November 2015: Theateraufführung beim Bergwirt

Die Tenglinger Theatergruppe lässt es ordentlich krachen
Hintersinnig und hochexplosiv: Der Schwank „No amoi a Lausbua sein“ wird noch dreimal
beim Bergwirt in Taching aufgeführt
Taching am See – Sie spielt wieder: die Theatergruppe des Vereins für Heimatpflege und Kultur
Tengling. In dem turbulenten Schwank „No amoi a Lausbua sein“ von Franz Schaurer lassen es die
Akteure um Spielleiterin Renate Frisch im besten Sinne ordentlich krachen und strapazieren arg die
Lachmuskeln der Zuschauer.
Im Mittelpunkt der amüsanten Geschichte steht Simmerl Geitinger (Rainhart Neumann). Früher war er
ein echter „Lausbua“ und zu jedem Unfug aufgelegt. Doch als reiferer Mann hadert Simmerl mit
seiner Bestimmung – und insbesondere mit seiner resoluten Ehefrau Kathl (Roswitha Wagner). „Wenn
dich die Weiber erst einmal in Unterhose gesehen haben, bist für sie nur noch a Witzfigur“, klagt der
Bauer über den mangelnden Respekt seiner „besseren Hälfte“.
Doch dann findet Simmerl die alte Böllerkanone seines Vaters – und feuert diese – sehr zum
Leidwesen der Dorfbewohner – auch immer wieder ab. Deshalb wollen ihm alle sein Hobby ausreden:
der schrullige Bürgermeister (Markus Comes), der ehrgeizige Dorfpolizist (Christoph Wamsler), der
inständig auf seine Beförderung hofft, und die gestrenge wie sittentreue Erbtante Zenta (Jutta Kraller),
für die das Küssen vornehmlich mit dem Austausch von Krankheitserregern zu tun hat, denn mit Liebe
und Leidenschaft. Einzig Simmerls Neffe Jakob (Stefan Fellner) bringt Verständnis für seinen
wunderlichen Onkel auf, der sich narrisch freut, wenn es immer wieder ordentlich kracht und knallt.
Lebendig werden die Erinnerungen an die frechen Bubenstreiche und Lumpereien, als unverhofft
Simmerls alter Spezl Hans (Georg Steffl) auftaucht. „No amoi a Lausbua sein – das wär das Höchste
für mich“, schwärmt er und überredet den Bauern, mit einer List eine alte Rechnung mit Bürgermeister
und Großbauer (Hans Steiner) zu begleichen.
Dank eines „renommierten Wissenschaftlers“ spricht es sich wie ein Lauffeuer im Ort herum, dass
Simmerl eine neuartige Methode zur Hagelverhinderung erfunden hat. Plötzlich ist der Bauer nicht
mehr der verrückte Alte, sondern ein Held. Bürgermeister und Großbauer wittern eine Sensation für
den Ort (und natürlich für die eigene Brieftasche) und gehen dem vermeintlichen Professor auf den
Leim. Zu Ehren des berühmtesten Sohnes der Gemeinde und seines bahnbrechenden ForscherErfolges wird ein großes Fest veranstaltet. Der ganze Ort feiert Simmerl als Erfinder. In einem langen
Festzug marschiert die Dorfgemeinschaft in das Haus der Geitingers ein. Der Bürgermeister überreicht
Simmerl die Ehrenbürgerschaft und schenkt ihm ein Haus. Als Höhepunkt des Festes demonstriert
Simmerl mit einer „Gedanken-Fernzündung“ seine Erfindung praktisch. Insgeheim staunt er jedoch
über die Naivität seiner Mitbürger: „Es ist doch nix zu blöd, dass es nicht g'laubt wird.“
Hoch her geht es im Schlussakt von „No amoi a Lausbua sein“. Die männerfeindliche Zenta plant ihr
spätes Glück, die Huber-Bäuerin (Monika Gierlinger) stimmt der Hochzeit ihrer Tochter Loni (Regina
Wilhelm) mit Jakob zu, um ein Teil der berühmten Erfinder-Familie zu werden, der Bürgermeister und
der geldgierige Großbauer „versumpfen“ im wahrsten Sinne des Wortes und die geschwätzige
Bedienung Resi (Julia Helminger) lässt schließlich den ganzen Schwindel auffliegen. Doch mit Hilfe
der einfältigen Stasi (Renate Frisch) wendet sich doch noch alles zum Guten für die beiden
gestandenen Mannsbilder mit ihrer „Lausbuberei“ ...
Für das kurzweilige, frische Spiel des Tenglinger Theaterensembles gab es am Schluss lang
anhaltenden Beifall und immer wieder spontanen Szenenapplaus. Das Stück „No amai a Lusbua sei“
erinnert in vielerlei Hinsicht an Ludwig Thomas „Lausbuben-Geschichten“. Die flotte Inszenierung ist
gespickt mit feinem Wortwitz und hintersinnigem, „hochexplosivem“ Humor. Rainhart Neumann
überzeugte als schelmisch-verschmitzter Simmerl und Roswitha Wagner stellte ausdrucksstark die
charmant-spröde „Forscher“-Ehefrau Kathl dar. Jutta Kraller erinnerte als ewig nörgelnde Tante Zenta
an Ludwig Thomas' Tante Frieda und Georg Steffl beeindruckte als listig-durchtriebener Hans. Gute
schauspielerische Leistungen boten auch Christoph Wamsler als Gendarm bei seinen zahlreichen
„Schlichtungs-Einsätzen“, Monika Gierlinger als energische Huber-Bäuerin sowie Regina Wilhelm
und Stefan Fellner als frisch verliebtes Pärchen, das für die romantischen Momente in dem
mitreißenden Theaterstück zuständig war. Als tölpelhafter Bürgermeister glänzte Markus Comes und
Hans Steiner mimte ohne Fehl und Tadel den großkopferten Bauern, der nicht nur beim Festakt im
Hintergrund die Fäden zog. Die Lacher stets auf ihrer Seite hatte Renate Frisch, die als herrlich
unbedarfte, urkomische Magd Stasi brillierte.
Vergessen seien an dieser Stelle auch nicht die beiden „Akteure im Hintergrund“, Katharina Bauer als
Souffleuse und Renate Oppacher-Babl für die Maske. Kurzum: Die Darbietung der Tenglinger
Theaterer ist eine Riesengaudi! Wer möchte da im Saal des Bergwirts nicht selbst gleich mitmachen
und nochmal ein Lausbub sein? Weitere Aufführungstermine sind am Donnerstag um 19 Uhr sowie
am Freitag und Samstag jeweils um 20 Uhr. Eintrittskarten können unter Telefon 0151/25793491 (von
18 bis 21 Uhr) reserviert werden. Restkarten gibt es an der Abendkasse. mia
Oktober 2015, Text und Bilder (s. unten): Michaela Aßmann
Nicht nur beim Festakt zu Ehren von „Forscher“ Simmerl (Rainhart Neumann, links) wird deutlich,
wer im Dorf das Sagen hat: der Groß-Bauer (Hans Steiner) „flüstert“ dem Bürgermeister und
Feuerwehr-Kommandanten (Markus Comes) bei dessen Rede ein.
Die unbedarfte, geschwätzige Stasi (Renate Frisch) darf als Festjungfer dem vermeintlichen Erfinder
Simmerl (Rainhart Neumann, links) ein Gedicht vortragen und einen Blumenstrauß überreichen.
Lausbua 3: Simmerl (Rainhart Neumann) und sein alter Spezl Hans (Georg Steffl) schmieden neue
„Lausbubereien“.
Da staunen Groß-Bauer (Hans Steiner), Dorfpolizist (Christoph Wamsler) und Bürgermeister (Markus
Comes, von rechts) nicht schlecht: Soeben hat ihn ein renommierter Wissenschaftler (Georg Steffl)
von der sagenhaften Erfindung Simmerls berichtet.