Hinter goldenen Gittern

Hinter goldenem Vogelgitter
Seine Freiheit war grenzenlos. Nirgends verspürte er eine Einengung. Unbeschwert konnte er sein
Leben genießen. Das war ein glückliches Leben. Jeden neuen Tag genoss er in vollen Zügen die
Freiheit.
Es war wirklich schön zu leben. Öfters am Tag trällerte er sein Lied und erfreute damit manchen, der
ihn hörte.
Doch dann kam der Tag, der alles änderte.
Als sich das Netz über ihn senkte, wusste er noch nicht, was hier vor sich ging. Noch viel weniger
konnte er die Folgen überblicken, die dieses Geschehen in Zukunft für ihn bringen würde.
Nun sitzt er schon seit einigen Jahren im goldenen Käfig. Freiheit ist nur noch eine Erinnerung an
vergangene Tage. Nie mehr kann er unbeschwert seine Kreise in der Luft ziehen. Nach einigen
Flügelschlägen werden ihm hart und unwiderruflich seine Grenzen aufgezeigt. Das Gefühl, in einem
goldenen Käfig zu sitzen, ist für den Vogel wenig ermutigend. Wer einmal wahre, ungetrübte Freiheit
genossen hat, lässt sich nicht von äußerem Pomp blenden. Ein Käfig, und wenn es auch ein goldener
ist, bleibt ein Käfig, ein Gefängnis.
Sicherlich haben Sie diese Parabel verstanden. Der Vogel, der einmal ungetrübte, echte Freude
genossen hat, ist der Mensch. Damals, als er in ungebrochener Gemeinschaft mit Gott lebte. Dieser
Kontakt zu Gott war so erfüllend und beglückend, dass der Mensch sich nach nichts anderem sehnte. Er
wusste, dass Gott es gut mit ihm meinte und dass Gott ihn reich beschenkt hatte. Alles, was er zum
Leben brauchte, das gab Gott ihm reichlich.
Noch heute sehnen wir uns unbewusst nach diesem Leben in der Freiheit.
Doch auch für uns Menschen kam der Tag, der alles änderte. Der Mensch ließ das Netz der Verführung
und Verblendung über sich werden. Er fing an Gott zu misstrauen. Er lieh dem Teufel, der Schlange, im
Garten Eden sein Ohr. Er bewahrte nicht die Freiheit, die Gott ihm schenkte.
Seit dieser Zeit sitzt er im goldenen Käfig. Der Sündenfall, der damals geschah, wird heute jeden Tag
neu von uns vollzogen. Wir vertrauen nicht mehr dem Guten Willen Gottes über unserem Leben uns
sind deshalb Gott ungehorsam. Wir verstehen Gott nicht mehr mit seinen guten Absichten, die er mit
unserem Leben hat. Ständig sind wir bemüht, Gott zur Seite zu schieben und in Selbstregie unser Leben
zu gestalten.
Doch manche Leute sind auch stolz auf ihren goldenen Käfig. Man hört sie sagen: `Seht zu, was ich
geschaffen habe. Ich habe es im Leben zu etwas gebracht.` Der volle Geldbeutel, das komfortable Haus,
der neue Wagen, die Traumreise mit dem Luxusdampfer ----.
Aber all diese Dinge können uns über einen Tatbestand nicht hinwegtäuschen. Wir befinden uns im
goldenen Käfig der Ichsucht, des Egoismus, der Egozentrik. Was brauchen wir nicht alles, um glücklich
zu sein? Die gesteigerten Wünsche, das nimmersatte Herz! All das sind Zeichen, dass wir doch mehr
oder weniger um uns selbst kreisen. Deshalb ist die Unzufriedenheit für viele das tägliche Brot.
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Viele Menschen suchen nun in der Selbstfindung und Selbstverwirklichung die große Freiheit.
Allerdings wird jedem aufrichtigen Sucher, der solche Programme absolviert, das Chaos seines Lebens
nur noch klarer. Andere suchen ihre Freiheit und Erfüllung in der Karriere, im Beruf.
Zum Schluss sind sie abgehetzt und aufgerieben, und sie haben sich zu Gebundenen ihrer eigenen
Erwartung gemacht. Wieder andere wagen es überhaupt nicht mehr, den Bund fürs Leben, die Ehe, zu
schließen. Sie erleben nie, wie wichtig und beglückend Treue ist. Welch ein Heer von unverstandenen
Ehepartnern gibt es in unserem Land, die einsam vor unlösbaren Aufgaben in Ehe und Familie stehen.
Das, wovon sie sich eigentlich Erfüllung und Geborgenheit versprachen, ist für sie zu einem goldenen
Käfig geworden. Der Käfig, ob golden oder verrostet, ist harte und unausweichliche Realität.
Wann haben wir Menschen eigentlich den Mut, dieser Tatsache einmal deutlich ins Auge zu sehen?
Denn Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung, so sagt es eine alte Volksweisheit. Aber
Selbsterkenntnis allein kann uns auch in die Verzweiflung führen. Wir, im Käfig, brauchen jemanden,
der uns die Tür zur Freiheit aufstößt. Das kann und wird nur jemand tun können, der selbst ganz und
gar frei ist und sich außerhalb des Käfigs der Ichsucht befindet.
In der Weltgeschichte gab es nur einen Menschen, der vom ersten bis zum letzten Atemzug nicht unter
dem Gesetz des Misstrauens und Ungehorsams gegenüber Gott stand: Jesus Christus. Er ist gekommen,
so steht es im Lukasevangelium Kap. 4, Vers l8, um Gefangene in die Freiheit zu führen. Durch seinen
stellvertretenden Sühnetod am Kreuz auf Golgatha hat Er für alle Menschen das Tor zur Freiheit
aufgestoßen. Hier hat Er das Belastende, die Schuld der Menschheit getragen, ja, von Gottes Angesicht
weggetragen. Sein Tod geschah stellvertretend für Ihre und meine Schuld. Sein Tod hat auch den
Machtanspruch der Sünde über unser Leben weggenommen. Wenn ich das begreife, was dort am Kreuz
auf Golgatha geschehen ist, dann wird mir das Tor zur Freiheit aufgestoßen. Dann bleibe ich nicht mehr
ein Gebundener meiner Wünsche, meiner Zielvorstellungen, meiner oft schändlichen
Motivation.
Obwohl sich der Mensch freiwillig aus der Gemeinschaft mit Gott herauskatapultiert hat, möchte Gott
uns diese Schuld vergeben - umsonst, ohne jegliche Vorbedingung unsrerseits.
Fassen doch auch Sie wieder neu Vertrauen zu Gott Er meint es wirklich gut mit Ihnen. Auch durch all
die schweren Führungen Ihres Lebens, die für Sie vielleicht bis heute einunauflösbares Rätsel darstellen, möchte Er sie zurückrufen, heimrufen. Vielleicht hatte Gott keine andere Möglichkeit, zu Ihnen
zu reden, als durch schwere Führungen. Gott hat Sie lieb.
"So wahr ich lebe, spricht der Herr, ich habe keinen Gefallen am Tode des Gesetzlosen, sondern dass
der Gesetzlose von seinem Weg umkehre und lebe. Kehret um, kehret um von euren bösen Wegen.
Denn warum wollt ihr sterben"?
Solange wir noch Gottes werbende Stimme hören, ist es nicht zu spät, in unserem Leben umzukehren.
Warum warten Sie noch mit dieser Entscheidung? Jeder Tag, den Sie ohne Gott verleben, vergrößert
Ihre Gebundenheit und macht die Gitterstäbe Ihres Gefängnisses stärker und härter. Jetzt möchte Gott
Ihnen das Tor zur Freiheit aufstoßen. Er ist gekommen, Er, Jesus Christus, um Gefangene in die
Freiheit zu führen. Auch Sie!! Ob Sie sich von Ihm führen lassen?
Helmut Blatt