regelmäßig Turniere mit rund vierzig Mannschaften aus, sondern ist auch selbst außerordentlich erfolgreich: 2013 gewann er die Tiroler Meisterschaft, 2014 brach er drei Rekorde, den Mannschaftsbahnrekord in Längenfeld und Kufstein sowie den Einzelbahnrekord in Längenfeld. Die Raiffeisenbank Sölden freut’s – schließlich zeigt das, dass sie auch beim Einsatz ihrer Fördermittel einen guten Riecher hat. Schon mit zehn Jahren wollte Mathias Wilhelm Metzger werden. Nach der Lehrzeit in St. Anton am Arlberg und zwei Jahren in einer Wursterei baute er neben dem Zivildienst die eigene Metzgerei auf. Von Stall und Alm auf den Teller 700 bis 800 Stück Vieh werden in der Hofmetzgerei Wilhelm in Sölden jedes Jahr geschlachtet und zerteilt – zur Freude von Bauern, Tourismusbetrieben und vor allem von jenen, die ein exzellentes Stück Fleisch zu schätzen wissen. In der Kühlkammer hängen einige Schafe, die vor ein paar Tagen geschlachtet worden sind und – mitsamt ihrem Beuschel – auf den Beschauer warten. Von einem Haken im vorderen Raum der Metzgerei baumelt eine mehrere Wochen abgehangene Rinderkeule. Daneben zerlegen Metzger Mathias Wilhelm und sein Vater, der als gelernter Koch auch viel von Fleischverarbeitung versteht, an einem großen Tisch Teile von Rind und Schwein in küchenfertige Portionen. Im Hintergrund stehen eine Bandsäge zum Zerschneiden der Knochen, eine Waage und ein Vakuumierer. Auch zur Herstellung von Würsten – Mathias Wilhelm hat nach seiner Lehrzeit in St. Anton zwei Jahre in einer Wursterei gearbeitet – sind alle Gerätschaften vorhanden. Der Schlachtraum, an diesem Tag leer und blitzsauber, wird ein bis zwei Mal pro Woche gebraucht, wenn die Bauern aus der Umgebung Schafe, Rinder oder Kälber anliefern. Nur die Schweine haben einen etwas weiteren Weg hinter sich, die werden im Hinteren Ötztal seltener gehalten und zu einem guten Teil für den Eigenbedarf der Bauern geschlachtet und aufgearbeitet. Weil es keine langen Anfahrtszeiten gibt, haben die Tiere auch wenig Stress, wenn sie zur Metzgerei gebracht werden, sagt Mathias Wilhelm, und vor Ort geht dann ohnehin alles sehr schnell: das Schlachten mit dem Bolzen, Stechen und Blutablassen, Abziehen der Haut und Ausnehmen. Schafe müssen einige Tage abhängen, Rinder einige Wochen, damit das Fleisch zart ist und richtig gut schmeckt. Das funktioniert auch noch bei einer älteren Kuh, die mehrmals gekalbt hat, wenn das Fleisch nur fett genug und damit vor dem Austrocknen geschützt ist. Fixe Geschäftszeiten hat die Hofmetzgerei Wilhelm keine. In der Regel ruft, wer Fleisch kaufen will, an und holt sich das Bestellte ab. Darüber hinaus beliefert Mathias Wilhelm einige Hotels in Gurgl mit dem, „was man gerade hat“. So sind in den zwei Jahren seit Eröffnung der Fleischerei immer mehr Kunden dazugekommen, groß expandieren will der Metzger aber nicht. „Oft“, so sagt sein Vater, „ist weniger mehr. Es soll nicht zu viel werden, sonst kann man die Qualität nicht mehr bieten.“ Wir, die wir uns eine Kostprobe vom Rind haben schmecken lassen, können dem nur aus vollem Herzen zustimmen. Die Sangesfreudigen von Chorisma, die Bläser der Musikkapelle Sölden und die Sänger des Männergesangsvereins Gurgl zählten zu den Vereinen aus dem Hinteren Ötztal, die viel Klangvolles und Interessantes zu Jubiläumsfest und Generalversammlung beitrugen. 14REGION Unser allerbestes Jubiläumsfest – 125 Jahre Raiffeisenbank Sölden Einen ganzen Nachmittag lang und bis weit in den Abend hinein haben wir gefeiert, dass es die Raiffeisenbank Sölden seit 125 Jahren gibt. Mit einigen Eindrücken vom 1. Juli 2014 wollen wir uns bei allen bedanken, die diesen wunderbaren, anregenden, lustigen, kulinarischen Tag mit uns verbracht haben. JUBILÄUMSFEST 15 EXPERTENGESPRÄCH ZUKUNFT 16VERANTWORTUNG 17 DIE NAHVERSORGER, DIE BANKBERATER UND DIE VEREINSFÖRDERER 125 Jahre Raiffeisenbank Sölden waren 2014 ein guter Grund zum Feiern – und ein noch besserer, sich Gedanken über Gegenwart und Zukunft zu machen. Im Expertengespräch erzählen die Vorstände Hermann Riml und Claus Scheiber und der Aufsichtsratsvorsitzende Josef Klotz von den Stärken der Raiffeisenbank Sölden und den Herausforderungen, denen sie sich heute und in Zukunft stellen muss. Die Raiffeisenbank Sölden hebt sich in mancherlei Hinsicht von anderen Banken in Tirol ab. Was zeichnet sie besonders aus? Josef Klotz: Ein besonderes Merkmal ist, dass sämtliche Entscheidungen vor Ort fallen und wir wirklich nur kurze Wege benötigen. Das liegt daran, dass wir seit einigen Jahren einen hauptamtlichen Vorstand haben, der wesentlich höhere Kompetenzen hat als früher. Ist auch die Struktur der Bank – mit den Beratern, der Assistenz und dem Service-Center in Längenfeld – anders als bei anderen Banken? Hermann Riml: Dass ein Berater für seine Kunden alle Geschäfte abwickelt, das bieten inzwischen viele Banken an. Aber wir sind den anderen immer ein bisschen ein großes Thema sind. Das haben wir seit vielen Jahren hinter uns, weil wir uns schon damals über die Kosten Gedanken gemacht haben. Solange es viel Geldwechsel gab, war es wichtig, in Obergurgl und Vent Filialen zu haben, aber danach haben wir stattdessen eine mobile Filiale eingerichtet. Das hat sich sehr positiv entwickelt. Insgesamt ist unser Modell auf jeden Fall zukunftstauglich. Sicher wird es auch weiterhin Veränderungen geben, aber wir haben schon in der Vergangenheit bewiesen, dass wir Veränderungen ernst nehmen und darauf zu reagieren wissen. Ich bin sehr positiv gestimmt für die Zukunft. Claus Scheiber: Mit der Betreuung der Bankomaten und dem Abholservice sehen wir uns als einer der Nahversorger in „Unser Modell ist auf jeden Fall zukunftstauglich. Sicher wird es auch weiterhin Veränderungen geben, aber wir haben schon in der Vergangenheit bewiesen, dass wir Veränderungen ernst nehmen und darauf zu reagieren wissen. Ich bin sehr positiv gestimmt für die Zukunft.“ Hermann Riml, Vorstand voraus. Ein Beispiel ist das Service-Center, das wir vor 13 Jahren eingerichtet haben. Wir haben damals gesagt: Wir wollen in der Abwicklung Qualität aufbauen und uns wirklich vor Ort um die Kunden kümmern können. Diese Zeit haben wir dafür genützt, die Kunden den Beratern zuzuordnen. Ein anderes Beispiel sind die Filialschließungen, die zurzeit bei anderen Banken der Region. Wenn wir das nicht gemacht hätten, hätten wir wahrscheinlich auch Kunden und Geschäftsvolumen verloren. So sehen wir aber auch Chancen, bei den Kunden vor Ort zu punkten, wenn es um Finanzierung und andere Dienstleistungsgeschäfte geht. Eine weitere Besonderheit betrifft das gesamte Hintere Ötztal: Die Wirtschaft ist stark auf den Tourismus ausgerichtet. Claus Scheiber: Wir wachsen mit dem Tourismus auf, sind in ihm verankert, auch die Bank. In anderen Bereichen tun wir uns mit einer Beurteilung schwerer, aber im Tourismus kennen wir den Markt sehr genau. Daher haben uns in Krisenzeiten die Einbrüche in der Wirtschaft nicht sehr betroffen. Wird das so bleiben? Ist der Tourismus auch in den nächsten zwanzig, dreißig Jahren ein sicheres Geschäft? Josef Klotz: Wenn man sich vergegenwärtigt, wie gravierend Wirtschaftsprognosen in letzter Zeit zwischen Beginn und Ende eines Jahres voneinander abgewichen sind, sieht man auch, dass man auf so lange Zeit nichts vorhersagen kann. Was uns aber bestärkt, ist, dass das Verlangen nach Urlaub und Freizeit weiterhin eine große Rolle spielen wird. Und die Parameter deuten bei uns nicht darauf hin, dass eine krasse Verschlimmerung absehbar wäre, das muss man auch so bewerten. Claus Scheiber: Es ist in verschiedenen Regionen Tirols auch sehr unterschiedlich: Im vergangenen, schneearmen Winter waren Regionen wie Sölden, die hoch gelegene Skigebiete haben, die Gewinner. In den kommenden Jahren wird das Ötztaler Gletscherskigebiet durch die Verbindung mit dem Pitztaler Gletscher ausgebaut. Das schafft weitere Vorteile. Hermann Riml: In den nächsten zehn Jahren werden im Ötztal 70 Millionen Euro in die Infrastruktur investiert. Das ist sicher Josef Klotz war von 1970 bis 1988 Mitarbeiter und Geschäftsleiter der Raiffeisenbank Sölden, von 1998 bis 2000 Vorstand und von 2000 bis 2009 Obmann. Seit 2009 ist er Aufsichtsratsvorsitzender. in die Zukunft gedacht. Der Erfolg gibt uns auch recht, weil wir Zuwächse haben, wo andere ein Minus verzeichnen. Josef Klotz: Und wenn das ganze Umfeld so positiv denkt, ist es auch gerechtfertigt, wenn die Bank mitzieht. Hermann Riml arbeitet seit 1975 in der Raiffeisenbank Sölden, seit 1989 ist er Geschäftsleiter, seit 2009 Vorstandsvorsitzender. auch vor dreißig Jahren ist es, wenn man eine Wohnung kaufen wollte, nicht ganz ohne Eigenmittel gegangen. Wir schauen uns jeden Fall genau an, schauen, ob jemand kreditwürdig beziehungsweise kreditfähig ist, und treffen dann eine Entscheidung. „Wir wachsen mit dem Tourismus auf, sind in ihm verankert, auch die Bank. Wir kennen den Markt sehr genau. Daher haben uns in Krisenzeiten die Einbrüche in der Wirtschaft nicht sehr betroffen.“ Claus Scheiber, Vorstand Eine Auswirkung des Tourismus ist, dass Wohnraum im Hinteren Ötztal knapp und teuer ist. Junge Menschen, die hier aufgewachsen sind, können sich Wohnungen kaum leisten. Andere wollen die Nachfolge in den Tourismusbetrieben nicht antreten und wandern ab. Wie geht die Raiffeisenbank Sölden damit um? Josef Klotz: Das Finanzieren von Wohnungen ist ein sehr großes Thema, da wollen wir uns auch weiterhin stark einbringen. Die Abwanderungen können wir als Bank aber wenig beeinflussen. Hermann Riml: Die Gemeinde Sölden setzt zurzeit im Ortsteil Kaisers mit der Neuen Heimat ein Projekt mit achtzig Wohnungen um, zu einem halbwegs vertretbaren Preis. Trotzdem ist es so: Wenn die Eltern mithelfen, ist das finanzierbar, sonst wird es schwierig. Aber Welche Entwicklung ist bei gewerblichen Immobilien zu beobachten? Claus Scheiber: Der Trend geht schon dahin, dass zunehmend auch ausländische Investoren – aus Deutschland, Holland, Russland und so weiter – solche Projekte übernehmen. Teilweise führen sie den Betrieb weiter, teilweise verkaufen sie Wohnungen wieder. Natürlich wollen sie dann den besten Preis haben. Hermann Riml: Wir versuchen, sie auch einzubinden. Für die Zukunft ist es wichtig, sich zu öffnen. Die vergangenen Projekte haben gezeigt, dass sie kräftig investieren, dass sie das ernst nehmen. Warum ziehen sich junge Einheimische aus dem Tourismus zurück? Josef Klotz: Viele sehen, dass die Eltern Tag und Nacht und das ganze Jahr angehängt sind, und wollen die Betriebe nicht mehr mit dem gleichen Einsatz weiterführen. Dazu kommt, dass es oft nicht unwesentliche Verbindlichkeiten gibt und Zusatzinvestitionen notwendig sind. Spielt auch eine Unsicherheit in finanziellen Dingen eine Rolle? Hermann Riml: Ja, einige kommen auch in die Bank und lassen sich beraten. Da sind wir manchmal in einer schwierigen Situation, weil wir zwar daran interessiert sind, dass sie weitermachen, ihnen aber in einigen Fällen davon abraten müssen. Grundsätzlich sehe ich es aber schon als Aufgabe, unseren Kindern den Tourismus schmackhaft zu machen, ihnen zu zeigen, dass das eine gute Sache ist und man gut davon leben kann. Ich fände es schlimm, wenn das, was uns groß gemacht hat, die Authentizität, verschwindet. Dann geht auch der Dorfcharakter verloren. In dem Zusammenhang würde ich gerne auf das Kredit- und Einlagengeschäft genauer eingehen: Welche Rolle spielt es in der Raiffeisenbank Sölden insgesamt und welche Herausforderungen sind in diesem Bereich zu bewältigen? Claus Scheiber: Das Kredit- und Einlagengeschäft ist unser Kerngeschäft. Wir erwirtschaften ungefähr siebzig Prozent unseres Ergebnisses aus der Zinsspanne, aber die Rahmenbedingungen sind aufgrund der Niedrigzinspolitik derzeit sehr schwierig. Wir sind auch bei Versicherungen, Wertpapieren, Bausparen, 18VERANTWORTUNG GESCHÄFTSBERICHT RAIFFEISENBANK SÖLDEN 19 RB Sölden – das Jahr 2014 in Zahlen Auf den folgenden Seiten geben wir Ihnen einen Überblick über die Geschäftsentwicklung und Produktivität der Raiffeisenbank Sölden im Jahr 2014. Neben dem Betriebsergebnis von 1.078.504,53 Euro gefiel uns im vergangenen Jubiläumsjahr die Zahl 125 am besten. Hier geben wir Ihnen einige Beispiele dafür, warum es sie zu feiern galt. Wir feierten Geburtstag mit … … dem Eiffelturm, dem ersten Münzfernsprecher, der japanischen SpieleFirma Nintendo und Charly Chaplin. Claus Scheiber ist seit 1990 Mitarbeiter der Raiffeisenbank Sölden. Von 1994 bis 2013 war er Prokurist, heute ist er als Geschäftsleiter und Vorstand tätig. Hermann Riml: … und wir beobachten, dass die auch in Zukunft sehr wichtig sein wird. Heute wird alles über Internet angeboten: Jeder kann sich eine Kfz-Versicherung rechnen, einen Bausparer rechnen, eine Versicherung, aber im Endeffekt sollte es uns gelingen, dass ein Kunde zu uns kommt und, bevor er etwas im Internet abschließt, seinen Berater fragt, wie er das sieht. Wir stellen jetzt schon fest, dass Kunden relativ gut vorbereitet Hermann Riml: … und haben hier auch mehrmals einen Vereinsabend gestaltet. Das erste Mal waren fünfzig Leute da, es gab intensive Diskussionen. Es ist uns sehr wichtig, dass das in der Gemeinde weiterhin aufrecht bleibt. Damit und mit dem erbe kulturraum versuchen wir natürlich auch, uns von den anderen abzusetzen, mehr als nur Bank zu sein. Uns ist klar, dass das Geld kostet, Zeit kostet, aber wir wollen als heimische Bank Verschiedenes in die Hand nehmen. Hermann Riml: Wir nehmen uns auch viel Zeit für die Kunden, vereinbaren einen Termin und bereiten uns gut vor. Dann Josef Klotz, Aufsichtsratsvorsitzender Macht sich da auch die zuvor angesprochene Zuordnung zu den Beratern bezahlt? Claus Scheiber: Ja, der Kunde braucht nicht mehr für jeden Bereich einen anderen Ansprechpartner, sondern kann, können wir auch wesentlich mehr ausrichten als früher, wo Kunden eher ohne Termin einfach vorbeigekommen sind. Mitglieder 1893 Jahr 2000 2005 2010 2014 Geschäftsanteilekapital 74 Mit.Einander e 125 Jahr en in Söld 919 1.182 1.519 1.721 NSAM Josef Klotz: Das hängt natürlich auch sehr stark mit der Kundenbindung zusammen, … Zur Kundenbindung, zur Einbindung ins Dorf zählen auch Aktivitäten der Raiffeisenbank Sölden, die nicht oder nicht nur finanzieller Art sind, zum Beispiel im Bereich der Mitgliedschaft, der Vereine oder des erbe kulturraums. Claus Scheiber: Dass wir die Mitgliedschaft seit 2001 sehr pflegen, einigen Mehrwert bieten wie den Ausflug, das Mitgliederkonto oder die Mehrzeichnung von Geschäftsanteilen, unterscheidet uns von anderen Banken. Damit sind wir sehr erfolgreich. Es ist in unserer Gemeinde auch immer noch ein Muss, Vereine zu haben – im Sportbereich, Sozialbereich, kulturellen Bereich, in der Landwirtschaft im züchterischen Bereich. Wir unterstützen über fünfzig Vereine vor Ort mit Sponsoring, wir bieten ihnen für Versammlungen den erbe kulturraum an … „Ein besonderes Merkmal der Raiffeisenbank Sölden ist, dass sämtliche Entscheidungen vor Ort fallen und wir wirklich nur kurze Wege benötigen.“ Hermann Riml: Um die geringe Zinsspanne zu kompensieren, werden die Dienstleistungserträgnisse immer wichtiger. Wenn ich einen Kredit vergebe, dann ist es besser, ihn geschickt abzusichern. Wir bieten den Kunden Absicherungsmodelle an, machen sie auch auf steuerliche Vorteile aufmerksam. In den letzten Jahren haben wir das Versicherungsgeschäft stark ins Bankgeschäft eingebettet. Hauptverantwortlich ist der Berater, der aber einen Spezialisten im Haus hinzuziehen kann. in die Bank kommen, aber die Meinung ihres Beraters einholen wollen. Wir schätzen unsere Mitglieder sehr – und sie uns offenbar auch. 2014 blieben uns alle bisherigen Mitglieder treu, 83 neue kamen dazu. Welche Vorteile die insgesamt 1.721 Mitglieder der Raiffeisenbank Sölden genießen, lesen Sie auf Seite 23. EI wenn er will, alles mit einem einzigen Berater abwickeln, einem, der die persönliche Finanzsituation des Kunden einfach kennt. Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung für die Bevölkerung auf dem Land wollte Friedrich Wilhelm Raiffeisen mit seiner Idee der Genossenschaften erreichen. 1889 war dies das richtige Konzept für das Hintere Ötztal – und bis heute ist es das geblieben. M Zahlungsverkehr und Leasing breit aufgestellt, aber es wird nicht immer leicht sein, die schwierige Zinssituation mit den Zuwächsen in diesen anderen Bereichen abzufedern. Der Hauptbereich wird weiterhin das Kredit- und Einlagengeschäft bleiben, und ich denke, das ist auch richtig so. Drei Grundgedanken GE 124.090 Geschäftsanteile haben unsere Mitglieder gezeichnet, das eingezahlte Geschäftsanteilekapital stieg von 12.952,– Euro 2012 auf 352.432,– Euro 2013 und 992.720,– Euro 2014. Geschäftsanteilekapital 2012 12.952 Euro 2013 352.432 Euro 2014 992.720 Euro Bilanzsumme Jahr 2000 2005 2010 2014 Bravo!!! i.T. Euro 69.664 127.216 166.851 173.296 Auf mehr als das Doppelte … … wuchsen die Einlagen von 2000 bis 2014: von rund 36,5 auf knapp 79,9 Mio. Euro. Die Ausleihungen stiegen im selben Zeitraum sogar auf mehr als das Dreifache: von 47,1 auf 146,7 Mio. Euro. Die Bilanzsumme betrug 2014 173,3 Mio. Euro, 2000 waren es noch 69,7 Mio. Euro gewesen. Wir wachsen an unseren Aufgaben … r!!! Supe 125 Jahre ol am No … und sind in der Region verwurzelt. Im vergangenen Jahr feierten einige von uns auch noch ganz persönliche Jubiläen: Je 25 Jahre waren Hermann Riml als Geschäftsleiter bzw. Anne Santer, Harald Scheiber und Otto Liebhart als Mitarbeiter für die Raiffeisenbank tätig, 20 Jahre steuerte Heike Gritsch und 5 Jahre Dagmar Klotz bei – zusammen noch einmal 125 Jahre Erfahrung, die der Bank und ihren Kundinnen und Kunden zugute kommen. 20VERANTWORTUNG GESCHÄFTSBERICHT RAIFFEISENBANK SÖLDEN jahresabschluss 2014 der Raiffeisenbank Sölden eGen Geschäftsanteile Gesamt Anzahl der Anzahl der Mitglieder Geschäfts- anteile Hievon Geschäftsanteile ohne Haftung Eingezahltes Höhe der Anzahl der Geschäftsanteile- Haftsummen Mitglieder kapital Anzahl der Geschäfts- anteile Eingezahltes Geschäftsanteilekapital Anfang 20141.638 44.054 352.432,00 240.160,00 137 42.553 340.424,00 Zugang 2014 83 80.036 640.288,00 0,00 83 80.036640.288,00 Abgang 20140 Ende 2014 1.721 0 124.090 aktiva 0,00 992.720,00 0,00 0 240.160,00 220 Bilanz zum 31.12.2014 0 122.589 0,00 980.712,00 Bilanz zum 31.12.2013 EUR EUR Tsd. EUR Tsd. EUR Kassenbestand, Guthaben bei Zentralnotenbanken und Postgiroämtern 1.979.796,91 1.455 Schuldtitel öffentlicher Stellen und Wechsel, die zur Refinanzierung bei der Zentralnotenbank zugelassen sind: Schuldtitel öffentlicher Stellen und ähnliche Wertpapiere 0,00 zur Refinanzierung bei Zentralnotenbanken zugelassene Wechsel 0,00 0,00 0 0 0 Forderungen an Kreditinstitute: täglich fällig 15.742.673,46 10.387 sonstige Forderungen 740.789,31 16.483.462,77 3.247 13.634 Forderungen an Kunden146.666.922,08 Schuldverschreibungen und andere festverzinsliche Wertpapiere: von öffentlichen Emittenten von anderen Emittenten darunter: eigene Schuldverschreibungen 143.764 PASSIVA 0 0 (0) 0 Aktien und andere nicht festverzinsliche Wertpapiere1.097.218,19 1.095 Beteiligungen 2.668.428,16 darunter: an Kreditinstituten (2.467.854,00) (2.468) 2.768 Anteile an verbundenen Unternehmen 0,00 darunter: an Kreditinstituten (0,00) (0) 0 Immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens 0,00 Sachanlagen 4.060.575,39 darunter: Grundstücke und Bauten, die vom Kreditinstitut im Rahmen seiner eigenen Tätigkeit genutzt werden (1.884.961,63) (1.951) 4.277 Eigene Aktien oder Anteile sowie Anteile an einer herrschenden oder an einer mit Mehrheit beteiligten Gesellschaft 0,00 darunter: Nennwert (0,00) (0) Sonstige Vermögensgegenstände 338.669,41 SUMME der Aktiva 173.296.433,45 0 611 Gezeichnetes Kapital, das eingefordert, aber noch nicht eingezahlt ist 0,00 Rechnungsabgrenzungsposten 1.360,54 darunter: latente Steuern gemäß § 198 Abs. 10 UGB (0,00) (0,00) 0 0 1 167.605 EUR Bilanz zum 31.12.2013 Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten täglich fällig mit vereinbarter Laufzeit oder Kündigungsfrist EUR Tsd. EUR Tsd. EUR 1.521.596,57 72.029.427,25 73.551.023,82 2.025 68.596 70.621 Verbindlichkeiten gegenüber Kunden Spareinlagen darunter: täglich fällig mit vereinbarter Laufzeit oder Kündigungsfrist sonstige Verbindlichkeiten darunter: täglich fällig mit vereinbarter Laufzeit oder Kündigungsfrist 53.023.311,20 (9.260.691,58) (43.762.619,62) 26.847.518,98 79.870.830,18 (23.527.749,74) (3.319.769,24) 54.355 (8.887) (45.468) 24.281 (20.953) (3.327) Sonstige Verbindlichkeiten Rückstellungen Rückstellungen für Abfertigungen Rückstellungen für Pensionen Steuerrückstellungen sonstige 305.257,62 361.006,00 370.067,00 113.616,00 303.035,00 1.147.724,00 Gezeichnetes Kapital 78.636 385 317 378 59 305 1.059 992.720,00 352 Gewinnrücklagen gesetzliche Rücklage 0,00 0 satzungsmäßige Rücklagen 4.434.889,22 3.935 andere Rücklagen 10.040.775,29 14.475.664,51 9.323 darunter: gebundene Rücklagen (179.951,38) (180) Rücklage gemäß § 225 Abs. 5 UGB(0,00)(0) 13.258 Haftrücklage gemäß § 57 Abs. 5 BWG 2.280.755,00 2.281 Bilanzgewinn/Bilanzverlust 511.503,01 836 unversteuerte Rücklagen Bewertungsreserve wg. Sonderabschreibungen sonstige unversteuerte Rücklagen 160.955,31 0,00 160.955,31 SUMME der Passiva Posten unter der Bilanz 0,00 0,00 0,00 (0,00) Bilanz zum 31.12.2014 21 zu AKTIVA Auslandsaktiva zu PASSIVA Eventualverbindlichkeiten darunter: Akzepte und Indossamentverbindlichkeiten aus weitergegebenen Wechseln Verbindlichkeiten aus Bürgschaften und Haftung aus der Bestellung von Sicherheiten 177 0 173.296.433,45 Bilanz zum 31.12.2014 EUR EUR 177 167.605 Bilanz zum 31.12.2013 Tsd. EUR Tsd. EUR 1.747.954,21 1.388 16.555.824,21 14.929 (0,00) (0) (16.255.690,21) (14.579) Kreditrisiken 10.042.296,76 9.620 darunter: Verbindlichkeiten aus Pensionsgeschäften (0,00) (0) Anrechenbare Eigenmittel gemäß Teil 2 der 18.264.493,17 16.531 Verordnung (EU) Nr. 575/2013 darunter: Ergänzungskapital gemäß Teil 2 Titel I Kapitel 4 der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 (372.528,00) (0) Eigenmittelanforderungen gemäß Art. 92 der (137.866.837,27)n.v. Verordnung (EU) Nr. 575/2013 darunter: Eigenmittelanforderungen gemäß Art. 92 Abs. 1 lit a der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 (12,98 %) (n.v.) Eigenmittelanforderungen gemäß Art. 92 Abs. 1 lit b der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 (12,98 %)(n.v.) Eigenmittelanforderungen gemäß Art. 92 Abs. 1 lit c der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 (13,25 %) (n.v.) Auslandspassiva 6.023.872,06 7.746 22VERANTWORTUNG GLIEDERUNG Gewinn- & Verlustrechnung MIT.EINANDER Bilanz zum 31.12.2014 EUR EUR Bilanz zum 31.12.2013 Tsd. EUR Tsd. EUR Zinsen und ähnliche Erträge 4.401.005,92 darunter: aus festverzinslichen Wertpapieren (840,00) (16) 4.319 Zinsen und ähnliche Aufwendungen-1.093.575,17 -1.165 NETTOZINSERTRAG 3.154 3.307.430,75 Erträge aus Wertpapieren und Beteiligungen Erträge aus Aktien, anderen Anteilsrechten und nicht festverzinslichen Wertpapieren 23.370,43 28 Erträge aus Beteiligungen 69.796,00 303 Erträge aus Anteilen an verbundenen Unternehmen 0,00 93.166,43 0 331 Provisionserträge 1.114.493,17 Mit.Einander unterwegs Viele Vorteile genießen die Genossenschaftsmitglieder der Raiffeisenbank Sölden. Besonders beliebt sind die gemeinsamen Ausflüge, die die Bank jedes Jahr organisiert. Tipp 1.045 Provisionsaufwendungen-160.219,20 -173 Erträge/Aufwendungen aus Finanzgeschäften 10.444,99 20 Sonstige betriebliche Erträge 220.785,79 288 BETRIEBSERTRÄGE4.586.101,93 Der nächste Mitgliederausflug kommt bestimmt. Auch 2015 planen wir wieder interessante Fahrten für alle, die die weitere Umgebung besser kennen lernen wollen. Ausflugstage und -ziele legen wir noch fest. Dann müssen Sie sich nur mehr anmelden und sich zum vereinbarten Termin bereithalten. 4.665 Allgemeine Verwaltungsaufwendungen Personalaufwand -1.674.407,57-1.536 darunter: Löhne und Gehälter (-1.103.807,51) (-1.011) Aufwand für gesetzlich vorgeschriebene soziale Abgaben und vom Entgelt abhängige Abgaben und Pflichtbeiträge (-269.954,06) (-258) sonstiger Sozialaufwand (-46.932,38) (-32) Aufwendungen für Altersversorgung und Unterstützung (-204.985,69) (-102) Dotierung der Pensionsrückstellung (0,00) (-10) Aufwendungen für Abfertigungen und Leistungen an betriebliche Mitarbeitervorsorgekassen (-48.727,93) (-123) sonstige Verwaltungsaufwendungen (Sachaufwand) -1.549.507,47 -3.223.915,04 -1.417 -2.953 Wertberichtigungen auf die in den Aktivposten 9 und 10 enthaltenen Vermögensgegenstände-206.936,44 -202 Sonstige betriebliche Aufwendungen-76.745,92 -74 BETRIEBSAUFWENDUNGEN-3.507.597,40 -3.229 BETRIEBSERGEBNIS 1.078.504,53 1.436 Saldo aus Wertberichtigungen auf Forderungen und Erträge aus der Auflösung von Wertberichtigungen auf Forderungen 60.819,69 -190 Erträge aus der Auflösung von Wertberichtigungen auf Wertpapiere, die wie Finanzanlagen bewertet sind 44.588,00 24 ERGEBNIS DER GEWÖHNLICHEN GESCHÄFTSTÄTIGKEIT 1.183.912,22 1.270 Steuern vom Einkommen und Ertrag-270.301,00 Sonstige Steuern, soweit nicht in Posten 18 auszuweisen-36.233,20 JAHRESÜBERSCHUSS / JAHRESFEHLBETRAG 877.378,02 Rücklagenbewegung-702.023,18 darunter: Dotierung der Haftrücklage (0,00) (0) Auflösung der Haftrücklage (0,00) (0) JAHRESGEWINN/JAHRESVERLUST -231 167 Gewinnvortrag/Verlustvortrag 336.148,17 669 BILANZGEWINN/BILANZVERLUST 836 Der Jahresabschluss wurde unter Beachtung der Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung sowie unter Beachtung der Generalnorm, ein möglichst getreues Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens zu vermitteln, aufgestellt. Dies ist nur ein Auszug der Jahresrechnung. Hinweis gem. § 281 Abs. 2 HGB: Bei diesem Geschäftsbericht und der darin abgedruckten Bilanz mit Gewinn- und Verlustrechnung handelt es sich nicht um eine durch Gesetz und Satzung vorgeschriebene Veröffentlichung, wodurch auf eine Wiedergabe in der gem. § 281, Abs. 1 HGB vorgegebenen Form verzichtet wird. Der in gesetzlicher Form aufgestellte Jahresabschluss wurde vom Abschlussprüfer bestätigt. Die Offenlegung ist noch nicht erfolgt. Vorstand: Hermann Riml, Vorsitzender · Claus Scheiber Aufsichtsrat: Josef Klotz, Vorsitzender · Thomas Köll · Bernhard Riml · Andreas Gstrein · Matthias Gstrein Geschäftsleitung: Hermann Riml · Claus Scheiber verweist auf den Südtiroler Obstbau, über den sie bei einer Führung viel erfahren hat, oder das Messner Mountain Museum auf Schloss Bruneck. Von der Führung durch die Pustertaler Feinkäserei Capriz mit anschließender Käseverkostung im vergangenen Jahr und von den Schnitzern im Ahrntal wissen Norbert und Rosmarie Riml zu berichten, und davon, dass auch die kulinarische Seite nicht zu kurz kommt. „Einfach sehr nett und gemütlich“, finden Magdalena und Rosmarie Riml die Fahrten, zu denen sich – verteilt auf zwei Termine – jedes Jahr weit über hundert Mitreisende in Sölden einfinden. Wer am Morgen in den Bus steigt, den erwartet ein ereignisreicher, langer Tag. „Man kommt spät heim“, erzählt Norbert Riml, „aber das ist gleich.“ Und so freut er sich, so wie viele andere auch, schon auf die nächste Fahrt mit der Raiffeisenbank Sölden. -23 175.354,84 511.503,01 Manche fahren seit vielen Jahren immer wieder mit, andere sind erst vor kurzem auf den Geschmack gekommen, aber alle sind sich einig, dass man die Mitgliederausflüge der Raiffeisenbank Sölden im Herbst nicht verpassen sollte. Magdalena Riml, die schon sieben Mal dabei war, schätzt besonders die Programmpunkte, bei denen sie etwas zu sehen bekommt, was es im Ötztal nicht gibt. „Da lernst du immer wieder etwas Neues“, meint sie und 1.016 -849 23 Die Vorteile Mitgliedschaft der - Teilnahme und Wahlrecht bei der Generalversammlung - exklusive Einladung und Teilnahme beim jährlichen Mitgliederausflug - gratis Safefach während Ihrer Urlaubszeit - kostenloser Grundbuchsauszug - spesenfreies Mitgliederkonto: kein Kontoführungsentgelt, kein Bankomatentgelt - Mitgliedersparbuch: für bis zu 50.000,– Euro pro Mitglied - Mein-Raiffeisen-Anteil: bis zu 3.000 Anteile à 8,– Euro - Ermäßigung bei regionalen und überregionalen Veranstaltern und Kooperationspartnern 24VERANTWORTUNG wohnen UND ENERGIE Wohnbedarf und Hausgebrauch Häuser-Zeilen Bohumil Hrabal: Verkaufe Haus, in dem ich nicht mehr wohnen will Wohnraum ist in Tirol und vor allem in gebirgigen, touristisch geprägten Regionen wie dem Hinteren Ötztal knapp. Umso wichtiger ist es, dass die bestehenden Möglichkeiten gut genützt werden. Das betrifft die Errichtung neuer und die Adaption bestehender Bauten, die Sanierung, das Energiesparen und nicht zuletzt die Finanzierung. Janosch: Schnuddel baut ein Wolkenhaus Isabelle Allende: Das Geisterhaus Margit Schreiner: Haus, Frauen, Sex Orhan Pamuk: Das stille Haus Helles Zimmer Das Zimmer flimmert hell im Sonnenschein: Und Gläser, Rahmen, Klinken, Lampen, Spangen, Ein jedes hat sein Sönnlein eingefangen Und prahlt mit seinem Licht ins Licht hinein. Für den Boden unter den Füßen und das Dach über dem Kopf Soll das Haus ein neues Dach bekommen? Wie können die Energiekosten gesenkt werden? Und welche Lösungen gibt es, wenn die Kinder größere Zimmer brauchen, weil sie aus den alten herauswachsen wie aus Schuhen und Kleidern? Wer ein Haus oder eine Wohnung hat, weiß, dass immer wieder etwas zu tun ist. Wer sich ein neues Heim schafft, muss erst entscheiden, wo und wie er oder sie wohnen will, muss über Grundfläche, Raumaufteilung und Finanzierung, über Dämmung und Sanierung nachdenken. Die Wohnberater der Raiffeisenbank Sölden – im Bild von links nach rechts Florian Klotz, Philipp Kneisl, Hermann Riml, Claus Scheiber, Alexander Gstrein, Thomas Moser und Gotthard Mrak – wissen, was zu tun ist, wenn es um Wohnhaussanierung, Wohnbauförderung, Energieausweis, Heizund Wärmebedarf, Wohnfinanzierung und Absicherung geht. Wohnberatungstag 2015 Neben der Beratung und Unterstützung, die Kunden und Kundinnen der Raiffeisenbank Sölden das ganze Jahr über in Anspruch nehmen können, bietet der Wohnberatungstag einmal jährlich Fachvorträge und -gespräche zu Schwerpunktthemen. Am 11. März 2015 informierten Ing. Markus Welzl von der Wohnbauförderung Tirol sowie Energieberater von Energie Tirol und Wohnberater der Raiffeisenbank unter anderem über die ab 1. Januar 2015 geltenden Regelungen zur Wohnhaussanierung und Wohnbauförderung für energiesparende Maßnahmen. 1-m2-Haus Hugo Salus Im vergangenen Jahr waren wir mit dem nach Plänen des Berliner Architekten und Designers Van Bo Le-Mentzel gebauten 1-m2-Haus in Sölden unterwegs. Raum ist in dieser kleinsten Hütte vielleicht nicht für ein „glücklich liebend Paar“, aber doch für einen einzelnen Menschen, der unter Dach arbeiten, lesen, vorbeikommende Freunde begrüßen oder sich ausruhen möchte. Besichtigung, Gespräche und „Probewohnen“ haben wir auf Film festgehalten und in der Ausstellung „Kluge Töpfe – 25 geerdete Antworten auf unsere Zukunftsfragen“ im erbe kulturraum sölden gezeigt. Das Haus stand während der Ausstellung vor der Raiffeisenbank Sölden, danach wurde es einer anderen sinnvollen Funktion zugeführt: Mittlerweile freuen sich die Enkelkinder unserer Mitarbeiterin Lilo Steiner (im Bild unten rechts) in Sautens über das vielseitige Spielhaus, das herumgerollt, aufgestellt, hingelegt und beklettert werden kann. 1-m2-Haus zum Selberbauen: http://hartzivmoebel.blogspot.co.at/p/one-sqm-house.html 1-m2-Haus in Sölden mit Fotos und Filmausschnitt: www.klugetoepfe.at/house Tipp Schlaue Ideen zu Wohnen und Energie boten weitere Projekte aus der Ausstellung „Kluge Töpfe“, nachzulesen ab Seite 34. 25 26VERANTWORTUNG TEAM 27 KOMMEN UND GEHEN AUF NEUEN WEGEN Wie kaum ein anderer Betrieb setzt die Raiffeisenbank Sölden auf Kontinuität bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Weil aber sogar das beste Arbeitsverhältnis mit der Pensionierung endet, gibt es auch immer wieder Neuzugänge. Am Anfang stand das Interesse für das Bankwesen im Allgemeinen und für das Wertpapiergeschäft im Besonderen. Heute – 25 Jahre später – bildet Claus Scheiber gemeinsam mit Hermann Riml den Vorstand der Raiffeisenbank Sölden. „Wir haben ein gutes Team, langgediente Mitarbeiter. Das kostet zwar ein bisschen mehr, aber wir wissen, was wir an ihnen haben“, sagt Claus Scheiber, einer der beiden Geschäftsleiter der Raiffeisenbank Sölden. Er und Hermann Riml sind selbst schon seit 25 bzw. vierzig Jahren in der Bank tätig, wie sie haben auch andere die Veränderungen der Bank in den letzten Jahrzehnten mitgemacht. Einer von ihnen ist Gotthard Mrak, für den nach 43 Jahren im November 2015 die Freizeitphase „Wir finanzieren zu 90 Prozent den Fremdenverkehr – Pensionen und Hotels –, die klassischen Einfamilienhäuser gibt es im Hinteren Ötztal kaum.“ Prok. Gotthard Mrak, Firmen- und Privatkundenbetreuer der Altersteilzeit beginnt. Eigentlich, so erzählt er, habe er Tischler werden wollen, der Eintritt in die Bank habe sich aber dann einfach ergeben. Von 1972 bis 1988 arbeitete er am Schalter, danach in der Kreditabteilung, ein Bereich, der mit den Jahren weiter ausgebaut und auch immer komplexer wurde. Als 2002 in Längenfeld das Service-Center eingerichtet und das Kreditwesen zu einem guten Teil dorthin verlagert wurde, wechselte er in die Bera- „Im Versicherungswesen ist nie etwas gleich, das macht die Arbeit in diesem Bereich sehr interessant.“ Lilo Steiner, Assistenz Versicherungsbereich tung. Trotzdem spielen die Vergabe und Betreuung von Krediten auch jetzt noch eine bedeutende Rolle innerhalb seiner Tätigkeit, mitunter gibt Gotthard Mrak auch weniger erfahrenen Kollegen Tipps. Bei der Arbeit mit den Kundinnen und Kunden sei es wichtig, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, ihnen nichts aufzudrängen. Sie gewissenhaft zu beraten, bereite ihm nach wie vor viel Freude. Nur der Papierkram, sagt er, werde ihm in der Pension nicht abgehen. Apropos abgehen: Ein wenig werden Lilo Steiner, die seit sieben Jahren im Versicherungsbereich der Raiffeisenbank tätig ist, Arbeit und Kollegen schon fehlen, auch wenn sie mit Familie und Hobbys in der Pension gut ausgelastet sein wird. Sie arbeitete zuerst in der Raiffeisenbank Vorderes Ötztal, zog dann ihre Kinder groß und begann mit ihrem Mann den Familienwohnsitz, ein 600 Jahre altes Haus in Sautens, zu renovieren. Bei einem privaten Versicherungsmakler stieg sie wieder ins Berufsleben ein und absolvierte die Aus- bildung zur Versicherungskauffrau. Und obwohl sie eher zufällig zu diesem Arbeitsgebiet gekommen ist, schätzt sie das Versicherungswesen und die Abwechslung, die es bietet, sehr. So wie Lilo Steiner bei ihrer ersten Arbeitsstelle als Versicherungskauffrau ihren eigenen, genau definierten Verantwortungsbereich hatte, so legt sie auch heute viel Wert auf klare Strukturen. Das ist mit ein Grund, warum sie ihren Nachfolger Andreas Schöpf, der seit Juni 2014 zum Team der Raiffeisenbank Sölden zählt, sehr gewissenhaft einschult. Gemeinsam sind sie nach Sparten vorgegangen – „Kfz, Haushalt, Schäden, Angebot, Antrag, Verwaltung“ –, auch wie Termine gelegt „In den Grundschulungen lerne ich aus allen Bereichen etwas, so bekomme ich einen guten Gesamteindruck.“ Lisa Falkner, Serviceberaterin nach ein paar Monaten begann Andreas Schöpf vieles alleine abzuwickeln, nur bei „verzwickteren Fällen“ schaut ihm seine Mentorin noch über die Schulter. Im Sommer 2016 beginnt Andreas Schöpf mit der Ausbildung zum Versicherungskaufmann, Bank-Basiskurse haben er und seine Kollegin Lisa Falkner, die seit Juli 2014 Mitarbeiterin der Raiffeisenbank Sölden ist, bereits absolviert. Anders als er hat sie sich für die Arbeit am Schalter entschieden. Die gute Mischung zwischen Bürojob und Kundenkontakt gefiel ihr schon bei einem Praktikum in den Schulferien, auch ihr erstes Jahr in der Bank hat sie in ihrer Berufswahl bestärkt. Kein Wunder also, dass sie dem Wunsch nach Kontinuität in der Bank gerne entspricht: „Ich bleibe sicher eine Zeitlang hier. „In der Schule habe ich nur Theorie gelernt, in der Bank eigne ich mir vieles durch Learning by Doing an.“ Andreas Schöpf, Assistenz und Fristen eingehalten werden, war Teil der Ausbildung. Auf diese Weise, durch Learning by Doing, hat er sich vieles angeeignet, was er aus seiner Ausbildung in der Handelsakademie im Fachbereich Finanzund Risikomanagement nur in der Theorie kennen gelernt hatte. Praxis und Erfahrung machten sich schnell bezahlt, schon Josef Klotz, Aufsichtsratsvorsitzender der Raiffeisenbank Sölden, erhielt am 12. September 2014 in Wien das Diplom des Kompetenz plus Lehrgangs für Spitzenfunktionäre. Überreicht wurde es ihm von Dr. Walter Rothensteiner, Generalanwalt des Österreichischen Raiffeisenverbandes und Beiratsvorsitzender des Raiffeisen Campus. Wir gratulieren! Als Sie 1990 in der Raiffeisenbank Sölden zu arbeiten begonnen haben, spielte der Geldwechsel eine wichtige Rolle. Waren Sie auch zuerst am Schalter tätig? Ja, aber damals gab es auch im Wertpapiergeschäft einen Aufbruch, vor allem beim Geschäft mit Tafelpapieren mit deutschen Touristen. Das ist mir gut gelegen, deshalb war ich oft mehr damit beschäftigt, als am Schalter zu stehen. Nach ein paar Monaten entschied die Geschäftsleitung, dass ich Berater für diesen Bereich werden sollte, und 1992/93 wurde eine Ein-Mann-Abteilung daraus. Das Depotvolumen hat sich in dieser Zeit stark vermehrt. Das hat auch dem damaligen Geschäftsleiter Klaus Thaler gut gefallen, und so habe ich schon 1994 die Prokura erteilt bekommen. Seither hat sich die Raiffeisenbank Sölden hin zur Allfinanzbank entwickelt, und auch Ihre Aufgabenbereiche haben sich verändert. Mit der Zeit sind auch Firmenkunden dazugekommen, später – mit dem Wechsel zur gesamthaften Beratung – wurden die Abteilungen aufgelöst. 2005 konnte ich die Ausbildung zum Diplomfinanzberater absolvieren und 2011/12 wurde ich „auf Reserve“ zum Geschäftsleiter ausgebildet. Das hat sich schneller als gedacht als wichtiger Schritt erwiesen. Was hat sich seit Ihrer Bestellung zum Geschäftsleiter im September 2013 verändert? Natürlich waren viele Dinge neu. Ich hatte die meisten Kunden im Haus, und dazu die Führung zu übernehmen, ging nur mit sehr vielen Überstunden. Hermann Riml war davor alleine für den Vertrieb zuständig, das haben wir jetzt anders aufgeteilt. Wir haben das Lohnsystem adaptiert und Berufsbilder eingeführt. Neu sind auch jährliche Mitarbeitergespräche, in denen es nicht nur um Leistung geht, sondern auch um Pläne, Ausbildungen oder ein Feedback. In der Bank herrscht ein gutes Klima, wir sind gut aufgestellt. Wo ich mir noch Expansion wünsche, das ist bei den großen Firmenkunden, und ich denke, auch das kann uns gelingen. 28KOMMUNIKATION JUNG SEIN 29 JÜNGSTE MELDUNGEN PRAKTISCHE ERFAHRUNGEN VernetztE GEMEINSCHAFT Für alle bis zur vierten Schulstufe ist Sumsi eine bewährte Begleiterin, zum Beispiel bei der SumsiSparwoche im Februar 2014, beim AQUA Dome Sumsi-Fest im Juli und als flotte Biene auf den Sumsi-Rucksäcken für die Erstklässler. Großen Anklang fanden auch die Raiffeisen Spartage Ende Oktober mit Zaubershow von Markus Gimbel, Gewinnspiel, Kinderschminken, Delikatessen von Plangger und regionalen Geschenken aus dem Babl Store, über das du auf Seite 10 mehr lesen kannst. Ein Praktikum zu absolvieren, ist eine der besten Möglichkeiten, um Erfahrungen fürs (Berufs-)Leben zu sammeln. Clemens Bochdansky, der 2015 die Fachrichtung „Marketing und Sprachen“ der Handelsakademie Imst mit der Matura abschließt, gewann im Rahmen eines vierwöchigen Praktikums in der Raiffeisenbank Sölden einen Eindruck davon, wie vielseitig die Arbeit in einer Bank ist. Dabei durchlief er mehrere Stationen, arbeitete im Sekretariat und am Schalter sowie im Service-Center in Längenfeld. Im Sekretariat war er unter anderem für Post, Terminvereinbarungen und Kundenempfang zuständig, zum Teil konnte er auf Wissen aus der Übungsfirma der HAK zurückgreifen. Am Schalter machte er sich mit Ein- und Auszahlungen und dem Anlegen von Sparbüchern vertraut. Nur die „reine Buchhaltung“ im Service-Center sprach ihn weniger an. Abgesehen davon könnte sich Clemens aber gut vorstellen, nach dem Studium in einer Bank zu arbeiten – am besten in einem Bereich mit Kundenkontakt. Wer den ganzen Tag spielt und herumläuft, muss sich auch einmal gemütlich niederlassen. Gut, dass die Raiffeisenbank Sölden dem Kindergarten Sölden Sitzkissen gesponsert hat. Viele, viele Zeichnungen zum Thema „Traumbilder – nimm uns mit in deine Fantasie“ entstanden beim 44. Raiffeisen Jugendwettbewerb in den Volksschulen Gurgl, Vent und Sölden und der Neuen Mittelschule Sölden. Die fantasievollen Bilder wurden in der Raiffeisenbank Sölden ausgestellt und die kleinen Malerinnen und Zeichner mit schönen Preisen belohnt. Mehr als 125 Jahre lang gibt es die Raiffeisenbank Sölden schon. Das Fest zum Jubiläum ließen sich auch die Ötztaler Kinder nicht entgehen. Alles über das Fest erfährst du auf den Seiten 14 und 15. Beim Börsespiel sammeln Jugendliche erste Erfahrungen mit Aktienkäufen und -verkäufen. Analysiert wurden die Ergebnisse am Ende des Schuljahres 2013/14 in einer Schlussveranstaltung mit der 4. Klasse der Neuen Mittelschule Sölden. Sport und Kamera gehören seit GoPro zusammen wie das Hintere Ötztal und die Raiffeisenbank Sölden. Diese erfreuliche Entdeckung machte Karl Falkner aus Sölden (li.), der beim Preisausschreiben von Raiffeisen Wohnbausparen im Februar 2014 eine GoPro HD Hero 2 gewann. Bei der Verlosung im Oktober durfte sich Caroline Kleon aus Vent über ein Samsung Galaxy Tab 4 freuen. Ob aus den Kindern der 4. Volksschulklassen einmal ein Sieger des Ötztaler Radmarathons hervorgeht, steht noch in den Sternen. Vorerst ging es um das richtige Verhalten im Straßenverkehr, und das erlernten die jungen Radlerinnen und Radler in der Raiffeisen Jugendverkehrsschule im Juni 2014. Jungbauernschaft und Landjugend sind in Tirol als gemeinsamer Verein organisiert. Dementsprechend ist auch die Sölder Ortsgruppe, wie Obmann Lukas Reinstadler und Ortsleiterin Melanie Santer im Gespräch erzählen, für alle Jungen in der Gemeinde da. Jungbauer ist gleich männlich und Landwirt – trifft dieses Klischee auf die Jungbauernschaft/Landjugend Sölden zu? Lukas: Nein, man muss keine Landwirtschaft daheim haben, um unserem Verein beizutreten, und von den derzeit 62 Mitgliedern sind knapp die Hälfte Frauen. Eine Besonderheit ist, dass es in jeder Ortsgruppe einen Obmann und eine Ortsleiterin gibt, die einander gleichgestellt sind. Welche Aktivitäten organisiert der Verein? Lukas: Generell gliedert sich die Arbeit in sieben Schwerpunkte: Umwelt und Lebensraum, Brauchtum und Kultur, Landwirtschaft, Religion, Bildung und Schule, Gemeinschaftspflege, Familie und Soziales. Melanie: Wir treffen uns einmal pro Monat im Ausschuss und beraten darüber, was wir machen wollen: einen Ball oder einen Besuch im Altersheim in der Weihnachtszeit. Die Hauptattraktion ist das jährliche Skirennen, das viel Organisation erfordert: vom Lauf und der Zeitmessung über die Preise bis zur Verpflegung und der Absprache mit den Grundstückseigentümern … Lukas: Sehr gut zieht auch das Stadelfest in einem alten Heustadel in Zwieselstein, das wir mit der Feuerwehr veranstalten. Da haben wir 200 Eintritte. Was macht die Vereinsarbeit für euch attraktiv? Lukas: Man kann viel unterwegs sein, sich ein Netzwerk aufbauen, das finde Vor neun Jahren – mit 17 – wurde Lukas Reinstadler Obmann der Jungbauernschaft/Landjugend Sölden. ich extrem interessant. Und man lernt viele Dinge fürs Leben, ich nehme für die Arbeit sehr viel mit. Melanie: Die meisten sind ja nicht nur bei einem Verein, sondern bei mehreren. Man braucht schon viel Zeit dafür, aber es gibt keine Konkurrenz, eher Zusammenarbeit. Wie viele andere im Dorf arbeitet ihr im Tourismus. Habt ihr noch Zeit für den Verein? Lukas: Sicher kann man den Tourismus nicht außer Acht lassen, aber für mich sind Jungbauern und Landjugend der Ausgleich dazu. Auch wenn es viel Arbeit ist, finde ich für mich dabei Ruhe und Entspannung. TIPP Melanie Santer hat uns auch ihren liebsten Ort im Ort verraten, mehr dazu auf der nächsten Seite. 30REGION 30 kommunikation KOMMUNIKATION MEIN LIEBSTER ORT MEIN LIEBSTER ORT IM ORT Dass die Welt ins Dorf hereinschneit, das ist man im Hinteren Ötztal gewöhnt. Auch sich auf Reisen, bei sportlichen Wettkämpfen oder ein Studiensemester lang in der Welt umzusehen, gehört vor allem für junge Menschen ganz selbstverständlich zum Leben dazu. Ihre Lieblingsorte liegen dann aber doch oft dort, wo sie daheim sind, ganz für sich sein können, abseits von der Welt und dem Dorf: drei Beispiele aus Sölden, Vent und Obergurgl. route. Ich fahre oft am Abend noch eine Dreiviertelstunde ins Windachtal hinauf. Aber erst mit der Zeit ist mir aufgefallen, dass ich oben auf 1.900, 2.000 Metern, dort wo die Mountainbiketrails beginnen, immer eine Zeitlang bleibe, dass ich hier einen Lieblingsort gefunden habe. Ich suche mir einen Platz zwischen den Bäumen, schaue in die Abendsonne und ab und zu begegnet mir sogar ein Eichkatzl. Melanie Santer, Vent Mein liebster Ort im Ort ist der Samoarsee in der Gegend der Martin-Busch-Hütte. Ich habe ihn durch meinen Opa kennen gelernt, der Jäger ist. Er hat früher die Jagd dort gehabt und es ist seine Lieblingsgegend. Ich bin viel mit der Mama unterwegs, wir zwei gehen viel, motivieren uns gegenseitig. Im Sommer ist es oft nicht leicht wegzukommen, aber einmal pro Woche nehmen wir uns Zeit für eine Wanderung. Von Vent aus geht man viereinhalb, fünf Stunden zum See. Wenn wir bis zur Martin-Busch-Hütte fahren, sind es eineinhalb bis zwei. Wir fahren um zwei, halb drei Uhr in der Nacht los und gehen zum Sonnenaufgang hinauf. Wir haben Frühstück dabei und bleiben ein bisschen oben. Dort oben ist man mitten im Hochgebirge, man hat eine tolle Aussicht auf die Zwei- und Dreitausender in der Umgebung und weiter: zum Similaun und, wenn man Glück hat und es sehr klar ist, bis in die Dolomiten. Eigentlich ist der Samoarsee nicht zu verfehlen, er liegt ja am Weg zur Kreuzspitze, aber man muss schon ein geübter Wanderer sein, um dorthin zu kommen, und darum hat man am See dann seine Ruhe. Lukas Grüner, Sölden Ich bin viele Jahre Snowboardrennen gefahren, 1999, im letzten Jahr in der Skihauptschule in Stams, bin ich in den A-Kader gekommen und ab da die ganze Weltcup-Tour gefahren. Es gibt Wettkämpfe, da kommt man abends in einem Ort an, fährt am nächsten Tag ein Rennen und fliegt danach weiter, da bekommt man nicht viel mit. Trotzdem merkt man mit der Zeit, wie unterschiedlich die Menschen in den verschiedenen Ländern sind. Manchmal, wie bei der Olympiade in Vancouver 2010, hatten wir auch Zeit, uns die Gegend anzusehen. Auch Patagonien mit den weiten Ebenen, Seen und Vulkanen hat mich sehr beeindruckt. Nach der Olympiade habe ich meine Profikarriere beendet, weil ich nicht mehr so hundertprozentig motiviert war, wie man es zum Snowboardcross sein muss. Jetzt lebe ich wieder im Ötztal, habe hier meine Freunde und einen tollen Job im Themenmanagement des Ötztal Tourismus. Hinter meiner Wohnung in Wildmoos führt eine Mountainbike-Strecke vorbei, meine Haus- Julia Grüner, Obergurgl Im September habe ich mein Studium am MCI mit dem Master in Tourismus und Freizeitwirtschaft abgeschlossen. Gleich danach hat die Wintersaison begonnen, und weil es im Geschäft meiner Familie gerade einen Engpass gegeben hat, habe ich überall ausgeholfen, wo Not am Mann war. Während meines Studiums habe ich ein Auslandssemester an einer Partner-Uni des MCI in Hawaii gemacht und mir dort auch viel Natur angesehen: Strände, Vulkane, Urwälder. Jetzt möchte ich gerne ein paar Jahre im Ausland arbeiten. Noch will ich nicht in Obergurgl bleiben, auch wenn es mir hier gut gefällt. Man trifft Menschen aus der ganzen Welt, da vergisst man manchmal, dass man am Ende vom Tal wohnt. Bei all der Hektik, die im Ort herrscht, gehe ich gerne zwischendurch in den Zirbenwald, einen kleinen, relativ dichten Wald ungefähr eine halbe Stunde Fußweg von unserem Haus entfernt. In der Mittagspause geht sich das gut aus. Es gibt Bänke, Vogelhäuser, breite und schmale Wege, im Sommer kann man zu einem Wasserfall spazieren, und wenn man weiter geht kommt man zur Ötztaler Ache, wo wir als Kinder oft Sandspielen waren. Es ist wirklich schön in dem Wald, weil man oft allein auf einem Bankl sitzt und von dem ganzen Trubel im Dorf nichts mitbekommt. 31 32KOMMUNIKATION SPORT AUF SCHNEE UND AUF RASEN Den Stars zujubeln Was für ein Auftakt! Am 25. und 26. Oktober 2014 gewannen Anna Fenninger und Marcel Hirscher den jeweils ersten Riesenslalom der Saison auf dem Rettenbachgletscher. Aber nicht nur das Audi FIS Skiweltcup Opening war ein voller Erfolg, begeistert waren auch die Mitglieder des Florian Scheiber Fanclubs, die ihren Star zum Hahnenkammrennen in Kitzbühel begleiteten. Ob Pistenfahrerin oder Golfprofi, Fußballer oder Tennisspielerin – wer im Hinteren Ötztal lebt, widmet sich dem Sport mit viel Hingabe. Selbstverständlich ist auch die Raiffeisenbank Sölden dem Sport eng verbunden, beim Sponsoring, beim Ticketverkauf und bei den Aktiven. Junge Talente Große Erfolge und leider auch erzwungene Pausen prägten die Saison 2014/15 der von der Raiffeisenbank Sölden geförderten Nachwuchstalente im alpinen Skilauf: Fabio Gstrein (links) gewann sein erstes FIS-Rennen, den Riesentorlauf am Petzen. Darüber hinaus errang er beim European Youth Olympic Festival (EYOF) im Mixed Team die Goldmedaille sowie bei den Österreichischen U18-Meisterschaften Gold im Riesentorlauf und Slalom sowie Silber in der Kombination. Die Tiroler Meisterin im Super-G Sophie Riml (Mitte) hatte auch sonst oft die Nase vorn: Zahlreiche Stockerl- und Top-Ten-Plätze bei den Österreichischen Meisterschaften, beim Landes- 33 cup, Bezirkscup und in weiteren Rennen weisen sie als eine der Schnellsten aus. Franziska Gritsch (rechts), beim EYOF mit Fabio Gstrein im Goldteam, hatte zwar im November 2014 und im Februar 2015 Verletzungspech, konnte sich aber über viel Rückhalt bei der Genesung freuen. Dafür sei allen, die sie unterstützt haben, herzlich gedankt. Kneisl aufs Podest! Nein, nein, hier ist nicht vom Skihersteller die Rede, sondern von den besten Rennläufern der Raiffeisenbank Sölden: Ronald Kneisl war bei den Tiroler und Österreichischen Raiffeisen Skimeisterschaften 2014 und beim Skimeeting Interbancario Europeo in Scuol erfolgreich, Monika Kneisl ging als Siegerin ihrer Altersklasse aus den Österreichischen Raiffeisen Skimeisterschaften hervor. Da versteht es sich fast von selbst, dass das Team der Raiffeisenbank Sölden auch das Sölder Betriebsskirennen 2014 gewann. 163 Tore … Alle Sportskanonen Damit Turniere ausgetragen, Trikots gekauft oder einfach die alltäglichen Arbeiten im Verein erledigt werden können, braucht es persönlichen Einsatz – und finanzielle Unterstützung. 2014 förderte die Raiffeisenbank Sölden u. a. den KSK Raiffeisen Ötztal, die Ötztaler Golfer, den Schiclub Vent, den Skiclub Sölden-Hochsölden, die SPG Falkner & Riml Sölden, den Tennisclub Sölden sowie den Union Radclub Ötztal und steuerte zu den Internationalen Skimeisterschaften der IVBV Bergführer in Obergurgl-Hochgurgl etwas bei. … fielen in der regulären Spielzeit bei der Fußball-WM in Brasilien 2014, genauso viele, wie Marco Zell, Leonhard Moser und Dominic Gstrein beim WM-Gewinnspiel der Raiffeisenbank Sölden getippt hatten. Sie wurden mit je einem Sparbuch im Wert von 50, 100 bzw. 200 Euro belohnt. Unter jenen, die auf Deutschland als Weltmeister gesetzt hatten, wurden zehn T-Shirts verlost. DIE SCHNELLSTEN UND DIE MITTELSCHNELLEN AUF ZWEI RÄDERN An den Ötztaler Radmarathon kommt in Sachen sportliche Herausforderung so schnell nichts heran. Wenn am 30. August 2015 wieder Tausende Straßenradlerinnen und -radler in Sölden an den Start gehen, dann liegen 238 Kilometer, 5.500 Höhenmeter und mindestens sieben Stunden Fahrt vor ihnen. Den Sieg trägt der Schnellste davon – ein entscheidender Unterschied zum Ötztaler Moped Marathon, bei dem am 27. Juni 2015 jene prämiert werden, deren Fahrzeit genau im Mittel liegt. Schräge Outfits sind erwünscht, Spaß ist garantiert, die Anforderungen an Mensch und Maschine sind aber auch dabei nicht zu unterschätzen. Nachwuchstalente am Ball Anhaltender Beliebtheit bei jungen Ballkünstlern erfreut sich der Raiffeisen Juniorcup. Auch 2014 nahmen die Volksschulen Sölden, Gurgl und Vent mit großem Einsatz an der Vorausscheidung teil, das Bezirksfinale konnte die Volksschule Sölden für sich entscheiden. 34 kommunikatioN – ERBE KULTURRAUM SÖLDEN 34KOMMUNIKATION SONDERAUSSTELLUNG 2014 35 Kluge Töpfe 25 geerdete Antworten auf unsere Zukunftsfragen Wie die Finanzen so die Pflanzen: Bei der Ausstellung „Kluge Töpfe“ wuchsen von Juli bis Oktober 2014 Grünzeug und Wasserlinsen, Bäume, üppige Ranken, Kräuter, Nachtschattengewächse, Baumwolle, Stoffblüten und Papierblumen im erbe kulturraum sölden. Seit 1889 verfolgt die Raiffeisenbank Sölden als Genossenschaft die Idee, gemeinschaftlich erfolgreich zu sein, demokratisch Ziele zu definieren und zu erreichen und das Hintere Ötztal als prosperierende Region zu erhalten. Die Vision der Gemeinsamkeit teilt sie mit vielen Genossenschaften, Vereinen und anderen Zusammenschlüssen, die in einem Dorf, einer Region, international oder global kleine und große Pläne verwirklichen. Anlässlich ihres 125-jährigen Jubiläums 2014 zeigte die Raiffeisenbank Sölden 24 nachahmenswerte Beispiele – und ein anderes – für gemeinschaftliche Lösungen in allen Lebensbereichen, zusammen „25 geerdete Antworten auf unsere Zukunftsfragen“. Jeweils vier Initiativen aus den Themenkreisen Gesellschaft, Energie, Region, Wirtschaft, Wohnen und Ökologie vertra- ten dabei eine Vielzahl erfolgreicher Kooperationen und konnten als Anregung dienen, auch eigene Ideen gemeinschaftlich zu entwickeln und umzusetzen. Auf den folgenden Seiten wollen wir Ihnen noch einmal Beispiele aus allen Themenbereichen in Erinnerung rufen und Ihnen zeigen, wie zukunftsweisend Genossenschaften und verwandte Konzepte heute noch sind. Topf Wahrhaft biblisch ist der Topf, denn in der Schriftsprache taucht er erstmals in Martin Luthers Bibelübersetzung auf. Zuvor war das Wort wohl in der Alltagssprache gebräuchlich, denn so ein Topf kann vieles sein: ein Vorratstopf, der seinen Inhalt schützt, ein Kochtopf, in dem ein Eintopf brodelt, ein Goldtopf am Ende des Regenbogens, eine Metapher für die Liebe, wenn jeder Topf seinen Deckel findet. Am hübschesten macht sich so ein Topf aber als Blumentopf, in dem aus dem kleinsten Samen mit Erde, Wasser und ein wenig Zuwendung eine starke, schöne Pflanze wächst. Als solcher ist er auch ein prächtiges Symbol für die gedeihliche Atmosphäre, die Genossenschaften schaffen, und somit als wandlungsfähiges Ausstellungsstück zu diesem Thema bestens geeignet. 36 kommunikatioN – ERBE KULTURRAUM SÖLDEN 36KOMMUNIKATION In die Töpfe gucken Anregende Beispiele für Gemeinschaftsprojekte aus der Ausstellung „Kluge Töpfe – 25 geerdete Antworten auf unsere Zukunftsfragen“ GESELLSCHAFT 150 m2 Dorfbod’n Die Menschen im Ort näher zusammenzubringen, gelang der oberösterreichischen Gemeinde Weibern mit dem Projekt „150 m2 Dorfbod’n“ im Jahr 2000. Auf dem von der Künstlergruppe „Die Fabrikanten“ gezimmerten Platz konnten Einzelpersonen oder Gruppen ihre Ideen für kulturellen Austausch, Diskussionen, Konzerte und anderes mehr verwirklichen. An den 83 Veranstaltungen beteiligten sich 900 Aktive, nach dem Ende des Projekts wurde, um die Idee fortführen zu können, ein leer stehender Dachboden zum multifunktionalen Kunstraum (MuFuKu) umgewandelt. www.weibern.at/dorfbodn/text.htm · www.fabrikanten.at/150qm_dorfboden weitere Projekte im Bereich Gesellschaft: taz.die tageszeitung Wir gemeinsam Zeittausch-Netzwerk Fairnopoly eG Energie EUM Genossenschaft – Energie- und Umweltbetriebe Moos Was in einer kleinen Region an unabhängiger (Energie-)Versorgung möglich ist, zeigen die Energieund Umweltbetriebe Moos seit 2002. Die EUM Genossenschaft betreibt zwei Wasserkraftwerke – gemeinsam mit der Gemeinde Moos im Passeier bzw. der SEL Südtiroler ElektrizitätsAG –, ein Fernheizwerk und das Verteilernetz in Moos, stellt BreitbandInternet bereit, leitet vier Dorfläden und eine Tankstelle. Als Genossenschaft modernen Zuschnitts erweist sich die EUM auch, indem sie in neue Technologien investiert und ihre Leistungen so günstig wie möglich anbietet. eum-genmbh.com weitere Projekte im Bereich Energie: Wasserkraft Sölden eGen Netzkauf Elektrizitätswerke Schönau eG BürgerInnen-Solarkraftwerke Region Tiroler Heimatwerk Reg. Gen. m. b. H. Das Tiroler Heimatwerk wurde 1934 von Strickerinnen und Handwerkern gegründet, um der Armut in den bäuerlichen Regionen Tirols zu begegnen. Seither vertreibt die Genossenschaft handwerkliche Produkte aus Tirol, wie Strickwaren aus dem Paznauntal, Kräuterprodukte aus Trins und Tiroler Schnäpse, das Sortiment umfasst auch Trachten, Kunsthandwerk und (Wohn-)Textilien aus anderen Regionen. www.tiroler.heimatwerk.at weitere Projekte im Bereich Region: Schafzuchtverein Sölden-Zwieselstein Werkraum Bregenzerwald Slow Food International SONDERAUSSTELLUNG 2014 Wirtschaft HausGemacht eG Aus einem Hilfsprojekt für Langzeitarbeitslose der Stadt München ging 1998 die Genossenschaft HausGemacht hervor. Ihr gehören neben sechs in der Verwaltung tätigen Frauen 36 ausgebildete Haushaltshilfen an, die stundenweise für Reinigungsarbeiten, Essenszubereitung, Kinder- und Seniorenbetreuung in Privathaushalte vermittelt werden. Sie erhalten ein festes Gehalt, sind unfall- und haftpflichtversichert und als Mitglieder auch Mitinhaberinnen und Mitinhaber der Genossenschaft. www.hausgemacht-muenchen.de weitere Projekte im Bereich Wirtschaft: Mondragón Cooperación Coóperativa VI.P Gen. landw. Gesellschaft Gerätewerk Matrei e. Gen. Wohnen Gemeinde Zwischenwasser Seit den 1980er-Jahren wirkt die Gemeinde Zwischenwasser der Zersiedelung entgegen, indem sie den Flächenwidmungsplan korrigierte, einen Fachbeirat für Architektur und Gemeindeentwicklung installierte, Architekturwettbewerbe ausschrieb und Bürgerbeteiligung forcierte. Ablesbar sind alle diese Aktivitäten am Ortsbild, dem Verkehrskonzept, der Architektur und dem Einsatz von erneuerbaren Energien. www.zwischenwasser.at weitere Projekte im Bereich Wohnen: Sargfabrik Chasa Reisgia Tausche Bildung für Wohnen Ökologie Mobility Genossenschaft Wer in der Schweiz Autos lieber gemeinsam als alleine nutzt, sich für den öffentlichen Verkehr, E-Mobility oder mehr Grünflächen in Wohnanlagen begeistert, der kommt an Mobility nicht vorbei. Die Genossenschaft verfügt über 2.650 Fahrzeuge in 500 Schweizer Orten, hat weit über 50.000 Mitglieder und mehr als 100.000 Kundinnen und Kunden. Bemerkbar macht sich das vor allem für die Umwelt: Mithilfe von Mobility werden pro Jahr 19.800 t CO2 gespart. www.mobility.ch weitere Projekte im Bereich Ökologie: Foodsharing e. V. Karma Chakhs 1-m2-Haus ≥ siehe auch Wohnen, Seite 24/25 Im Verborgenen blühen Mitunter werden Strukturen, die Genossenschaften, Vereine und Online-Communitys auszeichnen, auch für kriminelle Machenschaften genutzt. Manche Netzwerke, die in Korruption, Menschenhandel oder Terrorismus verwickelt sind, verzichten auf hierarchische Strukturen, organisieren sich unabhängig und/oder bilden Communitys im Deep Web. So können sie sich einer strafrechtlichen Verfolgung weitgehend entziehen. 37 38 kommunikatioN – ERBE KULTURRAUM SÖLDEN SONDERAUSSTELLUNG 2016 TRAUMFABRIK SÖLDEN Von Hitchcock über die Geierwally zu James Bond Nicht erst, seit James Bond 2015 im Hinteren Ötztal seinem gefährlichen Auftrag nachging, sind Berge und Dörfer der Region beliebte Drehorte. Den hier entstandenen Spielfilmen und ihrer Geschichte widmen wir die Sonderausstellung 2016 im erbe kulturraum sölden. SONDERAUSSTELLUNG 2015 Der Eissee im Rofental bedroht Sölden Der Vernagtferner am 9. Juli 1601 Die älteste Gletscherdarstellung der Welt im erbe kulturraum sölden Das Wasser weist den Weg durch die Ausstellung „H2Ö – Wässriges und Eisiges im Sommer und Herbst 2015“, ein Kooperationsprojekt von Turmmuseum Oetz, Ötztaler Heimat- und Freilichtmuseum, Naturpark Ötztal, Ötztaler Heimatverein und erbe kulturraum sölden. Wir gehen zurück in die Geschichte, als ein gefährlicher Eissee die Dörfer im Ötztal zu verwüsten drohte. Diesem Naturphänomen verdanken wir ein frühes Interesse der Behörden an den Gletschern im Hinteren Ötztal – und damit das zentrale Exponat der Sonderausstellung 2015: Die älteste Gletscherdarstellung der Welt zeigt den Eissee am Vernagtferner im Jahr 1601. Eine Verbindung zu heutigen Fragestellungen von Kunst und Wissenschaft bieten drei Begleitveranstaltungen: Zur Sonderausstellung geöffnet 17. August bis 16. Oktober 2015 Montag bis Freitag 8–12 und 14.30–17 Uhr sowie bei Abendveranstaltungen 17. August 2015, 19.30 Uhr Fernerschauen anno 1601 Eröffnungsgespräch mit ao. Univ.-Prof. Dr. Kurt Nicolussi Institut für Geographie, Universität Innsbruck 14. September 2015, 19.30 Uhr Es ist das Spektakuläre der Berge, der Gletscher und Felsabbrüche, das das Hintere Ötztal als Filmkulisse so reizvoll macht. Vom ersten Ötztaler Spielfilm, Alfred Hitchcocks „The Mountain Eagle“ (1926), von dem nur einige Standfotos erhalten geblieben sind, über die Literaturverfilmung „Die Geierwally“ aus der NS-Zeit bis hin zum James-BondFilm „Spectre“ wurden die Natur und die Menschen des Tales wirkungsvoll in Szene gesetzt. Mit Filmausschnitten, Dokumentationen, Archivmaterial und historischen Aufzeichnungen vom Tagebuch bis zum Zeitungsbericht begeben wir uns auf die Spuren der „Traumfabrik Sölden“. 39 Calling the Climate Lecture von Kalle Laar Künstler, München 15. Oktober 2015, 19.30 Uhr Von den Rofentaler Fernern zum Kilimandscharo und retour Vortrag von Univ.-Prof. Dr. Georg Kaser Institut für Meteorologie und Geophysik, Universität Innsbruck Bild: Ausbruch des Vernagtferners, Beilage zum Bericht des Kommissionärs Jäger von 1601 (Ausschnitt) erbe R a i f k ult ur ra f D or eis enb um s ö fstr lden ank a A- 6 4 50 ß e 88 S ölden www Sö .rb - lden soe lden . at Eröffnung laden wir zu einem Gespräch mit dem Geographen Kurt Nicolussi, weitere Programmpunkte sind eine künstlerische Annäherung an den Klimawandel von Kalle Laar, dem Erfinder des Gletschertelefons, und schließlich ein Beitrag des Klima- und Kryosphärenforschers Georg Kaser zum Abschluss der Ausstellung.
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