Index Digitale Wettbewerbsfähigkeit Deutsche Städte im Vergleich Studienreihe Datenland Deutschland Inhalt 5 Key findings 7 Top 5 Landkarte 8 Städte und digitale Wettbewerbsfähigkeit 11 Background und Ergebnisse des Index 14Talentindex 16Innovationsindex 18Attraktivitätsindex 20Schlussfolgerungen 21 Anhang: Methodik 4 Key findings Die digitale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands hängt von der Leistungsfähigkeit der 30 größten deutschen Städte ab. Diese sind dabei sehr unterschiedlich positioniert. Die Ausstattung mit Wettbewerbsvorteilen im digitalen Bereich ist auf wenige Metropolen konzentriert. München und Berlin sind dabei die herausragenden Standorte, weisen aber unterschiedliche Treiber für die digitale Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit auf. Generell ist digitale Wettbewerbsfähigkeit zu einem entscheidenden Faktor quer über alle Branchen geworden. Dies ändert die Anforderungen an erfolgreiche Standorte und führt zu einer noch zentraleren Rolle von Städten als Innovations-Hubs. In diesem Kontext untersucht der Deloitte Index Digitale Wettbewerbsfähigkeit mithilfe eines neuen Ansatzes die 30 größten deutschen Städte und analysiert, welche die höchste digitale Wettbewerbsfähigkeit haben. Der Ansatz untersucht dabei drei Bereiche, die für digitale Wettbewerbsfähigkeit entscheidend sind, nämlich die Ausstattung mit Talenten, die Innovationsfähigkeit und die Attraktivität. Dabei geht der Index über den digitalen Kernbereich der Informations- und Kommunikationsindustrie hinaus und untersucht die branchenübergreifende Positionierung der Städte. Der Talentindex bildet dabei die Stärke und Dynamik des Informations- und Kommunikationstechnologiesektors (IKT) ebenso ab wie die Ausstattung mit IT-Experten in allen Sektoren der jeweiligen Stadt, das allgemeine Bildungsniveau und den Pool an künftigen Talenten. Der Innovationsindex misst die Ausstattung mit Forschungseinrichtungen, mit IKT-Unternehmen und die Gründungsintensität bei digitalen Unternehmen. Der Attraktivitätsindex umfasst die Wirtschaftsfreundlichkeit der Städte ebenso wie ihre Anziehungskraft auf die hoch qualifizierten Arbeitnehmer von morgen, die heutigen Studenten. Die Stadt mit der höchsten digitalen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland ist München. München profitiert dabei vor allem von seiner Position im Bereich Talente. München hat die höchste Akademikerquote unter Index Digitale Wettbewerbsfähigkeit Deutsche Städte im Vergleich 5 den deutschen Großstädten ebenso wie eine sehr starke Spezialisierung auf die IKT-Branche, die ihre Mitarbeiterzahlen in den letzten fünf Jahren um 34 Prozent erhöht hat. Die bayrische Landeshauptstadt kombiniert diese Spezialisierung mit den stärksten ITKompetenzen über alle Branchen hinweg und hat die höchste Beschäftigungsquote von Informatikern und IT-Experten generell – ein Spiegelbild der starken Stellung Münchens in vielen Industriebranchen. Berlin auf dem zweiten Platz hat ein anderes Stärkenprofil. Die Hauptstadt punktet vor allem mit hoher Leistungsfähigkeit im Bereich Innovation, hier vor allem mit Forschungseinrichtungen und der bundesweit höchsten Gründungsintensität im IKT-Sektor. Ebenso bringt Berlin die meisten MINT- (Mathematik, Ingenieurwesen, Naturwissenschaft, Technik) und Design-Studenten hervor, ein wichtiger Indikator für die künftige Leistungsfähigkeit. Schwächere Performance zeigt Berlin bezüglich der Wirtschaftsfreundlichkeit für Unternehmen und bei der allgemeinen Akademikerquote. Hamburg auf dem dritten Platz ist die attraktivste Stadt für die hoch qualifizierten Arbeitnehmer von morgen, die heutigen Studenten. Die Hansestadt zeigt ebenso eine starke Performance im Bereich Innovation, hat aber im Vergleich dazu Defizite im Bereich Talente. Die Ergebnisse zeigen, dass die großen deutschen Metropolen im digitalen Bereich eine starke Magnetwirkung haben und die Wettbewerbsfähigkeit unter den größten deutschen Städten höchst ungleich verteilt ist. An wenigen Standorten ballen sich die Talente, die die digitale Wirtschaft benötigt ebenso wie die Innovationskraft. Gleichzeitig sind diese Städte auch besonders attraktiv für die künftigen hoch qualifizierten Arbeitnehmer. Talente, Innovation und Attraktivität sind eng miteinander verknüpft. Die Städte sollten sich ihrer unterschiedlichen technologischen Stärken und Schwerpunkte im digitalen Bereich bewusst werden und gezielt fördern. Unternehmen sollten untersuchen, welche Städte in ihren technologischen Schwerpunkten führend sind, und gezielt Verbindungen und Kooperationen in diese Innovations-Hubs aufbauen. Tab. 1 – Deloitte Index Digitale Wettbewerbsfähigkeit, Top 10 Innovationsindex Gewichtung: 40% Rang Attraktivitätsindex Gewichtung: 20% Rang Stadt 1 München 94,1 1. 3. 2. 2 Berlin 88,1 2. 1. 7. 3 Hamburg 88,0 6. 2. 1. 4 Köln 81,9 4. 4. 5. 5 Stuttgart 79,7 3. 7. 4. 6 Frankfurt am Main 78,8 7. 5. 3. 7 Dresden 72,1 8. 6. 6. 8 Düsseldorf 66,5 11. 8. 9. 9 Karlsruhe 62,5 5. 17. 12. 10 Leipzig 60,1 14. 12. 8. *Maximal erreichbare Punktzahl = 100 6 Talentindex Gewichtung: 40% Rang Gesamt-Index* Punkte Top-5-Landkarte 3. Hamburg 2. Berlin 88,0 88,1 Attraktivitäts-Sieger Start-up-Hauptstadt · Attraktivste Stadt für Studenten als künftiger Arbeitsort · Hohe Zahl von Forschungseinrichtungen und IKT-Unternehmen · Höchste Gründungsintensität im IKT-Sektor · Hohe Beschäftigungsdynamik im IKT-Sektor · Höchste Zahl an Forschungseinrichtungen und IKT-Unternehmen Hamburg Berlin Köln 4. Köln 81,9 Medien-Hub · Hohe Spezialisierung auf IKT-Industrie mit Medienfokus · Stärke bei Studenten (MINT und Design) 1. München Stuttgart München 94,1 Talent-Hauptstadt 5. Stuttgart 79,7 Ingenieursschmiede · Hohe Akademikerquote · Hohe Zahl von Informatikern und IT-Berufen sowie MINT-Studenten · Starke Spezialisierung und hohe Dynamik im IKT-Sektor · Höchste Zahl an Informatikern und IT-Berufen · Höchste Akademikerquote Index Digitale Wettbewerbsfähigkeit Deutsche Städte im Vergleich 7 Städte und digitale Wettbewerbsfähigkeit Von der Wissens- zur digitalen Ökonomie Die Treiber von Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit wandeln sich. Spätestens seit der Entstehung der Wissensökonomie ist offensichtlich, dass Wissen für moderne Volkswirtschaften und Unternehmen der zentrale Produktionsfaktor ist. Die Entwicklung zur wissensbasierten Ökonomie ist seit Jahrzehnten im Gang. Sie setzte sich mit der höheren Wissensintensität der Produktion und der rapide zunehmenden Bedeutung von wissensintensiven Dienstleistungen wie Softwareentwicklung oder komplexen Finanzdienstleistungen durch. Der Trend zur Wissensökonomie zeigt sich beispielsweise in einer deutlich höher qualifizierten Arbeitnehmerschaft. Zwischen 2003 und 2013 stieg die Zahl der Erwerbstätigen mit Hochschulabschluss um 2,4 Millionen auf 8 Millionen, eine Zunahme um rund 43 Prozent. Gleichzeitig liegt das Wachstum der akademischen IT- und der naturwissenschaftlichen Berufe um mehr als das Doppelte über dem allgemeinen Beschäftigungswachstum.1 Aktuell wandelt sich die Wissensökonomie zu einer digitalen oder datenbasierten Ökonomie. Wissen wird Abb. 1 – Anstieg der Erwerbstätigen mit Hochschulabschluss zwischen 2003 und 2013 +43% 2003 2013 8 5,6 Mio 8,0 Mio in der digitalen Ökonomie noch einmal wichtiger, vor allem in digitaler Form. Dadurch verbreitert sich der Zugang zu Wissen ebenso enorm wie die Möglichkeiten, Wissen anzuwenden. Zum anderen entstehen auf der Basis digitaler Daten und Informationen neue Produkte und Dienstleistungen. Wettbewerbsfähigkeit basiert zunehmend auf digitaler Innovation Digitale Technologie ist eine Querschnitts- beziehungsweise Schlüsseltechnologie, deren Effekte weit über das eigene Gebiet herausreichen und Basis für Innovationsschübe in vielen Wirtschaftsbereichen sind. In der Autobranche zeigen sich digitale Innovationen beim vernetzten und beim selbstfahrenden Auto; in der Immobilienwirtschaft beim Smart Home; in der verarbeitenden Industrie bei 3D-Druckern; in der Medienbranche beim Streaming von Filmen und Musik; in der Gesundheitsbranche bei der Telemedizin und in der Finanzbranche bei digitalen Zahlungsverkehrssystemen und gar bei neuen digitalen Währungen. Innovationen werden zunehmend nicht nur digital, sondern in der Folge datengetrieben. Laut der OECD sind Datenanalysen und Big-DataVerfahren die neuen Quellen des Wachstums. Sie sind die Grundlage von neuem Wissen und Wertschöpfung und führen zu neuen Produkten, Märkten, Verfahren und Geschäftsmodellen in den entwickelten Volkswirtschaften.2 Von daher ist Wettbewerbsfähigkeit in der digitalen Wirtschaft und in der Anwendung digitaler Technologien zum entscheidenden Wachstumsfaktor geworden. Konsumentenverhalten wandelt sich Neben diesen technologischen Innovationen führt die Digitalisierung zu sozialen Innovationen, die das Konsumentenverhalten und Marktstrukturen grundlegend ändern. Die Sharing Economy macht Eigentum in Teilbereichen überflüssig. Digitale Plattformen, Grundlage der Sharing Economy, führen zu völlig neuen Formen des Konsums. Sie ermöglichen direkten Kontakt zwischen Kunden und Anbietern, neue Service-Angebote oder mehr Bequemlichkeit und Zeitersparnis für den Konsumenten. Die Apps in den Bereichen StreamingDienste oder Mobilität sind hier exemplarisch. Plattformen erlauben ebenfalls das Teilen ungenutzter Gegenstände, wie Zimmer, Autos oder Reinigungsfahrzeuge. Dadurch entstehen völlig neue Geschäftsmodelle, neue Unternehmen, neue Beschäftigungsmöglichkeiten und neue Berufe. Der Berufswunsch App-Entwickler war vor wenigen Jahren mangels Apps noch völlig unbekannt. Digitale Wettbewerbsfähigkeit und Standortvorteile Für die Wettbewerbsfähigkeit von Standorten bedeutet dies, dass digitale Innovationsfähigkeit und Talente zentral sind. Zum einen weil Wertschöpfung und Beschäftigungswachstum in den originär digitalen Branchen wie Software, Internet-Dienste oder Informationsdienstleistungen hoch sind. Zum anderen wegen der Ausstrahlungseffekte auf andere Branchen, in denen die Digitalisierung die Spielregeln und Wettbewerbsvorteile verändert. Zum dritten aber auch weil digitale Technologie die Grundlage neuer Produkte und Dienstleistungen ist und der Ausgangspunkt für technologiebasierte Start-ups, die wiederum Innovation ermöglichen. Somit hängen Standortvorteile in einer digitalisierten Wirtschaft von digitaler Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit ab. Städte: Hubs für die digitale Wettbewerbsfähigkeit Städte spielen eine zentrale Rolle für die digitale Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Oft herrscht die Vorstellung vor, dass durch die globale Vernetzung lokale Standortvorteile obsolet werden, weil man von jedem Ort auf der Welt mit jedem anderen verbunden und die völlige Dezentralisierung der Arbeit technologisch möglich ist. Dennoch ist das Gegenteil der Fall. Die Branche, von der man am meisten erwarten könnte, dass die Informationstechnologie die persönliche Kommunikation abgelöst hat, ist sicherlich die Software- und Internet-Branche. Doch gerade hier zeigt sich die Bedeutung geografischer Nähe. Viele der wichtigsten digitalen Innovationen sind nicht weltweit gleich verteilt, sondern stammen aus dem räumlich eng umgrenzten Gebiet des Silicon Valley und damit aus der Metropolregion San Francisco/San Jose. Der Aufbau eines spezialisierten Ökosystems aus technologischen Talenten, Start-ups, Hochschulen und etablierten Firmen erfordert räumliche Nähe und kontinuierlichen Austausch. Neue digitale Zentren entstehen in Metropolen, sei es in New York (Silicon Alley) oder in London (Tech City). Innovation, auch und vor allem die digitale, benötigt regionale Innovationsnetzwerke, und diese sind am leichtesten in Städten zu finden oder aufzubauen. Städte sind nicht nur zentral für die Entstehung von Innovationen, sondern auch für die Verbreitung derselben. Neue digitale Geschäftsmodelle werden als Erstes in Städten ausprobiert, nicht nur weil die Innovatoren meistens dort arbeiten. Manche neuen digitalen Geschäftsmodelle sind auch ausschließlich auf Städte beschränkt, weil nur hier die erforderliche Infrastruktur und die Logistik gegeben sind. Dies gilt vor allem für lokal gebundene Dienstleistungen, die über digitale Plattformen angeboten werden, wie zum Beispiel CarSharing. Ohne starke städtische Cluster, die Talente anziehen und Innovationen ermöglichen, kann Deutschland als Ganzes im digitalen Bereich nicht wettbewerbsfähig sein. In diesem Kontext untersucht die Studie, welche deutschen Städte am besten aufgestellt sind, um die Chancen des digitalen Zeitalters zu nutzen. Bundesagentur für Arbeit 2015. Gute Arbeit – Gute Chancen. Der Arbeitsmarkt für Akademiker, Nürnberg; Bundesagentur für Arbeit 2014. Der Arbeitsmarkt in Deutschland – MINT Berufe. 2 OECD 2015. Data-Driven Innovation. Big Data for Growth and WellBeing. OECD, Paris. 1 Index Digitale Wettbewerbsfähigkeit Deutsche Städte im Vergleich 9 10 Background und Ergebnisse des Index Der Index baut auf den Erkenntnissen der neuen Wachstumstheorie in der Volkswirtschaftslehre auf, für die Wissen, Talente sowie Innovation die zentralen Elemente für Wachstum sind.3 Übertragen auf die digitale Innovationsfähigkeit von Städten bedeutet dies, dass diese auf drei Elementen basiert – nämlich dem verfügbaren und künftigen Pool an Talenten, ihrer Innovationsfähig- keit und der Attraktivität für Unternehmen sowie hoch qualifzierte Fachkräfte. Diese Bereiche bildet der Deloitte Index Digitale Wettbewerbsfähigkeit ab. Dabei werden sowohl Indikatoren betrachtet, die die Stärke und Dynamik der IKT-Industrie in der jeweiligen Stadt abbilden, wie auch die branchenübergreifende Positionierung, da die Digitalisierung alle Branchen erfasst hat.4 Abb. 2 – Deloitte Index Digitale Wettbewerbsfähigkeit 40% Talentindex 20% 40% Innovationsindex Attraktivitätsindex Level und Dynamik der Beschäftigung im IKT-Sektor Forschungsinstitute Attraktivität für Unternehmen Informatiker und IT-Berufe IKT-Unternehmen Attraktivität für Studenten MINT- und Design-Studenten IKT-Unternehmensgründungen Akademikerquote Paul Romer 1986. Increasing Returns and Long-Run Growth. Journal of Political Economy. Vol. 94/5. 4 Eine ausführliche Beschreibung der Methodik des Rankings findet sich im Anhang. 3 Index Digitale Wettbewerbsfähigkeit Deutsche Städte im Vergleich 11 Die Stadt mit der höchsten digitalen Wettbewerbsfähigkeit unter den 30 größten Städten in Deutschland ist München, gefolgt von Berlin, Hamburg, Köln, Stuttgart und Frankfurt. Am Ende der Liste finden sich die Städte des Ruhrgebiets Wuppertal, Duisburg, Mönchengladbach und Gelsenkirchen. Es zeigt sich, dass die großen deutschen Städte im digitalen Bereich eine starke Magnetwirkung entfalten und sich die digitale Innovationskraft in Deutschland auf wenige Städte konzentriert. Nach Frankfurt auf dem 6. Platz werden die Abstände in der Punkteskala größer. Beispielsweise erreicht Essen auf dem 17. Rang nur noch halb so viele Punkte wie München. Es zeigt sich auch, dass viele Städte auf bestehenden Stärken aufsetzen und vorhandene Industrien digitalisieren, sodass sich unterschiedliche technologische Schwerpunkte ergeben. Der Spitzenplatz für München beruht vor allem auf einer herausragenden Stellung im Bereich Talente. München hat nicht nur eine sehr starke Spezialisierung auf die IKT-Branche, sondern auch eine sehr hohe Dynamik in der Mitarbeiterzahl derselben – diese ist zwischen den Jahren 2009 und 2014 um 34 Prozent (und damit um 16.400 Beschäftigte) gewachsen. Darüber hinaus weist München den höchsten Anteil an Informatikern und IT-Beschäftigten quer über alle Branchen auf (6,1 Prozent aller IKT-Experten in Deutschland arbeiten dort), eine Folge der wirtschaftlichen Stärke Münchens in vielen Branchen der verarbeitenden Industrie wie der Auto-, und Maschinenbauindustrie, der Umwelt- und Medizintechnik, aber auch des Mediensektors. Außerdem profitiert die Stadt stark von der höchsten Akademikerquote unter den deutschen Großstädten. Berlin hat ebenfalls große Wettbewerbsvorteile im digitalen Bereich, wenn auch mit anderen Schwerpunkten. Die Spezialisierung der Berliner Wirtschaft auf die IKTBranche ist hoch, ebenso wie ihre Dynamik. Zwischen 2009 und 2014 wuchs die Beschäftigung in diesem Sektor um 32 Prozent und damit um über 17.000 Arbeitnehmer. 12 Die Stadt hat die meisten MINT- und Design-Studenten, Forschungseinrichtungen und IKT-Unternehmen. Vielleicht am wichtigsten: Berlin weist auch die höchste Gründungsintensität von IKT-Unternehmen auf. Allerdings liegt Berlin in einigen Teilbereichen abgeschlagen zurück. Dazu zählen die Beschäftigung von Informatikern und IT-Fachleuten über alle Branchen hinweg, eine geringe Wirtschaftsfreundlichkeit der Stadt in den Augen der Unternehmen sowie eine relativ geringe Akademikerquote. Hamburg als drittplatzierte Stadt hat Stärken im Forschungs- und Designbereich ebenso wie bei der Anzahl der IKT-Unternehmen und ist führend in bestimmten Bereichen der digitalen Wirtschaft wie Online-Handel. Vorteilhaft für die Zukunftsaussichten Hamburgs ist, dass es für die hoch qualifizierten Arbeitskräfte von morgen die attraktivste deutsche Stadt ist. Die Stärken der anderen Städte in den Top Ten liegen in unterschiedlichen Schwerpunkten. Stuttgart schneidet im Bereich Talente sehr gut ab und hat die zweithöchste Akademikerquote. Köln hat eine hohe Spezialisierung auf die IKT-Industrie und Stärken im Design-Bereich, Frankfurt einen sehr hohen Anteil von Informatikern und IT-Beschäftigten ebenso wie Karlsruhe, das zudem eine sehr hohe Dynamik bei der Beschäftigung in der IKTIndustrie aufweist (+36% zwischen 2009 und 2014). Tab 2. – Deloitte Index Digitale Wettbewerbsfähigkeit Talentindex Gewichtung: 40% Rang Innovationsindex Gewichtung: 40% Rang Attraktivitätsindex Gewichtung: 20% Rang Stadt Gesamt-Index* Punkt 1 München 94,1 1. 3. 2. 2 Berlin 88,1 2. 1. 7. 3 Hamburg 88,0 6. 2. 1. 4 Köln 81,9 4. 4. 5. 5 Stuttgart 79,7 3. 7. 4. 6 Frankfurt am Main 78,8 7. 5. 3. 7 Dresden 72,1 8. 6. 6. 8 Düsseldorf 66,5 11. 8. 9. 9 Karlsruhe 62,5 5. 17. 12. 10 Leipzig 60,1 14. 12. 8. 11 Hannover 58,9 15. 9. 13. 12 Nürnberg 58,6 10. 16. 10. 13 Bonn 57,1 12. 13. 17. 14 Münster 56,0 13. 15. 11. 15 Bremen 52,8 19. 10. 18. 16 Dortmund 48,4 17. 14. 21. 17 Essen 48,0 18. 11. 23. 18 Aachen 45,2 9. 19. 24. 19 Braunschweig 40,4 16. 22. 16. 20 Mannheim 40,2 21. 18. 14. 21 Wiesbaden 39,1 20. 20. 19. 22 Kiel 30,9 24. 21. 20. 23 Chemnitz 27,3 22. 23. 25. 24 Bochum 24,2 23. 24. 26. 25 Bielefeld 23,9 26. 26. 22. 26 Augsburg 21,4 29. 28. 15. 27 Wuppertal 18,1 25. 25. 29. 28 Duisburg 15,6 27. 27. 27. 29 Mönchengladbach 11,1 28. 29. 28. 30 Gelsenkirchen 4,4 30. 30. 30. *Maximal erreichbare Punktzahl = 100 Index Digitale Wettbewerbsfähigkeit Deutsche Städte im Vergleich 13 Talentindex Digitale Innovation beruht auf dem Wissen sowie den Fähigkeiten der Beschäftigten und damit auf ihrem Know-how. Tatsächlich ist die Ausstattung mit Talenten beziehungsweise Humankapital der wichtigste Faktor für Produktivität und Wohlstand von Städten.5 Der Talentindex bildet dies ab und wendet es auf den digitalen Bereich an. Dabei misst der Index das Niveau und die Dynamik der Beschäftigung im IKT-Sektor ebenso wie den branchenübergreifenden Pool an Informatikern und IT-Experten, die Akademikerquote und die Studenten zahlen in den MINT- und den Design-Fächern.6 1. München 95,0 2. Berlin 84,5 München ist mit deutlichem Abstand die führende deutsche Stadt im Talentindex, gefolgt von Berlin, Stuttgart, Köln, Karlsruhe und Hamburg, die alle relativ eng beieinander liegen. Die Spitzenposition für München resultiert daraus, dass die Stadt bei drei der vier Indikatoren des Talentindex, nämlich bei IKT-Beschäftigung, IT-Berufe und Akademikerquote, auf dem ersten Platz liegt. Dies spiegelt zum einen die Konzentration der IKT-Industrie in der bayrischen Landeshauptstadt wider, die eine der tragenden Säulen der Münchner Wirtschaftsentwicklung ist. Auch die Dynamik ist hoch. Zwischen 2009 und 2014 wuchs die Beschäftigung im IKT-Sektor um 16.400 Beschäftigte, ein fast ebenso hohes Wachstum wie in Berlin bei deutlich geringerer Bevölkerungszahl. Dies verdankt München nicht zuletzt der Vernetzung der IT-Unternehmen mit Universitäten und Forschungseinrichtungen, der Qualität der Ausbildung – 14 Universitäten bieten Studiengänge in IKT-Bereichen an – und ausländischen IT-Unternehmen mit Sitz in München. Die hohe Beschäftigung von ITExperten in anderen Branchen zeigt auch die Münchner Stärke in Industriebranchen, die digitale Technologien nutzen, wie Automobilindustrie, Luft-, Raumfahrt-, Medizin- und Umwelttechnik. Damit verdankt München den ersten Platz vor allem seiner diversifizierten Wirtschaftsstruktur und konsistent sehr guten Platzierungen in fast allen Teilbereichen. 14 3. Stuttgart 82,1 Berlin als zweitplatzierte Stadt im Bereich Talentindex hat ebenfalls einen hohen Anteil von Beschäftigten im IKTSektor selbst (Platz 2 hinter München), mit einer hohen Dynamik der Beschäftigung im IKT-Bereich (+17.400 zwischen 2009 und 2014). Führend ist Berlin in Sachen Studenten. Die Hauptstadt hat die meisten Studenten in MINT-Fächern und im Design-Bereich. Die großen Lücken zu München finden sich vor allem bei den IT-Spezialisten in anderen als der IKT-Branche, hier belegt Berlin nur den 12. Platz, ebenso bei der Akademikerquote (6. Platz). Die anderen deutschen Städte haben sehr unterschiedliche Stärken im Bereich Talente. Stuttgart auf dem dritten Platz hat die höchste Akademikerquote hinter München und erzielt hohe Werte bei den MINT-Studenten. Köln erreicht hohe Werte bei der Beschäftigung im IKT-Sektor (4. Platz), was nicht zuletzt auf die ortsansässigen Medienunternehmen zurückzuführen sein dürfte, und bei Studenten, vor allem im Bereich Design. Tab 3. – Talentindex Beschäftigung Informatiker / IKT-Sektor IKT-Berufe Studenten Rang Rang Rang Akademikerquote Rang Stadt Talentindex* Punkte 1 München 95,0 1. 1. 3. 1. 2 Berlin 84,5 2. 12. 1. 6. 3 Stuttgart 82,1 8. 5. 6. 2. 4 Köln 79,3 4. 8. 2. 9. 5 Karlsruhe 78,2 3. 3. 7. 11. 6 Hamburg 77,4 6. 6. 5. 10. 7 Frankfurt am Main 70,0 7. 2. 21. 5. 8 Dresden 69,4 10. 15. 10. 4. 9 Aachen 65,7 9. 13. 4. 17. 10 Nürnberg 65,5 5. 4. 11. 18. *Maximal erreichbare Punktzahl = 100 Karlsruhe punktet ebenfalls im Bereich Beschäftigung im IKT-Sektor (3. Platz) und bei der Beschäftigung von ITSpezialisten insgesamt (3. Platz). Hamburg liegt in allen Subindizes zwischen dem fünften und dem zehnten Platz, Stärken hat die Stadt vor allem im Bereich DesignStudiengänge (hinter Berlin auf dem 2. Platz). Frankfurt wiederum belegt den zweiten Platz im Bereich IT-Berufe, was auf die Beschäftigung von IT- und Datenspezialisten im Finanzsektor zurückzuführen sein dürfte. Im Studentenindex belegt „FFM“ allerdings nur den 21. Platz. Sehr niedrige Werte im Talentindex zeigen die Städte des Ruhrgebiets. Duisburg, Mönchengladbach und Gelsenkirchen finden sich am Ende der Top 30, aber auch Augsburg. Auffällig ist, dass die Konzentration im Talentindex hoch ist. München führt deutlich, weitere fünf Städte erreichen noch über 75 Punkte, aber dahinter werden die Abstände größer. Mannheim auf Platz 23 erreicht beispielsweise nur noch ein Drittel der Punkte von München. Dresden zeigt eine sehr hohe Akademikerquote (4. Platz), während Aachen vor allem im Bereich MINT-Studenten sehr gut abschneidet (4. Platz). Nürnberg auf dem zehnten Platz hat große Stärken in den Bereichen Beschäftigte im IKT-Sektor (5. Platz) sowie Beschäftigung von IT-Spezialisten (4. Platz), belegt aber bei der Akademikerquote nur den 18. Platz. Glaeaser, Edward 2011. Triumph of the City. How our greatest invention makes us richer, smarter, greener, healthier and happier. Penguin Books. 6 Design-Studiengänge wurden deshalb miteinbezogen, da nutzerfreundliches und intuitives Design einer der Haupterfolgsfaktoren für digitale Produkte ist. 5 Index Digitale Wettbewerbsfähigkeit Deutsche Städte im Vergleich 15 Innovationsindex Innovation besteht zum einen aus neuen technologischen oder wissenschaftlichen Erkenntnissen. Aber nicht nur. Ebenso bedeutsam für die Wettbewerbsfähigkeit ist die Umsetzung in neue Produkte oder Dienstleistungen. Aus diesem Grund deckt der Innovationsindex den Bereich der neuen Entdeckungen und technologischen Entwicklungen dadurch ab, wie stark Forschungseinrichtungen in den deutschen Städten vertreten sind. Dabei werden alle Forschungseinrichtungen und Universitäten miteinbezogen, da digitale Innovation Einfluss auf neue Methoden und Erkenntnisse in fast allen Bereichen und Disziplinen hat. Im Bereich Innovationsfähigkeit nimmt Berlin die führende Position unter den deutschen Großstädten ein. In allen drei Teilindizes (Anzahl Forschungsinstitute, IKT-Unternehmen und IKT-Neugründungen) steht Berlin an erster Stelle. Mit mehr als zehn Universitäten und Fachhochschulen, mehreren Kunsthochschulen, über 30 privaten Hochschulen und über 60 außeruniversitären Forschungseinrichtungen, darunter mehreren IKT-orientierten Fraunhofer-Instituten, verfügt Berlin über die umfangreichste Forschungslandschaft in Deutschland. Die Wahrscheinlichkeit der Umsetzung der Erkenntnisse in wirtschaftlich relevante Produkte ist durch die Spezialisierung der Unternehmenslandschaft auf den IKT-Bereich und die Gründungsintensität im IKT-Bereich hoch. Die Berliner IKT-Branche ist generell sehr jung und von eher kleinen Unternehmen geprägt. Drei von fünf Unternehmen wurden nach 2005 gegründet. Insgesamt wurden im Jahr 2014 in Berlin fast 2.000 Unternehmen in der IKT-Branche gegründet. 1. Berlin 100,0 2. Hamburg 95,4 3. München 94,3 16 Zum anderen sind die Möglichkeiten der Umsetzung neuer Erkenntnisse dadurch bestimmt, wie lebendig das digitale Ökosystem in den Städten ist. Dies misst der Index zum einen über die Anzahl der vorhandenen Firmen in der IKT-Branche. Dies lässt Rückschlüsse darauf zu, ob und wie schnell vorhandene Firmen neue Erkenntnisse aus der Forschung umsetzen können. Mindestens ebenso wichtig für die schnelle Umsetzung von technologischen Erkenntnissen in neue Produkte und Services sind technologiebasierte Start-ups, die in dem Index in Form der Gründungsintensität im IKT-Sektor miteinfließen. Tab 4. – Innovationsindex Stadt ForschungsInnovationsindex* institute Punkte Rang IKTGründungen Rang IKTUnternehmen Rang 1 Berlin 100,0 1. 1. 1. 2 Hamburg 95,4 2. 3. 2. 3 München 94,3 3. 2. 3. 4 Köln 88,5 4. 4. 5. 5 Frankfurt am Main 81,6 8. 5. 6. 6 Dresden 74,7 6. 9. 10. 7 Stuttgart 74,7 10. 7. 8. 8 Düsseldorf 71,3 15. 6. 7. 9 Hannover 69,0 7. 10. 13. 10 Bremen 66,7 9. 12. 11. *Maximal erreichbare Punktzahl = 100 Hamburg und München folgen auf den Plätzen 2 und 3. Hamburg liegt vor München in den Bereichen Forschungsinstitute und IKT-Unternehmen, während München eine höhere IKT-Gründungsintensität aufweist. Die in Hamburg ansässigen IKT-Unternehmen haben besondere Stärken im Onlinehandel und im GamesBereich, der generelle Schwerpunkt liegt im Bereich IT-Dienstleistungen. Für Unternehmensgründer weisen die drei größten deutschen Städte eine besonders hohe Attraktivität auf. Während in München 2014 1.200 IKT-Unternehmen gegründet wurden und in Hamburg knapp über 1.000, fällt der Viertplatzierte, Köln, mit 702 Unternehmen schon deutlich ab; der Fünfplatzierte, Frankfurt, weist noch 405 IKT-Gründungen auf und der Rest der Top-Ten-Städte Werte zwischen 200 und 340. Index Digitale Wettbewerbsfähigkeit Deutsche Städte im Vergleich 17 Attraktivitätsindex Die digitale Innovationsfähigkeit eines Standorts hängt nicht nur von der Ausstattung mit Talenten und ihrer Innovationsfähigkeit, sondern auch von ihrer Attraktivität ab. Wenn eine Stadt Magnetwirkung hat, kann sie sowohl Talente als auch Innovation von außen importieren. Städte haben dabei zwei Zielgruppen, die sie anziehen wollen. Zum einen Unternehmen, die Arbeitsplätze und Wertschöpfung bringen, aber auch hoch qualifizierte Arbeitnehmer. Je attraktiver der Standort, desto leichter wird es, Unternehmen und Arbeitnehmer zum Umzug zu bewegen beziehungsweise kommen beide von selbst. Lebenshaltungskosten, ein vielfältiges Freizeit- und Kulturangebot sowie die Nähe zur Natur. Generell dominieren die großen Städte in der Gunst der Studenten. Die attraktivste Stadt für die künftige Berufstätigkeit ist Hamburg, gefolgt von Berlin, München, Frankfurt und Köln. Dies spricht dafür, dass sich die Konzentration von Hochqualifizierten in den großen Städten, der schon im Bereich Talente zu beobachten war, weiter fortsetzen wird und sich die innovativen Aktivitäten weiterhin beziehungsweise noch stärker in den Ballungszentren konzentrieren werden. Der Attraktivitätsindex misst diese Wirkung auf die zwei Zielgruppen. Zum einen anhand eines Index zur Wirtschaftsfreundlichkeit, den das Institut der deutschen Wirtschaft erstellt hat. Dabei wurden über 3.500 Unternehmen dazu befragt, für wie wirtschaftsfreundlich sie ihren jeweiligen Standort ansehen.7 Die Attraktivität für Studenten wurde durch eine Befragung von Deloitte unter 1.200 Studenten ermittelt. Der Fokus lag hier auf der Frage, in welchen Städten Deutschlands die Studenten nach dem Studium am liebsten arbeiten würden.8 Bei der Wirtschaftsfreundlichkeit der Standorte zeigte sich, dass die eher kleineren Städte unter den Top Ten bei diesem Indikator deutlich in der Mehrzahl waren. Frankfurt, München, Stuttgart und Hamburg erreichten Platzierungen im oberen Fünftel. Karlsruhe erzielte im Wirtschaftsfreundlichkeits-Index mit Platz 5 die beste Platzierung unter den größeren Städten. Die Attraktivität der Städte für die künftigen hoch qualifizierten Arbeitnehmer, nämlich die Studenten, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Der Deloitte Studenten Monitor zeigt, dass sich die angehenden Akademiker zwar in ihrer großen Mehrzahl durchaus vorstellen können, an ihrem Studienort wohnen zu bleiben (75 %), andererseits aber auch sehr mobil sind, wenn es die Arbeitsplatzsituation erfordert.9 87 Prozent würden für eine Arbeitsstelle den Wohnort wechseln. Diese Bereitschaft dürfte den Standortwettbewerb der deutschen Städte um Arbeitnehmer in Zukunft noch einmal deutlich verschärfen. Wichtig für die Studenten bei der Wahl einer Stadt sind gute Verkehrsanbindungen, günstige 18 1. Hamburg 94,3 2. München 92,0 3. Frankfurt 90,8 Tab. 5 – Attraktivitätsindex Stadt Attraktivitätsindex* Wert Arbeitgeber-Ranking Rang Studenten-Ranking Rang 1 Hamburg 94,3 6. 1. 2 München 92,0 4. 3. 3 Frankfurt 90,8 3. 4. 4 Stuttgart 85,0 5. 6. 5 Köln 73,7 16. 5. 6 Dresden 72,4 9. 9. 7 Berlin 71,5 24. 2. 8 Leipzig 70,2 15. 7. 9 Düsseldorf 69,0 14. 8. 10 Nürnberg 65,6 13. 10. *Maximal erreichbare Punktzahl = 100 Institut der deutschen Wirtschaft Consult GmbH. Städteranking 2014. Deutsche Großstädte im Vergleich. 8 Die Attraktivität unter Studenten wird dabei höher gewichtet als die Wirtschaftsfreundlichkeit, um die zentrale Stellung von Talenten als Engpassfaktor abzubilden. 9 Deloitte Studenten Monitor 2016, im Erscheinen. 7 Index Digitale Wettbewerbsfähigkeit Deutsche Städte im Vergleich 19 Schlussfolgerungen Der Deloitte Index Digitale Wettbewerbsfähigkeit zeigt zum einen, dass sich digitale Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft auf relativ wenige Städte konzentrieren und hier vor allem auf die deutschen Metropolen. Dies schließt nicht aus, dass vor allem Universitätsstädte wie Aachen oder Karlsruhe hervorragende Ergebnisse in Teilbereichen erzielen. Zum anderen zeigt sich auch, dass in vielen Fällen Digitalisierung auf den vorhandenen Stärken der Städte aufbaut. München profitiert so beispielsweise von seiner starken Stellung in verschiedenen traditionellen Industriebranchen, die zunehmend digitaler werden und von daher digitale Talente und Lösungen benötigen. Ebenso hat Frankfurt aufgrund seiner Stellung als Finanzzentrum eine starke Stellung in der Finanz-IT. In diesem Sinne ist es unwahrscheinlich, dass sich in Deutschland ein einziges digitales Zentrum entwickelt, sondern eher mehrere mit verschiedenen technologischen Schwerpunkten. E-Commerce Start-ups; Fintech Start-ups und Startups im Bereich Industrie 4.0 sowie etablierte Firmen benötigen sehr unterschiedliche Ökosysteme, Kooperationspartner und Talente, die in ganz unterschiedlichen Städten beheimatet sein können. Die neuen Innovationsmuster in der digitalen Ökonomie haben Auswirkungen auf Städte wie auch auf Unternehmen. Für Städte ist es zentral, eine kritische Masse an Talenten aufzuweisen, um ein Ökosystem entstehen zu lassen. Das kann zum einen über exzellente Universitäten und Forschungseinrichtungen geschehen, die nicht nur Studenten, sondern auch Unternehmen anziehen, oder über eine hohe Attraktivität für hoch qualifizierte Fachkräfte. Dafür sollten sich Städte darüber bewusst sein, auf welchen technologischen Bereichen sie aufbauen wollen. 20 Unternehmen sollten sich die Frage stellen, wo die für sie relevante Innovation im digitalen Bereich stattfindet und wo das relevante Ökosystem ist. In diese Stadt oder auch Städte sollten Unternehmen Brückenköpfe bauen, um die neuesten technologischen Erkenntnisse anwenden zu können, aber auch um ihre Strategien auf entstehende Geschäftsmodelle anzupassen. Dies kann über die Verlagerung beispielsweise von Forschungs-, Innovations-, oder Strategieeinheiten, aber auch über Kooperationen mit Forschungseinrichtungen oder Startups geschehen. Diese Form des Innovationsmonitorings kann in Zeiten, in denen eine neue App in manchen Bereichen etablierte Firmen in kürzester Zeit existenziell bedrohen kann, erfolgskritisch sein. Methodik Für jeden einzelnen Faktor wurde ein Ranking der Städte erstellt und dieses anschließend in eine Punkte skala transformiert. Die Punkteskala reicht von 0 bis 100. Die Stadt auf dem ersten Platz erhielt 100 Punkte und die Stadt auf dem 30. Platz 0 Punkte. Die Punkte für die Ränge 2-29 wurden in gleichmäßigen Abständen verteilt. Talentindex Der Talentindex misst die Ausstattung mit Wissen und Fähigkeiten der Arbeitnehmer im digitalen Bereich in den deutschen Großstädten. Um dies zu messen, hat der Talentindex vier Bestandteile.10 Die erste Säule misst Niveau und Dynamik der Beschäftigung im IKT-Sektor. Dazu werden der Grad der Beschäftigung im IKT-Sektor relativ zur IKTGesamtbeschäftigung in Deutschland und relativ zur Gesamtbeschäftigung in der jeweiligen Stadt ebenso wie die Dynamik der IKT-Beschäftigung zwischen 2009 und 2014 herangezogen. Dieser Indikator zeigt, wie spezialisiert die Städte auf den IKT-Sektor sind und wie dynamisch sich der Sektor entwickelt. Der zweite Bestandteil des Indikators nimmt eine branchenunabhängige Berufsperspektive ein. Er erfasst Informatik- und IT-Berufe in allen Branchen, um den Querschnittscharakter der digitalen Technologien zu erfassen. Damit werden beispielsweise Informatiker in der Automobil- oder Finanzindustrie eingeschlossen, die in einer Branchenbetrachtung außen vor bleiben. Das dritte Element ist die Akademikerquote in der jeweiligen Stadt, die Rückschlüsse darauf zulässt, wie neue Technologien angewandt werden können. Der Abb. 3 – Talentindex Beschäftigung im IKT-Sektor Stärke 25% 50% IKT-Beschäftigung Stadt Informatiker/ 25% IKT-Beschäftigte IT-Beschäftigte Stadt 50% IT-Beschäftigte Deutschland IKT-Beschäftigung Deutschland IKT-Beschäftigung Stadt IT-Beschäftigte Stadt Gesamtbeschäftigung Stadt Gesamtbeschäftigte Stadt Dynamik 50% 25% MINT- und Design-Studenten Anzahl Studenten MINTStudienfächer Anzahl Studenten Kunst und Design 75% 25% Akademikerquote Beschäftigte mit akademischen Hintergrund Stadt 25% 100% Gesamt-Beschäftigte Stadt 50% Wachstum IKT-Beschäftigung Stadt 2009–2014 (absolut) Wachstum IKT-Beschäftigung Stadt 2009–2014 (%) Quellen: Statistisches Bundesamt 10 Index Digitale Wettbewerbsfähigkeit Deutsche Städte im Vergleich 21 vierte Bestandteil blickt neben der aktuellen auf die künftige Wissensbasis der Städte und betrachtet die Anzahl der Studenten in den mathematischen, ingenieurwissenschaftlichen, naturwissenschaftlichen und technischen Fächern (MINT). Da in der digitalen Welt zunehmend nicht nur technische Faktoren ausschlaggebend sind, sondern auch das intuitive Design und die Nutzerfreundlichkeit von Software und Hardware, fließt in den Studentenindikator ebenso die Anzahl der Design-Studenten ein. Innovationsindex Datenbasierte und digitale Innovationen gründen auf neuen technologischen Erkenntnissen, ihrer Anwendung und Kommerzialisierung. Deswegen umfasst der Subindex Innovationsfähigkeit drei Indikatoren. Erstens die Ausstattung der Großstädte mit Forschungseinrichtungen, die für die Kapazität neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse stehen. Da digitale Innovation wichtig für alle Branchen und Forschungsgebiete ist, werden Forschungseinrichtungen in allen wissenschaftlichen Feldern miteinbezogen.11 Zweiter Indikator ist die Spezialisierung der jeweiligen städtischen Unternehmenslandschaft auf IKT. Dies wird durch die jeweilige Anzahl von IKT-Unternehmen gemessen. Als dritter wichtiger Faktor für die Innovationsfähigkeit ist die Umsetzung neuer Erkenntnisse in Form von technologiebasierten Unternehmensgründungen und einer lebendigen Start-up-Szene erfolgskritisch. Dies wird als Gründungsintensität im Informations- und Kommunikationssektor gemessen. Attraktivitätsindex Neben den harten, zahlenbasierten Indikatoren entscheiden auch qualitative Faktoren über die Innovations- und Zukunftsfähigkeit von Städten. Ausschlaggebend ist dabei, wie attraktiv die Standorte zum einen für Unternehmen, aber auch für künftige Arbeitnehmer sind. Die Attraktivität für Unternehmen wird über ein Ranking des Instituts der deutschen Quellen: Research Explorer, statista, Statistisches Bundesamt 11 22 Wirtschaft gemessen, welches die Wirtschaftsfreundlichkeit der deutschen Städte aus Unternehmenssicht misst. Zur Messung der Attraktivität für künftige Arbeitnehmer hat Deloitte eine Umfrage unter 1.200 deutschen Studenten durchgeführt, in der die Studenten die für sie attraktivsten Städte ausgewählt haben. Die Attraktivität für Unternehmen fließt mit einem Drittel, die für Studenten mit zwei Dritteln in den Attraktivitätsindex ein, da die Anziehungskraft auf hoch qualifizierte Arbeitnehmer langfristig die entscheidende Komponente ist. Bislang erschienen in der Studienserie „Datenland Deutschland”: Datenland Deutschland – Die Transparenzlücke (Herbst 2014) Datenland Deutschland Die Transparenzlücke Konsumenten- und Unternehmensperspektiven auf Daten und Data Analytics Datenland Deutschland – Die Generationenlücke (Januar 2015) Datenland Deutschland Die Generationenlücke Generation Y bereit zum Datentausch Datenland Deutschland – Connected Car (September 2015) Datenland Deutschland Connected Car Generation Y und die nächste Generation des Automobils Wie sicher sind die Daten? Datenland Deutschland – Talent meets Technology (September 2015) Datenland Deutschland Talent meets Technology Data Analytics und der menschliche Faktor Wo liegen die Handlungsfelder für zukünftige Wettbewerbsfähigkeit? Bereit für das Connected Car? www.datenland-deutschland.de Wie gut sind Connected-Car-Services? Welche Kompetenzen werden von Datenspezialisten erwartet? Wie weit sind die deutschen Unternehmen? Kontakt Nicolai Andersen Partner | Leiter Deloitte Innovation Tel: +49 (0)40 32080 4837 [email protected] Dr. Alexander Börsch Director | Leiter Deloitte Research Tel: +49 (0)89 29036 8689 [email protected] Maren Hauptmann Partner | Human Capital Advisory Tel: +49 (0)89 29036 7919 [email protected] Katrin Rohmann Partner | Leiter Public Sector Tel: +49 (0)30 2546 8127 [email protected] Andrew Goldstein Managing Director Deloitte Digital Tel: +49 (0)89 29036 7678 [email protected] Nikoley Kolev Managing Director Deloitte Digital Tel: +49 (0)89 29036 7896 [email protected] Deloitte bezieht sich auf Deloitte Touche Tohmatsu Limited („DTTL“), eine „private company limited by guarantee“ (Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach britischem Recht), ihr Netzwerk von Mitgliedsunternehmen und ihre verbundenen Unternehmen. DTTL und jedes ihrer Mitgliedsunternehmen sind rechtlich selbstständig und unabhängig. DTTL (auch „Deloitte Global“ genannt) erbringt selbst keine Leistungen gegenüber Mandanten. Eine detailliertere Beschreibung von DTTL und ihren Mitgliedsunternehmen finden Sie auf www.deloitte.com/de/ UeberUns Deloitte erbringt Dienstleistungen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Corporate Finance und Consulting für Unternehmen und Institutionen aus allen Wirtschaftszweigen; Rechtsberatung wird in Deutschland von Deloitte Legal erbracht. Mit einem weltweiten Netzwerk von Mitgliedsgesellschaften in mehr als 150 Ländern verbindet Deloitte herausragende Kompetenz mit erstklassigen Leistungen und unterstützt Kunden bei der Lösung ihrer komplexen unternehmerischen Herausforderungen. Making an impact that matters – für mehr als 225.000 Mitarbeiter von Deloitte ist dies gemeinsames Leitbild und individueller Anspruch zugleich. 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