BÜCHER DER GEGENWART FRÜHJAHR 2015 Von Werner Trutwin S chon wieder wendet sich der weltbekannte Ägyptologe Jan Assmann, dem wir aufschlussreiche Bücher über Ägypten und den Einfluss Ägyptens auf die europäische Kulturgeschichte verdanken, der Bibel zu. Erstmals hatte er sich ausführlich 1997/98 zum Buch Exodus, dem zweiten Buch des Mose im Alten Testament, in dem Werk „Mose, der Ägypter“ und danach 2003 in „Die Mosaische Unterscheidung“ geäußert. Weil ihm ein historisch begründetes Urteil über den biblischen Moses kaum mehr möglich schien, lag der Schwerpunkt seiner Untersuchung auf dem Moses der Erinnerung, wie er im religiösen und kulturellen Gedächtnis fortlebt. Dieser Moses habe die verhängnisvolle „Mosaische Unterscheidung“ in die Welt gebracht, die erstmals bei den Religionen den Unterschied zwischen „Wahr“ und „Unwahr“ machte. Seitdem werde zwischen dem einen wahren Gott und den vielen falschen Göttern, zwischen Dogmen und Häresien, zwischen Bilderverbot und Idolatrie, zwischen Juden und Gojim unterschieden, was später zu der Unterscheidung zwischen Christen und Heiden, zwischen Muslimen und Ungläubigen geführt habe. Nun werden andere Religionen ausgegrenzt, diskriminiert, des Irrtums, des Unglaubens und Götzendienstes beschuldigt. Das daraus entstehende Gewaltpotenzial lebe vor allem im Christentum und Islam fort, weniger im Judentum. Monotheismus des Vertrauens Eine solche Unterscheidung gab es nach Assmann in der antiken Welt nicht. Die alten Religionen in Ägypten, in Mesopotamien, in Griechenland und in Rom waren „übersetzbar“. Das heißt: Die vielen Götter des einen Volkes konnten in den vielen Göttern eines anderen Volkes wiederentdeckt werden. Der ägyptische Amun war der griechische Zeus und der römische Jupiter. Die Götter hatten bei gleichen Funktionen nur unterschiedliche Namen. Darum baute der alte Polytheismus Brücken zwischen Völkern und Religionen. In dieser „Übersetzung der Religion“ sah Assmann eine große kulturelle Leistung. Wenn Assmann nun eine neue Untersuchung über den Exodus vorlegt, könnte man befürchten, dass der erbitterte Streit um Moses nun auf der Ebene der beiden Völker Ägypten und Israel weiter verfolgt werde, indem die ägyptische Hochkultur ihre geistige Überlegenheit über das damals kulturell nicht sonderlich hervorgetretene Israel beweisen könne. Dann hätte der Ägyptologe auch auf diesem Feld über den Bibelwissenschaftler gesiegt. Doch zeigt schon ein flüchtiger Blick in das neue Buch, dass diese Befürchtung völlig unberechtigt ist. Das Gegenteil ist richtig. Gleich zu Beginn distanziert sich Assmann eindeutig von seiner damaligen Auffassung, weil er von dieser „Mosaischen Unterscheidung“ bei genauerer Lektüre des Buches Exodus nichts gefunden hat und die Frage nach Wahrheit in Israel erst nach der Endredaktion des Buches Exodus etwa im fünften Jahrhundert vor Christi Geburt gestellt wurde. Je weiter man liest, umso Der Nachhall des Auszugs aus Ägypten Jan Assmann hat sich erneut der Bibel zugewendet, dem Buch Exodus als einer bedeutenden Literatur, die revolutionär war und kulturell bedeutsam bleibt. mehr staunt man über die Bewunderung, die der Ägyptologe nun für die Bibel zeigt. Ein häufig von ihm gebrauchter Begriff ist „revolutionär“, der selbst im Untertitel vorkommt und der eindeutig positiv gemeint ist. Der Autor setzt im Buch Exodus an die Stelle des „Monotheismus der Wahrheit“ nun einen „Monotheismus des Vertrauens oder der Treue“. Dieser wurde nach dem Auszug aus Ägypten am Berg Sinai gestiftet, als Gott einen Bund mit dem Volk schloss und sich mit den Geboten vom Sinai auch als der Gesetzgeber des Volkes offenbarte. Das war für Assmann schon deshalb revolutionär, weil nun erstmals ein Volk zum Adressaten der göttlichen Botschaft und ein König als Gesetzgeber überflüssig wird. Dabei ist zu beachten, dass es zur Zeit der Abfassung des Buches Exodus keinen König mehr gab. Assmann spricht von einer „Theologisierung des Rechts“, die die ganze Lebensform eines Volkes in eine göttliche Dimension erhebt. Dafür gibt es in der Alten Welt keine Parallele. Vielleicht darf man in dieser neuen Bedeutung des Volkes ein frühes Element auf dem langen Weg zur Demokratie sehen. Der Bund mit Israel, in dem sich Gott selbst eifersüchtig nennt, ist am ehesten mit einer Ehe zu vergleichen, in der die Eheleute sich gegenseitige Treue und Liebe versprechen. Wo diese Erwartung durch Untreue und Verrat enttäuscht wird, ist eine Katastrophe wahrscheinlich. Da tritt im Buch Exodus bei Bundesbruch eine neue Form von Gewaltanwendung zutage, wie die Erzählung vom Goldenen Kalb beweist. Als Moses beim Abstieg vom heiligen Berg dieses Szenario sieht, zertrümmert er beide Gesetzestafeln und beginnt ein furchtbares Gemetzel unter den Götzendienern, weil sie eine wichtige Grundforderung des soeben geschlossenen Sinaibundes verletzt haben. Hier muss allerdings kritisch gegen Assmann gefragt werden, ob in einem religiösen Bund aus gebrochenem Vertrauen Gewalt folgen muss. Sind nicht auch gewaltlose Reaktionen denkbar, die zu einer Toleranz führen, die zwar von der eigenen Religion überzeugt ist, diese Überzeugung aber auch anderen zugesteht? Erzählung, die Geschichte macht Obwohl Assmann dem Exodus einen historischen Kern zuschreibt, handelt es sich für ihn bei diesem biblischen Buch nicht um eine historische Darstellung („History“), sondern um den Exodus der Erinnerung in der Form einer dramatischen Erzählung („Story“). Selbst wenn die geschilderten Erzählungen nicht wirklich geschehen EDITORIAL Kirche, Kirche, Kirche I st „Kirche“ wirklich so interessant, wie es die Kirchen-Berichterstattung mit ihren „Aufregern“ sowohl in den säkularen als auch in den kirchlichen Medien nahelegt? Wer die Buchprogramme sichtet, wird feststellen, dass sich das Entscheidende, Wichtige in einem ganz anderen Horizont abspielt: im Persönlichen, Existenziellen, Kulturellen. Darum kümmern sich gerade im Sachbuchsegment inzwischen sogar solche Verlage, die man klassisch-traditionell nicht mit diesen Themen verbindet. Vermutlich berührt der ganze Kirchenbetrieb mitsamt seinen von Öffentlichkeits-PR-Arbeitern getriebenen „Unterhaltungsshows“, ob analog oder digital, die Menschen innerlich überhaupt nicht so, wie es die äußerliche Schwerpunktsetzung erwarten lässt. Weniger Kirche – mehr Glauben, mehr Zweifeln, mehr „Gott“. Die letzten Fragen bleiben die ersten Fragen, zumindest für Leute, die sich mit dem Allerweltstheater von heute, das morgen bereits überholt ist, nicht zufriedengeben. Wen erschüttert tatsächlich noch die Tebartzvan-Elst-Geschichte? Welche Bischofswahl war zuletzt nochmal umstritten? Wie war das mit dem sexuellen Missbrauch von Kindern durch Geistliche – wo genau? Die Zeit überlebt nicht die Zeit. Das große Vergessen kommt schneller, als uns jeweils momentan lieb ist. Das Zukünftige wird das Heutige ungeahnt, für uns unvorstellbar in den Schatten stellen. Auch im Religiösen. Nur das persönliche Ende begleitet uns, solange wir leben. Und dann? rö. sind, so sind sie doch bis heute wirkmächtig. „Die Exodus-Erzählung schreibt nicht Geschichte, sondern sie macht Geschichte.“ Ein Beweis ihrer Wirklichkeit liegt in der Fortdauer des jüdischen Volkes, in dem das Buch Exodus entstand. Im Ganzen ist hier ein Kommentar entstanden, der zugleich den Text erklärt und seine Aktualität offenlegt. Er stützt sich dabei auf Ergebnisse der modernen Exegese, ohne sie da, wo sie kontrovers sind, zu diskutieren. Im Aufbau werden drei Teile unterschieden: (1) der Auszug aus Ägypten, (2) das Geschehen am Sinai: Erwählung, Bund, Gesetz, (3) Gottesnähe mit Beschreibung des Zeltheiligtums als Institution von Gottes andauernder Gegenwart. „Moses und Aaron“ bis heute Zusammenfassend lässt sich sagen, dass hier eine Sinngeschichte des Exodus entworfen wird, die im Neuen Testament weiterlebt und bis heute das abendländische Denken beeinflusst, wie ein ewiger Nachhall. Was es von der Sklaverei in Ägypten, vom Durchzug durch das Rote Meer, von der Wüstenwanderung, von der Gesetzgebung am Sinai, von dem Aufbruch in das Gelobte Land erzählt, ist zum Symbol und Interpretationsmodell unseres Lebens und unserer Geschichte geworden. Seine Wirkungsgeschichte lebt in der Liturgie (Karsamstag), im Brauchtum (Ostern), in der Malerei (Michelangelo, Rembrandt, Chagall), in der Religionspädagogik (Exodus als Religionsmodell und Lebensmodell) und in der Musik (Gospels) fort. Assmann selbst baut die Deutung von zwei Szenen aus Schönbergs Oper „Moses und Aaron“ in sein Buch ein. Viele Philosophen und Psychologen, Staatsrechtler und Dichter haben sich mit Exodusthemen befasst, unter anderem Nikolaus von Kues, Machiavelli, Grotius, Spinoza, Lessing, Hobbes, Schiller und Freud. Noch in Kants berühmter Formulierung „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“ sieht der Autor zu Recht eine Exodusstruktur. Sie ist vor allem verbunden mit dem Gedanken der Freiheit, die im Kampf gegen Unterdrückung errungen wurde. Martin Luther King hat seinen Kampf gegen die Rassentrennung in Amerika mit dem Exodus aus Ägypten verglichen. Der letzte Satz dieses spannenden Buches klingt zwar etwas pathetisch, weist aber nochmals auf die große Bedeutung des Exodus hin: „Die Exodusgeschichte (lässt sich) als die ‚grandioseste und folgenreichste‘ Geschichte verstehen, die sich Menschen jemals erzählt haben. Sie erzählt von einer Wende, die sie dann im Zuge ihrer Nacherzählungen und Umdeutungen selbst herbeigeführt hat. Und ist zum narrativen Muster und Symbol grundlegender geistiger, religiöser und politischer Wenden überhaupt geworden.“ Sie ist auch ein Beweis dafür, wie aktuell das Alte Testament ist. Jan Assmann Exodus Die Revolution der Alten Welt (Verlag C. H. Beck, München 2015, 493 S. mit 40 Abb., 29,95 €) 218 Religionsgeschichte Nr. 41 / 2014 BÜCHER CIG Der Kampf um Jerusalem Die Kreuzzüge, dargestellt aus westlicher und islamischer Sicht. D er Kreuzzugsgedanke widerspricht klar der sanften Religion Jesu Christi. Es ist also recht und billig, dass im Dokument der Internationalen Theologenkommission „Erinnern und Versöhnen. Die Kirche und die Verfehlungen in ihrer Vergangenheit“ (2000) die Kreuzzüge neben Inquisition und anderem als Fehlentwicklungen des Christentums benannt werden – und dass Johannes Paul II. die Verfehlungen beklagt hat. Aber die historische Betrachtung kann sich nicht auf die moralische Feststellung beschränken. Die Geschichtswissenschaft soll die Vergangenheit aus ihr heraus erklären und verstehen. Im engen Wortsinn meinen die Kreuzzüge die Eroberung Jerusalems aus der Hand der Muslime. Im weiten Sinne fällt auch die Expansion europäischer Kernländer von der Mitte des 11. bis Ende des 17. Jahrhunderts darunter: also die Kriege von Königen und Päpsten gegen Ketzerbewegungen (Albigenser, Hussiten), der englische Kolonialismus in der keltischen Welt, die Ausdehnung des deutschen Siedlungsgebietes nach Osteuropa, die Rückeroberung Spaniens aus der Hand der Muslime, die Unternehmungen der Kreuzfahrer und Kolonisten im östlichen Mittelmeerraum, die „Türkenkriege“ der Neuzeit und schließlich die europäische Ausdehnung nach Übersee. Während die Kreuzzüge zur Eroberung Jerusalems schließlich scheiterten, ist die europäische Expansion bei allen Schattenseiten in gewisser Weise eine „Erfolgsgeschichte“, sofern es den Europäern gelang, ihre Religion und Kultur zu universalisieren und sich gegenüber den Muslimen, die ihnen den Weg zu den blühenden Kulturen Asiens versperrten, zu behaupten. Die vorliegenden Publikationen beschränken sich nur auf die Versuche zur Eroberung Jerusalems. Was Thomas Asbridge von der Queen Mary University in London über die Kreuzzüge zwischen 1095 und 1291 sagt, ist nicht immer neu, wird aber in der gewohnt klaren Art englischsprachiger Geschichtsschreibung erzählt. Der Antwort des Islam und dem Dschihad-Gedanken schenkt er die gebührende Aufmerksamkeit. Man hätte sich allerdings gewünscht, dass er der Entstehung des Kreuzzugsgedankens vor dem Hintergrund der mittelalterlichen Theorie des gerechten Krieges gründlicher nachgeht. Asbridge bestreitet, dass der Vormarsch der seldschukischen Türken gegen die Byzantiner ab 1071 oder die Eroberung Toledos 1085 durch den von burgundischen Rittern unterstützten kastilischen König Alfons VI. mit der darauffolgenden Angriffspolitik der Almoraviden 1086 eine Rolle bei der Entstehung des ersten Kreuzzugs 1095 gespielt habe. Vielmehr seien die Kreuzzüge im Rahmen des jahrhundertealten Kampfes zwischen Christen und Muslimen entstanden, ohne dass es um 1100 dafür besondere Gründe gegeben hätte. Die Kreuzzüge gründen für ihn in einem sich vertiefenden spirituellen Bedürfnis, Jerusalem wiederzugewinnen und zu verteidigen. Diese Sicht verkennt, dass die Eroberung Toledos in der damaligen westlichen Christenheit wie ein Fanal wirkte und das Selbstbewusstsein gegenüber den Muslimen stärkte. Sonst wäre ein (Rück-)Eroberungsunternehmen wie die Kreuzzüge nicht möglich gewesen, ganz gleich wie stark der spirituelle Antrieb gewesen sein mag. Zu begrüßen ist hingegen, dass sich Asbridge gegen den „Kreuzzugsparallelismus“ oder die – oft von beiden Seiten betriebene – Instrumentalisierung der Kreuzzüge im Rahmen der heutigen Konflikte mit der islamischen Welt wehrt. Die Kreuzzüge solle man dort lassen, wo sie hingehören: „in der Vergangenheit“. Der Band von Paul M. Cobb, Professor für Islamische Geschichte an der University of Pennsylvania, wird eröffnet mit Nachdenklichem über die Vereinnahmung von Saladin als „Markenzeichen“ durch diverse intellektuelle Subkulturen und autoritäre Regime des Nahen Ostens, was, wie der Film „Kingdom of Heaven“ (2005) zeigt, nicht ohne Einfluss auf die westliche Sicht der Kreuzzüge geblieben ist. Das Buch erzählt die Eroberung Jerusalems „weder triumphal noch tränenreich“ und beruht so gut wie gänzlich „auf den islamischen Originalquellen“. Darin liegt Cobbs Verdienst. Dabei hat er Verständnis für eine weite Beurteilung: Im Kontext der islamischen Welt können und sollten sie „als aktiver Teil einer dynamischen Beziehung zwischen mittelalterlichen islamischen Staaten und Gesellschaften von Spanien bis nach Iran betrachtet werden“. In muslimischer Perspektive beginnen die Kreuzzüge nicht mit der Rede von Papst Urban II. 1095 und enden nicht mit der Vertreibung der letzten Kreuzfahrer aus der Stadt Akkon 1291: „Aus ihrer Sicht ist die Invasion des Morgenlandes im Zuge des ersten Kreuzzugs lediglich ein Höhepunkt der europäischen Aggression, die Jahrzehnte früher begann: im 11. Jahrhundert in Spanien und Sizilien“. Die westliche Kreuzzugsforschung sollte dem doppelten FanalEffekt der Eroberung Toledos 1085 mehr Aufmerksamkeit schenken: Sie stärkte einerseits das europäische Selbstbewusstsein und wurde andererseits von den Muslimen als Beginn einer neuen Phase der Auseinandersetzungen mit der lateinischen, „fränkischen“ Christenheit verstanden. Für den Autor sind die Kreuzzüge integraler Teil der Geschichte des Islam. Die islamischen Quellen bringen andere Perspektiven hinein und helfen, die Lebenswelt der muslimischen Bevölkerung zu begreifen, „die von Spanien bis Syrien zum Ziel fränkischer Eroberungen“ wurde. Die Quellen berichten nicht nur von militärischen Konflikten, sondern auch von menschlichen Begegnungen. Erst wenn wir bei solchen Konflikten den Blick weiten und die andere Seite mitberücksichtigen, sind wir auf dem Weg zu einer wirklichen Globalgeschichte. Cobbs Arbeit ist ein wichtiger Schritt dazu. Mariano Delgado I Die Märtyrer jetzt nnerhalb von zwei Jahrzehnten haben sich die Gewalt gegen Christen und die Verfolgung von Christen zu einem internationalen Krieg gegen Christen dramatisiert. Der amerikanische Journalist und CNNVatikankorrespondent John L. Allen hat anhand zahlreicher Quellen neben regionalen Überblicken in akribischer Kleinstarbeit eine schier unüberschaubare Zahl von Fällen nachgezeichnet und die Schicksale einzelner Personen beschrieben, Prominenter wie Nichtprominenter, ob in Nigeria, im Sudan, in China, Indien, Indonesien, Nordkorea, Pakistan, Vietnam, Saudi-Arabien, Syrien oder der Türkei. Auch Russland und Weißrussland kommen vor, von der Mafia ermordete Märtyrer des Glaubens in Italien – und sogar Staaten Lateinamerikas. Der Autor räumt mit manchen Mythen auf: etwa dass Christen nur dort gefährdet seien, wo sie in der Minderheit sind; dass niemand die Bedrohung habe kommen sehen; dass es sich nur dann um ein Martyrium handele, wenn es ausschließlich um religiöse Motive im engsten Sinne gehe, oder dass Glaubensverfolgung ein rein politisches Problem sei. Das Buch nimmt niemanden aus, beschreibt auch Verfolgung im Namen eines radikalen Hinduismus wie eines vermeintlich so friedliebenden Buddhismus. Besonders tragisch ist, dass die weltweite christliche Ökumene bisher wenig öffentlich präsent und kaum politisch entschieden in John L. Allen Krieg gegen Christen (Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2014, 368 S., 24,99 €) Religion und Krieg D er Religionswissenschaftler Hartmut Zinser geht davon aus, dass Religion als Kulturschöpfung des Menschen Identität stiftet, die es zu verteidigen gilt. Aus diesem Grund könne keine Religion in sich friedfertig sein. Durch den Wahrheits- und Absolutheitsanspruch mancher Religionen werde zudem die Neigung einerseits zur Verbreitung und Mission, andererseits zur Abgrenzung verstärkt. Daher würden auch in Religionen, die grundsätzlichen Gewaltverzicht lehren, Kriege immer wieder gerechtfertigt oder gar mitverursacht. Zugleich aber haben alle Religionen die Anwendung von Gewalt durch Beschränkungen und Regeln kanalisiert oder sogar ganz abgelehnt. Hartmut Zinser versucht, die verschiedenen Rechtfertigungsstrategien, die reli- giösen Interpretationen von kriegerischen Auseinandersetzungen und Kriegslehren aufzuspüren und herauszuarbeiten. Er bezieht sich dabei vor allem auf die römische Antike, auf Christentum, Hinduismus, Buddhismus und Islam. Das Judentum wird leider nicht in einem eigenen Kapitel und ohne aktuelle Bezüge behandelt, obwohl der Autor gerade im jüdischen Denkmodell zur Interpretation von Niederlagen einen Anknüpfungspunkt für ein friedfertiges Miteinander der Religionen sieht. Christina Herzog Hartmut Zinser Religion und Krieg (Wilhelm Fink, Paderborn 2015, 200 S., 24,90 €) Madeleine Delbrêl: eine wegweisende Gestalt NE Soeben erschienen – und gleich »Religiöses Buch des Monats« U Rosemarie Nürnberg, ANDERS BETEN Impulse von Madeleine Delbrêl Thomas Asbridge Die Kreuzzüge (Klett-Cotta, Stuttgart, 3. Auflage 2015, 807 S. m. 32. Abb. und 16 Karten, 16,95 €) Paul M. Cobb Der Kampf ums Paradies Eine islamische Geschichte der Kreuzzüge (Philipp von Zabern Verlag, Darmstadt 2015, 428 S. m. 15 s/w-Abb. u. 10 Karten, 29,95 €) einer gemeinsamen großen Anstrengung für die bedrängten Glaubensgeschwister Partei ergriffen, medial sichtbar die notwendige Solidarität wahrgenommen hat. Dabei könnte die lahmende Christenheit selber ökumenisch neu belebt werden, wenn sie „andere christliche Traditionen angesichts des Zeugnisses ihrer Märtyrer besser zu schätzen lernt und die Neigung entsteht, sich mehr auf das Wesentliche zu konzentrieren, statt vorwiegend auf die Feinheiten in den Diskussionen über die Glaubenslehre“. Beklagt wird außerdem, dass eine multikulturelle Ideologie, vermischt mit einer naiven Sicht des interreligiösen Dialogs, Christen – und vor allem Intellektuelle – blockiert, die Dinge beim Namen zu nennen. Eine Schwäche des Buches ist, dass es selber ein wenig diesem Trend unterliegt, den Islam, aus dessen Reihen momentan die schlimmsten Dschihadisten gegen das Christentum kommen, fast zu entschuldigen. Das liegt daran, dass das Buch noch vor der gigantischen Welle der Barbarei, ausgelöst vom „Islamischen Staat im Irak und in Groß-Syrien“, von Boko Haram und Al-Shabaab auf Englisch verfasst und bei der Übersetzung nicht aktualisiert worden ist.Johannes Röser Wie beten? Wann beten? Die Anstöße der französischen Sozialarbeiterin und »Mystikerin der Straße« sind ebenso aktuell wie originell. Ein Meditations- und Lebensbuch. ISBN 978-3-7346-1032-5 144 Seiten, gebunden, EUR 14,95 VERLAG NEUE STADT Bücher-der-GW-2015-nürnberg.indd 1 Münchener Str. 2, D-85667 Oberpframmern, Tel. 08093 2091 E-Mail: [email protected] www.neuestadt.com 23.04.2015 10:10:49 CIG BÜCHER Nr. 20 / 2015 Kulturgeschichte 219 Die ewige Unruhe U nruhig war das Leben immer, und auch eine Sehnsucht nach Ruhe hat es immer gegeben. Aber irgendetwas hat sich grundlegend und unheimlich verändert. Der Kieler Philosoph Ralf Konersmann versucht, dem ein Gesicht zu geben. Der Triumph der Unruhe über die Ruhe hat sich als kulturelle Form des Westens durchgesetzt, und er scheint vollkommen, seit die Unruhe sich im 19. Jahrhundert mit dem Prinzip der Weltveränderung verbunden hat: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt drauf an, sie zu verändern“, schrieb Karl Marx. In den biblischen Erzählungen vom Sündenfall und vom Brudermord des Kain wurde die Unruhe noch als Verworfenheit markiert. In der Neuzeit aber wird sie als Eröffnung von Möglichkeiten der Veränderung positiv umgedeutet. Gegen diese hastig-haltlose Unruhe scheint kein Kraut der Kulturkritik gewachsen. Konersmann wirbt für eine gelassene Aufklärung. Er möchte verstehen, was es mit den Umdeutungen der Unruhe auf sich hat, und folgt den Spuren von Adam und Eva, Abel und Kain, Seneca und Pascal, Hegel und Marx und vielen anderen. Mit der Geduld des langen Blicks und gegen wohlfeile kulturkritische Aufrufe zu mehr Entschleunigung legt Konersmann jene archäologischen Umwertungsschichten frei, aus denen heraus sich die Kultur des Westens heute als eine „Kultur der Unruhe“ versteht. Auf den Spuren der Metapherntheorie Hans Blumenbergs gilt seine Sympathie der aktiv-empfänglichen Ästhetik Paul Valérys, der Kulturkritik Blaise Pascals und jener epikuräisch-stoischen Selbstsorge, der es gelingt, dem Leben in und trotz aller Unruhe eine Fassung zu geben und „das Leben in den Grenzen des Anstands und der Vernunft zu genießen.“ Die Unruhewelt ist für Konersmann eine vollendete Tatsache. An diesem Punkt indes brechen Fragen auf. Hat das Paradies des Ursprungs in der Gegenwart wirklich ein für alle Mal seine Autorität abgegeben? Und darf die Aufklärung über die westliche „Kultur der Unruhe“ wirklich so gelassen ausfallen, wie es das höchst lesenswerte Buch auf so beeindruckende Weise vorführt? Joachim Hake Ralf Konersmann Die Unruhe der Welt (S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2015, 464 S. m. Abb., 24,99 €) Mehr als andere Denker des 20. Jahrhunderts hat Martin Buber den »Dialog« geübt und theoretisch durchdacht. Karl-Josef Kuschel stellt den Kämpfer Buber vor, der für eine eigenständige jüdische Identität streitet und gerade dadurch für Christen ein bleibend interessanter, aber auch unbequemer Gesprächspartner ist. Karl-Josef Kuschel MARTIN BUBER – SEINE HERAUSFORDERUNG AN DAS CHRISTENTUM 363 S. / geb. mit Schutzumschlag € 24,99 (D) / € 25,70 (A) / CHF* 33,90 ISBN 978-3-579-07086-5 Interpretationen und Orientierungshilfen Warten, philosophisch er „seine Aufmerksamkeit nicht auf das Gewöhnliche richtet, wird niemals dem Universellen auf die Spur kommen“. Unter diesem Motto steht das Buch des holländischen Schriftstellers und Philosophen Coen Simon „Warten macht glücklich!“. Da wird die Erinnerung an den Besuch eines Bruce-Springsteen-Konzerts in seiner Jugend der Ausgangspunkt für ein neues Verständnis vom Wesen der Zeit: Die Zeit, die man mit Warten verbringt, verschwindet, sobald das Ziel erreicht ist. Die Schilderung einer Kindergarten-Rangelei führt zu Überlegungen über den eigenen Willen, zu Betrachtungen über die Sehnsucht der Liebe, die Grenzen zwischen sich und dem anderen aufzulösen, was jedoch mit der Unmöglichkeit der Erfüllung konfrontiert ist. Anders als der Titel vermuten lässt, ist das Buch kein Ratgeber zum Glücklichsein, sondern eine Sammlung von – zwölf – eigenständigen Essays, die Warten, Sehnsucht und S Verlangen in ihren Ausformungen philosophisch betrachten. Coen nimmt beispielsweise Bezug auf Schopenhauer, Kant oder Descartes, allerdings entwickelt der Schriftsteller keine systematische Untersuchung. Stattdessen bilden persönliche Anekdoten die Grundlage für seine Überlegungen, an die sich seine Assoziationen anknüpfen. Seine Gedankengänge sind meist leicht nachzuvollziehen, seine Sprache ist angenehm, verliert sie sich doch nicht in komplizierten, abstrakten Formulierungen. Die zutiefst religiöse Sehnsucht nach dem Universellen, nach Gott, ist allerdings kein Thema. Sie findet sich nur in einer Bemerkung darüber, dass Gott als „Illusion“ weder zu beweisen noch zu widerlegen sei, wieder. Dorothea Röser Coen Simon Warten macht glücklich! Eine Philosophie der Sehnsucht (Konrad Theiss Verlag, Darmstadt 2015, 192 S., 19,95 €) Schäm dich! cham und Beschämung werden nicht wertgeschätzt. Umso erstaunlicher ist das von der amerikanischen Umweltwissenschaftlerin Jennifer Jacquet vorgelegte Buch. Schlüssig weist sie nach, wie es Unternehmen und Staaten gelingt, ihre gesellschaftliche Verantwortung für Umwelt und Mensch auf das individuelle Schuldgefühl von – einigen wenigen – Verbrauchern abzuwälzen, mittels Verbrauchersiegeln, fairem Handel oder freiwilligem Verzicht auf Fernflüge. Die Folge ist, dass sich gesetzlich in drängenden Fragen wie Erd erwärmung, Ausbeutung, Artensterben usw. kaum etwas ändert. Gerade, wenn es noch keine Gesetze gibt, um vor allem Unternehmen und Institutionen zu einer Veränderung zu bewegen, sei das Instrument der öffentlichen Beschämung äußerst effektiv. Jennifer Jacquet führt faire Grundregeln aus. In ihrer sehr gut recherchierten Streitschrift wagt sie nicht weniger, als den durch die demokratischen Prozesse verlangsamten Gesellschaften einen Weg zu zeigen, wie Rettung dennoch möglich ist. Sie setzt bei den wirklichen Entscheidern an. Elena Griepentrog Jennifer Jacquet Scham Die politische Kraft eines unterschätzten Gefühls (S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2015, 224 S., 18,99 €) *empf. Verkaufspreis W Jörg Zink betrachtet und interpretiert Rembrandts biblische Werke und bringt sie so zum Sprechen. In diesem spirituellen Geschenkbuch wird uns nicht nur der Maler Rembrandt nahe gebracht, sondern ein einsamer Mensch, der seinen Glauben kompromisslos auf seine Weise gestaltet. Jörg Zink WAS DIE NACHT HELL MACHT Mit Rembrandt die biblische Botschaft entdecken 56 S. / geb. / durchgehend 4-farbig mit ca. 15 Bildern von Rembrandt € 14,99 (D) / € 15,50 (A) / CHF* 20,50 ISBN 978-3-579-08519-7 www.gtvh.de Wie viele Menschen plagen auch Detlev F. Neufert unzählige Fragen und Zweifel. Deshalb hat er das Gespräch mit Gottes Sohn gesucht. In einem tiefgehenden, ehrlichen und bisweilen recht streitlustigen Schlagabtausch offenbart Jesus vieles, das zum Nachdenken anregt. Dieses Buch ist Lesevergnügen und Orientierungshilfe zugleich. Detlev F. Neufert JESUS: DAS INTERVIEW Neues vom Auferstandenen 256 Seiten / Klappenbroschur € 17,99 (D) / € 18,50 (A) / CHF* 24,50 ISBN 978-3-579-07088-9 GÜTERSLOHER VERLAGSHAUS Alle Bücher auch als E-Book erhältlich 220 Gesellschaft / Judentum Nr. 41 / 2014 BÜCHER CIG 7105 lebende Sprachen E inwohnermeldeämter verzeichnen hundert und mehr Nationalitäten schon in Kleinstädten. Mit den Mundarten vor Ort und den Dialekten aus den Herkunftsländern stoßen da auf engstem Raum gut und gern ebenso viele Idiome aufeinander. In den Kirchengemeinden hören Gläubige mit zwanzig, dreißig und mehr verschiedenen Mutter- (und Liturgie-)Sprachen die Predigt und die Kirchenlieder auf Deutsch. Die Theologie kommt an den „toten“ Sprachen nicht vorbei. Die Mission hat die Vielfalt der Sprachen zu ihrem Anliegen gemacht. Der Sprachwissenschaftler Dieter Wunderlich verhilft uns zu einer gedanklichen Ordnung angesichts der „babylonischen Sprachverwirrung“, verschafft mit nützlichen Tabellen den Durchblick bei aktuell 7105 lebenden Sprachen, entfaltet das Repertoire der Linguisten in beeindruckender Fülle von Beispielen aus allen Kontinenten. Besonders zugänglich: die Ausführungen über das dezimierte Jiddisch und die Wiederbelebung des Hebräischen. Es geht um philosophische Fragen, die Rolle von Anthropologie und Ge- netik bei der Erforschung von Sprache und Sprechen, das Entstehen und das Aussterben von Idiomen, den Spracherwerb des Kindes und des Erwachsenen, die Strukturunterschiede zwischen Sprachfamilien … Der Autor stellt sich auch der Frage des Bibellesers: Was sprach denn der „erste Mensch“, und wie kam er überhaupt zur Sprache? „Eine erste Sprache gibt es so wenig wie einen ersten aufrechten Menschen … Sprache ist ein biologisches Phänomen in der Evolution der Gattung Mensch.“ Sprache ist demnach „mehrfach entstanden“. Menschen besitzen „ein spezifisch auf Sprachkonstruktion und Sprachlernen ausgerichtetes genetisches Programm, das dazu führt, dass alle Sprachen trotz aller Verschiedenheit im Prinzip gleich sind.“ Gerhard Adler Dieter Wunderlich Sprachen der Welt Warum sie so verschieden sind und sich doch alle gleichen (Lambert Schneider Verlag, Darmstadt 2015, 288 S. mit 24 s/wAbb. und 25 Tabellen, 29,95 €) Medium Leib G erade weil „Spiritualität“ so modisch geworden ist, braucht es solide, nicht zuletzt philosophische Grundlegungen. Dafür die Phänomenologie auf der Linie von Husserl bis Lévinas und Henry zu wählen, legt sich nahe, ganz auf der Spur von Edith Stein und Klaus Hemmerle. „Zu den Sachen selbst“ heißt es da: „Die phänomenologische Methode geht von der sinnlichen Wahrnehmung aus, um in Akten der Anschauung, die jederzeit abrufbar sind, das Wesen der Dinge zu erfassen“ beziehungsweise diese(s) erscheinen zu lassen. Im Zentrum steht also die kontemplative Haltung der Aufmerksamkeit, und naheliegend sind die Bezüge zu patristischen und monastischen Überlieferungen. Vier Grundphänomene und Leitbegriffe werden mit vielen kostbaren Zitaten entfaltet, im gelungenen Rhythmus von anschaulichem Alltagsbezug und plastischer Reflexion: Berührung, Wahrnehmung, Erfahrung und Begegnung. Dass dabei der Leib als „Medium“ der Transzendenz und als spürbarer „Ort“ des Unsichtbaren und Unbegreiflichen im Mittelpunkt steht, ist besonders verdienstvoll. Die vorausgesetzte theologische Position freilich wird nicht eigens entfaltet (und auch die philosophische lockt zur Ergänzung); die protestartig befreiende, auch politische Dimension des Glaubens kommt – trotz vieler kritischer Alltagsbezüge – zu kurz. So ist der verdienstvolle Brückenschlag zu Bibel und Liturgie doch etwas harmonistisch und auch kurzschlüssig: Wo zum Beispiel geht es um die Wahrnehmung des Bösen? Insgesamt aber handelt es sich um ein wichtiges, ja grundlegendes Buch. Gotthard Fuchs Clara Vasseur, Johannes Bündgens Spiritualität der Wahrnehmung Einführung und Einübung (Verlag Karl Alber, Freiburg, München 2015, 336 S., 24 €) Werden und Vergehen W as gilt, wenn sich alles „im Fluss“ verändert, nichts Bestand hat? Damit beschäftigt sich Wolfgang Schivelbuschs anregende Studie, die zu den „Dingen“ auch den menschlichen Körper zählt. Ob er den Menschen selber auch darunter fasst, bleibt unklar. Jedenfalls kommt ein zentraler theologischer Begriff im Buch nicht vor, obwohl es beständig um ihn kreist: Gemeint ist die Lehre von der Heilsökonomie, also der heilsgeschichtlichen Ordnung: dass der Entwicklung und verzehrenden Nutzung von Materie ein Schöpfungsplan zugrunde liege, der letztlich das Heil des Kosmos zum Ziel hat. Schivelbusch entfaltet eine Theorie, die vom mechanistischen über das vitalistische Weltbild zu den Naturwissenschaften führt. Angesichts des ehernen, für Hoffnungen blinden Gesetzes vom Werden und Vergehen erscheint die Vorstellung eines Heils wie eine nachträgliche Kostümierung. Diese wenig beruhigende Gewissheit wird durch Schivelbuschs nicht weniger beunruhigende Erkenntnis nochmals unterlaufen, „dass neues Leben ohne die Zerstörung des bestehenden unmöglich ist“. Damit legt „das verzehrende Leben der Dinge“ jedoch einen Begriff religiösen Bewusstseins nahe – den der Schuld. Womöglich ist er es, der den Kreislauf von Werden und Vergehen durchbricht – dadurch, dass sich Schuld niemals verrechnen lässt, sondern auf Vergebung hofft und damit auf Heil. Clemens Klünemann Wolfgang Schivelbusch Das verzehrende Leben der Dinge Versuch über die Konsumtion (Carl Hanser Verlag, München 2015, 190 S., 19,90 €) Buber für Christen W arum es gut ist, sich an den jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber zu erinnern, der vor fünfzig Jahren gestorben ist, veranschaulicht Karl-Josef Kuschel. Von der Kirche ist viel beschämender Antijudaismus propagiert worden. Immer noch gibt es viel Ignoranz, Missachtung gegen die Juden, worauf der Autor aufmerksam macht. Das Zweite Vatikanische Konzil hatte sich mit seiner auf den Dialog mit dem Judentum bezogenen Erklärung „Nostra Aetate“ sehr schwergetan. Spätestens seit der Schoah (hebräisch „Verheerung, Katastrophe“) müssen wir Paulus ernstnehmen: „Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel dich.“ Kuschel sieht das christliche Defizit und erinnert daran, dass Buber, von dem sich das „offizielle“ Judentum allerdings nicht repräsentiert sieht, einer der Ersten war, der von jüdischer Seite das Tabu brach: von seinen ersten „Reden über das Judentum“ (1911) bis zu dem Buch „Zwei Glaubensweisen“ (1950) wächst ihm die Gestalt Jesu, den er seinen „großen Bruder“ nennt. Freilich ist es der „palästinensische Jesus“, keineswegs der Christus, den Paulus und Johannes herausheben. Denn einen „Messias“, der bereits gekommen wäre, kann Buber als Jude von seinem Glauben her nicht annehmen. Buber hatte schon als Schüler eines polnischen Gymnasiums in Lemberg die Minderheits-Position der Juden erfahren und im Lauf seines Lebens „jüdisch-christliche Religionsgespräche“ erlebt, sich als glaubender Jude behauptet – eine Seite in seiner Lebensgeschichte, die zeigt, wie er als wacher Zeitgenosse am Christentum gar nicht vorbei konnte. Das betont Jüdische an seinem Profil, womit er unbequem ist, neben der Neu-Entdeckung der chassidischen Tradition und des Zionismus, leider oft unterschlagen, hebt Kuschel gut heraus, ergänzt also die umfassend und flüssig geschriebene Biografie nach ihrer theologischen Innenseite. Er dokumentiert vieles, vergisst nicht die gemeinsame Aufgabe von Juden und Christen – und die notwendige andere Israel-Theologie der Christen. Lorenz Wachinger Karl-Josef Kuschel Martin Buber – seine Herausforderung an das Christentum (Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2015, 362 S., 24,99 €) Anti-Judaismus als Welterklärung E ine Ideengeschichte der letzten 2000 Jahre im mediterran-europäischen Raum wird in diesem Werk vorgelegt. Immens belesen, scharfsinnig und subtil in seiner Analyse fragt der Chicagoer Historiker David Nirenberg danach, welche Rolle Stichworte wie Juden, Judentum oder Judaisierer im Denken der Epochen und Kulturen spielten. Der Bogen, den er spannt, reicht vom alten Ägypten, von dem frühen Christentum, dem Islam über das christliche Mittelalter bis in die Neuzeit mit Reformation, Aufklärung, Revolution, 19. und 20. Jahrhundert. Verblüffend: Wo immer das Verhältnis zu Kosmos, Geschichte, politischen, sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen begriffen sein wollte, bemühte man (auch) Vorstellungen und Denkfiguren des Jüdischen. Zu sehr materielle, zu sehr empirische, aber auch zu stark intellektuell geistige Auffassungen wurden beim Gegner jeweils als „Judaisieren“ gebrandmarkt. Und das auch dort, wo es kaum Juden gab oder gar keine! „Judaisieren“ funktionierte auch ohne Kontakt zu realen Juden als Denkform zur Welterklärung; nicht selten mit üblen Folgen für die wirklichen Juden. Ein wirkungsstarkes Muster für solche variantenreichen Konzepte sieht Nirenberg grundgelegt in Paulus’ Warnung: „Der Buchstabe tötet, der Geist macht lebendig“, und der damit verbundenen „Ablösungslogik“ der Kirche vom Judentum. Die Lektüre dieses anspruchsvollen, gut lesbaren Werkes beeindruckt – und bedrückt. Es lässt erahnen, wie groß die Aufgabe ist, die Beziehung der Kirche zum Judentum neu zu bestimmen und die christliche Theo-Logik von Grund auf einer Revision zu unterziehen. Paul Petzel David Nirenberg Anti-Judaismus Eine andere Geschichte des westlichen Denkens (Verlag C. H. Beck, München 2015, 587 S., 39,95 €) Die Minderheiten W as ermöglicht den Zusammenhalt eines Landes? Worin braucht es Übereinstimmung, wo ginge ohne die Vielfalt Lebensqualität verloren? Was darf verboten werden, was muss erlaubt bleiben? Diffuse Ängste wie extremistische Versuchungen lassen sich durch staatliche Verbote kaum zügeln. Eine neue „religiöse Intoleranz“ wird zum Problem vieler Gesellschaften. Damit setzt sich die amerikanische Philosophin Martha Nussbaum auseinander. Das Gewissen des Einzelnen bei der Gesetzgebung zu achten, kann religiös motivierter Gewissenlosigkeit vorbeugen, so die Autorin. Zukunft gibt es, solange man in der Lage ist, sich in Minderheiten hineinzuversetzen. Dies muss nicht den Verlust der Identität mit sich bringen, kann diese doch gerade in Integrationswillen und Toleranz bestehen. Die Autorin sieht ihre Erkenntnisse in Amerika besser umgesetzt als im Europa der Nationen, was sie mit vielen Beobachtungen zu belegen sucht. Klaus Hamburger Martha Nussbaum Die neue religiöse Intoleranz Ein Ausweg aus der Politik der Angst (Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2014, 220 S.,19,95 €) CIG BÜCHER Nr. 41 / 2014 Werte 221 Die Opfer der Reformtheorien exueller Missbrauch von Kindern ist ein alltägliches Geschehen. Überall, wo Macht im Spiel ist, kann diese sich auch mit der Sexualität verbinden und so zu sexueller Gewalt werden. Der Bildungsjournalist Christian Füller hat nicht nur diese gerne verdrängte Wahrheit veranschaulicht. Er will in erster Linie aufzeigen, wie Missbrauch schon seit der griechischen Antike verschleiert, ideologisch als „pädagogischer Eros“ oder als sexuelle Befreiung des Kindes verbrämt wurde. Körper und Sexualität galten dabei als entscheidendes Mittel, um die Gesellschaft zu verändern. Der Autor hat ausführlich Dokumente und Archive recherchiert, um aufzuzeigen, dass die Idee, körperliche Liebe sei wichtig, um Kinder ganzheitlich zu bilden, sich in den deutschen Protestbewegungen des zwanzigsten Jahrhunderts mehr oder weniger ausdrücklich wiederfindet. Er zerstört die gängigen Idealisierungen und edlen Theorien, die noch immer verhindern, dahinter den grausamen Missbrauch zu entdecken. Platons „Gastmahl“ – eine Grundschrift abendländischer Philosophie – preist nicht nur den Eros als Verlangen nach dem Schönen, sondern setzt da- bei auch die körperliche Liebe mit Knaben voraus. In der Wandervogel-Bewegung zu Beginn des vorigen Jahrhunderts bildete die „mystische Erfahrung“ von Natur, Zeltleben und Lagerfeuer den Rahmen für sexuelle Gewaltbeziehungen. Und die Reformpädagogik, die Kinderläden der Achtundsechziger und Grünen propagierten zwar die Befreiung des Kindes aus den Zwängen der Gesellschaft, ermöglichten aber zugleich den Päderasten unter dem Deckmantel der „sexuellen Revolution“ Sex mit Kindern. Ausführlich befasst sich Füller mit dem Internet als „pädophiler Spielwiese“. Er sieht noch viel Aufklärungsbedarf, nicht nur bei den Grünen, die sich gern beim Blick auf andere moralisch entrüsten. Nur wenn schonungslos offengelegt wird, wo und wie der Missbrauch ideologisch beschönigt wird, kann das Bewusstsein geschärft werden, dass es um die Opfer geht und um entschiedene Hilfe für diese. Helmut Jaschke Christian Füller Die Revolution missbraucht ihre Kinder Sexuelle Gewalt in deutschen Protestbewegungen (Carl Hanser Verlag, München 2015, 280 S., 21,90 €) Der Preis der Freiheit W ieder einmal stellt Otfried Höffe die große Entdeckung des modernen Denkens in den Vordergrund: Freiheit. Es geht um Freiheit in Medizin und Erziehung, in Wirtschaft, Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Kunst. Ethische Herausforderungen am Lebensanfang und Lebensende werden von ihm genauso zur Sprache gebracht und diskutiert wie Gerechtigkeit, Globalisierung oder Toleranz. Höffe zeigt, dass die besondere Würde des Menschen in seiner Freiheit liegt. Dies wurde in der Moderne immer mehr erkannt. Doch gibt es auch einen Preis der Freiheit: Menschen müssen sich entscheiden. Und einen noch viel größerer Preis: Freiheit kann missbraucht werden; es gibt das Böse. Auch auf die Schattenseiten der Freiheit und ihre Grenzen, auf die Kritik an der Moderne und ihre „Selbstgefährdung“ geht der Verfasser sachlich und differenziert ein. Holger Zaborowski Otfried Höffe Kritik der Freiheit Das Grundproblem der Moderne (Verlag C. H. Beck, München 2015, 398 S., 29,95 €) W as ist Geld? Nur ein Zahlungsmittel, das erfunden wurde, um die Abwicklung des Tauschhandels zu erleichtern? Diese Erklärung greift dem Leipziger Philosophen Christoph Türcke nach zu kurz. Auch wenn die „Ökonomie von Aristoteles bis Marx“ das so sah: Nicht durch Gütertausch werden Geld und Zins verständlich – sondern durch Schuld. Türcke setzt, naturgemäß spekulativ, in der Frühzeit der Menschengeschichte an, deutet das Menschenopfer, die erste „Zahlung“, als kollektive Furcht- und Schreckensbewältigung. Später bekommt das Opfer einen Adressaten: Einer höheren Macht wird es geschuldet und immer neu dargebracht – stets im Bewusstsein, immer (etwas) „schuldig“ zu bleiben. Das Opfer wird ritualisiert und transformiert: vom Menschen- zum Tierund zum Metallopfer. Es ist schuldbeladen Christoph Türcke Mehr! Philosophie des Geldes (Verlag C. H. Beck, München 2015, 480 S., 29,95 €) Was ist gerecht? G erechtigkeit ist eines jener Grundworte, welche die politische Auseinandersetzung moderner westlicher Gesellschaften beherrschen. Aber was ist darunter zu verstehen? Beim Versuch, den Begriff dingfest zu machen, muss man beinahe scheitern. Ist Gerechtigkeit eine Norm, eine Moral, ein Verfahren oder ein Sachverhalt? An dieser Frage arbeitet sich der Publizist Christian Schüle ab. Sein Stil ist journalistisch, seine Sprache gewitzt, seine Hypothese klar: Wir kommen im nachmetaphysischen Zeitalter nicht mehr an eine Wesensbestimmung der Gerechtigkeit heran, aber gerade eine pluralistische Demokratie kann auf den Anspruch nicht verzichten, für möglichst gerechte Verhältnisse zu sorgen. Nach materialreichen Diskussionen, die kaum eine philosophische Facette der Gerechtigkeitsdebatte und auch nicht gegenwärtige sozioökonomische Beispielfälle auslassen, endet der Autor mit einem Plädo- Wider die moralische Arroganz des Westens Wenn die Idee der Menschenrechte ein Charakteristikum der westlichen Kultur ist, wie kann es dann sein, dass die längste Zeit europäischer Geschichte von Sklaverei und Folter durchzogen ist? Hans Joas zeigt anhand der aktuellen Rechtfertigung von Inhumanität im Westen, wie fragil der Fortschritt in Richtung einer Sakralisierung der Person ist, und warnt vor jedem kulturellen Triumphalismus, der sich auf die erreichten Fortschritte beruft. www.koesel.de und bleibt es auch, als es im Tempelkult mit Zins verbunden wird und den Übertritt in die profane Handelswelt vollzieht. Spannend beschreibt Türcke zahlreiche Wandlungen des Geldes bis zu seiner flüchtigen elektronischen Form der Gegenwart. Jede Wandlung bindet er erhellend in die ununterbrochene Kette eines letztlich immer gleichen Schuldbegleichungskreislaufs ein. Die Zentralbank? Nur eine neue Form des Tempelschatzes, deren Priester schon vor langer Zeit die erste „Kaufkraft“ garantierten. Eine Empfehlung für jeden, der der Faszination des Geldes kurzweilig und tiefsinnig zugleich auf die Spur kommen will. Norbert Schwab yer für Beteiligungsgerechtigkeit. Das Buch eignet sich für jeden, der eine zwar sachkundige, aber nicht lehrbuchartige Aufbereitung der Frage sucht, weshalb man heute noch von Gerechtigkeit sprechen sollte. Zwei Aspekte stoßen aber unangenehm auf: zum einen der wegen der zahlreichen als „Bekenntnisse“ bezeichneten Einschübe des Autors doch zunehmend selbstverliebte Stil. Und obwohl sich der Verfasser um die Einbeziehung religiöser Traditionen bemüht, driftet der Text zum anderen doch immer wieder in platte Klischees über die Religion ab. Sind Christentum und biblischer Glaube wirklich nur eine „Schutzgemeinschaft der Zukurzgekommenen“, ist Paulus gar der „Chefideologe des Christentums“? Daniel Bogner Christian Schüle Was ist Gerechtigkeit heute? Eine Abrechnung (Pattloch Verlag, München 2015, 360 S., 19,99 €) 96 Seiten | € 10,00 [D] | ISBN 978-3-466-37126-6 Auch als E-Book erhältlich S Tempelschatz Zentralbank 222 Glaubensleben Nr. 41 / 2014 BÜCHER CIG Die zwei Leben des Augustinus V on Geldgier motivierte Gewalt und Terror, Zerstörung von Kulturgütern, Kriege und Flüchtlingswellen – in solche Zeitereignisse zeichnet Klaus Rosen die Lebensgeschichte des Augustinus mit dem Stift des Historikers hinein: nüchtern und ohne jede legendarische Überhöhung, detailreich und wissenschaftlich gesichert. Dabei kommt die Theologie nicht zu kurz. Es entsteht das Porträt einer facettenreichen und auch widerspruchsvollen Persönlichkeit, eines Menschen, der in jungen Jahren Gottesdienste aus sexuellem Interesse aufsuchte, der seine Mutter arglistig täuschte und einen Gönner brüskierte, der sich noch während der Verlobungszeit eine neue Konkubine zulegte und seinen Sohn verleugnete. Eines Menschen aber auch, der ein Genie der Freundschaft war und immer neue Leute in seinen Bann zog, um mit ihnen eine neue evangeliumsgemäße Lebensform zu erproben, der trotz einer schwachen Gesundheit ein schier unfassbares Arbeitspensum absolvierte, der jeder Bitte um Hilfe nachkam und keiner Auseinandersetzung auswich, der sich ständig in die Politik einmischte und dabei klar Stellung bezog, der die Bibel als Richtschnur für Denken und Handeln nahm und bis zuletzt als Seelsorger für die ihm anvertrauten Menschen da war. Die Attribute „Genie“ und „Heiliger“ wachsen in einer spannungsreichen und konflikthaften Biografie irgendwie zusammen. Augustinus selbst hätte wohl gesagt: aus Gnade. Josef Epping Klaus Rosen Augustinus Genie und Heiliger (Philipp von Zabern Verlag, Darmstadt 2015, 256 S. mit 18 s/wAbb. und 2 Karten, 29,95 €) Andächtig alltäglich Z u einem achtsamen und andächtigen Umgang mit sich selbst und dem Leben lädt Holger Zaborowski ein. Die zuerst in der Rubrik „Liturgie im Leben“ des CIG erschienenen Beiträge umfassen die Vielfalt des Lebens. Der Autor erinnert daran, dass Glück Gnade sei, dass Freude in die Weite führe. Nur mit anderen zusammen könne man feiern, jede Feier stehe in der Spannung zwischen Erfüllung und Sehnsucht. Zaborowski blendet Leiden, Altern und Sterben nicht aus, schafft es aber, diese in einen tieferen Sinn einzubetten. Die Beziehung zwischen Gott und Mensch wird reflektiert, wobei die Impulse mit Gedanken zur Liturgie enden. Die Denkanstöße für den Alltag sind mehr als nur ein Andachtsbuch. Martina Ahmann Holger Zaborowski Andächtig leben Denkanstöße für den Alltag (Verlag Herder, Freiburg 2015, 159 S., 16,99 €) Die Erfolgsformel des Papstes Bonhoeffers Weg Sperrige Märtyrer F E Charles Marsh Dietrich Bonhoeffer Der verklärte Fremde. Eine Biografie (Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2015, 592 S., 29,99 €) Eberhard Schockenhoff Entschiedenheit und Widerstand Das Lebenszeugnis der Märtyrer (Verlag Herder, Freiburg 2015, 239 S., 22,99 €) ür den Theologen Charles Marsh war die Sichtung der nachgelassenen Briefe, Fotos und Notizbücher Dietrich Bonhoeffers (1906–1945) Anlass, die Biografie des Theologen und Widerstandskämpfers zu verfassen. Einfühlsam und gründlich schlägt er den Bogen eines kurzen, ereignisreichen Lebens: Schon mit 23 – der Zeit seiner Habilitation – prophezeit sich der privilegierte Sohn aus bestem Haus nüchtern, dass er nicht älter als 40 werden würde. Ist deshalb sein Leben so erfüllt von Tätigkeit, Reisen, Begegnungen, Gedanken und Texten? Berührungsängste hatte Bonhoeffer nie. So besuchte er in Harlem afroamerikanische Gottesdienste und schrieb begeistert: „Ich habe in Negerkirchen das Evangelium predigen hören.“ Wieder in Berlin zog er vor seiner Ordinierung zum Pfarrer 1931 von der elterlichen Grunewalder Villa in den Prenzlauer Berg, eine Gegend mit den „schwierigsten sozialen und politischen Verhältnissen“. Er, der oft ratlos war, was er den Menschen „am Rand der Gesellschaft“ geben sollte, leitete dort eine Konfirman dengruppe der Zionskirche, insgesamt Söhne arbeitsloser Fabrikarbeiter, und gründete eine „Jugendstube“ für arbeitslose Jugendliche, die 1933 von den Nazis aufgelöst wurde. Daniela Maria Ziegler s gibt sicher nicht viele Glaubensthemen, die so viel Abwehr, Irritation und Sprachlosigkeit hervorrufen wie das Martyrium. Für Gott sein Leben zu geben, dem haftet in vielen Fällen etwas Sinnloses und Zerstörerisches an. Gerade in unseren Tagen, in denen so viele Menschen der Religion den Rücken kehren, sind die Lebensgeschichten voller Gewalt und Schmerz im Namen des Glaubens schwer auszuhalten. Eberhard Schockenhoff führt mit viel psychologischem Feingefühl in die sperrige Materie ein. Der Moraltheologe spürt den Motiven der Blutzeugen nach und schlägt den Bogen vom Urchristentum bis in die heutige Zeit, in der der Märtyrerbegriff für viele zum Synonym für fanatische muslimische Selbstmordattentäter geworden ist. Einen längeren Abschnitt widmet er den bekannten Märtyrern im Nazi-Widerstand Bonhoeffer und Moltke sowie ihren Familien. Vor allem anhand der sehr persönlichen Briefe lässt sich nachvollziehen, welche Schmerzen diese Gewissensentscheidung hinterlässt. Mit dem Kapitel „Dank an die Märtyrer“ bezieht Schockenhoff zusammenfassend und undogmatisch Stellung. Wer das Thema nicht scheut und nach dem tieferen Sinn des Unverständlichen sucht, findet in „Entschiedenheit und Widerstand“ interessante Impulse. Barbara Münzer Den eigenen Weg zum tieferen Glauben Das Buch ist ein Lob auf die spirituellen Möglichkeiten unserer Gegenwart. Wie nie zuvor stehen uns heute Inhalte verschiedener Religionen und Konfessionen zur Verfügung. Auch immer mehr Christinnen und Christen suchen nach mehr als nur die eine Wahrheit. Ein Buch, das religiöse Pluralität wertschätzt und nicht länger als »Patchwork-Religion« verteufelt. Franziskus kommt an. Er wird für seinen Stil geliebt, obwohl er es nicht jedem recht machen will und klare Entscheidungen nicht scheut. Chris Lowney beschreibt, weshalb der Papst so erfolgreich ist, und erklärt, wie seine Spiritualität auch für uns hilfreich sein kann. ca. 224 Seiten | Gebunden mit Schutzumschlag ca. € 16,99 / € [A] 17,50 ISBN 978-3-451-32809-1 ca. 192 Seiten | Gebunden ca. € 19,99 / € [A] 20,60 ISBN 978-3-451-34215-8 Neu in allen Buchhandlungen oder unter www.herder.de Neu in allen Buchhandlungen oder unter www.herder.de CIG BÜCHER Nr. 41 / 2014 Hirnforschung / Bibel 223 Existiert Gott nur durch das Gehirn? D 4 ie Hirnforschung gehört zu den angesagtesten Wissenschaftszweigen. Nicht nur, dass viele von ihr die Erklärung der letzten offenen Fragen über den Menschen und die Welt erwarten, sie stellt auch die Rede und die Lehre von Gott radikal infrage. Immer genauere Forschungsergebnisse scheinen zu belegen, dass der in allen Kulturen feststellbare Gottesglaube lediglich eine Art Linse ist, durch die wir die Wirklichkeit gedeutet wahrnehmen, dass es sich bei Gott um „ein von unserem Gehirn erzeugtes subjektives Phänomen“ handelt und dass die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod der Menschheit im Evolutionsprozess Vorteile verschafft, da diese Perspektive den Willen zum Überleben und die Bereitschaft, sich für den anderen einzusetzen, stärkt. Von solchen Auffassungen, die einen Abschied vom Glauben an Gott hin zu einem Glauben an den Naturalismus begründen wollen, geht der Jesuit, Psychotherapeut, Philosoph und Theologe Hans Goller aus, um zunächst einen Überblick über die Forschung der Neurotheologie zu geben. Theologen, Philosophen und Psychologen wollen zwar mit Hilfe neurowissenschaftlicher Methoden der Religiosität des Menschen auf die Spur kommen, tun sich jedoch nach wie vor mit wirklichen Erklärungen schwer. Denn die Versuche mit nur wenigen Personen liefern lediglich auf den Einzelnen und sein Gehirn zugeschnittene Ergebnisse. Es gibt zudem sich schlicht widersprechende Befunde: Während einige Forscher schließen, bei religiösen Erfahrungen handle es sich eher um eine Angelegenheit kognitiver, also verstandesmäßiger Bewertungen, verorten andere die Religiosität verstärkt in mit Emotionen befassten Bereichen des Gehirns. „Von eindeutigen und klaren psychophysischen Korrelationen kann bisher noch keine Rede sein“, so Goller. Das wissenschaftstheoretische Grundproblem liegt in der Frage, wie das Verhältnis des menschlichen Bewusstseins zu den Milliarden Nervenzellen mit ihren zahllosen Verbindungen bestimmt wird. Wird das Bewusstsein auf ein Produkt der Hirnfunktionen verkürzt, wie dies unter Neurowissenschaftlern immer wieder geschieht, ist der Mensch sein Gehirn, und die ihn umgebende Welt sowie Gott existieren lediglich als neuronale Prozesse. Wird das Gehirn dagegen als das Organ beschrieben, das unsere Beziehungen mit der dinglichen Welt, den Mitmenschen und uns selbst vermittelt, umfasst das Bewusstsein den ganzen Menschen. Das Gehirn lässt sich dann mit einem Musikinstrument vergleichen, das nicht selbst die Musik hervorbringt, es aber dem Musiker ermöglicht, zu musizieren. Existiert das Bewusstsein aber auch unabhängig vom sterblichen Körper, also über den Tod hinaus? Berichte sogenannter Nahtoderfahrungen und ihre wissenschaftliche Untersuchung stellen Goller zufolge die These infrage, das Gehirn produziere das Bewusstsein und der Hirntod sei sein definitives Ende. Mit den bisherigen Forschungsergebnissen lässt sich jedoch nicht belegen, ob es sich bei dem häufig beschriebenen Phänomen, dass der klinisch tote Patient sich von außen betrachten und die Wiederbelebungsbemühungen beobachten konnte, um die Reaktion des sterbenden Gehirns handelt oder ob diese Erlebnisse auch unabhängig von den Hirnfunktionen gemacht wurden. Dies würde die Vermutung eines außerhalb des Körpers und des Gehirns weiterexistierenden Bewusstseins, einer Seele zumindest stärken. Goller gewährt spannende Einblicke in den Forschungsstand der Neurotheologie und stellt die sich widersprechenden Positionen dar. Dabei wird immer auch deutlich, dass er eine Verkürzung des menschlichen Bewusstseins auf rein materielle Prozesse ablehnt. Stephan Neumann Hans Goller Wohnt Gott im Gehirn? Warum die Neurowissenschaften die Religion nicht erklären (Butzon & Bercker, Kevelaer 2015, 296 S., 24,95 €) Theologie der Heiligen Schriften D ie Studie über „Herkunft und Horizont der Theologie des Neuen Testaments“ ist nur auf den ersten Blick etwas für bibelwissenschaftliche Feinschmecker. Tatsächlich handelt es sich um einen programmatischen Wurf, der eine Übersicht verschafft über die Entwicklung neutestamentlicher Fragehorizonte. Gerade so wird das Buch von Paul-Gerhard Klumbies zu einem gelungenen Plädoyer für eine betont theologische Interpretation biblischer Texte. Im Zentrum der Untersuchung steht die „Theologie des Neuen Testaments“ als ein im Bereich der Wissenschaft etabliertes Genre, dessen Hauptaufgabe in der Präsentation der Forschungsergebnisse liegt. Im Zuge der Aufklärung hatte sie sich zu einer stark historisch und philologisch ausgerichteten Literaturgattung entwickelt. Klumbies fragt nach dem Eigenen einer „Theologie des Neuen Testaments“ und zeigt auf, worin ihr Auftrag über alle historischphilologischen Einsichten hinaus besteht und wie ihr Beitrag zur Theologie als Ganzes zu bestimmen ist. Ohne die Notwendigkeit exakter Analyse infrage zu stellen, wird der Anspruch einer genuin theologischen Deutung begründet, weil nur so dem den Heiligen Schriften innewohnenden Selbstverständnis, Wort des lebendigen Gottes im Wort von Menschen zu sein, Rechnung getragen werden kann. Entscheidend ist, mehr Theologie zu wagen. Robert Vorholt Paul-Gerhard Klumbies Herkunft und Horizont der Theologie des Neuen Testaments (Mohr Siebeck, Tübingen 2015, 187 S., 29 €) Nächstenliebe, biblisch N ächstenliebe ist keine rein christliche Angelegenheit. Die barmherzige Zuwendung zum Anderen, das selbstlose Lindern von Not, die Hilfe für Leib und Seele sowie der Aufbau einer gerechten Gesellschaft finden sich als Ziel und Beweggrund in allen Kulturen, Religionen, auch in der Politik. Was aber meint Nächstenliebe als Herzstück jesuanischen Denkens und Lebens? Der Bochumer Neutestamentler Thomas Söding analysiert die biblisch-jüdischchristliche Grundlage anhand der Quellen. Entstanden ist aber kein trockener Traktat, sondern ein leidenschaftlich vorgetragenes Plädoyer für den Kern jesuanischer Ethik. In einer Zeit, in der die gesellschaftliche Bedeutung der christlichen Botschaft schwindet, will Söding im besten Sinn aufklären. Er geht von der jüdischen Grundlage der Nächstenliebe in der Tora, in den fünf Büchern Mose, aus (Lev 19,18) und schlägt von dort den Bogen zum Neuen Testament. Das Gebot der Nächstenliebe ist biblisch eng an das Gebot der Gottesliebe gekoppelt, was einen gewissen Unterschied setzt zur Nächstenliebe allgemein. Ohne Gottesliebe keine Nächstenliebe und schon gar keine Feindesliebe. Der barmherzige Samariter in Jesu Gleichnis veranschaulicht das. In frühchristlicher Zeit hat das christliche Engagement für die Armen gerade auf Nichtchristen überzeugend gewirkt, wie besonders die neutestamentliche Briefliteratur zeigt. Der Verfasser stellt zudem die philosophische und psychologische Kritik an der Nächstenliebe dar. Er fragt unter anderem: Wird das Böse nicht verharmlost durch die Annahme, die Nächstenliebe nehme alles hin? Söding widerspricht mit Paulus: Die Nächstenliebe stellt sich dem Bösen: „um es zu verwandeln“. Jürgen Springer Thomas Söding Nächstenliebe Gottes Gebot als Verheißung und Anspruch (Herder, Freiburg 2015, 423 S., 26,99 €) Neuerscheinungen zu aktuellen Themen der Theologie OttO Weiss Kulturkatholizismus Katholiken auf dem Weg in die deutsche Kultur (1900–1933) Mit einem Vorwort von Hans Maier anDreas WOllbOlD Pastoral mit wiederverheirateten Geschiedenen – gordischer Otto Weiß zeichnet den Weg der katholischen intellektuellen in die deutsche Kultur nach und stellt die Protagonisten und Wortführer vor. Das faszinierende Porträt einer spannenden epoche! Walter WinK auGust laumer Eine Theologie der Gewaltfreiheit Eine Einführung in ihre Grundlagen ein preisgekröntes Werk! Verwandlung der Mächte Pastoraltheologie Zur aktuellen Debatte – neue lösungsvorschläge. »Das Buch ermutigt, scheinbar alternativlose Systeme nicht als gottgegeben hinzunehmen.«Die KirChe Was ist Pastoraltheologie und was sind ihre Grundbegriffe? theorie und pastorale Praxis – für studierende und in der Pastoral tätige. 272 S., kart., ISBN 978-3-7917-2661-8 e (D) 22,– / auch als eBook 176 S., kart., ISBN 978-3-7917-2591-8 e(D) 19,95 232 S., kart., ISBN 978-3-7917-2662-5 e (D) 19,95 / auch als eBook Knoten oder ungeahnte Möglichkeiten? »Das Werk genügt hohen wissenschaftlichen Ansprüchen und bietet zugleich (…) eine spannende Lektüre.« Christ in Der GeGenWart 312 S., kart., ISBN 978-3-7917-2615-1, e(D) 29,95 auch als eBook www.verlag-pustet.de Telefon 0941 / 92022-0 Telefax 0941 / 92022-330 [email protected] 224 Kirche / Leben Nr. 41 / 2014 BÜCHER CIG Das Christusjahr Laie oder Volk? Zwei Mönche Immer besser? D as Kirchenjahr ist viel mehr als Brauchtum. Es erzählt und vergegenwärtigt die Christusgeschichte. Am Anfang und am Ende steht Jesus Christus. Der evangelische Theologe Gerhard Sauter zeigt, wie in der frühen Kirche die Christusfeste von ihren historischen Gedächtnisstätten in Israel gelöst wurden, so dass sie von der Kirche an jedem Ort gefeiert werden konnten. Nach wie vor hat jedes Fest einen christologischen Sinnkern, den der Autor herausarbeitet. Sauter schreibt besonders für Liturgen, Prediger und Personen, die den Glauben in Katechese und Unterricht weitergeben. In der Verkündigung soll der eigentliche Gehalt der Feste weder zerredet noch verschwiegen werden. Biblische Predigten, Homilien dürfen sich nicht in „Umsetzungen der Festtagstexte in ethische Strategien oder Maximen der Lebensführung“ erschöpfen. Die Feste sind auch nicht in Wohlfühlfeiern umzuwidmen. In den Feiern werden die Menschen in das Handeln Gottes an Jesus mit hineingenommen. Insofern ist das Kirchenjahr eine „Gedächtnisstütze der Kirche“, die hilft, nicht zu vergessen, was wir erhoffen dürfen: ein sinnvolles Leben auch im Leid – und dass der Tod nicht das Ende von allem ist. So ist das Kirchenjahr eine „Form der öffentlichen Theologie“. Heike Helmchen-Menke W D er Glaube kommt vom Hören – auf Menschen, die etwas bezeugen können. Das vorliegende Buch gibt Gelegenheit, hineinzuhören in ein Gespräch der Benediktinermönche Anselm Grün und David Steindl-Rast. Von der Frage nach Gott und dem Selbstverständnis des Menschen über den Umgang der Religionen mit dem Leid bis hin zu zeitgemäßen Versprachlichungen von Trinität und Inkarnation reicht der Spannungsbogen. Es empfiehlt sich, jedes der 22 Kapitel für sich zu lesen. Man darf kein Streitgespräch erwarten. Im Wesentlichen stimmen der Mönch aus Münsterschwarzach und der in Wien gebürtige, in den USA lebende Einsiedler überein, wenngleich an einigen Passagen deutlich wird, dass Grün immer wieder auf die Psychologie C. G. Jungs zurückkommt, während Steindl-Rast stark geprägt ist von seinem jahrzehntelangen Engagement im interreligiösen Dialog, besonders mit dem Buddhismus. Als Leser profitiert man von der reichen geistlichen Erfahrung der Gesprächspartner, die ihren Dialog immer auf einem Niveau halten, das weder seicht oder anbiedernd ist noch intellektuell unnötig kompliziert oder anstrengend daherkommt. Jakob Paula ie Hoffnung auf das „Neue Jerusalem“ ist wie ein heimlicher Code in die abendländische Geistesgeschichte eingegangen. Sie prägt, wie der Ideen-Historiker Bedrich Loewenstein eindrucksvoll darlegt, die Erwartungen vieler, die sich längst vom Glauben an ein eschatologisches Gottesreich verabschiedet haben. „Wie sich im Mittelalter die konträren Ideen des Imperium Romanum und des christlichen Heilsplans zusammenfanden zum provisorischen katechon (im Sinn von ‚Verzögern‘) des Heiligen Reiches, so in der Neuzeit die herkömmliche Erwartungshaltung mit dem Glauben an die weltliche Erfüllung der Zeit.“ Dass sich alles stetig zum Höheren und Besseren entwickelt, erscheine den meisten Europäern als unbezweifelbare Tatsache. Angefangen in der Antike (Prometheus), geht es dem Autor darum aufzuzeigen, dass Fortschritts-„Glaube“ stets eine Schlagseite aufweist: sich ideologisch zu immunisieren und humane Entfaltung zu verhindern. Dagegen plädiert der in Prag geborene Wissenschaftler dafür, sich nicht dem Prozess eines „total engineering“ zu überlassen, sondern den historischen Boden zu untersuchen, auf dem wir stehen, um „aus der Größe und den Abgründen des europäischen Abenteuers zu lernen.“ Thomas Brose Gerhard Sauter Schrittfolgen der Hoffnung Theologie des Kirchenjahres (Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2015, 272 S., 29,99 €) Peter Neuner Abschied von der Ständekirche Plädoyer für eine Theologie des Gottesvolkes (Herder, Freiburg 2015, 288 S., 24,99 €) Anselm Grün, David Steindl-Rast Das glauben wir Spiritualität für unsere Zeit. Hg. von Johannes Kaup (Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach 2015, 190 S., 19,99 €) Bedrich Loewenstein Der Fortschrittsglaube Europäisches Geschichtsdenken zwischen Utopie und Ideologie (Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 520 S., 49,95 €) enn sich auf die Frage ‚Wer ist ein Laie?‘ oder ‚Was ist ein Laie?‘ offensichtlich keine befriedigende Antwort finden lässt, kann das seinen Grund darin haben, dass die Frage falsch gestellt ist. Auf eine falsch gestellte Frage lässt sich nun einmal keine befriedigende Antwort geben.“ So beurteilt Peter Neuner das übliche Ringen um ein angemessenes Verständnis des „Laien“, also des Nicht-Ordinierten, in der Kirche. Stattdessen plädiert er dafür, die Herkunft des Begriffs „Laie“, von griechisch „laós“ – das heißt zum Volk gehörig –, wieder ernstzunehmen. Denn dort, wo im Neuen Testament „laós“ Christen meint, markiere dies nicht eine Differenzierung innerhalb des Gottesvolkes, sondern bezeichne die „Glaubenden und Getauften im Gegensatz zu den Nicht-Getauften und Nicht-Glaubenden“. Neuner schließt sich denen an, die sich für einen Verzicht auf die Rede vom Laien aussprechen zugunsten der Besinnung darauf, dass alle Getauften „Glieder des Volkes Gottes, also ‚Laien‘“ sind. Dieser „wahren Gleichheit“ innerhalb des Volkes Gottes widerspricht auch nicht, „dass es in der Kirche verschiedene Ämter und Dienste geben muss“, ohne die „das Volk nicht das Volk Gottes, die Kirche wäre“. Das Buch führt aus, was immer noch nicht genug erkannt und verwirklicht ist. Matthias Mühl D Neue Reihe: Hans Küng – Sämtliche Werke in 24 Bänden de Die ersten Bän n ne soeben erschie Neu in allen Buchhandlungen oder unter www.herder.de 536 Seiten | Gebunden mit Schutzumschlag Einzelpreis € 70,– / € [A] 72,– Subskr.-Preis € 65,– / € [A] 66,90 ISBN 978-3-451-35201-0 784 Seiten | Gebunden mit Schutzumschlag Einzelpreis € 80,– / € [A] 82,30 Subskr.-Preis € 72,– / € [A] 74,10 ISBN 978-3-451-35202-7
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