Artikel “Der oft unterschätzte fünfte Finger: Klein, aber von großer

F A C H A R T I K E L
Der oft unterschätzte fünfte Finger:
Klein, aber von großer Bedeutung
Handtherapie nach den Prinzipien der Spiraldynamik®
Sandra Leu
dipl. Ergotherapeutin FH, Dozentin der Spiraldynamik®
Zusammenfassung
Die Spiraldynamik® ist ein ressourcenorientiertes Bewegungs- und Therapiekonzept von Kopf bis Fuß, bis hin
zur Hand. Das Bewegungsverhalten
wird in seinem Gesamtzusammenhang gesehen, analysiert und behandelt. Anhand von blickdiagnostischen
Kriterien zur Haltung und zu Bewegungsabläufen können die Ursachen
für Fehlkoordination und Muskeldysbalance präzise erkannt werden. Dies
ermöglicht eine adäquate, nachhaltige und effiziente Behandlungsstrategie, unabhängig vom Beschwerdebild
Abbildung 1: Teetrinken mit einem abstehenden, unbeteiligten Kleinfinger;
der Daumen muss hohe Belastungskräfte aushalten. Ein allzu vertrautes Bild.
eines Patienten. Im Vordergrund stehen die Wissensvermittlung, die
Schlüsselwörter
Wahrnehmung, das Bewegungsler-
Bipolarität, das Aufrichteprinzip, das
nen, die Eigenverantwortung und die
Gewölbeprinzip und das Spiralprin-
Umsetzung in den Alltag.
zip. Diese Prinzipien bilden die
• Spiralprinzip
Die Spiraldynamik geht davon aus,
Grundlage für Bewegungsökonomie,
• Gewölbeprinzip, Gewölbeaufbau,
dass
sowie für Ausdruck und Ästhetik.
sich
die
Entwicklung
des
Gewölbeabflachung
menschlichen Bewegungsapparats im
Im Gegenzug dazu stehen Bewe-
• Bipolarität, Polaritätsprinzip
Laufe der Evolution den Anforderun-
gungsineffizienz, Instabilitäten, Fehl-
• Funktionsprinzip
gen der Aufrichtung gegenüber der
belastungen, Abnützungen, Schmer-
Schwerkraft optimal angepasst hat.
zen etc. Sie sind letztlich die Folgen
Die Natur sucht sich dabei die effi-
eines „unsachgemäßen“ Gebrauchs
zienteste Lösung. Eine Vielzahl anato-
des Körpers.
mischer Details weisen darauf hin,
Anhand des Beispiels der Hand wer-
Beim Teetrinken galt das Abstehen
dass die Anordnung der Knochen,
den die Zusammenhänge erklärt und
des Kleinfingers in gewissen Kreisen
Gelenke, Bänder und Muskeln über-
in Beziehung zu verschiedenen Symp-
lange als vornehm und schicklich. Der
geordneten Prinzipien folgen: Die
tomatiken gesetzt.
Grund hierfür ist leicht zu verstehen:
14
Zeitschrift für Handtherapie 1/2015
Einleitung
F A C H A R T I K E L
Viele Tassen sind mit einem kleinen
Henkel versehen, der nur von Zeigefinger und Daumen gehalten werden
konnte, während die restlichen Finger
keine Greifkraftaktivität hatten. Was
blieb also dem kleinen Finger anderes
übrig als „teilnahmslos“ abzustehen?
Doch nicht nur beim Trinken, sondern
in vielen Alltagsaktivitäten wird beobachtet, wie der Kleinfinger bei Hantierungen unbeteiligt als „Anhäng-
Abb. 2
Abb. 3
Das Handskelett als Kuppelkonstruktion
sel“ wohl oder übel mitgeführt wird häufig in Kombination mit einer nach
ulnar abweichenden Handachse. Der
lenke von Daumen und Langfingern
gergelenke und die intermetacarpa-
Daumen hingegen muss vieles alleine
stellen dabei den „Äquator“, den
len Strukturen den „Polen“ folgen.
bewältigen (Abb. 1).
größten Breitenkreis des Kuppelge-
Die Pole dominieren durch ihr vorwie-
wölbes dar. Der MCP III bildet den
gend spiegelsymmetrisches Dreh-
Eine Überbelastung des Daumens
„höchsten Punkt“ dieses Gewölbe-
und Lageverhalten. Der Vorteil davon
kann dramatische Folgen haben, wie
konstrukts.
ist offensichtlich: Bei jeder koordinier-
beispielsweise Rhizarthrose, Karpal-
Die verschiedenen und mehrschichti-
ten Bewegung entsteht durch das
tunnelsyndrom, Tendovaginitis, Ulno-
gen Bandsysteme spannen und hal-
bipolare Zusammenwirken innerhalb
karpales Impingement-Syndrom etc.
ten den Karpus zu einem dynamisch
der Strukturen ein harmonischer
Diese Symptomatiken stehen oft in
funktionierenden Ring zusammen
Stützbogen im Spannungsgleichge-
funktionellem Zusammenhang mit
und unterstützen dadurch das Ge-
wicht.
einer Vernachlässigung des kleinen
wölbekonstrukt der Hand. Das ober-
Jeder Pol besitzt eine dreidimensiona-
Fingers. Nicht zuletzt können viele
flächliche, querverlaufende palmare
le Bewegungsführung. Hierbei han-
Handbeschwerden auf eine zu passi-
Band (Retinaculum flexorum) bietet
delt es sich um Rotationen und Trans-
ve Beteiligung der Kleinfingerseite
nicht nur für sensible Strukturen
lationen um und entlang der drei Kör-
zurückgeführt werden
Durchlass, sondern unterstützt gleich-
perachsen (Transversal-, Sagittal- und
zeitig die Gewölbeverstrebung.
Die knöcherne, gewölbeartige BauGenaueres dazu:
weise des Karpus mit ihren vielen
Gelenksverbindungen und die aus-
Die Hand als Gewölbekonstruktion
geklügelten
Bandführungssysteme
haben einen wesentlichen Einfluss
auf die Funktion der Hand (Abb. 2
Die Hand besitzt die Architektur eines
und 3).
Kuppelgewölbes, nach palmar konkav und nach dorsal konvex. Die Keilformen der Handwurzelknochen (palmar schmale, dorsal breite Fläche) bil-
Bipolare Zusammenhänge
der Hand
Abb. 4: Mittelhand im Querschnitt mit
Daumen links und Kleinfingerpol
rechts: Spiegelsymmetrisches Einrollen der Pole beim Gewölbeaufbau
den in der Transversalebene einen
Gewölbequerbogen. Dabei bildet das
Das MCP I und MCP V begrenzen
Longitudinalachsen). Die Bewegun-
Capitatum das anatomisch funktio-
den Querbogen des Handgewölbes
gen fallen jedoch je nach Gelenk
nell stabile Zentrum. Die keilförmigen
und bilden gleichzeitig die „führen-
unterschiedlich groß aus. Die Dau-
Basen und Korpusse der Mittelhand-
den Pole“ in der Koordination. Die
menseite hat im Vergleich zur Klein-
knochen unterstützen diese kuppelar-
beiden Pole führen die Oppositions-
fingerseite eine sehr große Mobilität
tige Handkonstruktion. Die Grundge-
bewegung, während die übrigen Fin-
(Abb. 4).
Zeitschrift für Handtherapie 1/2015
15
F A C H A R T I K E L
Der mobile Pol
Der stabile Pol
Die Daumenseite gilt als mobiler Pol.
Der Kleinfinger erweist sich als stabi-
Stellen Sie Ihre Hand locker auf
Dies spiegelt sich skelettal durch die
ler Gegenpol zum Daumen. Dies spie-
mobileren und kinematisch komple-
gelt sich skelettal durch stabilere
der Kleinfingerkante auf den Tisch
auf und lassen Sie Ihren Daumen
xeren Gelenkverbindungen des ersten
Knochenverbindungen. Die Basis des
kreisen. Achten Sie auf die Bewe-
Strahls. Der Daumen zeichnet sich
fünften Mittelhandknochens hat eine
gungsqualität: Der Daumen hat
gegenüber den Fingern durch seinen
rollenähnliche Form. Hier sind Rota-
jetzt einen relativ großen Bewe-
großen Bewegungsradius aus und er
tionsbewegungen (wenn auch in ei-
gungsradius, die Bewegung ist
kann zum Greifen den Fingern ge-
nem sehr kleinen Ausmaß) möglich.
genübergestellt werden. Die Gelenk-
Während die radiale Seite mehr Mus-
jedoch holprig bis unangenehm.
Machen Sie den Vergleich mit der
kapsel ist der großen Beweglichkeit
kelverbindungen vorweisen kann, lau-
gleichen Ausgangsstellung: Dies-
entsprechend weit und schlaff. Für
fen auf der ulnaren Seite auffällig
mal rollen Sie den Kleinfinger
eine sichere Führung sind daher meh-
viele Bandzüge zusammen. Ein be-
rere raffinierte Bandsysteme für den
sonderes Augenmerk ist auf die V-för-
Daumen angelegt.
migen oder mehrgelenkigen Bandsys-
Im Sattelgelenk finden Flexions-/
teme der mittleren Schicht zu richten,
Extensions- sowie Abduktions-/Ad-
die palmar sowie dorsal in Verbin-
duktionsbewegungen statt. Die Op-
dung mit dem fünften Mittelhand-
positions-/Repositionsstellung hinge-
knochen u.a. vom Radius über Trique-
gen wird durch die Rollgleiteigen-
trum, oder auch vom Skaphoid und
schaften des Skaphoid gegenüber
Trapezium her ziehen. Für die Funk-
einer Wäscheklammer mit Daumen- und Zeigefingerspitzen neh-
dem Kapitatum um die Längsachse
tion könnte es folgendes bedeuten:
men Präzision und Ausdauer zu,
unterstützt und über die Trapez-Tra-
Durch die opponierende Aktivität des
wenn Sie gleichzeitig den Kleinfin-
pezoid-Gelenksverbindung zum Mit-
Kleinfingers entsteht eine Zugspan-
ger fest einrollen und anspannen.
telhandknochen des Daumens über-
nung auf die Bandsysteme, die bis
Probieren Sie es aus; die Finger-
tragen. Somit wird die axiale Kon-
zum Daumen reicht. Für den Daumen
gruenz im Sattelgelenk bei jeder Dau-
bedeutet dies eine begrenzte, jedoch
kraft kann mit einem Druckmessgerät präzise gemessen werden.
men-Greif-Bewegung gewährleistet.
anatomisch korrekte Führungshilfe.
Test:
jedoch fest ein. Lassen Sie den
Daumen wieder kreisen. Haben
Sie den Unterschied erkannt? Der
Bewegungsradius verringert sich.
Die Bewegungsqualität hingegen
verbessert sich spürbar.
Ähnlich verhält es sich mit der
Kraft: Beim Zusammendrücken
ANZEIGE
16
Zeitschrift für Handtherapie 1/2015
F A C H A R T I K E L
Das Funktionsprinzip
Folgende Referenzpunkte sind relevant:
Die Grundbewegungen der Hand
sind das Greifen und das Loslassen.
Ausgangsstellung: Sie sitzen aufgerichtet am Tisch. Die Tischhöhe befin-
Diese Bewegungen werden durch die
det sich in Ellenbogenhöhe. Schütteln Sie ihre rechte Hand und legen Sie
beiden Pole des Daumens und des
sie spontan mit der Handfläche nach unten auf den Tisch. Bei einer gut
Kleinfingers geführt.
koordinierten Hand sollte Folgendes in der Grundhaltung ersichtlich sein:
Durch die „Auffächerung“ in die Breite, über die Abduktoren und das spie-
•
Der Mittelfinger ist in einer axialen Verlängerung zum Unterarm.
gelsymmetrische Einrollen der beiden
Pole über die beiden Opponenten,
•
bes beim Greifen aufgespannt. Der
das
Quergewölbe
•
Extension.
Gleichzeitig wird der Längsbogen der
•
finger einen U-förmigen Kommissuren-Bogen. Das Grundgelenk und
Endgelenk steht in einem harmonischen Längsbogen zum Mittelhand-
tensoren aufgebaut, koordiniert und
stabilisiert. Die Lumbrikalmuskeln sta-
knochen.
bilisieren palmarwärts den Längsbo•
Zum Kleinfingerpol:
Der Kleinfinger steht in einem harmonischen Längsbogen und in Ver-
Mm. interossei den Querbogen unter-
längerung zur ulnaren Handkante nach distal ausgerichtet.
stützen. Je feiner der Griff, desto
mehr ziehen diese Muskeln die Finger
Zum Daumenpol:
Der Daumen hat eine weite Abduktionsstellung und bildet zum Zeige-
karpalgelenk über die Handgelenksex-
gen der Mittelhand, während die
Zum Längsgewölbe:
Im Handgelenk besteht eine Funktionsstellung von min. 15 Grad
daumenwärts.
Hand durch das Radio- sowie Medio-
Zum Quergewölbe:
Ein harmonischer Bogen der Handknöchelreihe ausgehend vom MCP I
bis zum zu MCP V ist vorhanden. Der MCP III ist der höchste Punkt.
wird der Querbogen des Handgewölkräftige M. adductor pollicis verstrebt
Zur Längsachse der Hand:
•
Finger:
Die Finger sind entspannt, in einem harmonischen Längsbogen nach
in „Lumbrikalgriff“ stabil und kräftig
vorne ausgerichtet.
in Richtung Daumen.
Beim Loslassen rollen beide Pole zu-
Nun drehen Sie Ihre Handfläche nach oben auf den Tisch:
rück. Das Gewölbe flacht wieder ab,
•
die Finger sind abgespreizt und ge-
Muskelverhältnis:
Der Thenar sowie der Hypothenar sind gut ausgebildet.
streckt. Im Wechsel entstehen rhythmische Greif- und Loslassbewegungen.
Für die Geschicklichkeit und Kraftentfaltung der Finger bedeutet dieses
ausgeklügelte Funktionsprinzip ein
Plus an Effizienz, Kraft, Präzision,
Sicherheit und Ökonomie.
Blickdiagnostische Kriterien
Die knöchernen Referenzpunkte und
-linien bieten Orientierungshilfen für
eine Blickdiagnostik zur Grundhaltung und Bewegungsführung der
Abb. 5
Abb. 6
Hand. Dies ermöglicht eine adäquate,
nachhaltige und effiziente Behandlungsstrategie, unabhängig vom Beschwerdebild eines Patienten.
Beispiel Längsausrichtung der Hand:
Abb. 5 zeigt eine Hand mit optimaler Ausrichtung, in Abb. 6 hingegen weicht die
Hand nach ulnar aus. Der ulnokarpale Komplex wird bei dieser Haltung chronisch
gestaucht.
Zeitschrift für Handtherapie 1/2015
17
F A C H A R T I K E L
Abb. 7
Abb. 8
Beispiel Handgewölbe:
In Abb. 7 ist ein gut aufgespanntes Handgewölbe ersichtlich, Abb. 8 zeigt ein abgeflachtes Handgewölbe. Der Daumen hat
hierbei eine adduzierte Stellung.
Verschiedene (interne als auch exter-
Vergleich zum Thenar schwach
sind hier die Sehnen, welche das
ne) Faktoren führen im Laufe der Zeit
und hypotroph. Begleitend kann
erste Strecksehnenfach durch-
dazu, dass sich das Bewegungssys-
eine Supinationsschwäche auftre-
laufen, betroffen: eine Tendo-
tem dem veränderten Bewegungsver-
ten. In diesem Zusammenhang
vaginitis stenosans de Quervain
halten anpasst. Überdies verändert
zeigt sich ein prominenter Ulna-
bildet sich aus.
sich mit der Zeit die kinästhetische
kopf, evtl. kombiniert mit einer
Therapie: Ausrichtung und Zen-
Wahrnehmung. Der Mensch verlernt,
überspannten oder verkürzten
trierung des Handgelenkes mittels
sich ökonomisch gesund und varian-
ECU-Sehne über den Ellenkopf.
gezielter Aktivierung, Koordina-
tenreich zu bewegen. Dezentrierte
Durch den „Sehnenknick“ im
tion und Kräftigung des Kleinfin-
Gelenke, verminderte Aufspannung
Handgelenksbereich können die
gerpols (Abb 9).
und einseitige Belastungen bleiben
Sehnen in deren Scheide entzün-
kaum ohne Folgen. Beschwerden
den, da sie keinen reibungslosen
• Flachdach statt Gewölbe: Die
sind somit vorprogrammiert. Zuerst
Durchgang mehr haben. Häufig
Handknöchelreihe oder auch nur
sind es meist „nur“ Weichteilerkrankungen,
später
folgt
vorzeitige
Arthrose mit Verschleißschäden im
Gelenk.
Typische Fehlhaltungen der
Hand und Symptomatiken
sind:
• Zick-Zack-Stellung statt Achsenzentriert: Die Hand knickt nach
ulnar ab. Der Raum im ulnokarpalen Komplex ist eng. Der Bandkomplex wird ungenügend aufgespannt. Kompressionssymptomatiken in diesem Bereich sind keine
Seltenheit. Der Hypothenar ist im
18
Zeitschrift für Handtherapie 1/2015
Abb. 9: Eine geführte Kräftigungsübung für den Kleinfingerpol mit HosenGummiband. Die Hand wird dabei automatisch axial ausgerichtet.
F A C H A R T I K E L
ein Teil davon (häufig die Knöcheln des Ring- und Kleinfingers)
ist eingesunken. Ein abgeflachtes
Handgewölbe weist auf schwache
intrinsische Muskeln sowie ein
durch mangelnde Aufspannung
schwaches Bindegewebe hin. Das
Handgelenk ist flach, manchmal
sogar in „Bajonettstellung“. Es dominieren die langen Finger- und
Handgelenksbeugesehnen. Der Tonus in den Fingern ist im Vergleich
zur Handfläche erhöht. Nicht selten sind Verdickungen in den Fingergelenken als auch in den Beugesehnen ersichtlich. Hartspannstränge in den Muskeln der Fingerextensoren können durch Über-
Abb. 10: Mit einfachen Mitteln das Gewölbe trainieren: Gummibänder bieten
eine optimale Hilfestellung, um das Handgewölbe dreidimensional koordiniert
zu kräftigen
beanspruchungen ebenfalls vorhanden sein. Daneben können die
Finger eine „Krallenstellung“ einnehmen. Hier können Symptomatiken wie Karpaltunnelsyndrom,
Schnappfinger, Ganglion, Instabilität der proximalen Karpusreihe,
Guyon-Loge-Syndrom, Rhizarthrose bis hin zum Tennisellenbogen
etc. auftreten.
Therapie: Aufspannung, Aufbau
und Kräftigung des Handgewölbes
mittels spiegelsymmetrischer Einund Ausrollbewegung von Daumen- und Kleinfingerpol (Abb.
10, 11).
• V-Form statt U-Bogen: Der M.
adductor pollicis zieht und hält
den Daumen in einer Adduktionsund Rotationsfehlstellung zum Zeigefinger fest. Der weite Kommis-
Abb. 11: Ein funktionell korrektes
Krafttraining hängt von einer richtig
ausgeführten Koordination ab. Das
Theraband bietet eine gute Möglichkeit, das Gewölbe dynamisch aufzubauen und zu kräftigen.
sur-Bogen zwischen Daumen und
Abb. 12: Ausrichtung des Daumens
über die Mobilisation des M. adductor
pollicis
matiken wie beispielsweise eine
Rhizarthrose sind hier vorprogram-
Zeigefinger ist eng und schmal,
miert.
häufig verbunden mit einer Über-
Gelenkinkongruenzen
dramati-
Therapie: Axiale Ausrichtung des
streckung im Daumengrundge-
sche Belastungsspitzen im Sattel-
Daumens und dreidimensionale
lenk. Der Mittelhandknochen des
gelenk. In diesem Zusammenhang
Koordination der Pole MCP I und
Daumens steht nicht mehr kon-
sieht man häufig, dass der Klein-
V mit Fokus auf Mobilität im Dau-
gruent im „Sattel“. Bei jeder Greif-
finger als Gegenpol zu wenig oder
men- und Stabilität im Kleinfinger-
bewegung entstehen durch diese
auch gar nicht arbeitet. Sympto-
pol (Abb. 12).
Zeitschrift für Handtherapie 1/2015
19
F A C H A R T I K E L
Sandra Leu
Dipl. Ergotherapeutin, FH 1991
Zürich, CAS Ergonomie 2013)
Seit 2008
Dozentin der Spiraldynamik® und
gehört zum Dozententeam der
Spiraldynamik® Akademie in
Zürich.
Fazit
Außerdem haben Erfahrungswerte
gezeigt, dass die Anzahl der Thera-
Der Fokus in der Kraftentfaltung und
piesitzungen durch eine ganzheitliche
der Geschicklichkeit der Hand liegt im
Behandlung deutlich reduziert wer-
Gewölbeaufbau! Die intrinsischen
den kann. Dadurch fallen Kosten
Handmuskeln sind für die Ausrich-
geringer aus. Zudem ist auch eine
tung, Stabilität und die Kraftübertra-
höhere Motivation und Selbstverant-
gung der Finger verantwortlich. Die
wortung bei Patienten festzustellen.
führenden Pole sind dabei die Mittelhandknochen von Daumen und Klein-
Weitere Information erhalten Sie
finger. Sie bedingen und beeinflussen
unter: www.spiraldynamik.com
sich gegenseitig und „ohne den anderen“ kann keiner von beiden Polen
adäquat funktionieren (Abb. 13).
Literaturverzeichnis:
1.
Ausblick
Heel C (3. Auflage, 2013): Arm:
Koordinationseinheit Hand, in
Hüter-Becker Antje, Das Neue
Im Weiteren wird die Funktion der
Denkmodell in der Physiothera-
Hände immer in Bezug zum ganzen
pie, Band 1: Bewegungssystem
Körper gesehen und entsprechend
(S 187-202) Stuttgart: Georg
therapiert. Der Gegenpol der Hand ist
Thieme
die Schulter. Viele Beschwerden kön-
2.
nen durch die Spiraldynamik® Hand-
Die zwölf Grade der Freiheit,
therapie aufgedeckt und nachhaltig
verbessert werden. In vielen Fällen
Larsen C (2. Auflage, 2001):
Petersberg: Via Novia
3.
Schmidt HM, Lanz U (2. Aufla-
konnten invasive Maßnahmen durch
ge 2003): Chirurgische Anato-
die Spiraldynamik® Therapie vermie-
mie der Hand, Stuttgart: Georg
den oder hinausgezögert werden.
Thieme
20
Zeitschrift für Handtherapie 1/2015
Seit 1996
Als selbständige Ergotherapeutin
und mit eigener Führung in der
Praxisgemeinschaft Rhypark in
Schaffhausen, Schweiz, tätig.
Autorin
Abb. 13: Neue Denkmuster und Ansätze sind wichtig, um das Prinzip der koordinierten Hände umzusetzen.
Seit 2000
Intensive Beschäftigung mit der
Spiraldynamik® und Biomechanik
der Hand sowie den damit verbundenen therapeutischen Möglichkeiten.
Das Konzept der Spiraldynamik®
hat einen zentralen Stellenwert
bei ihrer beruflichen Tätigkeit als
Ergotherapeutin.
Korrespondenzadresse:
Sandra Leu
Praxisgemeinschaft Rhypark
Ergotherapie
Rheinweg 4
CH-8200 Schaffhausen
www. ergo-rhypark.ch
[email protected]
[email protected]