heimaten Stadtgespräche im Museum Technische Universität Dortmund Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Stadt Dortmund 2015 Ringveranstaltung im Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Stadt Dortmund Im Jahr 2015 problematisieren die Stadtgespräche im Museum ein Thema, das neue Konjunktur gewonnen hat: „Heimaten“. Der Plural zeigt, dass sich der Heimatbegriff gewandelt und aus seiner Eindimensionalität befreit hat. Im Zeitalter extremer Mobilität, Massenmigration und Globalisierung gewinnt er neue Aktualität und neue Bedeutungen. Die neuen „Heimaten“ sind Konstruktionen der Sehnsucht. Sie beziehen sich auf Orte und Regionen, die in transnationalen und multiethnischen Zusammenhängen den traditionellen Nationalstaat und die Regionen herausfordern. In vielfältigen virtuellen Dimensionen überschreiten sie territoriale Gebundenheit und gehen mit traditionellen Begriffen wie Boden, Land und Raum neue Bedeutungsgefüge mit dem Fokus auf Identitätsfindung und Heimatmachen ein. Die Vortragsreihe thematisiert die vielfältigen Aspekte von Heimat, Daheimsein und Heimischwerden interdisziplinär. Die Stadtgespräche im Museum 2015 ergänzen mit ihrem Thema das Rahmenprogramm der großen Sonderausstellung „200 Jahre Westfalen. Jetzt!“, die das MKK vom 28. August 2015 bis 28. Februar 2016 zeigt. Zeit: donnerstags, 18.00 Uhr, am 25. Juni um 19.00 Uhr Ort: Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund, Hansastraße 3, 44137 Dortmund Eintritt frei Eine FM-Anlage steht kostenlos zur Verfügung. Planung und Ansprechpartner: Dr. Brigitte Buberl, Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund Dr. Gisela Framke, Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund Prof. Dr. Walter Grünzweig, TU Dortmund PD Dr. Karl Lauschke, Ruhr-Universität Bochum Prof. Dr. Wolfgang Sonne, TU Dortmund Wolfgang E. Weick, Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund 16. April 2015 18.00 Prof. Dr. Jürgen Link Hattingen Das Ruhrgebiet: Heimat als Rhizom? Der Vortrag entwickelt zunächst das theoretische Konzept des Rhizoms (horizontal wucherndes Wurzelgeflecht im Gegensatz zur vertikalen Pfahlwurzel) der französischen Philosophen Gilles Deleuze und Félix Guattari. Als illustrierendes Beispiel dient dabei von Anfang an das Ruhrgebiet. Im Gegensatz zur Heimatvorstellung der Blut-und-Boden-Literatur (pfahlwurzelartig zentriert) besitzt das Ruhrgebiet kein Zentrum. Man kann das unüberschaubare unterirdische Geflecht der Quertriebe des Bergbaus als reales Rhizom auffassen, dem über der Erde ähnliche a-zentrische Strukturen entsprechen (nicht bloß der Bebauung, sondern auch eines multikulturellen In- und Durcheinanders). An Beispielen von Hermann Stehr und Heinrich Lersch wird gezeigt, wie der Blut-und-Boden-Roman am Ruhrgebiet scheitert, bevor abschließend ein eigenes, „rhizomatisches“ Romanprojekt vorgestellt wird (Bangemachen gilt nicht auf der Suche nach der Roten Ruhr-Armee. Eine Vorerinnerung, asso-Verlag Oberhausen). Jürgen Link war Professor für Literaturwissenschaft (und Diskurstheorie) an der Universität Dortmund (seit 2006 a.D.). Forschungsschwerpunkte (mit zahlreichen Publikationen): struktural-funktionale Interdiskurstheorie; Kollektivsymbolik; Normalismustheorie; Hölderlin und die „andere Klassik“; Brecht und die „klassische Moderne“. 23. April 2015 18.00 Feridun Zaimoglu Kiel Heimat: Eine Geschichte der Unstimmigkeiten Den Ausgangspunkt von Zaimoglus Überlegungen bilden Alltagsszenen. Diese nimmt er unter die Lupe und stellt Ideale radikal in Frage. Heimat als Bild, als Kampfbegriff einer Gesellschaft, deren Gruppen sich immer noch in Gegensatzgebilde aufspalten, führt dazu, die Verantwortung für eine vermeintliche oder tatsächliche Opferrolle an diese Gesellschaft zurückzugeben. Geht es wirklich um eine Landnahme durch Fremde, die „die“ Heimat zerstört? Müssen sich die Kinder der ersten Generation Zuwanderer nicht endlich von der Illusion der elterlichen Heimat als Sehnsuchtsziel trennen? Diese Begriffe von vorgestern gilt es zu überwinden und sich eine Heimat zu bilden mit Temperament und Temperatur ohne ethnische Hysterie. Zaimoglu kann kein Ausländerproblem erkennen, sondern diagnostiziert ein Männerproblem: Ideen wie Ehre werden erfunden, um eigentliche und eigene Probleme nicht anzugehen. Diese Unstimmigkeiten müssen gemeinsam aufgebrochen, Lebenslügen überwunden werden. Es wird Zeit, Deutschland als Heimat zu leben. Feridun Zaimoglu, geboren 1964 im anatolischen Bolu, lebt seit etwa 45 Jahren in Deutschland. Er studierte Kunst und Humanmedizin in Kiel, wo er seither als Schriftsteller, Drehbuchautor und Journalist arbeitet. Er schreibt für die Welt, die Frankfurter Rundschau, DIE ZEIT und die FAZ. Im Jahr 2005 war er Stipendiat der Villa Massimo in Rom. Seine Arbeit wurde u.a. ausgezeichnet mit dem Hebbel-Preis, dem Preis der Jury beim Bachmann-Wettbewerb, dem Adelbert-von-Chamisso-Preis, dem Corine-Preis und dem Jakob-Wassermann-Literaturpreis. 07. Mai 2015 18.00 Ernst Schreckenberg Paderborn „No place like home“: Heimatbilder im Film Bei der Kombination von Heimat und Film landet man unweigerlich bei dem aus diesen beiden Begriffen fusionierten Heimatfilm, in den fünfziger Jahren das erfolgreichste Genre des bundesdeutschen Kinos. Aber auch jenseits vom KinoMainstream hat sich der Film immer wieder mit einem Phänomen wie Heimat auseinandergesetzt, etwa in dem sich über Jahrzehnte erstreckenden filmischen Mammutprojekt von Edgar Reitz mit dem programmatischen Titel „Heimat“. Dabei geht es meist um Prozesse des Sich-Loslösens von oder der Vertreibung aus einem lokalen oder regionalen Zusammenhang und die Suche nach einer neuen Heimat oder neuen Heimaten. Diese Art von Kino ist von den Inhalten, der Dramaturgie, der Bewegungsrichtung her immer eine Suchbewegung, die die unterschiedlichsten filmischen Formen annehmen kann, von der Abenteuerreise bis zu Fluchtbewegungen und zur politisch erzwungenen Migration. Die im Rahmen des Vortrags vorgeführten Filmbeispiele zeigen filmische Konstruktionen von Heimat im Spannungsfeld solcher Such- und Verlusterfahrungen, die auf emotionale und auch sentimentale Wirkungen setzen, ohne dabei in folkloristischen Kitsch zu verfallen. Ernst Schreckenberg war nach dem Studium der Geschichte und Germanistik seit Mitte der siebziger Jahre Leiter des Kommunalen Kinos Dortmund und Programmbereichsleiter für Politik und Medien an der dortigen Volkshochschule. In den achtziger Jahren Filmreferent des Deutschen Volkshochschulverbandes, Festivalkommission der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, mehrmals Auswahlkommission und Jury des Adolf-Grimme-Preises. In den neunziger Jahren nebenberuflicher Lehrauftrag für Filmdramaturgie an der Ruhr-Universität Bochum, danach Ausbildung von Mediendesignern in Dortmund. Seitdem als Arbeitsschwerpunkt: Lehrerfortbildung in Sachen Film. Zahlreiche Veröffentlichungen zu filmkundlichen und filmhistorischen Themen in Fachzeitschriften und Sammelbänden. 21. Mai 2015 18.00 Prof. Dr. Sigrid Nieberle Institut für deutsche Sprache und Literatur, TU Dortmund Am „hässlichen Endlein der Welt“: Ostdeutsche Heimatromane nach der Wende Was deutsche Bundestagsabgeordnete seit einiger Zeit unter #Heimat twittern, gleicht einem naiv-sentimentalen Trauerspiel: seicht, selbstvergessen, emphatisch all diese Kürzestbeiträge mit kitschigen Bildbeigaben aus deutschen Landen. Wenn gegenwärtig überhaupt von einer Rückeroberung der Heimat und des Heimatbegriffs gesprochen werden kann, dann findet sie wieder einmal in Literatur und Kino statt, etwa mit dem vorerst letzten Beitrag von Edgar Reitz zur „anderen Heimat – Chronik einer Sehnsucht“ oder in neueren Romanen, die sich der Anstrengung aussetzen, die dünn besiedelten Gebiete Mecklenburg-Vorpommerns zum Schauplatz innovativer Erzählweisen zu machen. Mit einem unvertrauten Blick schauen sie ganz genau auf die vertraute Welt. Auch wenn es mit dem großen Berlinroman noch nicht geklappt hat, so tut sich doch Heimat für die Nachwendegeneration immer schon anderswo auf. Dr. Sigrid Nieberle ist Professorin für Neuere und neueste deutsche Literatur an der TU Dortmund. Studium der Neueren deutschen Literatur, Musik- und Theaterwissenschaften in München und Wien; Promotion 1997 in München, Habilitation 2006 an der Universität Greifswald. Professorin an der FAU Erlangen-Nürnberg bis 2014. Gastprofessuren 2008 an der University of Oxford, GB, und 2013 an der Kansas University, USA. Forschungsschwerpunkte: Biographik, Erzählforschung; Intermedialität von Literatur, insbesondere zu Musik und Film; Gender und Diversity Studies. 11. Juni 2015 18.00 Dr. Markus Denkler Kommission für Mundart- und Namenforschung Westfalens, Münster Heimat: Eine Geschichte der Unstimmigkeiten Unser Sprachgebrauch und unsere Spracheinstellungen sind von den vielen Rollen geprägt, die wir im Laufe des Tages oder auch im Laufe des Lebens einnehmen. Hierbei ist unter anderem das Kräfteverhältnis von Status und Solidarität von Bedeutung. Damit sind sprachliche Normen im Zusammenhang von sozialer Mobilität (Aufstieg) einerseits und nichtinstitutionalisierten Werten (regionale Loyalität) andererseits gemeint. In dem Vortrag werden verschiedene Facetten der sozialen Dimension von Sprache thematisiert, die zu den Konzepten „Identität“ und „Heimat“ führen. Dr. Markus Denkler ist Geschäftsführer der Kommission für Mundart- und Namenforschung Westfalens beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Er hat an der Universität Münster Germanistik studiert und über den Schreibsprachenwechsel vom Niederdeutschen zum Hochdeutschen in der Frühen Neuzeit promoviert. Vor seiner Anstellung beim LWL hat er an den Universitäten Münster und Paderborn gearbeitet. 25. Juni 2015 19.00 Prof. Dr. Bernd Walter LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, Münster Die psychiatrische Anstalt. Heimat im Abseits? Im 19. Jahrhundert entwickelte sich in Westfalen ein psychiatrisches Versorgungssystem mit 14 Großeinrichtungen in provinzieller und konfessioneller Trägerschaft und einer Kapazität von 11.000 Anstaltsbetten. Dieses System verhalf dem Gedanken der Exklusion, der Ausgrenzung von Menschen mit psychischer Erkrankung aus ihrer heimatlichen Umgebung zum Durchbruch. Fanden diese Menschen in den „Irrendörfern“ eine neue Heimat und konnten „totale Institutionen“ überhaupt eine „Heimat“ werden? Der Vortrag fragt nach den Folgen des Lebens im Abseits für die Betroffenen bis hin zur NS-„Euthanasie“ und beschreibt die Ansätze zur Überwindung der Ausgrenzung und den Aufbau heimat- und gemeindenaher Versorgungsstrukturen. Bernd Walter ist Leiter des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte in Münster und apl. Professor an der Universität Münster. Forschungen zur Sozialgeschichte des 19. Jahrhunderts, Geschichte des Nationalsozialismus, der Psychiatrie, der regionalen Selbstverwaltung sowie zur Regionalgeschichtsschreibung. 03. Sept. 2015 18.00 PD Dr. Karl Lauschke Ruhr-Universität Bochum Rheinland und Westfalen. Wie passt das zusammen? Im August 1946 wurde von der britischen Besatzungsmacht das Land Nordrhein-Westfalen gegründet. Mit der „operation marriage“ wurden zwei historisch und kulturell recht unterschiedliche Regionen politisch-administrativ zusammengefügt. Das war keine Liebesheirat, aber hat diese Vernunftehe trotzdem zu einer harmonischen Gemeinschaft geführt, wie uns der Slogan „Wir in NRW“ nahe legt? Was verbindet und was trennt beide Teile des Landes Nordrhein-Westfalen? Dr. Karl Lauschke arbeitet als habilitierter Wirtschafts- und Sozialhistoriker an der Ruhr-Universität Bochum. Von 2007 bis 2011 war er Lehrstuhlvertreter für Neuere und Neueste Geschichte an der TU Dortmund. Sein aktuelles Forschungsprojekt widmet sich der Geschichte der Eisen- und Stahlindustrie unter den Bedingungen der Krise. Abbildung: Foto aus dem Buch »Heimat 132« von Peyman Azhari | www.peymanazhari.com heimaten Stadtgespräche im Museum Technische Universität Dortmund Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Stadt Dortmund 2015 Ringveranstaltung im Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Stadt Dortmund Die Stadtgespräche im Museum 2015 ergänzen mit ihrem Thema das Rahmenprogramm der großen Sonderausstellung „200 Jahre Westfalen. Jetzt!“, die das MKK vom 28. August 2015 bis 28. Februar 2016 zeigt. Veranstaltungsort und Kontakt: Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Hansastraße 3, 44137 Dortmund Info-Telefon: 0231 50 25522 [email protected] www.mkk.dortmund.de 17. Sept. 2015 18.00 Dr. Gerhard Langemeyer und Hon.-Prof. Dr. Christoph Zöpel Dortmund und Bochum Heimat Dortmund: Großstadt in Westfalen oder Metropole Ruhr? Was empfinden Dortmunderinnen und Dortmunder als ihre Heimat, welches Bild haben sie von ihrer Stadt, wie wird die Stadt von außen gesehen? Hansestadt oder Industrierevier, Grünkohl oder Currywurst, Westfalenmetropole oder Ruhrstadtteil, kurz: Großstadt Dortmund oder Metropole Ruhr? Zwei führende Politiker, die das Bild der Stadt und der Region entscheidend mitgeprägt haben, werden ihre Ansichten vorstellen und gemeinsam mit dem Publikum diskutieren. Wo liegt unsere Heimat in der Zukunft? Gerhard Langemeyer, promovierter Kunsthistoriker, war von 1982 bis 1986 Direktor des Museums für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund, danach zunächst Dezernent für Kultur, Schule und Sport, dann Personaldezernent, Kämmerer und Stadtdirektor, von 1999 bis 2009 erster direkt gewählter Oberbürgermeister der Stadt Dortmund. In seine Amtszeit fielen wichtige strukturpolitische Entscheidung wie der Bau des Konzerthauses und des Phoenix-Sees, die Etablierung des dortmund.projekts und die Umwidmung des Dortmunder U-Turms zum Zentrum für Kunst und Kreativität aus Anlass des Kulturhauptstadtjahres Ruhr 2010. Christoph Zöpel, Dr. rer oec., war ab 1969 als Wissenschaftlicher Assistent und als Akademischer Rat an der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Essen tätig, von 1978 bis 1980 Minister für Bundesangelegenheiten, von 1980 bis 1985 Minister für Landes- und Stadtentwicklung und von 1985 bis 1990 Minister für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen sowie von 1999 bis 2002 Staatsminister im Auswärtigen Amt. Als Minister für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr beendete er in NordrheinWestfalen städtebauliche Flächensanierungen und konzipierte die Politik der erhaltenden Stadterneuerung. In deren Zusammenhang initiierte er 1989 die IBA Emscher Park. Er leistete damit einen richtungsweisenden Beitrag zum Wandel der Agglomeration Ruhr von einem Industriegebiet zu Städten in der Wissensgesellschaft. Seit 2009 ist er Honorarprofessor an der Fakultät Raumplanung der TU Dortmund. 01. Okt. 2015 18.00 Prof. Dr. Martin Roth Victoria and Albert Museum London Das V&A – ein regionales Museum für eine globale Gesellschaft und ein globales Museum für eine regonale Gesellschaft Das V&A ist seit seiner Gründung Mitte des 19. Jahrhunderts ein Museum der Globalisierung – ein Heimatmuseum der Welt. Es war seiner Zeit so weit voraus, dass es heftige Debatten über seine inhaltliche Ausrichtung gab. Prinz Albert hatte aufregende, umstürzlerische Gedanken aus Deutschland nach England mitgebracht und diese mit den kulturellen Interessen des viktorianischen Zeitalters wundervoll verbunden. Was haben wir daraus gelernt? Wo gibt es wegweisende Konzepte, die die Idee „Heimat“ mit den Chancen der Globalisierung verbinden? Wo gibt es einen positiven Heimatbegriff, der Neues zulässt und sich nicht gegen Herkömmliches sperrt? Was kann ein Museum leisten, das gleichzeitig ein Heimatmuseum für Menschen aus dem Iran und Syrien, aus Pakistan und Indien, und aus Japan und Korea ist? Das V&A ist ein solches Museum für die Menschen, die fern Ihrer Heimat in London leben (müssen). Wie kann die Zukunft eines solchen „Heimatmuseums“ für die Welt aussehen? Martin Roth promovierte 1987 im Fach Kulturwissenschaften an der Eberhard Karls Universität Tübingen zum Thema „Heimatmuseum“. Seit September 2011 ist er Direktor des Victoria and Albert Museum in London. Nach Forschungsaufenthalten am Maison des Sciences de l‘Homme in Paris und am Getty Research Institute in Los Angeles begann Roth 1989 als Kurator am Deutschen Historischen Museum in Berlin, war von 1991 bis 2000 Direktor des Deutschen Hygiene Museums in Dresden, danach bis 2011 Direktor der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden. Von 1996 bis 2001 war er als Direktor des Themenparks Mitglied der Leitung der Expo 2000 in Hannover und von 1995 bis 2003 Präsident des Deutschen Museumsbundes. Er unterrichtete an den Technischen Universitäten in Dresden und Karlsruhe und ist Trustee des British Council und des Musée des Arts Décoratifs in Paris. 22. Okt. 2015 18.00 PD Dr. Karl Ditt LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, Münster Der Wandel des Heimatbegriffs in Westfalen im 20. Jahrhundert Das Verständnis von Heimat reagiert traditionell auf Modernisierungsprozesse, die die gewohnte Umgebung und Lebensweise, die Erfahrungen und Werte verändern. Der Vortrag behandelt den Wandel des Heimatverständnisses am Beispiel Westfalens und geht auf dessen wirtschaftliche, soziale und politische Ursachen ein. PD Dr. Karl Ditt studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie in Münster, Göttingen und Bielefeld. Er ist Historiker mit Schwerpunkt auf der Geschichte Westfalens. 05. Nov. 2015 18.00 Prof. Dr. Wolfgang Sonne TU Dortmund Der progressive Heimatstil: Reformarchitektur der Großstadt Heimatstil und Traditionalismus haben gerade in Deutschland einen reaktionären Beigeschmack: zu direkt sind die Linien von der Heimatschutzbewegung zum Nationalsozialismus. Vergessen wird bei dieser Sicht, dass es zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch einen großstädtischen Heimatstil gab, der mit Anregungen aus der traditionellen Architektur die Wohnsituation der Arbeiter und Bürger in der Stadt verbessern wollte. Überraschenderweise zählen diese Wohnblöcke europaweit zu den besten städtebaulichen Anlagen des 20. Jahrhunderts und schaffen bis heute Orte der Heimat in der Großstadt. Dr. Wolfgang Sonne hat den Lehrstuhl für Geschichte und Theorie der Architektur an der TU Dortmund inne und ist Leiter des Archivs für Architektur und Ingenieurbaukunst NRW sowie stellvertretender Direktor des Deutschen Instituts für Stadtbaukunst. Zuvor lehrte er an der ETH Zürich und der University of Strathclyde in Glasgow. 19. Nov. 2015 18.00 Hon.-Prof. Dr. Ingrid Scheurmann TU Dortmund „Daß sie auch die minder begünstigten Geschlechter und Bevölkerungen an ihre Heimat und Heimatsitte anknüpft“: Zur gesellschaftlichen Funktion von Denkmalpflege Denkmalpflege ist ein Kind der Moderne und hat sich als Institution in den europäischen Staaten nach der Französischen Revolution allmählich herausgebildet. An ihrem Beginn stand das Erschrecken über die gewaltigen Verluste kultureller Artefakte und die Befürchtung, im Zuge der als vandalisme destructeur gebrandmarkten Veränderungsprozesse, „Heimat“, Kontinuität und Gemeinschaft einzubüßen. Die Erhaltung von Bauwerken und Ensembles hat sich dabei von Beginn an als Wertebewahrung verstanden. In der Gegenwart ist der Konsens über die Gegenstände von Denkmalerhaltung ebenso zerbrochen wie über die Werte, die an ihre Erhaltung geknüpft sind. Der pluralistischen Gesellschaft adäquat sind eine Geschichte und Identität „im Plural“ und damit eine Erhaltenspraxis, die, statt feste Werte zu befördern, auf Toleranz und Differenzschutz fokussiert. Der Vortrag skizziert die Etappen konservatorischer Wertbildung und diskutiert die aktuellen Herausforderungen eines transkulturellen Erbeverständnisses. Dr. Ingrid Scheurmann ist Leiterin der Denkmalvermittlung bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und Honorarprofessorin an der TU Dortmund. Sie war u.a. Vertretungsprofessorin für Denkmalkunde und angewandte Bauforschung an der TU Dresden und Kuratorin der Ausstellung „Zeitschichten – erkennen und erhalten. Denkmalpflege in Deutschland“. Sie leitete Forschungsprojekte in den BMBF-geförderten Verbundprojekten „Denkmal – Werte – Dialog“ und „Welche Denkmale welcher Moderne?“ und verfasste zahlreiche Publikationen zur Geschichte und Theorie der Denkmalpflege. 14. Jan. 2016 18.00 Carol Kahn Strauss Leo Baeck Institute, New York Heimat und Exil Im Januar 2015 erhielt Carol Kahn Strauss das Große Bundesverdienstkreuz. In ihren Dankesworten reflektierte sie die Beziehung verfolgter und vertriebener deutschsprachiger Juden zu Deutschland. Einrichtungen wie das Leo Baeck Institute bzw. die Mitgliedschaft in Synagogen boten Möglichkeiten, der Heimat verbunden zu bleiben. Carol Kahn Strauss ist zwar gebürtige New Yorkerin, aber in ihrem Haushalt lebten drei Großeltern, zwei Eltern, ein Bruder und eine Haushälterin. Alle sprachen Deutsch, lasen Deutsch, trugen deutsche Gedichte vor und hörten deutsche Musik. Kulturell waren ihre frühen Jahre wohl kaum anders, als sie in Dortmund gewesen wären – wie so viele vertriebene Juden behielt ihre Familie das Land im Herzen, das sie vertrieben hat. In ihrem Vortrag wird Carol Kahn Strauss die spezifische Bedeutung von Heimat, die sie als New Yorker Tochter einer Dortmunder jüdischen Familie entwickelt hat, diskutieren. Carol Kahn Strauss ist International Director des Leo Baeck Institute in New York City, eines wissenschaftlichen Archivs, das die Geschichte und Kultur deutschsprachiger Juden dokumentiert. Sie entstammt einer Dortmunder jüdischen Familie; ihr Vater war Rechtsanwalt und hatte eine leitende Stellung am Dortmunder Landgericht inne. 1938 flüchteten er und seine Familie in die Vereinigten Staaten. 28. Jan. 2016 18.00 Mitglieder des Netzwerkes für Lehramtsstudierende mit Zuwanderungsgeschichte der TU Dortmund und heimat132-Protagonisten Moderation: Peyman Azhari und Walter Grünzweig Podiumsdiskussion: Heimat und Heimatsuche Studierende und engagierte Bewohner/innen der Dortmunder Nordstadt diskutieren miteinander und mit dem Publikum über die Bedeutung von Heimat im Singular und im Plural. Alte Heimat, neue Heimat und/oder beide? Wie viele Heimaten kann man haben im Leben? Mit welchen Gegenständen verbindet sich der Begriff? Mit welchen Sinnen wird er aufgenommen? Ist er wichtig für junge Menschen? Für Alte? Für Frauen? Für Männer? Abbildung: Ignaz Böckenhoff, Prozession in Raesfeld, 1941, © LWL-Medienzentrum für Westfalen
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