Bozen ist eine wunderschöne Stadt. Sie ist geografisch, sprachlich und kulturell ein natürliches Bindeglied zwischen dem deutsch- und dem italienischsprachigen Europa, was heute mehr denn je ein enormes Potenzial für alle darstellt. Zudem ist Bozen eine einzigartige Trägerin mitteleuropäischer Kultur, was nochmals eine bedeutende Ressource ist, oder sein sollte. Die Stadt verdient sich eine politische Führung, die das vorhandene Potenzial erkennt, darauf aufbaut und endlich eine Vision für die Stadt entwickelt, die fern der alten Schemata von Abgrenzung, Beschränkung und Bedienung einzelner Machthaber ist und endlich einer modernen, europäischen Stadt im 21. Jahrhundert würdig ist. In diesem Sinne schauen wir mit Sorge und Bedenken auf die kommenden Wahlen und möchten diesen Appell an die politischen Entscheidungsträger richten, auf dass sie die Interessen Bozens vor eigene oder parteipolitische stellen. Die Stadt und ihr Potenzial muss als Ganzes wahrgenommen werden! Immer wieder Mauern und Grenzen auf- oder darzustellen ist ein Weg, der nur Trennung, Abkapselung und Konflikte bringt. In Bozen bedarf es endlich einer politische Garde, deren Ziel die Einigkeit der Stadt ist und nicht der Versuch, die Stadt auf jedes relevante Thema zu spalten: Sprachgruppen, Einkaufszentrum und Flughafen sind nur einige dieser Themen. Zusammenarbeit statt Wettstreit muss das Leitmotiv sein! Gleichermaßen der Appell an die Bevölkerung, die Wichtigkeit der demokratischen Legitimation wahrzunehmen, denn nur ein starkes Interesse der Wähler an der eigenen Zukunftsgestaltung und eine klare Aussage an den Urnen kann gültige Legitimation für jemanden sein, der Bozen endlich einen internen Zusammenschluss und eine Vision für die Zukunft geben möchte. Es soll gut überlegt sein, ob man Kandidaten legitimiert, die bereits am politischen Immobilismus Bozens mitgewirkt oder profitiert haben oder gar solche, die einzig die Spaltung der Stadt im Sinne haben. Uneinige Bürger sind schwache Bürger, was wiederum eine schwache Stadt bedeutet. Und wer heute noch ethnisch, sprachlich oder auch auf primäre Themen die Spaltung der Stadt mit populistischer Propaganda forciert, anstatt objektiv und konkret zu arbeiten, hat sicherlich nicht das Wohlergehen Bozens und seiner Bürger im Sinn. Nachdem bislang niemand konkrete Themen zur Sprache gebracht hat, erlauben wir uns auf solche aufmerksam zu machen, die wir einerseits prioritär und andererseits im Rahmen der Gemeindepolitik beeinflussbar sehen: Müllabfuhr, Straßeninstandhaltung und öffentliche Parks: Es sind diese 3 Themen, deren gewissenhafte Bedienung zu den primären Aufgaben gehören und in einer Stadt von hunderttausend Einwohner auch überschaubar sein müssen, auch weil sie erwiesenermaßen grundlegend für ein weiteres Thema sind, die Sicherheit. Wir haben ein System der Müllabfuhr, das grundlegend im Sinne der Bürger überdacht werden muss, auf den Straßen muss Sicherheit, Sauberkeit und Instandhaltung Priorität haben, und nicht die Ausstellung von Strafzetteln für Falschparken. Und was die öffentlichen Grünflächen betrifft, glauben wir nicht, dass es ein Großprojekt braucht, um z.B. einen Bahnhofspark in Ordnung zu bringen. Auch andere Grünflächen Bozens können deutlich besser gewartet werden, auch eben im Hinblick des erwiesenen Zusammenhanges zwischen Sauberkeit und öffentlicher Sicherheit. Gebührende Pflege der öffentlichen Flächen hat weltweit stets zur Reduzierung von Kriminalität geführt, und ebenso zu einem verantwortungsvolleren Bezug der Bürger zu ihrer Stadt. Was die Vision und den Weg in die Zukunft betrifft, so kommt dieser grundsätzlich nicht an der Urbanistik vorbei und es ist symptomatisch, dass Bozen seit Jahrzehnten keinen Bauleitplan hat. In dieser Hinsicht ist für uns die Zeit reif, dass von einem einzigen Bozen gesprochen wird und nicht von einzelnen Stadtvierteln. Ghettos und gesonderte Schlaf-, Arbeits-, Handels- und Produktionsviertel gehören zu längst überholtem Gedankengut vergangener Jahrhunderte. Eine attraktive Verbindung zwischen den Stadtvierteln in Form einer Trambahn oder Minimetro kann einerseits die gravierenden Verkehrsprobleme lösen, andererseits die einzelnen Stadtviertel deutlich aufwerten und beleben. Bozen steht vor großen, wichtigen Transformationen (Bahnhofsareal, Kaufhaus-Projekte, Schlachthofstraße, …). In dieser für die Stadt so entscheidenden Phase braucht es eine starke Gemeindeverwaltung und vor allem selbstbewusste, politische Entscheidungsträger, die einen entschlossenen Vertragspartner für Investoren und die Landesverwaltung bilden. Überdies muss auch in unserer Politik ein neuer, ergänzender Parameter Einzug halten, das Bruttoglücksprodukt. Bhutan hat als erstes Land konkrete Schritte unternommen, auf dass politische Diskussionen und Entscheidungen nicht ausschließlich über ökonomische Parameter getroffen werden. Andere Länder sind erfolgreich dem Beispiel gefolgt, und auch Deutschland hat seit 2011 die Enquete Kommission. Dass unsere heutigen Parameter für politische Zielsetzungen unzulänglich sind, dürfte jeder spätestens im letzten Dezember gesehen haben, als Mailand zu zweit-lebenswertesten Stadt Italiens erkoren wurde und praktisch gleichzeitig bekannt wurde, dass bereits monatelang die Luft weit über den gesundheitsschädigenden Grenzwerten war. Weitere Themen, die uns wichtig sind, sind der Ausbau des Tourismus, die Möglichkeiten für Personen im 3. Lebensabschnitt am Stadtleben teilzuhaben und die Schulen. Bozen hat das Potenzial einer Handelsstadt, in der mehrere Ethnien, Sprachen und alle Altersgruppen friedlich und konstruktiv zusammenleben, und das muss das Ziel sein. In diesem Sinne formulieren wir diesen Appell, und die Unterfertigten erklären sich auch bereit, von hieran konstruktive Inputs in Form einer Zusammenarbeit mit den Entscheidungsträgern zu geben oder sich direkt an der Gestaltung und Umsetzung der Vision für ein Bozen des 21. Jahrhunderts mitzuarbeiten. Weil Bozen es wert ist!
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