gerecht steuern

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KULTUR.KINO.RUHR.
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Januar 2016
www.trailer-ruhr.de
Das MeinungsMagazin
www.approachingthepuddle.de
Europa gestalten.
MEHR FAIRNESS IM FISKUS!
GERECHT STEUERN
THEMA IM JANUAR
THEMA
DES MONATS
choices
engels
trailer-ruhr
PRÄSENTIERT
MI / 13.01.2016 / 20 Uhr
Steffen Möller
„Viva Warszawa – Polen
für Fortgeschrittene“
Hans Gerzlich
SO / 17.01.2016 / 19 Uhr
Hans Gerzlich
„So kann ich nicht arbeiten“
DO / 21.01.2016 / 20 Uhr
Klavecks - „Der letzte
Emscherläufer“
Ein wunderbares Stück MusikTheater – geschrieben von Kult-Autor
Sigi Domke und mit einem hervorragenden Markus Kiefer als Klavecks.
Klavecks
Anka Zink
I n t e r n a t i o n a l
Dance on Screen Festival
die börse
.
Wuppertal
.
28. – 31. 01. 2016 .
www.festival.tanzrauschen.de .
SO / 24.01.2016 / 19 Uhr
Anka Zink
„Zink EXTREM positiv“
In extremen Zeiten muss man
extrem gut denken.
DO / 18.02.2016 / 20 Uhr
Matthias Egersdörfer
„Carmen oder die
Würde des Menschen
ist ein Scheißdreck!“
SA / 20.02.2016 / 20 Uhr
Sabine Bode
„Kinder sind ein Geschenk ... aber ein
Wellness-Gutschein hätt‘s auch getan.“
Sabine Bode
Matthias Brodowy
SO / 28.02.2016 / 19 Uhr
Fatih Cevikkollu
„EmFatih“
SO / 06.03.2016 / 19 Uhr
Matthias Brodowy
„Kopfsalat“ – Chaoskabarett
MI / 09.03.2016 / 20 Uhr
im Schauspielhaus Bochum
Marlene Jaschke
„Nie wieder vielleicht“
Marlene Jaschke
In ihrer liebenswerten Art erzählt
0DUOHQH-DVFKNHŊGLH.XOWƓJXUYRQ
Komikerin Jutte Wübbe – von den
Veränderungen in ihrem Leben.
Weitere Veranstaltungen und Informationen unter
www.bahnhof-langendreer.de sowie auf Facebook
www.facebook.com/BahnhofLangendreerBochumKulturzentrum
Wallbaumweg 108, 44894 Bochum, Tel. 0234/6871610
Screening . Looproom . Conference . Workshops
Vier Tage lang Choreographien für die Kamera mit Beiträgen internationaler
Festivals und Wettbewerbe: Athens Video Dance Project, Athen |
CINEDANS, Amsterdam | COORPI – Coordinamento Danza Piemonte,Turin |
JOINT ADVENTURES, München | LOIKKA dance film festival, Helsinki |
Pina Bausch Foundation, Wuppertal | POOL – Internationales Tanzfilmfestival,
Berlin | Screendance Africa, Kapstadt | ScreenDance Festival, Stockholm |
ScreenMoves, Kopenhagen
Das TANZRAUSCHEN – International Dance on Screen Festival
ist eine Veranstaltung von Tanzrauschen e. V. in Kooperation mit dem
Kommunikationszentrum „die börse“, Wuppertal.
Veranstaltungsort: die börse, Wolkenburg 100, 42119 Wuppertal
Vorverkauf wuppertal-live.de
hamburgwuppertal.de
Matthias Egersdörfer
Matthias Egersdörfer, Claudia Schulz
und Andy Maurice Müller tauchen
tief in menschliche Abgründe hinab.
-ruhr.de
Mehr Meinung. Service. Hintergrund. – In NRW.
empfehlen | weitersagen | kommentieren
Alle Texte. Ihre Stimme. Filmkritik im FORUM.
Foto: Presse
trailer-Thema.
5 GERECHT STEUERN
Wie Konzerne es schaffen, dem Staat Milliarden
vorzuenthalten
6 Themeninterview
M. Meinzer über Deutschlands Rolle als Steueroase
Lesen Sie weitere Artikel zum Thema auch unter:
choices.de/thema und engels-kultur.de/thema
Bühne.
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Bahnhof Langendreer / Tanzrauschen
Aalto / Schauspiel Essen
Musiktheater im Revier
Auftritt – „Der zerbrochne Krug“ in den Kammerspielen
Schauspielhaus Bochum
Premiere – Wedekinds „Lulu“ in Oberhausen
Theater Ruhr
„Caspar Hauser“ in Essener Studio
„Besessen“ auf der Dortmunder Studiobühne
„Bilge Nathan“ im Prinz Regent Theater
14 Theater-Kalender Ruhr
16 Komikzentrum Ruhr
Bocholte Pepperoni für C. Ehring und S. Solga
Prolog
2016: Die bedrohte Kreatur an den Theatern
47 culture club
Live Ballet: Bolschoi Theater
Literatur.
34 Wortwahl – Buch Empfehlungen
ComicKultur – Comic Empfehlungen
35 Textwelten
Die lit.Cologne überrascht mit ihrer 16. Auflage
Lesezeichen
Literatur: Dortmund, Oberhausen und Gelsenkirchen
36 Medienforum Essen
Literatur-Kalender Ruhr
BÜHNE
Theater Ruhr
„Caspar Hauser“, Foto: Thilo Beu
13
KINO
Anomalisa
Kino.
Kultur in NRW.
18 Film-ABC
V orspann
19 KritikerspiegelRuhr
Kino-Kalender Ruhr
20 Film des Monats
„Anomalisa“
21 Festival Interview
Kinofest Lünen 2015 – 15 Jahre Berndt-Media-Preis
Film-Kritik
23 Hintergrund
„Jane Got a Gun“
27 Roter Teppich
Jürgen Prochnow über „Remember“, „Die dunkle
Seite des Mondes“ und seine Karriere
29 Gespräch zum Film
Regisseurin Julia von Heinz über die KerkelingVerfilmung „Ich bin dann mal weg“
31 UCI
44 culture club
Kino Café: „Kiss the Cook“
Premiere: „Die dunkle Seite des Mondes“
Musik.
überregional
12 Musical in NRW
„Hello Dolly!“ in Aachen
„My Fair Lady“ in Köln
Tanz in NRW
Tanzrauschen: International Dance On Screen
Festival
14 Oper in NRW
„Die Liebe zu den drei Orangen“ in Essen
37 Popkultur in NRW
Über krude Weltbilder in der Popmusik
Improvisierte Musik in NRW
Drehorgel und Bassklarinette in Dortmund
38 Klassik an der Ruhr
Nikolaus Harnoncourt zieht sich als Dirigent
zurück
40 Kunst in NRW
„Japans Liebe zum Impressionismus –
Von Monet bis Renoir“ in Bonn
38 Kompakt Disk
Fetter Sound vs. Der Mehrwert der kargen
Produktion
Kunst.
39 kunst & gut
Heinz Mack in der Küppersmühle Duisburg
40 Kunstwandel
Es gibt ein neues Museum in Bochum –
und was für eins!
41 RuhrKunst
Rudolf Jahns in Hagen
Jim Dine in Essen
Das flüssige Gold in Dortmund
42 Sammlung
„Scènes du Geste“ein Wochenende für
weltbewegende Choreografien
43 Kunstkalender NRW
47 culture club
Museum Bochum: „Digital / Original“
Film des Monats
20
LITERATUR
Foto: picture alliance ROP
trailer spezial.
4 Intro – „Die Macht der Hoffnung“
44 Auswahl – im Januar
Veranstaltungs-Empfehlungen des Monats
47 Impressum
Heute schon digitale Fingerabdrücke hinterlassen?
trailerRuhr
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Dieses Icon zeigt Ihnen den Weg.
Textwelten KUNST
35
kunst & gut
Heinz Mack, „Ein Raum für Apollo“
39
Intro
-ruhr.de
Januar 2016
trailer + trailer-ruhr.de
Die Hoffnung ist irgendwo da draußen, Foto: by-studio / fotolia
Die Macht der Hoffnung
Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund
Thema
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Gerecht steuern
Markus Meinzer vom Tax Justice Network,
das sich für mehr Steuergerechtigkeit weltweit einsetzt. Im Interview erklärt er, warum
Deutschland Transparenz in internationalen
Steuerfragen fürchtet und wie sich jeder für
mehr Steuergerechtigkeit engagieren kann.
Markus Meinzer
Bühne
Foto: privat
11
Premiere
Stef Lernous, Schauspieler und Kult-Regisseur
des belgischen „Abattoir Fermé“, präsentiert
in Oberhausen Frank Wedekinds „Lulu“ als atmosphärische „Mörderballade“ mit englischem
Songmaterial.
Stef Lernous
Film
Foto: Dominik Lenze
29
Gespräch zum Film
Julia von Heinz („Hannas Reise“) hat Hape Kerkelings Bestseller „Ich bin dann mal weg“ mit
Devid Striesow verfilmt. Wie trifft man dabei
den besonderen Ton der Vorlage, und wie ist
es, am Jakobsweg einen Kinofilm zu drehen?
Julia von Heinz
Kunst
Foto: © Warner Bros.
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Sammlung
Die am Centre National de la Danse erarbeiteten „Scènes du Geste“ lassen in Essen
Tanzgeschichte lebendig werden. PACT-Leiter
Stefan Hilterhaus sprach mit uns über das aus
Paris stammende Performance-Event aus der
Programmreihe „friendly takeover“.
Stefan Hilterhaus
Foto: Dominik Lenze
Das Jahr ist vorbei. Gott sei Dank! Für die sanftmütigeren unter uns ging es
in den letzten 12 Monaten doch etwas sehr turbulent zu. Flüchtlingskrise,
Kriege in Syrien und der Ukraine, Paris-Terror, Pegida-Hetze und natürlich
reichlich Griechenland. VW-. FIFA-und WM-Skandal, Flugzeugabstürze,
Stellwerksbrände und konservative Wahlsiege in England, Israel und Polen.
Kurzum, wer in Pessimismus machen will, hat gute Gründe. Da man angesichts von Krisen, Krieg und Terror fast nur noch dem Eskapismus frönen
möchte, ist die spannendste Frage für das kommende Jahr, ob man sich vom
aktuellen Teil der Sternenkriegs-Saga („Das Erwachen der Macht“) inspirieren lässt oder doch lieber vom allerersten: „Eine neue Hoffnung“.
Allzu viel Hoffnung sollte man auf eine gerechtere Reformierung des europäischen Steuersystems lieber nicht setzen, zu mühsam mahlen die Mühlen europäischer Politik, zu gegensätzlich sind oft die Einzelinteressen. In
unserem Monatsthema GERECHT STEUERN nehmen wir die strukturellen
Gerechtigkeitslücken unseres Steuersystems dennoch unter die Lupe und
lassen uns vom Steuer- und Finanzexperten Markus Meinzer erläutern, wie
man selbst aktiv gegensteuern kann.
Vielleicht ist es bei der Steuerflucht ja ähnlich wie bei Kleist: diejenigen, die
das System reformieren sollen, müssten sich dazu selbst überführen. Dietmar Bär jedenfalls windet sich als Dorfrichter Adam in DER ZERBROCHNE
KRUG in den Kammerspielen Bochum wie ein Aal, zur Freude des Publikums.
Das Publikum in Oberhausen wiederum darf sich auf eine Femme fatale und
gute Musik freuen: STEF LERNOUS, belgischer Kult-Regisseur, spricht im
Interview mit trailer über seine Inszenierung von LULU am Theater Oberhausen.
Ebenfalls gesprächsfreudig zeigt sich Stefan Hilterhaus von PACT ZOLLVEREIN. Beim choreografischen Zentrum in Essen gastiert im Januar das
französische Centre National de la Danse, das hohe Tanzkunst mitbringt.
Spitzenkunst zeigt auch das MUSEUM KÜPPERSMÜHLE noch bis Ende Januar. Die Werkschau von ZERO-Mitgründer Heinz Mack lockt die Besucher
mit leuchtenden Spektralfarben in den Duisburger Innenhafen.
Weniger leuchtend, eher von pessimistischer Grundstimmung gefärbt ist
unser Film des Monats ANOMALISA. Charlie Kaufmanns Stop-MotionPuppenspiel mausert sich aber zu einem emotional dichten Meisterwerk,
das nicht nur Hochglanzanimationsfilme aussticht, sondern besser als die
meisten Realfilme ist.
Real war die Wanderung, die Hape Kerkeling über den Jakobsweg führte.
JULIA VON HEINZ hat den Bestseller „Ich bin dann mal weg“ nun für die
große Leinwand adaptiert. Im Interview erklärt die Regisseurin, warum sie
den Film im Grunde nur für Kerkeling gedreht hat. Auch JÜRGEN PROCHNOW, im Januar mit zwei Filmen im Kino vertreten, treffen wir zum Gespräch. Der weiß dank Maskenbildnern nun, wie er in 20 Jahren aussieht
und blickt gar nicht so pessimistisch in diese Zukunft.
Schließen wir uns ihm an und sagen uns: Irgendwo da draußen gibt es
Hoffnung!
Benjamin Seim
4
Thema
Einsatz für
 Dein
(Steuer)gerechtigkeit?
[email protected]
Wir freuen uns auf Post.
Steuergerechtigkeit geht alle an – Wie Konzerne es schaffen, dem Staat Milliarden vorzuenthalten
Im Jahr 2011 hat Apple vom deutschem Staat fallen aber keine Steuern an, sondern nur auf den
mehr als 200.000 Euro an Steuern zurückerstattet reinen Gewinn. Dieser wird ermittelt, indem sämtbekommen. So berichten es unter anderem Max liche Kosten vorher abgezogen werden. Was genau
Uthoff und Claus von Wagner in einer Folge der als Kostenfaktor ausgewiesen werden darf, ist teils
„Anstalt“. Auch andere Großkonzerne, wie Star- gesetzlich festgelegt und liegt teils im Ermessen
bucks und Amazon, Ikea und Fiat, haben in den des Unternehmens. Recherchen, wie die Luxleaks,
haben gezeigt, dass eivergangenen Jahren in
trailer-Thema im Monat Januar:
nige Großkonzerne in
Deutschland keine oder
diesem Punkt sehr findig
nur sehr wenige Steuern
Wo der Großkonzern trickst, bluten der Mittelstand und
sind. So werden etwa
bezahlt. Und das, obwohl
kleine Unternehmen. Müssen der Staat und die
Beratungshonorare,
sie Milliardengewinne
EU stärker mit fairen Steuern lenken, um unsere GesellManagementkosten
eingefahren haben. Wie
schaft insgesamt gerechter zu machen?
oder Lizenzgebühren in
kann das sein?
Lesen Sie weitere Artikel zum Thema auch in:
Millionenhöhe angeDas ungute Gefühl, dass
geben, die den Gewinn
in Deutschland vor allem
www.choices.de www.engels-kultur.de
schmälern. Zumindest
die Mittelschicht, kleine Betriebe und sozial Schwache Steuern zahlen auf dem Papier. Denn in der Realität wandern die
müssen, während reiche Einzelpersonen und Fir- Gebühren häufig auf ein konzerninternes Konto.
men sich davor drücken, ist nicht bloß ein Gefühl. Das ist möglich durch Faktor 2: Die Aufteilung in
Zwar wäre es falsch zu behaupten, dass DIE Rei- Mutter- und Tochtergesellschaften. Da sämtliche
chen alle keine Steuern zahlen. Doch zwei Fakten Töchter im Steuerrecht als eigenständige Firmen
sind nicht zu leugnen. Zum einen fordern einige gewertet werden, können Gebühren konzernintern
deutsche Vermögende, darunter Ernst Ulrich von verschoben und somit Steuern gespart werden. So
Weizsäcker und Kabarettist Georg Schramm, dass zahlen etwa die deutschen Starbucks-Cafés hohe
Millionäre in Deutschland stärker besteuert wer- Lizenzgebühren an ihren Mutterkonzern in den
den und sich nicht vor ihrer Verantwortung drü- Niederlanden. Die offizielle Begründung lautet,
cken sollten. Zum anderen zeigen die Recherchen dass die Cafés nur dann den Namen „Starbucks“
investigativer Journalisten: Einige Großkonzerne verwenden dürfen. Praktischerweise müssen Einnutzen unterschiedliche Steuergesetze in ver- nahmen aus Lizenzgebühren in den Niederlanden
schiedenen Ländern so geschickt aus, dass sie fast kaum versteuert werden. Wenn sie aus den Niedernirgendwo Steuern zahlen müssen. Drei Faktoren landen in ein anderes Land weitergeleitet werden,
sind gar keine Steuern fällig.
helfen ihnen dabei.
Faktor 1 besteht in der Grundlage der Besteue- Dass solche Steuertricks völlig legal sind, liegt an
rung. Bei einem Arbeitnehmer ist klar, wie hoch Faktor 3: Die europäischen Finanzgesetze ermögder Jahresverdienst ausfällt und wie viele Steuern lichen eine große Intransparenz. Es lässt sich für
gezahlt werden müssen. Diese werden direkt vom Steuerprüfer kaum nachvollziehen, wo die MilliStaat einbehalten, so dass man beim Arbeitslohn ardenumsätze hinverschwinden. Somit ist es für
gar keine Chance hat, seine Steuern nicht zu zah- Großkonzerne möglich, einen hohen Aktienwert
len. Bei Firmen läuft das anders. Jedes Unterneh- und jährlich wachsende Umsätze zu präsentieren
men macht im Jahr einen gewissen Umsatz. Darauf und gleichzeitig fast keine Steuern zu zahlen.
GERECHT STEUERN
Thema im Februar: GUTE ZEIT
5
Durch Recherchen und Veröffentlichungen, unter
anderem durch die Süddeutsche Zeitung, NDR,
WDR, den britischen Guardian und die französische
LeMonde, steht die Politik unter Druck, diese Umstände zu untersuchen. Mittlerweile hat die EUKommission einige Steuerregelungen aus Luxemburg und den Niederlanden als nicht vereinbar mit
geltendem EU-Recht erklärt. Zwar darf die Kommission keine Gesetze ändern, doch wenn ein Staat
einer Firma besonders günstige Steuerkonditionen
gewährt, kann das als illegale Beihilfe gewertet
werden. So ist es auch im Fall von Starbucks und
Fiat im Herbst 2015 geschehen. Die Firmen müssen
nun zwischen 20 und 30 Millionen unrechtmäßig
gewährter Steuervorteile zurückerstatten.
Doch das ist nur ein kleiner Teil des Gesamtproblems. Schätzungen gehen davon aus, dass den
EU-Staaten durch Tricks jedes Jahr etwa eine
Billion Euro Steuergelder verloren gehen. Würden
diese Steuern regulär bezahlt, wäre die Finanzkrise innerhalb weniger Monate gelöst. Millionen
Griechen, Spanier und Portugiesen hätten wieder
eine Zukunft. Daher fordern verschiedene Organisationen, dass die EU-Steuergesetze aktualisiert
werden. Doch einige Länder sperren sich dagegen.
Unter anderem Deutschland. Das ist allerdings relativ unbekannt, weil kaum jemand wirklich Lust
hat, sich mit den Finanzregeln der EU auseinander
zu setzen. Eigentlich würde das aber für alle Bürger enorme Vorteile bringen. Wer also noch einen
guten Vorsatz für‘s Jahr 2016 sucht: Wie wär‘s mit
etwas persönlichem Einsatz für mehr Steuergerechtigkeit?
Marina Engler
Aktiv im Thema
www.appell-vermoegensabgabe.de
www.vermoegensteuerjetzt.de
netzwerksteuergerechtigkeit.wordpress.com | Netzwerk
Steuergerechtigkeit
www.sueddeutsche.de/thema/Luxemburg-Leaks | LuxemburgLeaks bei sz.de
Statt guter Vorsätze, weg mit dem Pessimismus!
Thema
Deutschland: Servicewüste und Steueroase in einem, Foto: Alexmar / fotolia
„Wir verschärfen aktuelle Krisen durch ungerechte Steuerpolitik“
Markus Meinzer, Finanz- und Steueranalyst, über Deutschlands Rolle als Steueroase
trailer: Sie haben im Herbst ein Buch veröf- vergangen Jahren dafür eingesetzt, dass an der
fentlicht mit dem Titel „Steueroase Deutsch- aktuellen Intransparenz nicht gerüttelt wird und
land – Warum bei uns viele Reiche keine Verschärfungen auf EU- oder OECD-Ebene mögSteuern zahlen“. Zunächst zur Wortklärung: lichst gering gehalten werden. Ein Beispiel: Bis
heute wird nicht erfasst,
Was verstehen Sie unter
„Wie können wir uns anmaßen,
wie viel Umsatz und Ge„Steueroase“?
Markus Meinzer: Ich persön- den Entwicklungs- und Schwellen- winn ein Konzern in welländern ihren fairen Steueranteil
chem Land macht. Zwar
lich benutze den Begriff „Steuvorzuenthalten?“
existieren diese Daten auf
eroase“ nicht so gerne, weil
dem Schreibtisch des Vorer etwas Positives suggeriert.
Stattdessen sage ich lieber „Schattenfinanz- stands, aber sie sind geheim. Seit 2014 müssen
platz“. Das trifft es eher. Es ist ein Platz bezie- diese Informationen wenigstens für den Finanzhungsweise ein Land, das Einzelpersonen oder sektor veröffentlicht werden. In den nächsten
Unternehmen dabei behilflich ist, Finanz-Ge- Wochen aber führt Deutschland die Koalition der
setze und -Regeln anderer Länder zu umgehen. Gegner auf EU-Ebene an, um eine Ausweitung
dieser Regeln für alle Wirtschaftssektoren in der
Und das tut auch Deutschland.
In Bezug auf Privatpersonen kann man sich Aktionärsrechte-Richtlinie zu verhindern.
das noch recht einfach vorstellen. Aber wie
kann ein Unternehmen dem Staat Geld vor- Warum bremst Deutschland bei der Transparenz in internationalen Steuerfragen?
enthalten?
Das ist möglich, indem man die Lücken in den Durch die aktuelle Intransparenz ist nicht klar,
Gesetzen verschiedener Länder geschickt aus- ob Deutschland zu den Ländern gehört, aus denutzt. Problem Eins besteht darin, dass nicht nen unter‘m Strich Steuergeld abfließt oder die
genau definiert ist, was der Gewinn eines Un- von fremdem hinterzogenen Geld rein rechneternehmens ist. Klar ist nur: Der Gewinn ist risch profitieren. Die Befürchtung der Regierung
das, was nach Abzug aller Kosten übrig bleibt. ist es aber offenbar, dass sie durch schärfere ReAber was als Kosten abgezogen werden darf, geln insgesamt an Einnahmen verlieren könnte.
das liegt im Ermessen des Unternehmens. Pro- Außerdem üben manche weltweit agierenden
blem Zwei besteht darin, dass ein Konzern mit Großkonzerne erheblichen Druck auf Deutschmehreren Tochtergesellschaften nicht als ein land aus. Denn ihnen ist bewusst, dass sie vor
großes Unternehmen behandelt wird. Sondern allem in Entwicklungs- und Schwellenländern
das Steuerrecht tut so, als wäre jede Tochter zu wenig Steuern bezahlen. Also ist es kein Zueine eigenständige Firma, die in Konkurrenz fall, dass diese mehr Offenheit fordern, während
zum Mutterkonzern steht. Auf diese Weise ist es die Industrienationen mehr Steuertransparenz
möglich, dass alle möglichen Kosten zwischen scheuen.
Mutter- und Tochtergesellschaft herumgereicht
werden. Am Ende fallen die Kosten in Hochsteu- Stimmen die Befürchtungen der Regierung?
erländern an, die Gewinne aber werden auf dem Auch wir vom Tax Justice Network können nicht
Papier in klassische Steueroasen verschoben, wo mit Sicherheit sagen, ob die Steuereinnahmen
sie auf Mini-Steuersätze treffen. Problem Drei in Deutschland durch mehr Transparenz steiist, dass alle diese Geldströme sehr intransparent gen würden oder nicht. Aber es ist davon aussind und kaum nachvollzogen werden können. zugehen, dass viele Konzerne aktuell weder in
Deshalb können es sich Großkonzerne zum Ziel Deutschland noch in anderen Ländern Steuern
setzen, möglichst alle Schlupflöcher zu nutzen, zahlen. Somit wäre das potentielle Steueraufum nirgendwo Steuern zahlen zu müssen. Die kommen insgesamt auf jeden Fall größer. MinWahrscheinlichkeit, dass ihre Steuerpraktiken destens genauso wichtig finde ich auch den moans Licht kommen, ist gering, so dass ihr Ruf ralischen Faktor: Wie können wir uns anmaßen,
den Entwicklungs- und Schwellenländern ihren
kaum gefährdet ist.
fairen Steueranteil vorzuenthalten und diese
Kann also Deutschland gar nichts dafür, dass Länder damit noch weiter zu destabilisieren?
Durch ihre aktuelle Haltung trägt die deutsche
es eine Steueroase ist?
Doch. Die deutsche Regierung hat sich in den Regierung dazu bei, die Schwellen- und EntGute Nachrichten von hier und aus anderen Ländern
6
wicklungsländer zu schwächen beziehungsweise schwach zu halten. Demokratiebewegungen
werden so aufgehalten, Korruption hingegen
wird gestärkt. Diesen Aspekt vermisse ich in der
aktuellen Flüchtlingsdebatte.
Kann es angesichts dieser Taktiken und dem
Veto der Industriestaaten überhaupt Steuergerechtigkeit geben?
Ich bin davon überzeugt, dass das geht. Aber
nicht von heute auf morgen. Ich vergleiche
diese Entwicklung gerne mit der Abschaffung
der Sklaverei. Lange Zeit konnten sich die reichen Staaten nicht vorstellen, wie ein Leben
ohne Sklaven überhaupt funktionieren könnte.
Trotzdem haben einige Menschen ihr Leben lang
dafür gekämpft, dass die Sklaverei abgeschafft
wird. Heute ist Sklaverei als Grundlage für einen Wirtschaftssektor undenkbar. Eine ähnliche
Ausdauer braucht es auch für die Steuergerechtigkeit, weil wir die reichsten und mächtigsten
Lobbyinteressen gegen uns haben, die vom Status quo finanziell profitieren.
Können normale Bürger überhaupt etwas tun?
Natürlich. Es gibt regelmäßig Online-Kampagnen, die über ungerechte Steuerregeln informieren und gegen die man unterschreiben kann.
Man kann sich bei einer Gewerkschaft oder
Vereinen wie attac und dem Netzwerk Steuergerechtigkeit einbringen. Man kann durch das
Kaufverhalten die Firmen bestrafen, die dafür
bekannt sind, sich geschickt an der dunkelgrauen Grenze zu bewegen. Und man kann bei
Geldanlagen auf ein paar Nachkommastellen an
Zinsen verzichten und sein Geld dafür einer Bank
anvertrauen, die transparent handelt und weder
Krieg noch Unterdrückung mit dem Geld fördert.
Interview: Marina Engler
Lesen Sie die Langsassung unter
www.trailer-ruhr.de/thema
ZUR PERSON
Markus Meinzer (36) arbeitet
beim Tax Justice Network, das
sich für mehr Steuergerechtigkeit weltweit einsetzt. Im September 2015 erschien sein Buch
„Steueroase Deutschland“.
Foto: privat
Projekte von Staaten, Kommunen und Initiativen, die Mut machen
Uraufführung
FAUST
IC H H A B E NIC H T S
ZU VERBERGEN –
M E IN LE B E N MI T
B IG DATA
O P E R VO N C H A R L E S G O U N O D
Musikalische Leitung Sébastien Rouland
Inszenierung, Bühne Philipp Stölzl
Kostüme Ursula Kudrna
Licht-Design Ulrich Niepel
Dramaturgie Sebastian Hanusa, Anne Oppermann
Choreinstudierung Patrick Jaskolka
Ein Projekt von Hermann Schmidt-Rahmer
Vorstellungen
28. Januar; 20. Februar 2016
Grillo-Theater
Premiere 30. Januar 2016
Vorstellungen 4., 7., 13., 17.,
19., 21., 25. Februar 2016
Aalto-Theater
Tickets T 02 01 81 22-200
www.schauspiel-essen.de
Eine Koproduktion mit der Deutschen Oper Berlin.
Tickets T 02 01 81 22-200
www.theater-essen.de
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Einfach beste Unterhaltung!
THEATER IM
P R O G R A M M 0 1 – 0 16
SCH L ACH T HOF 5
NAC H DE M K U LT ROM A N
VON K U RT VON N EGU T PREMIE
Die Mutter
aller
Musicals,
endlich
wieder in
Essen!
SA 23.01.2016 / 20 Uhr
DEPOSI T ION EN
V E RSUCH E I N E R
G E S P R ÄC H S K U LT U R
IM BEWUSSTLOSEN
R AU M
SO 24.01.2016 / 15 Uhr
KON T R AST E
E I N TA N Z T H E AT E R S T ÜC K
VON
JACQU E L I N E F I SC H E R
25.1. – 1.3.16
Kartentelefon 0201/24
P EMIE
SO 24.01.2016 / 18 Uhr
R
555 55
www.theater-im-rathaus.de · Porscheplatz 1 · 45127 Essen
B3 VERTANZT
Ballettabend mit Choreografien
von Dawson, Breiner und Fonseca
Musik von Beethoven und Bach
PREMIERE
Sonntag, 31. Januar 2016,
18.00 Uhr, Großes Haus
WEITERE TERMINE
6., 12., 13. Februar 2016
6., 19. März 2016
3. April 2016
8
WWW.MUSIKTHEATER-IM-REVIER.DE
KARTENTELEFON 0209.4097-200
Auftritt
Der Staats-Mephisto brütet was aus – Marco Massafra als schnieker Gerichtsrat Walter, Foto: Hans Jürgen Landes
Der Staat belügt immer
Anselm Weber inszeniert Heinrich von Kleists „Der zerbrochne Krug“ in den Kammerspielen
Ei, was zum Henker…, nein nicht Schreiber Licht, Eve hat das erste Wort in
„Der zerbrochne Krug“ in Bochum. Alles beginnt mit dem Edikt, „das jüngst
erschienen“ und damals zehn Prozent der Jugend zu den Waffen ruft. Die
Armen natürlich nur, wer reich war kaufte sich frei oder bestach einen Arzt
für ein Attest. Das ist bis in die Neuzeit so geblieben, eigentlich bis heute, die
Selbstmordattentäter kommen irgendwie auch nicht alle aus der Oberschicht.
Durch diesen Eve Variant, den Heinrich von Kleist ursprünglich in der 12. Szene eingebaut hatte, der ihm (oder dem Publikum) aber dann zu lang wurde
und der dann weggekürzt wurde, durch diese Variation des Varianten gleich
am Anfang, schafft Intendant Anselm Weber eine neue Atmosphäre in der oft
missverstandenen Bauernkomödie. Und mit Sarah Grunert hat er eine überaus glaubwürdige Vertreterin für diese neue Frauenrolle zwischen Aufopferung und Kampfeswillen. Und wer glaubt, sich nach dem langen Monolog auf
einen langen Kleist-Abend einstellen zu müssen, nix da einhundert glorreiche
Minuten Gerichtsreportage müssen in den Kammerspielen reichen. Dem Krug
der Frau Marthe kann eh nicht mehr geholfen werden, aber Ruprecht, dem
das Eisen droht, der kommt eigentlich glimpflich aus der Sache raus und
muss nicht nach Batavia. Weber nimmt Kleist ernst und bürstet die politische
Brisanz in dem Stück so richtig blank. So blank, dass am Ende selbst die Verfehlungen des Dorfrichters eigentlich verblassen. Und das war nicht einfach:
Es ist schon ein richtiger Sauhaufen auf der Bühne, Akten welche Akten? –
zerknitterter Papierstau überall, statt Registratur eher ein flächendeckender
„Turmbau zu Babel“. Magd Margarethe muss da am Morgen erstmal ordentlich alles in die Ecken fegen, bevor man überhaupt an eine Amtsstube denken
könnte. Viel Arbeit und der Regisseur hat ihr auch die Hilfe der zweiten Magd
Liese versagt. Selbst die Mauern sind noch hochgefahren, als der verkaterte
Dorfrichter unter den Papierstapeln zum Vorschein kommt, und es hat den
Anschein, er habe noch mächtig Durst. Doch jetzt kommt endlich: „Ei, was
zum Henker“, und vorbei ist es mit der Nachtruhe. Erste Verteidigungslinien
müssen aufgebaut werden, der Schreiber ist nicht blöd. Es folgen also der ausgerenkte Fuß, der verfluchte Ziegenbock am Ofen und auch die Katzenmutter,
die ausgerechnet in die Perücke gejungt haben soll. Hier hat das Publikum
9
auf der Bühne?
 Sauhaufen
[email protected]
Wir freuen uns auf Post.
seinen Spaß, das Wechselspiel zwischen Dietmar Bär (Richter) und Roland
Riebeling (Schreiber) gewinnt Bär schon allein wegen seiner mächtigen Bühnenpräsenz; Riebeling, der eigentlich die neue Qualität in der Rechtspolitik
des Staates werden soll und eigentlich geschickt die Aufklärung des sittlichen
Falls des Dorfrichters betreibt, bleibt hier unverständlich etwas blass.
Heda der Büttel (auch gestrichen!). Ganz anders Marco Massafra als Gerichtsrat Walter. Auch hier hat Weber einen ziemlich interessanten Typ entwickelt.
Klar, das Obertribunal in Utrecht will zwar nur die Rechtspflege auf dem platten Land verbessern, aber dieser Lackaffe im schwarzen Anzug ist genau die
Verkörperung jener Instanzen, die Herr von Kleist immer bekämpft hat. Und
Massafra wird ihn am Ende sogar zum politischen Mephisto werden lassen.
Dieser (Ver-)Walter der Obrigkeit ist zwar der Untergang von Adams Juristenlaufbahn ohne Studium, aber er ist in erster Linie der eigentliche Gegenspieler
von Eve. Denn er kann das jüngst erschienene Edikt, von dem der schlüpfrige
Richter behauptet hatte, es bringe die jungen Männer nicht an die Landesgrenzen, sondern nach Batavia in Niederländisch-Indien, nicht entkräften.
Irgendetwas stimmt da nicht. Sollte der Staat seine Untertanen damals etwa
belogen haben, so wie es heute üblich ist? Selbst in Zeiten des Internets kann
man Fakten so oder so auslegen. Das Vertrauen, dass damals (zu Recht) nicht
vorhanden war, sollte sich auch heute nie einstellen. Kein Wunder also, dass
Walter Eve mit einem billigen Trick überfahren will, Vertrauen durch eine
monetäre Wette ersetzen will. Nein, dieser diabolische Gerichtsrat meint es
nicht von Herzen gut. Ach ja, der Krug: Anke Zillich kämpft als Frau Marthe
Rull brav gegen die neuen Aspekte der aus der Zeit gefallenen Inszenierung.
Wie immer wird sie am Ende achselzuckend nach Utrecht auf den großen
Markt geschickt.
Peter Ortmann
„Der zerbrochne Krug“ | R: Anselm Weber | So 3.1. 19 Uhr, Mo 4.1., Mi 6.1.,
Do 21.1. je 19.30 Uhr | Kammerspiele Bochum | 0234 33 33 55 55
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weisheit . tapferkeit . mäßigung
S i l i
Spielzeit
2015/16
gerechtigkeit
g
echtigkeit
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Bube, Dame,
Therapie
David Seidler
Die Rede des Königs
The King’s Speech
Premiere am Samstag, 09.01.16, 20:00 h
Sa,
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09.01.16
13.01.16
17.01.16
28.01.16
| 20:00 h
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| 18:00 h
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30.01.16
11.02.16
14.02.16
07.03.16
| 20:00 h
| 20:00 h
| 18:00 h
| 20:00 h
www.rlt-neuss.de
Telefon Theaterkasse 0 21 31.26 99-33
Das Rheinische Landestheater • Oberstr. 95 • 41460 Neuss
weisheit . tapferkeit . mäßigung
S i l i
Spielzeit
2015/16
gerechtigkeit
g
tigkeit
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Was lange währt,
wird niemals gut
Gotthold Ephraim Lessing
DER
ZERBROCHNE
KRUG
VON HEINRICH VON KLEIST
REGIE: ANSELM WEBER
SCHAUSPIELHAUS BOCHUM
KARTEN: 0234 / 33 33 55 55 • WWW.SCHAUSPIELHAUSBOCHUM.DE
Miss Sara
Sampson
Premiere am Freitag, 08.01.16, 20:00 h
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08.01.16
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26.01.16
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12.02.16
14.02.16
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06.04.16
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Telefon Theaterkasse 0 21 31.26 99-33
Das Rheinische Landestheater • Oberstr. 95 • 41460 Neuss
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| 20:00 h
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Premiere
„Ich versuche Lulu gar
nicht so sehr als Opfer
zu sehen“
Der Belgier Stef Lernous inszeniert
Wedekinds „Lulu“ in einer englischen
Version am Theater Oberhausen
Eine „Monstre-Tragödie“ nannte Frank Wedekind
seine 1894 vollendete Urfassung der Lulu. Eine
Katastrophe im wilhelminischen Deutschland
angesichts der unverklemmten, unverschämten
Darstellung von sexueller Lust und Abhängigkeit, von lesbischer Liebe und Prostitution. Bei
der englischen Theaterband Tiger Lillies wird die
„Monstre-Tragödie“ 2014 zur „Mörderballade“.
Neues Musiktheater an den Schauspielhäusern?
ZUR PERSON
Stef Lernous (*1973) ist ein flämischer Schauspieler und Regisseur, bekannt als Leiter des Theater Abattoir im belgischen Mechelen und Mitbegründer der Theatergruppe Abattoir Fermé. 2011 führte er Regie an der Flämischen Oper bei „L‘intruse“, 2013
inszenierte er dort „Tristan und Isolde“, fürs Fernsehen ist er verantwortlich für die Serie „MONSTER!“.
Foto: Dominik Lenze
Louise Brooks aus 1929 – sie ist so schön darin
– ich las also das Stück noch einmal und wusste
trailer: Herr Lernous, „The Black Rider“ von Tom nicht, ob man es inszenieren kann, aber wenn man
es liest, ist es erst einmal wirkWaits, „Lulu“ von den Tiger Lillies. Gibt es neue Opern außer- „In dem Sinne würde ich auch lich faszinierend. Du hast diese
halb der Opernhäuser?
nicht von meiner Vision reden, Lulu und weißt absolut nicht,
Stef Lernous: Ich würde nicht aber ich schaffe sicher Bilder, was du aus ihr machen sollst. Ist
sie eine Frau oder ist sie das, was
sagen Oper. Und „The Black Ridie ich mag“
die Männer möchten, dass sie ist?
der“ ist ja auch nicht wirklich neu.
Also ich muss sagen, ich liebe Musicals. Ich weiß Für mich ist sie die Über-Frau. Sehr sexy, finde ich.
nicht, wie es in Deutschland ist, aber in Belgien ist
es für einen Theaterregisseur fast ein Tabu, ein Mu- In der Mischung aus Songs und Horror, was
sical zu machen. Oper ist schön und gut, aber Mu- bleibt vom Opfer Lulu übrig?
sical? Nee. Ich finde, dass das Musical immer nach Ich versuche Lulu gar nicht so sehr als Opfer zu
einer neuen Form, einer neuen Gestalt gesucht hat. sehen. Am Ende ist sie das Opfer, klar. Aber ich verIm zeitgenössischen Theater versuchen wir immer, suche, sie das Stück über stark sein zu lassen. Und,
alle Dinge zu vermischen, in der Oper machen wir wenn man die Geschichte kennt: Am Ende wird sie
heute alles mit Multimedia, wir integrieren Film, sterben. Sie muss sterben. Und das ist natürlich an
Echtzeitvideo. Und das Musical hat ebenfalls ver- sich schon Horror.
sucht, sich zu erneuern. Dafür steht auch „The
Black Rider“ von 1990. Das Tolle daran ist, dass es Kommen wir zur Band. Die originalen Tiger Lilnicht wirklich narrativ ist, es hat eine sehr freie Art lies sind nicht in Oberhausen?
der Erzählung. Es gibt zwar so etwas wie eine Story, Nein. Und das ist auch gut so.
die auf dem Weberschen „Freischütz“ basiert, aber
wenn du den nicht kennst, ist das Ganze einfach Modifiziert die ursprüngliche Version der Band
eine verrückte Story mit wunderschönen Liedern. ihre künstlerische Arbeit?
Und das gefällt mir sehr, weil Theater meistens eher Ja, wenn man über die Vision eines Regisseurs renur narrativ ist. Auch in der Oper bringt uns jedes det. Wir haben mit Otto Beatus einen tollen MuLied, jeder Part in der Geschichte weiter.
siker hier. Die Tiger Lillies haben gesagt: O.K., das
ist zwar unsere Musik, aber du kannst frei damit
„Tommy“ von The Who war Mitte der 1970er umgehen. Das ist natürlich großartig und Otto hat
auch so gestrickt.
natürlich sehr viel Talent, damit umzugehen. Ich
Ja, genau. Auch da sieht man, dass die Songs keine kann noch nicht so viel zu meiner Vision sagen. Als
spezifische narrative Funktion haben. Du kannst Bil- wir angefangen haben, habe ich zu den Schauspieder mit ihnen produzieren. Manchmal helfen sie der lern gesagt, ich weiß es nicht, ich habe ein paar
Geschichte, aber es muss nicht zwanghaft die Ge- Ideen, aber kein Konzept. Wir machen das alles zuschichte wiedergeben. Es ist erst einmal nur Musik. sammen. Susanne Burkhard ist Lulu – mit jemand
anderem würde es auch anders werden. Und so ist
Was ist Ihre Obsession in der Geschichte von das ist eine sehr kollaborative Arbeit. In dem Sinne
würde ich auch nicht von meiner Vision reden, aber
Frank Wedekind?
Ich mag alle Femmes fatales. Ich mag sie alle. „Sa- ich schaffe sicher Bilder, die ich mag. Ich zeige den
lome“ von Oscar Wilde, „Lolita“ von Nabokov. Ich Menschen in Oberhausen nicht irgendwas, was ich
liebe diese Frauen. Ich liebe Narren und ich liebe selbst nicht mögen würde.
Frauen. „Lulu“ habe ich gelesen, bevor ich es gesehen habe. Ich kannte zwar die Verfilmung „Die Was ist in Oberhausen anders als in Mechelen?
Büchse der Pandora“ von Georg Wilhelm Pabst mit Das ist schwer zu sagen. Momentan ist es sich so-
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11
gar ein bisschen ähnlich. Mechelen ist eine kleine
Stadt, aber es ist tatsächlich ein bisschen auch wie
Oberhausen, in Mechelen bin ich aufgewachsen und
ich möchte nirgendwo anders sein. Ich habe Brüssel
probiert, andere große Städte, aber ich möchte lieber dort leben. Ich kenne die Menschen, ich mag die
Menschen. Es ist nicht exzessiv, es ist nicht wirklich
aufregend für junge Leute, es ist die Arbeiterklasse,
die da lebt, und ich mag das. Ich weiß noch nichts
über das Publikum hier.
Ändern Sie die Schauspieler in Belgien?
Die Inszenierung gibt es nur hier.
Ich dachte, dass es eine Koproduktion mit ihrem
Theater Abattoir fermé ist.
Ja, das stimmt, aber nur ich bin die Koproduktion.
(lacht)
Heute koexistieren längst verschiedene moralische Konzepte nebeneinander. Ist Jack the Ripper für sie ein reiner Vollstrecker der Moral der
Gesellschaft oder eine Art gottgegebener Engel?
Das kommt natürlich darauf an. Für mich persönlich ist er mit Sicherheit erst einmal ein Psychopath,
aber ich bin sehr glücklich, dass er in dieser Geschichte Lulu final getötet hat. Ich trauere um Lulu,
aber ich bin nicht traurig, dass sie getötet wird. Das
ist besser so. Es war eine schreckliche Welt und eine
noch schrecklichere Gesellschaft, in der sie leben
musste. Ich kann nicht über die Realität sprechen.
Ich wünsche das niemandem. In diesem Albtraum
ist es besser, es ergeht ihr wie einem Hund, den man
aus seinem Elend befreit. Vielleicht war es also eher
ein vom Teufel gegebener Engel.
Interview: Peter Ortmann
„Lulu. Eine Mörderballade“ | R: Stef Lernous
Fr 15.1.(P), Sa 16.1., Mi 20.1., Fr 22.1. 19.30 Uhr
Theater Oberhausen | 0208 857 81 84

Opfer oder femme fatale?
[email protected]
Wir freuen uns auf Post.
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Musical in NRW
Tanz in NRW
Paul White, Schirmherr des Festivals, Foto: Jens Grossmann
Juliane Dreyer (l.) als Dolly in „Hello Dolly!“
My Fair Dolly
Videotanz-Festival in Wuppertal
Von Rolf-Ruediger Hamacher
Ich war schon neugierig auf die Wiederaufnehme der Kölner „My Fair Lady“Inszenierung aus dem Jahre 2012 im Opern-Ausweichquartier Staatenhaus.
Ging ihr doch der Ruf eines großen Erfolges im Oman (!) voraus, wo man sie mit
(fast) neuer Besetzung und in der englischen Originalfassung aufgeführt hatte.
Warum sollte dem Musical nicht recht sein, was in der Oper schon lange gang
und gebe ist? Doch leider hat man die Idee nicht konsequent zu Ende gedacht
und statt angelsächsischer Musical-Darsteller lediglich muttersprachliche
Opernsänger verpflichtet. Die beherrschen nun zwar die Klangschattierungen
zwischen reinem Oxford-Englisch und Cockney-Dialekt – aber wenn‘s ans Singen, Tanzen und Bewegen geht, wähnt man sich doch eher in einer vorgestrigen
Opern-Inszenierung. Schon technisch zeigt sich das Staatenhaus nicht gerüstet
für eine Musical-Aufführung: Die (deutschen) „Obertitel“ sind seitlich angebracht, so hat man die Qual der Wahl zwischen lesen und sehen. Das Orchester
(rechts neben der Bühne!) und der Chor werden nicht elektronisch unterstützt,
weshalb Frederic Loewes mitreißende Melodien eher wie laue Lüftchen daherkommen. Regisseur Dietrich W. Hilsdorfs Unfähigkeit, Inszenierung, Bühnenbild und Choreografie zu einem tragfähigen Konzept zu verbinden, wurde nicht
korrigiert. Und so traben Suffragetten wie Zirkuspferde über die Bühne und
komplettiert eine Transe die erlauchte Ascot-Rennplatz-Gesellschaft. Ob das
im Oman gut angekommen ist? Es wirkt genauso daneben, wie die an Kindergeburtstags-Ringelreihen erinnernde Choreografie von Giorgio Madias und der
über die Bühne tapsende Opern-Chor, der bei der Ballszene auch schon mal den
Tanzpartner sucht. Wofür bilden unsere Musical-Akademien eigentlich jährlich
Studenten aus, wenn nicht mal unsere Städtischen Theater ihnen eine Chance
geben. Umso ärgerlicher, wenn man trotzdem Preise wie in den kommerziellen
Musical-Palästen verlangt. Da sehe ich mir doch lieber eine halbprofessionelle
„My Fair Lady“-Aufführung im Wuppertaler TiC-Theater an. Die zeugt wenigstens von mehr Liebe zum Genre.
Auch ans Aachener Grenzlandtheater trieb mich die Neugierde. Wie schafft
es Regisseur Ulrich Wiggers bloß – der übrigens damals in Köln den Professor
Higgins spielte – ein Ausstattungs-Musical wie „Hello Dolly!“ auf die schmale
Bühne eines „Zimmertheaters“ zu transferieren? Die überraschende und staunenswerte Antwort gibt er mit seinem kongenialen Bühnenbildner Matthias
Winkler, der die ganze Bühnenbreite mit einer Stretchlimousine füllt, aus deren
Türen die Darsteller rein- und rausklettern und auf deren
Dach Damian Omansens fünfköpfige Band swingt. Wiggers
hat die Handlung von der vorletzten Jahrhundertwende in
die 60er Jahre verlegt, seine Kostümbildnerin Noelie Verdier
hat Dolly (Juliane Dreyer) wie eine taffe Geschäftsfrau eingekleidet – und das ausgelassen aufspielende und von Choreografin Marga Render in Stepplaune versetzte Ensemble
Rolf-R. Hamacher
Hochschuldozent
beschert uns einen Musical-Abend, für den man sich am
und Beirat des Filmliebsten eine Dauerkarte kaufen würde.
kritikerverbandes
Von Klaus Keil
Es war das dritte und auch das letzte Mal, als 2001 der Deutsche Videotanzpreis an die Choreografin Stephanie Thiersch vergeben wurde. Ihr Video-Trailer
„Le Cœur volé – Das gestohlene Herz“ setzte damals Maßstäbe für das noch
zarte Pflänzchen Videotanz. Doch weder die Preisträgerin dieses hochdotierten
Preises, noch die Preisstifter, allen voran die Kölner SK Stiftung Kultur und
das Choreografische Zentrum Essen erkannten das Potential, das in dieser jungen Tanzkunst-Richtung steckte. Das Zukunftsprojekt wurde gestoppt. Eine
katastrophale Fehlentscheidung, wie heute ein Blick auf YouTube mit seinen
tausenden Tanz-Clips zeigt. Selten konnte ein Genre so einen kometenhaften
Aufstieg und solch eine rasante weltweite Verbreitung seiner Beiträge verzeichnen. Den Verantwortlichen fehlte einfach der Weitblick. Und auch die
Preisträgerin verabschiedete sich bald aus dem Genre Tanz/Choreografie+Film,
in dem sie einst künstlerische Erfolge feierte.
Mit Tanzrauschen e.V. ist nun nach längerem Vorlauf ein unabhängiger Verein
angetreten, um das Genre Tanz-Film wieder zu beleben. 2013 zur Förderung
der Tanzfilmkultur gegründet, sollen interessierte Menschen über vielfältige
Veranstaltungsformate, von Vorträgen über Workshops bis hin zu Festivals, für
die faszinierende Welt der Dance-on-Screen-Kultur begeistert werden. Dazu
findet im Januar in Wuppertals Kulturzentrum die börse ein internationales
Tanzfilm-Festival statt, bei dem der Besucher sich einen guten Überblick verschaffen kann, was die Gattung der Choreografie für die Leinwand oder den
Bildschirm in Europa und weltweit zu bieten hat. „Vom Choreografen-Porträt
bis zum Musikclip, von filmischen Kurzgeschichten bis zu freien Studien über
Raum und Bewegung“ ist alles dabei, so der Tanzrauschen-Kurator SigurdChristian Evers.
Ein Programm-Highlight wird die Deutschlandpremiere des Films „Danse
l’Afrique, danse!“ der renommierten französischen Dokumentarfilmerin Marion
Stalens über die zeitgenössische afrikanische Tanzkultur sein. Das erinnert an
Pina Bauschs Aufruf „Tanzt tanzt tanzt“, und so scheint es kein Zufall zu sein,
dass sich die Tanzfilm-Initiative in Wuppertal gründete und auch eine Zusammenarbeit mit dem Tanzzentrum Pina Bausch anstrebt. So wird Paul White,
Tänzer am Tanztheater Wuppertal, Schirmherr des Festivals. Und Kurator Evers
erhofft sich hier das weltoffene Publikum für Dance-on-Screen: „Wuppertal
hat durch die Tanztheater-Tradition ein besonderes Publikum. Wir möchten
die hiesige Vielfalt um den Aspekt der Choreografie für die Kamera erweitern
und so die Tanzstadt stärken.“ Ziel ist die Entwicklung einer gemeinsamen europäischen Dance-on-Screen-Festivalplattform. Und so startet das Festival mit
einer Konferenz der Kuratoren, Choreografen und Filmemacher der wichtigsten
Tanzfilm-Festivals, vom niederländischen Cinedans bis zum Loikka-Festival von
Helsinki. Danach öffnet die börse ihre Pforten auch für das Publikum. Und wer
sich das Hauptprogramm nicht leisten kann, wird im Looproom der börse nonstop und kostenlos Videoclips ansehen können. Viel Erfolg.
Inszenatorische Welten trennen zwei Musical-Klassiker
„My Fair Lady“ | 29.12., 2.1., 16.1., 19.1. 19.30 Uhr, 31.12., 10.1. 18 Uhr
Oper Köln, Staatenhaus | 0221 22 12 84 00
„Hello Dolly!“ | tägl. bis 3.2. | Grenzlandtheater, Aachen + Region
www.grenzlandtheater.de
Tanzfilm als Synthese zweier unterschiedlicher Medien
Tanzrauschen – International Dance on Screen-Festival | 28. - 31.1. | die börse,
Wuppertal | www.festival.tanzrauschen.de
trailer verlost 1x2 Karten für die Preview am 27.1. um 19.30 Uhr
auf trailer-ruhr.de
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Theater Ruhr
„Caspar Hauser“, Foto: Thilo Beu
„Besessen“, Foto: Birgit Hupfeld
„Bilge Nathan“, Foto: Nicolas Plancq
Jeder für sich
Zelluloid-Horror
Profit teilt Toleranz
Was ist der Reiz, immer wieder diese Geschichte
erzählen zu müssen? Weil es einem Caspar Hauser
heute nicht anders ergehen würde? Das Geschöpf,
erst einmal unfähig die Reize der Umwelt zu deuten, später das Wesen seiner ihn umgebende Gutbürger zu durchschauen? Es gibt einen Satz in der
Theaterversion nach dem historischen Roman von
Jakob Wassermann von 1908: „In der Nacht sitzt
das Finstere auf der Lampe und brüllt.“ Dieser von
Angst gesteuerte Satz ist stärker als die ganzen
sozialpädagogischen Kastrationsversuche, aus
dem mythischen Menschen Caspar ein reflexgesteuertes Menschlein zu machen. Dies jedenfalls
wird auch in der Inszenierung von Jana Milena
Polasek und Stefanie Grau (Bühne) ziemlich offensichtlich, wo der fast hybride Junge immer
umringt wird von den dreifaltigen Teuflischen, die
angeblich stets das Gute wollen, jedoch wohl immer das Böse schaffen.
Eine mächtig in der Stille präsente Silvia Weiskopf
als Caspar steht ihnen entgegen, behauptet sich,
entdeckt die Welt und seine Mutter. Und wenn es
allzu stressig wird, dann setzt sie sich einfach hin
unter den Scheinwerfer, der wie eine Brutlampe für
Küken wirkt. Derweil rieseln unaufhörlich Schneeflocken vom Himmel und die Herren und Damen
„Leerkräfte“ von Staatsrat von Feuerbach über Lord
Stanhope, Professor Daumer und am Ende Lehrer
Quandt und Frau von Imhoff (Ines Krug, Jens Winterstein und Stefan Diekmann spielen alle anderen
Rollen und den Erzähler) strömen aus der einzigen
Öffnung an der Rückwand. Ein karger Baum, ein
flacher Teich und viel Grau sind die Umgebung, in
die die beiden Theaterfrauen die Geschichte verorten. Keine Zeit, kein Platz, keine Gegend, eben
nur ein Ort, an dem jeder für sich und Gott gegen
alle kämpft. Aber Besitz will Caspar eben nicht sein
und bleibt doch immer Objekt, bis zu seinem Ende.
Der „Du“ hat ihn einst auf den Weg geschickt, die
Gesellschaft hat ihn verstoßen, am Ende verblutet
er kläglich im Schnee: Eine Existenz ohne Vergangenheit hat zwangsläufig auch keine Zukunft.
Aber nur weil Mächte, deren Existenz uns bis heute
fremd, zusätzlich hinter der ganzen Tragödie ihr
Unwesen treiben.
Peter Ortmann
Kurz vor Weihnachten ist es wieder soweit. Nehmen Sie Platz im Dortmunder Studio und harren,
was unser Horror-Nachtschwärmer Jörg Buttgereit vorbereitet hat. Diesmal werden wir in eine
Studentenbude Anfang der 1980er versetzt. Horrorfilm-Freaks, naja wenigstens einer, der andere
hat aber bereits einem Exorzismus beigewohnt,
was ihn vor dem fast gleichnamigen Film des
Abends zurückschrecken lässt. Harmlos erst die
Pizza vor dem Devotionalienregal, die gegenseitige Wissensbeschau über den Horror der Welt,
dann geht‘s los mit VHS, und da liegt sie auch
schon im Bett. Sie heißt Linda (Sarah Sandeh),
sie räkelt sich. Linda schaut böse und für Gerd
Friedekind (Ekkehard Freye) ist klar, das ist Linda Blair, die Schauspielerin aus dem Exorzisten.
Oder ist das der Dämon im Linda-Blair-Outfit?
Herr Karras (Björn Gabriel), angehender Mediziner (und eben nicht Priester) findet das eher besorgniserregend.
Gefühltes Ambiente Volkshochschule Bochum
VHS-Kurs R 14007 „Europa – Im Bann der Migration“. Den gibt es tatsächlich! Aber eigentlich
sind wir doch im Prinz Regent Theater und wollen Thilo Refferts zeitgenössische Indoktrination
eines Lessing-Stoffes begutachten. Ausgerechnet
„Nathan der Weise“ interkulturell fürs Klassenzimmer zwischen Aids-Plakaten und Landkarten.
Der schlaue Jude, der clevere Moslem und irgendwo noch ein Christenmädchen? Um Gottes willen,
oder Allah oder wer nun?
„Caspar Hauser“ in Essener Studio
„Caspar Hauser“ | R: Jana Milena Polasek
Fr 8.1., Sa 30.1. 19 Uhr | Studio Essen
0201 812 26 00
trailer verlost 1x2 Karten auf trailer-ruhr.de
„Besessen“ auf der Dortmunder Studiobühne
Doch Gerd ist begeistert, spricht mit Dämonenstimme, glänzt mit Spezialwissen. Dann pinkelt
Linda Blair neben das Bett auf den Boden. Die
Unbekümmertheit ist gewichen, jetzt sind die
zwei in den Film gesogen worden, obwohl sie
gar keine magische Eintrittskarte hatten, und die
letzten Action-Heroes sind die beiden mit ihren
Badelatschen auch nicht gerade. Aber die Szenerie rockt jetzt. Regan Teresa MacNeil gibt alles auf dem Boxspringer, Blut und nochmal Blut
und viel Spucke. Da will man helfen, doch den
beiden Dumpfbacken fällt natürlich nix anderes
ein als ein Exorzismus, zu spät, aus Linda Blair ist
längst Susan Atkins geworden und die Nacht der
langen Messer ist noch längst nicht vorüber. Und
so taucht das Böse selbst auf. Und wer könnte
das bei Buttgereit anderes sein als Uwe Rohbeck?
Mit dem Eier-Zitat aus „Angel Heart“ tritt er auf,
schick wie Robert De Niro, teuflisch wie Charles
Manson. Passend wird Sharon Tate gerade das
Ungeborene aus dem Leib geschnitten. Theaterblut und Chucky die Mörderpuppe in einem
durchsichtigen Luftballon – o.k. das geht einigen
im Publikum wohl an die Nieren, spätestens als
der Ballon platzt und alles und alle – auch die
Akteure – durch das Zimmer fliegen.
Peter Ortmann
„Besessen“ | R: Jörg Buttgereit | Sa 9.1., Sa 23.1.
20 Uhr, So 31.1. 18.30 Uhr | Theater Dortmund
0231 502 72 22
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„Bilge Nathan“ im Prinz Regent Theater
Nach einigen quälenden Sekunden kommt auch
jemand. Das ist Alexander Ritter als arbeitsloser
Schauspieler Ben, der keine Lust mehr in Berlin
so rumzuharzen und aktuell die Fördertopfe des
Kultusministeriums anstechen möchte. Lessing in
der Schule geht da immer, blöd nur heutzutage
– und das ist kein Witz im Schmelztiegel Berlin,
geschweige denn im nicht gerade kulturaffinen
sozialdemokratischen NRW – braucht man einen
Alibi-Ausländer, gern aus Afrika oder Arabien, ein
Türke reicht, soweit sind wir schon, und deshalb
muss man bereits Theaterchefin Romy Schmidt
für die Ansetzung von „Bilge Nathan“ dankbar
sein; die Regie macht sie natürlich auch beim
Zweipersonen-„Kulturdesaster“. Ben kommt also
allein, sein Kumpel Mehmet, genannt Memo ist
„natürlich“ nicht da. Typisch. Fördergelder für Integration und Toleranz ja, aber deutsche Pünktlichkeit – das ist etwas anderes.
Ben fängt schon mal mit dem Lessing an. Irgendwie muss er die Zeit überbrücken – und wir Schüler sitzen ja da. Dann kommt Memo (Ismail Deniz), der Performing Streetworker natürlich doch.
Er ist natürlich nicht zu spät, sondern ihm wurde
einfach von Ben die falsche Zeit gesagt. Auch
Memo knallt erst einmal durch den Nathan, bis
Ben zurückkommt, dann knallt es interkulturell.
Die Verteilung der Fördergelder ist ungerecht, die
Rollenverteilung ist schwierig, soll der Deutsche
tatsächlich den Juden spielen oder soll Memo
nicht lieber, doch der will natürlich den wilden
Araberfürsten. Auch in der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Stoff sind sie sich nicht
grün. Und das soll Toleranz werden? Integration?
Nun, gutes Theater ist es jedenfalls. Peter Ortmann
„Bilge Nathan“ | R: Romy Schmidt | Di 19.1.
19.30 Uhr, Mi 20.1. 11 Uhr | Prinz Regent Theater
Bochum | 0234 77 11 17
Theater-Kalender Ruhr
Oper in NRW
STADTTHEATER
SCHAUSPIELHAUS BOCHUM
0234 33 33 55 55
Der kleine Ritter Trenk
So 10.1. 16.00; Mo 11.1 9.30; Mi 13.1.
9.30; So 17.1. 16.00; Mo 18.1. 9.00,
12.00; So 31.1. 16.00
Co-Starring
Fr 15.1. 11.00; Mi 20.1. 11.00; Sa 23.1.
18.00; Do 28.1. 19.00
Monty Python’s Spamalot
Mi 13.1. 19.30; So 24.1. 17.00
Hiob
So 10.1. 19.00; Sa 23.1. 19.30; So
31.1 19.00
Don Karlos. Infant von Spanien
So 3.1. 17.00; Sa 16.1. 19.30
Der zerbrochne Krug
So 3.1. 19.00; Mo 4.1. 19.30; Mi 6.1.
19.30; Do 21.1. 19.30
Einer flog über das Kuckucksnest
Fr 8.1. 19.30; Sa 16.1. 19.30; So 24.1.
17.00; Sa 30.1. 19.30
Wer zaubern will, muss freundlich sein
Fr 8.1. 20.00
Däumelinchen
So 3.1. 14.00; So 10.1. 14.00; So 17.1.
14.00
Gift. Eine Ehegeschichte
Do 7.1. 19.30; Fr 22.1. 19.30
Proberaum Leben
Mo 11.1 19.00; Di 12.1. 19.00
Familiengeschäfte
Sa 30.1. 19.30
Drei Männer im Schnee
Fr 8.1 19.30
Hans im Glück
Mi 20.1. 19.30
Fred und Anabel
Sa 2.1. 16.00
Club 1: Worte, Worte, nichts als
Worte?
Do 7.1. 18.00; Do 14.1. 18.00; Mo 18.1.
19.00; Do 21.1. 18.00; 27.1. 19.00
Das Mädchen aus der
Streichholzfabrik
Di 12.1. 19.30
Leas Hochzeit
Do 14.1. 19.30
Delikatessen
Fr 15.1. 19.30
Rose Bernd S
a 9.1. 19.30; Fr 22.1. 20.00
Kabale und Liebe
So 17.1. 19.00
Raus aus dem Swimmingpool, rein in
mein Haifischbecken
Fr 22.1. 19.30
Im Westen nichts Neues
Mi 13.1. 20.00
Der Kirschgarten
Sa 2.1. 19.30; Sa 23.1. 19.30
Das Fleischwerk
Do 28.1. 19.30
Bochum
Do 7.1. 19.30
Gespenster des Kapitals
Sa 9.1. 19.30
Blaubart – Hoffnung der Frauen
Sa 30.1. 19.00
Frankenstein
Fr 29.1. 20.00
Der Kontrabass
Fr 29.1. 20.00
„Die Liebe zu den drei Orangen“, Foto: Thilo Beu
Genießt und lacht!
„Die Liebe zu den drei Orangen“ in Essen
Von Karsten Mark
Es scheint nicht gerade so, als sei Sergej Prokofjew der Gunst des Publikums
hinterher gelaufen. Mit seiner „Liebe zu den drei Orangen“ negierte er so
ziemlich alles, was dem Opernpublikum lieb und teuer war: Er lieferte keine
Ohrwürmer, keine psychologischen Entwicklungen oder pathetische Gesten.
Ohne einflussreiche Fürsprecher in seiner neuen Heimat USA wäre die Groteske
wohl nicht so schnell auf die Bühne gekommen. Doch das Stück hatte bei seiner
„Regie-handwerklich und
optisch ist die Produktion
Uraufführung 1921 überraschend großen
ein Knüller“
Erfolg – erst in den USA, dann sogar weltweit. Bis heute ist der kurze Vierakter für
ein Stück der Klassischen Moderne erstaunlich zugkräftig. Der Schlüssel zum
Erfolg mag sein, dass der Komponist sich schon vor Beendigung der Partitur
davon verabschiedet hatte, die abgehobenen theatertheoretischen Hintergründe der satirischen Handlung ernsthaft transportieren zu wollen. Ihm genügte
der Spaß am Grotesken. So ist es bis heute geblieben. Die Essener Aalto-Oper
hat nun eine Inszenierung von Laurent Pelly auf die Bühne gebracht, die vor
rund zehn Jahren bereits in Amsterdam zu sehen war und nur eines sein will:
ein harmloser bunter Spaß.
Das Gute daran: Regie-handwerklich und optisch ist die Produktion durchaus
ein Knüller. Bühnenbildnerin Chantal Thomas nimmt das Kartenspiel des ersten
Aktes, in dem die böse Fee „Fata Morgana“ (Teiya Kasahara) Macht über den
melancholischen Prinzen (Alexey Sayapin) gewinnt, zum Ausgangspunkt beinahe sämtlicher Kulissen. Der Palast wird zum Kartenhaus; König (Tijl Faveyts),
„Buben“ und Damen scheinen direkt den Spielkarten entsprungen zu sein. Für
die überaus wirkungsvollen Kostüme zeichnet übrigens Regisseur Pelly selber
verantwortlich. Stringenz und Ideenreichtum dieses Ausstattungskonzepts verdienen höchstes Lob!
Schattenseite des Augenschmaus‘: Nach satirischer Bissigkeit sucht man in
dieser Produktion leider absolut vergeblich. Pelly präsentiert ein eher biederes
Opernmärchen für die ganze Familie – bunt und unterhaltsam, aber nur mäßig komisch, weil gänzlich das Überraschungsmoment fehlt. Dabei bietet sich
der Stoff durchaus dazu an, komödiantisch zu überdrehen. Doch dazu braucht
es eine Lust am Anarchischen, die Pelly, dem langjährigen Operndirektor aus
Frankreich, völlig abgeht. Immerhin gibt er auch nichts anderes vor. Wenn sich
Tenor Albrecht Kludszuweit als kleiner dicker Spaßmacher
Trufaldino zum letzten Akt mit Popcorn ins Publikum setzt,
bringt das Pellys Intention wohl auf den Punkt: Genießt
und lacht!
Karsten Mark
Journalist mit Schwerpunkt (Musik-)Theater
THEATER DORTMUND
0231 502 72 22
2099
Fr 8.1. 19.30; Mi 13.1. 19.30
Glückliche Tage | Das letzte Band
Fr 8.1. 20.00
Das Maschinengewehr Gottes
So 17.1. 19.30
Das schweigende Mädchen
Sa 16.1. 19.30
Die Reise nach Petuschki
Sa 16.1. 20.00; Fr 22.1. 20.00
Die Show
Fr 15.1. 19.30; So 24.1. 15.00; Sa 30.1.
Für die Ohren ist der Genuss ebenfalls gewährleistet. Dirigent Yannis Pouspourikas reizt die Partitur mit hoher Differenziertheit aus und fordert dabei den Solisten mitunter
einige Kraftakte ab – welche sie allerdings gut bewältigen.
„Die Liebe zu den drei Orangen“ | R: Laurent Pelly | Do 7.1., Fr 22.1. je 19.30
Uhr, So 17.1. 18 Uhr | Aalto-Musiktheater Essen | 0201 812 20
14
18.00
Eine Familie (August: Osage County)
Sa 9.1. 19.30; Do 14.1. 19.30; Sa 23.1.
19.30; So 31.1. 18.00
Besessen
Sa 9.1. 20.00; Sa 23.1. 20.00; 31.1.
18.30
Die Möglichkeit einer Insel
So 10.1. 18.00
4.48 Psychose von Sarah Kane
Mi 20.1. 20.00
THEATER DUISBURG
0203 300 91 00
Hotel Paradiso
So 3.1. 19.30
Bestie Mensch
Di 5.1. 20.00
Heute bin ich blond
Do 7.1., Fr 8.1. 20.00; Do 14.1., Fr
15.1. 20.00
Mario und der Zauberer
Fr 29.1. 20.00
Cabaret
Di 19.1., Mi 20.1., Do 21.1. 19.30
„Kunst“
So 10.1. 18.00; So 24.1. 20.00
Das letzte Band
Di 12.1. 20.00
Klasse Klasse
So 17.1. 20.00; Mo 18.1. 11.00, 20.00;
Di 19.1. 11.00
THEATER ESSEN
0201 812 22 00
Caspar Hauser
Fr 8.1. 19.00; Sa 30.1. 19.00
My Fair Lady
Fr 8.1. 19.30; Sa 30.1. 19.30; So 31.1.
16.00
Anton, das Mäusemusical
Di 12.1. 9.30, 12.00; So 17.1. 17.00;
Mo 18.1. 9.30, 12.00; 26.1. 9.30; Mi
27.1. 9.30, 12.00
Tschick
Sa 9.1. 19.00; So 10.1. 19.00
Wir sind die Gute
Fr 29.1. 19.30
Der Sturm
Mi 13.1. 19.30
Ich habe nichts zu verbergen – Mein
Leben mit Big Data
Do 28.1. 19.30
Das beste aller möglichen Leben
Do 28.1. 19.00
Alles ist erleuchtet
So 24.1. 19.00
Der Prozess
Sa 23.1. 19.30
Cabaret
Sa 9.1. 19.30; So 10.1. 19.00
Frankenstein
Do 14.1. 19.30
Into the Little Hill
Sa 16.1. 19.00; So 17.1. 19.00
Verbrennungen
Sa 16.1. 19.30
THEATER OBERHAUSEN
0208 857 81 84
Pinocchio
So 17.1. 15.00, Mo 18.1. 9.30, 11.30;
Di 19.1. 9.30; 11.30; Di 26.1. 9.30,
11.30; So 31.1. 15.00
Eine kurze Geschichte der Welt
So 10.1. 15.00; Mo 11.1. 10.00
Raketenmänner
So 10.1. 18.00; Fr 29.1. 19.30
Tod in Weimar Do 28.1. 19.30
Taxigeschichten
Fr 8.1. 19.30; So 24.1. 18.00
Kein Gutenachtkuss für Giraffen?
So 17.1. 15.00; Mo 18.1. 10.00
Alice
So 24.1. 18.00; Mo 25.1. 12.00, 18.00
Moi non plus
Mi 27.1. 19.30; Sa 30.1. 19.30
Die Schöne und das Biest
So 3.1. 15.00
= Premiere
= trailer-Empfehlung auf den Auswahlseiten
Lulu. Eine Mörderballade
Fr 15.1., Sa 16.1. 19.30; Mi 20.1., Fr
22.1. 19.30
Überwintern
Di 19.1. 19.30; So 31.1., 18.00
Die Orestie
Sa 9.1. 19.30
Die kleine Hexe
Mi 27.1. 10.00
Der nackte Wahnsinn
Sa 23.1. 19.30
THEATER AN DER RUHR MÜLHEIM
0208 96 09 60
Rot. Schwarz und ignorant / Kirmizi
siyah ve cahil
Sa 16.1. 19.30
Eines langen Tages Reise in die Nacht
Do 21.1. 19.30
Das Wintermärchen
Sa 23.1. 19.30
Clowns 2 1/2
Sa 9.1. 19.30
Rückkehr in die Wüste
So 17.1. 18.00
Der kleine Prinz
Fr 22.1. 19.30
MUSIKTHEATER
AALTO MUSIKTHEATER ESSEN
0201 812 22 00
Die Liebe zu den drei Orangen
Do 7.1. 19.30; So 17.1. 18.00; Fr 22.1.
19.30
Un ballo in maschera
So 24.1. 19.00
Faust
Sa 30.1. 19.00
Die Zauberflöte
Sa 2.1. 19.00; So 10.1. 16.30
Die Märchenwelt zur Kur bestellt
So 3.1. 11.00, 14.00, 8.1. 18.00
Der fliegende Holländer
Sa 9.1. 19.00; Sa 16.1. 19.00
MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENK.
0209 409 72 00
Kennst du den Mythos…?
So 3.1. 18.00
Der Zauberer von Oz
Fr 8.1. 19.30; Fr 22.1. 19.30; So 24.1.
18.00; Mo 25.1. 19.30
A Midsummer Night´s Dream
So 10.1. 18.00
Tosca
Sa 2.1. 19.30; Do 14.1. 19.30; Sa 16.1.
19.30
Schwanensee
So 17.1. 18.00
OPER DORTMUND
0231 502 72 22
Rinaldo
Sa 9.1. 19.30; So 24.1. 18.00; Fr 29.1. 19.30
Figaros Hochzeit – Le nozze di Figaro
Sa 16.1. 19.30
Kiss Me, Kate
Sa 30.1. 19.30
Hänsel und Gretel
Sa 3.1. 18.00; Mi 27.1. 19.30
La Traviata
Sa 2.1. 19.30; Fr 15.1. 19.30; Fr 22.1.
19.30; So 31.1. 18.00
Tristan und Isolde
So 17.1. 16.00
VARIETÉ & BOULEVARD
DAS KLEINE THEATER ESSEN
0201 520 98 52
37 Ansichtskarten
Sa 2.1. 20.00; Fr 8.1., Sa 9.1. 20.00; Fr
22.1. 20.00
Das Gespenst von Canterville
Sa 16.1. 15.00; Sa 30.1. 15.00
Zwei wie Bonnie und Clyde
Sa 16.1. 20.00
Candlelight & Liebestöter
Fr 15.1. 20.00
Das Urteil
Sa 23.1. 20.00; Sa 30.1. 20.00
Geschlossene Gesellschaft
Fr 29.1. 20.00
GOP VARIETÉ ESSEN
0201 245 55 55
Backstage
je Mi 20.00, Do 20.00, Fr 18.00 u. 21.00,
Sa 18.00 u. 21.00, So 14.00 u. 17.00
Highlights
Ab 20.1.: je Mi 20.00, Do 20.00, Fr 18.00 u.
21.00, Sa 18.00 u. 21.00, So 14.00 u. 17.00
THEATER IM RATHAUS ESSEN
0201 245 55 55
Der letzte der feurigen Liebhaber
Fr 1.1. 19.30; Sa 2.1. 16.00; 5.1. 19.30
Die Wahrheit
Do 7.8., Fr 8.1., Sa 9.1. 19.30; So 10.1.
15.00; Di 12.1., Mi 13.1., Do 14.1. 19.30
Mahalia
Fr 15.1., Sa 16.1. 19.30; So 17.1. 18.30;
Di 19.1., Mi 20.2., Do 21.1. 19.30
Kiss me, Kate
Mo 25.1., Di 26.1. 19.30; Mi 27.1.
16.00, 19.30; Do 28.1., Fr 29.1. 19.30;
Sa 30.1. 16.00; So 31.1. 15.00
Man steckt nicht drin
Sa 30.1. 19.30
VARIETÉ ET CETERA
0234 130 03
Zwei mit Charme und Schauze
Do-Sa 20.00, So 19.00
FREIE SZENE
CABARET QUEUE DORTMUND
0231 41 31 46
Martin Herrmann
Sa 2.1. 20.00
Peter Vollmer & Herr Heuser vom
Finanzamt
Fr 8.1. 20.00
Bademeister Schallupke
Sa 9.1. 20.00
Das MitSingDing
Di 12.1. 20.00
René Steinberg
Fr 15.1. 20.00
Der Obel
Sa 16.1. 20.00
Sebastian Nitsch
Fr 22.1. 20.00
Fritz Eckenga
Di 26.1. 20.00
Dinner Attacke
Mi 6.1. 18.00; Mi 13.1. 18.00; Mi 20.1.
18.00; Mi 27.1. 18.00
Lachen Live & Lecker
Do 7.1. 18.00; Do 14.1. 18.00; Do 21.1.
18.00; Do 28.1. 18.00
Sascha Korf
Sa 30.1. 20.00
Herbert Knebels Affentheater
Sa 30.1., So 31.1. 20.00
CONSOL THEATER GELSENKIRCHEN
0209 988 22 82
Die besseren Wälder
Di 19.1., Mi 20.1., Do 21.1. 10.30
Pinocchio Sanchez
Sa 23.1. 20.00
Der kleine König
So 24.1. 15.00
Der eingebildete Kranke
So 24.1. 19.00
Die gestiefelte Katze
Mi 27.1. 15.00
Steinsuppe
Do 28.1. 10.00
Das Rumpelstilzchen
Do 28.1. 15.00
Sag mal geht´s noch? – die Berliner
Do 28.1. 20.00
Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt
Fr 29.1. 15.00
Die furchtlosen Vampirkiller
Fr 29.1. 20.00
Der Garten der Lüste
Sa 30.1. 20.00
Knispel und die herrlichste Suppe
So 31.1. 15.00
EBERTBAD OBERHAUSEN
0208 205 40 24
Golden Voice Of Gospel
So 3.1. 19.00
Poetry Slam
Di 5.1. 20.00
Annamateur Mimikri
Mi 13.1. 20.00
Wladimir Kaminer
Do 14.1 20.00
Frieda Braun
Do 21.1. 20.00
Funny van Dannen
So 24.1. 19.00
Ingo Appelt
Mi 27.1. 20.00
Mirja Boes & die Honkey Donkeys
Do 28.1. 20.00
Schlachtplatte
Fr 29.1. 20.00
„WUNDERSCHÖN,
BERÜHREND &
UNVERGESSLICH “
NEW YORK OBSERVER
RINGLOKSCHUPPEN MÜLHEIM
0208 99 31 60
Vier. Alles hat seine Zeit
Fr 8.1. 20.00; Sa 6.1. 16.00
Kepplar 186F
#NEWWORLDSTARTAGAIN
So 31.1. 16.00
ROTTSTRASSE 5 THEATER! BOCHUM
0163 76 15 071
American Psycho
Fr 8.1., 19.30
Stadt. Land. Baum.
Sa 9.1. 11.00
Fight Club
Sa 9.1. 19.30
Geheimnisse einer Seele
Sa 16.1. 19.30;
Werther
Sa 23.1. 19.30
Caligula
So 24.1. 19.30
PRINZ REGENT THEATER BOCHUM
0234 77 11 17
helden
Do 7.1., Sa 9.1. 19.30; Fr 29.1., Sa
30.1. 19.30
Bilge Nathan
Di 19.1. 19.30; Mi 20.1. 11.00, 19.30
Offene Zweierbeziehung
So 17.1. 19.30
Tschick
Mo 11.1. 19.30; Mi 13.1. 19.30
Die Präsidentinnen
Sa 16.1. 19.30
Die Verwandlung
Fr 22.1., Sa 23.1. 19.30
THEATER IM DEPOT DORTMUND
0231 982 23 36
Passt schon!
Sa 16.1. 20.00; So 17.1. 18.00; Mi
20.1., Do 21.1. 20.00
Schlachthof 5
Sa 23.1. 20.00
Deposition#2
So 24.1. 15.00
Kontraste
So 24.1. 18.00
Die Physiker
Do 28.1. 20.00
Get On Stage
Fr 29.1. 20.00; Sa 30.1. 15.00; So 31. 11.00
Moby Dick
Sa 30.1. 20.00
Flamenco La Martina
So 31.1. 18.00
15
VO N TO M H O O P E R ,
D E M R E G I S S E U R VO N
T H E K I NG ’ S S P E E C H U N D
LES MISÉRABLES
OSCAR ®-PREISTRÄGER
E D D I E R E D M AY N E
ALICIA VIKANDER
THE
DANISH GIRL
INSPIRIERT
VON EINER AUSSERGEWÖHNLICHEN,
WAHREN GESCHICHTE
AB 7. JANUAR IM K INO
WWW. T HE DAN I S HG I RL-FILM.DE
Komikzentrum Ruhr
Prolog
Michael Schütz wird Jack McCracken in „Familiengeschäfte“, Foto: Martin Steffen
Die Preisträger: Christian Ehring, Simone Solga und Frank Golischewski (v.li.). Foto: Bühne Pepperoni
Eine weise Entscheidung
Das Laboratorium Mensch
Vor zwei Jahren sollte Dieter Hildebrandt im Januar den Bocholter Pepperoni verliehen bekommen – er konnte ihn nicht mehr entgegen nehmen.
Stattdessen kam seine Frau Renate, die auch am 23. Januar als Ehrengast im
Städtischen Bühnenhaus Bocholt dabei sein wird, wenn Christian Ehring und
Simone Solga ausgezeichnet werden. Der 2003 von Klaus und Christa Hoffs
ins Leben gerufene Nordrhein-Westfälische Kleinkunstpreis ist mit 15 000
Euro im Übrigen weit und breit der höchstdotierte seiner Art. Wobei sich die
Liste der alle zwei Jahre verliehenen Auszeichnung mit Volker Pispers (2003),
Urban Priol (2005), Dieter Nuhr (2007), Christoph Sieber (2009) und Hagen
Rether (2011) mehr als sehen lassen kann.
Ist Ehrlichkeit mit Erfolg vereinbar? Taugt die Familie als Modell gemeinschaftlichen Handelns? In Deutschland, dem Land der Familienunternehmen, sind diese Fragen heute aktueller denn je. Alan Ayckbourn versammelt
in der Gesellschaftssatire „Familiengeschäfte“ die arttypischen britischen
Komödienfiguren, die den armen, natürlich eingeheirateten Verwandten
Jack (Michael Schütz) von einer kapitalistischen Zwickmühle in die nächste treiben. Regisseur Marius von Mayenburg hat sich der pfiffigen Familie
in Bochum angenommen.
Bocholter Pepperoni für Christian Ehring & Simone Solga
Dass Ehring sich den Preis mit Simone Solga teilt, scheint eine weise Entscheidung zu sein, ist sie doch eine der wenigen ernst zu nehmenden politischen Kabarettistinnen – und zudem eine Könnerin des Metiers. Die 1963
in Gera geborene und in Leipzig aufgewachsene Künstlerin hat Schauspiel
studiert, eine Buchhändlerlehre absolviert und erhielt seinerzeit ob ihrer Eloquenz auf der „Straße der Besten“ einen Platz als „Lehrling des Monats“. Chapeau! Der Ehrentitel „Aktivist der sozialistischen Arbeit“ verhalf ihr 1989 zu
einem Engagement bei der „Leipziger Pfeffermühle“ - um die ersten Stationen
ihrer Karriere zu umreißen.
Sie war im Mai 1990 die erste aus dem Osten des Landes kommende Kabarettistin bei Hildebrandts „Scheibenwischer“, von 1995 bis 2000 EnsembleMitglied der „Münchner Lach- und Schießgesellschaft“. Durch die Decke ging
es aber erst mit den Solo-Programmen – nach „Ich pack‘s“ und „Perle mit
Zündschnur“ erfand sie 2005 die Figur der „Kanzlersouffleuse“, die seit 2013
„Im Auftrag Ihrer Kanzlerin“ unterwegs ist.
Als sie 2015 den „Salzburger Stier“ erhielt, meinte sie „Aber nun ist auch gut,
mit Preisen.“ Widerspruch! Der Bocholter Pepperoni fehlte nämlich bislang
auf ihrer langen Liste. Erst nach der Preisverleihung am 23. ist es gut – auch
für Christian Ehring, der neben dem Deutschen Comedypreis gar im Besitz des
Adolf-Grimme-Preises ist. Inzwischen bundesweit via Mattscheibe bekannt
(seit 2009 als Sidekick von Oliver Welke in der ZDF „heute Show“ und seit
2011 als Moderator der NDR-Sendung „extra 3“). Was den erfolgreichen Kabarettisten nicht davon abhält, Bühnenprogramme zu schreiben. Sein letztes
heißt „Keine weiteren Fragen“ und ist eine brandaktuelle, psychologisch fein
gesponnene Abrechnung mit den Wohlstandskrüppeln hierzulande.
Die Laudatio wird übrigens der Kollege Hagen Rether halten, der Ehring
bescheinigt, „beste Unterhaltung auf sehr hohem Niveau“ zu machen. Für
Simone Solga erwärmt sich Laudator Frank Golischewski, der am selbigen
Abend aus der Hand des Bürgermeisters Peter Nebelo den Ehrenpreis der
Stadt Bocholt entgegen nehmen darf. Golischewski wer? - wird sich mancher
fragen. Nun, das ist der Mann, der 1996 „Die drei alten Schachteln“ (Brigitte
Mira, Evelyn Künneke und Helen Vita) erfand und mit dem Fastnachts-Musical „Feucht und Fröhlich e.V.“ eine erstaunliche Erfolgsgeschichte schrieb.
Am 11. im 11. wurde es im Mainzer unterhaus im 11. Jahr zum 111. Mal
aufgeführt. Nicht nur zu den Schnapszahlen die herzlichsten Glückwünsche
von der stets über Tage lebenden
Anne Nüme
2016: Die bedrohte Kreatur an den Theatern
In Oberhausen geht zwar auch um eine Familie, aber eher mittelbar, aber
doch mit finalem familiärem Ende. Da ist die minderjährige Lulu, die erst
unfreiwillig zum Gegenstand jeglicher Männerbegierde wird, sich dann
aber in den Sümpfen der damaligen Gesellschaft behaupten lernt – und
wie. Eine „Monstre-Tragödie“ nannte Wedekind seine 1894 vollendete
Urfassung der „Lulu“, deren Aufführung im wilhelminischen Deutschland
undenkbar war. Die Story hat immer wieder Musiker zu Vertonungen inspiriert, von Alban Berg bis Lou Reed. Bei der englischen Theaterband Tiger
Lillies wird die „Monstre-Tragödie“ zur „Mörderballade“: „Lulu – A Murder
Ballad“ wurde von der im nordenglischen Leeds ansässigen Opera North
in Auftrag gegeben und dort 2014 uraufgeführt. Regie führt Stef Lernous
(siehe Interview), der in seinem Theater „Abattoir fermé“ („geschlossener
Schlachthof“) in Mechelen in seinen Arbeiten mit zugleich raffinierten wie
einfachen Theatermitteln an Horrorfilme erinnernde Atmosphären und betörende, verstörende Bilderwelten kreiert.
Zeitgenössischen Horror sieht man dagegen in Essen. Dort gibt es einen,
der die Welt nicht mehr versteht: Bernard ist entsetzt: Alle sehen aus wie
er selbst, wie eineiige Zwillinge – völlig identisch! Eine Klinik muss sein
genetisches Material gestohlen haben, um illegal Klone von ihm herzustellen. Irgendein wahnsinniger Wissenschaftler muss ihn zum ahnungslosen
Testobjekt seines neuesten geistesgestörten Projekts gemacht haben. Aber
ganz so einfach ist die Geschichte nicht: Caryl Churchills Stück „Die Kopien“ spielt mit dem kompletten Szenario der gentechnologischen Vervielfältigung. Zunächst scheinbar als Vater-Sohn-Drama angelegt, stellt das
Stück alle Prinzipien, auf denen unsere Erzählungen von Familie, Nachkommenschaft und Individualität beruhen, in Frage und untersucht detailliert
die möglichen Konsequenzen, die Klonen für ganz reale menschliche Beziehungen hätte. Was genau bedeutet es, wenn man weiß, dass ein anderes
„ich“ existiert? Und das ist keine Dystopie. Die Technologien zum Klonen
eines menschlichen Embryos aus normalen Körperzellen sind in den Laboratorien des 21. Jahrhunderts längst vorhanden und in Gebrauch. Noch
werden die so erzeugten Embryonen lediglich in ihre Stammzellen zerlegt,
um Ersatzgewebe wachsen zu lassen. Keine Kopie eines Menschen also,
sondern Material für dessen Reparatur. Im Ernst? Alle glauben doch auch
an den geklonten Weihnachtsmann.
Peter Ortmann
„Familiengeschäfte“ | Sa 30.1.(P) | Schauspielhaus Bochum | 0234 33 33 55 55
„Lulu. Eine Mörderballade“ | Fr 15.1.(P) | Theater Oberhausen | 0208 857 81 84
„Die Kopien“ | Mi 3.2.(P) | Grillo Essen | 0201 812 26 00
16
www.ttrailer-ruh
www.trailer-ruhr.de
JANE
GOT
A GUN
NATALIE PORTMAN
JOEL EDGERTON NOAH EMMERICH RODRIGO SANTORO BOYD HOLBROOK
EIN FILM VON
www.jane-got-a-gun.de
UND
EWAN McGREGOR
GAVIN O’CONNOR
ab 31.12. im Kino
Film-ABC
Vorspann
„Anomalisa“, s.S. 20
KULTUR.KINO.RUHR.
Januar 2016
FILMKRITIK-ÜBERSICHT
FILMSTART-TERMINE
24.12. 31.12. 07.01. 14.01. 21.01.
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Anomalisa
Baskin
Bibi & Tina – Mädchen gegen Jungs
Boulevard
Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten
Bruder vor Luder
Cemetery of Splendour
Conducta – Wir werden sein wie Che
Creed – Rocky's Legacy
Daddy's home – Ein Vater zu viel
Delibal
Die 5. Welle
Die dunkle Seite des Mondes
Die Melodie des Meeres
Die Peanuts – Der Film
Die Vorsehung
Die Wahlkämpferin
Die Winzlinge – Operation Zuckerdose
Dilwale
Feuerwehrmann Sam – Helden im Sturm
Gut zu Vögeln
Ich bin dann mal weg
Iraqi Odyssey
Hello I am David! Eine Reise mit David Helfgott
Jane Got a Gun
Janis: Little Girl Blue
Je suis Charlie
Joy – Alles außer gewöhnlich
Kocan Kadar Konuş 2: Dirilis
Kirschblüten und rote Bohnen
Legend
Lichtgestalten
Louder Than Bombs
Mademoiselle Hanna und die Kunst, Nein zu sagen
Match Me! – How to find Love in Modern Times
Point Break
Remember – Vergiss nicht, dich zu erinnern
Ride Along 2: Next Level Miami
Sture Böcke
Suite Francaise – Melodie der Liebe
The Big Short
The Danish Girl
The Revenant – Der Rückkehrer
Unfriend
Unter Freunden
Valley of Love – Tal der Liebe
Wintergast
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23.12.
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Das war das Jahr...
Kuschelige Kontinuität mit verrückter Würze
Das war das Jahr 2014: Maidan und die Krim, Boko Haram, Bürgerkrieg in
Syrien, Gaza-Krieg, IS und Kobane, Hogesa und Pegida, Eurokrise, Flüchtlinge.
Das war das Jahr 2015: Flüchtlinge und „Wir schaffen das“, Charlie Hebdo
und Bataclan, IS und die Internationale Allianz, Bürgerkrieg in Syrien, Minsk
II, drohender Grexit, Pegida und Heidenau, Bundeswehreinsatz in Syrien,
Flüchtlinge und Obergrenzen. Aus dem Krisenjahr 2014 wurde das Krisenjahr
2015 mit alten, schwelenden, immer wieder neu ausbrechenden oder sich
verschärfenden Konflikten. Nicht zu vergessen die Konflikte, die wir vergessen
angesichts mangelnder medialer Spotlights. Wir können nur schließen: Unsere Welt ist verrückt. Leider nicht positiv verrückt. Sondern mit wahnsinniger
Kontinuität.
Im Kontrast dazu stand das Kinojahr 2015: Dem Verrückten entzog es sich,
der Kontinuität dagegen verpflichtete es sich. Jedoch ohne den Wahnsinn. Die
zweite Auflage von „Fack ju Göhte“ spülte ganz nach Erwarten die Massen
in die Kinos und darf sich nun damit brüsten, das erfolgreichste Startwochenende eines deutschen Kinofilms hingelegt zu haben. Jennifer Lawrence
schloss die Mockingjay-Reihe in einem großen Finale mit vielen, vielen Zuschauern ab, die Reaktivierung der Jurassic-Klassiker zahlte sich ebenso aus
wie die Verfilmung des unglaublich erfolgreichen Schwülsterotik-Irgendwas
„Fifty Shades of Grey“ und das Marvel Cinematic Universe Franchise zog mit
„Avengers 2“ routiniert die Fans, sodass es die 1-Milliarde-Grenze an den
weltweiten Kinokassen knackte. Dass das nach Redaktionsschluss startende
„Erwachen der Macht“ ohnehin alle Rekorde sprengen wird – geschenkt.
Feiert das Kino sich mit aufgewärmten, alten Erfolgen nur noch selbst? Einheitsbrei statt Nektar? Tatsache ist, dass diese Filme dem Kino einen solchen
Erfolg beschert haben, dass es den Unkenrufen um das sterbende Kino zum
Trotz für das Jahr 2015 ein Besucherwachstum verzeichnen darf. Tatsache
ist auch, dass all die Filmreihen und Fortsetzungen (meist) fantastische Stories erzählen. Geschichten, die uns wie Abhängige in den Kinosälen bannen.
Doch es gab 2015 auch kleine, wahnwitzige Peaks mit neuen, unverbrauchten
Ideen. Sebastian Schipper überzeugte mit seiner 140-minütigen Kameraeinstellung „Victoria“ technisch wie auch erzählerisch. „A Girl Walks Home Alone“ verschaffte uns einen Genremix, der die mangelnde Verrücktheit Lügen
strafte. Und mit dem „Brandneuen Testament“ erhält das Verrückte gerade
ohne Abstriche wieder Einzug in die Kinosäle. Das positiv Verrückte.
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06.01.
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31.12.
Wertung unter den Filmkritiken: 1 (
) bis 6 (
) Punkte
Lesen Sie (zum Filmstart) eine ausführlichere Kritik auf trailer-ruhr.de
Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche
Freut sich auf kleine verrückte Spitzen im Jahr 2016: Lisa Mertens
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Wenn wir nach vorne schauen auf das Jahr 2016 erwartet uns Kontinuität
mit alten Bekannten wie Batman und Superman, Captain America, den XMen, Alice im Wunderland, Snow White und dem Kung Fu Panda. Aber auch
Verrücktes wird die Kuscheldecke der Kontinuität durchbrechen. Gleich im
Januar schreiben sich das sweetSixteen in Dortmund und das Endstation in
Bochum das Verrückte ganz explizit auf die Fahne, wenn sie zum Festival
„Stranger Than Fiction“ einladen. In diesem Sinne: Auf ein tolles Kinojahr
2016 mit guten alten Bekannten und einer Prise Verrücktheit! Und dass wir
nach dem nächsten Jahresrückblick über die Welt urteilen: mehr positive Verrücktheit, weniger wahnsinnige Kontinuität.
Lisa Mertens
18
trailer-ruhr.de Forum
Kritikerspiegel Ruhr
Januar 2016
Die häufigsten Nennungen
Tim Caspar
Boehme
taz
Ingrid
Bartsch
ARD
Andrea Burtz R.-Ruediger
Hamacher
WDR 2
film-Dienst
Morgenmagazin
Cemetery of
Splendour
Herausragend von A.
Weerasethakul
Sascha
Westphal
WAZ
EPD-Film
Susan
Vahabzadeh
Süddeutsche
Zeitung
Kultur.Kino.Köln.
Christian
Meyer
choices
Verena
Lueken
FAZ
Daniel
Lars-Olav
Kothenschulte Beier
Spiegel
Frankfurter
Katja
Nicodemus
Die Zeit
Hannah
Pilarczyk
Frank
Brenner
Spiegel Online
trailer
Rundschau
Kultur.Kino.Ruhr.
Cemetery of
Splendour
von A.
Weerasethakul
Die Peanuts Der Film
von
S. Martino
Cemetery of
Splendour
von A.
Weerasethakul
Kirschblüten
und rote
Bohnen von
N. Kawase
Anomalisa
von
D. Johnson und
C. Kaufman
Anomalisa
von
D. Johnson und
C. Kaufman
Cemetery of
Splendour
von A.
Weerasethakul
Anomalisa
von
D. Johnson und
C. Kaufman
The Revenant
- Der Rückkehrer von A.
G. Iñárritu
Cemetery of
Splendour
von A.
Weerasethakul
Cemetery of
Splendour
von A.
Weerasethakul
The Danish
Girl
von
T. Hooper
Kirschblüten
und rote
Bohnen von
N. Kawase
Legend
von
B. Helgeland
The Danish
Girl
von
T. Hooper
The Revenant
- Der Rückkehrer von A.
G. Iñárritu
Anomalisa
von
D. Johnson und
C. Kaufman
Cemetery of
Splendour
von A.
Weerasethakul
Brooklyn - Eine
Liebe zwischen
zwei Welten
von J. Crowley
Kirschblüten
und rote
Bohnen von
N. Kawase
The Big Short
von
A. McKay
Bemerkenswert
Die Melodie
des Meeres
von
T. Moore
Die dunkle
Seite des
Mondes von
S. Rick
Best of
Comedy
Sture Böcke
von
G. Hákonarson
Mademoiselle The Big Short
Hanna und die von
A. McKay
Kunst (...)
B. Kasmi
Die Peanuts - The Big Short
von
Der Film
A. McKay
von
S. Martino
Mademoiselle
Hanna und
die Kunst (...)
von B. Kasmi
Best of
Drama
The Revenant
- Der Rückkehrer von
A. G. Iñárritu
Kirschblüten
und rote
Bohnen von
N. Kawase
Valley of
Love - Tal der
Liebe von
G. Nicloux
Die dunkle
Seite des
Mondes von
S. Rick
Louder than
Bombs
von
J. Trier
The Big Short The Big Short
von
von
A. McKay
A. McKay
The Danish
Girl
von
T. Hooper
The Revenant
- Der Rückkehrer von A.
G. Iñárritu
Louder than
Bombs
von
J. Trier
Brooklyn - Eine
Liebe zwischen
zwei Welten
von J. Crowley
Besondere
Erwähnung
Janis: Little
Girl Blue
von
A. Berg
Anomalisa
von
D. Johnson und
C. Kaufman
Kirschblüten
und rote
Bohnen von
N. Kawase
Valley of
Remember
Love - Tal
von
der Liebe von A. Egoyan
G. Nicloux
Cemetery of
Splendour
von A.
Weerasethakul
Janis: Little
Girl Blue
von
A. Berg
The Big Short Valley of
von
Love - Tal der
A. McKay
Liebe von
G. Nicloux
Kirschblüten
und rote
Bohnen von
N. Kawase
Anomalisa
von
D. Johnson und
C. Kaufman
Valley of Love
- Tal der Liebe
von
G. Nicloux
Kirschblüten
und rote
Bohnen von
N. Kawase
Boulevard
von
D. Montiel
Die Peanuts Der Film
von
S. Martino
Kino-Kalender Ruhr
PREVIEWS, FILMREIHEN, FESTIVALS & SONDERVORFÜHRUNGEN
20.1. 20 Uhr POINT BREAK, Cinemaxx Essen
Neuverfilmung von „Gefährliche Brandung“ als Männerabend-Preview.
3.1. 12.45 Uhr DER LETZTE WOLF, Schauburg Gelsenkirchen
Französisch-chinesisches Naturabenteuer basierend auf dem Bestseller von
Lü Jiamin im KoKi.
21.1. 18 Uhr METROPOLIS, sweetSixteen Dortmund
Der deutsche Klassiker schlechthin, begleitet von einer Ausstellung der
DASA. Im Vorfeld spannende Ausführungen der DASA-Kuratoren.
3.1. 13 Uhr WUNDER DER LEBENSKRAFT, Casablanca Bochum
Doku von Stephan Petrowitsch über die vermeintliche Ur-Energie, auch
bekannt unter Chi, Ki, Prana, Kundalini. Sektmatinée.
21.1. 18.30 Uhr MAGIC MIKE DOUBLEFEATURE, StudienKreis Film Bochum
Das Unikino zeigt den tanzenden Tatum im Doppelpack.
6.1. 14.30 Uhr MAN LERNT NIE AUS, UCI Bo/Du
Komödie mit Anne Hathaway und Robert De Niro im Kino-Café. Präsentiert
von trailer-ruhr.
21.1. 19 Uhr MALALA – IHR RECHT AUF BILDUNG, Babylon Hagen
Über die Kinderrechtsaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin. Klarsichtkino in Koop. mit terres des hommes.
6.1. 20.45 Uhr THE BIG SHORT, Lichtburg Oberhausen Man‘s World
Über das Platzen der amerikanischen Immobilienblase und der daraus
resultierenden Finanzkrise. Mit Christian Bale. Preview bei Bier.
6.1. 23 Uhr UNFRIEND, CineStar Dortmund
Social-Media-Horror aus Deutschland in der CineScream-Preview.
„Der letzte Wolf “
24.1. 16 Uhr JE SUIS CHARLIE, Walzenlager Oberhausen
Über den Terroranschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo.
12.1. 20 Uhr DIE DUNKLE SEITE DES MONDES, Lichtburg Essen
Deutsche Kinopremiere mit Moritz Bleibtreu und Jürgen Prochnow, dem
Regisseur S. Rick sowie den Produzenten und Mitglieder des Filmteams.
25.1. 19 Uhr JUDGMENT IN HUNGARY, sweetSixteen Dortmund
2008 und 2009 begingen Rechtsextremisten Morde in Roma-Dörfern.
Carsten Ilius (NSU Nebenklagevertreter) vergleicht im Anschluss an den
Film beim Podiumsgespräch u.a. den Prozess mit dem aktuellen NSUGerichtsverfahren.
13.1. 18.30 Uhr BLUES BROTHERS, Lichtburg Oberhausen
Filmklassiker von John Landis in der VHS-Filmreihe Glück
13.1. 20 Uhr CREED – ROCKY’S LEGACY, UCI Bo/Du
Preview des Spin-offs der legendären Rocky-Reihe mit Sylvester Stallone.
„Die dunkle Seite des Mondes“
26.1. 19 Uhr DIE ERFINDUNG DER LIEBE, Kino im U Dortmund
Ein filmisches Experiment, bei dem der Regisseur nach dem Tod der
Hauptdarstellerin Fiktionales mit Realem vermischt. In Anwesenheit des
Produzenten Herbert Schwering.
14./15.1. 20 Uhr PACO DE LUCÍA – AUF TOUR, Kino im U Dortmund
Film feiert die Musik des 2014 verstorbenen Flamenco-Gitarristen aus
Spanien, Dortmunder Premiere
27.1. 20 Uhr LETZTE ZUFLUCHT, Endstation Bochum
Über Flüchtlinge des Heimes „An der Fliehbug“ in Dinslaken und ihren
Werdegang. Gespräch mit dem Regisseur Adnan Köse.
15.1. 20 Uhr MEINE KLEINE FAMILIE, Endstation Bochum
Österreichischer Dokumentarfilm über die Kommune Friedrichshof. Im
Anschluss Gespräch mit Regisseur Paul-Julien Robert.
ab 28.1. THE HATEFUL EIGHT, Lichtburg Essen
Die Lichtburg hat noch einen 70mm-Projektor und zeigt den Western, wie
Tarantino in gedreht hat. Einmalig in NRW! Als DF und OV.
17.1. 14 Uhr BIBI UND TINA 3, Filmpassage Mülheim
Das neuste Abenteuer der kleinen Hexe und ihrer Freundin bei der
Passagenkids-Preview.
30.1. 15 Uhr DER KUAFÖR DER KEUPPSTRASSE, sweetSixteen Dortmund
Regisseur Andreas Maus hat die Opfer des Nagelbombenanschlags in der
Kölner Keupstraße in den Mittelpunkt gestellt und dokumentiert anhand
der Originalverhöre die sieben Jahre anhaltende Verfolgung – bis zum
Zeitpunkt, als sich die NSU auch zu diesem Anschlag bekannte. Mit Filmgespräch. Im Rahmen des Festivals Stranger Than Fiction (29.1.- 7.2.).
17.1. 18.30 Uhr DYKE HARD, Schauburg Dortmund
Der trashig-abgedrehte Berlinale-Beitrag aus Schweden in der Reihe
homochrom lesbisch.
20.1. 20 Uhr MATCH ME, Filmstudio Glückauf Essen
Premiere der Doku über Liebe und Beziehung in heutiger Zeit. In Anwesenheit der Regisseurin Lia Jaspers, mit anschließendem Filmgespräch.
Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche
„Malala“
23.1. 20 Uhr PROF. DR. METIN TOLAN – GESCHÜTTELT, NICHT GERÜHRT, Schauburg Dortmund
Der Dortmunder Physikprofessor lüftet die Geheimnisse um James Bond.
Kann man wirklich mit einem brennenden Auto übers Eis fahren?
10.1. 18.30 Uhr BOULEVARD, Schauburg Dortmund
Preview des letzten Filmes mit Robin Williams in der Reihe homochrom.
13.1. 20.30 Uhr GUT ZU VÖGELN, Filmpassage Mülheim
Deutsche Beziehungskomödie mit WG, One-Night-Stands und Ballermanntrip. Preview zur Nacht der Frauen mit Sektempfang.
22.1. 23 Uhr HELL FIRE – DER SOHN DES TEUFELS, Apollo Gelsenkirchen
Midnight Movie. Eintritt frei bei Mindestverzehr von 5 Euro.
„Paco de Lucia – Auf Tour“
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30.1. 19 Uhr SOMOS CUBA, Endstation Bochum
Eine kleine Amateurkamera folgt dem Alltag einer Familie im Arbeiterviertel in Havanna. Im Anschluss folgt ein Filmgespräch mit der Regisseurin
Annett Iljew.
„The Hateful Eight“
„Der Kuaför der Keuppstrasse“
Me
ein
i Lesezeichen
Mein
Film des Monats
Realer als viele Realfilme: Lisa und Michael entfliehen der Konformität
Entfremdetes Puppengesicht
„Anomalisa“ von Duke Johnson & Charlie Kaufman
als jeder Realfilm?
 Besser
[email protected]
Michael ist schwermütig, die Menschen erscheinen ihm alle gleich. Da trifft er Lisa.
C Tief berührender Trickfilm
Bislang schneidet der neue Film von Charlie Kaufman bei der internationalen Filmkritik extrem gut ab. Das ist bei einem Kritikerliebling wie Kaufman,
der mit seinen Drehbüchern zu Filmen wie „Being John Malkovich“ (1999),
„Human Nature“ (2001), „Adaption“ (2002), „Confessions of a Dangerous
Mind“ (2002) oder „Vergiss mein nicht!“ (2004) von Regisseuren wie
Michael Gondry oder Spike Jonze regelmäßig für Begeisterung gesorgt hat,
nicht so ungewöhnlich. Doch die Einstimmigkeit, mit der der Lobgesang
anhebt, ist sogar für einen Charlie-Kaufman-Film erstaunlich. Zumal es sich
um einen klassischen Puppenfilm handelt.
Perfekte Projektionsfläche
Michael Stone schreibt Ratgeber. Damit ist er für
viele Menschen zu einem Guru in Fragen erfolgreicher Kommunikation geworden. Der Familienvater schreibt nicht nur Bücher, er tourt auch mit
Vorträgen durch die Städte. Stone ist ein erfolgreicher Mann. Doch er kann das nicht genießen.
Foto: 2015 Getty Images
Im Flugzeug, im Taxi auf dem Weg zum Hotel und
schließlich in seinem Hotelzimmer sehen wir
einen leicht griesgrämigen, lustlosen, bestenfalls melancholischen Mann
mittleren Alters – eher apathisch als ausgeglichen. Stone wirkt depressiv,
und da der Film seine subjektive Perspektive einnimmt, weiß der Zuschauer
auch bald, wie sich die Welt für ihn anfühlt: Die Farbpalette ist bestimmt
von wenigen Braun- und Grautönen, und nicht nur die Farben wirken dumpf,
auch die Umweltgeräusche. Nicht umsonst wurde „Anomalisa“ bereits mit
Sofia Coppolas „Lost in Translation“ verglichen. Beide Hotelfilme sind
durchströmt von dieser eleganten, aber unspezifischen, abgedämpften
Stimmung, die einen kaum etwas spüren lässt – weder im Guten noch im
Schlechten. Im Gegensatz zu Coppolas Hauptfigur äußert sich Michaels
Krise aber nicht in zynischem Humor, sondern in Gleichgültigkeit. Stones
Gleichgültigkeit führt dazu, dass er die Personen alle gleich wahrnimmt, bis
hin zur Stimme. In „Anomalisa“ haben alle Figuren dieselbe Stimme (Tom
Noonan: „Last Action Hero“), nur Michaels Stimme (David Thewlis, „Harry
Potter“) unterscheidet sich. Doch in einem psychotischen Augenblick hört
Michael plötzlich eine echte, individuelle Frauenstimme (Jennifer Jason
Leigh). Sie gehört Lisa, einem unscheinbaren Mädchen vom Land, das extra
angereist ist, um seinen Vortrag zu hören. Michael ist fasziniert von dieser
natürlichen Persönlichkeit – und sie ist in seinem Krisenzustand die perfekte Projektionsfläche für ihn.
Wir freuen uns auf Post.
dem Spike Jonze als Regisseur abgesprungen war, machte Kaufman 2008
aus seinem Drehbuch zu „Synecdoche, New York“ seine erste Regiearbeit.
Der Film wurde von der Kritik gefeiert, vereinzelt sogar als bester Film der
Dekade, machte aber an den Kinokassen einen Verlust von 16 Millionen
Dollar. In Deutschland lief der Film erst gar nicht an. So etwas rächt sich in
Hollywood, auch wenn man zuvor viele Erfolge feiern konnte. Sieben Jahre
dauerte es, bis Kaufman seinen nächsten Film realisieren konnte.
„Anomalisa“ war ursprünglich als Hörspiel konzipiert, fand dann als Stück
auf die Theaterbühne und kommt nun mit Co-Regisseur Duke Johnson als
Puppenfilm in Stop-Motion-Technik auf die
ZUR PERSON
Kinoleinwand. Was genau die Umsetzung als
Charlie Kaufman (*58) wird
Puppenfilm sowohl mit der Story als auch dem
seit Ende der 90er Jahre für
Zuschauer macht, lässt sich vielleicht gar nicht
seine komplexen und spiegenau beschreiben. Aber das Gefühl der Entfremlerischen Drehbücher gefeiert. Sein Regiedebüt fiel
dung, neben sich und der Welt zu stehen, transbeim Publikum durch, die
portiert „Anomalisa“ besser als jeder Realfilm.
Kritik feierte den Film von
Und das liegt nicht nur an den maskenhaften
2009 aber ebenso wie seiGesichtern der Puppen, sondern an der befremdnen aktuellen Puppenfilm.
lichen Grundstimmung. Schon bald gewöhnt man
sich zu seiner eigenen Überraschung an dieses Setting so sehr, dass man
nicht nur ohne Irritationen einer expliziten Sexszene beiwohnt, sondern
auch alle damit verbundenen Gefühle ohne weiteres mitfühlt. Der Sex
sowie die morgens folgende Ernüchterung gehören zu den bewegendsten
Momenten dieses emotional dichten Films, der in seinem Zentrum wieder
einen dieser typischen Kaufman-Clous hat: Es wäre sicher interessant,
Grafiken zu seinen merkwürdigen Erzählformen zu erstellen. Die verdrehten
Stories mit Loops, merkwürdigen Verzweigungen und andere Irritationen
würden aussehen wie Vexierbilder, die man drehen und kippen kann, die
sich spiegeln oder ereignisreich überlappen. So erinnert die Story des neuen
Films an eine Moebiusschleife, die ein in sich verdrehtes Band spannt, das
dennoch wieder zum Ursprung zurückfindet. Kann ein Film wie „Anomalisa“
zwischen all den perfekt animierten digitalen Trickfilmen bestehen? Oder
ist nicht vielmehr gerade die Übermacht der technischen Perfektion Grund
dafür, dass in den letzten Jahren Filme wie der grob in Schwarz-Weiß
gezeichnete „Persepolis“ von Marjane Satrapi, die Stoffpuppe „Mr. Fox“ von
Wes Anderson oder die Knetfiguren in „Mary & Max“ einen ganz besonderen Eindruck hinterlassen? Die Gefühle, die „Anomalisa“ auslöst, sind jedenfalls realer als bei vielen Realfilmen, die nach Industrienorm gefertigt sind.
Christian Meyer
trailer verlost 2x2 Karten und 2 Plakate auf trailer-ruhr.de
Hyperreale Vexierbilder
„Anomalisa“ hatte eine Startfinanzierung von einer halben Millionen Dollar,
die per Crowdfunding gesammelt wurde. Über das herkömmliche Studiosystem Hollywoods konnte Kaufman keine Finanzierung erwarten. Nach-
Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche
ANOMALISA Venedig 2016: Großer Preis der Jury
USA 2015 - Trickfilm - 90 Min - ab 12 J. - Regie: Charlie Kaufman
Start: 21.1.
BO: Metropolis/Casablanca, OB: Lichtburg
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trailer-ruhr.de Forum
Film-Kritik
Festival
Zurückgenommen, oscarreif: Saoirse (sprich: Sierscha) Ronan
Welcome to America
„Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten“ von John Crowley
Eine junge Irin zwischen Heimweh und Abenteuerlust.
C Einwanderdrama mit Kostüm und Herz
Die Jury: Hans W. Geißendörfer, Liane Jessen und Arne Nolting (v.l.), Foto: Dominik Lenze
„Filmtitel-Preis sensationell“
Kinofest Lünen 2015 – 15 Jahre Berndt-Media-Preis
Die Story ist nicht neu: Eine junge Irin verlässt ihr armes Heimatdorf, um in
New York ein neues Leben zu beginnen. Doch ganz so einfach machen es
einem John Crowley und Drehbuchautor Nick Hornby in dieser Romanverfilmung nicht. Denn gerade als sich Eilis Lacey (Oscar-Favoritin Saoirse Ronan)
in New York eingelebt hat („Job, Studium, Freund – ich gratuliere Eilis.“), muss
sie zurück nach Irland. Saoirse Ronan ist ein Glücksfall für diesen Film, denn
ihr zurückgenommenes Spiel verleiht dem Film eine Bodenhaftung, die er
sonst zwischen Streichorchester und Slow Motions vermutlich verloren hätte.
Doch ein brillanter Cast von Domhnall Gleeson bis „Mad Man“-Star Jessica
Paré sowie eine Liebe zu Ausstattungsdetails machen „Brooklyn“ zu einem
ebenso unterhaltsamen wie berührenden Film.
Simone Schlosser
trailer: Willkommen beim 26. Kinofest Lünen! Was verbinden Sie mit diesem Festival?
Liane Jessen (LJ): Also ich bin zum ersten Mal in Lünen. Aber Mike Wiedemann! Den kenne ich ja schon seit gefühlten 300 Jahren. Ich schätze ihn als
jemanden, der sich selbst treu geblieben ist, jemand, der glaubt, dass Film die
Welt verändern kann.
Arne Nolting (AN): Maximal positive! Nicht nur, weil ich hier einmal den
Drehbuchpreis gewonnen habe: Ich habe das Festival schon vorher geliebt, weil
es so familiär ist. Es ist eben ein richtiges Publikumsfest.
Hans W. Geißendörfer (HG): Zuallererst den Chef. Die Stadt Lünen hat richtig
Glück mit ihm, er hat ein unheimlich hohes Niveau in Sachen Film!
BROOKLYN – EINE LIEBE ZWISCHEN ZWEI WELTEN
GB/IR/CDN 2015 - Drama - 112 Min - o. Altersb. - Regie: John Crowley
mit: Saoirse Ronan, Domhnall Gleeson, Emory Cohen
Start: 21.1.
BO: Metropolis/Casabl., DU: Filmforum, E: Filmkunstth., GE: Apollo, OB: Lichtburg
„Ungeheuer spannend: Das ist richtig tolles Kino!“ Programmkino.de
MORITZ
BLEIBTREU
JÜRGEN
PROCHNOW
Sie sind in der Jury für den Berndt-Media-Preis für den besten Filmtitel.
Was haben Sie gedacht, als Sie von dieser seltenen Preisstiftung erfuhren?
LJ: Eine sensationelle Idee: Der Titel ist extrem wichtig, denn er verrät etwas
über die Haltung der Macher.
AN: Der Preis macht total Sinn, denn er lenkt die Aufmerksamkeit auf einen
kreativen Prozess, über den man sonst wenig nachdenkt.
HG: Es gibt meist keinen einzelnen Titelautor, der Titel entsteht in Diskussionen. Zunächst einmal ist der Titel Handwerk, auch eine Kulturleistung.
Welche Bedeutung messen Sie dem Filmtitel bei der Vermarktung des
Films zu?
AN: Superwichtig! Es ist nun einmal wahnsinnig schwer einen guten Titel zu
finden, wenn man nicht ad hoc eine Idee hat. Z.B. ist der Film „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ in der deutschen Übersetzung der viel bessere Titel. Im
Original heißt er bloß „Don‘t Look Now“.
HW: Der Titel ist natürlich auch Marketing. Ein Beispiel: Für die Serie „Lindenstraße“ war erst der Titel „Beethovenstraße“ im Gespräch – der hätte aber
ganz andere Assoziationen geweckt. Nicht gut finde ich es bei den unzähligen
Filmen, die einfach den Namen des Protagonisten als Titel haben.
Welche Kriterien hatten Sie bei der Bewertung der Filmtitel?
LJ: Er muss sprachlich kreativ und fantasievoll sein, er muss mich verführen.
Ich bin aber sauer, wenn ich verführt werde und das Produkt sein Versprechen
nicht hält. Also: kein Etikettenschwindel!
AN: Also auf die Tauglichkeit für die Vermarktung habe ich nicht geachtet. Mir
ging es darum: Ist der Name originell? Hat er Kraft, packt er mich? Und: Drückt
er Herz und Seele des Films aus?
HG: Ein Titel muss verführerisch sein und ist damit auch für die Vermarktung
entscheidend. Er muss Plakatcharakter haben, er muss einprägsam sein. Vermarktungschance und sprachliche Qualität gehören hier zusammen.
Interview: Dominik Lenze
Hans W. Geißendörfer ist Regisseur („Die gläserne Zelle“) und Produzent („Lindenstraße“).
Liane Jessen ist Leiterin der Fernsehfilm- und Spielfilmabteilung des HR.
Arne Nolting ist Drehbuchautor („Salami Aleikum“, „Wahrheit oder Pflicht“,
„Weinberg“).
Nach dem Roman von Martin Suter
AB 14. JANUAR IM KINO
/dsdmfilm
Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche
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Me
ein
i Lesezeichen
Mein
Film-Kritik
Entfremdung und Zusammenhalt: Lili (l.) und Gerda
Mit Talent, Temperament und Gemurmel zum Erfolg
Das Energiebündel
Ich war nicht jederzeit ich
„Hello I am David! Eine Reise mit David Helfgott“ von Cosima Lange
„The Danish Girl“ von Tom Hooper
Unterwegs mit einem der ungewöhnlichsten Pianisten unserer Zeit.
C Liebenswertes Porträt eines Ausnahmekünstlers
Ein Künstler entdeckt in den 1920er Jahren seine weibliche Natur.
C Toll inszeniertes Transgender-Drama
Seit sich Scott Hicks‘ Biopic „Shine – Der Weg ins Licht“ im Jahr 1996
zunächst zu einem Arthouse-Hit entwickelte und schließlich etliche OscarNominierungen einstreichen konnte, ist der Name des Pianisten David
Helfgott international bekannt geworden. Dass es sich bei dem 1947 in
Melbourne geborenen Australier um einen außergewöhnlichen Menschen
handelt, der nicht nur zu einem der begabtesten Pianisten weltweit zählt,
sondern auch aufgrund seines eigenwilligen Temperaments für Aufsehen
sorgt, konnte durch die Oscar-prämierte Interpretation Geoffrey Rushs eindrucksvoll vermittelt werden. Noch interessanter ist es freilich, dem echten
David Helfgott zu begegnen, seinen eigenwilligen Konzertauftritten zu lauschen, die er stets mit Gemurmel kommentiert, oder gar die Chance zu
erhalten, den Menschen hinter dem Künstler kennenzulernen. All das leistet
Cosima Langes unterhaltsame Dokumentation „Hello, I am David! – Eine
Reise mit David Helfgott“. Der Filmemacherin ist es gelungen, den Pianisten
auf einer Konzerttournee zu begleiten, Momente seiner unbeschreiblichen
Auftritte einzufangen und ihm auch im Hotelzimmer oder zu Besuch bei
Freunden ungewöhnlich nahezukommen.
In den 1920er Jahren lebt der dänische Landschaftsmaler Einar Wegener
(Eddie Redmayne) mit seiner Gattin Gerda (Alicia Vikander) in Kopenhagen. Als
die Porträtistin Einar bittet, ersatzweise für ein weibliches Model einzuspringen, entdeckt dieser seine Leidenschaft für Kostüm und die Weiblichkeit am
eigenen Körper. Gerda spielt das Spiel amüsiert mit, kleidet ihren Gatten ein,
schminkt ihn wie eine Frau, begleitet Einar in seiner Rolle als Lili zu Empfängen. Aus dem Spiel aber wird mehr. Einar spürt, dass er längst dabei ist, eine
neue, seine wahre Identität zu ergründen. Der Beginn einer Reise, die die Beziehung mit Gerda auf die Probe stellt, die zerrissen ist zwischen der Angst,
ihren Einar zu verlieren, und ihrer bedingungslosen Liebe. Unterstützung erhalten die beiden durch Einars Jugendfreund Hans (Matthias Schoenarts). Und
durch Dr. Warnekros (Sebastian Koch), der als erster von zahlreichen Ärzten
seine Patientin nicht als schizophren oder geistesgestört abstempelt.
Andererseits scheint es gar nicht so schwierig, David Helfgott nahezukommen, wenn man ihm persönlich begegnet. Denn der Musiker ist ein Ausbund
der Herzlichkeit und Nähe, der jedem Menschen direkt die Hand reicht, wenn
er ihn nicht sogar leidenschaftlich in die Arme schließt. Das Nervenleiden
Helfgotts, das in den 60er Jahren als schizo-affektive Störung diagnostiziert wurde und ihn anschließend rund zehn Jahre in Heilanstalten zubringen ließ, merkt man ihm nach wie vor an, da der Mann keine Sekunde stillzustehen scheint, ständig in Bewegung ist und ohne Unterlass vor sich hin
brabbelt. So ist das Energiebündel etwas anstrengend, aber zugleich beglückend, denn seine durchweg positive Einstellung hinterlässt bei jedem ein
Lächeln und gute Laune.
Helfgott selbst ist in Cosima Langes Film nicht als Interviewpartner zu sehen,
wird aber ausreichend in dokumentarischen Aufnahmen erfahrbar, die ihn
in den unterschiedlichsten alltäglichen Situationen einfangen. Seine 15
Jahre ältere Ehefrau Gillian (die beiden sind seit 1984 verheiratet) gibt
zusammen mit einigen weiteren Freunden und Wegbegleitern Einblicke in
das Universum Helfgotts. Bezeichnend ist die Aussage eines befreundeten
Psychiaters, der Helfgotts Zustand nicht medizinisch diagnostizieren will,
sondern vielmehr darauf besteht, dass es gut ist, dass es Außenseiter und
Unangepasste wie ihn gibt, die ihre Umgebung mit Originalität und Herzlichkeit beglücken. Ein liebenswertes filmisches Dokument, das einen Ausnahmekünstler erfahrbar macht, eindrucksvoll sein musikalisches Talent
einfängt und Dankbarkeit, positives Denken und Freundlichkeit lehrt.
Einar Wegener lebte von 1882 bis 1931. Tatsächlich wurde der Künstler mit
männlichen und weiblichen Organen geboren, war somit intersexuell und
nicht, wie im Film dargestellt, transsexuell. Im Leben wie im Film hat Einar
indes Gerda an ihrer Seite. Und eben diese Beziehung ist es, für die sich
Regisseur Tom Hooper interessiert. Nach seiner opulenten Musicalverfilmung
„Les Misérables“ kehrt Hooper zurück zu den leisen, zärtlichen Tönen seines
„The King‘s Speech“. Jenseits von Kitsch und Pathos begleitet er mit seinem
Stammkameramann Danny Cohen das Künstlerpaar durch Höhen und Tiefen.
Und was die Filmemacher dabei audiovisuell auf die Leinwand zaubern, ist
schlichtweg atemberaubend: Ein betörendes Spiel mit Unschärfen, Licht,
Raum und Element, arrangiert in entrückten Bildkompositionen und -ausschnitten. Kunstvoll, poetisch und dabei niemals gekünstelt. Jedes Bild ist ein
Gemälde, und jedes dieser Gemälde verlangt nach der großen Leinwand.
Komponist Alexandre Desplat unterlegt diese Eindrücke mit warmen, traurigen, aber immer auch zuversichtlichen Noten. So spiegeln Bilder und Musik
beeindruckend den zärtlichen, tragischen und zugleich hoffnungsvollen Ansatz Hoopers, der die Verwandlung Einars und die schleichende Abkehr von
Gerda ebenso nachvollzieht wie die Verzweiflung der Gattin, die zugleich
immer auch von zaghafter Zuversicht begleitet wird. Alicia Vikander („Ex
Machina“) spielt Gerda als offene, moderne Frau, als lebendige, liebende
Seelenverwandte, die emotional zerrissen den Wandel ihres Mannes mitvollzieht. Verunsicherung, Wut und Trotz gehen einher mit der unverrückbaren
Loyalität ihrer Liebe. Ihre emotionale Reise bleibt dabei mitunter etwas unklar, und für eine ansonsten offene Frau redet sie zu wenig Tacheles. Zugleich
wandelt das Drama bewusst durch Ängste, Scheu und Verwirrung, in deren
Folge Sprachlosigkeit unabdingbar erscheint. Großes, bewegendes Kino über
eine Transgender-Pionierin, das zugleich ganz universell von Liebe,
Freundschaft und Zusammenhalt erzählt.
Hartmut Ernst
Frank Brenner
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THE DANISH GIRL Hollywood Film Awards: Regisseur des Jahres, Tom Hooper
GB 2015 - Drama - 120 Min - Regie: Tom Hooper
mit: Eddie Redmayne, Alicia Vikander, Matthias Schoenaerts
Start: 7.1
HELLO I AM DAVID! EINE REISE MIT DAVID HELFGOTT
D 2015 - Porträt / Biographie / Musik - 100 Min - Regie: Cosima Lange
mit: David Helfgott
Start: 21.1.
BO: Metropolis/Casablanca, DO: Roxy, DU: Filmforum, E: E. Filmkunsttheater
Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche
BO: Metropolis/Casablanca, UCI, DO: Camera, DU: Filmforum,
E: E. Filmkunsttheater, GE: Apollo, Schauburg, OB: Lichtburg
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Hintergrund
Jane schießt zurück
Leg dich nicht mit Mutti an
„Jane Got a Gun“ von Gavin O‘Connor
Eine wehrhafte Frau verteidigt ihren Grund und Boden gegen eine Räuberbande.
C Westerndrama
Der Titel ist Programm. Genug der männlichen Dominanz im Wilden Westen!
Ja, es gab bereits zahlreiche starke Frauen dort. Selbst im König aller Western,
„Spiel mir das Lied vom Tod“, war Claudia Cardinale als Witwe nicht bloß
Opfer, sondern trat erstarkt heraus aus ihrem bitteren Schicksal. Sie selbst
zückt nicht den Colt, steckt aber die Demütigungen der bösen Männer mit versteinerter Mine weg. Opfer ohne Opferallüren! Den Griff zur Waffe wagen später andere Damen, bevorzugt in fröhlichen Westernvarianten wie „Viva Maria!“,
oder wenn sich „Bad Girls“ oder „Bandidas“ als bewaffnete Pin-ups durch die
Gegend schießen. Irgendwann aber wurde der Mainstream-Western ernster
und tragisch. Poetisch. Weg vom Abenteuer, hin zum Drama. „Dead Man“, „Die
Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“ oder erst jüngst
„Slow West“ sprechen eine andere Sprache als dereinst John Wayne in den
USA oder in Europa der Italowestern. Weiterhin aber spielten Frauen nur die
zweite Geige. Inzwischen jedoch sind sie endlich auch Handlungsträgerinnen.
In „The Missing“ oder „The Homesman“, auch wenn sich die Protagonistinnen
dabei gleichermaßen Tommy Lee Jones als kampferfahrenen Wegbegleiter
engagieren. Aber: Sie sitzen mit im Sattel. Anders als in „Erbarmungslos“, wo
die weiblichen Opfer noch böse gute Männer dafür bezahlen, damit diese gute
böse Männer richten.
Auch Jane (Natalie Portman) engagiert einen männlichen Kampfgefährten.
Doch vorher lädt die Mutter die Waffen schon einmal selbst durch. Nachdem
eine Banditenbande unter der Führung des schnauzbärtigen Bishop (Ewan
McGregor) ihren Mann halbtot geschossen hat, versteckt sie den Verletzten
auf ihrer Farm, bringt die kleine Tochter in Sicherheit und bittet den Säufer
und Eigenbrötler Dan (Joel Edgerton) um Unterstützung. Er ist der letzte
Mensch, dem sie vertraut. Die beiden waren schließlich mal ein Paar. Und
genau deshalb willigt Dan nicht ein. Weil sie kein Paar mehr sind. Natürlich
hilft er ihr am Ende doch. Gemeinsam verschanzen sie sich im Farmhaus, verlegen Sprengstoff und sind gewappnet für die Mörderbande, die sich unweigerlich dem Grund und Boden der schicksalsgeprüften Mutter nährt.
Regisseur Gavin O‘Connor setzt auf klassischen (Italo-)Western: Seine Bilder
zitieren das Genre, ohne es neu zu erfinden. Mit Poesie hat er wenig am Hut,
wohl aber mit Romantik. Während das Paar den Mördern harrt, blickt
O‘Connor wiederholt zurück in die Vergangenheit, wo sich Jane und Dan verlieben, getrennt werden, sich nicht wiederfinden. Und wo Jane erstmals Bishop
begegnet, der ihr und ihrem Nachwuchs Furchtbares antut. Natalie Portman
hat dieses Westerndrama coproduziert und verleiht ihrer Figur sowohl
Macherin-Allüre als auch die emotionale Fallhöhe einer traumatisierten
Mutter. Das ufert auch mal aus in archaische Gefühlsexplosionen. Zugleich
mimt sie überzeugend den weiblichen Shootist, der die Coolness und Sexyness
der oben erwähnten Damen nicht benötigt und stattdessen ungeschminkt und
unverblümt den Abzug drückt. Solide Westernkost mit einer starken Heldin.
Hartmut Ernst
trailer verlost 1x2 Karten auf trailer-ruhr.de
JANE GOT A GUN
USA 2014 - Drama - 98 Min - ab 12 J. - Regie: John Wells
mit: Natalie Portman, Ewan McGregor, Joel Edgerton
Start: 31.12.
BO: Union, GE: Apollo, OB: Lichtburg
JANE GOT A GUN – Am Rande
1976, genau vor vierzig Jahren. Sergio Leone ist am Boden zerstört. Sein gegen die aufkommenden US-Blockbuster geplanter Western „Nobody ist der
Größte“ ist ein Fiasko. Regisseur Damiano Damiani kann das Terence-HillVehikel nicht mit der Story um die skrupellose Ausbeutung der Indianer in
Einklang bringen. Der Diebstahl des Originalnegativs aus den römischen
Kodak-Büros spielt dem Film wie auch Leones Plänen endgültig das Lied vom
Tod. Ergo: „Der weiße Hai“ hat freie Bahn. Vier Jahrzehnte später entdecken
ausgerechnet die vom Superhelden- und Remake-Kino frustrierten Hollywood-Stars den Western neu. Die Faszination für die sterilen Stadtkulissen
zeitgenössischer Dramen und Komödien ist auf dem Nullpunkt, der Krimi ans
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Fernsehen verhökert, der Science-Fiction-Film seltsam kleinmütig. Fürs große
Schauspielerkino bleibt neben dem Historiendrama nur der gute alte Western.
So treffen sich in „Jane Got a Gun“ mit Natalie Portman, die Mitproduzentin
des Film ist, Ewan McGregor und Joel Edgerton gleich drei ehemalige „Star
Wars“-Helden. Und tatsächlich gelingt der zerbrechlich wirkenden Portman
ihr bester Auftritt seit „Black Swan“. Nach den ungleich ruhigeren „Meek’s
Cutoff“ und „The Homesman“ steht erneut eine Frau isoliert in der Weite der
Prärie, die sich abseits von Geschlechterrollen und alten romantischen
Verstrickungen der Bestialität der männlichen Welt stellen muss. Ganz aktuell, im Staub und Revolverrauch von gestern.
Rüdiger Schmidt-Sodingen
Me
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Mein
Film-Kritik
Hugh Glass am Anfang seiner Tour de Force durch die Wildnis
Urs gerät mit seinem gewissenlosen Chef (Jürgen Prochnow) in Konflikt
Einsamer Kraftakt
Willkommen im Leben
„The Revenant – Der Rückkehrer“ von Alejandro González Iñárritu
„Die dunkle Seite des Mondes“ von Stephan Rick
Ein Trapper wird verletzt zurückgelassen und schwört auf Rache.
C Kraftvolles Kino mit großartigen Bildern
Der Anwalt eines Pharmakonzerns gerät in die Sinnkrise – und in Lebensgefahr.
C Psychothriller
Dreck, Kälte und Kämpfe – und mitten drin die Kamera, so orientierungslos
wie die Figuren in den winterlichen Weiten Nordamerikas. Dazwischen beeindruckende Naturaufnahmen von erhabener Schönheit. Iñárritus existentialistisches Abenteuerdrama um einen von Rache getriebenen Trapper, wird
ebenso von Leonardo DiCaprios Tour de Force wie von den intensiven Bildern
getragen, die gleichermaßen unvermittelt auf Schönheit wie auf Schrecken
blicken. Angeblich war auch der Dreh selbst ein immenser Kraftakt: Iñárritu
wollte unbedingt an Originalschauplätzen, ohne künstliches Licht und außerdem chronologisch drehen. Die Mühen stehen nicht nur DiCaprio ins Gesicht
geschrieben, sondern dem gesamten Film.
Christian Meyer
Ein Pharma-Unternehmer will ein zweifelhaftes Medikament auf den Markt
bringen. Als sein Wirtschaftsanwalt Urs (Moritz Bleibtreu) Wind von der
Sache bekommt, ereilen ihn moralische Skrupel. Die Begegnung mit der
verführerischen Lucille (Nora von Waldstätten) und der Verzehr zweifelhafter Pilze bringen ihn gründlich durcheinander. Während er gegen die gewissenlosen Geschäftspraktiken seines Chefs angeht, verliert er zunehmend die
Kontrolle über sich selbst. Dramaturgisch holpert der Film, und Bleibtreu
überzeugt wenig. Zugleich aber liefert Regisseur Stephan Rick einen erfrischenden, stilvoll gefilmten und musikalisch sphärisch getauchten Psychothriller, der in einem atmosphärischen Gewand daherkommt, das im deutschen Kino leider viel zu selten anzutreffen ist.
Hartmut Ernst
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THE REVENANT – DER RÜCKKEHRER
DIE DUNKLE SEITE DES MONDES
USA 2015 - Abenteuer / Drama - 151 Min - Regie: Alejandro González Iñárritu
mit: Leonardo DiCaprio, Tom Hardy, Will Poulter
Start: 6.1.
D/LUX 2015 - Drama / Thriller - 97 Min - ab 12 J. - Regie: Stephan Rick
mit: Moritz Bleibtreu, Jürgen Prochnow, Nora von Waldstätten
Start: 14.1.
BO: Metrop./Casabl., UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: E. Cinemaxx, Lichtburg,
GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Filmpassage, OB: Lichtburg
BO: Metrop./Casabl., DO: Cinestar, Roxy, DU: Filmforum, E: Filmkunstth., GE: Apollo
Janis zwischen Erfolg, Sehnsucht und Selbstzweifel
Irak jenseits bekannter Nachrichtenbilder
Liebe und Selbstliebe
Familiensaga in 3D
„Janis: Little Girl Blue“ von Amy Berg
„Iraqi Odyssey“ von Samir
Die Sängerin Janis Joplin rang stets um Anerkennung und Liebe.
C Doku mit einer Fülle an spannendem Archivmaterial
Die Geschichte des Iraks erzählt an der Diaspora einer Familie.
C Persönlicher Dokumentarfilm im Gewand einer Familiensaga
Janis Joplin war neben Jimi Hendrix und Jim Morrison eine der drei Musiker,
die in den Jahren ’70 / ’71 im Alter von 27 Jahren an den Folgen von Drogen
starben. Die Regisseurin Amy Berg findet hinter der lauten Soulstimme und der
selbstbewusst wirkenden Persönlichkeit eine verletzte, empfindsame Seele. Der
Film verfolgt ihr kurzes Leben vom Außenseitertum in der Provinz über den
ersten Kontakt zur Gegenkultur in Austin und später in San Francisco bis hin
zu ihren musikalischen Erfolgen mit Big Brother & The Holding Company und
schließlich als Solomusikerin. Im Zentrum stehen nicht nur ihre Erfolge, sondern vor allem ihre Selbstzweifel und ihre Sehnsucht nach Liebe und Glück, die
in den Briefen anklingen, die Cat Power für den Film liest. Christian Meyer
Der Filmemacher Samir hat einen beeindruckenden Stammbaum: sechs Onkel
und Tanten, zwanzig Cousins, fünf Geschwister – verstreut über die ganze
Welt. Fünf davon hat er als Protagonisten ausgewählt: Onkel Sabah in London,
Tante Samira in Auckland, Cousin Jamal in Moskau, Cousine Tanya in Neuenburg sowie seine Halbschwester Souhair in Buffalo. Ausgehend von ihren
Lebensgeschichten erzählt er die Geschichte seines Heimatlandes Irak, das er
selbst als kleiner Junge verlassen und zu dem er seitdem ein gespaltenes Verhältnis hat. Geschickt verbindet er dabei Familienfotos und private Super-8Filme mit Archivaufnahmen und Zeitungsberichten. Ein origineller Dokumentarfilm, der einen ebenso interessanten wie persönlichen Einblick in den Irak
jenseits der bekannten Nachrichtenbilder gibt.
Simone Schlosser
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JANIS: LITTLE GIRL BLUE
USA 2015 - Porträt / Biographie - 115 Min - Regie: Amy Berg
mit: Janis Joplin
BO: Metropolis/Casablanca, DO: sweetSixteen
Mein Film, mein Kino, meine Meinung
IRAQI ODYSSEY
CH/D/VAE 2014 - Dokumentarfilm - 96 Min - ab 12 J. - Regie: Samir
Start: 14.1.
Start: 14.1.
E: E. Filmkunsttheater
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Film-Kritik
Nicht nur kulinarisch beseelt: Tokue
Saoirse und ihre Familie: Bewegender, klassischer Zeichentrick
Kulinarischer Liebes-Akt
Große Entscheidungen
„Kirschblüten und rote Bohnen“ von Naomi Kawase
„Die Melodie des Meeres“ von Tomm Moore
Eine alte Frau bringt mit ihrer Bohnensoße einen Dorayaki-Imbiss zum Brummen.
C Poetischer Einblick in japanische Seelen und kulinarische Traditionen
Die stumme sechsjährige Saoire steht vor einer fantastischen Aufgabe.
C Wundervoll gezeichnetes und tief bewegendes Märchen
„An“ – wie der Film im Original beziehungsreicher heißt – ist ein süßes Bohnenpüree, mit dem Pfannkuchen gefüllt werden. Weil die Herstellung aufwendig ist, kauft Sentaro es lieber fertig. Als die 76-jährige, von Lepra gezeichnete Tokue, die schon immer in einem Doryaki-Imbiss arbeiten wollte,
das Zubereiten des An übernimmt, sprechen sich ihre Kochkünste schnell
rum. Und Wakana, eine 14-jährige Schülerin und Stammgast, freundet sich
mit Tokue und Sentaro an. Liebevoll porträtiert Kawase die drei Außenseiter. Auch Sentaro und Wakana haben Narben, allerdings keine sichtbaren.
Wie in Kawases „Still the Water“ spielen auch hier Bäume eine spirituellmystische Rolle, die sich mit dem Minimalismus der Geschichte zu einer
berührenden Reise in außergewöhnliche Seelenlandschaften verbinden.
Saoirse lebt in einem Leuchtturm. Sie ist ein sogenannter Selkie, ein Fabelwesen, das Mensch ist, aber im Wasser Robbe sein kann. Ihre Mutter ist bei
ihrer Geburt gestorben, seitdem ist ihr Vater nur noch depressiv und trinkt,
während ihr älterer Bruder Ben sie schikaniert. Als die Oma sie zu sich holt,
erkennen die Kinder nicht nur Saoires besondere Eigenschaften, sondern auch
die große Aufgabe, die vor ihnen liegt. Nach dem Oscar-nominierten „Brendan
und das Geheimnis von Kells“ hat sich Tom Moore nochmals übertroffen und
mit dem Cinepänz-Eröffnungsfilm ein sehr trauriges, aber auch actionreiches
Fantasy-Abenteuer realisiert, das nicht nur durch die Story, sondern vor allem
auch durch die wunderbaren Zeichnungen und die tolle Musik überzeugt.
Klassischer Zeichtentrick auf höchstem Niveau!
Christian Meyer
Rolf-Ruediger Hamacher
KIRSCHBLÜTEN UND ROTE BOHNEN
DIE MELODIE DES MEERES
F/D/J 2015 - Drama / Komödie - 113 Min - o. Altersb. - Regie: Naomi Kawase
mit: Kirin Kiki, Masatoshi Nagase, Kyara Uchida
Start: 31.12.
IR/LUX/B/F/DK 2014 - Trickfilm / Abenteuer - 93 Min - o. Altersb. - Regie: Tomm Moore
Start: 24.12.
BO: Endstation, E: E. Filmkunsttheater
EIN FILM VON COSIMA LANGE
Hello I am
David!
EINE REISE MIT DAVID
HELFGOTT
AB 21. JA
BOCHUM - Ca
DORTMUND DUISBURG - F
ESSEN - Essener Fi
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Mein
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Film-Kritik
Magische Realität im Krankenzimmer
Chala züchtet Tauben über den Dächern von Havanna
Traumwandeln
Alte Schule
„Cemetery of Splendour“ von Apichatpong Weerasethakul
„Conducta – Wir werden sein wie Che“ von Ernesto Daranas
In einem Krankenhaus liegen Soldaten in einem geheimnisvollen Koma.
C Filmische Meditation über Vergangenheit und Gegenwart
Eine alte Lehrerin aus Havanna setzt sich für ihren schicksalsgeprüften Schüler ein.
C Warmherzig inszeniertes Drama
Der thailändische Regisseur Apichatpong Weerasethakul erzählt, wie die
Vergangenheit in die Gegenwart dringt. Seine Film wie „Tropical Malady“
und „Uncle Boonmee“ sind ebenso meditative Geistergeschichten wie sein
neuer Film „Cemetery of Splendour“: In einem provisorischen Krankenhaus
liegen Soldaten im Koma. Eine Frau mit Gehbehinderung pflegt dort ehrenamtlich, eine zweite mit spirituellen Fähigkeiten tritt in Kontakt mit den Schlafenden. Gemeinsam erforschen sie deren Geschichten, wandeln auf dem
Grundstück, wo früher ein Königspalast stand, und treffen auf Göttinnen.
Bei Weerasethakul mischen sich Privates und Politisches, Wachzustand und
Halbschlaf zu einer faszinierenden filmischen Reise, die den Zuschauer eintauchen lässt in eine magische Realität.
Christian Meyer
Die alleinerziehende Mutter des elfjährigen Chalas ist Alkoholikerin, somit
liegt es in seiner Verantwortung, für den Lebensunterhalt zu sorgen. Die
Situation hat Auswirkungen auf seine schulische Leistung. Als er in ein
Heim gesteckt werden soll, stellt sich seine alte Lehrerin Carmela hinter ihn
und plädiert im dogmatisch verbohrten Lehrerkreis dafür, neben Schulnoten
und Polizeikontakten auch die Lebenssituation der Schützlinge zu berücksichtigen. Warmherzig nähert sich der kubanische Regisseur Ernesto Daranas dem Schicksal seines jungen Helden, der noch Kind ist, aber schon große Verantwortung trägt. Leichthändig inszeniert, tragisch und lausbübisch.
Zugleich ein universelles Drama über die Bedeutung von Lehrkräften jenseits purer Wissensvermittlung.
Hartmut Ernst
CEMETERY OF SPLENDOR
CONDUCTA – WIR WERDEN SEIN WIE CHE Filmfest. Havanna 2014: Bester Film
THAI/GB/F/D/BUR 2015 - Drama - 122 Min - o. Altersb. - Regie: A. Weerasethakul
mit: Jenjira Pongpas, Banlop Lomnoi, Jarinpattra Rueangram
Start: 14.1.
CUB 2014 - Drama - 108 Min - ab 12 J. - Regie: Ernesto Daranas
mit: Alina Rodríguez, Armando Valdes Freire, Armando Miguel Gómez
BO: Endstation, DO: sweetSixteen
BO: Endstation, DO: sweetSixteen, E: E. Filmkunsttheater
Teilstück kollektiver Sprachlosigkeit: Jonah
Start: 7.1.
Geteilter Trotz, geteiltes Schicksal: Gummi und Kiddi
Bildgewaltige Sprachlosigkeit
Schrullig tragisch
„Louder Than Bombs“ von Joachim Trier
„Sture Böcke“ von Grímur Hákonarson
Nach dem Tod der Mutter zerfällt eine Familie in ihre Einzelteile.
C Sensibles und visuell aufregendes Familiendrama
Eine Tierkrankheit stellt zwei verfeindete Schafzüchter vor große Herausforderungen.
C Tragikomödie
Gene und seine beiden Söhne Jonah und Conrad leben isoliert ihr jeweils eigenes Leben, seit die Mutter vor drei Jahren bei einem Unfall starb. Als eine
posthume Ausstellung die Arbeit der Kriegsfotografin würdigen möchte, reist
der Student Jonah nach Hause, und die Sprachlosigkeit in der Familie ist in
dieser Nähe nicht länger zu ignorieren. Der Däne Joachim Trier legt mit
„Louder Than Bombs“ sein US-Debüt vor und entfaltet anders als in dem ruhigen Vorgänger „Oslo, 31. August“ eine sehr vielfältige, kraftvolle Ästhetik, die
so souverän zwischen den verschiedenen Erzählebenen wechselt, wie der Film
die Erzählperspektive zwischen den Hauptfiguren durchreicht. Ein ergreifend
trauriger und zugleich wunderschöner Film.
Christian Meyer
Fürwahr, sture Böcke sind das, die Brüder Gummi und Kiddi, die Zaun an
Zaun in einem Tal in Island von der Schafszucht leben. Eine tödliche Krankheit, die unter den Tieren ausbricht, bringt die Lebensgrundlage der Streithähne in Gefahr, die nun beide im selben Boot sitzen. Während Kiddi das
Gewehr durchlädt, entpuppen sich die Auflagen der Behörden als unbarmherzig. Gummi resigniert, Kiddi begegnet der Sache mit Trotz und zeigt sich
wenig kooperativ. Wer eine schrullige, nordische Komödie erwartet, der
liegt hier nur teilweise richtig. Denn „Sture Böcke“ ist mehr als das. Zu aufwühlend ist der Schicksalsschlag, der die Gemeinde im Tal erreicht. Und so
überzeugt dieses wundervoll gefilmte Drama ebenso mit humorvollen wie
auch mit tragische Spitzen.
Hartmut Ernst
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LOUDER THAN BOMBS
N/F/DK/USA 2015 - Drama / Familie - 109 Min - ab 12 J. - Regie: Joachim Trier
mit: Jesse Eisenberg, Gabriel Byrne, Isabelle Huppert
Start: 7.1.
STURE BÖCKE Cannes 2015: Un Certain Regard, Grímur Hákonarson
ISL 2015 - Drama / Komödie - 92 Min - o. Altersb. - Regie: Grímur Hákonarson
mit: Sigurður Sigurjónsson, Theodór Júlíusson, Charlotte Bøving
Start: 31.12.
BO: Endstation, DO: Roxy, E: E. Filmkunsttheater
BO: Endstation, DO: sweetSixteen, DU: Filmforum, E: E. Filmkunsttheater
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Roter Teppich
Durch künstliche Maske gealtert: Jürgen Prochnow in „Remember“
„Jetzt weiß ich, wie ich in 20 Jahren aussehe“
Jürgen Prochnow über „Remember“, „Die dunkle Seite des Mondes“ und seine Karriere
Er ist einer der wenigen Deutschen, die schon
seit Jahrzehnten auch im internationalen Film
Erfolge feiern: Der 1941 in Berlin geborene
Jürgen Prochnow dreht seit seinem Durchbruch als Kapitän in „Das Boot“ regelmäßig
in Hollywood, hat dort in Klassikern wie „Der
Wüstenplanet“, „Der englische Patient“ oder
„Air Force One“ mitgewirkt. Im neuen Jahr
kann man ihn in zwei neuen Produktionen auf
der Leinwand erleben. Für „Remember“, der
am 31. Dezember anläuft, musste er 20 Jahre
altern. In der Martin-Suter-Verfilmung „Die
dunkle Seite des Mondes“ (Start: 14. Januar)
ist er neben Moritz Bleibtreu zu sehen.
trailer: Herr Prochnow, waren Sie nicht zunächst irritiert, dass man Sie für die Rolle in
„Remember“ in Erwägung gezogen hat, für
die Sie ungefähr 20 Jahre zu jung sind?
Jürgen Prochnow: So ist es. Aber ich habe gedacht, dass es mit den Mitteln, die den SpecialEffects-Maskenbildnern heute zur Verfügung
stehen, möglich sein müsste. Ich habe das Drehbuch gelesen und den Regisseur Atom Egoyan
getroffen und war von der spannenden und
ungewöhnlichen Geschichte über den Holocaust begeistert. Egoyan ist ein reizender, sehr
höflicher und sensibler Mann. Nach unserem
Treffen sagte er mir aber zunächst ab, weil ich
zu jung für die Rolle sei (lacht). Denn eigentlich
wollte Egoyan nicht mit Spezial-Makeup arbeiten, weswegen er für die Rolle Günter Lamprecht besetzte. Davon wusste ich nichts, bis bei
mir wieder das Telefon klingelte und man mir
mitteilte, dass der Darsteller krank geworden sei
und ob ich nicht noch Lust hätte, die Rolle zu
spielen. Es tat mir furchtbar leid, dass Günter
krank geworden war, aber ich habe mit Freude
zugesagt, bin nach Kanada geflogen und habe
dann mit einem Special-Effects-Maskenbildner
in Toronto zusammen mein Makeup entwickelt.
Nach einigen Probeaufnahmen waren alle zufrieden und ich habe mich dann gesehen, wie
ich in 20 Jahren aussehe (lacht).
Es ist sehr ungewöhnlich, das Thema Holocaust mit den Mitteln des Spannungsfilms
Xxxx?

Gut gealtert?
[email protected]
[email protected]
Wir freuen uns auf Post.
Wir freuen uns auf Post.
rigen, besetzt ist.
aufzugreifen…
Ich finde, dass das wunderbar funktioniert. Wir
haben den Film in Venedig vorgestellt und ha- Seit Jahrzehnten stehen Sie schon beiderseits
ben bei der Premiere vom Publikum stehenden des Atlantiks vor Film- und Fernsehkameras.
Beifall empfangen, bestimmt zehn Minuten Was hat sich Ihrer Meinung nach dabei am
lang. Man hat gemerkt, dass der Film den Zu- meisten verändert?
schauern sehr gefallen hat. Ich finde auch, dass Die Umstellung auf digitale Kameras fällt mir
hier als erstes ein, daran
er perfekt gemacht ist. Er hat
„Petersen hat mein Interesse an musste man sich als Schaueinen grandiosen Hauptdarder Filmschauspielerei geweckt“
spieler erst einmal gewöhsteller – Christopher Plummer
nen. Das Vorbereiten auf
spielt hier einen wunderbaren
Charakter. Und er hat auch noch die Kraft dazu! eine Einstellung, die auf Film gedreht wurde,
Ich wünsche mir, dass ich mit 86 Jahren auch war etwas gänzlich anderes. Beim Fernsehen
noch so fit bin, um so eine Rolle durchzustehen. lässt man die digitale Kamera oftmals einfach
Jeden Tag vor der Kamera, zwei Monate lang mitlaufen, denn das Material kostet ja nichts
von morgens bis abends – diese Kraft und Kon- mehr. Ein anderes Beispiel: Ich habe mit Wolfzentration muss man in diesem Alter erstmal gang Petersen 1972 einen „Tatort“ gedreht,
haben. Auch Schnitt und Musik sind bei dem da hatten wir ca. 35 Drehtage zur Verfügung.
Damit kamen wir aber nicht ganz hin, sondern
Film grandios aufeinander abgestimmt.
mussten noch um zwei oder drei Tage verlänChristopher Plummer ist Oscar-Preisträger gern. Heutzutage muss so etwas insgesamt in
und Filmlegende. Ist es angesichts Ihrer vielen 19 Drehtagen fertig sein. Es wird heute also weHollywoodeinsätze überhaupt noch etwas Be- sentlich schneller gearbeitet – ob besser, weiß
sonderes für Sie, auf so jemanden zu treffen? ich nicht (lacht).
Es ist toll, wenn man mit so jemandem zusammenspielen kann! Es erleichtert die Arbeit na- Petersen war am Beginn Ihrer Karriere sehr
türlich ungeheuerlich, wenn ein Mann von solch wichtig. Sind Sie denn nach wie vor in Koneiner Klasse der Partner ist, das ist etwas ganz takt mit ihm?
Wunderbares. Das hat mich sehr beeindruckt, Ja, wir sehen uns häufiger, wir sind ja befreundet und haben doch einiges zusammen erlebt.
aber auch sehr gefreut.
Ich habe durch ihn damals den Geschmack am
Bei „Die dunkle Seite des Mondes“ hat man Filmschauspieler gefunden, das hat er mir durch
Sie auch wieder als Antagonisten besetzt. Är- die Art und Weise, wie er Regie geführt hat, eigert es Sie manchmal, dass Sie so häufig für gentlich erst vermittelt. Er hat mir damals die
diese zwielichtigen Figuren gecastet werden? unterschiedlichen Vorbereitungsweisen erklärt,
Überhaupt nicht. Ich schaue immer, ob die Rolle warum man Großaufnahmen braucht und was
interessant ist und ob sie mir gefällt. Das war man mit ihnen erreicht. Mir war das am Anfang
hier der Fall. Blank, Moritz Bleibtreus Rolle, als Theaterschauspieler alles viel zu langweilig.
konnte ich sowieso nicht mehr spielen, dafür bin Die langen Wartezeiten zwischen den kleinen
ich zu alt. Aber meine Rolle empfand ich durch- Schnipseln, die man dann von einer Figur drehte,
aus als reizvoll. Generell ist es im Film so, dass haben mir überhaupt nicht gefallen. Petersen
die Hauptrollen zumeist an jüngere Charaktere hat in mir das Interesse an der Filmschauspielevergeben werden, weil über diese die Geschich- rei geweckt, da verdanke ich ihm sicherlich sehr
Interview: Frank Brenner
ten erzählt werden. Die älteren sind dann eher, viel.
so wie in diesem Fall, die Antagonisten. Es ist
selten, dass wie bei „Remember“ die Hauptrolle
Lesen Sie die Langfassung unter:
www.trailer-ruhr.de/roter-teppich
mit Christopher Plummer, einem über 80-Jäh-
Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche
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Me
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Film-Kritik
Ja-Sagerin Hanna (Vimala Pons, M.) verliert den Überblick
Zev auf dem Weg in die Vergangenheit
Aber ja!
Der demente Rächer
„Mademoiselle Hanna und die Kunst, Nein zu sagen“ von Baya Kasmi
„Remember – Vergiss nicht, dich zu erinnern“ von Atom Egoyan
Hanna sucht das Glück und kämpft mit ihrer Vergangenheit.
C Turbulente Tragikomödie
Der demente Zev wird von seinem Freund Max auf eine Mission geschickt.
C Raffinierte Mischung aus Drama und Thriller
Baya Kasmi und Michel Leclerc haben mit „Der Name der Leute“ eine
Komödie gemacht, die unzählige Themen auf radikale Art turbulent verknotete. Bei dem von beiden geschriebenen Überraschungserfolg führte
Leclerc die Regie, nun ist Kasmi dran. Die Story ist beinahe identisch: Junge
Frau mit arabisch-französischen Eltern will ein freies Leben leben, muss
sich aber dafür von ihrer Vergangenheit lösen. Ihr großes Handicap: Sie
kann niemandem einen Gefallen abschlagen. Auch wenn der Vorgänger
sehr ähnlich war: Man staunt ob des Füllhorns an Ideen und Themen, wird
halb erschlagen vom Tempo und Witz und wundert sich, dass zwischen drin
auch noch Politik- und Gesellschaftsthemen auf ernsthafte Art Platz finden.
Ein Film, der bei aller Bissigkeit immer liebevoll bleibt.
Christian Meyer
Nicht zum ersten Mal beschäftigt sich der gefeierte kanadische Regisseur
Egoyan mit Themen des Erinnerns, Vergessens und der Gräuel der Vergangenheit. In „Remember“ nutzt er die Altersdemenz seines Protagonisten
(beeindruckend: Christopher Plummer), um eine nicht nur symbolische Geschichte gegen das Vergessen zu erzählen und ein ungesühntes Verbrechen
des Holocausts zu rächen. Wenn man nicht jedes Detail der Geschichte auf
die Goldwaage legt, bietet einem der Film in seinen Thrillermomenten eine
gehörige Spannung und zudem interessanten Ansatz, sich mit Fragen der
Schuld und Sühne der letzten Überlebenden des Zweiten Weltkriegs auseinanderzusetzen. Einige darstellerische Hochkaräter lassen ihre greisen Rollen
mit einer erstaunlichen physischen Präsenz lebendig werden. Frank Brenner
MADEMOISELLE HANNA UND DIE KUNST NEIN ZU SAGEN
REMEMBER Venedig 2015: Vittorio Veneto Film Festival Award
F 2015 - Komödie / Drama - 100 Min - ab 12 J. - Regie: Baya Kasmi
mit: Vimala Pons, Mehdi Djaadi, Agnès Jaoui
Start: 14.1.
BO: Metropolis/Casablanca, E: E. Filmkunsttheater
CDN/D 2015 - Drama / Thriller - 94 Min - ab 12 J. - Regie: Atom Egoyan
mit: Christopher Plummer, Martin Landau, Dean Norris
Start: 31.12.
BO: Endstation, DO: sweetSixteen
Auf dem Boden der Tatsachen: Wirtschaftsprofi Burry (Christian Bale)
Ein ganzes Land Charlie
Everybody is wrong
Totlustig
„The Big Short” von Adam McKay
„Je suis Charlie“ von Daniel und Emmanuel Leconte
Eine Handvoll Wirtschaftsexperten schlittert durch die Bankenkrise.
C Frecher Wirtschaftsthriller
Eine filmische Aufarbeitung der Anschläge auf die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“.
C Bewegender Tribut an die verstorbenen Cartoonisten
Wirtschaftsdramen stehen vor der Herausforderung, ihre Materie so zu vermitteln, dass der Zuschauer bei der Stange bleibt. Regisseur Adam McKay
zieht eine Blondine in der Badewanne heran oder einen Koch am Herd, die
den einen oder anderen komplexen Zusammenhang anschaulich darlegen.
Und zwar mit dem Blick direkt in die Kamera. Den suchen auch wiederholt
die prominent besetzten und großartig aufspielenden Protagonisten
(Christian Bale, Steve Carell, Ryan Gosling, Brad Pitt). Texttafeln mit informativen und ironischen Verweisen, ein hohes Tempo und eine Montage, die
durch die Medienlandschaft hetzt wie einst „Natural Born Killers“ sorgen
für einen aufregenden, rotzigen und höchst unterhaltsamen Wirtschaftsthriller, der um den Bankenkollaps 2008 kreist.
Hartmut Ernst
Fast ein Jahr ist seit den Anschlägen auf die französische Satirezeitschrift
„Charlie Hebdo“ vergangen. In Frankreich löste die Tat zunächst eine beispiellose Solidaritätswelle aus. Für einige Tage war das ganze Land Charlie.
Doch bald darauf begannen die Fragen: Hatten die Satiriker mit ihren islamkritischen Karikaturen eine Grenze überschritten, und waren sie möglicherweise mitverantwortlich für ihre Taten? Diesen Fragen gehen Daniel und
Emmanuel Leconte in ihrem Dokumentarfilm nach. Hier und da fehlt den
beiden die filmische Distanz, wodurch „Je suis Charlie“ stellenweise wie ein
seichtes Betroffenheitsdrama wirkt, doch in seinen stärksten Momenten ist
der Film ein interessanter Einblick hinter die Kulissen der Satirezeitschrift
und ein bewegendes Tribut an die verstorbenen Cartoonisten.
THE BIG SHORT Hollywood Film Awards: Breakthrough Award, Adam McKay
JE SUIS CHARLIE
USA 2015 - Drama - 130 Min - ab 6 J. - Regie: Adam McKay
mit: Christian Bale, Brad Pitt, Ryan Gosling
F 2015 - Dokumentarfilm - Regie: Daniel Leconte, Emmanuel Leconte
Simone Schlosser
Start: 14.1
BO: UCI, Union, DU: UCI, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Filmpassage, OB: Lichtburg
Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche
Start: 7.1.
DO: sweetSixteen, E: E. Filmkunsttheater
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trailer-ruhr.de Forum
Gespräch zum Film
„Was übrig bleibt, wenn
keiner mehr hinguckt“
Regisseurin Julia von Heinz
über die Kerkeling-Verfilmung
„Ich bin dann mal weg“
Nach dem Studium war Julia von Heinz (*1976)
künstlerische Mitarbeiterin Rosa von Praunheims an der Hochschule für Film und Fernsehen
„Konrad Wolf“ und drehte später mit Kollegen
wie Tom Tykwer die Doku „Rosakinder“ über
den gemeinsamen Mentor. Ihr Langfilmdebüt
„Was am Ende zählt“ (2008) wurde u.a. mit dem
Deutschen Filmpreis in Gold als „Bester Kinderund Jugendfilm“ prämiert. Mit „Hanni & Nanni
2“ und „Hannas Reise“ (2013) verfilmte sie bereits Romane.
trailer: Frau von Heinz, sind Sie eine Vielleserin
oder woher kommt Ihr Bezug zu Buch-Adaptionen?
Julia von Heinz: Ich lese sehr viel. Aber das war
trotzdem eher ein Zufall. Keines der Bücher, die ich
verfilmt habe, hatte ich gelesen, bevor ich sie angeboten bekam.
Wann haben Sie denn Hape Kerkelings Bestseller
zuerst gelesen?
Tatsächlich erst, als die Ufa auf mich zukam. Davor
war es mir natürlich ein Begriff. Ich hatte fast das
Gefühl, ich kenne es schon, so viel hatte ich darüber
gehört.
Sind Sie ein spiritueller Mensch?
Gar nicht. Deswegen habe ich es auch wahrscheinlich nicht gelesen damals. Ich dachte, das würde
mich nicht interessieren. Als ich es dann las, merkte ich, dass es um genug geht, was mich auch als
nicht gläubigen Menschen interessiert und was ich
erzählenswert finde.
Was war das?
Ich fand es bemerkenswert, dass ein Mensch, der
so stark in den Medien und im Mittelpunkt des
öffentlichen Interesses steht, sagt: Ich verzichte
auf all das noch mal und schaue, was übrig bleibt,
wenn keiner mehr hinguckt. Kein Publikum, keine
Entourage, keine Kamera. Das fand ich einen spannenden Schritt. Ich mochte auch sehr Hape Kerkelings Genauigkeit bei der Figurenbeschreibung im
Buch. Und dass er so freundlich und unhierarchisch
auf Menschen schaut. Ganz und gar auf Augenhöhe
mit jedem, dem er da begegnete.
Erschien Ihnen der erzählerische Pfad nicht
durch andere Filme und Bücher ausgetreten?
Nein. Ich hatte das Gefühl, wir machen noch mal
was anderes. Wenn es für mich schon den Jakobsweg-Film gegeben hätte, hätte mich das nachdenklich gestimmt. Aber das war nicht der Fall.
Eine Literaturadaption bedeutet auch immer,
dass man den Geist der Vorlage treffen muss.
zu pilgern?
 Lust
[email protected]
Wir freuen uns auf Post.
Julia von Heinz am Set, Foto: © Warner Bros.
Das Wetter war ein Riesenproblem. Wir hatten
Wetterbeschreibungen im Drehbuch, die auch im
Dialog bespielt wurden. Das war nicht zu ändern.
Wir mussten fast täglich mit Wetter umgehen, das
anders war als erwartet. Die Begegnungen mit den
vielen echten Pilgern dagegen fand ich schön, eine
Bereicherung. Einmal, weil man beobachten konnte, wie sie sich verhalten. Und auch, weil man dauernd gespiegelt bekam, wie schön es ist, dass dieWar es kein riesiger Druck, das zeigen zu sollen, ser Film entsteht. Viele haben uns freudig begrüßt
was fünf Millionen Leser in dem Buch gesehen oder wollten gerne Komparsen sein. Was wir auch
vielfach angenommen haben.
haben mögen?
Der Einzige, für den ich den Film „Ganz und gar auf Augenhöhe mit Auch logistisch war das Ganze
jedem, dem er da begegnete“
eine Herausforderung. Wir hatim Grunde gemacht habe, war
ten aber einen tollen ProduktiHape Kerkeling. Ich dachte immer: Wie würde er das machen? Fände er das jetzt onsleiter und eine spanische Service-Produktion,
gut? Ich dachte, wenn ich seinen Geschmack treffe, die das für uns gestemmt haben.
dann ja vielleicht auch den der Leser. Sie konnte ich
mir schwer vorstellen. Hape Kerkeling schon.
Und Sie hatten dankbare Locations für große
Kinobilder. Ja, und bei den anderen Filmen – die
Haben Sie auch mit ihm zusammengearbeitet?
sehr viel Schönes haben – dachte ich: LandschaftNein, wir haben uns noch nicht kennengelernt. Er lich kann man dem noch mal mehr hinzufügen, an
hatte Drehbuchfassungen gelesen und achtete auf noch mehr Stellen des Jakobswegs gehen und sie
Werktreue. Das fand ich gut. Und er hat sich meine zeigen. Wir waren dann auch jeden Tag woanders.
Castingbänder zuschicken lassen. Er war da aber
wohl in jeder Hinsicht meiner Meinung, wer die Was war der schlimmste und was der schönste
richtigen Menschen sind für den Film.
Drehtag?
Schlimm waren eigentlich nur die WetterbedinHätten Sie ihn gerne als Hauptdarsteller gehabt? gungen, die einem so oft Zeit geraubt oder zum
Das Projekt kam schon mit der Ansage, dass es ohne Umdenken gezwungen haben. Der schönste Dreh
ihn sein wird. Ich überlegte, ob das überhaupt geht, war zum Schluss in dem Steinhaus, wo die drei
fand aber seine Erklärung einleuchtend: dass er Freunde zueinander finden. Das war für mich als
jetzt zu alt ist und sich nicht selber spielen möchte. Regisseurin auch nach dem vielen Herumziehen
Als ich das Drehbuch gelesen hatte, war mir das schön, dort in Ruhe die Szenen zu erarbeiten.
klar. Um Krisen oder schwierige Zustände zu spielen, muss man gelernter Schauspieler sein. Und ich Nach diesem Mammutprojekt hätten Sie sicher
weiß nicht, ob ich mit Hape Kerkeling auf einem selbst eine Auszeit gebrauchen können. Würde
Berg stehen möchte und er soll weinen. Ich hätte Sie persönlich der Jakobsweg reizen?
vielleicht zu viel Respekt gehabt, um das von ihm Den Jakobsweg würde ich mich Sicherheit nicht gezu verlangen.
hen. Ich finde, da ist ganz schön viel los. Wenn ich
Ruhe brauche und innere Einkehr, würde ich genau
Sie haben 70 Prozent des Drehs vor Ort auf dem dort nicht hingehen. Sondern eher, wenn ich neue
Jakobsweg umgesetzt. Das klingt nach Schwie- Freunde finden wollte.
rigkeiten an allen Ecken und Enden …
Interview: Jessica Düster
Worin lag dieser Kern für Sie und wie sind sie
daran gegangen, ihn in Szene zu setzen?
Besonders fand ich, wie humorvoll es ist, ohne dabei komödiantisch im Sinne von klamaukig zu sein.
Das war für mich das Wichtigste. Diesen Ton zu
treffen. Mit Humor und Leichtigkeit anzufangen,
aber dann doch immer ernsthafter zu werden im
Verlauf des Films, weil es ja wirklich um etwas geht.
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Mein
Film-Kritik
Baskin
TK 2015 - Horror - 97 Min - ab 18 J. - Regie: Can Evrenol
Delibal
Start: 31.12.
TK 2015 - Drama - Regie: Ali Bilgin
Start: 31.12.
Rookie Arda befindet sich gerade mit seinen Kollegen auf nächtlicher Streife, da
ereilt die Polizisten ein Notruf. Der Einsatz führt die Männer zu einem unheimlichen Haus. Nach einem Unfall nähern sie sich dem Gebäude zu Fuß. Kollegen
verschwinden, Kreaturen tauchen auf und plötzlich befindet sich Arda mitten
drin in einer blutigen, schwarze Messe. Türkischer Horrorspuk.
he
Baris (Cagatay Ulusoy) lebt erfüllt sein Studentenleben, nebenbei betätigt er
sich als Musiker. Als der Single aber Füsun (Leyla Lydia Tugutlu) begegnet, ist
es um ihn geschehen: Zum ersten Mal erwischt ihn die große Liebe. Füsun
indes liebäugelt mit einem Studium in den USA. Baris lässt nicht locker, die
beiden werden ein Paar. Doch das Märchen hält nicht ewig. Drama.
he
GE: Apollo
DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo
Creed – Rocky’s Legacy
USA 2015 - Drama / Sport - 95 Min - Regie: Ryan Coogler
Daddy’s Home – Ein Vater zu viel
Start: 14.1.
Treffen der Generationen: Rocky Balboa trifft auf den Sohn seines einzigen
Widersachers und späteren Freundes Apollo Creed: Adonis (Michael B. Jordan)
will in die Fußstapfen seines Vaters treten und sucht sich dafür Rocky als
Trainer aus. Der schlägt eher widerwillig ein und vermittelt, dass ein Sieg mehr
als nur Kraft erfordert. Siebter Teil der legendären Boxer-Reihe.
he
USA 2015 - Komödie - 99 Min - Regie: Sean Anders, John Morris
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BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo,
HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Filmpassage, OB: Lichtburg
Start: 21.1.
Brad (Will Ferrell) hat’s nicht leicht: Zum einen Tollpatsch, zum anderen bemüht,
den zwei Kindern seiner Freundin (Linda Cardellini) ein guter Stiefvater zu sein.
Als der leibliche Vater (Mark Wahlberg) auftaucht und versucht, Brad aus dem
Rennen zu werfen, nimmt ein gnadenloser Hahnenkampf seinen Lauf. ChaosKomödie von Sean Anders („Kill the Boss 2“).
he
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BO: UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemaxx
Copyright: DCM
Joy – Alles außer gewöhnlich
USA 2015 - Drama - 123 Min - Regie: David O. Russell
Bibi & Tina – Mädchen gegen Jungs
Start: 31.12.
D 2015 - Kinderfilm - Regie: Detlev Buck
Start: 21.1.
Jennifer Lawrence („Winter’s Bone“, „Die Tribute von Panem“) spielt die
Titelrolle in diesem epischen Familiendrama, das dem Leben und der Karriere
einer Karrieristin folgt. Aus einem unscheinbaren Mädchen wird eine einflussreiche Unternehmerin und ein mächtiges Familienoberhaupt. Der Weg dorthin ist steinig. Tragikomödie von David O. Russell („Silver Linings“).
he
Mädchen gegen Jungs – wie ungerecht, mag man meinen. Fragt sich nur, für
wen. Vor allem, wenn die eine Seite mit Bibis Witchpower ausgerüstet ist. Die
ist allerdings auch bitter nötig, denn die Gegenseite spielt falsch. Blöd nur, dass
Bibi just die Zauberkräfte verlassen. Hat es sich ausgehokuspokust? Teenieabenteuer für Mädchen, Pferdefans und kleine Hexen.
he
BO: Endstation, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, Lichtburg,
GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, OB: Lichtburg
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo,
HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Filmpassage, OB: Lichtburg
Lichtgestalten
Boulevard
D 2015 - Drama - 84 Min - o. Altersb. - Regie: Christian Moris Müller
Start: 7.1.
USA 2014 - Drama - 85 Min - ab 12 J. - Regie: Dito Montiel
Start: 21.1.
Was bedeutet Glück, wenn man alles hat, was der Wohlstand zu bieten hat?
Das fragt sich ein glücklich liiertes Paar aus Berlin, das alles erreicht hat. Die
beiden entschließen sich zu einem radikalen Schritt: Sie löschen ihre Existenz.
Vom Konto bis zum Onlineprofil. Dabei filmen sie sich und stellen ihre
Radikalkur ins Netz. Die Fake-Doku folgt dem Prozess.
he
In seinem letzten Kinodrama verkörpert Robin Williams (1951-2014) den Bankangestellten Nolan Mack. Durch Zufall stößt er auf einen jungen Stricher und
bietet ihm Geld für platonische Treffen. Das eingefahrene Leben des 60-jährigen Ehemanns ändert sich von Grund auf: Nolan ergründet seine wahren Neigungen. Regie führte Dito Montriel („Empire State“).
he
DO: sweetSixteen
E: E: Filmkunsttheater, GE: Apollo, OB: Lichtburg
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trailer-ruhr.de Forum
Film-Kritik
Das Programm der UCI KINOWELTen
Bochum und Duisburg im Januar 2016
UCI EVENTS
Bruder vor Luder
D 2015 - Komödie - ab 6 J. - Regie: Heiko und Roman Lochmann
Start: 24.12.
So schnell kann’s gehen: Von YouTube katapultiert es nun die Lochis über die
Konzertbühne auf die große Leinwand. Die 16-jährigen Zwillingsbrüder spielen
auch im Kino sich selbst, nämlich die Zwillinge Heiko und Roman, die auf
YouTube Stars sind und ihr erstes Konzert geben wollen. So weit, so originell.
Im Film zumindest kommt ihnen ein Luder (nicht wirklich) dazwischen.
he
METROPOLITAN OPERA
LE
ES PÊCHEURS
S DE PERLES
S
Am 16.1. um 19 Uhr
DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx
Nur in der
UCI KINOWELT Ruhr Park
Oper live aus New York
THE ROYAL BALLET
TWO PIGEON
ONS
S/
RHAPSODY
Am 26.1. um 20.15 Uhr
Doppelballett live aus dem
Royal Opera House London
Die 5. Welle
USA 2015 - Science Fiction / Abenteuer - Regie: J Blakeson
Start: 14.1.
METROPOLITAN OPERA
Die nächste Teenie-Dystopie: Die Erde ist kurz vor ihrem Untergang. Vier Angriffswellen haben der Mehrheit der Menschheit den Garaus gemacht. Eine der
Überlebenden ist Cassie (Chloë Grace Moretz), die nun gemeinsam mit ihrem
kleinen Bruder Schutz sucht und dabei auf einen undurchsichtigen jungen Mann
stößt. Freund oder Feind? Und die fünfte Welle ist bereits im Anmarsch. he
TURANDOT
Am 30.1. um 19 Uhr
Nur in der
UCI KINOWELT Ruhr Park
Oper live aus New York
trailer verlost 1x2 Karten für die Filmpassage, Mülheim auf trailer-ruhr.de
BO: Bofimax, UCI, Union, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemaxx, Filmpassage, OB: Lichtburg
THE ROYAL OPERA HOUSE
LA
A TRAVIA
ATA
Am 4.2. um 19.45 Uhr
Oper live aus London
Ich bin dann mal weg
D 2015 - Komödie / Drama - 92 Min - o. Altersb. - Regie: Julia von Heinz Start: 24.12.
Mit seinem gleichnamigen frech-brav-besinnlichen Roman feierte Hape
Kerkeling einen Bestseller-Erfolg. Regisseurin Julia von Heinz („Hannas Reise“)
adaptiert nun seine Pilgerreise nach Santiago de Compostela auf dem Jakobsweg fürs Kino. Devid Striesow schlüpft in die Rolle des Entertainers, der sich
nach Burnout auf Sinnsuche begibt. Vergnügliche Selbstfindungskomödie. he
KINOWELT
BO: Bofimax, Metropolis/Casablanca, Union, E: E. Filmkunsttheater, GE: Apollo,
Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Filmpassage, OB: Lichtburg
Mehr Infos und Tickets unter
www.UCI-KINOWELT.de oder über die UCI App.
Außerdem im
m Progra
amm: UCI CINEMA INDIA
FEUERWEHRMANN SAM
DILWALE
Valley of Love
FIN/D/EST 2015 - Drama - 93 Min - Regie: Klaus Härö
Start: 17.12.
21.1.
Michael begeht Selbstmord und hinterlässt seinen getrennten Eltern als Vermächtnis einen Brief, in dem er sie bittet, sich für eine Woche im kalifornischen
Death Valley zu begegnen. Isabelle (Isabelle Huppert) und Gérard (Gérard
Depardieu) folgen seinem Wunsch und durchleben eine skurrile, tragische, spirituelle Reise. Bewegendes Drama über eine entfremdete Familie.
he
HELDEN IM
M STURM
Am 7.1. um
19.30 Uhr und
am 10.1. um
16.30 Uhr
Am 9. und
10.1. um 15 Uhr
JUSTBRIDGE ENTERTAINMENT UND 24 BILDER PRÄSENTIEREN EINE HIT ENTERTAINMENT PRODUKTION FEUERWEHRMANN SAM – HELDEN IM STURM
MICHELLE DABBS PETER MAYS PAUL GUNSON ANIMATION SUPERVISOR BOB ARKWRIGHT
MUSIK DAVID PICKVANCE EXECUTIVE PRODUCER MARION EDWARDS DREHBUCH LAURA BEAUMONT & PAUL LARSON REGIE GARY ANDREWS
BASIERT AUF DER ORIGINALIDEE VON DAVID GINGELL & DAVID S. JONES CHARACTER DESIGN ROB LEE STORYBOARD JASON BRYANT PARKER
Feuerwehrmann Sam wurde in Zusammenarbeit mit S4C entwickelt © 2015 Prism Art & Design Limited. Der Name Feuerwehrmann Sam und die Figur sind Marken der Prism Art & Design Limited. © 2015 HIT Entertainment Limited.
E: Cinemaxx, E. Filmkunsttheater, MÜL: Cinemaxx
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Film-Kritik
Legend
Suite Française – Melodie der Liebe
GB 2015 - Drama / Krimi - 131 Min - ab 16 J. - Regie: Brian Helgeland
Start: 7.1.
GB/F 2014 - Drama - 108 Min - ab 12 J. - Regie: Saul Dibb
Start: 14.1.
Nach der „Ice-Age“-Quadrilogie begeben sich nun auch die Pixar-Studios
(„Die Monster AG“, „Alles steht Kopf“) zurück in die Urzeit. Dafür ändert man
die Geschichtsschreibung und lässt Dinos und Menschen aufeinander treffen.
Genauer: Den ängstlichen Apatosaurus Arlo und den kleinen, mutigen Jungen
Spot. Die beiden begegnen einander und erleben aufregende Abenteuer. he
Als die Deutschen 1940 Frankreich besetzen, ändert sich das Leben der jungen Lucille (Michelle Williams) dramatisch. Gemeinsam mit ihrer egoistischen
Schwiegermutter wird sie Zeuge grausamer Ereignisse. Als ein deutscher Offizier (Matthias Schoenaerts) bei ihnen einzieht, verliebt sich Lucille in ihn.
Beide geraten in einen tragischen Gewissenskonflikt. Kriegsliebesdrama. he
BO: UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemaxx
BO: Union, DU: Filmforum, E: E. Filmkunsttheater, OB: Lichtburg
Point Break
Unfriend
USA/D 2015 - Action / Thriller - 113 Min - Regie: Ericson Core
Start: 21.1.
1991 gerieten Patrick Swayze und Keanu Reeves bereits unter gleichem Titel auf
hohen Wellen aneinander. Im Remake sind es Luke Bracey als FBI-Agent und
Edgar Ramirez als krimineller Extremsportler, die ein Katz-und-Maus-Spiel treiben. Der Thriller will natürlich höher hinaus als das Original: Diesmal schweben
weltweit die Finanzmärkte in Gefahr, und das, klar, in 3D.
he
D 2015 - Thriller / Horror - 92 Min - ab 16 J. - Regie: Simon Verhoeven
Start: 7.1.
Schon längst machen Hollywoods Spukgestalten nicht mehr vor den modernen
Medien Halt. In diesem Fall bietet die Mitgliedschaft in einem großen sozialen
Netzwerk Anlass zu großer Beunruhigung. Die Studentin Laura akzeptiert die
Freundschaftsanfrage einer Außenseiterin, wenig später trudeln ihre Freunde
nach und nach unfreiwillig ins Jenseits. Nein, das gefällt Laura nicht.
he
trailer verlost 2x2 Karten für das UCI, Bochum auf trailer-ruhr.de
trailer verlost 1x2 Karten und ein Poster auf trailer-ruhr.de
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo,
HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Filmpassage
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, GE: Apollo, HE: Filmwelt,
MÜL: Filmpassage
Ride Along: Next Level Miami
Wintergast
USA 2015 - Komödie - ab 12 J. - Regie: Tim Story
Start: 21.1.
Die Quasselstrippen kehren zurück: Ben (Kevin Hart) und James (Ice Cube)
treten erneut an, die Straßen sicherer zu machen. Diesmal allerdings in
Miami, wo ein Drogenboss (Benjamin Pratt) sein Unwesen treibt. Dabei will
Ben vor allem erst einmal James‘ Schwester Angela heiraten. Turbulenter
Hollywoodspaß von Tim Story („Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer“). he
CH 2015 - Drama / Komödie - 93 Min - Regie: M. Günter, A. Herzog
Start: 21.1.
Stefan (Andy Herzog) ist Schweizer Filmschulabsolvent. Zur Finanzierung des
Studiums testet er anonym Jugendherbergen. Mit dem Trip erhofft er sich
zugleich Inspiration für sein Spielfilmdebüt. Er begegnet Männern und Frauen,
sinniert über das Leben und versucht, die Beziehung mit seiner Partnerin
(Katarina Schröter) zu kitten. Roadmovie in schwarzweiß.
he
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo,
HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Filmpassage
Match Me! How to find love in modern times
D 2014 - Dokumentarfilm - 98 Min - o. Altersb. - Regie: Lia Jaspers
Unter Freunden
Start: 21.1.
F 2015 - Komödie - 91 Min - ab 12 J. - Regie: Olivier Baroux
Start: 31.12.
Hierzulande rümpft man über arrangierte Ehen in anderen Ländern gern die
Nase – und begibt sich zugleich großzügig im Blindflug in die arrangierte
Partnersuche. Die Doku begleitet drei Singles auf der Suche nach dem Perfect
Match. Sei es über einen professionellen Matchmaker, das Arrangement durch
die Yoga-Gruppe oder ein verspieltes Motto-Date. Alles für die Liebe!
he
Wie in jedem Jahr unternehmen die drei Freunde Richard, Philippe und Gilles
gemeinsam mit ihren Partnerinnen einen Segeltörn. Richard allerdings bringt
diesmal eine ungleich jüngere Freundin mit. Und die sorgt für allerhand Turbulenzen an Bord. Als ein Sturm aufzieht, muss sich die Crew zusammenraufen.
Komödie von Olivier Baroux („Fasten auf Italienisch“).
he
E: E. Filmkunsttheater
BO: Metropolis/Casablanca, DO: Roxy
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32
trailer-ruhr.de Forum
Film-Kritik
Die Vorsehung
USA 2015 - Thriller / Fantasy - 101 Min - Regie: Afonso Poyart
Dilwale
Start: 31.12.
IND 2015 - Komödie / Lovestory - Regie: Rohit Shetty
Start: 7.1.
Anthony Hopkins verkörpert in diesem Krimi den Psychoanalytiker Dr. Clancy,
dessen hellseherischen Fähigkeiten bei der Suche nach einem Verbrecher helfen
sollen. Ein Serienmörder (Colin Farrell) treibt sein Unwesen und die ermittelnden Polizisten in die Verzweiflung: Es scheint kein Muster zu geben. MysteryThriller über eine Vorsehung – hoffentlich nicht vorhersehbar.
he
Nach „In guten wie in schweren Tagen“ treffen Shah Rukh Khan und Kajol
Devgan erneut aufeinander. Gemeinsam singen und tanzen sich die zwei
Bollywoodstars durch dieses Abenteuer, in dem nicht nur Romantik und Hochglanzchoreos auf dem Programm stehen, sondern auch Slapstick, Kugeln und
schnelle Autos. Doch auch hier siegt, ach was: das Herz. Gute-Laune-Epos. he
BO: Union, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Filmpassage, OB: Lichtburg
DO: Cinestar, E: Cinemaxx
Die Peanuts – Der Film
Gut zu Vögeln
USA 2015 - Trickfilm / Komödie - o. Altersb. - Regie: Steve Martino
Start: 23.12.
„Wickie“ und „Die Biene Maja“ wurden bereits fürs Fernsehen digital neu
animiert. Nun erfahren die „Peanuts“ dergleichen. Hier wie dort muss
man sich damit arrangieren, dass der charmante Nostalgietouch der
alten Zeichentrickfilme flöten geht. Inhaltlich hingegen sollte die Seele
erhalten bleiben von Charlie Brown, Snoopy, Lucy & Co. UnderdogAbenteuer der „Ice Age“-Macher.
he
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, Lichtburg,
GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Filmpassage, OB: Lichtburg
D 2015 - Komödie - 92 Min - ab 12 J. - Regie: Mira Thiel
Start: 14.1.
Dass man einem solchen Titel noch begegnen muss. Oder noch erstaunlicher:
Warum gibt es ihn nicht schon? Die Story: Eine von Liebeskummer und Selbstmitleid heimgesuchte Boulevard-Reporterin gerät in eine Männer-WG. Als selbst
das nichts hilft, reist die Zweckgemeinschaft auf den Ballermann.
he
trailer verlost 2 Karten für die CineLady-Preview am 13.1. um 19.45 Uhr im Cinestar.
E-Mail mit Adresse bis 3.1. an [email protected], Betreff: CineLady
BO: UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemaxx, Filmpassage, OB: Lichtburg
Die Wahlkämpferin
Feuerwehrmann Sam – Helden im Sturm
USA 2015 - Komödie / Drama - 108 Min - ab 12 J. - Regie: David G. Green Start: 21.1.
USA 2014 - Trickfilm / Abenteuer - 61 Min - Regie: Gary Andrews
Die ehemalige Wahlkampfberaterin Jane Bodine (Sandra Bullock) kehrt zurück
ins Geschäft, als sie der bolivianische Präsident um Unterstützung bittet. Der
Grund ihres Comebacks: Ihr Erzfeind Pat Candy (Billy Bob Thornton), der ihr einst
den Job madig machte und nun für die Opposition arbeitet. Schon bald wird der
politische Schlagabtausch persönlich. Satire.
he
Auf acht Staffeln hat es die Animationsserie bisher gebracht – jetzt zieht es Sam,
den besten Feuerwehrmann in Pontypandy, auf die große Leinwand. Die ist auch
nötig: Die Feuerwache wird vergrößert! Die Feierlichkeit aber geraten durch
einen gewaltigen Hurrikan ins trudeln. Während Sam Kinder aus einer Mine
befreien will, herrscht auf der Wache Explosionsgefahr. Tatü-tata.
he
BO: UCI, GE: Apollo, OB: Lichtburg
E: Cinemaxx, GE: Apollo, MÜL: Cinemaxx, OB: Lichtburg
Die Winzlinge – Operation Zuckerdose
Kocan Kadar Konuş 2: Dirilis
F/B 2013 - Trickfilm / Abenteuer - Regie: Thomas Szabo, Hélène Giraud Start: 14.1.
TRK 2015 - Komödie - Regie: Kivanc Baruönü
Ein Trupp schwarze Ameisen stößt auf eine Zuckerdose. Doch befindet sich
darin nicht nur Süßes, sondern auch ein Marienkäfer, dem die Familie verlustig
gegangen ist. Die Ameisen setzen alles daran, dem Käfer zu helfen – und den
Schatz zum Hügel zu schaffen. Doch auf den haben es auch ein Haufen roter
Ameisen abgesehen. Liebenswert gestaltete Mixtur aus Real- und Trickfilm. he
Nachdem ihre Familie vergleichsweise aufdringliche Vorarbeit geleistet hatte,
wurde Efsuns (Ezgi Mola) Traum von der großen Liebe wahr. Sinan (Murat
Yildirim) heißt der Volltreffer, und dem Glück steht nichts mehr im Wege.
Außer, dass Efsun jetzt noch eine weitere Familie am Hals hat: Sinans Sippe ist
nicht minder chaotisch. Fortsetzung der romantischen Komödie.
he
BO: UCI, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, MÜL: Cinemaxx
DO: Cinestar, GE: Apollo, MÜL: Filmpassage
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Start: 9.1.
7.1.
Start: 7.1.
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Wortwahl
ComicKultur
Künstlerpech
Die Gedanken sind frei
Wirklich alt geworden ist er nicht, unser good old Jesus. Und womit hat er seine besten Jahre verbracht? Mit nüschte! Oder will mir jemand erzählen, seine
revolutionären Gedanken seien auf fruchtbaren Boden gefallen?! Jetzt komm
mir bloß keiner mit dem oberschlauen Gedanken, ohne die christliche Lehre sei
ein so freiheitliches und menschenfreundliches System wie unsere Demokratie
gar nicht denkbar. Zu schlechter Letzt hat sich seine leidenschaftlich-humanistische Doktrin doch bestenfalls als berauschendes Opiat fürs Volk erwiesen,
um der sozialen Marktwirtschaft als willfähriger Handlanger und geschmeidiger
Fußabtreter zu dienen. Aber vielleicht ist es ja genau diese vermeintliche Liebesmüh von Protest und Aufbegehr sowie – wenn man alt genug wird – das
Bewusstwerden des Scheiterns, die unsere strahlende Jugend von sagen-wirmal 14 bis 40 kenn-, wenn nicht gar auszeichnen.
„Mister Wonderful“ von Daniel Clowes ist von einnehmender Schönheit:
Das fängt bei den großflächigen Zeichnungen an und endet längst nicht mit
dem außergewöhnlichen Querformat: „Mister Wonderful“ ist auch ein erzählerischer Coup! Ein Tag im Leben des mittelalten Losers Marshall, den
Freunde mit Natalie verkuppeln wollen. Wir sehen das Blind Date und lesen
den Dialog, doch der wird immer wieder von Marshalls selbstzweifelnden Gedanken überlagert und somit unleserlich. Zwischen Posing und Aufrichtigkeit
hin- und hergerissen, gerät der Abend zum Desaster. Aber wenn die Nacht am
tiefsten, ist der Tag am nächsten … Meisterlich (Reprodukt).
Das Kreuz mit den besten Jahren – Eine Weihnachtspredigt
Gerhard Henschels „Künstlerroman“ [HoCa] ist hierfür geradezu Paradebeispiel: Unerschrocken und leidensfähig stürzt sich sein Alter Ego als wandelnde
Antithese zum Auslaufmodell der patriarchalischen Gesellschaftsordnung in die
Verheißungen der von seiner Freundin (und damit von dem zukünftigen Herrschergeschlecht) propagierten Lebenswandel. Unfreiwillig komisch. / Genauso
wie Boris Fishmans „Biograf von Brooklyn“ [Blessing]: Hatte er eigentlich alle
Bande zu seiner Familie gekappt, sieht er sich plötzlich als Geschichtsklitterer
nicht zuletzt seiner eigenen Herkunft und Abstammung. Aber die soziokulturelle
Genetik verheißt ein bittersüßes Erbe, das sich nicht verweigern lässt.
Wir sind, was wir sind; ohne Sinn und Verstand, fernab jeglicher Logik. Nur mit
schwarzem Humor zu ertragen. Entsprechend frenetisch feuert Sarah Bosetti
mit „Mein schönstes Ferienbegräbnis“ [Voland & Quist] ein zynisches Feuerwerk ab – auf dem Höllenritt aus einer in allen Belangen vermaledeiten Kindheit
und Jugend in die Große Freiheit. / Um am Ende doch nur vor dem persönlichen
wie gesellschaftlichen Scherbenhaufen unserer zivilisatorischen Errungenschaften zu stehen. „Eigentlich müssten wir tanzen“ [Suhrkamp], stattdessen
verabschieden sich in Heinz Helles lakonischem Endzeitszenario die letzten
Freunde plus sämtliche scheinheiligen Ideale wie die „Zehn kleinen Negerlein”.
Doch damit der Desillusion kein Ende. Auch die letzte (Aus-)Flucht in eine rosige
Anderswelt entwickelt sich in Thomas Podhostniks „Der falsche Deutsche“
[luftschacht] zu einem verheerenden Frontalzusammenstoß von sozialverkitschtem Kuba und der fremdgepriesenen Freiheit BRD. / Gefährlich, in dieser
Gefühlslage Gisela Erlachers Fotobildband „Himmel aus Beton“ [Park] zwischen die Finger zu bekommen. In entrückter Schönheit scheint sich unter den
Brücken dieser Welt der Ausstieg aus dem ganzen Hokuspokus tatsächlich leben
zu lassen – isoliert betrachtet.
Nur: Mit dem Hunger geht‘s ja schon los. Kommen dann noch wie in Ali Eskandarians mitreißend irrlichternden „goldenen Jahre(n)“ [Berlin] ein ‚unstillbarer
Durst’ gepaart mit einem kreativen, stumm aufschreienden Freigeist hinzu, liegt
man bereits voll auf der von alkgeschwängerten Sarkasmen geprägten Linie
des künstlerischen Genius eines John Waters. „How Much Can You Take?“
[Scheidegger&Spiess]: Soll der Tannenbaum doch brennen. Ich kann nur hoffen,
dass die heiligen Drei was anderes als Gold, Myrrhe und Weihrauch im Gepäck
haben.
Lars Albat
Wenn Denkblasen und Sprechblasen um die Vorherrschaft ringen
Bryan Talbot erzählt zusammen mit seiner Frau Mary M. Talbot und der
Zeichnerin Kate Charlesworth in „Votes for Women“ die Geschichte der
Sufragetten im England zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Anhand des fiktiven
Dienstmädchens Sally begleiten wir die Entwicklung der zunehmend militanten Frauenbewegung, die schließlich auch für Bombenanschläge verantwortlich ist. Dabei kommt vor allem das Abbild der restriktiven Gesellschaft
jener Zeit nicht zu kurz und erklärt die Vehemenz, mit der die Bewegung auftritt. Passend: Im Februar kommt ein Spielfilm zum Thema ins Kino (Egmont).
Ulla Loge hat die Wiedervereinigung mit 10 Jahren erlebt. Entsprechend ist
ihre Geschichte „Da wird sich nie was ändern“ über die letzten Tage vor der
Maueröffnung aus atmosphärischen Momentaufnahmen zusammengesetzt:
Die Wege ihrer ganz unterschiedlichen Protagonisten in einer Kleinstadt
kreuzen sich lose oder laufen Parallel, aber alle sind verunsichert von den
Ereignissen. Loge zeichnet mit dynamischem und wildem Strich eine unsichere Zeit des Umbruchs, des Wegbruchs (Jaja Verlag). Schon vor etlichen
Jahren ist die Reihe „Unter dem Hakenkreuz“ gestartet und das auf zehn
Alben angelegte Projekt von Zeichner Jean-Michel Beuriot und Autor Philippe Richelle ist mit „Einer muss es tun“ nun tatsächlich schon beim siebten
Band angelangt. Die Liebesgeschichte zwischen der Jüdin Katharina und dem
Wehrmachtoffizier Martin ist aus dem Blickfeld gerutscht, dafür wird Martins
innerer Widerstand langsam immer entschlossener und im Juni ‚44 wird er in
ein Attentat involviert. Beuriot und Richelle bleiben trotzdem ihrer Alltagsperspektive ohne Schwarzweiss-Zeichnung treu und beleuchten die vielen
Nuancen zwischen bedingungslosem Widerstandskämpfer und begeistertem
Nazi (Schreiber & Leser).
Die groß angelegte „Corto Maltese“-Reihe von Schreiber & Leser geht mit
„Im Zeichen des Steinbocks“ in die zweite Runde. Es ist das frühe 20. Jahrhundert, und unser charmanter Seemann ist in der Karibik angekommen
und rasselt in ein Abenteuer zwischen Voodoo, Liebe und geheimnisvollem
Schatz. Hugo Pratt wandelt mit seiner Geschichte aus den späten 60er Jahren tollkühn zwischen Gewalt und Humor, zwischen akribischer Zeichnung
und grober Stilisierung. Die s/w-Ausgabe ist für die Puristen, die nachträglich kolorierte Fassung ist aber ebenfalls hübsch anzuschauen (Schreiber &
Leser). Ja, das gibt es tatsächlich auch – Comics für Kinder: „Q-R-T – Der
neue Nachbar“ und sein wandlungsfähiges Haustier Flummi landen auf der
Erde. Q-R-T ist ein ewiges Kind, und er gehört dem Club der Außerirdischen
an, die die Erdbewohner erforschen. Nun löst er seinen Vorgänger in einem
Plattenbau in Berlin ab und beginnt mit seinen Forschungen. Ferdinand Lutz
lässt den Außerirdischen freudvoll und kindgerecht auf den irdischen Alltag
prallen (Reprodukt).
Christian Meyer
trailer verlost je 1 Exemplar „Der Biograph von Brooklyn“, „Der falsche
Deutsche“, „Die goldenen Jahre“, „Künstlerroman“, „How Much Can You
Take?“, und „Mein schönstes Ferienbegräbnis“ auf trailer-ruhr.de
trailer verlost die Graphic Novel „Votes for Woman“
auf trailer-ruhr.de
34
Textwelten
Lesezeichen
Alessandro Barrico und Johanna Adorján, Foto: picture alliance ROPI (l.) /Joachim Gern (r.)
Tobi Katze: „Morgen ist leider auch noch ein Tag“, Foto: Ulrich Schröder
Erotik im Dom
Laut und leise
Die Literatur gehörte in der Vergangenheit nicht zu den Bereichen, in denen Kölns Stadtoberhäupter besondere Präsenz demonstrierten. Dass alleine
die lit.Cologne in zehn Tagen 100.000 Besucher auf die Beine bringt, wurde
bisher im Rathaus offenbar kaum registriert. Mit Henriette Rekers ist jedoch
ein neuer Ton auf dem kulturellen Parkett zu vernehmen, wie sich schon bei
der Verleihung des Heinrich-Böll-Preises an Herta Müller zeigte. Die neue
Oberbürgermeisterin bewegt sich auf sicherem Terrain, wenn sie, wie nun
geschehen, etwa die Programmpräsentation der lit.Cologne begleitet. Dass
Kölns Literaturfestival unter dem Titel „Die Flüchtlinge und die Kraft der Sprache“ einen Veranstaltungsabend in der Lanxess Arena veranstaltet, kommt ihr
dabei gerade recht.
Die Ruhr-Metropole als Literaturgebiet: Besprechungen spannender Literatur-Events, aktuelle Lesetipps und Portraits in der Region literarisch aktiver
Gruppen finden unsere LeserInnen unter neuer Perspektive. Diesmal werfen
wir ein Schlaglicht auf die regionale Poetry-Slam-Kultur und das Netzwerk
WortLautRuhr, geben einen Einblick ins Werk des in Duisburg lebenden
deutsch-türkischen Schriftstellers Mevlüt Asar und präsentieren den Dortmunder Kult-Autoren Tobi Katze.
Sein Körper fühlt sich an wie Blei und die Seele leer, als sei sie „die ganze
Nacht gerannt“, wenn das alter ego des Dortmunder Autors Tobi Katze morgens oft erschöpft auf dem Bett liegt – unfähig, das Leben in die eigene Hand
zu nehmen: „Das Haus könnte brennen, ich hätte trotzdem Probleme damit,
meinen Fluchtreflex anzuwerfen.“ In „Morgen ist leider auch noch ein Tag“
lässt der Literatur-Performer den Ich-Erzähler mal ernst, mal humoristisch
von seiner Depression berichten und am 11.12. im vollen Buchladen des
Straßenmagazins bodo das Zwerchfell der Fans erzittern. Die Ursachen seien
„so vielschichtig wie die für Krebs“, unterstreicht der Autor: „Lebenswandel,
Stress, Veranlagung, schlichtweg Pech“; von seiner Depression hatte sich der
Protagonist irgendwie mehr erwartet...
Ist Poetry-Slam Literatur? Jein – zumindest nicht als Genre im klassischen
Sinn: Es sei ein literarischer Mix mit „dem performativen Element, dass der
Autor mit seinem Text live auf der Bühne steht“, sagt Sebastian Rabsahl, der
sich als Sebastian 23 einen Namen in der Slam-Szene gemacht hat. Zusammen mit Chris Wawrzyniak initiierte er das Projekt WortLautRuhr – eine 2012
in Herne gestartete Agentur, die sich auf Slam- und Lesebühnenveranstaltungen spezialisiert hat. Zwar sei WortLautRuhr keine klassische Künstlergruppe, aber doch ein regionaler literarischer „Dreh- und Angelpunkt“: Den
größten Reiz beim Poetry Slam mache neben der Live-Performance die „direkte Verbindung zwischen Künstler und Publikum“ aus: Statt Expertenjury
stimmen Zuschauer durch Publikumsentscheid ab. WortLautRuhr präsentiert
regelmäßig regionale Slam-Events – wie den am 8.12. von NRW-Slam-Meister Jason Bartsch (Bochum) moderierten Oberhausen-Slam im Kulturzentrum Druckluft. Per Applaus zum Sieger gekürt wird der Krefelder Johannes
Floehr vor der einzigen teilnehmenden Frau, Felicitas Friedrich, aktiv bei der
Bochumer Gruppe „Treibgut – Literatur von der Ruhr“.
Oft prägen aber weiterhin die leisen Töne die Literaturszene – so am 9.12. in
der Gelsenkirchener Flora bei einer Werkschau des 1953 südlich von Ankara geborenen Autoren, Lehrers und Übersetzers Mevlüt Asar. Sein zentrales
Thema ist Interkulturalität: Seit über 35 Jahren versucht Asar, der 1977 nach
Deutschland kam, vor allem im Ruhrgebiet literarisch Brücken zwischen den
Kulturen zu bauen. Unter dem Titel „Lyrik und Hoffnung“ wird bald sein neuer
Gedichtband erscheinen. Insbesondere mit seinen Gedichten berührt er die
Herzen der Zuhörer – nicht zuletzt mit einem Max-Frisch-Zitat: „Wir haben
Arbeitskräfte gerufen, und es sind Menschen gekommen.“
trailerTreffender
-ruhr.de könnte
Forum
man es kaum sagen.
Ulrich Schröder
Literatur in Dortmund, Oberhausen und Gelsenkirchen
Die lit.Cologne weiß mit ihrer 16. Auflage zu überraschen
Kontinuierlich ist die lit.Cologne in Programm und Besucherzuspruch gewachsen. Mit der 16. Auflage vom 8. bis 19. März werden 189 Veranstaltungen geboten. Im letzten Jahr lag die Auslastung bei 96 Prozent. Diesmal
geht es gleich mit einem Nobelpreisträger los. Orhan Pamuk stellt seinen neuen Roman vor. Pamuks Werk ist eine Ansammlung von Debütromanen, mit
jedem Projekt erfand der Türke seine Prosa in Stil und Ton neu. Das aktuelle
Buch mit dem Titel „Diese Fremdheit in mir“ nimmt sich jedoch wie eine Art
Fortsetzung seiner unvergleichlichen Liebesgeschichte „Das Museum der Erinnerung“ aus, die wieder in Istanbul spielt und von einem Mann erzählt, der
die falsche Frau heiratet.
„Er bedeckte mich mit Küssen seines Mundes...“ heißt es dann während der
letzten Veranstaltung am 19. März, wenn im Kölner Dom die Erotik Thema
sein soll. Neben dem „Hohelied“ wird jüdische und islamische Liebeslyrik
gelesen, die Stimmen gehören Jasmin Tabatabai, Katharina Thalbach und
Gustav Peter Wöhler. Eine Protagonistin, die alles über die Liebe weiß, und
die es dann doch erwischt, schildert Johanna Adorján in ihrem Romandebüt
„Geteiltes Vergnügen“. Ein Text, der zeigt, wie die älteste Geschichte der Welt
immer wieder neu fasziniert, wenn man erfindungsreich mit ihr umzugehen
versteht. Jede Liebe bleibt eben letztlich ein exklusives Erlebnis. Ein Kunststück, auf das sich auch Alessandro Baricco, der Autor des unvergleichlichen
Kurzromans „Seide“ versteht. Der Italiener stellt in Köln sein neues Werk „Mr.
Gwyn“ vor, die Geschichte eines englischen Schriftstellers, der literarische
Porträts von Menschen anfertigt, denen keine Berühmtheit anhaftet, die aber
erotische Ausstrahlung besitzen. Als Mr. Gwyn verschwindet, kommt seine
Assistentin Rebecca den Verstrickungen der Leidenschaft auf die Spur.
Es gibt viel zu entdecken in diesem überwältigenden Angebot. Das haben
auch die Sponsoren des Literaturfests erkannt, die wie in jedem Jahr brav in
einer Reihe stehen, um mit dabei sein zu dürfen. Das sind die Riesen der Pharmaindustrie, der Energiewirtschaft oder der Medienlandschaft, wie etwa der
WDR. Dessen Literaturprogramm wurde mit der Programmreform verschlankt,
aber für die lit.Cologne öffnet er immer noch gerne die Tore und zeichnet 50
Veranstaltungen auf, die dann über das Jahr hinweg aus dem Literaturfest
einen ständigen Begleiter der Hörer machen.
Thomas Linden
Literaturszene im Ruhrgebiet: WortLautRuhr | www.wortlautruhr.de
trailer verlost 3 Exemplare von Tobi Katzes: „Morgen ist leider auch
noch ein Tag“ (rowohlt) auf trailer-ruhr.de
lit.Cologne | 8.3.-19.3. | verschiedene Orte | www.lit-cologne.de
35
Literatur-Kalender Ruhr
22.03.2011
20.01.2016
26.01.2016
24.03.2011
28.01.2016
30.03.2011
02.02.2016
Für immer anders – Wenn Familien
„Franziskus
unterTrauer
Wölfen –erleben
Der Papst und seine Feinde“
Zeiten der
Lesung und Gespräch mit dem Journalisten und VatikanKinder, Jugendliche und Erwachsene
insider Marco Politi
haben
vielerevolutioniert
Fragen und
Papst
Franziskus
die Gedanken,
Kirche. Und nicht nur die
Kirche:
Er
meldet
sich
zu
sozialen
zu Wort, mischt
wenn lebensbegrenzendeFragen
Krankheit,
sich politisch ein. Er ist ein aufmerksamer Mahner und
der sich
Toddadurch
und das,
danach
kommt,
macht
auchwas
Feinde.
Marco Politi
beschreibt,
wird.sind
Gespräch
weraktuell
diese Feinde
und wie derund
PapstVortrag
seine Pläne durchsetzen
will. von Beispielen aus der
anhand
Eintritt: 13.00 € - 19.30 Uhr
alltäglichen Trauerpraxis.
Eintritt: 8,00 ¼ - 19.30 Uhr
„Siebentürmeviertel“
Lesung und Gespräch mit dem Autor Feridun Zaimoglu
Gott
sei Dank
in der
Welt!
Eine
Familiensaga
zwischen
Orient
und -Okzident
DerEin
Vater
von Wolf,
einem deutschen
Jungen, muss 1939
Konzil
verändert
die Kirche
nach einer Warnung vor der Gestapo plötzlich Deutschland
Auf der Grundlage der Publikation
XGTNCUUGP5QſPFGVUKEJ9QNHKP+UVCPDWNYKGFGTKPFGT(C“Die
Weltgesellschaft.
milie
von Kirche
Abdullah der
Bey mitten
im Siebentürmeviertel, einem
Stadtteil,
dem Religionen Konzil
und Ethnien
Das II.inVatikanische
und indieeinem spannungsreichen Nebeneinander leben. Er wird von Abdulla
des Katholizismus“
BeyGlobalisierung
an Sohnes statt angenommen,
besucht die Schule und
von sich
Dr. seine
Stefan
Nacke
nach des Viererobert
Stellung
untersollen
den Jugendlichen
tels.
Als
er
langsam
begreift,
welche
Rolle
Abdullah
einem Impulsreferat des Autors
aus Bey wirklich spielt, gerät er in große Gefahr. Eine Familiensaga der
unterschiedlichen
Perspektiven
diespannend.
besonderen
Art, emotionsgeladen,
abgründig und
Eintritt:
13.00 € - 19.30 Uhrdie heute mit
Herausforderungen,
dem Zweiten Vatikanischen Konzil
für diein Menschen
sind, – Jüdische
„Zurück
das Land, dasverknüpft
uns töten wollte
Remigrantinnen
erzählen ihr Leben“
diskutiert werden.
Lesung und Gespräch mit der Autorin Andrea von
Eintritt: frei - 19.30 Uhr
Treuenfeld.
L×FKUEJG(TCWGPFKGCWU&GWVUEJNCPFƀQJGPWPFYKGFGT
zurückkehrten,
Geschichte. Wie
Die hohe erzählen
Kunst ihre
derpersönliche
Weltrettung
war es möglich, gerade in dem Land wieder Heimat zu suDasin Komischste
demundwirklich
chen,
dem sie verfolgtaus
wurden
umgebracht werden
wahren
dem
Kabarettisten
sollten?
Was Leben
erlebtenmit
diese
Frauen
auf ihrer Flucht und
aufKai
ihrem
Weg zurück?
Und allem voran: Wie fühlt es sich
Magnus
Sting
überhaupt an, nach Auschwitz Jüdin in Deutschland zu sein?
Als Rastelli
gesprochenen
und
Eintritt:
10,00 € -der
19.30
Uhr
geschliffenen Rede, als gnadenloser
Menschenbeobachter und Menschen„Schnee am Ballermann“
kenner,
Parodist
des Autor
Lebens,
Lesung
und als
Gespräch
mit dem
und Journalisten
Manni
Breuckmann
Terrorist des Wortes und Meister des
Auf Mallorca erschlägt der Ruhrgebiets-Macho und RockZwischenmenschlichen hat Sting seine
musiker Frank seine Freundin Talea. Dabei hat er die junge
Lieblingsnummern
imaus
Gepäck
und diegerettet
Frau
erst vor ein paar Wochen
dem Mittelmeer
WPF
UKEJ
KP
UKG
XGTNKGDV
+JTG
4QOCP\G
Y¼JTV
ein oder andere neue Geschichte.PKEJV NCPIG
Beide werden unerbittlich von den Spuren ihrer Vergangen10,00 ¼ - 19.30 Uhr
heitEintritt:
eingeholt.
Eintritt: 15,00 € - 19.30 Uhr
Kartenvorverkauf
Medienforum des Bistums Essen
Zwölfling 14 / 45127 Essen
Tel.: 0201 / 2204-274
Fax: 0201 / 2204-272
[email protected]
Steffen Möller kommt nach Bochum, Foto: Peter von Felbert
Literatur-Termine im Januar
Bochum – Bier-Café
0234 36 16 18 18
Werner Streletz: Rückkehr eines
Lokalreporters
Mi 27.1. 20.15 Uhr
Der ehemalige Bochumer WAZKulturredakteur und Träger des
Literaturpreises Ruhrgebiet liest aus
seinem im Frühjahr erscheinenden
neuen Roman. Als musikalische
Begleitung haut Ralf Weber bluesig in
die Tasten.
Bottrop – Mayersche Buchhandlung
02041 68 76 10
Rainer Küster: Schuldenspiele
Fr 22.1. 18 Uhr
Rainer Küster, der sich neben seiner
informativ-unterhaltsamen Reihe
über Bochumer Häuser auch als Autor
von Krimis mit Lokalkolorit einen
hervorragenden Ruf erschrieben
hat, taucht diesmal in die Szene am
Bochumer Schauspielhaus ein.
Bochum – Bahnhof Langendreer
0234 687 16 10
fing es an, auch mit den Geschichten
aus „Mutter ruft an“ ist Bielendorfer
weiter gern gesehener Gast auf den
Kleinkunstbühnen der Nation.
Essen – Buchhandlung Proust
0201 23 40 44
John Burnside: I Put a Spell on You
Do 14.1. 20 Uhr
Gedichte, Kurzgeschichten und Romane
zählt der Schotte John Burnside zu
seinem bisherigen Schaffen, lässt
in autobiografischen Essays auch
die eigene Trunksucht nicht aus.
Essen – Medienforum des Bistums
0201 220 44 42
Feridun Zaimoglu: Siebentürmeviertel
Di 26.1. 19.30 Uhr
Lange liegen die „Kanak Sprak“-Anfänge
von Zaimoglu zurück, mittlerweile ist
er in der „Hochkultur“ angekommen
und zählt zu den renommiertesten
deutschsprachigen Autoren seiner
Generation. „Siebentürmeviertel“ war
für den Deutschen Buchpreis 2015
nominiert.
Steffen Möller: Viva Warszawa – Polen
für Fortgeschrittene
Mi 13.1.20 Uhr
Seit über 20 Jahren lebt Steffen Möller
in Polen – und in Büchern und auf der
Kabarettbühne versucht er, die Liebe zu
seiner Wahlheimat zu verbreiten. Auf
einer zweistündigen Wort-Ton-Bild-Tour
führt er durch „Europas unbekannteste
Hauptstadt“.
Herne – Alte Druckerei Herne
Dortmund – Ekamina im Sissikingkong
Oberhausen – Ebertbad
02323 14 76 70
Wiglaf Droste: Wasabi dir nur angetan
& Auf sie mit Idyll
Fr 15.1. 19.30 Uhr
Neue Lyrik und bissige Prosatexte
bringt Droste nach Herne mit –
und das Trio „Frau Ado und die
Goldkanten“ begleitet ihn musikalisch.
0231 728 25 78
0208 205 40 24
Dond & Daniel: Stilübungen von
Raymond Queneau
Do 14.1. 20 Uhr
Seit dem Jahr 2000 lesen die beiden
Buchhändler bereits regelmäßig am
elektrischen Kamin vor. Zum Jubiläum
ist Sascha Bisley zu Gast und folgen
Queneau durch diverse literarische Stile.
Vladimir Kaminer: Das Leben ist (k)
eine Kunst
Do 14.1. 20 Uhr
Kaminer begibt sich mal wieder auf
Winter(lese)reise und verspricht
ein Programm mit einer Vielzahl
brandneuer, bislang unveröffentlichter
Texte.
Duisburg – Zentralbibliothek
Funny van Dannen: An der Grenze zur
Realität
So 24.1. 19 Uhr
„Wenn die Welt ein Paradies wäre
und es gäbe keinen Grund, sich über
irgendetwas zu ärgern, würde ich
auf einem Löwen über schneeweiße
Strände galoppieren und den Delphinen
Rauchzeichen geben.“ – Ist dem etwas
hinzuzufügen?
0203 283 42 18
Elisabeth Edl liest Patrick Modiano:
Gräser der Nacht
Mo 18.1. 20 Uhr
Die vielgelobte Übersetzerin (u.a.
Flaubert und Stendhal) hat sich nun
des Literaturnobelpreisträgers von
2014 angenommen und stellt ihre
Übersetzung vor.
Duisburg – Grammatikoff
0177 467 11 52
Bastian Bielendorfer: Das Leben ist
kein Pausenhof
Sa 30.1. 20 Uhr
Mit dem autobiografischen „Lehrerkind“
36
Empfehlungen von Frank Schorneck
Popkultur an der Ruhr
Improvisierte Musik in NRW
Produkte der Musikindustrie: Haben okkulte Mächte ihre Finger im Spiel? Foto: Dominik Lenze
Michael Riessler & Pierre Charial, Foto: Thomas Radlwimme
Moderne Mythen
Charismatisches Duo
Von Dominik Lenze
Fast wäre Xavier Naidoo mit umgedrehtem Nummernschild nach Stockholm gefahren, um die BRD-GmbH beim Eurovision-Songcontest mit gewohnt langweiliger Erbauungsmusik zu vertreten. Dann sprang mit lautem
Rattern die Empörungsmaschine an, der NDR zog die Nominierung zurück,
Freunde des Sängers bekundeten Solidarität – nun singt er in irgendeiner
Vox-Show mit B-Promis.
Was beim Skandal um die Persona Naidoo leider unterging: eine ernsthafte
Auseinandersetzung mit den skurrilen Weltbildern, denen nicht nur Naidoo
anhängt, sondern zunehmend mehr Menschen – und die längst ihren Weg
in die Popkultur gefunden haben.
„Der gemeinsame Nenner ist der Während ein Teil Musik als l‘art
irrationale Glaube an geheime
pour l‘art betreibt, macht sich
Herrschaftseliten“
an anderer Stelle zunehmend ein
modernes Mythen-Denken breit.
Doch noch einmal von vorne: Naidoo stand wegen homophober Textpassagen in der Kritik, sowie Liedern, die, wenn sie nicht direkt antisemitisch sein
mögen, sich zumindest aus der unappetitlichen Mythen- und Bilderwelt
antijüdischer Verschwörungstheorien speisen. 2014 sprach er auf einer
Demo der sogenannten „Reichsbürger“, den braun gefiederten Paradiesvögeln unter den Verschwörungstheoretikern: skurrile Gesellen, die Deutschland für ein besetztes Land, die Bundesrepublik für eine Firma halten und
sich – je nach Unterströmung – die Rückkehr des Deutschen Reiches oder
die Ausrufung eines Freistaates Preußen herbeisehnen – so zum Beispiel
Naidoos Zuhörer. Ihr Erkennungszeichen sind umgedrehte Nummernschilder an ihren Autos, was ab und an zu unterhaltsamen Polizeimeldungen
führt.
Was Naidoo und die „Reichsbürger“ eint, ist mit Sicherheit nicht die politische Gesinnung – damit täte man diesem offenkundig verwirrten Sänger
unrecht, wie er da ohne Peil auf der Rednerbühne steht und davon brabbelt,
dass er einfach alle liebt. Der gemeinsame Nenner ist der irrationale Glaube
an geheime Herrschaftseliten, gegen die „wir“ uns erheben müssen – und
da unsere Politiker ja alle Marionetten wären, seien Wahlen eh Unfug.
Mit derlei Gedanken steht Naidoo nicht alleine da: Der Düsseldorfer Rapper
Kollegah sagt in Songs der „New World Order“ den Kampf an, einschlägige Facebook-Seiten zählen inzwischen mehr Likes als die FAZ. Umgekehrt
steht auch die Musikindustrie bei einigen selbsternannten Infokriegern im
Verdacht, in obskure Machenschaften verstrickt zu sein: So seien die Pariser Attentate verschlüsselt in einem Musikvideo von Bushido weisgesagt
worden und Universal werde von Okkultisten geleitet – O-Ton eines vermeintlichen Experten: „Ritualmorde sind nicht ausgeschlossen.“
Einen großen Teil davon kann man getrost als groben Unfug rechts liegen
lassen. Schwierig wird es, wenn Musiker ihre pseudoreligiösen Gedankenkonstrukte als ernsthafte Systemkritik verkaufen wollen und es offenkundig einen fruchtbaren Boden dafür gibt. Derlei Unsinn durch den Kakao zu
ziehen, wie es die Düsseldorfer Antilopen Gang macht, ist angebracht. Es
einfach zu ignorieren, bringt nichts. Vielleicht sollte man die postmodernen
Ersatz-Religionen als Symptom dafür begreifen, dass der gegenwärtigen
Popkultur vor allen Dingen eines fehlt: ernsthafte, kritische Musik.
Von Olaf Weiden
„Unglaublich!“ Das Wort erklang Anfang der 90er immer wieder, als der in Süddeutschland aufgewachsene und in München lehrende Michael Riessler über
den französischen Musiker Pierre Charial sprach. Mittlerweile gehört der zu den
engen Vertrauten, wenn Riessler mal wieder ein großes Auftragswerk erfüllen
darf. Dieser hat viele Verbündete in Frankreich gefunden, vielleicht weil sich
dort das Schubladendenken nicht so manifestiert hat und Musik interdisziplinär gepflegt wird. Das trifft ganz bestimmt auf das charismatische Duo zu, das
jetzt in Dortmund mit Drehorgel und Bassklarinette antritt.
Über krude Weltbilder in der Popmusik
Drehorgel und Bassklarinette wirken in Dortmund zusammen
37
Beide Musiker arbeiten im Bereich des Jazz und der Neuen Musik, beide bedienen aber auch ganz weltliche Bedürfnisse. Charial handelt mit gelochten Hits
und Evergreens für Drehorgeln, Riessler schreibt künstlerische Filmmusiken,
so zu „Heimat 3“ von Edgar Reitz oder zum Stummfilm „Hamlet“ mit Asta
Nielsen. Aber Riessler bewegt sich durch die
„Die beiden bieten eine
bunte Musikwelt wie ein Derwisch, und die daShow zwischen Maschine
bei aufwirbelnden Werke und Improvisationen
und Mensch“
zeichnen sich durch gleichbleibend höchste
Qualität aus. Er liebt die Theaterluft und den Tanz, und ganz allgemein die
Musik. Und darüber kann er sehr gut nachdenken und auch reden.
Charial ist ein eher wortkarger Geselle. Aber manchmal holt er zu erhellenden
Aussagen über seine Kunst aus. „Die Drehung der Kurbel ist eine musikalische
Geste, sehr expressiv“, sagt er zum Beispiel. Und ein liebevoller Biograf schrieb
einmal: „Pierre Charial ist nicht nur der Pilot seiner Maschine, sondern auch ihr
Poet.“ In größeren Projekten, als Orchesterspieler, gelingt es dem feinmotorisch
begabten Spieler, durch die Drehgeschwindigkeit vorproduziertes Material in
eine Komposition einfließen zu lassen. Jetzt im Duo nimmt er automatisch die
Rolle des Dirigenten ein, denn er sieht die Töne in wahrstem Sinne auf sich
zukommen.
Daran lässt sich als interessierter Zuschauer partizipieren: Wer auf die ellenlangen, von der Orgel verputzten Lochstreifen schauen kann, darf die Musik
visuell an der Form der sichtbaren Lochung vorahnen. Die Karten geben in
der richtigen Drehung den Groove vor, und manchmal wippt der Volksmusiker
Charial wie Brian Auger hinter seinem Instrument, so rockig und dick flöten
die Holzpfeifen ihren vorgelochten Sound. Charial spielt ein 42-töniges Instrument mit 156 Pfeifen und drei Registern. Es ist eine Sonderanfertigung des
Drehorgelbauers André Odin. Die Orgel besticht auch optisch als imposante
Holzmaschine.
Der Lochstreifen kennt keine Tempobeschränkung. Entsprechend rasant weht der Wind durch die verschiedenen
Rohre. Und so ganz einflusslos auf das musikalische Geschehen bleibt der Orgelspieler nicht: Er gibt durch den
Schwung das Tempo an, er kann verzögern, stoppen und
sogar drängen. Dann schiebt er mit der Hand das Papier
Olaf Weiden
nach vorn. Die beiden bieten eine Show zwischen Maschine
Musiker und
und Mensch: Die Besucher werden am Ende alle(s) lieben.
Musikkritiker
Michael Riessler & Pierre Charial | Sa 23.1. 20 Uhr | Domicil, Dortmund
www.domicil-dortmund.de
Klassik an der Ruhr
Kompakt Disk
Intime Dringlichkeit
Fetter Sound vs. Der Mehrwert der kargen Produktion
Bianca Casidy & the C.i.A. – das ist die eine Hälfte des Geschwisterduos
CocoRosie. Das Duo hat gerade mit „Heartache City“ ein Album veröffentlicht, das wieder näher an ihren Lo-Fi-Anfängen war. Bianca Casidys „Oscar Hocks“ lässt „Heartache City“ wiederum wie ein Popalbum erscheinen.
Sie selbst sagt, dass sie sich solo nicht sorgen müsse, zu düster, zu gruselig
oder zu verrückt zu klingen. Tatsächlich ist das Album in einem guten Sinn
schaurig und erinnert dezent an eine Mischung aus Nico und Joanna Newsom (Fantasy Music). Die Villagers sind vor allem Conor O‘Brien, der nicht
nur die Songs schreibt und singt, sondern auch die meisten Instrumente
auf den Platten spielt. Das vierte Album „Where Have You Been All My
Life?“ hat er an nur einem Tag aufgenommen. Die reduzierte, traditionelle Instrumentierung kennt man bereits vom Vorgänger. Der Klang der
berührenden Songs ist weich und warm und federt die dringlichen Texte
ab (Domino).
Was man nicht machen sollte: Gang of Four haben es vor zehn Jahren mit
„Return a Gift“ vorgemacht und aus ihrem rohen ‚79er New Wave-Debüt
„Entertainment“ ein Rockalbum gemacht – nicht schlimm, aber überflüssig. John Cale hat nun sein zerbrechliches, teilimprovisiertes Album „Music for a New Society“ von 1982 für das Album „M:Fans“ mit Komplexität
überzogen. Immerhin hat er auch inhaltlich eine neue Perspektive auf das
unter seelischer Pein entstandene „... New Society“ geworfen. Das war
wohl eine emotional notwendige Revision, die aber mitunter etwas zu
breitbeinig und mit seiner Elektronik mehr dated klingt als das Original
(Domino). Die Compilation „Soul Sok Séga“ widmet sich einem regionalen Phänomen, das sich in der Sklavenzeit auf den afrikanischen Inseln
im indischen Ozean entwickelte und in den 1960er und 70er Jahren zu
einer popkulturellen Blüte fand. Die CD bildet diese Zeit mit „Séga Sounds
from Mauritius 1973 – 1979“ ab und präsentiert 20 Stücke, die Funk, Soul
und andere zeitgenössische Musik in den Séga integriert haben. Eine faszinierende, zugleich humorvolle und erotische Musik, die neben ihrem
extrem perkussiven, tanzbaren Rhythmus auch wunderbare kreolische
Gesangslinien kennt (Strut).
Kehraus zum Jahresende – dieses tolle Buch wurde irgendwie übersehen:
Der britische Journalist Alex Ogg erzählt mit „California über alles“ die
Geschichte der Dead Kennedys vom Anfang – also wie das Punktrio zusammen kam – bis zur Veröffentlichung des ersten Albums und der anschließenden Tour. Dafür hat er sich nicht nur durch Materialberge – Texte,
Bilder, Memorabilia – gewühlt, sondern auch zahlreiche Interviews mit
Wegbegleitern und natürlich den Bandmitgliedern geführt. Letzteres wurde dadurch erschwert, dass sich nach jahrelangen juristischen Streitereien
ein Riss zwischen Sänger Jello Biafra und den Gitarristen und Bassisten
East Bay Ray und Klaus Flouride gezogen hat, der dem Ansehen der 1986
aufgelösten Band nachhaltig geschadet hat. Denn an sich ist ihre Leistung,
und das stellt Ogg detailliert dar, nicht zu überschätzen: Als Punk bereits
Ende der 70er zerfleddert am Boden lag, packten DK brennende Themen
mit einer frischen Mischung aus Scharfsinnigkeit, Biss und Humor an und
hüllten sie in einen gellen, aggressiven Sound. Mit ihrem Erfolg ebneten
sie dem Ami-Hardcore der frühen 80er Jahre den Weg. Das Buch ist reich
bebildert und veranschaulicht so auch die performativen Qualitäten der
Band und ihres charismatischen Sängers (Ventil).
Christian Meyer
trailer verlost je 1 CD-Compilation „Soul Sok Sega“
auf trailer-ruhr.de
Harnoncourt mit scharfem Blick, Foto: photowerk
Der Darmsaitenritter tritt ab
Nikolaus Harnoncourt zieht sich als Dirigent zurück
Von Olaf Weiden
Er wurde am Anfang seiner Bemühungen als Dirigent meist belächelt. Aber
er schwang sich auf zum wichtigsten Erneuerer „Klassischer Musik“ von der
Barockzeit letztlich bis zur Romantik. Und eigentlich erzog der Grazer Musiker
Nikolaus Harnoncourt seine Jünger zum Zuhören: Im letzten Monat hat der
86-jährige Dirigent sich spontan aus gesundheitlichen Gründen von der Konzertbühne verabschiedet.
In Harnoncourts Kultbuch „Musik als Klangrede“ (1985) konnten seine frühen
Fans einen Kernsatz unterstreichen, in dem der Nestor der „Alten Musikszene“
den Niedergang der Musikinterpretation „vom Bewegenden zum Hübschen“
anprangerte – und die Bedeutungslosigkeit der musischen Künste für die aktuelle Gesellschaft unterstreicht 30 Jahre später, wie folgenreich dies war.
Drei künstlerische Großtaten des einstigen Cellisten der Wiener Sinfoniker
gingen dem Buch voraus. So war die Gründung des eigenen Klangkörpers Concentus Musicus Wien im Jahre 1953 sicherlich spektakulär. Die obligatorische
Verwendung von Originalklanginstrumenten markierte den Beginn
„Atmen muss nicht nur das
Rhinozeros!“
der Alte-Musik-Bewegung und verlieh ihm den Spottnamen „Darmsaitenritter“. Mit dem Monteverdi-Zyklus – gemeinsam mit Ponnelle 1975 in
Zürich – wurde ein Großmeister für die Bühne wieder entdeckt. Und mit der
folgenden Neusichtung der Mozartopern, wieder mit Ponnelle, entriss Harnoncourt vertraut geglaubtes Routinerepertoire dem romantischen Zeitgeist.
Harnoncourt in einer von mir erlebten Meisterklasse vor wenigen Jahren: „Die
Leidenschaft müsste durchbrechen, Sie sind zu zivilisiert!“ Gemeint waren die
jungen Musiker, zwischen denen der Maestro herumfuchtelte. Harnoncourt
will jeden Themeneinsatz mit Charakter erleben. „Musik als Klangrede“ ist kein
schöner Buchtitel, sondern steht für eine ganze Philosophie. Musik entstand
nicht auf dem Reißbrett, sondern jede Phrase ist Frage oder Antwort, Behauptung oder Verneinung, Freigeist oder Mitläufer. Musik lebt, sie benötigt Luft.
Harnoncourt: „Atmen muss nicht nur das Rhinozeros!“ Alte Musik ist keine
Antiquität. Harnoncourt: „Das ist ja keine alte Musik, damals war das neue
Musik, die die Hörer in Ekstase gebracht hat.“ Das will er hören. Harnoncourt:
„Es muss in die Beine gehen, wie Dixieland!“
Es existiert eine filmische Dokumentation über Harnoncourts Proben zur „Fledermaus“. Dort lassen sich der Pioniergeist und der neue,
tiefe Blick auf musikalische Strukturen der so leicht empfundenen Musik von Johann Strauss miterleben, es ist eine
Musikstunde auch für Kenner. Jetzt schrieb der auch als
„Anti-Karajan“ verehrte heutige Weltstar als Grußwort
im „Wiener Musikverein“: „Wir sind eine glückliche Entdeckergemeinschaft geworden.“ Seine Freunde auf der
Olaf Weiden
ganzen Welt wünschen ihm mit einer Träne im Auge noch
Musiker und
Musikkritiker
eine gute Zeit.
Info: www.harnoncourt.info
38
kunst & gut
Heinz Mack, Ausstellungsansicht „Ein Raum für Apollo“, Wandmalerei im Museum Küppersmühle 2015, © VG Bild-Kunst, Bonn, Foto: Henning Krause, Köln
Mit und ohne Farben

Heinz Mack in der Küppersmühle Duisburg
Für ZERO war 2015 bemerkenswert. Im Jahr Eins nach dem Tod von Otto
Piene, Gründungsmitglied und Theoretiker dieser Avantgarde-Bewegung der
1960er Jahre, tourte die gegenstandsfreie, auf Licht, Raster und Reflexion
basierende Kunst durch die Museen. Zugleich fanden Einzelausstellungen
der Protagonisten statt. Neben Piene sind dies Günther Uecker und Heinz
Mack. Pienes Lichtballett und seine flackernden Wände sind immer wieder
ein Erlebnis, man kann sich süchtig sehen. Und Günther Ueckers vibrierende
Nagelakkumulationen besitzen einen hohen Wiedererkennungswert.
Heinz Mack nun war zuletzt mit einer 9-teiligen Gruppe aus hohen Stelen,
die mit hunderttausenden Goldflächen überzogen sind, in Venedig und
Istanbul erfolgreich. Die Stele gehört zu den „Urformen“ seines gesamten
Werkes. Zunächst erstellte er sie als Solitär aus Stein und betonte so, noch
im Aufragenden gen Sonne, die Verbundenheit mit natürlichen Prozessen
und der Schöpfung. Aber Mack, der seit Jahrzehnten zwischen Mönchengladbach und Ibiza pendelt, arbeitet mit jedem Medium. Dies wurde erst
recht anlässlich der Ausstellungen zu seinem 80. Geburtstag 2011 deutlich, als sich die Museen einzelnen Disziplinen widmeten: der Objektkunst
mit den Projekten in der Sahara und in polaren Gegenden in Bonn; den
Zeichnungen und Aquarelle hin zu den Malereien in Düsseldorf; den vibrierenden, Licht reflektierende Lamellen im Windstrom in Mönchengladbach.
2012 erhielt Heinz Mack den Preis der Kulturstiftung Dortmund, begleitet
von einer Ausstellung im dortigen Museum Ostwall, die sich seinen utopischen Naturprojekten zuwandte und betonte, dass Mack zunächst einmal
ein Ideenkünstler sei. Dies ist nun auch der Ansatz der aktuellen Ausstellung
im Museum Küppersmühle.
Die Duisburger Ausstellung thematisiert die zentrale Rolle des Lichts für
Macks Werk seit den 1950er Jahren und stellt dazu Bilder und Objekte aus
allen Phasen vor. Sie führt – essentiell für Mack – die Spektralfarben auf das
Licht zurück und zeigt, wie er daraus eine Farbmalerei ableitet, ja, wie die
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Attraktivität der lichten Fläche?
[email protected]
Wir freuen uns auf Post.
Farbe Einzug in sein Werk gehalten hat und heute „Baustein“ seiner Kunst
ist. Der zentrale Ausstellungssaal leuchtet und lockt mit der Attraktivität
der lichten Flächen. Immer sind die Gemälde ungegenständlich, die Farben
sind geometrisch gegliedert. Sie vermitteln die Erfahrung von Nordafrika
und vom Nahen Osten. Sie lassen das dortige Tageslicht und den pastellfarbenen Putz der Wände ahnen. Die Ränder der aufeinanderstoßenden Farbflächen zerfasern, partiell lassen sie die Helligkeit des Bildgrundes durchscheinen – das ist der Moment der größten Vibration und des Lichts als
Träger von Emotionen.
Anschließend stellt Heinz Mack die Ruhe wieder her. Der nachfolgende
Raum besteht aus schwarzen Arbeiten, die noch Schattierungen aufweisen und das Malerische als Handlung demonstrieren. Darauf folgt Weiß (im
Besonderen mit einem Feld aus Stelen), ehe Scheiben und Lamellen innerhalb von Objektkästen kreisen und doch in völliger Stille sind. Dieser Raum
bildet das innere, noch alles antreibende Zentrum der Ausstellung. Wie ein
Puzzlespiel fügt sich in dieser Ausstellung eines zum anderen. Diese schließt
furios mit dem „Raum für Apollo“, der mit seinen Säulen in flockigem Auftrag farbig bemalt ist. Das ist alles: Hier ist nichts außer den Farben an
den Wandstücken und auf dem Boden. Im Begehen ist der Betrachter von
diesen monochromen, miteinander korrespondierenden Flächen umfangen.
Natürlich spielt der Titel auf die antike Mythologie an, aber auch auf die
Geschichte der Weltraumfahrt. Traum und Utopie berühren sich hier mit der
Sinnlichkeit – genauso begann es mit ZERO vor sechs Jahrzehnten. So nah
liegen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beieinander. Thomas Hirsch
„Mack. Apollo in meinem Atelier“ | bis 31.1.
Museum Küppersmühle in Duisburg | 0203 30 19 48 10
trailer verlost 1x2 Karten auf trailer-ruhr.de
Kunst in NRW
Kunstwandel
Claude Monet, Häuser im Schnee und der Berg Kolsaas, 1895 © Uehara Museum of Modern Art (Ausschnitt)
Ausstellungsansicht unter Tage, Foto: Eric Polenz
Die Meister in Japan
Landschaften unter Tage
Von Thomas Hirsch
Nur der Anfang ist schwach. Mit seinen Wandtexten und dem mittigen, die
Durchsicht versperrenden Wandelement, das die langgezogenen Räume ankündigt, wirkt die Ausstellung nicht so feierlich wie sie dann tatsächlich ist:
Fast käme man nicht auf die Idee, dass hier, im Obergeschoss der Bundeskunsthalle, eine der schönsten Ausstellungen des abgelaufenen Jahres gezeigt wird. Vorgestellt werden Meisterwerke der (überwiegend) französischen
Kunst vor und nach 1900, die sich sämt„Ausdruck gegenseitiger
lich in japanischen Sammlungen befinden
Wertschätzung“
und teilweise noch nicht in Europa gezeigt
wurden. Die Auswahl der Gemälde und
Skulpturen reicht von der Schule von Barbizon über den Impressionismus,
der das Zentrum bildet, zu den Neoimpressionisten und Nabis. Alle großen
Künstlernamen sind vertreten, teils im vergleichenden Nebeneinander, teils
in einzelnen Abteilungen ganz für sich. Dieser Bestand ist sensationell. Wenig erstaunlich ist, dass sich darunter die bekanntesten, populärsten Motive
finden. Denn die Impressionisten haben sich wiederholt ihren Orten und Dingen zugewandt, schließlich ging es ihnen um das Einfangen von Stimmungen
und Erfassen des Wesentlichen zu unterschiedlichen Lichtverhältnissen. So
kommt es, dass in der Bonner Ausstellung etwa Monets Häuser im Schnee
und die Seerosen, Cézannes Sainte-Victoire und seine Äpfel auf einem Tischtuch und Bonnards Akte zu sehen sind und auch die Bronzeplastiken von
Rodin – und nicht nur sein Modell des berühmten „Kuss“ – uns sofort vertraut
vorkommen.
Das ist schon ein ganz besonderer Ort, dieser Park am Haus Weitmar. Seit den
frühen 1970ern konnte man hier ein kleinen Einblick in internationale zeitgenössische Kunst ergattern, zu einer Zeit als im Bochumer Museum (ohne Umbau) fast nur die osteuropäische Avantgarde zu Hause war. Jetzt wurde neben
der Situation Kunst, dem Kubus (2010) und der Galerie m ein neues Museum
eröffnet – Ruhrgebiets-affin unter Tage. Das ist keine Hommage an die Region,
sondern in erster Linie architektonischer Landschaftsschutz. Zwei Türmchen,
natürlich mit Aufzug, führen in die Tiefe. Hier befinden sich 1.500 Quadratmeter
White Cube für die Berswordt-Wallrabe-Sammlung und Wechselausstellungen.
Ja, sieben Millionen Euro hat der Bau des Architektenbüros Vervoorts & Schindler gekostet, sicher werden dieselben Menschen, die bereits gegen den genialen
Kubus von Richard Serra am Bahnhof wettern, auch hier wieder jammern. Sei es
drum, es ist ein toller Ausstellungsraum geworden, der nicht das Feeling eines
Kellers, sondern eines Tunnels vermittelt. Das Museum unter Tage (MuT) zeigt
als erstes „Weltsichten – Landschaft in der Kunst seit dem 15. Jahrhundert“.
Also die Treppe hinab und stocken. Das erste was man sieht ist eine Leuchtschrift: „Nichts ist wie es war.“ Das könnte bereits ein Hinweis auf die Landschaftsmalerei bedeuten. Viele der Gegenden, die sie über Jahrhunderte abbildete, gibt es nicht mehr, viele hat es natürlich auch so in der idealistischen Form
nie gegeben. Der erste Blick ist deshalb auch folgerichtig philosophischer Natur:
„Der Hl. Hieronymus in der Wildnis“ von 1460 wird Jacopo Bellini zugeschrieben.
Das Motiv ist von vielen Malern der Zeit als Sujet verwendet worden. Genau gegenüber kann man die Wiege der Landschaftsmalerei in China sehen. „Besucher
im Tempel an einem schneereichen Tag“, lavierte Tusche um 1600, beide Bilder
zeigen graue Felsen. Ein Motiv, das die nächsten Räume dominieren wird. Und
es ist auch der Mensch, der in den frühen Landschaften nicht wegzudenken
ist, winzig, in einer Ecke, in gezähmter oder wilder Wildnis. Er kämpft mit den
Gefahren, mit stürzenden Pferden und einstürzenden Brücken. Immer ist er aber
auch auf Reisen, zwischen mächtigen Steinen und dunklen Tannen oder Gewässern wie bei Aert van der Neer (1603-1677) in seinem Fluss im Mondlicht.
In den ersten Räumen dominieren die Mittelformate, der erste Brecher ist „Das
Salzburger Land“ (220x280 cm, 1858) von Heinrich Heinlein. Dann folgt auch
das blaue „Nach dem Gewitter“ (1908) vom Marinemaler Richard Eschke (18591944): Bemerkenswert hier die gruselige goldene Rahmung. Wer jetzt der Nummerierung folgt, endet in einer Sackgasse bei der Thematik „Schweigen, Stille,
Einsamkeit“ und Bildern von Franz Radziwill und Joan Nelson.
Immer weiter geht es den Zeitstrahl hinauf. Neue Formate, neue Blicke, die
Menschen sind meist verschwunden, die Moderne schafft sich eigene Räume.
Picasso, Rohlfs, Bonnard bis hin zum Chinesen Qui Shihua und seinen rein weißen Landschaften, es folgen Reduktion und Abstraktion, Lichtenstein und Installationen. Die zeitgenössische Fotografie steht umfangreich und informativ
am Ende und noch einmal Neon: „Nichts wird sein, wie es ist.“ Dem ist nichts
hinzuzufügen.
Peter Ortmann
Die Impressionisten in der Bundeskunsthalle Bonn
Natürlich wirft diese Ausstellung etliche Fragen auf, und dann ist es wiederum gut, dass sie die reine Information nicht vergisst. Grundlage für den
Austausch zwischen Frankreich und Japan war die politische und wirtschaftliche Öffnung Japans Mitte des 19. Jahrhunderts. Die französischen Künstler interessierten sich für die damals unbekannte Kultur. Vor allem Claude
Monet sammelte die Ukiyoe-Holzschnitte; für seine Malerei übernahm er
deren Kompositionsschemata. Auch sein Wassergarten in Giverny ist von
japanischen Vorbildern angeregt. Dies ging insgesamt mit dem Phänomen
des Japonismus in der Kunst einher, der in vielen Details der impressionistischen Bilder zu entdecken ist. Im Gegenzug – und in Verbindung mit der
Freilichtmalerei und der Naturwiedergabe der Franzosen – begeisterten solche Identifikationsmerkmale die Sammler und Künstler in
Fernost. Um 1900 studierten etliche von ihnen in Europa,
insbesondere in Paris und München. Auch diese Künstler,
die damit die moderne japanische Malerei begründeten,
sind in der Bundeskunsthalle vertreten. Vorgestellt werden zudem die wichtigen Museen und die herausragenden
Sammler der impressionistischen Kunst in Japan. Die AusThomas Hirsch
stellung ist also Ausdruck gegenseitiger Wertschätzung,
Kunsthistoriker,
Kurator und Journalist damals und heute.
Es gibt ein neues Museum in Bochum – und was für eins
„Weltsichten – Landschaft in der Kunst seit dem 15. Jahrhundert“
bis Herbst 2016 | MuT, im Parkgelände von Haus Weitmar, Bochum
0234 298 89 01
„Japans Liebe zum Impressionismus – Von Monet bis Renoir“ | bis 21.2.
Bundeskunsthalle Bonn | 0228 917 12 00
trailer verlost 3x2 Karten auf trailer-ruhr.de
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RuhrKunst
Unter Nachbarn
Abb. 1
Rudolf Jahns in Hagen
Lust am Experiment
Abb. 2
Jim Dine in Essen
Die Jahre nach 1945 waren in der Kultur in
Deutschland vom Wieder- und Neubeginn geprägt,
der Aufarbeitung der jüngsten Geschichte und der
Orientierung am internationalen Kunstgeschehen. Realismus und Abstraktion standen zunächst
gleichberechtigt nebeneinander, ehe die expressive
und die „informelle“ Geste, der Tachismus und die
lyrische Abstraktion sich als Avantgarden – vorerst
– durchsetzten. Zur letzten Variante ist auch Rudolf Jahns (1896-1983) zu zählen. Vor dem Krieg
war er innerhalb der konstruktiven Künstler aus
der Region Hannover als poetisch stille Position
bekannt geworden. Später geriet er in Vergessenheit – zu Unrecht, wie nun eine angenehm unprätentiöse Ausstellung im Osthaus Museum belegt. In
seinen Bildern der Nachkriegszeit überführt Jahns
das Konstruktive in einer erdig gedeckten, kaum
farbigen Tonalität in langgezogene Fetzen, Balken
und organische Flächen. Sich teils transparent, teils
deckend überlagernd oder umspielend, aktivieren
die Partien Zentrum und Rand. Fläche und Raum,
Figur und Grund treten in einen dynamischen Dialog, der assoziativ noch die Strukturen der Wirklichkeit einbezieht. So finden sich subtile Anklänge
an landschaftliche Situationen und Natur.
Jim Dine kann machen, was er will, ein Attribut
kriegt er nicht weg: die Zuordnung zur Pop Art.
Dazu hat er zu oft mit seinen Künstlerfreunden
in diesem Kontext ausgestellt und sich zu intensiv – teils in seriell anmutender Produktion – mit
populären und banalen Gegenständen beschäftigt.
Drei Motive bilden geradezu das Fundament für
sein gesamtes Werk: das Herz und die alltäglichen
Werkzeuge und der Bademantel (den er als Selbstbildnis in verschiedenen Körperposen verwandte).
Aber Dine interessierte sich nie für das Plakative,
vielmehr liegt ihm an einer handwerklich ausgefeilten, dabei analytischen Umsetzung, die gestisch spontan und räumlich nuanciert ist. So hat
er neben der Malerei und Zeichnung auch im plastischen Bereich und mit Fotografie gearbeitet. Und
eben auch – von Anfang an – mit der Druckgrafik,
die bei ihm alle gängigen Verfahren umfasst. Und
indem er die verschiedenen Techniken kombiniert
und die Drucke mitunter von Hand überarbeitet,
dienen ihm die Reproduktionsmedien nicht zur
schnellen Produktion, sondern im Gegenteil zur
Differenzierung. Immerhin das wurde schon frühzeitig von der Kunstkritik erkannt und durch die
Museen mit Ausstellungen gewürdigt.
Jahns selbst betont in einzelnen Titeln die Rolle von
Musik für seine Bildfindungen. Wie sehr er dabei
eine authentische Handschrift besitzt, die aus dem
Unbewussten schöpft, und doch in nachbarschaftlicher Beziehung zu etlichen Künstlern seiner Zeit
steht, verdeutlicht nun die Präsentation in Hagen.
Im Dialog mit Bildern etwa von Baumeister, Buchheister, Hartung und Fritz Winter wird erst recht
klar, dass Jahns die akuten innerbildlichen Formfragen, übertragen in sanfte Schwingungen, transzendiert hat. Deutlich wird an dieser Stelle aber
noch etwas ganz anderes. Auch diese Klein- und
Mittelformate in ihrer zarten Farbigkeit, die wie für
Kabinette geschaffen scheinen, „funktionieren“ in
den beiden weiten und lichten Ausstellungssälen
des Neubaus des Osthaus Museum. Hier entschleunigen sie alles Sehen und fokussieren den Blick.
Eine gute, eine notwendige Ausstellung.
Thomas Hirsch
Wie experimentell, vielschichtig, originell und
schließlich auch witzig Jim Dine aber bei diesem
Medium vorgeht, untersucht nun die umfassend
angelegte Retrospektive seiner Druckgraphik im
Museum Folkwang. Äußerer Anlass ist der 80. Geburtstag des nach wie vor kreativen US-Amerikaners. Strukturiert durch die Sujets, führt die Ausstellung nun mitten ins Zentrum seines Schaffens.
Sie umfasst alle relevanten Motivgruppen – also
auch die Pinocchio-Figur, die Selbstporträts, die
Paraphrasen antiker Skulpturen und die integrierten handschriftlichen Texte – und reicht bis in die
allerjüngste Gegenwart. Sozusagen druckfrisch
sind die großformatigen Blätter, die gänzlich abstrakt, bunt, euphorisch und wild auftreten. Nicht
dass einem diese Bilder gefallen müssen – aber
wie schön, dass sich Dine das Überraschende und
Freigeistige bis heute bewahrt hat.
Thomas Hirsch
Abb. 3
Kunst aus dem Zapfhahn
Das flüssige Gold in Dortmund
Endlich ist es so weit. Im Dortmunder U geht es endlich wieder um Bier, nicht um diesen neumodischen
Kram, wie avantgardistische Medienkunst oder
wilde Museen als Kraftwerk. Nein, bei der Ausstellung „Neu Gold“ steht am Ende nicht die geistige
Erschöpfung, sondern der Zapfhahn. Kühles Blondes,
frisch gezapft. Aber Alkohol ist keine Lösung, das
wissen wir, also nochmal zurück auf Anfang: Dort
liegt beziehungsreich ein Haufen Kohle und „Die
Trinkenden“ (2011) in Rosenthal-Porzellan von Alicja Kwade. Gleich gegenüber der „bierseelige“ Mönch
von Eduard von Grützner (1906). Weiter geht es in
die Ausstellung mit dem Atem der Hefe und Ludwig
Eibls „Stilleben mit Brot und Bier“ (um 1900). Wer
nun denkt, da hätte er auch ins Ostwall-Museum
gehen können: Nein, es erscheinen hinter der Trennwand Rumpelstilzchen und die ersten Bierschilder
mit einem mir völlig unbekannten Braustern und
einer Säuferfotoserie aus Tokio von Eva Deppe. Genau da gab es das Getränk auch nicht immer. Erst
Ende des 19. Jahrhunderts wurde es dort nach dem
deutschen Reinheitsgebot gebraut.
Seit 2015 macht die Sapporo-Brauerei auch „Dortmunder“, aber das ist immer ausverkauft. Und Reinheitsgebot? Nächstes Jahr feiern wir das 500-jährige Bestehen. Vielleicht ja auch mit Wladimir
Putin, von ihm prangt schon ein schickes Portrait
mit Pils vom Kultduo Dmitry Vrubel & Timofeevna an der Wand. Insgesamt zwölf Themen-Räume
gliedern die Ausstellung mit gut 200 Exponaten
zwischen Schabernack und Zapfhahn. Herbert Achternbusch hätte seine Freude. Bestimmt auch an
der Installation von Dick Verdult. Da hat der Niederländer im Raum hinter dem weißen Vorhang
einen hölzernen Riesen auf einen gynäkologischen
Stuhl gelegt. „Superfitz“ ist nicht schwanger. Er soll
nur 17 Jahre lang Bier getrunken haben. Optisch ist
das Ergebnis ähnlich, faktisch natürlich nicht. Das
sollte dem Besucher egal sein, hinter dem standardisierten Wohnzimmer-Ensemble wartet es: kühles
Dortmunder Union Jubiläumsbier. Brau und Brunnen – Lecker, aber ich komme eben aus Bochum, die
Stadt nebenan mit der Privatbrauerei Moritz Fiege.
Peter Ortmann
trailer verlost 3x2 Karten auf trailer-ruhr.de
„Rudolf Jahns und die Kunst nach 1945“ | bis 7.2.
Osthaus Museum Hagen | 02331 207 31 38
„Jim Dine: About the Love of Printing“ | bis 31.1.
Museum Folkwang Essen | 0201 884 50 00
„Dortmunder Neu Gold – Kunst, Bier & Alchemie“
bis 1.5. | Dortmunder U | 0231 502 47 23
Abb. 1: Rudolf Jahns, Raumkomposition (Bild No. 72), 1966,
Mischtechnik auf Hartfaser, 51 x 66 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn,
Foto: Axel Triestram
Abb. 2: Jim Dine, These three dogs are for Nina D., 1990, Radierung, Weichgrundätzung, Aquatinta, handkoloriert, 3 x 92 x
67 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn
Abb. 3: Alicja Kwade, „Die Trinkenden“, 2011, Foto: Roman
Marz
41
seit Mitte des 20. Jahrhunderts. Wann sind
denn die Reservoire an Gesten ausgeschöpft?
Das ist eine sehr schöne, aber ich finde eine philosophische Frage. Ich glaube, Gesten sind nie ausgeschöpft. Alleine schon dadurch, dass die Geste
von damals heute etwas ganz anderes bedeutet,
und so immer etwas anderes anbietet. Es gibt
sicher, sagen wir mal bei Dore Hoyer, klassische
Gesten, die expressiv und fast naturalistisch sind.
Aber wenn man sieht, wie wahnsinnig vielfältig
Künstler heute mit Gesten umgehen und sie neu
arbeiten, sie spiegeln und mit Raum- und Zeitbezügen neu versehen, dann muss das also gar nicht
sein, dass die ganz anders werden müssen. Aber
sie wirken vielleicht anders, sind anders platziert.
Foto: Dominik Lenze
ZUR PERSON
Diese Frage zielt eigentlich auf die Grundfragen:
Stefan Hilterhaus, geboren in Essen, Studium der Romanistik und Geschichte, Diplom in Modernem und Klassischem Tanz. Neben
Was ist eigentlich Original, was heißt EntwickGastengagements schuf er Choreografien für Schauspiel und Oper. Hilterhaus ist Lehrbeauftragter an der Folkwang Hochschule
lung, was ist neu. Diese Begriffe werden oft in
Essen und leitete ab 1998 die Tanzlandschaft Ruhr, aus dem 2002 der PACT Zollverein mit hervorging, dessen Leiter er seitdem ist.
Frage gestellt. Ich denke, die Geste ist zeitbezogen und wirkt jedes Mal anders. So wie wir auch
Geschichte betrachten. Wir werden auf die Entwicklungen in der Geschichte immer neu schauen
„Scènes du Geste“, ein Wochenende für weltbewegende Choreografien
müssen. Das ist auch das Schöne an dem Metier.
Jahre später werden wir schon wieder anders daPACT Zollverein-Leiter Stefan Hilterhaus zur mit „Clapping Music“ von Steve Reich. Das stimmt rauf schauen. Und wir werden durch die aktuellen
friedlichen Übernahme seines Hauses durch das dann mit der Jahreszahl zwar nicht genau, aber es Entwicklungen, auf die Geschichte vor 100 Jahist eine bestimmte gemeinsame Art, wie man mit ren, vor 50 Jahren, vor Rassenunruhen und Disfranzösische Centre National de la Danse.
kriminierungen und so weiter immer wieder neu
Bewegung, mit Klang, mit Sound umgeht.
schauen. Das ist wie mit historischen Arbeiten. Ich
trailer: Herr Hilterhaus, was sind denn worldschaue sie mir nicht unter den Prämissen an: „So
Warum die Zweiteilung in Tag und Nacht?
changing-Choreografien?
Stefan Hilterhaus: Das sind Marksteine in der Es ist ja so, dass das Programm ursprünglich aus haben sie es früher gemacht, gut, dass wir woanEntwicklung der Choreografie, in der Ausein- Frankreich kommt. Wir haben eine Programmrei- ders sind“, oder: „Schön war es da, viel schöner
andersetzung mit Bewegung, mit Körpern. Im he mit internationalen Partnern, die wir „Friendly als heute.“ Mich interessiert stattdessen, was ist
letzten Jahrhundert haben sie bereits die Tabus Takeover“ nennen. Im letzten Jahr haben wir das da eigentlich für eine Energie, was für ein Bruch
oder für ein Statement in diegebrochen, haben Dinge geöffnet oder bereits an- mit der Brüsseler Beursschouwdere Mittel eingesetzt. Isadora Duncan hat zum burg gemacht und dies ist eine „Wir können fast zwanzig Ar- ser Art von Arbeit. Welcher
ersten Mal mit nackten Füßen getanzt, überhaupt Fortführung davon mit dem Cen- beiten innerhalb eines Abends Mut steckt zum Teil dahinter.
mit nacktem Bein. Überall in Europa, in Moskau tre National de la Danse Pantin bei zeigen, die zwischen zwei und Das sieht man zum Teil an den
historischen Arbeiten. Diesen
oder Paris wurde sie von den Intellektuellen dafür Paris. Wir haben das Programm
zehn Minuten lang sind“
Mut müssten die Leute heute
gefeiert, die Schriftsteller haben darüber geredet. zwar für eine Essener Version adDas waren für die Künstler auch Akte der Befrei- aptiert, aber trotzdem ist es deren Übernahme mal hinbekommen. Insofern ist es immer auch ein
ung. Man löste sich aus den Konventionen der unseres Hauses. In Paris gab es die Zweiteilung in Aufruf zu Alternativen, zu starken Setzungen. Ich
bisherigen Raster heraus. Und dazu gehören dann Tag und Nacht; bei uns im Ruhrgebiet findet alles sehe das eher in dieser Richtung, dass das Reserexklusiv an einem Abend statt. Wir haben ein paar voir nie ausgeschöpft ist, sondern dass es immer
einige der Arbeiten, die wir zeigen.
Arbeiten rausgenommen, manche gingen tech- wieder neu verändert wird. Natürlich verändern
Im Januar alles unter dem Titel „Scènes du nisch nicht. Insofern haben wir jetzt ein zweiteili- sich auch die Körper, dann gibt es Dinge, die sind
ges Abendprogramm mit einer Pause dazwischen. linear, einfach schneller und virtuoser, aber darGeste“?
um geht es gar nicht. Es geht darum, wie man es
Genau. „Scènes du Geste“ hat eine sehr dichte
in einen Kontext setzt. Manchmal geht es ja auch
Form. Es ist eine Art Tableau aus vielen kleinen Bildende Kunst ist auch vertreten?
Arbeiten. Wir können fast zwanzig Arbeiten in- In dem Programm ist Bildende Kunst in eigener um die Reduzierung von Gesten. Da gab es in der
nerhalb eines Abends zeigen, die alle zwischen Form nicht vertreten, aber wir haben einen Va- performativen Kunst Entwicklungen, wo man
zwei und zehn Minuten lang sind. Dazwischen leska-Gert-Installationsraum. Das ist eine expres- plötzlich ganz wenig machte. Da ging es nicht um
sind Filmausschnitte eingeflochten und auch Mu- sive und respektlos erfrischende Kabarettistin, die Anzahl, Variationen oder Originalität, sondern
sik. Alles ist so ineinander verschachtelt und zuei- Künstlerin, Performerin, die auch in vielen Filmen um Genauigkeit, um das genaue Schauen.
Interview: Peter Ortmann
nander gelegt, dass sich Bezüge herstellen lassen. mitgespielt hat. Daraus sind Passagen herausgeDie Tanzstücke sind chronologisch geordnet, da schnitten, und die werden wir auf großen Leinfangen wir mit 1905 an und hören 2015, wenn wänden im Nebenraum projizieren. Also es gibt „Scènes du Geste“ | Fr 22.1., Sa 23.1. 20 Uhr
man so will, mit zwei Neueinstudierungen auf. keine Bildende Kunst in Form von Objekten, aber PACT Zollverein, Essen | 0201 289 47 00
Der Abend funktioniert aber auch über Assozia- es gibt eine Installation, in der wir Valeska Gert in
die die Welt verändern?
tionen. Da gibt es rhythmische Arbeiten, wie Os- Ausschnitten erleben können.
 Choreografien,
[email protected]
kar Schlemmers Stäbetanz – eine wunderschöne
Wir freuen uns auf Post.
Die Schnittstelle Performance gibt es bereits
Arbeit übrigens. Die haben wir zusammengelegt,
„Gesten sind nie ausgeschöpft“
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Kunst-Kalender
KÖLN – Photographische Sammlung
www.sk-kultur.de
Margherita Spiluttini bis 24.1.
Ein Einblick in die Konzepte und
Strategien der österreichischen Fotografin,
die sich auf Architekturen und Interieurs
in wechselnden Ansichten konzentriert
KÖLN – Schokoladenmuseum
www.schokoladenmuseum.de
Schokolinarik bis 3.2.
Künstlerische Präsentationsformen des
Schokoladendesserts als Abschluss des
festlichen Essens
KÖLN – Stadtmuseum
www.museenkoeln.de
Köln ungeschönt bis 24.4.
Wilhelm Scheiner, der um 1900 mit seinen
verklärenden Aquarellen von Köln bekannt
wurde, mit seinen nüchternen Fotografien
des großstädtischen Alltags
LEVERKUSEN – Museum Morsbroich
www.museum-morsbroich.de
Jana Gunstheimer bis 28.2.
Eine dichte Interpretation des
Obergeschosses des Museums, die mit
Zeichnungen und installativ auf die
Räume eingeht und den Laufweg steuert
MÖNCHENGLADBACH – Abteiberg
www.museum-abteiberg.de
Cathy Wilkes bis 14.2.
Die schottische Künstlerin mit ihren
theatralischen Inszenierungen durch
Puppen, die, noch mit Farben und Erden
Albert Edelfelt, Am Ankerplatz in Kopenhagen, 1890, Öl auf Leinwand, 36 x 54 cm, © Gösta Serlachius Stiftung, Ausstellung Gustav Lübcke-Museum, Hamm bemalt, Leben und Tod reflektieren
Museumslandschaft NRW
BERGISCH-GLADBACH – Villa Zanders
www.villa-zanders.de
NEUSS – Clemens-Sels-Museum
www.clemens-sels-museum.de
DORTMUND – Dortmunder U
HAGEN – Osthaus Museum
www.dortmunder-u.de
www.osthausmuseum.de
Friedrich Schröder-Sonnenstern bis 13.3.
Die fantastischen Buntstiftzeichnungen
des Berliner Originals (1892-1982), der
mit seinen erotischen und merkwürdig
versponnenen Blättern bekannt wurde
Dortmunder Neugold bis 1.5.
Eine Ausstellung mit angewandten
Produkten, Plakaten, Objekten, Kunst
und Filmen aus Anlass des 500-jährigen
Jubiläums des Reinheitsgebots
Rudolf Jahns bis 7.2.
Jahns zählt zu den Konstruktivisten,
obwohl er immer wieder Störfaktoren
einsetzte; in Hagen ist besonders sein Werk
von den 60er bis 70er Jahren zu sehen
BIELEFELD – Kunsthalle
DÜREN – Leopold-Hoesch-Museum
HAMM – Gustav-Lübcke-Museum
www.kunsthalle-bielefeld.de
Einfühlung und Abstraktion bis 28.2.
Positionen der Malerei von Frauen seit
Ende des 19. Jahrhunderts bis in die
1930er Jahre und die Gegenwart, die teils
wieder oder noch zu entdecken sind
BOCHUM – Kunstmuseum
www.kunstmuseumbochum.de
Digital Original bis 14.2.
Die polnische Kunst in der Sammlung
des Museums, u.a. mit Werken von
Kantor, Stazewski und Streminski, die zur
internationalen Avantgarde gehören
BONN – Bundeskunsthalle
www.bundeskunsthalle.de
www.leopoldhoeschmuseum.de
www.museum-hamm.de
Figure on Display bis 21.2.
Der deutsche Holzbildhauer Stefan
Balkenhol und der kanadische
Fotokünstler Jeff Wall in einer
dialogischen Präsentation zwischen Statik
und Theatralik der Figuren
Sehnsucht Finnland bis 16.3.
Hauptwerke der finnischen und
schwedischen Malerei um 1900, in
denen noch die westeuropäische
Moderne mit der nordischen Bildsprache
kombiniert ist
KÖLN – Museum für Angewandte Kunst
DÜSSELDORF – K20
www.makk.de
www.kunstsammlung.de
Agnes Martin bis 6.3.
Die legendäre amerikanische Malerin
(1912-2004), die sich rigoros auf Raster
und Streifen in einer zurückgenommenen
Farbigkeit konzentrierte
DÜSSELDORF – Kunsthalle
www.kunsthalle-duesseldorf.de
Jürgen Paatz bis 31.1.
In seinen äußerst verknappten
Papierarbeiten reflektiert der Klever
Maler die Prozesse der zeichnerischen
Intervention und das Material bildnerisch
OBERHAUSEN – Ludwiggalerie
www.ludwiggalerie.de
American Pop Art 24.1.-16.5.
Druckgraphische Editionen und
Auslageobjekte zur amerikanischen Pop
Art aus der Sammlung Beck, die sich auf
die 1960er und 1970er Jahre konzentriert
Kunst?
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Wir freuen uns auf Post.
REMAGEN – Bahnhof Rolandseck
www.arpmuseum.de
Look! bis 28.2.
Neuzugänge der Modesammlung des
MAKK: In der Abfolge von A bis Z weder
hieratisch noch chronologisch, wird die
Mode der bekannten Label vorgestellt
Bernard Schultze bis 1.5.
Der Kölner Maler, Zeichner und
Objektkünstler zwischen gestischer
Abstraktion und versponnenem
Surrealismus aus Anlass seines 100.
Geburtstags
KÖLN – Käthe Kollwitz Museum
WUPPERTAL – Kunsthalle Barmen
www.kollwitz.de
www.von-der-heydt-kunsthalle.de
Japans Liebe zum Impressionismus bis 21.2.
Gemälde und Plastiken vorwiegend
Französischer Kunst um 1900, frühzeitig
von den fernöstlichen Sammlern
erworben, im Dialog mit japanischen
Künstlern
Song Dong bis 13.3.
Werkschau des Installations- und
Konzeptkünstlers, der, weltweit gefragt,
den Umgang mit Emotion und den
Verbrauch der Ressourcen thematisiert
Sammlungsausstellung bis 3.2.
Das Werk der sozialkritischen
Zeichnerin und Bildhauerin Käthe
Kollwitz, die gegen die Weltkriege
und die gesellschaftlichen Zustände
demonstrierte
Maike Freess bis 3.1.
Ein Einblick in die multimedialen Arbeiten
der Künstlerin, die die menschliche
Verfasstheit zwischen Individualität und
Gesellschaft untersuchen
BOTTROP – Museum Quadrat
DÜSSELDORF – Museum Kunstpalast
KÖLN – KOLUMBA
www.skulpurenpark-waldfrieden.de
www.kolumba.de
Thomas Virnich bis 21.2.
Thomas Virnich praktiziert einen
Skulpturenbegriff, bei dem er im
Miniaturformat Architekturen umstülpt
und neu zusammensetzt
www.quadrat-bottrop.de
www.smkp.de
Walker Evans bis 10.1.
Die zentralen Werkgruppen des stilbildenden US-amerikanischen Fotografen,
der seit den 30er Jahren zwischen
Dokumentation und freier Kunst arbeitete
Zurbarán bis 31.1.
Werkschau zum Barockmaler Francisco
de Zurbarán aus Sevilla, der sich sakralen
Themen zugewandt hat und mit seinen
Heiligenbildern Kunstgeschichte schrieb
Der rote Faden bis 22.8.
Ausgehend vom mittelalterlichen
Bilderzyklus der Legende des hl. Severin
zeigt die Jahresausstellung Beispiele des
visuellen Erzählens bis in die Gegenwart
DORTMUND – Museum Ostwall
ESSEN – Museum Folkwang
KÖLN – Museum Ludwig
www.dortmunder-u.de
Benjamin Patterson bis 31.1.
Der aktuelle Preisträger des MO
Kunstpreises, der zu den Pionieren der
Fluxusbewegung gehört und Musik und
Performance aufeinander bezieht
www.museum-folkwang.de
www.museum-ludwig.de
Jim Dine bis 31.1.
Vorgestellt wird das vielschichtige,
experimentelle druckgraphische
Gesamtwerk des berühmten Malers zu
seinem 80. Geburtstag
Joan Mitchell bis 21.2.
Die Hauptvertreterin des abstrakten
Expressionismus, die in den 1950 von
New York nach Frankreich zog und ihre
Erfahrung der Natur in Malerei übersetzte
43
WUPPERTAL – Skulpturenpark
WUPPERTAL – Von der Heydt-Museum
www.von-der-heydt-museum.de
Weltkunst bis 28.2.
Spitzenwerke vom Mittelalter bis zur
klassischen Moderne in Europa im
Dialog mit der oft rituell motivierten
Kultur außereuropäischer Völker und
Stämme Welt
Empfehlungen von Thomas Hirsch
Das neue Programmheft 1/2016
G r u g a h a ll e
EINE
FÜR
alles ist möglich.
ALLE!
programm 2016 halbjahr 01
Vielfalt
erleben
31 | 12 | 2015 –
03 | 01 | 2016 Holiday on Ice
08 | 01 | 2016 Luke Mockridge
28 | 01 | 2016 Deichkind
05 | 02 | 2016 42. EKV
14 | 02 | 2016 Der Dennis
18 | 02 | 2016 Martin Rütter
20 | 02 | 2016 Suberg`s Ü-30 Party
26 | 02 | 2016 Dieter Nuhr
03 | 03 | 2016 Helge Schneider Live
05 | 03 | 2016 Glamotion
07 | 03 | 2016 Romeo & Julia
13 | 03 | 2016 Conni
19 | 03 | 2016 Ehrlich Brothers
02 | 04 | 2016 Cindy aus Marzahn
29 | 04 | 2016 Mario Barth
„Believe“
Ausverkauft!
„I´m lucky, I´m Luke“
„Niveau Weshalb Warum?!“
Große Kostüm- und Galasitzung
„Leider nein! Leider gar nicht!“
„nachSITZen“
„Mehr als eine Party“
„Nur Nuhr“
„LASS KnACKEN OPPA!“
Dance Event
Live 3D Musical
Das Musical!
Zusatzshow:
„Magie - Träume erleben“
15:00 Uhr
„Ick kann ooch anders!“
„Männer sind bekloppt,
Zusatztermin
aber sexy!“
Terminstand: Dezember 2015 . Änderungen vorbehalten . [email protected] . www.grugahalle.de
Ticket-Hotline:
MESSE ESSEN GmbH
Grugahalle / CCE
Norbertstraße . D-45131 Essen
Telefon: +49.(0)201.7244.0
Telefax: +49.(0)201.7244.500
Montag bis Freitag 10.00 – 18.00 Uhr
02 01.72 44 290
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KISS THE COOK
DIE DUNKLE SEITE
DES MONDES
Jon Favreau inszenierte „Iron Man“ und
spielt darin dessen Leibwächter. Jetzt dreht
er den Spieß um und Scarlett Johansson und
Robert Downey Jr. besetzen die Nebenrollen
in dieser unbedarften Läuterungskomödie.
Favreau selbst ist wieder Regisseur und
spielt in der Hauptrolle einen Koch aus Los
Angeles, der geschieden ist, seinen Sohn
vernachlässigt und zu allem Überfluss vom
Online-Chefkritiker verrissen wird.
Die Martin Suter-Vorlage wird in diesem
Psychothriller atmosphärisch verdichtet.
Als der von Moritz Bleibtreu verkörperte Wirtschaftsanwalt Urs Wind davon
bekommt, dass ein von ihm betreuter
Pharma-Unternehmer ein zweifelhaftes
Medikament auf den Markt bringen will,
ereilen ihn moralische Skrupel. Die Begegnung mit der verführerischen Lucille
und der Verzehr zweifelhafter Pilze bringen ihn gründlich durcheinander und er
verliert zunehmend die Kontrolle über
sich selbst.
UCI Kinowelt Ruhr Park
Am Einkaufszentrum,
Bochum
Karten: 0234 239 02 22
UCI Kinowelt Duisburg
Neudorfer Straße 36-40
Karten: 0203 301 91 91
trailer verlost 3x2 Karten auf trailer-ruhr.de
Mi 3.2. 14.30 Uhr
Lichtburg Essen
Kettwiger Str. 36
45127 Essen
Karten: 0201 23 10 23
trailer verlost 1x2 Karten auf trailer-ruhr.de
Mi 12.1. 20 Uhr
Auswahl
BOCHUM
BAHNHOF LANGENDREER
Do 21.1. 20 Uhr
Klavecks – Der letzte Emscherläufer
werden bald ausverkauft sein – es gilt
also, sich zu beeilen!
Info: 0234 36 930
UCI KINOWELT RUHR PARK
Sa 16.1., Sa 26.1., Mi 30.1., Mo 4.2.
Metropolitan Opera und Royal
Opera House live
Abseits der Städte, in der RuhrgebietsProvinz, da scheint die Welt noch in
Ordnung: Klavecks läuft die Emscher ab,
abends macht er mit seinen Freunden
Musik und träumt von Conny, Dame seines Herzens und Imbiss-Königin. Doch
alles ändert sich, auch an den Ufern der
Emscher. Die Schauspieler und Musiker
rund um den Gelsenkirchener Markus
Kiefer bringen die Geschichte von Klavecks als humorvolles Musiktheater auf
die Bühne. Die Instrumente, auf denen die
Gruppe spielt, sind übrigens selbstgebaut
aus Fundstücken und Treibgut aus der
Emscher.
Info: 0234 687 16 10
CAMPUSMUSEUM
bis 24.4., Di-So 11-17 Uhr
Gestische Abstraktion
Faszinierende Frauen dominieren die Bühnen der Metropolitan Opera und des Royal
Opera House – wem der Weg nach London
oder New York zu weit ist, kann die Aufführungen live in der UCI Kinowelt ansehen. Zum Beispiel „Les pêcheurs de perles“
am 16.1.: Die Oper handelt von der Eifersucht zweier Männer um eine Priesterin.
„Turandot“ am 30.1. erzählt die Geschichte der gleichnamigen Prinzessin, die jeden
ihrer Liebhaber töten lässt, der ihre Rätsel
nicht lösen kann. Am 4.2. zeigt das Kino
„La traviata“ – die Geschichte der Kurtisane Violette zählt zu den erfolgreichsten
Opern überhaupt. Außerdem überträgt
das UCI am 26.1. das Doppelballet „Two
Pigeons/Rhapsody“.
Info: 0234 239 02 22
trailer verlost 1x2 Karten zu jedem
der drei Events im Januar auf
trailer-ruhr.de
DORTMUND
FZW
Decade of Music Revolution and Social
Upheaval“. Für den Besuch aller insgesamt 33 Konversationskurs-Angebote im
Bereich Englisch bietet die VHS eine günstige Flatrate an. Eine Anmeldung zu allen
über 2000 angebotenen Kursen ist auch
online möglich: www.vhs.dormund.de
Info: 0231 50 24 727
DUISBURG
BINNENSCHIFFFAHRTSMUSEUM
bis 16.5., Di-So 10-17 Uhr
Tausend und eine Flaschenpost
Sea + Air
Hagen Rether: Liebe
Flaschenpost ist eine sehr poetische,
geheimnisvolle Art zu kommunizieren.
Der Kölner Künstler Joachim Römer hat
Flaschenposten aus dem Rhein gerettet,
die Nachrichten entziffert und nun die
Ergebnisse seiner Arbeit in einer großen
Rauminstallation ausgestellt. Bis Mitte
Mai kann der Zuschauer sich mit jenen
geheimnisvollen Nachrichten beschäftigen, die die Verfasser einst den Wassern
der Welt übergeben hat.
Info: 0203 808 89 40
Mo 25.1. 20 Uhr
Lambert
Hans-Jürgen Schlieker, Juni 83/3, 1983, Mischtechnik auf Leinwand, 3 x 170 x 130 cm, dreiteilig, ©
Nachlass Hans-Jürgen Schlieker
Hans-Jürgen Schlieker war Gründungsprofessor des Musischen Zentrums der
Ruhr-Universität und mit Max Imdahl,
dem dortigen Professor für Kunstgeschichte, befreundet. Als Maler zählt
Schlieker zu den wichtigen informellen
Künstlern in Deutschland. Vor dem Hintergrund einer Schenkung durch seine Familie sind Schliekers teils expressive, teils
meditative Gemälde nun im Dialog mit
gestischen Malereien aus der Sammlung
des Campusmuseums ausgestellt.
Info: 0234 322 67 82
JAHRHUNDERTHALLE
Do 14.1., Fr 15.1. 19 Uhr
Steven Wilson
Hagen Rether macht Kabarett mit ruhiger Hand: Wo andere Kollegen sich
ereifern, keifen und ihrer Empörung
lauthals Ausdruck verleihen, spielt Rether bloß ein wenig Klavier und denkt
nach. Nicht „denen da oben“ möchte er
den Spiegel vorhalten, sondern uns, seinen Zuschauern. Das tut er mit seinem
Programm „Liebe“ inzwischen seit 2003,
wobei er das Programm laufend variiert.
Mit sanfter Stimme, leisem Piano und
bissigem Humor wird er sicher auch in
der Philharmonie Essen dafür sorgen,
dass es einem in der Komfortzone ungemütlich wird.
Info: 0201 812 22 00
RWE PAVILLON
Sa 30.1. 22.30 Uhr
Foto: Tim Dobrovolny
Seit fünf Jahren ist das aus Süddeutschland stammende Ehepaar Eleni Zafiriadou
und Daniel Benjamin quasi pausenlos auf
Tour. Mit ihrer Band Sea + Air spielen die
beiden Vollblutmusiker einen hymnischen,
warm instrumentierten Folk-Pop, der zu
dem Besten gehört, was man in diesem
Genre aus heimischen Gefilden bekommen kann. Ihr zweites Album „Evropi“
erschien im letzten Sommer und wurde
von der Kritik gefeiert, jetzt kehrt das Duo
endlich wieder ins Ruhrgebiet zurück.
Info: 0231 286 80 89 10
VHS DORTMUND
ab Mi 20.1., 17.45-19.15 Uhr
14 x mittwochs
English – The 1960s:
A Decade of Music Revolution and
Social Upheaval
Kaum einem Musiker gönnt man seinen
seit Jahren stetig steigenden Erfolg mehr
als dem Ex-Porcupine Tree-Frontmann
Steven Wilson. Denn der Brite kann sich
auf die Fahnen schreiben, das altehrwürdige Genre des Progressive-Rock revolutioniert zu haben. Dementsprechend
euphorisch reagierte die Presse auf seine
letzten Alben, genauso wie die Konzertgänger an den Kartenvorverkaufsschaltern. Auch die beiden Termine in Bochum
PHILHARMONIE ESSEN
So 10.1. 19 Uhr
STEINBRUCH
Fr 15.1. 19.30 Uhr
zusammen mit befreundeten Bands wie
Slut, Readymade oder The Notwist das
Niveau von Indie-Rock aus dem süddeutschen Raum hoch. Der Durchbruch gelang
ihnen damals nicht, die Band verschwand
für über zehn Jahre in der Versenkung.
Jetzt sind die Münchener mit ihrem
grandiosen neuen Album „Medium Cool
World“ zurück und erinnern daran, warum man ihren schroffen und dringlichen
Rock-Sound damals so liebte und heute
schmerzlich vermisst.
Info: 0201 851 32 10
„Vielfalt erleben“ lautet bereits seit zwei
Jahren der Slogan der VHS Dortmund.
Neben z. T. kostenfreien Deutsch- und
Integrationskursen für MigrantInnen wird
dieses Motto nun mit spezifischen Englisch-Kursangeboten umgesetzt. So sollen
neue Fachsprachenkurse wie „Englisch für
medizinische Fachkräfte“ (ab Mo 20.1.,
19.30-21 Uhr, 6 x montags, Brückstr. 2026, Dortmund) auch auf Anamnesefragen
im Dialog mit Flüchtlingen eingehen.
Und für Pop-Fans startet am 20.1. noch
ein besonderes Highlight: „The 1960s: A
45
Dank solcher Musiker wie Hauschka,
Nils Frahm oder Carlos Cipa ist das neoklassische Klavier gerade wieder in aller
Munde. In eine ähnliche Richtung stößt
der geheimnisvolle Pianist Lambert, der
im September sein Debütalbum „Stay In
The Dark“ auf dem ehrenwerten Label
Staatsakt veröffentlichte. Darauf verfeinert der Maskenträger sein Pianospiel
mit subtilen elektronischen Elementen
zu einer stimmungsvollen Melange, die
aber auch vor Experimenten nicht zurückschreckt.
Info: 0203 363 28 82
ESSEN
GREND
Fr 29.1. 21.00 Uhr
Pelzig
Foto: Gerald von Foris
Anfang des Jahrtausends hielten Pelzig
Nachtmusik mit Sebastian Plano
& Petrels
Foto: MayXiong
Mit der Reihe „Nachtmusik“ hat die Essener Philharmonie ein schönes neues
Konzept aufgesetzt: Klassik verbindet
sich hier mit Pop, Experimentalmusik
und elektronischen DJ-Sets, und all das
zu sehr später Stunde. Die zweite Ausgabe präsentiert mit Sebastian Plano und
Petrels zwei Künstler des wundervollen,
avancierten Bochumer Labels Denovali,
das auch mit seinen Essener „Swingfesten“ in den letzten Jahren Glanzpunkte in der Festivalszene setzte. An
den Plattentellern agieren danach mit
Sonae und Hans Nieswandt zwei ElectroExpertInnen aus Köln.
Info: 0201 812 28 10
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Auswahl
Auswahl
ZECHE CARL
ZECHE ZOLLVEREIN
Di 19.1. 20 Uhr
Fr 15.1. u. Sa 16.1. jeweils 20 Uhr
Nightwash
Mozartmordnacht
Die Show ist Karrierestart so einiger
deutscher Comedians gewesen, viele hatten ihren ersten Auftritt in dem Kölner
Waschsalon, aus dem „Nightwash“ gesendet wird. Das bekannte Comedy-Format
geht außerdem auch auf Tour: In Essen
präsentiert Moderator Faisal Kawusi unter anderem den Ex-Rapper und Stand-Up
Comedian Costa Meronianakis.
Info: 0201 834 44 10
3. FIguren
Theaterwoche
Gelsenkirchen 2016
Figurentheater für Erwachsene
half past selbst schuld
Sa, 23. Jan. 20.00 Uhr Consol Theater, GE
Der eingebildete
Kranke
Figurentheater Ambrella
S0, 24. Jan. 19.00 Uhr Consol Theater, GE
Die Berliner
Stadtmusikanten II
HERNE
Foto: Uwe Arens
Es ist wohl einer der spannendsten Krimis
der Musikgeschichte: Wer war für den
frühen Tod des Klassik-Genies Wolfgang
Amadeus Mozart im zarten Alter von nur
36 Jahren verantwortlich? Herbert Feuerstein, Johannes Klumpp und das Folkwang
Kammerorchester Essen gehen dieser Frage musikalisch nach – mit Stücken des
Meisters, und auch seiner zahlreichen Rivalen. Als Star-Gast ist die Echo-KlassikGewinnerin Olga Scheps geladen.
Info: 0201 23 00 34
GELSENKIRCHEN
CONSOL-THEATER U.A.
23.-31.1.: Diverse Termine
pinocchio Sanchez
uft
ka
Theater auf der Zitadelle
A u sv e r
Do, 28. Jan. 20.00 Uhr Consol Theater, GE
Der furchtlose
Vampirkiller
Theater Con Cuore
Fr, 29. Jan. 20.00 Uhr Consol Theater, GE
FigurenTheaterWoche Gelsenkirchen
Seit 2010, dem Jahr der Kulturhauptstadt
Ruhrgebiet, lädt Gelsenkirchen dazu ein,
sich eine Woche lang dem Zauber des Figurentheaters hin zu geben. Dieses Jahr
gibt es neben fünf Abend-Inszenierungen
auch zehn Kinder- und Familien-Produktionen zu bestaunen. In „Pinocchio Sanchez“ (Sa 23.1. 20 Uhr im Consol Theater) geht es um die Lebensgeschichte der
sprechenden Puppe, als Bühnencomic
inszeniert für Erwachsene. Ein weiteres
Highlight: „Der Garten der Lüste“ (Sa 30.1.
im Consol Theater), eine PuppenspielAdaption des berühmten Gemäldes von
Hieronymus Bosch.
Info: 0209 988 22 82
KUNSTMUSEUM
bis 7.2., Di-So 11-18 Uhr
der Garten der Lüste
Marc Schnittger
Sa, 30. Jan. 20.00 Uhr Consol Theater, GE
Weitere Informationen und Veranstaltungen unter
www.gelsenkirchen.de/figurentheaterwoche oder
Telefon 02 09/1 69 6159 oder 0209/9882282
Veranstalter:
Referat Kultur der Stadt Gelsenkirchen
in Kooperation mit der Bürgerstiftung Gelsenkirchen
ist – die Einreichenden müssen in Gelsenkirchen geboren sein, wohnen oder
arbeiten – so offen ist die Schau für alle
Gattungen. Die 23 Auserkorenen präsentieren Gemälde und Grafiken, aber auch
Videos und Installationen und demonstrieren damit die künstlerische Bandbreite der Stadt.
Info: 0209 169 43 61
Jahresschau Gelsenkirchener
Künstlerinnen und Künstler
Die Qual der Wahl hatte die Jury aus
Kunstschaffenden und MuseumsdirektorInnen auch in diesem Jahr wieder,
um aus 110 eingereichten Bewerbungen
für die Jahresschau etablierte wie neue
Gelsenkirchener KünstlerInnen auszuwählen. So strikt das Reglement bezüglich der Verbundenheit zu Gelsenkirchen
FLOTTMANN-HALLEN
Sa 30.1. 20 Uhr
Bandfusion Royal
Neun Bands in drei Stunden, jede hat 15
Minuten Zeit, das Publikum von sich zu
überzeugen – wer den Saal zum Toben
bringt, qualifiziert sich als Headliner für
das Bandfusion-Open-Air im Schlosspark
Strünkede in Herne. Nach zehn Jahren
Bandfusion-Contest wird es dieses Mal
auch einen Publikumspreis geben: Die
Zuschauer bestimmen drei Bands für das
Open-Air im Juni. Für Kurzentschlossene
Musikschaffende: Bis zum 6. Januar können sich Bands aller Genres für den BandContest bewerben, und zwar unter www.
bandfusion.de.
Info: 02323 16 29 56
Bert Gerresheim, Mutter Ey, 2015, Bronze, 55 x 45
x 35 cm, © B. Gerresheim, Foto: Carsten Gliese, Köln
Eine Retrospektive mit Skulpturen und
Zeichnungen zum 80. Geburtstag des
Düsseldorfer Künstlers. Vor allem mit
seinen Bronzeplastiken im öffentlichen
Raum wurde Bert Gerresheim weithin
bekannt. Er verbindet realistische mit
surrealen Elementen, „zerlegt“ die einzelnen Partien und bringt äußeres und
inneres Bild seiner Darstellungen – auch
Porträts – in eine künstlerische Balance.
Oft greift Gerresheim kirchliche Themen
auf, schließt dabei aber den Tod und das
Groteske nicht aus.
Info: 02131 90 41 41
UMSPANNWERK
bis 31.1., Di -So 10-17 Uhr
Joe Bunny: +/- 5 metrès
MÜLHEIM
THEATER AN DER RUHR
Fr 29.1. 20 Uhr
Klanglandschaft
Türkei-Griechenland:Ellino Tourkika
Griechenland und die Türkei haben ein
nicht gerade unkompliziertes Verhältnis
zueinander. Wie so oft sind es die schönen Künste, an diesem Abend die Musik,
die die beiden Kulturen zueinander führen
soll. Das Projekt „Ellino Tourkika“, bestehend aus den drei Musikern Vassiliki Papageorgiou, Engin Arslan und Kleon Antonio, wird im Mülheimer Theater an der
Ruhr traditionelle Lieder und Popmusik
von diesseits und jenseits des Bosporus
präsentieren. Dabei wollen die Künstler
auch den gemeinsamen Wurzeln der griechischen und türkischen Musikgeschichte
nachgehen.
Info: 0208 599 01 0
NEUSS
CLEMENS SELS MUSEUM
bis 7.2., Di-Sa 11-17 Uhr, So 11-18 Uhr
Bert Gerresheim
46
Er ist der wohl interessanteste Dentalchirurg der Jetzt-Zeit: Joe Bunni aus Paris
ist aber weniger für seinen Beruf bekannt,
als für seine Foto-Safaris, auf denen er
die Wildheit des Planeten auf Bild bannt.
2011 kürte ihn das BBC Wildlife Magazin zum „Wildlife Photographer of the
Year“. Nun ist seine aktuelle Ausstellung
im Umspannwerk Recklinghausen zu sehen, und zwar nur noch bis Ende Januar.
Dort werden beeindruckende Aufnahmen
gezeigt, auf Augenhöhe mit dem Meeresspiegel – und natürlich von den atemberaubenden tierischen Bewohnern des
feuchten Elementes.
Info: 02361 984 22 16
Zusammengestellt von: Dominik Lenze,
Frank Schorneck, Benjamin Seim, Christian Steinbrink
Veranstalter-Infos an:
[email protected]
Foto: Elena Fetisova/Bolshoi Theatre
Auswahl
AMERICAN POP ART
Meisterwerke massenhaft
von Robert Rauschenberg
bis Andy Warhol
aus der Sammlung Heinz Beck
24. 1. – 16. 5. 2016
trailer im Abo
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Wir freuen uns, dass das trailer-Ruhr Magazin weggeht wie
warme Semmeln, Schrippen
oder Brötchen.
Aber manche freuen sich
nicht mit: Waren Sie wieder
mal zu spät, um trailer in Ihrer Lieblingskneipe zu ergattern? Wollen Sie FreundInnen
in kulturarmen Regionen eine
Freude bereiten?
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IMPRESSUM
Herausgeber:
trailer-ruhr Verlag
Joachim Berndt, Büro Bochum
Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum
Tel: 0234-94191-0, Fax: -91
E-Mail: [email protected]
www.trailer-ruhr.de
Chefredaktion:
Maxi Braun (v.i.S.d.P.)
Red. Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Lars Albat, Ingrid Bartsch, Frank Brenner,
Marina Engler, Hartmut Ernst, Rolf-Rüdiger
Hamacher, Thomas Hirsch, Holtschulte,
Marianne Kolarik, Dominik Lenze, Thomas Linden, Karsten Mark, Lisa Mertens,
Christian Meyer, Anne Nüme, POLO, Peter
Ortmann, Simone Schlosser, Jan Schliecker,
Julian Scholten, Frank Schorneck, Benjamin Seim, Christian Steinbrink, Olaf Weiden, Hans-Christoph Zimmermann
Projektleitung: Birgit Michels
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www.ludwiggalerie. de | www.ludwiggalerie.blogspot.de | Tel. 0208 41249 28
präsentiert: Live-Ballett
BOLSCHOI
THEATER: DER
WIDERSPENSTIGEN
ZÄHMUNG
Die Komödie William Shakespeares ist
die literarische Grundlage für diese
Ballett-Inszenierung des Bolschoi Theaters in Moskau, die live auf die große
Leinwand des Metropolis übertragen
wird. Zu der Musik von Schostakowitsch
inszeniert Jean-Christophe Maillot die
Geschichte um die junge Bianca, die erst
dann unter die Haube darf, wenn auch
ihre Schwester Katharina vermählt ist.
Metropolis Filmtheater
direkt im Hbf Bochum
Infos: 0234 12 263
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So 24.1. 16 Uhr
culture club
Abb.: Tadeusz Kantor, Objet Pictural, 1964
culture club
präsentiert: Ausstellung
DIGITAL / ORIGINAL
Das Kunstmuseum Bochum hat in seiner
Sammlung seit den 1960er Jahren einen
Schwerpunkt zeitgenössischer Werke von
polnischen Künstlern aufgebaut, diesen
kontinuierlich weiterentwickelt und somit
im Ruhrgebiet einen besonderen Erinnerungsort polnischer Kultur geschaffen.
Die LWL-Dokumentationsstelle „Porta Polonica“ hat deshalb das Kunstmuseum in
seinen digitalen Atlas der Erinnerungsorte
aufgenommen und präsentiert in einer
Online-Ausstellung zwanzig ausgewählte
Werke unter www.porta-polonica.de.
Kunstmuseum Bochum
Kortumstraße 147
44787 Bochum
Infos: 0234 91 04 230
trailer verlost 3x2 Karten auf trailer-ruhr.de
noch bis 14.2.
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Meine Meinung
POST AN DIE REDAKTION
THEMA ‚Ungläubig‘: Leserbrief zu ‚Deutschland
ist ein religiös fundamentalistischer Staat‘, Interview mit Martin Budich (trailer-ruhr 12/15)
‚An alle denkbereiten Zeitgenossen‘
Mit Interesse habe ich Ihren Artikel „Es werde
Licht“ und das Interview mit Martin Budich gelesen. Als Cineast und Religionslehrer freue ich
mich natürlich besonders, wenn in einem Format
wie dem ‚trailer‘ solche Themen aufgegriffen
werden. Inhaltlich muss ich aber sagen, dass es
sich Herr Budich doch zu einfach macht.(...)
Ich streite gern gemeinsam mit den Atheisten
leidenschaftlich gegen jeden unaufgeklärten
Glauben, aber genauso wende ich mich gegen
einen unaufgeklärten Unglauben!
Ich habe das unter anderem in meinem Buch
‚Sag, wie hast du`s mit der Religion?‘ getan, das
in diesem Jahr im Calwer-Verlag erschienen ist.(...)
Es richtet sich an alle denkbereiten Zeitgenossen.
Grafik: Frauke Erny, Thomas Müller, Janina
Wittmann, Karen Zimmermann
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Heute schon digitale Fingerabdrücke hinterlassen?
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Nichts ist egal
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