Die MALTESER 01/2016

Die
MALTESER
Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich
Ausgabe 1/2016
Christen auf dem Rückzug?
Malteser Flüchtlingshilfe
Aktivitäten in aller Welt
INHALT
EDITORIAL
IMFOKUS
04 Christentum in Europa: Auf dem Rückzug?
10 Das christliche Europa in Zahlen
11 „Wer glaubt, ist nie allein ...“
04
16
Liebe Leserinnen und Leser,
aufgrund des frühen Termins ist
es uns heuer nicht gelungen, die
erste Nummer unserer Zeitung wie
üblich vor Ostern fertigzustellen.
Doch wir hoffen, dass Sie auch nach
den Feiertagen ein paar geruhsame
Stunden zur Lektüre finden!
MALTESERSPIRITUELL
12 Serie – Die acht Seligpreisungen
14 Familienwallfahrt Mariazell 2016
LEBENSWERT
16 Unerkannte Talente –
Jobs für Menschen mit Autismus
FLÜCHTLINGSHILFE
19
28
19
21
24
28
It‘s a long way from Al Hasaka to Vienna
Deutschkurse als Schlüssel zur Integration –
Gespräch mit Klaus Schwertner
Interview mit Bundesminister Sebastian Kurz
und Flüchtlingskoordinator Peter Hacker
Malteser Flüchtlingshilfe in Österreich
MALTESERWELTWEIT
35
36
49
36
32 Malteser International: Jahresrückblick 2015
35 Initiativen und Projekte rund um den Globus
MALTESERÖSTERREICH
38 Vielfältige Initiativen und Dienste
Vielfältig ist das Themenspektrum dieser Ausgabe: Einen
gewichtigen Schwerpunkt bildet zu Beginn die Situation
der Christen in Europa, die vielerorten auf dem Rückzug
scheinen. Monsignore Franz Schlegl bietet einen Rundblick
auf diesen Wandel von der „Volkskirche“ zur „Bekenntniskirche“ und skizziert abschließend Wege in die Zukunft.
Breiten Raum widmen wir auch in diesem Heft dem Thema
Flüchtlingshilfe. Neben aktuellen News zu unseren vielfältigen Aktivitäten auf diesem Gebiet bringen wir mehrere
Interviews zum Thema Integration – einem Anliegen, das
auch in der Flüchtlingsarbeit der Malteser in Österreich
immer stärker in den Vordergrund tritt. Hier durften wir
mit dem österreichischen Außenminister Sebastian Kurz,
dem Flüchtlingskoordinator der Stadt Wien, Peter Hacker,
und dem Generalsekretär der Caritas der Erzdiözese Wien,
Klaus Schwertner, ebenso sprechen wie mit dem aus Syrien
stammenden Elie Georges, einem regelmäßigen Besucher
unserer allwöchentlichen Deutschkurse in Wien.
Auch international sind die Malteser – etwa im Rahmen
von Malteser International – in verschiedensten Ländern
in der Flüchtlings- und auch in der Katastrophenhilfe aktiv.
Wir bringen dazu einen Überblick sowie eine Rückschau auf
die umfangreichen Aktivitäten von Malteser International
im Jahr 2015. Auch von Österreich aus wird diese „internationale Eingreiftruppe“ der Malteser tatkräftig unterstützt.
Eine weitere, viel beachtete internationale Initiative der
Malteser ist die Geburtenklinik in Betlehem, die seit Jahren
von der Stiftspfarre Klosterneuburg großzügig unterstützt
wird. Auch dazu findet sich ein Bericht in diesem Heft.
Eine Fülle weiterer Artikel widmet sich wie üblich der vielfältigen Tätigkeit des Ordens und seiner Werke im Dienst
behinderter, kranker, einsamer und sonst hilfsbedürftiger
Menschen im In- und Ausland.
Im Namen des Redaktionsteams wünsche ich Ihnen interessante Lektüre und eine gesegnete Osterzeit!
Ihr
Georg Male / [email protected]
VORBILDER
46 Unterstützung für die Malteser
Geburtenklinik in Betlehem
MEDIZINAKTUELL
49 Mit Homöpathie heilen: Placebo?
GELESENEMPFOHLEN
52 Interessante Neuerscheinungen
TAGEBUCH
54 Menschen, Events, Termine
ÜBERBLICK
58 Der SMRO und seine Werke in Österreich sowie die in diesem Heft verwendeten Abkürzungen
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DIE MALTESER 1/2016
IMPRESSUM
Medieninhaber: Souveräner Malteser-Ritter-Orden, Großpriorat Österreich, 1010 Wien, Johannesg. 2,
Telefon: 01/512 72 44, E-Mail: [email protected]. Chefredaktion: Georg Male. Mitarbeiter
bzw. Autoren dieser Ausgabe: Marie-Theres Arnbom, Karl Ernst Blanckenstein, Marie Czernin,
Benno Czernin-Kinsky, ao. Univ.-Prof. Dr. Michael Frass, Anton F. Gatnar, Teresa Grill, Johannes
Gruchmann-Bernau, Altabt Gregor Henckel-Donnersmarck OCist, Bettina Hillebrand, Elisabeth
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ende
Hintner, Matze Hollerweger, Petra Ipp-Zavazal, Jörg Jakobljevich, Fra’ Gottfried Kühnelt-Leddihn,
Bitte verw hein in der
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Georg Male, Josef Mayer, Christoph Neumann-Spallart, Georg Reichlin-Meldegg, Anna Schlanitzden Zahls s Heftes!
Bolldorf, Msgr. Mag. Franz Schlegl, Richard Steeb, Mag. Andrea Stimpfl-Abele, Katharina Stögner,
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Weinberger, Stephan Weiss, Susanne Wick, Katharina Zepharovich. Fotos: iStockphoto.com,
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International, MCR, MHDA, Franz Neumayr, Georg Reichlin-Meldegg, Cornelia Ruber,
STEUER AR
SMRO, Martin Steiger. Gestaltung: Karin Mayer, werbeproduktion.at, 1060 Wien. Druck: Druckerei
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ABSET
Robitschek, Schlossgasse 10–12, 1050 Wien. Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und seiner Werke sowie religiöse,
karitative und soziale Fragen aller Art. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung der
Redaktion entsprechen. Redaktionsschluss: 10. März 2016.
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DIE MALTESER 1/2016
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IMFOKUS
IMFOKUS
CHRISTENTUM IN EUROPA
AUF DEM RÜCKZUG?
In fast allen Ländern Europas nimmt die religiöse Praxis der Christen ab, und die Bedeutung der Kirchen in der Öffentlichkeit sinkt. Doch damit müssen – bzw. dürfen – sich die Christen nicht einfach abfinden.
Von Msgr. Erzpr. Mag. Franz Schlegl
Irgendwann, um das Jahr 2000 herum, hatte der Wiener
Alterzbischof Kardinal Dr. Franz König in einem Zeitungsartikel die Frage gestellt, ob Europa der erste total
säkularisierte Kontinent sein werde? An anderer Stelle
hatte der Kardinal gefragt, ob wir nicht gerade in Europa
das Ende einer „Staatskirche“ nach der Konstruktion der
Kaiser Konstantin bzw. Theodosios erleben würden?
Vielfältige historische und politische Ursachen ...
Die Ursachen für den Rückgang der religiösen Praxis
bzw. auch der Zugehörigkeit zu christlichen Kirchen
in Europa sind vielfältig. Die Sache begann bereits im
19. Jahrhundert durch eine mechanistische Naturvorstellung, welche mehr oder weniger Philosophie, Metaphysik und Theologie zur Seite drängte oder gar – wie der
Wiener Kreis (Carnap, Schlik etc.) – nicht mathematisierbare Aussagen für sinnlos hielt.
Parallel zu dieser Entwicklung ging nach dem Ende des
1. Weltkriegs die „alte Ordnung“ in Europa zugrunde, der
Staat, die Monarchie als Stütze der Kirchen fiel weg. In
den einzelnen Nationalstaaten mussten die christlichen
Kirchen sozusagen erst in ihre Rolle hineinfinden.
... in den verschiedenen Ländern Europas
Bleiben wir gleich in Österreich, wo die großen Gegensätze
zwischen Christlich-Sozialen und Sozialisten die Kirche
ganz an die Seite der Christlich-Sozialen Partei stellte.
Ein katholischer Priester als Bundeskanzler (Prälat Ignaz
Seipel) oder als Minister (Theodor Innitzer) wäre heute
wohl unvorstellbar. Die Kirche wurde immer mehr mit der
Christlich-Sozialen Partei identifiziert, woran allerdings
wesentlich auch deren politische Gegner Schuld trugen.
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DIE MALTESER 1/2016
Die Rolle von Kirche und Klerus zwischen 1934 und 1938,
bis hin zur problematischen Unterstützung des Anschlusses an Deutschland, wurde von Kirchenhistorikern, aber
auch von Kardinal Dr. König zu Recht kritisiert.
Betrachten wir die Entwicklungen in anderen Staaten,
zum Beispiel in Spanien, wo es in der 2. Republik eine
verheerende Verfolgung von Katholiken mit einer jeweils
in die Tausende gehende Zahl getöteter Priester und Ordensleute und der Zerstörung von über 170 Kirchen gab.
Dieser Umstand hatte die Kirche an die Seite von General Franco gestellt.
Ähnliches geschah in Kroatien, wo der Klerus oft zu wenig Distanz zur Ustascha-Regierung gehalten hatte, genauso wie die Serbisch-Orthodoxe Kirche ein zu nahes
Verhältnis zu den Tschetniks gehabt hatte. In Polen gilt
dasselbe für das Regime von Marschall Pilsudsky, in Ungarn war es Admiral Horthy und in Rumänien (Orthodoxe Kirche) General Antonescu.
In der Sowjetunion, wo es am Ende der Zarenzeit circa
84.000 Kirchen und Kapellen der Orthodoxen Kirche
gegeben hatte, blieben in der Zeit von Josef Stalin nur
mehr 2.200 Kirchengebäude in Funktion! Erst nach dem
Angriff Hitlers auf die Sowjetunion 1939 wurden viele
Kirchen wieder geöffnet, doch nach 1953 ließ Präsident
Chruschtschow wieder 40.000 Kirchen schließen!
In der Nazizeit hatte in zahlreichen europäischen Ländern zumindest eine ganze Generation keine religiöse
Unterweisung (Religionsunterricht, Seelsorgestunden
in der Pfarre) erhalten. In der Sowjetunion war dies
DIE MALTESER 1/2016
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IMFOKUS
72 Jahre, also fast drei Generationen lang, gesetzlich verboten, in den Satellitenstaaten über 40 Jahre!
Das waren wesentliche Rahmenbedingungen der zunehmenden Entchristlichung Europas.
Landflucht ...
Eine weitere, nicht selten unterschätzte Ursache stellen
die Landflucht und die Verstädterung dar. Menschen, die
auf dem Land Sonntag für Sonntag die Messe besucht
hatten, gaben das nach ihrer Übersiedlung in die Großstadt auf. Die großen Pfarrgemeinden in der Stadt waren
ihnen zu anonym, der „Sozialdruck“, der auf dem Land
zweifellos mit ein Grund für die Teilnahme am Sonntagsgottesdienst gewesen war, fiel ebenso weg wie die
persönliche Bekanntschaft mit dem Pfarrer in der Stadt.
In einer Großstadt, so erklären Soziologen und Psychologen, ist jeder stark damit beschäftigt, seine eigene
Individualität in einer Massengesellschaft aufrecht zu
erhalten, weshalb er Massenveranstaltungen üblicher
Weise nicht gerne besucht. Darüber hinaus erleben
Menschen auf dem Lande die Natur, die Schöpfung, viel
unmittelbarer als die Stadtbevölkerung.
... und Wissenschaftsgläubigkeit
Einen weiteren Grund für den Rückgang der religiösen
Praxis stellte eine naive Wissenschaftsgläubigkeit („die
Naturwissenschaft erklärt alles“) dar, die erst ab Ende des
20. Jahrhunderts ein wenig ins Wanken geriet. Der berühmte Club of Rome spricht vom „Verlust der Dimension
des Menschlichen“.
Problematik Staatskirche
Nicht selten wird von fundamentalistischen Gruppierungen
am Rande der Katholischen Kirche das II. Vatikanische
Konzil (1962–1965) für den Rückgang der religiösen
Praxis verantwortlich gemacht. Dazu hatte Kardinal
König einmal die Frage gestellt, ob jemand glaube, dass
die Kirche das „ätzende Säurebad“ der Säkularisierung
ohne das II. Vaticanum besser überstanden hätte? Wohl
kaum! Ein kleiner Vergleich macht uns dies deutlich:
In Griechenland ist die Griechisch-Orthodoxe Kirche
Staatskirche, bis heute! Der griechisch-orthodoxe Soziologe Demosthenes Sawramis hatte in diesem Zusammen-
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DIE MALTESER 1/2016
IMFOKUS
hang bereits vor 25 Jahren auf erschütternde Zahlen hingewiesen, nämlich auf den Kirchenbesuch von nur mehr
ein bis zwei Prozent der Getauften! Das heißt, auch die
Position einer Staatskirche verbessert die Situation der
religiösen Praxis nicht, und schon lange wird den Griechen
nachgesagt, keine besonders eifrigen Kirchenbesucher
zu sein! Da es kaum eine orthodoxe Moraltheologie gibt,
bleiben dort auch die Fragen der Zeit, die bei jungen
Menschen überall so ziemlich dieselben sind, weitgehend unbeantwortet. Eine Studentenbewegung namens
„ZOE“ (Leben) versucht zum Beispiel, in der göttlichen
Liturgie die Volkssprache (Demotiki) anstelle der alten
Kirchensprache (Katarevousa) durchzusetzen, allerdings
mit sehr mäßigem Erfolg!
Die rumänische Orthodoxe Kirche hatte es in der ersten
Regierung des Präsidenten Iliescu zustande gebracht, sich
ihren Status als Staatskirche zurückzuerobern. Was bleibt,
sind pompöse liturgische Feiern, aber kaum Katechese.
Auch in Skandinavien und in Großbritannien haben die
protestantischen Kirchen bzw. die anglikanische Kirche
ihre gesellschaftliche Gestaltungskraft verloren, und das
noch wesentlich stärker als die Katholische Kirche in
Westeuropa.
Sogar im katholischen Polen, von dem Stalin sagte, man
könne dort zwei Dinge nicht durchführen, nämlich die
Einrichtung von Kolchosen und die Abschaffung der Katholischen Kirche, nimmt in den letzten Jahren, insbesondere seit dem Tod von Papst Johannes Paul II., die
religiöse Praxis ab.
In Irland haben Kirchenskandale wie physische oder
sexuelle Gewalt durch kirchliche Mitarbeiter in Schulen
und Internaten eine regelrechte Kirchenkrise ausgelöst.
Dies kommt etwa in der Abstimmung über die Einführung
der „Ehe“ gleichgeschlechtlicher Personen zum Ausdruck.
Auch in der EU bläst den christlichen Kirchen ein „rauer
Wind“ ins Gesicht. Man denke hier etwa an die Verhinderung des Gottesbezuges in der EU-Verfassung durch die
Franzosen unter Berufung auf die „Ideale der französischen Revolution“.
Dennoch ist der Trend nicht einheitlich, wenn man das
Thema „Rückzug der Kirche in Europa“ betrachtet. Gerade in den Ländern, die hinter dem Eisernen Vorhang
unter kommunistischer Herrschaft standen, laufen die
Dinge etwas anders.
Unterschiede hinter dem früheren „Eisernen Vorhang“
In Slowenien und Kroatien sind die Kirchen gut besucht,
und es sind auch genügend Priester vorhanden. In Serbien muss sich die Orthodoxe Kirche einer geschichtlichen
Reinigung ihres Bewusstseins unterziehen, da einige ihrer Hierarchen Unterstützer des Regimes von Slobodan
Milošević gewesen waren und auch danach wenig bedauernde Worte für die Verbrechen von Srebrenica gefunden
hatten. In Serbien und Rumänien gilt die Orthodoxe Kirche nur als „Bewahrerin der Volkstraditionen“, aber die
eigentliche christliche Botschaft kommt oft nicht mehr
durch, man ist im Kult erstarrt. Ein orthodoxer Theologe in Russland sprach von Millionen „getaufter Heiden“,
ohne jegliche Katechese nach der Wende von 1989.
In der Ukraine exkommunizieren einander drei orthodoxe Kirchen gegenseitig! Doch die von 1946 bis 1989
verbotene Ukrainisch-Griechisch-Katholische Kirche
(seit 1595 mit Rom verbunden!), deren 16 Bischöfe in
der Zeit Stalins in Lagern umgebracht wurden, erstand
1989 kraftvoll aus den Katakomben, mit fünf geheim geweihten Bischöfen, etwa 1.000 Priestern, Mönchen und
Nonnen und ungefähr fünf bis sechs Millionen Gläubigen im Land. Trotzdem, oder gerade deshalb, sind die
Priesterseminare der Griechisch-Katholischen Kirche
voll, das Durchschnittsalter der Priester beträgt 38 Jahre. (Auch die Ausbildungsstätten der orthodoxen Kirchen
haben nach wie vor genügend Kandidaten. Allerdings
darf man nicht vergessen, dass Priester in Osteuropa,
ganz gleich ob sie katholisch oder orthodox sind, einen
höheren sozialen Status genießen. Eine weitere wichtige
Rolle spielt die Tatsache, dass sowohl orthodoxe als auch
griechisch-katholische Priesteramtskandidaten vor der
Weihe zum Diakon heiraten können. 70 Prozent des orientalischen Klerus sind verheiratet!) Übrigens verlangt
die Ukrainisch-Griechisch-Katholische Bischofskonferenz
vor einer kirchlichen Eheschließung ein ganzes Jahr regelmäßigen Glaubensunterricht, worauf die Scheidungen
nach kirchlicher Eheschließung um 50 Prozent zurückgingen.
Ganz ähnlich ist die Situation der Rumänisch-GriechischKatholischen Kirche in Transsilvanien, die von 1948 bis
1989 verboten und zwangsweise der Orthodoxen Kirche
eingegliedert war: volle Seminare und eine lebendige
Kirche.
Ähnliches gilt für Litauen und Lettland, aber auch für
Albanien, das einzige kommunistische Land, in dem
der Atheismus in der Verfassung verankert gewesen
und jede religiöse Handlung mit schwerem Kerker oder
Todesstrafe geahndet worden war. Auch in der Slowakei
sind sowohl die Römisch-Katholische als auch die
Griechisch-Katholische Kirche (Ostslowakei, Diözese
Prešov) sehr aktiv und haben viel Nachwuchs. (Das
Pensionsalter für griechisch-katholische Priester in
dieser Diözese beträgt 62 Jahre!).
DIE MALTESER 1/2016
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IMFOKUS
In Tschechien beobachtet man genau das Gegenteil
(40 Prozent der Staatsbürger sind ungetauft). In Ostdeutschland, der ehemaligen DDR, ist die Situation noch
viel drastischer, die Christen leben hier in einer richtigen
Diaspora.
Wandel von der Volkskirche zur Bekenntniskirche
Im Ergebnis kann man sagen: Wir erleben in Westeuropa
zweifellos den Übergang von einer „Volkskirche“ zu einer
„Bekenntniskirche“, der nur mehr jene Personen angehören, die sich wirklich am kirchlichen Leben beteiligen.
Auch wir in Westeuropa haben Millionen getaufter
Heiden, und das schon seit der Nachkriegszeit. Bereits
vor dem Konzil, in den 50er- und 60er-Jahren, ist der
Kirchenbesuch, besonders bei jungen Menschen, deutlich zurückgegangen.
Das alles darf aber kein Grund für Resignation darstellen!
Hätten die frühen Christen des 2. Jahrhunderts eine
Statistik aufgestellt, wie viele Personen zu ihnen zählen,
wären das weniger als 0,5 Prozent der Gesamtbevölkerung des Römischen Reiches gewesen. Dennoch waren
bereits im Jahr des Toleranzedikts zu Mailand (313)
unter Konstantin zehn Millionen, also 20 Prozent der
Gesamtbevölkerung des Römerreiches, Christen.
Große Sehnsucht nach nicht-materiellen Werten
Wir erleben heute auch eine große Sehnsucht vor allem
junger Menschen nach Dingen, welche diese Welt nicht
geben kann. Der materielle Wohlstand und das, was wir
uns leisten können, stellen uns doch nicht zufrieden. Oft
erleben Pädagogen und Seelsorger, dass junge Menschen
bereit sind, sich für gute Ziele mit einer Radikalität einzusetzen, die kaum Kompromisse kennt. Vor vielen Jahren
hat der damalige Bundeskanzler Dr. Franz Vranitzky
eine Umfrage initiiert, die erheben sollte, was sich junge
Menschen für die Zukunft am meisten wünschten. Die
viele erstaunende Antwort von circa 70 Prozent der Befragten war: „eine intakte Familie!“ Eine ganz wesentliche
Aufgabe für uns Christen wäre es also, dem Trend, aus
der Ehe ein „Auslaufmodell“ zu machen, Widerstand
zu leisten, indem wir bewusst Ehe und Familie, das Zu-
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DIE MALTESER 1/2016
IMFOKUS
sammenleben der Generationen, in den Vordergrund
stellen.
Christen sollten auch, wo immer dazu Gelegenheit ist,
gegen die Benachteiligung der Familien mit mehreren
Kindern auftreten. Zweifellos wäre es wichtig, der Rolle
der Frau, wenn sie sich mehreren Kindern widmet und
daher nicht berufstätig sein kann, besondere Wertschätzung zuzuerkennen.
Mutiger für Ehe und Familien auftreten
Als Christen müssen wir in der Gesellschaft auch mutiger auftreten, wenn etwa um der Karriere willen der
Vorschlag gemacht wird, Kinder bereits im 2. Lebensjahr
in einer Kinderkrippe abzugeben, um der Mutter den
raschen Wiedereinstieg ins Arbeitsleben zu gewährleisten. Wir erleben heute in den Schulen durchaus auch die
Defizite, wenn Kinder und Jugendliche das „Dach über
der Seele“ entbehren mussten oder nur ungenügend erfahren haben. Wir sind Zeugen dafür, dass ein gelungenes
Familienleben wichtiger ist als ein hoher Lebensstandard.
Wo immer sich die Möglichkeit dafür bietet, wäre es
gut, wenn Familien, aber auch andere Personen, denen
die Weitergabe des Glaubens ein Anliegen ist, zum gemeinsamen Gebet, zur Lesung der Hl. Schrift und zum
Gespräch zusammenkommen! Solche Gemeinsamkeiten
vermitteln eine große Stärke. Die Position der Kirche und
alles, was sie in vielen Ländern Europas an Diensten in
die Gesellschaft einbringt, erlauben es uns, auch gesellschaftliche Trends und Ideologien in Frage zu stellen. Das
muss am Arbeitsplatz und im Freundeskreis geschehen.
Erinnern wir uns an den Satz des berühmten Redners
Cicero: „Viel Böses geschieht durch das Schweigen der
Guten.“
Was zählt, ist Nähe.
Nur Wer eiNfühlsam ist,
kaNN aNdere versteheN
uNd uNterstützeN.
Sich nicht einfach abfinden
Christen werden sich weder mit der „Verstaatlichung“ der
Kinder und Jugendlichen abfinden dürfen noch mit der
straffrei geduldeten Abtreibung, der in einigen Ländern
bereits praktizierten Euthanasie oder dem Hinausdrängen von Kirche und Religion aus der Öffentlichkeit.
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9
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DIE MALTESER 1/2016
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IMFOKUS
Hier haben wir unsere Zeit durch einen „alternativen
Lebensstil“ zu konterkarieren.
Die Herausforderung beginnt schlicht und einfach damit,
Gott den ersten Platz im Leben zu geben sowie dem Gebet
und der Liturgie eine besondere Stelle in der Woche einzuräumen. Nicht zu vergessen wäre natürlich auch, entspre-
IMFOKUS
chende geistliche und theologische Literatur zu erwerben und zu lesen. Oder ganz einfach gesagt: den eigenen
konkreten Weg zur Heiligkeit zu suchen und zu gehen.
Die Neuevangelisierung, also die Gestaltung des eigenen
Lebens in der Nachfolge Christi und das Zeugnis für ihn,
sind und bleiben unsere Aufgabe, der sich jeder gläubige
Christ mit ganzem Herzen verpflichtet fühlen muss.
QUO VADIS?
DAS CHRISTLICHE EUROPA IN ZAHLEN
2001 hatten die Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) – das sind alle heutigen mit Ausnahme des jüngsten Mitglieds Kroatien – gerundet 484 Millionen Einwohner. Für 448,6 Millionen Menschen davon sind Angaben zur Religionszugehörigkeit verfügbar. Von diesen Menschen waren im Jahr 2001 84,2 Prozent Christen
(54,0 Prozent Katholiken, 12,4 Prozent Evangelische, 8,3 Prozent Orthodoxe, 5,8 Prozent Anglikaner und
3,6 Prozent andere Christen), nur 2,7 Prozent waren Muslime. 13,1 Prozent gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder waren ohne Bekenntnis.
Konnte im Jahr 1900 die Römisch-Katholische Kirche auf der Fläche des heutigen Österreich noch über
91 Prozent der Bevölkerung als Mitglieder zählen, waren es 2001 nur mehr 74 Prozent und 2014 lediglich
61,4 Prozent.
Erhebungen der Katholischen Kirche ergaben, dass 2003 noch 14,9 Prozent der katholischen Österreicher
regelmäßig den Gottesdienst besuchten. Dieser Prozentsatz verringerte sich laufend bis auf 11 Prozent im
Jahr 2014. In absoluten Zahlen erscheint dies wesentlich dramatischer. Gingen demgemäß 2003 noch 856.000
Katholiken in Österreich regelmäßig in den Sonntagsgottesdienst, waren es 2014 nur mehr 526.000. Dies
bedeutet eine Verringerung um fast 40 Prozent in nur zwölf Jahren.
Die Mitgliedschaft in einer Religionsgemeinschaft sagt nicht alles über die religiöse Einstellung dieser
Menschen aus. Im Extremfall ist für die einen die Zugehörigkeit lebensbestimmend, andere wiederum sind
Mitglieder einer Religionsgemeinschaft, ohne überhaupt an einen Gott oder eine spirituelle Kraft zu glauben.
Laut einer Meinungsumfrage im Rahmen des Eurobarometers glaubten Anfang 2005 lediglich 52 Prozent der
Bürger (Moslems und Christen!) der damaligen EU-Staaten an einen Gott. 27 Prozent glaubten an eine andere
spirituelle Kraft, 18 Prozent glaubten weder an einen Gott noch an eine andere spirituelle Kraft, 3 Prozent
machten keine Angaben. Ende 2006 gab knapp die Hälfte (47 Prozent) der Bürger der damaligen EU-Staaten an,
dass für ihr eigenes Leben Religion nicht wichtig sei.
10
DIE MALTESER 1/2016
TAGUNG DES SMRO IN SALZBURG
„WER
GLAUBT,
IST NIE ALLEIN ...“
Dieses Eröffnungslied des Pontifikalamtes im Stift St. Peter
mit Christoph Kardinal Schönborn am Ende der Ordenstagung 2016 könnte auch als Quintessenz für diesen Tag
stehen: 120 Ordensdamen und -ritter aus Österreich und
dem südbayerischen Raum haben sich konfrontieren lassen mit der Frage Jesu: „Für wen haltet ihr mich?“ Zur
Ordenstagung eingeladen hatte die Delegation Salzburg
des SMRO anlässlich der von ihr organisierten Ausstellung zum Turiner Grabtuch „Wer ist der Mann auf dem
Tuch“ im Salzburger Bischofshaus am Kapitelplatz.
„Jesus von Nazareth“
Mit einprägsamen Worten erklärte der Diözesanbischof
von Regensburg, Dr. Rudolf Voderholzer, im ersten Referat die Grundfragen der Christologie. Der Bogen spannte
sich von der Nicht-Selbstverständlichkeit der Selbstbezeichnung als „Christen“ bis zur Pro-Existenz Jesu für
uns als Heil. Das Turiner Grabtuch bezeichnete Bischof
Voderholzer als Brücke zum historischen Jesus und verwies darauf, wie sehr uns das Antlitz des Tuches einlädt,
barmherzig zu sein.
Von Johannes Gruchmann-Bernau
Nach dem Besuch der Ausstellung sprach Kardinal
Dr. Christoph Schönborn vor den Ordensmitgliedern.
Der Kardinal verwies in seinem Referat zum Thema
„Die Lebensschule Jesu – aus Schülern werden Lehrer“
insbesondere auf die Jünger und wie aus den Schülern
Jesu Lehrer wurden. Er mahnte, wachsam zu bleiben gegenüber dem wachsenden „Analphabetismus“ unter den
Christen, und forderte die Zuhörer auf, die Bibel zu lesen
und mit dem Herzen auf Gott zu hören, um den Glauben
gestalten zu können. „Jesus sendet uns, Zeugen des
Glaubens zu sein!“
Wie eingangs schon angeklungen, schloss der Ordenstag
mit einem Pontifikalamt in der Erzabtei von St. Peter.
Die Qualität dieser Tagung war getragen von geistlichen
Impulsen, anregenden Gesprächen und hoch interessanten Führungen durch die Ausstellung. Alle konnten
spüren: „Wer glaubt, ist nicht allein ...“
DIE MALTESER 1/2016
11
MALTESERSPIRITUELL
SERIE
MALTESERSPIRITUELL
DIE ACHT SELIGPREISUNGEN
DIE ACHT ELEN DE:
SELIG, DIE UM DER GERECHTIGKEIT
IT
WILLEN
VERFOLGT
DENN IHNEN
OSIGKEWERDEN,
LIEB-L
die Lieblosigkeit unbestreitbar das größte.
GEHÖRT
DAS
HIMMELREICH.
(MT
will, ist5,10)
der Malteser-Ritter-Orden ankämpfen
, gegen die
Unter den acht Elenden
stufen zu erreichen ist. Das eigentliche Denkmal ist eine
monumentale Sonnenuhr auf einem Mosaik, das die Drei
Weisen aus dem Orient zeigt, die in Freiheit auf die
Suche nach der Wahrheit gegangen sind.
entsprechend ist der absolute
Von AltabtDem
Gregor Henckel-Donnersmarck OCist
Die Philosophen und Theologen definieren das Böse als die „Abwesenheit des Guten“.
die Lieb-los
sondern
der Hass,
vorCO
tz zur Liebe nichtkommt
Keine
der Seligpreisungen
einem
so schnell
ins Ohrigkeit.Gott seine Liebe nie entzogen hat. Unübersehbar
Gegensa
Selden
Von P. Felixund
wie diese, denn in der Oper von Wilhelm Kienzl singt der
Evangelimann
der dem
Titel
einkeine
Jesusden
zähltauch
ichtsWerk
lung des Endger
In der Darstel(Matthias),
gegeben
hat,
genau
diesen
10.
Vers
aus
dem
5.
Kapitel
des
zelnen Sünden auf, die zur Verdammung führen, sondern
Matthäus-Evangeliums
nachder
derWerke
genialen,
Barmherzigkeit,
dersprachschöpfeer gibt die Unterlassung
rischen
Übersetzung
Martin
Luthers:
„Selig
VerEineilungdiean.
also Lieb-losigkeit, als Grund zur Verurtsind,
folgung
leiden
um
der
Gerechtigkeit
willen
…“
Lautmaledem
und
dringlich ist auch das Gleichnis vom Prasser
risch
fallenLazaru
die Töne
beim
Wort
„leiden“
zurder
damaligen wie
der melancholisch
Augen
den
s. In
armen
Tiefe,
um
bei
„Gerechtigkeit“
jubelnd
zur
Höhe
zu
führen.
heutigen Welt wäre der reiche Mann durchaus als „anDasständig
mag man
vielleicht
kitschig
finden,
aber„er
es hat
prägt
sichgenicht
n, denn
egange
durchg
er“ Mensch
doch
ein,
und
es
ist
gut,
wenn
wir
uns
–
und
wenn
sich
alle in
mordet, nicht gestohlen und nicht geraubt“. Doch
Menschen
– diesenktheit
und dieauf
anderen
Seligpreisungen
er den
„Wellness“ hatwirkdie eigene
seiner Beschrä
licharmen
und wirksam
zu Herzen
nehmen:
heute
würdebemerk
man t.
einmal
Tisch nicht
seinem
Lazarus unter
wohl sagen: „verinnerlichen“.
Absolutes Fehlen von Liebe ist Hölle
Seligkeit
als vollkommene
Gemeinschaft
mit Gott
Hugo bes oder Victor
wie Charles Dicken
Schriftsteller
Vorschreib
ungefähr
einem
halben
Jahrhundert
hat
man
in
deutaber
en in ihren Romanen zwar pathetisch, damit
schen
Fassungen
der Hl.
Schrift
versucht,
griechische
ruft. Nach
hervor
igkeitdas
Lieblos
s Elend
elnd, welche
aufrütt
„makarios“
mit
„wohl
denen
…“
wiederzugeben,
ist
absolut
der Lehre aller Religionen ist der Ort, an dem es aber
baldkeine
wieder
davon
abgegangen,
weil
man
gespürt
hat,
Hölle.
die
–,
it
Liebe gibt – und das für alle Ewigke
dassDie
dies
zu
sehr
im
diesseitigen
Glück
stehen
bleibt.
Wir
Konzentrations- und Vernichtungslager unserer Welt
können
uns
im christlichen
sicherlich
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eini- us
nslehre
solche Glaube
dass eineKontext
ahnen,
lassen
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dass der
Mensch
auf dem
Unendlichkeit
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en die Freihei
Tod des Mensch
falls mit
sch ist,
Dieder
Erfüllung
des
Menschen
in
allen
seinen
Dimensionen
Person nicht enden sollte.
schließt zwar das innerweltliche Wohlbefinden ein, kommt
in diesem
aber nicht
zuGlaube
ihremnZiel.
also ein
zuin seinem
Gottes
der Sohnist
hat Seligkeit
chem
Nach christli
tiefst
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sie ist
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Mensch
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Höllewenn
d der
den Zustan
idenBegriff;
Todesle
in der
vollkommenen
Gemeinschaft
mit Anders
Gott als
demsich
lassen
zu überwinden.
mit seiner Liebe
um sie
Unendlichen
steht,
also
sobald
ihm
„das
Himmelreich
ge- bei
die Schilderungen des Gebets Jesu in Gethsemane,
hört“. Davor aber hat der Mensch hier und jetzt sein Leben
und die Welt zu gestalten nach einem „Ethos des Weges“,
wie man auch die ganze Bergpredigt bezeichnen kann.
Christus der Herr stammt biologisch – seiner Allerheiligsten
Menschheit nach – aus dem Auserwählten Volk, dem
12
DIE MALTESER 1/2016
allem aber „stammt“ er „theologisch“ aus dem Ersten
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selbst. Freude, Jubel und Himmel sind die schönen Folgen.
2 13
ER 3–4/201
MALTES
DIE
Auch die Einreihung in die Reihe
der
verfolgten
Propheten
ist Seligpreisung.
Es ist eine bedauerliche Paradoxie, dass in der Geschichte leider auch Christen immer wieder als Verfolger aufge-
treten sind, und die Frohe Botschaft in furchtbarer Weise
verdunkelt und schwer beschädigt haben. Die Texte des
II. Vatikanischen Konzils, vor allem die Erklärung über die
Religions- und Gewissensfreiheit „Dignitatis Humanae“
stellt fest, dass niemand gegen sein Gewissen gezwungen werden darf, eine bestimmte Religion anzunehmen.
Das Gewissen ist frei und oberste Norm des sittlichen
Handelns – auch der Entscheidung in der Frage des
Glaubens. Dem entspricht nach demselben Dokument das
Recht auf freie Ausübung der Religion. Dies gilt für alle
Religionen, und die Kirche macht sich zum Fürsprecher
dieses Rechtes auch für andere Konfessionen und
Religionen. Für die furchtbaren Sünden von Christen und
Katholiken – oft im Namen der Kirche – im Laufe der Geschichte hat der Hl. Papst Johannes Paul II. am ersten
Fastensonntag des heiligen Millennium-Jahres 2000 öffentlich auf dem Petersplatz ein großes Schuldbekenntnis
abgelegt und Gott und alle Menschen um Vergebung gebeten. Gott vergibt in seiner großen Barmherzigkeit. Die
Menschen tun sich damit sehr viel schwerer.
Das Gewissen ist frei und oberste Norm des
sittlichen Handelns
Diese neue Position der Kirche ist leider in der Öffentlichkeit weiterhin nahezu unbekannt, und daher entstand unter Initiative von Bischof Andreas Laun OSFS
in Heiligenkreuz ein öffentlich sichtbares Monument für
Religions- und Gewissensfreiheit im Sinne des Konzilstextes „Dignitatis Humanae“. Drei Stufen führen zum
eigentlichen Denkmal hinauf. Auf der untersten Stufe
steht das Wort „Menschenwürde“, auf der zweiten Stufe
liest man „Freiheit“ und auf der dritten schließlich
„Wahrheit“ als das Ziel, welches nicht ohne die Vor-
Flüchtlinge als „um der Gerechtigkeit willen“ Verfolgte
Das „Herz“ der Bergpredigt, die volle drei Kapitel des
Evangeliums nach Matthäus umfasst, ist das Gebet des
Herrn. Die Ouverture stellen die „Seligpreisungen“ dar,
und die letzte von ihnen ist jene, die wir betrachten, und
wir sollten uns fragen, wer denn die sind, die heute ungerecht, also „um der Gerechtigkeit willen“, verfolgt werden. Es sind die Flüchtlinge, die derzeit zu hunderttausenden zu uns kommen und auf unsere Hilfe angewiesen
sind, in den letzten Monaten geleistet haben, ist großartig und muss aufs Höchste gelobt werden. Sie erfüllen
jedenfalls die Aufträge der 3. bis 7. Seligpreisung und dienen jenen, denen die 8. (und 9.) Seligpreisung gilt.
Zunehmende Verfolgung von Christen
Schließlich muss aber unbedingt festgehalten werden,
dass in unserer Epoche die Christen – unsere Glaubensbrüder – die Meistverfolgten sind. Um unseres Glaubens
an Jesus Christus willen, der die letzte Gerechtigkeit ist,
werden sie oft blutigst verfolgt. CSI (Christian Solidarity International) wird nicht müde, darauf hinzuweisen
und zu helfen. Was für ein gutes Zeichen echter, christlicher Solidarität, dass unser Kardinal Schönborn in den
Nordirak reist, um dort den verfolgten Christen Mut zu
machen. Noch eine Paradoxie am Ende dieser Betrachtung: „sanguis martyrorum est semen christianorum“,
„Das Blut der Märtyrer ist Samen für (neue) Christen“;
so hat es schon der frühe Kirchenvater Tertullian gesagt und sich damit als Prophet erwiesen. Dies darf uns
aber nicht daran hindern, solidarisch unser Möglichstes
zu tun, um Verfolgungen zu verhindern und Verfolgten
nach Kräften zu helfen. Dazu verhelfe uns der Segen
Gottes!
DIE MALTESER 1/2016
13
MALTESERSPIRITUELL
Se
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LOURDES 2016
AU ST RIA
auch um den Frieden unter den Völkern gebetet haben.
Sende Deinen Geist aus ...
Unter dem jetzigen Pontifikat ändert sich das Bild der
Kirche, Papst Franziskus lebt eine Kirche der Armen.
Seine Zuwendung gilt dem Lazarus, der vor der Türe
liegt, an dem jeder achtlos vorübergeht, der nur die
Brosamen vom Tisch der Reichen erhält.
FAMILIENWALLFAHRT MARIAZELL 16.–18. SEPTEMBER 2016
MISEREOR SUPER TURBAM
ICH HABE MITLEID MIT DIESEN MENSCHEN
Von Fra‘ Gottfried Kühnelt-Leddihn
Als ER ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte ER Mitleid mit
ihnen, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und ER
lehrte sie lange ... (Mk 6,34)
Als Jesus die Volkscharen sah, rief ER die Jünger zu sich und sagte:
„Ich habe Mitleid mit diesen Menschen, sie sind schon drei Tage bei
mir und haben nichts mehr zu essen.“ (Mk 8,2)
Was habe ich gedacht, als ich die Volksscharen im Fernsehen
sah? Hat sich Angst meiner bemächtigt, oder habe ich mit Gottvertrauen gedacht: „Wir schaffen das“? Bin ich in der Menge der
Zuschauer in Deckung gegangen, oder bin ich aufgestanden und
habe meine Zeit und meine Zuwendung gespendet?
Europa befindet sich wahrscheinlich in einer kritischen Phase
des Wandels. Überlasse ich unser Land, unseren Kontinent denjenigen, die am lautesten behaupten, die Werte des Abendlandes
zu bewahren, oder zeige ich durch mein Leben und Handeln die
wahren Werte des Christentums?
Wenn wir zur Magna Mater Austriae pilgern, dann müssen wir
im Auge behalten, dass zahllose Menschen aus unterschiedlichsten Völkern an diesen Ort gepilgert sind und dabei immer
14
DIE MALTESER 1/2016
Europa bekommt in diesen Zeiten ein neues Gesicht.
Wir wollen beten, wir wollen alles tun, dass es ein
warmes, freundliches Gesicht ist, und nicht ein kaltes,
abweisendes, egoistisches wird.
... und alles wird neu!
Eingeladen sind alle Malteser – aus dem Orden und
den Werken, mit und ohne Familie, und natürlich
auch unsere betreuten Freunde.
Derzeit kann ich folgende Eckpunkte angeben:
PROGRAMM
• Freitag, 16. September 2016
16.00–17.00 Eintreffen der Teilnehmer
im JUFA-Gästehaus St. Sebastian (Erlaufseestraße),
anschließend Vesper, Abendessen, Komplet
• Samstag, 17. September 2016
Frühstück, anschließend Fußwallfahrt zur Basilka
17.00 Uhr Hl. Messe am Gnadenaltar,
abends Lichterprozession
• Sonntag, 18. September 2016
Nach dem Frühstück zu Fuß zur Basilika
10.00 Uhr Hl. Messe am Gnadenaltar
gemeinsames Mittagessen, Abfahrt
Der Preis wird bei ca. 100 EUR pro Person liegen,
Familienarrangements auf Anfrage.
Details werden Anfang Mai feststehen. Anmeldungen
bitte über die Bereichszentralen des MHDA.
MALTESER
LOURDES-WALLFAHRT 2016
AU ST R IA
LOURDES 2016
Selig, die Barm
herzigen,
denn sie werden
Erbarmen finde
n.
29. April 3. Mai 2016
Der MALTESER Hospitaldienst organisiert auch dieses
Jahr eine Pilgerreise nach Lourdes. Das Miteinander
von Pilgern, Betreuungsbedürftigen und Maltesern sowie die Gnaden des südfranzösischen Marienheiligtums
machen diese Wallfahrt zu einem einzigartigen Erlebnis.
Melden Sie sich rasch an und fahren Sie mit! Oder
unterstützen Sie uns finanziell dabei, Bedürftigen und
Kranken diese Fahrt zu ermöglichen.
lourdes.malteser.at
Spendenkonto:
IBAN: AT85 1920 0615 2372 3030
BIC: SCHOATWW
Danke!
Malteser Hospitaldienst Austria
MALTESER Hospitaldienst Austria, Bundeszentrale
Johannesgasse 2, 1010 Wien
Johannesgasse 2/2/20, 1010 Wien, Tel. +43 (0)1 512 53 95
[email protected],
+43 (0)1 512 53
95 lourdes.malteser.at
E-Mail:
Internet:
Fax +43 (0)1 512 84 78
E-Mail:
[email protected]
Kostenbeitrag
für Pilger 1/2016
bzw. Betreute: EUR
15850
DIE
MALTESER
LEBENSWERT
LEBENSWERT
UNERKANNTE TALENTE:
JOBS FÜR MENSCHEN MIT AUTISMUS
Der Arbeitsmarkt sucht Ausnahmetalente, Specialisterne vermittelt sie: Menschen mit Asperger-Syndrom.
Von Bettina Hillebrand
Specialisterne Austria begleitet Menschen mit Autismus,
damit sie ihre Talente auf dem Arbeitsmarkt optimal einbringen können. Das so genannte „Asperger-Syndrom“ ist
nach dem Wiener Kinderarzt Hans Asperger benannt.
Er hat die entsprechende Symptomatik in den 1940erJahren erstmals als leichte Form des Autismus beschrieben, die meist mit sehr guter Sprachbegabung,
überdurchschnittlicher Intelligenz und obsessiv betriebenen – häufig technischen – Interessen verbunden ist.
Specialisterne beschäftigt Spezialisten, die in bestimmten
Bereichen wie Mathematik, IT oder Qualitätskontrolle
überaus begabt sind. Sie sind Experten, die sich wenn
möglich auf ein Thema konzentrieren und Small-Talk
keinen Wert beimessen. Mitarbeiter des gemeinnützigen
Vereins haben eine Diagnose aus dem AutismusSpektrum, meist Asperger, und waren oft jahrelang
arbeitslos, bevor sie sich an die Organisation wandten.
80 Prozent der Menschen mit dem Asperger-Syndrom, die
arbeitsfähig sind, haben keinen Job, da ihnen Selbstpräsentation und soziale Interaktion Schwierigkeiten bereiten.
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DIE MALTESER 1/2016
Ziel von Specialisterne ist es, weltweit eine Million
Arbeitsplätze für Menschen mit Autismus zu schaffen.
Dafür ist es wichtig, die Stärken dieser Menschen herauszufinden und noch weiter zu fördern. Gegründet wurde
die Organisation 2004 von dem Dänen Thorkil Sonne,
dessen Sohn im Kleinkindalter eine Autismus-Diagnose
erhielt. Mittlerweile ist Specialisterne in 14 Ländern vertreten.
Einsatz dort, wo Genauigkeit zählt
Der 2011 gegründete österreichische Ableger Specialisterne Austria besetzt entsprechende Stellen in österreichischen Unternehmen mit Spezialisten mit Autismus.
Dabei geht es oft um Positionen, die aufgrund ihres
Tätigkeitsfeldes – etwa stundenlangen Kontrollen, der
Eingabe von kritischen Daten, Programmiertätigkeiten
oder dem konzentrierten Testen von Softwarelösungen –
nur schwer langfristig zu besetzen sind. Diese Aufgaben
entsprechen jedoch genau dem Profil der Spezialisten
mit Autismus. Specialisterne bereitet das Team in dem
jeweiligen Unternehmen auf die Zusammenarbeit mit
dem Spezialisten mit Autismus vor, gleichzeitig werden
die Spezialisten gecoacht, um eine gute Eingliederung zu
ermöglichen.
In Kooperation mit Qidenus wurden beispielsweise neun
Mitarbeiter mit Autismus in einem Projekt zur Digitalisierung und Transkription von alten Kirchenbüchern
beschäftigt. Auf diesem Gebiet hat Qidenus mehr als
ein Jahrzehnt Erfahrung. Die Spezialisten mit Autismus
wurden mit dieser Tätigkeit beauftragt, weil sie die Arbeit
mit großer Genauigkeit und Freude erledigen und trotz
der relativ gleichförmigen Tätigkeit nicht fehleranfällig
werden. Im Büro von Specialisterne haben sie sich zuerst
selbst das Lesen der alten Handschriften in Kurrent angelernt. Nun übertragen sie Sterbe- und Geburtenbücher
aus den vergangenen Jahrhunderten wortwörtlich, um
die Inhalte für spätere Generationen oder die Ahnenforschung zu bewahren. Zuerst werden dazu viele tausend
Seiten manuell transkribiert, um in weiterer Folge eine
Software „anzulernen“, die künftig einen Großteil automatisch erkennen kann. Dennoch werden die Experten
mit Autismus weiterhin benötigt, um zu kontrollieren
und unerkannte Stellen nachzuübersetzen.
Ein Neustart ins Erwerbsleben
Wolfgang ist seit Juli 2015 für 30 Wochenstunden bei
Specialisterne angestellt. Er ist 31 Jahre alt und war zuvor vier Jahre arbeitslos. Seine Diagnose bekam er erst
2014, allerdings sagt er: „Ich habe schon immer gewusst,
dass ich anders bin.“ Gerechtigkeit war ihm schon als
Kind sehr wichtig, und er hatte geringe Toleranz für
Planänderungen. Fangenspielen sah er als Zeitverschwendung, er beteiligte sich lieber an den Unterhaltungen der Erwachsenen. Er absolvierte die HandelsZahlen – Daten – Fakten
• Das Autismus-Spektrum zählt zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen und ist angeboren.
• Bis zu 80.000 Menschen in Österreich (ca. 1% der
Bevölkerung) leben mit Diagnosen aus dem Autismus-Spektrum.
• 80% der Menschen mit Autismus sind arbeitslos.
schule und eine Ausbildung zum Pflegehelfer, obwohl
bald klar war, dass diese Arbeit zu belastend sein würde.
Bei seiner ersten Anstellung wurde er kaum eingearbeitet, man erwartete, dass er sich allein zurechtfand, bald
folgte die Kündigung.
Der Schock saß tief: „Meine folgenden Jobs habe ich
immer schon in der Probezeit gekündigt. Ich habe gedacht: Mich kündigt keiner mehr. Wenn, dann kündige
ich“, sagt Wolfgang über seine berufliche Vergangenheit.
USA: Studentin beschreibt in einer Comic-Serie
ihr Leben mit dem Asperger
Von der WUK-Arbeitsassistenz verwies man ihn schließlich zu Specialisterne. Und auch hier entschied er sich
erst beim dritten Anlauf, an dem Transkriptionsprojekt
teilzunehmen. „Ich bin gern von anderen Menschen umgeben und brauche schon etwas Abwechslung, selbst
wenn die Tätigkeit gut strukturiert sein sollte. Ich dachte
anfangs, dass die Aufgabe zu langweilig wäre. Aber die
Lebensgeschichten der Menschen aus den Kirchenbüchern sind interessant. Ich lese über spannende Berufe oder seltsame Krankheiten aus längst vergangener
Zeit. Darüber tausche ich mich mit meinen Kollegen aus.
Das macht die Abwechslung aus. Außerdem übernehme
ich viele unterstützende Aufgaben im Büro, um meine
Kollegen zu entlasten.“
DIE MALTESER 1/2016
17
LEBENSWERT
FLÜCHTLINGSHILFE
IT‘S A LONG WAY
FROM AL HASAKA TO VIENNA!
Ein Gespräch mit dem syrisch-armenischen Christen Elie Georges führt zu einem besseren Verständnis für ein fast alltägliches Flüchtlingsschicksal, das jedoch jeweils einzigartig ist. Nur die Lebensträume hat man schon einmal gehört.
Von Georg Reichlin-Meldegg
Wichtig sind für Wolfgang klare Ansprechpartner und
ein strukturierter Tagesablauf – „durchwurschteln“ kann
und möchte er sich nicht. Und damit ist er nicht allein.
Wolfgang ist nur eine von knapp 30 Personen, die aktuell
von Specialisterne in eine feste Anstellung vermittelt
wurden. Der studierte Versicherungsmathematiker
Amadé fand seine Berufung nun im Lektorat bei einem
großen juristischen Fachverlag. Er genießt an seinem Job
die gute Planbarkeit, und das Team schätzt ihn für seine
Genauigkeit, während man ihm in seinem erlernten Beruf „Scheuklappenmentalität“ vorwarf.
off-Workshop vergessen sind. Der Teamzusammenhalt
verbessert sich durch die Integration eines Kollegen mit
autistischer Wahrnehmung. Die Kommunikation wird
klarer, Vorgesetzte lernen gut strukturierte Arbeitsanweisungen zu geben, und der Innovationsgeist steigt
aufgrund neuer Impulse und Sichtweisen.
„Ich wurde 1981 in Al Hasaka, einer Provinzhauptstadt
im Nordosten Syriens, geboren“, gibt der junge und
sympathische syrisch-armenische Christ Elie Georges
nach einer mit dem Interviewer gemeinsam verbrachten
Malteser-Deutschstunde bei einer Tasse Früchtetee in
einem Caféhaus „zu Protokoll“.
Die professionelle Begleitung durch den Verein Specialisterne hilft dabei, die Ängste der Kandidaten mit Autismus abzubauen, aber auch den Unternehmen versteckte
Potenziale aufzuzeigen.
Elie ging nach dem Gymnasium auf die Hochschule, um
arabische Literatur zu studieren. Dort lernte er auch Englisch. Nach fünf Jahren hatte er zwar sein Diplom in der
Tasche, aber noch keinen Job.
Ein anderer Mitarbeiter brach sein Studium der Informatik ab, da ihn der ständige Wechsel zwischen verschiedenen Fächern sowie die Gruppenarbeiten überforderten. Nun arbeitet er erfolgreich als Software-Tester bei
einem Anbieter für Online-Zahlungsmittel. Er denkt jetzt
auch wieder darüber nach, sein Studium fortzusetzen.
Es braucht mehr Förderung von Talenten
„Die größte Herausforderung ist das Angebot von geeigneten Qualifizierungsmaßnahmen für jene, die am
Schulsystem oder am Uni-Alltag aufgrund ihrer autistischen Wahrnehmung gescheitert sind. Gerade haben
wir mit der Firma ANECON einen Kooperationspartner
gefunden, der mit uns zehn junge Talente in einem
Autismus-gerechten Kurs zu Software-Testern ausbildet
und anschließend auch beschäftigen möchte. Dies ist
ein toller Anfang, und wir hoffen, andere Unternehmen
folgen diesem Beispiel“, sagt Elisabeth Krön, Leiterin
von Specialisterne Austria.
Der Bürgerkrieg tobte in Syrien schon beinahe ein Jahr,
als Elie, der mittlerweile als Arabisch-Lehrer an der Universität arbeitete, im Oktober 2012 die Zeit gekommen
sah, seine Heimat, sein Elternhaus und seine drei Geschwister zu verlassen. Vor allem sein christlicher Glaube
wurde in dieser doch öffentlich wahrnehmbaren Position
als Lehrer für ihn persönlich zu einer großen Gefahr. Anonyme Drohungen bestätigten seine Ängste.
Vielfalt zahlt sich auch aus
Unternehmen profitieren vom Zugang, den diese hochmotivierten und loyalen Mitarbeiter mit hohem Qualitätsanspruch zu ihrer Arbeit haben. Erfahrungen aus der
Praxis in österreichischen Unternehmen zeigen, dass anfängliche Berührungsängste spätestens nach dem Kick-
Besonderheiten von Menschen mit Autismus
STÄRKEN
• Liebe zum Detail
• Logisch-analytisches Denken
• Genauigkeit
• Vertiefen in Fachthemen
18
DIE MALTESER 1/2016
HERAUSFORDERUNGEN
• Soziale Interaktion
• Verbale und nonverbale
Kommunikation
• Multitasking
www.specialisterne.at
[email protected]
Elie flüchtete mit Pass, Dokumenten und seinem Ersparten in die angrenzende Türkei und blieb dort unter
schwierigsten Verhältnissen für neun Monate. Dann
zieht es ihn weiter nach Wien. „Ich habe armenische
Freunde in Wien, die in meiner Heimatstadt gelebt hatten. Deshalb war Österreich für mich ein Begriff, ich hatte viel Positives über dieses Land gehört und entschloss
mich deshalb im Juni 2013, per Autostopp ohne Visum
nach Wien zu reisen. Mein Grenzübertritt war jedoch völlig problemlos“, fügt Elie noch hinzu.
„Meine Freunde lebten schon seit 2007 in Wien. Das verkürzte meinen Erstaufenthalt in Traiskirchen auf zwei
Tage, denn ich konnte für einige Wochen bei ihnen wohnen. In der kleinen Boutique des Paares konnte ich auch
gleich aushelfen ...“, schmunzelt Elie.
Eine Flüchtlingsorganisation verfrachtete ihn schließlich
nach Götzens bei Innsbruck. Für sechs Monate lebte Elie
in einem Flüchtlingsheim auf engstem Raum mit Menschen aus allen Gegenden des Nahen Ostens. „Mir wurde
auf meine Bitte hin ein Deutschkurs versprochen, doch
ein Deutschlehrer kam nur drei Mal auf einige Tage zu uns.
Das war viel zu wenig, deshalb studierte ich die Sprache mit
kostenlosen Lektionen aus dem Internet als Autodidakt.“
Nach sechs Monaten wurde Elies „Aufenthaltsgenehmigung mit Arbeitsverbot“ auf weitere sechs Monate verlängert. „Ein Landsmann aus meiner Heimatstadt, den
ich zuvor nicht kannte, nahm mich mit nach Wien in eine
WG im zweiten Bezirk. Die Miete passte, meine Mitbewohner waren reinlich, so blieb ich. Ich meldete mich bei
allen mir zur Kenntnis gelangten NGOs an, doch erst
DIE MALTESER 1/2016
19
FLÜCHTLINGSHILFE
nach drei Monaten Wartezeit konnte ich dank des Sozialamts einen Deutschkurs besuchen. Nach fünf Monaten
dann erst den nächsten. Ich möchte aber niemandem einen Vorwurf machen, denn die Kurse waren einfach total
überfüllt.“
Ein wenig überfüllt war schließlich auch die WG, und so
sah sich Elie nach einer ganz kleinen Mansardenwohnung
um. In Favoriten, nicht allzu weit von der U-Bahn, wurde
er fündig. Zimmer, Kuchl, Kabinett, sozusagen, doch Elie
war im Alleinsein beinahe glücklich. „Ich mag nicht gerne Diskos oder ähnliches Halligalli, und zu Hause beim
Lesen soll es irgendwie gemütlich sein“, meint Elie mit
einem Lächeln.
Mittels VIBER-App und Internet kann sich Elie auch
mit seinen beiden Schwestern, seinem Bruder und seiner Mutter recht gut verständigen. Sein Vater ist schon
vor fünf Jahren gestorben. So erfuhr er auch zu seinem
größten Schrecken im Juni 2015, dass die Terrororganisation IS seine Heimatstadt mit Waffengewalt, Mord und
Totschlag gestürmt hatte. Sein Elternhaus lag in dieser
Todeszone. „Ich verfolgte im TV, dass die Bevölkerung in
die 80 km nördlich nahe der türkischen Grenze gelege-
FLÜCHTLINGSHILFE
ne Stadt Qamishli geflüchtet war. Als jedoch nach rund
zehn Tagen die kurdischen Peshmerga die Terroristen
und Mörder verjagt hatten, war ich überaus erleichtert,
am Telefon zu hören, dass auch meine Familie unverletzt nach Hause zurückkehren konnte. Allerdings waren
in unserem Haus Schusslöcher zu sehen. Es gehörte ja
Christen …“
Somit konnte Elie wieder ruhiger werden. Die Ruhe
schenkt Zeit zu träumen. „Ich wünsche mir sehnlichst
eine Aufgabe in meinem jungen Leben. Ich möchte sehr
gern wieder als Lehrer für Arabisch arbeiten, Jugendliche oder auch Erwachsene in dieser Sprache schulen. Ich
bin jetzt schon recht gut in Deutsch, sodass ich auch als
Dolmetscher arbeiten könnte. Auch würde ich gern stundenweise Nachhilfeunterricht geben. Ich komme ins
Haus! Mit der Bim – ganz ohne ‚fliegenden Teppich‘“,
lacht Elie fröhlich bei diesem Gedanken.
„Zwischenzeitlich ist der wöchentliche Malteser-Deutschkurs sehr hilfreich. Auch um mit Menschen in Kontakt zu
kommen, die mir eventuell auf meinem weiteren Lebensweg in diesem schönen Land weiterhelfen könnten“, setzt
Elie seinen Traum versunken fort …
SPENDEN HILFT
Für unsere laufenden Aktivitäten in der Flüchtlingshilfe
sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen!
Alle Spenden unter dem Kennwort „Flüchtlingshilfe“
werden ausschließlich Projekten zweckgewidmet, die von
der öffentlichen Hand nicht finanziert oder unterstützt
werden, wie z. B. unsere Arbeit mit unbegleiteten Minderjährigen.
20
SPENDEN-KONTO Schoellerbank AG IBAN AT85 1920 0615 2372 3030 | BIC: SCHOATWW. Kennwort: Flüchtlingshilfe
Spenden an den MALTESER Hospitaldienst sind von der Steuer absetzbar!
DIE MALTESER 1/2016
Bitte bewahren Sie den Einzahlungsbeleg für Ihre Steuererklärung bzw. Ihren Jahresausgleich auf! Reg.-Nr.: SO 1352
„DER SCHLÜSSEL
ZUR INTEGRATION
IST DER DEUTSCHKURS!“
Ein Gespräch mit Mag. (FH) Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas der Erzdiözese Wien, über das weitere Schicksal
von Flüchtlingen in Österreich, zeigt über alle gegenwärtigen Probleme hinweg deren Chancen und Möglichkeiten – zum
beiderseitigen Nutzen. Das Gespräch führte Georg Reichlin-Meldegg.
Die MALTESER: Das Flüchtlingsproblem ist wie ein
Tsunami – wenngleich nicht unerwartet – im Vorjahr
auf Österreich und seine Nachbarn hereingebrochen. In
Österreich halten sich derzeit rund 90.000 Flüchtlinge
auf. Zur Bewältigung der Versorgung dieser Menschenmassen braucht es Menschen mit Organisationstalent
und Professionalität. Hat die Caritas – in dieser besonderen
Herausforderung – diese Voraussetzungen mitgebracht?
Klaus Schwertner: Sicherlich. Die Caritas ist ja schon
seit sehr vielen Jahren in der Flüchtlingshilfe tätig. Ich
denke hier an die Bosnien- oder die Ungarnkrise, wo es
ebenso gelang, eine große Zahl an Flüchtlingen menschenwürdig aufzunehmen – mit allem, was heute dazugehört: von der Unterkunft bis zur Integrationsarbeit.
Die von Ihnen genannte Anzahl von Flüchtlingen durchläuft derzeit das Asylverfahren. Dazu ist zum einen zu
sagen, dass in den kommenden Monaten sicherlich nicht
drei Länder allein weiterhin die Integrationsarbeit von
28 EU-Mitgliedstaaten werden machen können. Der
zweite Punkt dazu: Nicht alle dieser 90.000 Menschen
werden einen positiven Asylbescheid bekommen. Es wäre
nun für die weiteren Maßnahmen wichtig, möglichst
rasch zu erfahren, wer nun bleiben darf und wer nicht.
Auch die Caritas hat sich 2015 neu aufstellen müssen,
um das geforderte Krisenmanagement effektiv gestalten
zu können. Positiv hinzu kam die Tatsache, dass sich –
eine Renaissance der Zivilgesellschaft – aufgrund unserer
Aufrufe rund 15.000 Freiwillige bei uns zur Mitarbeit gemeldet haben. Die allermeisten davon nicht kurzfristig,
sondern längerfristig, zum Teil bis heute: an den Bahnhöfen, an den Grenzen, in den Notquartieren; von Sachspenden Schlichten bis hin zur Kinderbetreuung.
Die MALTESER: Sie haben den Begriff Krisenmanagement eher schlagwortartig gebraucht ...
Klaus Schwertner: Wir haben im Bereich der Caritas
Wien einen neuen Bereich „Notversorgung“ mit einem
Backoffice geschaffen, der von den Kommunikationsabläufen über die Sozialen Medien bis zur Organisation der
DIE MALTESER 1/2016
21
FLÜCHTLINGSHILFE
Die MALTESER: Wie haben sich – neben den staatlichen
Institutionen – die anderen NGOs aus Sicht der Caritas
bewährt?
Klaus Schwertner: Der 5. September 2015, als in
Nickelsdorf und an den Bahnhöfen die FlüchtlingsSturmflut hereinbrach, hat in unserer Zusammenarbeit einiges geändert. Es war erstaunlich, wie rasch die
ja auch höchst unterschiedlich organisierten Hilfs- und
Rettungsorganisationen unter dem Druck der Ereignisse
zusammengefunden haben. Nicht zu vergessen den Einsatz der Zivilbevölkerung und der Kirche vor Ort. Ebenso
gehören Bund, Land und Gemeinden vor den Vorhang.
Dank der guten Zusammenarbeit gelang es z. B. in Wien,
dass von den Tausenden niemand obdach- und schutzlos auf der Straße stehen musste. Sehr rasch konnten wir
22
DIE MALTESER 1/2016
Es wird massiv um leistbare, kautionsfreie Wohnungen
gehen! Ebenso um ausreichende Notquartiere und da mit
verknüpfte Tätigkeiten und Investitionen. Weiters geht
es um all das, was wir unter Integration subsumieren
können, wie z. B. Sprachkurse, da sind ja auch die
Malteser sehr aktiv, ebenso um Themen wie Arbeitsmarkt und Bildung.
Die MALTESER: Wenn Sie den Arbeitsmarkt ansprechen: In Österreich gibt es derzeit rund 450.000 Arbeitslose, die zum Teil schon länger einen Job suchen.
Wie steht es in diesem Zusammenhang um das Bildungsniveau der Flüchtlinge und damit ihre Vermittelbarkeit
in den angespannten Arbeitsmarkt? Sind Wirtschaftsmigranten hier nicht in einer viel besseren Position?
Klaus Schwertner: Wirtschaftsflüchtlinge, die als solche
erkannt werden, haben weder in Österreich noch in
der EU eine große Chance, auf Dauer zu bleiben. So viel
dazu. Grundsätzlich gilt: Menschen, die nach der Genfer Flüchtlingskonvention ins Land kommen, werden
unabhängig von ihrem Bildungsniveau aufgenommen.
aber leider
nicht kostenlos
MALTESER
MALTESER
Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich
Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich
Eine stufenweise Öffnung des Arbeitsmarktes für
Flüchtlinge, die noch in der Warteschleife hängen,
muss möglich werden! In der Vergangenheit und Gegenwart haben die betroffenen Menschen damit große, auch psychische Probleme.
Die MALTESER: Was weiß man derzeit über die Zufriedenheit, Wünsche, Erwartungen und Hoffnungen
auf Verwirklichung unter den Flüchtlingen bzw. Wirtschaftsmigranten?
Klaus Schwertner: In unseren Gesprächen mit
Flüchtlingen ist ein Wunsch sehr stark hervorgetreten: für sich und ihre Familien selbst sorgen zu
können – aus der Grundversorgung heraustreten,
durch Steuerzahlungen auch für den Staat etwas beitragen zu können. Als nächstes folgt der Wunsch nach
einem Leben in Sicherheit und Frieden, und schließlich der Wunsch, Deutsch zu lernen. Ich würde mir
wünschen, dass es eine Deutschkurs-Teilnahmepflicht
gibt! Das ist eine Grundvoraussetzung der Integration.
Wir von der Caritas bieten im Rahmen der Neuen
Mittelschule unter anderem so genannte „Lerncafés“
an. Die stehen für österreichische sowie für Migranten- und Flüchtlingskinder offen. Das machen wir mit
großem Erfolg.
Die MALTESER: Welche Jobs bzw. beruflichen Tätigkeiten von früher sind bei uns umsetzbar?
Klaus Schwertner: Sehr gut vermittelbar sind Logistiker, Dolmetscher oder Menschen, die in sozialen
Berufen tätig waren. Ebenso Fachkräfte für die Bauwirtschaft. Der Schlüssel dazu ist jedoch immer der
Deutschkurs!
Ausgabe 3–4/2014
Ausgabe 1/2014
Hilfseinsatz – Malteser auf Lampedusa
Brennpunkt: Flüchtlingshilfe in und um Syrien
Biomedizin – Segen oder Fluch?
Interview: Der neue Hospitalier
Evangelii gaudium – ein Überblick
Rückblick: DDR-Flüchtlingsbetreuung 1989
DIE MALTESER 1/2014
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1
DIE MALTESER 3–4/2014
Die Malteser-Zeitung 1_2603_ok.indd 1
25.03.14 11:52
Die Malteser-Zeitung 3_1411 OK.indd 1
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MALTESER
Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich
MALTESER
Ausgabe 1/2015
Ausgabe 2/2015
Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich
Betreuung chronisch schwer kranker Kinder
Alle Jahre wieder: Malteser Lourdes-Zug
Debatte: Inklusion versus Integration
Umstritten: Fortpflanzungsmedizingesetz
M A LT E S E
Die
Klaus Schwertner: Im Jänner und Februar 2016 kamen
täglich zwischen 1.000 und 3.000 Flüchtlinge über unsere
Staatsgrenzen, vor allem in Spielfeld und durch den
Karawanken-Tunnel. Doch es wird nur wenig darüber
berichtet. Die meisten Flüchtlinge wollen nach wie vor
nach Deutschland weiterreisen, doch ein Teil bleibt bei
uns. Das bedeutet, dass wir die Obergrenze recht bald erreichen könnten. Was dann? Ich meine, dass das Thema
Asyl nicht quotenfähig ist!
Die
Die MALTESER: Für 2016 ist eine behördliche Annahme von maximal 37.500 Asylanträgen vorgesehen. Wird
das von den staatlichen Stellen und den NGOs zu bewältigen sein – auch für den Fall, dass uns erneut eine Art
Tsunami überrollt?
Gratis,
Die
Klaus Schwertner: Die Spendenleistung der Bevölkerung war 2015 wirklich außerordentlich, und zwar sowohl bei Sach- als auch bei Geld- und Zeitspenden. Die
Menschen haben sozusagen ihre Komfortzone verlassen
und sind aktiv geworden. Das lange Hinauszögern der
Finanzierung unserer Organisation, aber auch anderer
NGOs durch die öffentliche Hand war für die rasche Lösung vieler Probleme ein Hindernis. Nun, das war gestern und ist in den Medien nachzulesen. Jetzt sind die
Tagsätze von der Bundesregierung – nach zehn Jahren
– endlich valorisiert worden. Damit müssen auch wir
nicht mehr in finanzielle Vorleistung treten. Immerhin ging es um 5.000 Menschen, für die wir Quartiere
geschaffen haben, rund 35.600 – und damit ein Drittel
aller 2015 ins Land gekommenen Flüchtlinge – haben wir
in der so genannten Grundversorgung. Nebstbei: Auch
die Transitleistungen mussten wir zuvor vorfinanzieren.
Die Menschen, die in Privatquartieren untergekommen
sind, werden durch die „Mobile Flüchtlingsversorgung“
der Caritas betreut.
Dennoch war der AMS-Kompetenzcheck, mit dem
Kenntnisse und Begabungen, Potenziale und Interessen abgefragt wurden, wertvoll. Unter den vielen Befragten befanden sich beispielsweise auch Ärzte, Architekten und Rechtsanwälte. Hier sollte man auch die
Chancen sehen, die so ein Bevölkerungszuwachs bringt.
Die
Die MALTESER: Zur Bewältigung all dessen ist aber die
Geldbeschaffung auch ein wichtiges Thema …
die herandrängenden Aufgaben unter uns aufteilen. So
wird sicherlich die Übernahme der Verantwortung über
die Flüchtlinge im „Blauen Haus“ am Westbahnhof durch
die Malteser und Johanniter in die Annalen dieses Jahres
eingehen!
Die
Freiwilligen, der Mitarbeiterführung und der Quartierbeschaffung alles abdeckt.
LEBENSWERT
Leuchtendes Vorbild – Fra‘ Andrew Bertie
DIE MALTESER 1/2015
Die Malteser-Zeitung 1/2015_o.indd 1
Der Souv
Vorbild: Flüchtlingshelferin
Ute Bock
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Ausgabe 3–4/2
015
Liebe Leserinnen
und Leser,
„Die MALTESER“ ist
traditionell gratis und
soll es auch bleiben. Denn
es ist uns ein Anliegen, Sie über unsere Arbeit
umfassend zu informieren. Doch die Produktion
und der Versand sind leider nicht kostenlos.
Daher würden wir uns über einen Druckkostenbeitrag freuen.
Die Malteser-
Zeitung 3_2411.in
dd 1
Malteser Flü
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dt: Der Ro
mzug 2015
Die neue
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24.11.15
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Konto lautend auf MALTESER Hospitaldienst Austria,
Kennwort „Zeitung“
AT85 1920 0615 2372 3030, BIC: SCHOATWW
Spenden an den MALTESER Hospitaldienst sind
von der Steuer absetzbar!
DIE MALTESER 1/2016
23
FLÜCHTLINGSHILFE
FLÜCHTLINGSHILFE
EIN BLICK IN DIE ZUKUNFT
ZUR AKTUELLEN FLÜCHTLINGSSITUATION
Mazedonien Unterstützung bei der Sicherung der Grenze
anzubieten. Parallel dazu müssen wir jene Menschen, die
in Österreich bleiben dürfen und werden, so rasch wie
möglich integrieren – im Interesse unseres Zusammenlebens in Österreich. Wenn diese Menschen Deutsch
lernen, unsere Werte vermittelt bekommen und akzeptieren, eine Ausbildung machen können und einen Beruf
finden, dann können sie hier in Österreich einen Beitrag
leisten für die Gesellschaft. Das muss unser Ziel bei der
Integration sein.
Seit Monaten sind die Malteser in vielfältiger Weise in der Flüchtlingsbetreuung aktiv, von der Soforthilfe an den Grenzübergängen Nickelsdorf oder Salzburg bis hin zu regelmäßigen Deutschkursen und der Betreuung unbegleiteter Minderjähriger. Abgesehen von der Bewältigung der alltäglichen Aufgaben stellt sich hier immer wieder die Frage: Wie wird es
weitergehen, wo können wir noch helfen, welche neuen Aufgaben kommen auf uns zu? Um einen Blick in die Zukunft zu
werfen, haben wir zwei Personen befragt, die es wissen müssen: den österreichischen Außen- und Integrationsminister
Sebastian Kurz und den Wiener Flüchtlingskoordinator Peter Hacker. Die Fragen stellte Georg Male.
Bundesminister Sebastian Kurz:
„... Deutschkurse, Vermittlung
unserer Werte und
Einstieg in den Arbeitsmarkt ...“
Die MALTESER: Herr Bundesminister, wie schätzen Sie
die weitere Flüchtlingsentwicklung 2016 und 2017 ein?
BM Sebastian Kurz: 2015 wurden in Österreich 90.000
Asylanträge gestellt. Das ist bereits eine enorme Herausforderung für uns im Bereich der Integration, insbesondere bei Deutschkursen, der Vermittlung unserer Werte und beim Einstieg in den Arbeitsmarkt. Für
mich ist daher klar, dass dieses Jahr nicht mehr so viele
Menschen kommen können wie 2015. Deshalb hat die
Bundesregierung auch für das Jahr 2016 eine Obergrenze von 37.500 Flüchtlingen beschlossen. Eine gesamteuropäische Lösung sollte weiterhin unser Ziel
bleiben, aber bis dahin müssen wir nationale Maßnahmen
setzen, um die Flüchtlingskrise bewältigen zu können.
Die MALTESER: Welche Rolle kann Österreich in dieser
Frage international spielen?
BM Sebastian Kurz: Wir werden weiterhin eine gesamteuropäische Lösung anstreben und vor allem mit mehr
24
DIE MALTESER 1/2016
Hilfe vor Ort die Fluchtursachen bekämpfen. Hier sollten
alle europäischen Länder viel mehr leisten, um die Lebensbedingungen der Menschen in ihren Heimatländern zu
verbessern. Österreich hat zum Beispiel dieses Jahr die
Mittel für den Auslandskatastrophenfonds (AKF) auf
20 Mio. EUR vervierfacht. Wir brauchen jedenfalls diesen Systemwechsel hin zu mehr Hilfe vor Ort statt dem
Glauben, alle in Europa aufnehmen zu können. Wir
müssen auch die europäischen Außengrenzen wieder
ordentlich sichern, am besten in Griechenland. Aber wenn
Griechenland europäische Hilfe weiterhin nur so zögerlich annimmt, dann muss Mazedonien als nächstes Land
nach Griechenland bereit sein, den Zustrom zu stoppen.
Eine ordentliche Sicherung der Außengrenzen ist die
Voraussetzung für ein Europa ohne Grenzen nach innen.
Ich bin mit einem Europa ohne Binnengrenzen aufgewachsen und möchte das natürlich erhalten.
Die MALTESER: Was sind Ihre Hauptziele bzw. -anliegen
in Sachen Integration?
BM Kurz: Bei jenen Menschen, die in Österreich bleiben
dürfen und werden, ist es entscheidend, mit der Integration
so früh wie möglich zu beginnen. Wir haben schon im
November einen von Experten ausgearbeiteten 50Punkte-Plan zur Integration von Asylberechtigten vorgestellt. Die 50 Maßnahmen sind Empfehlungen vor allem,
Die MALTESER: Welche Ähnlichkeiten bzw. Unterschiede
sehen Sie zum Jahr 1956, in dem Österreich Zigtausende
Ungarnflüchtlinge aufgenommen hat (und in dem der
MHDA entstanden ist)?
was das Erlernen von Deutsch, die Wertevermittlung und
den Einstieg in den Arbeitsmarkt betrifft – Integration ist
eine Querschnittmaterie, und hier sind alle Gebietskörperschaften – Bund, Länder und Gemeinden – gefordert.
Die MALTESER: Flüchtlinge werden in der öffentlichen
Diskussion primär als Last empfunden. Inwiefern bringen
sie uns auch etwas, wie können wir von den neu Zugezogenen profitieren?
BM Kurz: Für mich ist klar, dass wir in Österreich als
eines von ganz wenigen europäischen Ländern nicht weiterhin so viele Menschen aufnehmen können. Pro Kopf
haben wir bereits letztes Jahr mehr Flüchtlinge aufgenommen als etwa Deutschland. Das schaffen wir als Land mit
acht Millionen Einwohnern auf Dauer nicht. Wir müssen
daher den Flüchtlingsstrom reduzieren, mehr Hilfe vor Ort
leisten und – solange es keine europäische Lösung gibt –
auch entsprechende nationale Maßnahmen setzen. Deshalb ist die Obergrenze ein notwendiger Schritt. Wichtig
ist aber, dass wir uns dabei eng mit unseren Nachbarn und
den Ländern des Westbalkans absprechen. Daher bin ich
Anfang Februar in die Staaten des Westbalkans gereist, um
über die Obergrenze zu informieren und insbesondere in
BM Kurz: Die Flüchtlinge aus Ungarn waren unsere Nachbarn, zu denen es oft auch enge persönliche Bezüge gab.
Die sozialen und kulturellen Unterschiede waren gering,
das hat ihre Integration sicher erleichtert. Viele sind auch
in andere Staaten, etwa die USA, weitergezogen, auch das
sollte uns daran erinnern, dass wir nicht alle Probleme
allein lösen können in Europa. Viele der Flüchtlinge, die
damals geblieben sind, haben sich dann rasch erfolgreich
in Österreich integriert und wesentliche Beiträge für das
Land geleistet.
Die MALTESER: Schildern Sie uns ein oder zwei persönliche Erlebnisse mit Flüchtlingen?
BM Kurz: Ich kenne gerade als Integrationsminister viele
Menschen, die ursprünglich als Flüchtlinge in unser Land
gekommen sind. Viele machen zum Beispiel bei unserer
Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH als Integrationsbotschafterinnen und Integrationsbotschafter mit. Sie
besuchen dann im Rahmen dieser Initiative zum Beispiel
Schulen und erzählen ihre ganz persönlichen Integrationsund Erfolgsgeschichten, wie sie es in Österreich geschafft
haben.
DIE MALTESER 1/2016
25
XXXX
© Ulrich Schwarz und Günther Pint
FLÜCHTLINGSHILFE
Flüchtlingskoordinator Peter Hacker:
„... Dankbarkeit für etwas,
das eigentlich selbstverständlich
sein sollte ...“
gekommen sind, wird für einen längeren Zeitraum hier
bleiben, und für diese Menschen müssen wir hinsichtlich
Spracherwerb, Arbeit und Wohnen Perspektiven schaffen.
Bei der Unterbringung bedeutet das, dass wir große Notquartiere durch kleinere Unterkünfte ersetzen wollen.
Viel wird natürlich auch davon abhängen, wie sich die
Situation auf den Flüchtlingsrouten und an den Grenzen
entwickelt und ob die Heldentaten, die einige Regierungsmitglieder hinsichtlich Obergrenzen und Abschiebungen
angekündigt haben, auch wirklich umgesetzt werden.
Die MALTESER: Was macht Wien anders, dass es hier so
gut mit der Flüchtlingsbetreuung klappt?
Peter Hacker: Wir sind aktiv an das Thema herangegangen. Wien erfüllt als einziges Bundesland seit jeher die
Unterbringungsquote, zu der sich die Länder verpflichtet
haben. Im Herbst vergangenen Jahres, als die Flüchtlingsbewegung am stärksten war, haben wir Tausende Plätze
zur Unterbringung geschaffen und die Menschen selbst
versorgt und registriert, als das Innenministerium nicht
mehr in der Lage war, seinen Aufgaben nachzukommen.
Ein ganz zentraler Punkt ist auch die Vernetzung. Die
Kraftanstrengung der vergangenen Monate wäre nicht
möglich gewesen, wenn die verschiedenen Einrichtungen der Stadt und die Hilfsorganisationen nicht an einem
Strang gezogen hätten. Besonders bedanken möchte ich
mich in diesem Zusammenhang auch bei den tausenden
Wienerinnen und Wienern, die sich ehrenamtlich oder
durch Spenden in der Flüchtlingshilfe engagiert haben.
Die MALTESER: Wie lauten die Hauptanliegen der Stadt
in Sachen Flüchtlingsbetreuung?
Peter Hacker: Oberste Prämisse ist die Vermeidung von
Obdachlosigkeit. Wir wollen keine Situation, in der sich
allein gelassene Menschen nicht mehr an die Spielregeln
des Zusammenlebens halten, weil sie nichts zu verlieren
haben. Deshalb mussten und müssen wir auch größere
Quartiere schaffen, die nicht zu 100 Prozent unseren
Vorstellungen entsprechen. Ziel bleibt aber weiterhin
die Unterbringung in klein strukturierten Unterkünften
oder privaten Wohnungen, weil die Menschen möglichst
schnell selbst für sich sorgen sollen. Obwohl sich die Zahl
der Personen in Wiener Grundversorgung seit September
verdoppelt hat, lebt weiterhin fast die Hälfte der Menschen in Privatwohnungen, und diesen Bereich wollen
wir weiter forcieren.
26
DIE MALTESER 1/2016
Die MALTESER: Wie kann man kritischen Stimmen in
der Bevölkerung begegnen?
Die MALTESER: Welche Elemente sieht Ihr Konzept im
Einzelnen vor?
Peter Hacker: Wir kümmern uns nicht nur um die Unterbringung und Betreuung, sondern auch um die nächsten
Schritte. Dabei geht es um Themen wie Spracherwerb, wo
wir das Angebot an Deutschkursen für Asylwerber ausweiten werden, aber auch um Beschäftigung. Hier hat die
Flüchtlingskoordination ein Projekt gestartet, bei dem
Asylwerber in Einrichtungen der Stadt gemeinnützig tätig
werden können. Maßnahmen wie diese beschleunigen
die Integration, weil die Menschen viel schneller Deutsch
lernen, Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt sammeln und
mit den Wienerinnen und Wienern in Kontakt kommen.
Die MALTESER: Wie geht es in Wien weiter? Welche
Schwerpunkte werden die nächsten Monate prägen?
Peter Hacker:Die Wiener Stadtregierung hat sich in ihrem
Regierungsübereinkommen ganz klar zur Integration von
Neuankommenden ab dem ersten Tag bekannt. Ein großer
Teil der Menschen, die im vergangenen Jahr nach Wien
Peter Hacker: Indem man sich den Fragen und Sorgen
der Menschen stellt. Meine Mitarbeiter und ich waren in
den vergangenen Wochen viel in den Bezirken unterwegs,
um über neue Unterkünfte zu informieren. Bei diesen
Veranstaltungen konnten wir viele Sorgen zerstreuen
und teilweise bewusst gestreute Falschinformationen
korrigieren. Eine weitere Erfahrung ist, dass sich viele
Ängste in Luft auflösen, wenn die Menschen tatsächlich
in die Quartiere einziehen. Die Asylwerber, die vorher wie
ein Gespenst durch die Köpfe gegeistert sind, bekommen
dann Gesichter – und die sind oft ganz anders, als man es
sich vorgestellt hat.
Die MALTESER: Schildern Sie uns bitte ein persönliches
Erlebnis mit Flüchtlingen?
Peter Hacker: Ich habe in den vergangenen Monaten
so viele schöne Erlebnisse gehabt, dass es schwer ist, ein
einzelnes herauszugreifen. Neulich habe ich eine syrische
Familie getroffen, deren Kinder nach Monaten in Flüchtlingslagern endlich wieder die Möglichkeit haben, die
Schule zu besuchen. In solchen Momenten schlägt einem
so viel Dankbarkeit entgegen für etwas, das eigentlich
selbstverständlich sein sollte. Und das gibt Kraft für die
noch anstehenden Aufgaben.
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FÜR MALTESER & FREUNDE
Freitag, 17. Juni 2016, 19.30 Uhr
Franz Liszt Konzertsaal Raiding
Eva Maria Riedl, Mezzosopran
Mathias Hausmann, Bariton
Eduard Kutrowatz, Klavier
Programm
• F. Liszt: Die Vätergruft
• Gastibelza
• Ein Fichtenbaum
• Petrarca-Sonette
• E. W. Korngold: Pierrots Tanzlied
aus der Oper „Die tote Stadt“
• „Sonett für Wien“
•Lieder aus op. 38 und op. 14
• C. Loewe: „Herr Oluf“ und
andere ausgewählte Balladen
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DIE MALTESER 1/2016
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MALTESER FLÜCHTLINGSHILFE IN ÖSTERREICH
SCHRITTWEISER WANDEL IN
RICHTUNG INTEGRATIONSARBEIT
Das Thema „Flüchtlinge“ beherrscht nach wie vor die Medien, doch es geht dabei immer weniger um praktische Hilfe und
menschlichen Umgang und immer mehr um mögliche oder doch unmögliche Grenzschließungen und Aufnahmelimits.
Fraglich bleibt dabei in jedem Fall die konkrete weitere Entwicklung. Für die vielen, die bereits hier sind, haben wir als
Malteser aber einen Auftrag – und zwar denselben, dem wir uns immer verpflichtet fühlen: Zu helfen. Dort, wo Not ist.
Ein Überblick.
Von Manuel Weinberger
Betreuung von Notquartieren
Nach dem ersten Ansturm konzentrierten sich die
Malteser vor allem auf zwei Quartiere, in denen die Unterbringung von Flüchtlingen unterstützt oder organisiert wurde. An erster Stelle zu nennen ist hier das so
genannte „Blaue Haus“ am Wiener Westbahnhof, das
zuerst gemeinsam mit den „Vier für Wien“ (ArbeiterSamariter-Bund, Wiener Rotes Kreuz, Johanniter und
Malteser), ab 30. Oktober nur noch gemeinsam mit
den Johannitern betreut wurde. Benötigten anfangs
bis zu 800 Personen pro Nacht Quartier, wurde ab Ende
November – auch angesichts des Abflauens des Flüchtlingsstroms – vonseiten des Hauseigentümers ÖBB
eine Höchstgrenze von 100 Personen eingezogen. Am
28
DIE MALTESER 1/2016
18. Februar wurde das Haus schließlich durch die ÖBB
geschlossen. Bis dahin standen die Malteser und Johanniter Nacht für Nacht im Einsatz, insgesamt konnte
Zigtausenden Flüchtlingen für zumindest eine Nacht ein
Quartier gegeben werden.
In deutlich kleineren Dimensionen unterstützen die
Malteser in Oberösterreich weiterhin das Quartier im
ehemaligen Post-Verteilzentrum in Linz, das nach einer
kurzen Pause winterfest gemacht wurde und wieder als
Durchgangsquartier dient.
Medizinische Versorgung
Der längste durchgehende Einsatz der Malteser im
Bereich der Flüchtlingshilfe findet nach wie vor in Tirol
statt, wo weiterhin hunderte männliche Flüchtlinge in
der Tennishalle am Paschbergweg untergebracht sind.
Mindestens zweimal pro Woche wird die medizinische
Versorgung der Gäste durch die Malteser sichergestellt,
weitere Behandlungen und Transporte werden bei Bedarf
organisiert. Dabei achten die Malteser auch auf vorbeugende Maßnahmen: Weil die Flüchtlinge in den Hallen
auf sehr engem Raum zusammenleben müssen, wurde
die Gefahr eines Influenza-Ausbruchs als durchaus erhebliches Gesundheitsrisiko beurteilt. Die Malteser haben
daher mit Unterstützung der Tiroler Landesregierung
eine Grippe-Impfaktion durchgeführt, an der der Großteil der Flüchtlinge teilnahm.
In Salzburg war die Ambulanz für Flüchtlinge in den
vergangenen Monaten äußerst mobil: Zuerst machte sie
am Hauptbahnhof Station, dann in den Notquartieren
der ASFINAG-Garage, am Grenzübergang Freilassing
und nun wieder, ebenfalls aufgrund des nachlassenden
Flüchtlingsstroms, in vermindertem Ausmaß in der
ASFINAG-Garage. Nach wie vor stehen aber zahlreiche
Malteser rund um die Uhr in Bereitschaft, um bei Bedarf
wieder rasch aktiv werden zu können.
Langfristige Perspektiven/Integrationshilfe
Die teilweise Entspannung aufgrund des nachlassenden
Flüchtlingsaufkommens bot nach einigen Monaten angespannter Tätigkeit Gelegenheit darüber nachzudenken,
wie die Malteser auch langfristige Hilfe bieten können.
Denn abseits aller Soforthilfemaßnahmen sind wir auch
dazu aufgerufen, alle Möglichkeiten auszuloten, wie wir
langfristige Perspektiven bieten oder zumindest die Voraussetzungen dafür schaffen können. Abgesehen von der
menschlichen Komponente für jeden einzelnen Flüchtling hat dies auch eine eminent wichtige gesellschaftliche
Dimension: Ohne die Chance zur Integration laufen die
zu uns gekommenen Menschen Gefahr, die Arbeitslosen
und Obdachlosen von morgen zu werden.
Aus diesem Grund werden etwa die bereits seit September
angebotenen Deutschkurse und Jours Fixes weitergeführt und nach Möglichkeit intensiviert. In Salzburg
etwa bieten die Malteser seit Juli täglich zwei Stunden
Deutschkurse an. Aus organisatorischen Gründen wanderte diese Initiative von ihrem anfänglichen Quartier
im Zeltlager in der Alpenstraße zur Riedenburgkaserne
und findet aufgrund deren Schließung nun in der Pfarre
Nonntal statt.
In Wien konnte die Kooperation mit der syrisch-orthodoxen Gemeinde noch weiter intensiviert werden. Jeden
Samstag treffen sich bis zu 80 großteils aus Syrien stammende Personen, um mit Unterstützung der Malteser
Deutsch zu lernen oder Hilfestellung bei allgemeinen
Problemen zu erhalten. Zunächst fanden diese Treffen
in der Schottenpfarre statt, seit Februar versammelt sich
die Gruppe in der Volksschule Notre Dame de Sion im
DIE MALTESER 1/2016
29
FLÜCHTLINGSHILFE
FLÜCHTLINGSHILFE
AUSSENMINISTER UND LANDESHAUPTMANN
DANKEN PERSÖNLICH FÜR FLÜCHTLINGSEINSATZ
siebenten Wiener Gemeindebezirk. Ziel all dieser Kurse
ist unter anderem der erfolgreiche Abschluss des A1Levels, den die Flüchtlinge dringend benötigen, um
später Praktikums- oder Ausbildungsstellen annehmen
zu können.
Ebenfalls intensiviert wurde das Projekt der Ärztepatenschaft, in dessen Rahmen syrischen Ärzten bei der
Nostrifizierung ihrer Studienabschlüsse und bei der Jobsuche geholfen wird. Derzeit betreuen in Wien sechs
Malteser-Ärzte mehr als ein Dutzend syrische Kollegen
bei der Nostrifizierung, zwei Ärzte konnten bereits in
Spitälern untergebracht werden. In der Vorbereitungszeit werden darüber hinaus Hospitationen (Tätigkeit als
Gastarzt) vermittelt und die syrischen Ärzte zu Ämtern,
Kammern, der Nostrifikationsstelle etc. begleitet sowie
Hilfe bei den erforderlichen Übersetzungen geboten.
Parallel dazu wurde das Projekt inzwischen auch von den
Maltesern in Graz übernommen, wo inzwischen drei
syrische Ärzte auf dem Weg zur Nostrifikation begleitet
werden.
Freizeitaktivitäten
Was auf den ersten Blick wie ein unnötiger Luxus klingt,
ist in Wirklichkeit ein wichtiger Faktor, um den geflüchteten Menschen das Gefühl zu vermitteln, ihrem
Leben wieder einen Sinn und etwas Normalität
geben zu können. Dazu gehört auch die Möglichkeit,
die Freizeit sinnvoll zu verbringen, gemeinsam mit
alten und neuen Freunden etwas zu unternehmen
und nicht mehr nur untätig herumsitzen zu müssen.
Federführend dafür sind zwei Projekte in Wien und
Graz, die nun zunehmend auch in anderen Bundesländern
Fuß fassen sollen. Zum einen die Aktion ReFuKids, ein
Projekt in Kooperation mit einem Grundversorgungshaus der Johanniter in Wien, bei dem die Malteser mit
Flüchtlingskindern und auf Wunsch auch deren Eltern
jeden zweiten Sonntagnachmittag Ausflüge durchführen.
30
DIE MALTESER 1/2016
So konnten unter anderem bereits das Haus des Meeres,
das Naturhistorische Museum und das Riesenrad besucht
werden, im Advent stattete die Gruppe dem Christkindlmarkt in Schloss Hof einen Besuch ab. Den Abschluss
bildet meistens eine gemeinsame Jause, bei der die
Kontakte intensiviert und allfällige Probleme besprochen
werden können.
Zwei Tage vor dem Heiligen Abend rückten die Salzburger
Malteser zu einem besonderen „Dienst“ aus: Außenminister
Sebastian Kurz und Landeshauptmann Dr. Wilfried
Haslauer dankten ihnen und Vertretern anderer Einsatzorganisationen in der Zentrale des Salzburger Roten
Kreuzes persönlich für die hervorragende Arbeit bei der
Bewältigung der Flüchtlingskrise.
In Graz startete ein Fußballprojekt für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge mit einem regelmäßigen gemeinsamen Sport-Sonntag. Inzwischen spielen jeweils 60–80
junge Flüchtlinge in Graz gemeinsam Fußball, eine Ausdehnung auf weitere Quartiere in der Steiermark ist in
Planung. Ebenso wird gerade an einer Ausweitung dieser
Initiative auf Salzburg und Oberösterreich gearbeitet.
Ohne den unermüdlichen Einsatz der ehrenamtlichen
Kräfte hätten die Herausforderungen nicht bewältigt
werden können, waren sich die Politiker einig.
Ziel all dieser Projekte ist es, neben dem gegenseitigen
Kennenlernen und möglichen Hilfestellungen die europäische Kultur und Lebensart zu vermitteln. Damit soll den
Asylwerbern geholfen werden, bei einem etwaigen längeren Aufenthalt in Österreich besser zurechtzukommen.
Die Malteser stellen seit Anfang September 2015 mit
dem Roten Kreuz, dem Samariterbund und Sanitätern des Bundesheeres die medizinische Betreuung von
Flüchtlingen in der Landeshauptstadt und an der salzburgisch-bayerischen Grenze sicher. Auch wenn niemand
die weitere Entwicklungen wirklich abschätzen kann –
eines ist sicher: Auf die Malteser kann man sich weiter
verlassen. Der Dienst am Mitmenschen geht weiter.
FLÜCHTLINGSHOCHZEIT BEI DEN INNSBRUCKER MALTESERN
Viel Leid haben die Malteser in den letzten Monaten im
Rahmen ihrer Arbeit für die Flüchtlinge gesehen. Umso
schöner, wenn zur Abwechslung auch einmal ein äußerst erfreuliches Ereignis begangen werden darf: Am
Samstag, dem 27. Februar 2016, fand in Innsbruck die
Hochzeit von Elias und Reham statt, zwei christlichen
syrischen Flüchtlingen. Die Malteser waren mit den beiden im Rahmen des in Innsbruck angebotenen Deutschkurses in Kontakt gekommen und erklärten sich sofort
bereit, den Empfang in ihrer Zentrale auszurichten. Nach
einigen Verzögerungen – das Brautkleid aus dem Libanon wurde zuerst irrtümlich vom Zoll zurückgeschickt,
der griechisch-orthodoxe Priester war ausgebucht –
konnte die Trauung dann in der Herz-Jesu-Kirche stattfinden. Zahlreiche Freunde feierten mit und übertrugen
die Hochzeit per Handy live zu den zahlreichen in Syrien
verbliebenen Familienmitgliedern. Es wurde getanzt, geklatscht und gelacht – ein fröhliches Fest nach so vielen
schweren Monaten. Berührend waren die Herzlichkeit
und die tiefe Verbundenheit mit diesem glücklichen Paar,
dem wir Malteser als Familienersatz an diesem besonderen
Tag dienen durften.
DIE MALTESER 1/2016
31
MALTESERWELT WEIT
Ausblick 2016
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Auch viele kleine
Spenden machen
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So konnten wir da
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nk Ihrer Hilfe im Jah
r 2015* helfen:
Gemeinsam für Menschen in Not einstehen
0
Das Wetterphänomen El Niño zeigt bereits zu Beginn des Jahres 2016
starke Auswirkungen, der Bürgerkrieg in Syrien jährt sich im Frühjahr
zum fünften Mal, mehr als 60 Millionen Menschen befinden sich
weltweit auf der Flucht.
JAHRES
RÜCKBLICK
Gewaltsame Auseinandersetzungen,
Flüchtlingskrisen, Naturkatastrophen,
Epidemien – Malteser International
reagiert auf diese Entwicklungen mit
einer deutlichen Stärkung der Nothilfekapazitäten: Wir verstärken unsere
Nothilfeteams personell, rüsten sie mit
neuer Technik aus und bauen unsere
logistische Basis weiter aus.
2015
Gleichzeitig setzen wir auf eine stärkere
Zusammenarbeit sowohl mit internationalen Akteuren als auch mit lokalen
Partnern. Wir engagieren uns weiter
im Global Health Cluster der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und
setzen uns kontinuierlich für die weitere Qualifizierung unserer Partner ein.
Lokale Partner sind eine wichtige Säule
unserer Arbeit. Sie kennen das Land
und die Menschen und verfügen vor
Ort über wichtige Netzwerke, die uns
eine rasche Hilfe ermöglichen.
lter von
mit einer
einen
glichen.
MALTESERWELT WEIT
Jeder Beitrag zählt.
Das Jahr 2016 wird richtungsweisend
für die gesamte humanitäre Hilfe sein.
Von dem im Mai in Istanbul anstehenden World Humanitarian Summit, einer
Initiative des UN-Generalsekretärs,
erwarten wir wichtige Impulse für die
Arbeit humanitärer Organisationen.
Wir begleiten diesen Prozess aktiv. Als
Hilfswerk des Souveränen Malteserordens geht es uns dabei insbesondere
um die Frage, welche Rolle humanitäre
Organisationen mit einem religiösen
Hintergrund in Konfliktregionen spielen.
Wir vergessen auch die Schicksale derer
nicht, die nicht im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Weiterhin bringen wir
unsere Hilfe in besonders abgelegene
Regionen und kümmern uns um Menschen, die in ihren Ländern benachteiligt sind. Diese sogenannten „vergessenen Krisen“ sind uns ein besonderes
Anliegen. Um diesen Menschen zu
helfen, brauchen wir alle erdenkliche
Unterstützung. Helfen Sie mit!
970.000
Patienten beh
540.000
Menschen
g
Bildnachweis:
Fotos: Malteser Inte
rnational, Jana Aše
nbrennerová,
Dr. Marie Theres Benne
r, Sebastian Hecker,
Thomas Kaiser, Tobi
as Kann, Andrea Krog
mann,
Boris Pitre, Susanne
Rastin, Carmen Wolf
Titelfoto: Nepal (Jan
a Ašenbrennerová)
Foto Rückseite: Nep
al (Tobias Kann)
Icons: OCHA, SEWGD
Jetzt spenden!
Spendenkonto:
Verwendungszweck:
Malteser Internationa
l
IBAN: AT71 1100 000
5 2288 8700
BIC: BKAUATWWXXX
Unicredit Bank Aust
ria AG
ltd. auf Souveräner
Malteser-Ritter-Orden
Malteser International
Malteser Internat
ional ist u. a. Mitg
lied in folgenden
Netzwerken, Bündnis
sen und Kampagnen
Jahresrückblick 2015
:
Gewaltsame Ausein
andersetzungen,
Flüchtlingskrisen
, Naturkatastrophen
,
Epidemien – Maltes
er International
reagiert auf diese
Entwicklungen mit
einer deutlichen
Stärkung der No
thilfekapazitäten:
Wir verstärken uns
ere
Nothilfeteams per
sonell, rüsten sie
mit
neuer Technik aus
und bauen unsere
logistische Basis
weiter aus.
160.000 Patienten behandelten
wir bei eine
r Malaria-Infektion
und klärten sie
darüber auf, wie sie
zukünftige Ansteck
ungen
vermeiden können
.
Souveräner Malteser
-Ritter-Orden,
Großpriorat von Öste
rreich
1010 Wien | Johannes
gasse 2
Tel.: +43 1 512 72
44
Email: smom@malt
eser.at
www.malteser.or.at
Für ein Leben in Gesundheit und Würde
VERBAND ENTWICKLUNG
SPOLITIK
UND HUMANITÄRE
HILFE
* Zahlen gerundet
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Schwerpunkte 2015
Nepal
Hygieneartikel, Zeltplanen sowie
Werkzeugsets und behandelten
Patienten in unserem Feldhospital.
Angesichts des gewaltigen Ausmaßes
der Schäden und der großen Not der
Bevölkerung werden wir uns in Nepal
auch in den kommenden Jahren für
den Wiederaufbau und für eine verbesserte Gesundheits-, Wasser- und
Sanitärversorgung engagieren.
Syrienkrise
32
Südsudan
Im Irak beherbergt allein die Region Kurdistan derzeit mehr als zwei
Millionen Binnenvertriebene und 200.000 Flüchtlinge. Betroffen
sind sowohl ethnische und religiöse Minderheiten (Jesiden, Christen,
Turkmenen etc.) als auch Muslime.
2,5 Millionen Südsudanesen
sind auf der Flucht vor gewalttätigen Auseinandersetzungen,
knapp die Hälfte der Bevölkerung
hat nicht genügend zu essen. Die
Gefahr, dass ansteckende Krankheiten wie Cholera und Masern sich
verbreiten, ist hoch.
13.000 Kinder und Jugendliche,
die in Camps für Binnenvertriebene
leben, freuten sich in den Wintermonaten über warme Schuhe,
Hosen und Pullover sowie Schals,
Handschuhe und Mützen.
In Maridi, wohin viele Südsudanesen vor den Kämpfen in ihren
Heimatdörfern geflohen sind, leistete Malteser International Nothilfe
für mehr als 15.500 Vertriebene und
verteilte Lebensmittel, Saatgut und
Werkzeug an bedürftige Familien.
In fünf Dörfern nahe der Stadt Wau
im Nordwesten des Landes helfen
wir 850 besonders bedürftigen
Familien, ihre Ernährungssituation
langfristig zu verbessern, indem
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Darüber hinaus leiten wir
seit 2003 im zentral gelegenen Rumbek ein Berufsschulzentrum, in dem wir
qualifiziertes Gesundheitspersonal für den Südsudan
ausbilden.
konnten wir im vergangenen Jahr
rund 83.000 Verletzte und Erkrankte
in Feldhospitälern, Gesundheitszentren und mobilen Kliniken versorgen. Über 6.000 Frauen nutzten
unsere Angebote zur Schwangerschaftsvorsorge und -nachsorge.
Rund 4.500 syrische Kinder erhielten
nach der Schule ein warmes Essen,
und fast 10.000 Flüchtlinge nahmen
an unseren Sprach-, EDV- und beruflichen Fortbildungskursen teil.
Lesen Sie auf den folg
enden Seiten
mehr zu den Schwer
punkten unserer
Arbeit im Jahr 2015.
Über 50 Jahre kriegerische Auseinandersetzungen haben in Kolumbien
ihre Spuren hinterlassen: Mehr als sechs Millionen Menschen sind von
gewaltsamen Vertreibungen betroffen.
Im Jahr 2015 weitete Malteser International seine Hilfe für die besonders
schwachen und vergessenen Bevölkerungsgruppen im Norden Kolumbiens
aus. In den ländlichen Gebieten von
La Guajira und Magdalena setzen wir
uns für bessere Lebensgrundlagen
von 4.000 bedürftigen Afro-Kolumbianern, Kleinbauern und indigenen
Gruppen ein. Beispielsweise nahmen
2.000 von ihnen an Schulungen
über neue Anbaumethoden und
umweltfreundliche Landwirtschaft
teil. Dank eines neu eingerichteten Gesundheitszentrums, das
inzwischen von lokalen Partnern
geführt wird, haben 1.300 Arhuacos
in den Bergen der Sierra Nevada de
Santa Marta nun einen sicheren und
langfristigen Zugang zur
Gesundheitsversorgung.
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DIE MALTESER 1/2016
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möchten uns zudem bei all denjenigen
bedanken, die unsere
Arbeit
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Kolumbien
Zum Jahresende 2015 hatte der Bürgerkrieg in Syrien
mehr als 4,3 Millionen Menschen in die Nachbarländer getrieben. Weitere 6,6 Millionen Syrer leben als
intern Vertriebene im eigenen Land. Schätzungen
zufolge sind in Syrien 13,5 Millionen Menschen auf
humanitäre Hilfe angewiesen.
Bereits seit Sommer
2012 leistet Malteser
International mit lokalen Partnern grenzübergreifend medizinische Hilfe für
die kriegsbetroffene syrische Bevölkerung: sowohl für die Vertriebenen
innerhalb Syriens, die das Land nicht
verlassen können oder wollen, als
auch für die in die Nachbarländer
Türkei und Libanon geflohenen Syrer.
Die schwierige Sicherheitslage vor
Ort erschwert die Arbeit. Trotzdem
03.03.16 10:48
Nordirak
Infolge dieser Entwicklungen hat
Malteser International seine Nothilfe für Flüchtlinge und Vertriebene
in der Region ausgeweitet. In
unseren beiden Gesundheitszentren
bei Dohuk und mit mobilen medizinischen Teams in Erbil versorgten
wir 2015 fast 85.000 Patienten
und leisteten psychosoziale Hilfe
für traumatisierte Vertriebene.
33.600 Flüchtlinge und
Vertriebene erhielten dank
unserer Hilfe Zugang zu
sauberem Trinkwasser.
Am 25. April 2015 wurde Nepal von einem der schwersten
Erdbeben der vergangenen 80 Jahre erschüttert. Mehr als
8.000 Menschen kamen ums Leben, rund 22.000 wurden verwundet, mehr als 2,8 Millionen Nepalesen verloren ihr Zuhause.
Gleich am Tag nach der Katastrophe
machte sich ein Nothilfeteam von
Malteser International auf den Weg
in die Krisenregion. Insgesamt halfen
wir im Jahr 2015 fast 90.000 Menschen in den beiden ländlichen
Distrikten Kavre und Sindhupalchok
bei ihrem Neuanfang: Wir verteilten
gemeinsam mit lokalen Partnern
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51103 Köln (Deutsch
land)
www.malteser-interna
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33
MALTESERWELT WEIT
KATASTROPHENHILFE
IN ALLER WELT
Fast auf allen Kontinenten sind Menschen in den letzten Jahren durch Naturkatastrophen, Seuchen oder kriegerische
Auseinandersetzungen in Not geraten. An vielen dieser Schauplätze war Malteser International unter den Ersten, die
Hilfe brachten. Von medizinischer Betreuung, Notmaterial und Information bis zur Sicherung von Wasserversorgung und
Ernährung reicht das breite Spektrum an Maßnahmen. Eine Rundschau.
Von Petra Ipp-Zavazal
Nothilfe Syrien: 225 Zelte und mobile Gesundheitsstationen im Niemandsland errichtet
Nach wie vor harren zehntausende Menschen an der syrisch-türkischen Grenze aus. Damit so wenige wie möglich die kalten Nächte unter freiem Himmel verbringen
müssen, werden im Grenzstreifen zwischen der Türkei
und Syrien Zeltstädte errichtet. Die Malteser haben zu
diesem Zweck 225 Familienzelte beschafft, die von der
syrischen Partnerorganisation aufgebaut wurden. Ebenso wurde eine mobile Gesundheitsstation in Betrieb genommen, um die medizinische Betreuung der Vertriebenen
zu gewährleisten. Trotz des dringenden Appells des
Flüchtlingshilfswerks UNHCR an die türkische Regierung, die Grenze für neu ankommende Flüchtende aus
der Region Aleppo zu öffnen, bleibt der Übergang Öncüpinar weiterhin geschlossen. Die türkische Regierung
ist bemüht, gemeinsam mit lokalen und internationalen
Hilfsorganisationen die Not der Menschen zu lindern.
34
DIE MALTESER 1/2016
„Die Versorgung einer so großen Menge an Leuten ist
eine enorme logistische Herausforderung, insbesondere
vor dem Hintergrund der schwierigen Sicherheitslage,“
berichtet der Malteser Programmkoordinator Dr. Shaheen
Haque aus Kilis. „Wir haben es mit Menschen zu tun,
die seit Jahren in einem Kriegsgebiet leben, in dem die
medizinische Infrastruktur systematisch zerstört wurde.
Viele von ihnen sind bereits mehrfach geflohen, besonders der Gesundheitszustand von Kindern, Schwangeren
und älteren Menschen ist zum Teil sehr schlecht.“
Auch fehlt es auf syrischer Seite an Vorbereitung und
Kapazitäten, um noch mehr Flüchtende unterbringen
und versorgen zu können. Viele der bestehenden Vertriebenen-Camps sind im Laufe des Krieges als ungeordnete
Zeltstädte entstanden, die nur sporadisch durch Hilfslieferungen versorgt wurden. „Über die schlechten
hygienischen Bedingungen, die mangelnde Müll- und Abwasserentsorgung und die ungenügende Bodenbefesti-
gung ist wieder und wieder berichtet worden. Wenn über
einen längeren Zeitraum viel mehr Menschen im Grenzgebiet untergebracht werden sollen, müssen neue Camps
eingerichtet werden. Auch wenn das keine langfristige
Perspektive für die Menschen sein kann – gefangen im
Niemandsland –, gibt es derzeit keine Alternative, um
möglichst vielen Flüchtenden das Leben zu retten“, erläutert Dr. Haque.
Malteser International leistet seit 2012 humanitäre Hilfe
im Kontext der Syrienkrise und arbeitet in der Türkei, im
Nordirak und im Libanon. Gemeinsam mit einer medizinischen Partnerorganisation konnten in Syrien in einem
Feldkrankenhaus, einem Kinderkrankenhaus und zwei
Basisgesundheitsstationen im vergangenen Jahr fast
75.000 Menschen versorgt werden.
Kolumbien: Mit Information und Prävention gegen
das Zika-Virus
Bereits Anfang Februar 2015 startete Malteser International in La Guajira und Magdalena mit Aufklärungskampagnen und Präventionsmaßnahmen gegen das in
Kolumbien besonders stark verbreitete und von Mücken
übertragene Zika-Virus. „Gemeinsam mit den kolumbianischen Maltesern konzentrieren wir uns zunächst
darauf, eine weitere Verbreitung des Virus durch Information der Bevölkerung zu verhindern“, so AmerikaReferentin Jelena Kaifenheim. „Zudem sollen die Familien
Vorsorge-Kits mit Moskitonetzen, Mückenschutzmittel und Insektenpulver erhalten.“ Aufgrund der großen
Dürre in der Region bilden das stehende Wasser in den
Flüssen und die in den Familien gelagerten Wasservorräte ideale Brutstätten für die Mücken. Ganze Dörfer
müssen desinfiziert werden. Das Zika-Virus steht im Verdacht, bei einer Infektion von Schwangeren Schädelfehlbildungen der Babys auszulösen.
Malteser bereiten weitere Hilfe in vergessenen
Krisenregionen Afrikas vor
Malteser International möchte seine Hilfe in Afrika,
einem angesichts der Nahost-Krise fast vergessenen
Kontinent, ausdehnen. Dazu wurden im Jänner drei
Projekterkundungen durchgeführt: In Guinea möchte
Malteser International zusammen mit den französischen
Maltesern die Vorsorge gegen Epidemien stärken. Die
Ebola-Epidemie im Jahr 2014 machte deutlich, dass die
Gesundheitsversorgung in vielen instabilen westafrikanischen Ländern völlig unzureichend ist und daher den
Ausbruch von Epidemien begünstigt. In Tansania und
der Demokratischen Republik Kongo, wohin aufgrund
von Unruhen und Bürgerkrieg viele Bewohner Burundis
und der Zentralafrikanischen Republik geflohen sind,
sollen Hilfsmaßnahmen für die Flüchtlinge gestartet
werden. Allein innerhalb Afrikas sind derzeit 15 Millionen
Menschen auf der Flucht.
Nepal: Ein Jahr nach dem Erdbeben
Regen, Schnee und Minustemperaturen erschwerten
in den Wintermonaten die ohnehin schwierige Lebenssituation der vom Erdbeben im Frühjahr 2015 in Nepal
betroffenen Familien zusätzlich. Teams von Malteser International verteilten in mehreren Bergdörfern Decken,
zusätzliche Zeltplanen zur Abdichtung der Übergangszelte, rauchfreie Heizöfen, Solarlampen und warme
Kleidung an 2.635 bedürftige Familien, in Summe rund
15.800 Menschen. „Zuvor haben wir allen erklärt, wie sie
DIE MALTESER 1/2016
35
MALTESERWELT WEIT
MALTESERÖSTERREICH
SALZBURG
„WER IST DER MANN AUF DEM TUCH?“
AUSSTELLUNG ZUM TURINER GRABTUCH
ihre Notunterkünfte mit den Planen besser isolieren und
vor Kälte schützen können, worauf sie achten müssen,
dass kein Feuer ausbricht, und welche Grundregeln
der Hygiene im Haushalt einzuhalten sind, damit sich
Krankheiten nicht verbreiten“, berichtet Jürgen Focke,
der in Nepal für die Logistik der Malteser Erdbebenhilfe
zuständig ist.
Allein im Jahr 2015 hat Malteser International fast
90.000 Menschen bei ihrem Neuanfang nach dem Beben
geholfen: Rund 12.000 Familien – insgesamt über 71.000
Menschen – versorgten die Malteser mit Nahrungsmitteln,
Trinkwasser, Hygieneartikeln, Zeltplanen und Werkzeugsets. Mehr als 5.500 Kranke und Verletzte wurden
seit Mai in dem von Malteser International geleiteten
Feldhospital in Lamosanghu behandelt. Angesichts des
gewaltigen Ausmaßes der Schäden und der großen Not
der Bevölkerung wird Malteser International sich auch
in den kommenden Jahren neben dem Wiederaufbau
erdbebensicherer Häuser und Gemeindezentren für eine
verbesserte Gesundheits-, Wasser- und Sanitärversorgung in Nepal engagieren. Die Europäische Kommission,
das deutsche Auswärtige Amt, der MHDA sowie die
Bündnisse Nachbar in Not (Österreich) und Aktion
Deutschland Hilft und zahlreiche private Spender unterstützen die Erdbebenhilfe der Malteser finanziell. Bei
dem schweren Erdbeben am 25. April 2015 waren mehr als
8.000 Menschen ums Leben gekommen; über 2,8 Millionen Nepalesen verloren ihr Zuhause.
Haiti: Sechs Jahre nach dem Erdbeben
Seit dem verheerenden Erdbeben vom 12. Jänner 2010
36
DIE MALTESER 1/2016
hat Malteser International rund 11,3 Mio. EUR in die
Not- und Wiederaufbauhilfe investiert. Besonderes
Augenmerk liegt dabei auf der Ausbildung der Jugend.
Mehr als 1.700 Kinder und 100 Lehrer freuen sich über
den erdbebensicheren Neubau von elf Schulen und einem
Kindergarten. Fast 7.500 Schüler und 450 Lehrer an
26 Schulen wurden in Katastrophenvorsorge und Erster
Hilfe trainiert. Die Gesundheitsprogramme kamen mehreren 10.000 Haitianern zugute. Fast 1.200 Familien
können sich heute mit lokal produzierten Nahrungsmitteln
gesünder ernähren.
In Cité Soleil, einem der größten Slumgebiete der westlichen Hemisphäre, verbessert Malteser International mit
lokalen Partnern die Wasser- und Sanitärversorgung für
fast 13.000 Menschen und setzt sich mit Müllmanagement für Sauberkeit, Hygiene und bessere Lebensbedingungen der Bewohner ein. Das Video „City of Sun“ auf
www.malteser-international.org („Hilfe weltweit/Haiti“)
zeigt, was die Bewohner von Cité Soleil gemeinsam mit
Malteser International bereits alles erreicht haben.
Malteser International mit neuem Webauftritt
Malteser International hat seinen Internetauftritt
komplett überarbeitet. Informationen über die
Hilfsprojekte der Malteser in Afrika, Asien, Amerika,
dem Nahen Osten und Europa werden nun in neuem
Design auch für mobile Endgeräte wie Smartphones
und Tablets optimiert bereitgestellt. Malteser International freut sich über zahlreiche Besucher. Die
Seite ist wie gewohnt erreichbar unter:
www.malteser-international.org
Von Elisabeth Hintner
Am 20. Februar 2015 ging im Salzburger Bischofshaus
am Kapitelplatz eine vom SMRO Österreich veranstaltete
und vom MHDA Salzburg durchgeführte Sonderausstellung mit dem Titel „Wer ist der Mann auf dem Tuch?“
zu Ende. Mehr als 30 verschiedene Personen (vornehmlich Ordens- und MHDA-Mitglieder) haben sich als
eingeschultes Führungspersonal für diese Ausstellung
zur Verfügung gestellt; täglich wurden mindestens vier
Führungen angeboten.
des italienischen Künstlers Prof. Enzo Mattei, die der auf
dem Tuch sichtbaren Figur entspricht. Ergänzt wurden
diese beiden zentralen Schauobjekte durch 20 Stelen
mit Erklärungen und wissenschaftlichen Ergebnissen,
sieben Exponate zur Geschichte der Passion und acht
Sitzwürfel, anhand deren die historischen Ortswechsel
des Grabtuchs nachvollziehbar wurden. Ein mit meditativer Musik unterlegtes Video lud im selben Raum zum
besinnlichen Verweilen ein.
Die wissenschaftliche Betreuung dieser Ausstellung lag
in den Händen des Autors, Journalisten und Historikers
Michael Hesemann, kuratiert wurde sie durch die deutsche Ordensdame Bettina von Trott zu Solz. Beide
waren auch bei der feierlichen Eröffnung anwesend,
die am 14. Jänner 2016 im Beisein des Salzburger Erzbischofs Dr. Franz Lackner sowie von Prokurator Norbert
Salburg-Falkenstein, Bailli Franz Alfred Hartig, dem Salzburger Delegaten Mag. Johannes Gruchmann-Bernau
und zahlreich erschienenen weiteren Gästen stattfand.
Besonders beeindruckt zeigten sich die Besucher von der
einmalig gelungenen Verbindung von Wissen und Glauben,
die einen jeweils individuellen, auf beiden Ebenen neuen
bzw. erweiterten Zugang und Horizont eröffnete.
Etwas mehr als 3.700 Menschen haben die täglich außer
sonntags geöffnete Ausstellung besucht, die sich mit
den historischen Fakten, dem aktuellen Stand der
wissenschaftlichen Untersuchungen am berühmten
Turiner Grabtuch und zugleich mit seiner einmaligen
Bedeutung für den christlichen Glauben beschäftigte.
Gezeigt wurde eine dem Original entsprechende Kopie
des in Turin aufbewahrten Grabtuchs („Sindon“) sowie
eine für das Hl. Jahr 2000 geschaffene Bronze-Skulptur
Nach Salzburg reist die Ausstellung nun zunächst weiter
nach München, anschließend nach Stuttgart, Regensburg, Eichstätt und St. Gallen.
Begleitet wurde die Ausstellung durch zwei besondere
Vorträge. So sprach am Dienstag, dem 26. Jänner, der
Bereichsseelsorger des MHDA Salzburg, Pfarrer Frank
Cöppicus-Röttger, zum Thema „Das Turiner Grabtuch.
Wissenschaftliche Erkenntnisse und deren theologische
Bedeutung“. Ein weiterer Vortrag von Praxedis Freifrau
von Boeselager am 15. Februar stand unter dem Titel
„Erlöst zur Freiheit der Kinder Gottes. Wie kann es geschehen, dass Leiden und Tod Jesu uns zum Heil wird?“.
Beide Vortragsabende begeisterten das Publikum und
regten zu lebhaften Diskussionen an.
DIE MALTESER 1/2016
37
„SEHEN SIE BESSER NICHT HIN,
ES KÖNNTE SIE BERÜHREN“
(K)EINE KINDHEIT INMITTEN DES UKRAINEKRIEGS
Die Ausstellungseröffnung im Heeresgeschichtlichen Museum am 11, Februar, dem Vorabend des internationalen „Red
Hand Day“, war ein großer Erfolg. Neben der Fotosonderausstellung „Cave min – Mein Auge“ präsentierten Schüler des
Sacré Coeur Pressbaum Exponate zum Thema „Ich krieg dich – Kinder in bewaffneten Konflikten“. Zwei Jugendliche aus
dem sozialpädagogischen Programm der ukrainischen Malteser für traumatisierte Kinder hatten sich mit den österreichischen Schülern in Vorbereitung auf die Ausstellung ausgetauscht. Sie schickten Berichte und erzählten – zunächst via
Skype, später persönlich in Wien – von ihrem Leben vor, während und nach dem Krieg. Ebenso sprachen sie über ihre
Wünsche und Ziele.
Von Katharina Stögner
Die rund 350 Gäste zeigten sich begeistert, wenn auch
betroffen, von den Kurzfilmen und Berichten im Rahmen
der feierlichen Eröffnung der Ausstellung „Sehen Sie besser nicht hin, es könnte Sie berühren“ in der Ruhmeshalle des Heeresgeschichtlichen Museums. Auch die Exponate der Schüler der 4. Klassen des BAKIP Sacré Coeur
Pressbaum spiegelten wider, wie sehr den Schülern die
Berichte zum Thema Krieg unter die Haut gingen. Beeindruckend war auch die Fotosonderausstellung zum
Thema „Kinder im Krieg“. Sie zeigte, wie syrische Kinder
in Zeichnungen ihre Erlebnisse verarbeiten. Auch Fotos
und aktuelle Filmreportagen (präsentiert wurde z. B. der
Film „Perperik“, kurdisch Schmetterling) hielten Erlebnisse und Empfindungen in anschaulicher Form fest.
38
DIE MALTESER 1/2016
Unter den zahlreichen Gästen der Eröffnung befanden sich auch der Militärattaché der ukrainischen Botschaft sowie Nahost-Expertin Karin Kneissl, die neben
dem ORF-Korrespondenten Christian Wehrschütz auch
schon als Gastrednerin im Sacré Coeur zu Besuch gewesen war. Die Ausstellung war schon weit vor dem Eröffnungsdatum gänzlich ausgebucht und machte damit die
inzwischen traditionelle Aktionswoche des HGM rund
um den „Red Hand Day“ – die erste hatte bereits 2010
stattgefunden – neuerlich zu einem großen Erfolg.
Die Malteser übernahmen im Zuge des Schulprojekts
die Patenschaft für den Themenbereich Ukraine. Sie waren es auch, die den Kontakt zwischen den Schülern des
Sacré Coeur und den beiden Jugendlichen Valeriya und
Roman herstellten, die im Rahmen des Projekts auch
Wien besuchten. Bei diesem Besuch wurden sie von den
Wiener Maltesern betreut und begleitet. Ebenfalls dabei
war Oksana, Mitarbeiterin in einem der psychosozialen
Zentren der ukrainischen Malteser, die den Aufenthalt in
Wien nicht zuletzt durch ihre guten Deutschkenntnisse
wesentlich erleichterte.
Valeriya und Roman – doppelt beeindruckender
Wien-Besuch
Die Tage mit Valeriya, Roman und Oksana waren spannend, berührend und haben manches in ein neues Licht
gerückt. Dass ihnen schon im Auto auf dem Weg vom
Flughafen Wien-Schwechat in die Stadt auffiel, wie friedlich das Leben in Österreich ist, hat betreten gemacht.
Als sie auf unsere Umgangsformen, auf unser Verhalten
ihnen gegenüber, auf das Miteinander auf der Straße und
in der Schule verunsichert reagierten, weil sie meinten,
in Österreich wären alle Menschen so überaus höflich, so
besonders freundlich und, im Gegensatz zur Ukraine, so
gar nicht aggressiv, dieser Eindruck hat mich überrascht
und gleichzeitig sehr betroffen gemacht.
Ein Jahr ohne jegliche Energieversorgung und ein inzwischen weiteres Jahr ohne Warmwasser, sowie durchschnittlich acht Quadratmeter Wohnfläche pro Person,
so beschreiben die Jugendlichen die Wohnungssituati-
on in der Ukraine. Entsprechend überwältigt waren sie
von ihren Gästezimmern in Wien. Jeder von ihnen hatte
nicht nur ein eigenes Zimmer, sondern auch ein eigenes
Badezimmer zur Verfügung. Das sorgte am ersten Tag
gleich für eine halbstündige Verspätung, weil es, wie Valeriya sagte, so ein unglaubliches Gefühl war, fließendes
Warmwasser zu haben. Darüber hatte sie die Zeit vergessen ... Das hat mich sehr berührt und dankbar gemacht.
Dankbar für all die Selbstverständlichkeiten, die wir täglich als gegeben hinnehmen und deshalb viel zu selten
wertschätzen.
MALTESER in der Ukraine: Psychosoziale Hilfe für
intern Vertriebene
Gemeinsam mit den ukrainischen Maltesern kümmert
sich Malteser International um die psychosoziale Betreuung intern Vertriebener in den Regionen Kiew, Luhansk
und Donezk. Viele der Betroffenen mussten aufgrund
der Auseinandersetzungen in der Ostukraine ihre Heimat verlassen, haben Angehörige verloren und fürchten
weitere Kriegshandlungen. Ein besonderer Schwerpunkt
liegt auf der psychosozialen Hilfe für Kinder und deren
Familien, um auf diese Weise die Gesamtfamilien zu stabilisieren. Insgesamt kommt die Hilfe der Malteser rund
4.200 Menschen in der Ukraine zugute.
https://www.malteser-international.org/de/
hilfe-weltweit/europa/ukraine/psychosoziale-hilfefuer-intern-vertriebene.html
DIE MALTESER 1/2016
39
MALTESERÖSTERREICH
NEUES VON MALTAKULTUR
Von Marie-Theres Arnbom
Ausstellungen gibt es ja viele, die meisten sind interessant, präsentieren
schöne Bilder oder spannende kulturhistorische Erkenntnisse. Selten jedoch haben wir in den vergangenen 20 Jahren eine so aufregende und großartige Ausstellung erlebt wie am 18. Jänner. Unser monatlicher Ausflug führte uns ins Winterpalais des Prinzen Eugen in der Wiener Himmelpfortgasse.
Dort, wo früher die Finanzminister residierten, kann das Publikum endlich
wieder durch die prachtvollen Barockräume flanieren. Doch nicht nur das:
Die Lichtinstallationen von Olafur Eliasson tauchen die barocke Pracht in ein
neues, aufregendes und buntes Licht, lassen die Besucher selbst aktiv werden
und hüllen Menschen und Dinge in Spektrallicht, lassen sie farblos und grau
werden oder vervielfältigen sie in großen Spiegeln, die den Räumen eine unglaubliche Weite geben. Eine beeindruckende Ausstellung mit einer fabelhaften
Führung – eine Bereicherung für uns alle!
WEIHNACHTSFRIEDE
FRIEDENSWEIHNACHT
MHDA OBERÖSTERREICH
AUSFLUG NACH
SALZBURG
Von Benno Czernin-Kinsky und Matze Hollerweger
Um das neue Malteser-Jahr gleich mit einem Höhepunkt
zu beginnen, fuhren 25 Malteser des MHDA Oberösterreich Mitte Jänner nach Salzburg. Erster Programmpunkt des von der oberösterreichischen Ausbildungsgruppe organisierten Ausflugs war die Besichtigung des
Hangar 7, des privaten Flugzeugmuseums von Red Bull.
Bei der Führung wurden der Gruppe nicht nur Flugzeuge,
Hubschrauber und Formel-1-Boliden gezeigt, die Teilnehmer erfuhren bei diesem spannenden Rundgang
auch Interessantes über das sehr spezielle Gebäude.
Nach dem Mittagessen wurde dann noch die Salzburger
Altstadt gemeinsam erkundet.
BESUCH DER
RIEDL-GLASMANUFAKTUR IN KUCHL
Malteser musizieren im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Salzburg.
Bereits zum sechsten Mal brachte „MAKE OF MUSIC“,
das inklusive Sing- und Musizierprojekt des MHDA Salzburg, am 24. Dezember 2015 weihnachtliche Musik bis
an die Krankenzimmer. Die weihnachtlich-musikalische
Mittagsandacht und Feierstunde mit den Ordensbrüdern, Mitarbeitern und Patienten des Hauses fand erstmals in der beeindruckenden barocken Kajetanerkirche
statt. So konnten auch externe Besucher teilnehmen.
Kranke hörten die Übertragung der Feier auch in ihren
Zimmern.
Die Hoffnung auf die Gesundung der Bedrückten und
Kranken an Leib und Seele und auf Frieden in den Krisenzonen der Welt standen im Fokus der Feier. Die musikalische Leitung übernahm Gerhard Hofbauer, der
40
DIE MALTESER 1/2016
mit seinem Blues „Herbergsuche 2015“ auch ein eigens
für die Flüchtlinge komponiertes Werk beitrug. Die
Texte sprachen Pater Prior Daniel Katzenschläger und
Mag. Matthias Hohler. Abschließend zogen die Malteser
– im Sinne des Wortes – mit „MAKE OF MUSIC“ durch
alle Abteilungen des Krankenhauses.
Weltkrankentag 2016
Auch die Messfeier zum Weltkrankentag am 11. Februar 2016 – sie fand ebenfalls in der Kajetanerkirche
statt – gestalteten „MAKE OF MUSIC“ wieder mit einem
eigens zusammengestellten Programm. Damit erstreckte
sich das langjährige Engagement des MHDA Salzburg im
Krankenhaus der Barmherzigen Brüder ein weiteres Mal
auch auf die musikalisch-spirituelle Dimension.
Am ersten Adventwochenende folgten die Salzburger
Malteser gemeinsam mit ihren Betreuten sowie einigen
Gästen und Malteser-Kindern der Einladung von Monika Riedl in ihre Glasmanufaktur in Kuchl. Nach einer
kurzen Einführung über Glas sowie seine Zusammensetzung, Geschichte und Farbenlehre durfte jeder un-
ter Anleitung eines Glasmachers selbst eine Gießkugel
blasen. Alle Teilnehmer waren stolz auf ihr selbstgemachtes Weihnachtsgeschenk und lernten dadurch
gleichzeitig, „echte“ Handwerkskunst wieder zu schätzen.
Herzlichen Dank an Monika Riedl für diese großzügige
Einladung!
DIE MALTESER 1/2016
41
DER MALTESER CARE-RING HILFT DORT, WO FAMILIEN IN NOT SIND.
RASCHE UND INDIVIDUELLE
UNTERSTÜTZUNG IN
AUSNAHMESITUATIONEN
Auf persönliche Schicksalsschläge haben wir oft keinen Einfluss. Die Betreuung und Pflege in einer solchen Ausnahmesituation müssen wir jedoch nicht dem Zufall überlassen. Was familienorientiertes Case Management, kombiniert mit
einer 24-Stunden- oder Palliativbetreuung, alles leisten kann, zeigt der im Folgenden geschilderte konkrete Fall einer
29-jährigen Mutter von drei Kindern mit der Diagnose Krebs. Der Familienvater ist Alleinverdiener, der jüngste Sohn
gerade erst zwei Jahre alt, und die junge Familie hat kein familiäres Netzwerk, auf das sie zurückgreifen könnte.
Von Susanne Wick
Julia ist heute 29 Jahre alt, sie hat zwei Operationen,
eine intensive Chemotherapie sowie einen sechsmonatigen Bestrahlungszyklus erfolgreich hinter sich gebracht.
Sie und ihr Mann Manuel (30 Jahre) sprechen ganz offen über die vergangenen zwölf Monate und darüber, wie
die Diagnose Krebs das Leben der Familie von einem Tag
auf den anderen vollkommen verändert hat. Mein erster
Eindruck: Ein hübsches Einfamilienhaus in St. Pölten.
Drei übermütige, herzige Buben (zwei, drei sowie sechs
Jahre alt) und ein harmonisches junges Ehepaar. Eine
vermeintlich ganz normale Familie. Die enormen physischen und psychischen Belastungen des vergangenen
Jahres kann ich anhand der Fakten und Schilderungen
nur erahnen.
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DIE MALTESER 1/2016
Diagnose Krebs:
Verzweiflung, Angst – wie wird es weitergehen?
Als nach einem dreimonatigen Untersuchungsmarathon
die Diagnose Krebs (Lymphom) gestellt wird, verliert
Julia den Boden unter den Füßen. Wie wird es weitergehen? Werde ich das schaffen? Was geschieht mit meinen
Kindern? Was ist zu tun, was gilt es zu beachten, welche Behördenwege sind erforderlich … Unzählige Fragen
stellen sich der Familie. Doch weder haben sie die Zeit,
um Antworten zu finden, noch gibt es zu diesem Zeitpunkt jemanden, der ihnen dabei hätte helfen können.
Schon im Zuge der Untersuchungsphase war der gesetzlich geregelte Pflegurlaub des Vaters aufgebraucht
worden, nach der ersten Operation hatte er auch seinen
Resturlaub konsumiert. Der Familienvater kann bei
seinem Arbeitgeber, dem Österreichischen Bundesheer,
erwirken, dass er vorübergehend regelmäßige und nur
lokale Dienste machen muss. Eine Dienstfreistellung
wäre das finanzielle Ende der Familie und ist daher keine
Option. Im Gegenteil, die laufenden Kosten der Familie
steigen rasant an, etwa durch teure Medikamente, Behandlungen und Kinderbetreuung.
Von offizieller Stelle wird Manuel während der zweiten
Operation seiner Frau zwar eine stundenweise Familienhilfe zur Verfügung gestellt. Die der Familie zugewiesene
Helferin ist jedoch hochschwanger und zudem sozialpädagogisch nicht geschult, daher ist sie auf einen derartigen
Härtefall gar nicht vorbereitet. Die drei Kinder lehnen
die Familienhilfe ab, und es kommt rasch zu einer Eskalation: Die Kinder werden verhaltensauffällig, die Mutter
bricht nach einer Behandlung zu Hause zusammen.
Fest steht jedoch, dass die kommenden sechs Monate
Chemotherapie und Bestrahlung ohne Hilfe für Julia
nicht möglich sein werden. Die dafür vorgesehene staatliche Regellösung, die Kinder in Pflegefamilien unterzubringen, versetzt die Familie jedoch in Panik. Julia sagt
heute, sie hätte in diesem Fall die Behandlungen abgebrochen und dem Schicksal seinen Lauf gelassen, bevor
sie ihre Kinder in dieser für sie ohnedies schon so belastenden Situation zu fremden Familien gegeben hätte.
Malteser Care-Ring bringt Ordnung, Struktur,
Hilfe und Sicherheit
In dieser verzweifelten Situation stellt eine Bekannte der
Familie kurzfristig den Kontakt zu einer Diplomkrankenschwester des Malteser Care-Rings (MCR) her. Die
ausgebildete Palliativschwester Karin Gruber-Polak besucht die Familie noch am selben Tag. Sie findet Chaos,
Hilflosigkeit und teils aggressive und verängstigte Kinder
vor. Die erfahrene Case Managerin stellt einen Ad-hocPlan auf: 24-Stunden-Betreuung inklusive der Erfüllung
hauswirtschaftlicher Aufgaben sowie der Versorgung der
Kinder, da Julia auf die Chemotherapie sehr stark reagierte.
Karin Gruber-Polak leitet schließlich eine Helferkonferenz ein, die aus einer Vertretung des Jugendamts, dem
klinischen Palliativteam und einer Trauerbegleitung für
die Kinder besteht. Gleichzeitig wird der Hausarzt in alle
Prozesse involviert, Beihilfemöglichkeiten werden aufgezeigt und die Anträge für Ämter sowie Versicherungen
gemeinsam mit der Familie aufbereitet. So wird die bis
dahin bestehende Pflegestufe 1 umgehend angehoben,
was wiederum eine gewisse finanzielle Entlastung bringt.
Die Diplomkrankenschwester springt bei Bedarf ein,
führt die geschwächte Mutter zum Arzt oder zur Chemotherapie und bringt die Kinder in den Kindergarten.
„Wir hätten sofort nach Feststehen der Diagnose jemanden wie Frau Gruber-Polak gebraucht, der uns über die
Konsequenzen informiert, Hilfestellung auf den verDIE MALTESER 1/2016
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MALTESERÖSTERREICH
MALTESERÖSTERREICH
MUSIK IN DEN
OHREN IST
HILFE FÜR DIE UKRAINE
schiedenen Ebenen leistet und alles koordiniert“, weiß
Julia heute. „So gaben mir die Ärzte zum Beispiel keine
‚Verbotsliste’ mit. Ich wusste also nicht, dass ich öffentliche Plätze und Verkehrsmittel meiden sollte, deshalb
war ich aufgrund meiner Immunschwäche sehr anfällig
für Erkrankungen.“ Auch dass ein spezieller Ernährungsplan den Heilungsprozess der angegriffenen Speiseröhre
gefördert hätte, erfährt sie erst von Frau Gruber-Polak
und erlebt auch die unmittelbare Wirkung der Ernährungsumstellung. Plötzlich wird alles einfacher, und die
Familiensituation stabilisiert sich langsam.
Für Leistungen, die nicht von der Krankenkasse bzw.
der Sozialversicherung bezahlt werden, erhält die Familie Spenden von der Krebshilfe, dem Lions-Club und
aus einer jährlichen Veranstaltung der Arbeitskollegen
von Manuel, die den gesamten Reinerlös des „Bundesheer-Betriebsratspunsches“ der Familie widmen. Lauter Spenden, für die die Familie sehr dankbar ist. Doch
gleichzeitig muss sie damit umzugehen lernen, plötzlich
auf Spenden angewiesen zu sein.
Auf dem Weg zurück in die Normalität
Julia schaut heute optimistisch und zuversichtlich in die
Zukunft. Auf die Frage, wie die nächsten Schritte für sie
aussehen, erzählt sie: „Nach Abschluss der letzten Untersuchungen soll ich eine Onko-Rehab besuchen. Es gibt
schon einen Termin im Mai, und ich kann auch meinen
zweijährigen Sohn mitnehmen. Das wünsche ich mir
sehr, um wieder die Kraft zu finden, in ein selbstständiges Leben zurückzukehren. Denn das ist es, was mein
Mann, die Kinder und ich uns am meisten wünschen.“
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DIE MALTESER 1/2016
Doch die Aufenthaltskosten für den Zweijährigen muss
die Familie selbst tragen, ebenso wie die Nachmittagsbetreuung im Kindergarten für die beiden älteren Söhne. Zur Überbrückung der Zeit, bis der Vater am Abend
aus der Kaserne zurückkommt, bedarf es ebenfalls einer
Unterstützung. An diesen Kosten wäre nun der letzte
Schritt des Behandlungszyklus beinahe gescheitert.
Doch auch hier hat sich Gott sei Dank kurzfristig finanzielle Unterstützung gefunden.
Der Malteser Care-Ring hilft dort, wo Menschen in Not
sind: wenn Familien in Ausnahmesituationen geraten,
wenn alleinstehende Menschen aus gesundheitlichen
Gründen oder aus Altersgründen stundenweise oder
eine 24-Stunden-Betreuung benötigen. Diese Pflege und
medizinische Betreuung werden speziell auch für Kinder
und Jugendliche angeboten, die dadurch in ohnedies
herausfordernden Zeiten in ihrem Umfeld und im Kreis
ihrer Familie bleiben können. Im Rahmen des so genannten „Case & Care Managements“ werden die im selben
Haushalt lebenden Angehörigen ebenfalls unterstützt –
durch verordnete psychologische Betreuung, Entlastung,
Hilfe bei Amts- und Behördenwegen oder Einreichungen,
um nur einige Punkte des sehr umfangreichen Leistungsspektrums aufzuzeigen.
Nähere Informationen zu den Leistungen des MCR
finden Sie unter www.malteser-care-ring.at.
Für Anfragen oder Beratung nutzen Sie bitte unsere
kostenlose Pflegehotline unter 0800 201 800 oder
kontaktieren Sie uns in unserer Zentrale in Wien
unter 01/403 20 520.
Der stilvolle Rahmen im Prunksaal des Palais Kaiserhaus in der Wiener Innenstadt sowie die großartigen Musiker machten diesen Abend zu einem außergewöhnlich atmosphärischen Musikerlebnis. Die Räumlichkeiten wurden unentgeltlich
von Familie Kraus zur Verfügung gestellt, und die hochkarätigen Künstler verzichteten auf ihre Gage. Dadurch konnte
durch das bereits drei Wochen im Voraus ausgebuchte Privatkonzert mit 130 Gästen ein beachtlicher Spendenbetrag
zugunsten der ukrainischen Malteser erzielt werden.
Von Marie Czernin
Am 19. Februar fand das von der Johannesgemeinschaft des SMRO organisierte Benefizkonzert zugunsten des ukrainischen Malteser Hilfsdienstes statt. Pavlo
Titko (er leitet diese Organisation) war zu Besuch und
zeigte sich von dem Engagement ebenso beeindruckt
wie der ukrainische Militärattaché Oleksandr Babtsev.
Die musikalisch versierten Gäste waren von der jungen ukrainischen Mezzosopranistin Lena Belkina begeistert. Sie wurde von der russischen Pianistin Anna
Fedorova-Latso begleitet und interpretierte Lieder
von Brahms, Tschaikowsky und Rachmaninov. Dieser
künstlerischen Darbietung stand der Violinist Tomás
Vinklat – er präsentierte gemeinsam mit der tschechischen Pianistin Renata Ardasevova-Lichnovska Werke
von Kreisler, Hubay und Grieg – keineswegs nach. Weshalb im Anschluss bei dem – ebenfalls von ehrenamtli-
chen Helfern bereitgestellten Buffet – nur lobende und
begeisterte Worte zu hören waren. Musik in den Ohren
der Künstler ...
Die Ost-Ukraine
Der Krieg im Osten der Ukraine ist in den europäischen
Medien schon beinahe in Vergessenheit geraten, währen das Land mit 1,3 Millionen Binnenflüchtlingen
konfrontiert ist. In dieser schwierigen Situation leistet der ukrainische Malteser Hilfsdienst Beachtliches.
Neben psychosozialen Hilfszentren für die vom Krieg
traumatisierten Kinder organisieren die ukrainischen
Malteser seit vielen Jahren mehrere Suppenküchen und
engagieren sich ehrenamtlich in der Behindertenarbeit.
Schon seit einigen Jahren unterstützt die Johannesgemeinschaft diese Hilfsprojekte.
VORBILDER
VORBILDER
SIEBEN JAHRE GROSSZÜGIGE UNTERSTÜTZUNG
DIE STIFTSPFARRE KLOSTERNEUBURG UND
DIE MALTESER GEBURTENKLINIK
IN BETLEHEM
„Auf den Spuren unseres Glaubens“ war der Titel einer Pilgerreise in das Heilige Land, die eine Jugendgruppe der
Klosterneuburger Stiftspfarre 2009 das erste Mal zum Malteser Hospital nach Betlehem geführt hat. Die jugendlichen
Teilnehmer waren fasziniert von der hoch professionellen Tätigkeit und dem weitreichenden Wirkungsradius dieser in
der Region modernsten Geburtenklinik. So stand noch vor ihrer Rückkehr fest, dass sie dieses Projekt im Rahmen des
Adventmarktes der Stiftspfarre unterstützen wollten. Noch im selben Jahr übergaben sie der Malteser Klinik den ersten
Scheck in Höhe von 7.903 EUR – ein Viertel des Reinerlöses aus dem alljährlichen Adventmarkt. Es war der erste von
mittlerweile sieben großzügigen Beiträgen zur Arbeit dieser wichtigen Einrichtung des SMRO. Nachfolgend ein Bericht
der Initiatorin dieser vorbildhaften Aktion.
Von Andrea Stimpfl-Abele
Es liegt inzwischen sieben Jahre zurück, dass ich eine
Jugendreise ins Heilige Land organisierte und leitete.
Dr. Nicolaus Buhlmann (Chorherr des Stifts Klosterneuburg) hat die Reise als Geistlicher begleitet. Als langjähriger Malteser kannte er das Malteser Hospital in Betlehem
und hat vorgeschlagen, diesem einen Besuch abzustatten
und es zu besichtigen. Die Jugendlichen waren sofort
tief beeindruckt, und wir beschlossen noch an Ort und
Stelle, künftig etwas für das Hospital zu tun. Es wurde
dann sehr rasch entschieden, dem Hospital ein Viertel
des Erlöses aus dem traditionellen Adventmarkt im Stift
Klosterneuburg zukommen zu lassen.
Betlehem als jährlicher Fixpunkt
Die folgenden Jahre habe ich weitere Reisen mit Interessierten aus dem Freundes- und Bekanntenkreis nach Is-
rael organisiert – und damit auch den jährlichen Besuch
des Hospitals im Zuge der Reise. Die Mitreisenden waren
danach immer motiviert, den Adventmarkt zu besuchen
und dadurch letztlich auch für das Malteser Hospital zu
spenden. Doch nicht nur der sinnvolle und nützliche Verwendungszweck, auch die christliche Glaubensbrücke
zwischen Advent, Weihnachten und Betlehem bestärkt
die Menschen in ihrem Entschluss, die Klinik zu unterstützen. Das hat zu dieser inzwischen langjährigen und
beständigen Beziehung zwischen der Stiftspfarre Klosterneuburg und der Geburtenklinik in Betlehem entscheidend beigetragen.
Geburtenklinik erhielt bereits mehr als 80.000 EUR
Ebenso wie unsere erste Pilgerreise ins Heilige Land liegt
es inzwischen ebenfalls sieben Jahre zurück, dass ich die
Die von der Stiftspfarre unterstützten Projekte
• Malteser Krankenhaus in Bethlehem – Das Malteser Krankenhaus zur Hl. Familie in Bethlehem ist die einzige gynäkologische und geburtshilfliche Klinik mit Neugeborenen-Intensivstation in der Region
• Projekt Elijah – Projekt für Roma in Siebenbürgen/Rumänien von Pater Georg Sporschill SJ und Ruth Zenkert
• Behindertenhilfe St. Martin – Projekt in Klosterneuburg, unterstützt seit der Gründung des Adventmarktes
• Klosterneuburg hilft – Klosterneuburger Initiative für Flüchtlinge
• Die Gruft 1 und 2 – Arbeitslose/Obdachlose in Wien – Gemeinsames Projekt von Caritas und Stadt Wien
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DIE MALTESER 1/2016
Scheckübergabe nach dem Adventmarkt 2015 der Stiftspfarre Klosterneuburg (v. l. n. r.): Klaus Schwertner, Geschäftsführer Caritas Wien, Susi Peter, Stellvertretende Leiterin Gruft, DI Mag. Reinhard Schandl CanReg, Pfarrer Stiftspfarre
Klosterneuburg, Dr. Leopold Streit CanReg, Pfarrer St. Martin-Klosterneuburg, Dr. Eckhard Taucher, Pfarre St. Martin,
Mag. Andrea Stimpfl-Abele, Stiftspfarre/Leitung Adventmarkt, Dr. Walter Simek CanReg, Stiftskämmerer, DI Richard
Steeb, SMRO.
Organisation und Leitung des Adventmarktmarktes der
Stiftspfarre übernommen habe. Der traditionelle karitative Adventmarkt besteht bereits seit über 30 Jahren
und findet jeweils am ersten und zweiten Adventwochenende statt. Das rein ehrenamtliche Adventmarktteam hat seit 2009 – in dem Zeitraum also, den ich als
Leiterin überblicke – insgesamt stolze 333.708 EUR an
Reinerlös erarbeitet. Mit diesen Mitteln unterstützt die
Pfarrgemeinde fünf ausgewählte Projekte, ein Viertel der
Spenden erhält jeweils die Geburtenklinik in Betlehem.
In Summe hat diese in den letzten sieben Jahren die beachtliche Summe von 83.426,92 EUR erhalten. Damit haben wir dazu beigetragen, dass die Kapazität der Klinik
in den letzten Jahren weiter ausgebaut und zusätzlich
Beratungsstellen für Schwangere mit Diabetes sowie für
Schwangere über 45 eingerichtet werden konnte. Ebenso
konnte der Fonds für besonders bedürftige Familien mit
den Spenden aus Klosterneuburg aufgestockt werden.
Reichhaltiges Angebot beim Adventmarkt
Die Einnahmen werden über den Verkauf von Büchern,
Handarbeiten, Weihnachtsgebäck, Christbaumschmuck
und Spielzeug ebenso erzielt wie durch zahlreiche kulinarische Marktstände. Gleichzeitig stellen sich Künstler
ohne Gage für das attraktive Rahmenprogramm des Adventmarktes zur Verfügung, dessen Spendenerlös ebenfalls dem Adventmarkt zugute kommt. Cornelius Obonya
ist hier schon drei Mal aufgetreten, ebenso durften wir
Elisabeth Orth, Peter Matic, Michael Heltau, den Männerchor der Kärntner in Wien und verschiedene Bläserensembles willkommen heißen, um nur einige der Künstler
dankend zu erwähnen. Auch für das leibliche Wohl der Besucher wird gut gesorgt, und so wurde der Adventmarkt
zu einem gesellschaftlichen Fixpunkt in Klosterneuburg.
2016 wird der Adventmarkt am 26./27. November und
am 3./4. Dezember stattfinden. Schon jetzt möchte ich
sehr herzlich einladen, diesen ganz besonderen karitativen Adventmarkt zu besuchen und damit „unsere“ Projekte zu unterstützen.
Malteser Geburtenklinik in Betlehem:
Unser erstes Baby ist nun selbst Mama!
Das Malteser Krankenhaus zur Hl. Familie – Kompetenzzentrum mit neuer Rekordgeburtenrate: In der Geburtenklinik mit Neugeborenen-Intensivstation, in der seit
1990 mehr als 65.000 Kinder das Licht der Welt erblickten, wurde nun erstmals eine Frau, die hier zur Welt kam,
auch selbst Mama. Das Krankenhaus verfügt auch über
eine mobile Geburtenklinik und stellt auf diesem Weg die
medizinische Betreuung selbst in der Wüste sicher.
DIE MALTESER 1/2016
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YEHUDI MENUHIN
MEDIZINAKTUELL
MEDIZINAKTUELL
zum 100. Geburtstag
JULIAN RACHLIN
CAROLIN WIDMANN
ALINA POGOSTKINA
Wiener
Kammerorchester
STEFAN VLADAR
KRANKHEITEN UND ALLERGIEN
MIT HOMÖOPATHIE HEILEN:
PLACEBO?
21. April 2016, 19 Uhr
Wiener Konzerthaus, Großer Saal
Karten: www.konzerthaus.at, Tel: 01-242002
Programm:
48
Johann Sebastian Bach
Ludwig van Beethoven
Johannes Brahms
Violinkonzert in E-Dur
Violinkonzert
Violinkonzert
Der Reinerlös kommt den sozialen Projekten
von Live Music Now–Österreich zugute
DIE MALTESER 1/2016
Schließt die Schulmedizin Homöopathie, Kräuterkunde und Komplementärmedizin aus? Wie weit basieren heutige
Forschungen sowie moderne Pharmazeutika auf exakt diesen Wirkstoffen? Univ.-Prof. Dr. Michael Frass zeigt auf, wo sich
Schul- und Alternativmedizin überschneiden bzw. jeweils an ihre Grenzen stoßen und sich daher optimal ergänzen.
Von ao. Univ.-Prof. Dr. Michael Frass
Kaum eine medizinische Methode löst so viele Emotionen aus wie die Homöopathie: auf der einen Seite die
PatientInnen und ÄrztInnen, die positive Erfahrungen
gemacht haben, auf der anderen Seite die HomöopathiekritikerInnen, die eine Wirksamkeit in Frage stellen.
Wodurch ist nun die Homöopathie definiert? Es ist das
Ähnlichkeitsgesetz „Ähnliches muss durch Ähnliches geheilt werden.“ Wenn also z. B. ein Gesunder Tollkirschen
(Atropa belladonna) zu sich nimmt, werden eine Erweiterung der Pupillen sowie ein rascher Herzschlag auftreten.
Dazu können auch klopfende Kopfschmerzen und ein
aggressives Verhalten kommen. Umgekehrt wirkt Belladonna oftmals sehr gut, wenn z. B. im Rahmen eines
Fiebers erweiterte Pupillen, ein schneller Herzschlag,
Aggression und Kopfschmerzen auftreten. Sehr bald hat
die Homöopathie eine positive Akzeptanz bei den PatientInnen gefunden, bei einer Scharlachepidemie wurde
die Wirksamkeit auch in großem Stil bestätigt.
Entdeckung gegen Ende des 18. Jahrhunderts
Die Homöopathie hat sich nach ihrer Entdeckung durch
DIE MALTESER 1/2016
49
MEDIZINAKTUELL
Samuel Hahnemann (1755–1843) im Jahr 1790 sehr
rasch verbreitet und führte von Beginn weg zu intensiven
Diskussionen. Als Gefahr wurde von den Gegnern der
Homöopathie die von Hahnemann angenommene Unvereinbarkeit mit dem Großteil der damaligen konventionellen Medizin (ehemals „Schulmedizin“) gesehen.
Zu Hahnemanns Zeiten war die konventionelle Medizin
allerdings tatsächlich nicht sehr weit entwickelt, es wurde
ohne exakte bzw. oftmals mit toxischen Dosierungsvorschriften gearbeitet. Da die konventionelle Medizin
sich seither sehr stark weiterentwickelt hat, sind heute
in vielen Bereichen verlässliche Behandlungsmethoden
entstanden, auch wenn nach einer Untersuchung im
renommierten British Medical Journal nur 11 Prozent
von 3.000 untersuchten konventionellen medizinischen
Methoden den Kriterien der Evidence-based-Medicine
(EbM) entsprechend abgesichert sind.
Konstruktive Kooperation mit der konventionellen Medizin ...
Mittlerweile ist eine konstruktive Kooperation von konventioneller Medizin und Homöopathie eine Selbstverständlichkeit. Da die Homöopathie in Österreich nur von
ÄrztInnen ausgeübt werden darf, ist auch keine Gefahr
gegeben, dass eine konventionelle Methode verspätet
eingesetzt wird. Aus meiner Sicht ist die konventionelle
Diagnostik unabdingbar, bei der Therapie gibt es oftmals
die Möglichkeit, mit Homöopathie schnell, sanft und
sicher zu heilen, ohne den Körper zu belasten.
... und anderen komplementären Methoden
Auch die Zusammenarbeit mit anderen komplementären
Methoden ist ein klassisches Merkmal moderner Medizin: der Dachverband österreichischer Ärztinnen und
Ärzte für Ganzheitsmedizin (www.ganzheitsmed.at)
verfolgt das Ziel, Gesellschaften, die sich mit komplementären Methoden befassen, zusammenzuführen und
sowohl eine professionelle Behandlung als auch entspre-
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DIE MALTESER 1/2016
MEDIZINAKTUELL
Homöopathie oftmals belächelt. Tatsächlich kann aber
vom aufmerksamen Beobachter eine deutliche Wirksamkeit beobachtet werden. Eine Deeskalation des Streits
um das Vorhandensein der ursprünglichen Substanz im
verordneten Medikament kann ganz einfach dadurch erreicht werden, dass lediglich niedrige Potenzen verwendet werden.
chende Fortbildung sicherzustellen. Dies zeigt sich auch
im Wahlfach „Komplementärmedizin – Ausgewählte
Kapitel komplementärmedizinischer Methoden“, einer
Ringvorlesung, die für StudentInnen an der Medizinischen Universität Wien angeboten wird.
Somit können sich konventionelle und komplementäre
Methoden durch eine parallele Verordnung optimal zum
Wohl der PatientInnen ergänzen. Voraussetzung dafür
ist eine kompetente Behandlung z. B. mittels klassischer
Homöopathie durch dafür ausgebildete ÄrztInnen.
Auch die homöopathische Forschung spielt eine große
Rolle: In Untersuchungen mehrerer Studien zum Thema
Homöopathie, also so genannten Metaanalysen, wurde
belegt, dass Homöopathie eine über das Placebo (=
Scheinmedikament) hinausgehende Wirksamkeit besitzt. Unter diesen Metaanalysen ragt die in der weltweit
renommierten Zeitschrift Lancet publizierte ShangStudie aus dem Jahr 2005 heraus, die von deklarierten
GegnerInnen der Homöopathie verfasst worden und in
der ursprünglich ein negatives Resultat für die Homöopathie postuliert worden war. Eine genauere und bis
heute unwidersprochene Analyse hat aber gezeigt, dass
die Interpretation der Daten eindeutig eine über das
Placebo hinausgehende Wirksamkeit der Homöopathie
ergeben hat.
Der ganze Mensch steht im Vordergrund, nicht ein
einzelnes Symptom
Das Problem im Verständnis der Homöopathie liegt aber
vor allem darin, dass Homöopathie eine im Wesentlichen
qualitative Methode darstellt, im Gegensatz zur konventionellen Medizin, die quantitativ definiert ist. Während
in der konventionellen Medizin zumeist ein einziger
Parameter (= eine einzige Krankheit) behandelt wird,
steht in der Homöopathie der ganze Mensch als krankes
Individuum im Vordergrund. Nunmehr wird aber nicht
nur ein einziges Symptom berücksichtigt, sondern
gleichzeitig mehrere den Patienten in seiner Gesamtheit
betreffende Symptome und Befindlichkeitsstörungen.
Da Qualität nicht messbar ist, erscheint sie dem durchschnittlichen Naturwissenschafter als dubios und muss
daher aus seiner Sicht bekämpft werden. Dabei ergeben
sich so groteske Argumentationslinien, dass eine Ärztin
zwar vor Kurzem zugab, seinerzeit nur durch Homöopathie geheilt worden zu sein, gleichzeitig aber behauptete, Homöopathie sei nicht mehr als Placebo.
Zurückkommend auf den Arzneimittelschatz der Homöopathie, besteht dieser zum Großteil aus Produkten
von Pflanzen, Mineralien und Tieren. Da die Wirkung
oftmals giftiger Pflanzen in der Natur nicht unterschätzt
werden darf, hat Hahnemann eine besondere Methodik
der Zubereitung entwickelt, nämlich die so genannte
Potenzierung. Dabei werden Arzneistoffe durch verschiedene Methoden verdünnt und bei jedem Verdünnungsschritt auch gerieben oder verschüttelt. Damit
ändert sich nicht nur die Konzentration, sondern auch
die Intensität der Wirksamkeit der betreffenden Substanzen. Während damit also die Wirksamkeit erhalten
bleibt, wird die eventuell toxische Wirkung dabei eliminiert. Da man bei der Verdünnung und Verschüttelung
relativ bald in einen Bereich kommt, in dem rein rechnerisch keine Moleküle mehr vorhanden sind, wird die
Verschiedene Anwendungsbereiche
Wie die Anwendung bei IntensivpatientInnen, Kindern
und auch Tieren sowie Grundlagenexperimente gezeigt
haben, erlaubt die Homöopathie eine Behandlung bei
chronischen, aber auch bei akuten Erkrankungen. Als
Nebenprodukt wird eine Prävention potentieller Krankheiten erreicht, die für die Behandlung und das ganze
weitere Leben optimal ist. Ohne die Anwendungsmöglichkeiten der Homöopathie eingrenzen zu wollen, hat
sie doch besonders bei entzündlichen Erkrankungen, bei
Hauterkrankungen, bei Kopfschmerzen, bei Allergien
und bei Störungen des Magen-Darm-Trakts eine besondere Bedeutung.
Am Allgemeinen Krankenhaus Wien (AKH) besteht auf
Initiative von Univ.-Prof. Dr. Christoph Zielinski seit
nunmehr elf Jahren eine Spezialambulanz „Homöopathie
bei malignen Erkrankungen“. Nach anfänglicher Skepsis
bei manchen KollegInnen hat sich im Lauf der Jahre eine
sinnvolle Kooperation bei additiver Homöopathie für
KrebspatientInnen ergeben, insbesondere im Hinblick
auf die Reduktion der Nebenwirkung der Chemo- und
Strahlentherapie sowie die Hebung der Lebensqualität.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Homöopathie
heute einen integralen Bestandteil medizinischer Methoden darstellt. Eine breitere Anwendung soll durch die
Initiative „Ja – Homöopathie als Kassenleistung“ (www.
kassenleistung.at) erreicht werden, da laut einer Umfrage
mehr als drei Millionen ÖsterreicherInnen Homöopathie
anwenden und der Methode positiv gegenüberstehen.
DIE MALTESER 1/2016
51
GELESENEMPOHLEN
GELESENEMPOHLEN
DIE ANFÄNGE
DES CHRISTENTUMS
Werner Dahlheim, emeritierter Professor für
Alte Geschichte an der
Technischen Universität Berlin, beschreibt
in seinem Buch, wie die
Welt zur Zeit Jesu ausgesehen hat. Er spannt den geografischen Bogen in seinem
Werk von den Ufern des Euphrat zu den Küsten des Atlantiks, von den Wüsten Nordafrikas bis zu den Gebirgsketten der Alpen.
Das Buch zeigt auf, wie sehr das christliche Glaubensbekenntnis das Werteverständnis der abendländischen
Gesellschaft geprägt hat. Es beschreibt, wie sich das
römische Imperium ausbreitete, wie eine fortwährend
wachsende Schar von Predigern die Botschaft von Gottes
Reich verkündete und wie es dem jüdischen Wanderprediger gelang, eine historische Wende herbeizuführen und das Christentum in die ganze Welt zu verbreiten.
In 14 Kapiteln beschreibt Dahlheim, wie sich das Christentum von einer jüdisch-messianische Sekte zu einer
rasch wachsenden Glaubensgemeinschaft entwickelte.
Der Autor skizziert in seinem Buch ein grandioses Panorama der Welt zur Zeit Jesu, beschäftigt sich aber gleichzeitig auch mit zahlreichen weiterführenden Fragen, wie
beispielsweise jener, welche Lebensformen der Mensch
entwickeln müsste, um das ewige Leben zu erlangen, und
ob dies bedeuten würde, alles Irdische aufzugeben.
Der Autor wurde für seine Forschungen und Veröffentlichungen zum römischen Völkerrecht, zur Herrschaftsordnung des Imperium Romanum, zur Geschichte der römischen Kaiserzeit, zur Geschichte der
griechisch-römischen Antike und ihres Nachlebens
sowie zum frühen Christentum mit dem Golo-MannPreis ausgezeichnet. Der Preis ist nach dem Historiker
Golo Mann (1909–1994) benannt. Der Sohn des Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann verfolgte das Ziel
einer Geschichtsschreibung, die wissenschaftlich und
zugleich lesbar wie ein Roman sein sollte.
Werner Dahlheim, Die Welt zur Zeit Jesu, Verlag C. H. Beck,
4. Auflage, München 2015, 492 Seiten, ISBN 978-3-40665176-2, 27,80 EUR (auch als E-Book erhältlich)
SCHEINBAR BEKANNTES
IN NEUEM LICHT
Die bekannte katholische Philosophin kommentiert kurz und prägnant Texte aus den
Evangelien. Wie Blitzlichter leuchtet dabei Übersehenes auf, erhellt sich Verdunkeltes und beginnt scheinbar Bekanntes neu zu strahlen. Die Kurzkommentare zur Botschaft Christi umfassen meist nur einige Zeilen. Doch je schlanker die Sätze, desto
besser treffen sie: Aus dem Gewohnten erhebt sich aufblitzend das Ungewohnte: die
weite Landschaft des Heilig-Großen. Es macht Freude, sich diesem fröhlichen Blitzlichtgewitter auszusetzen.
Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Blitzlichter auf die Botschaft Christi, Be&Be-Verlag, Heiligenkreuz 2015, 121 Seiten, ISBN: 978-3-902694-85-0, 14,90 EUR
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DIE MALTESER 1/2016
Von Richard Mischak
YOUCAT JUGENDBIBEL
Aus dem Hause YOUCAT kam vor Kurzem die „größere (ältere) Schwester“ zum weltbekannten Jugendkatechismus
hinzu. Die Auswahl der Texte aus der Einheitsübersetzung
und die Kommentare zu dieser Bibel im YOUCAT-Look
wurden von international renommierten Wissenschaftern
erstellt. Auch hier wurde die Empfehlung von Kardinal
Schönborn („Wenn ihr etwas für junge Leute machen wollt,
müsst ihr es mit ihnen machen!“) beachtet, und es wurden
Jugendliche beteiligt, die ihre Erfahrungen mit der Hl. Schrift
in kleinen Zeugnissen beisteuern. Die witzigen Illustrationen von Alexander von Lengerke, der seine Strichmännchen in einer „Storyline“ durch das ganze Buch schickt,
sollen junge, vielleicht auch bibelferne Leser zur Lektüre
ermuntern. Papst Franziskus schreibt in seinem sensationellen Vorwort, dass der Leser mit dieser Bibel „nicht
nur ein Stück Literatur“, sondern „ein Buch wie Feuer“ in
Händen hält. Ähnlich wie Benedikt XVI. in seinem wegweisenden Vorwort zum YOUCAT fordert Papst Franziskus die
Jugendlichen dazu auf, die Jugendbibel intensiv zu lesen,
zu studieren, sie in Gruppen zu diskutieren und zu leben.
Die YOUCAT Jugendbibel bietet in der Tat allerhand:
• Den Originaltext der Bibel in der Einheitsübersetzung
• Eine wissenschaftlich verantwortete Textauswahl
aus dem Alten Testament und dem Neuen Testament
• Ein- und Überleitungen, die den Ort und
Charakter der einzelnen Texte kennzeichnen
• Zahlreiche Wort- und Sacherklärungen, die direkt
beim Bibeltext platziert sind
• Kurzkommentare zum Bibeltext
• Glaubenszeugnisse von bekannten Persönlichkeiten aus Geschichte und Gegenwart
• Statements und Fragen von jungen Frauen und
Männern
• Fotomaterial über die biblischen Landschaften
• Regelmäßige Querverweise auf den YOUCAT
• Ein Vorwort von Papst Franziskus
• Und natürlich die beliebten Zeichnungen
Georg Fischer SJ, Dominik Markl SJ, Thomas Söding,
Bernhard Meuser, Michael Langer, Youcat Jugendbibel der
Katholischen Kirche, Katholisches Bibelwerk, Stuttgart
2015, 432 Seiten, ISBN 978-3-460-32587-6, 15,50 EUR (Österreich)/14,90 EUR (Deutschland)
AUSZEICHNUNGEN
Im Rahmen der Adventfeier des MAKD in der Kaasgrabenkirche
erhielten Univ.-Prof. Dr. Wolfgang und Mag. art. Miriam
Weigel, beide langjährige Mitglieder des MAKD, am 29. November 2015 aus der Hand von Prokurator Norbert SalburgFalkenstein das ihnen von Großmeister Fra’ Mathew Festing
verliehene Offizierskreuz „Pro Merito Melitensi“. Beide
Ausgezeichneten blicken auf eine jahrzehntelange verdienstvolle Tätigkeit als Mitglieder und auch Funktionsträger im
früheren Malteser Hilfsdienst und später im MAKD zurück.
Der MAKD ist auf seine beiden geehrten Mitglieder besonders
stolz!
DIE MALTESER 1/2016
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TAGEBUCH
TAGEBUCH
EIN KREUZ FÜR DAS
HILDE UMDASCH HAUS
Im Rahmen einer kleinen Feier übergab Prokurator Norbert
Salburg-Falkenstein am 15. Februar 2016 ein Standkreuz für
den Andachtsraum im HILDE UMDASCH HAUS als Geschenk
des Ordens an Frau KR Hilde Umdasch. Das rund 50 cm hohe
Kruzifix ist aus Holz und versilbertem Metall gefertigt und
stammt aus dem 19. Jahrhundert. Es soll allen Menschen, die
im Andachtsraum Sammlung, Stille und Zuflucht suchen, als
Hilfe und Stütze dienen.
BENEFIZVERANSTALTUNG
TIROLER GESELLSCHAFTSBALL
voneinander leben mochte, zumindest einmal im Jahr zusammenzurufen.
Bei der Übergabe des Schecks an den Tiroler MHDA
(v. l. n. r.): Thomas Fraydenegg, Lukas Krupitza,
Patrizia Fiegl (Ballkomitee), Katharina Zepharovich
(Ballkomitee), Florian Schwetz
Der Tiroler Gesellschaftsball ist aus dem ursprünglichen
Innsbrucker „Kaiserjägerball“ entstanden, der vor rund
85 Jahren auf Initiative der beiden alteingesessenen Tiroler Familien Chizzali und Spielmann als privater Ball ins
Leben gerufen wurde. Schon bald entwickelte sich daraus ein alljährlich wiederkehrendes Tanzereignis, das
auch über die Grenzen hinaus wirkte. Damit erreichten
die Gründer ihr ursprüngliches Ziel, die „Tiroler Gesellschaft“, egal wie weit zerstreut sie während des Jahres
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Dieser Tradition folgend, blieb der Ball – er wurde vor etlichen Jahren aus Rücksichtnahme gegenüber dem heutigen Tiroler Kaiserjägerclub in „Tiroler Gesellschaftsball“
unbenannt – als selbst tragende Privatinitiative bis heute
erhalten. Zusätzlich zu seiner gesellschaftlichen Bedeutung steht dabei seit vielen Jahren auch seine karitative
Aufgabe im Vordergrund. Der Ball findet nunmehr alle
zwei Jahre im November statt. Durchschnittlich folgen
550 bis 600 geladene Gäste aus Gesamttirol und den umliegenden Ländern der Einladung zum Ball.
Im Advent 2015 überreichte das Ballkomitee aus dem
Reinerlös des Balles im November 2014 sowohl dem
MHDA Tirol als auch der Delegation Südtirol des SMRO
großzügige Schecks über je 5.067 EUR. An Malteser International, gewidmet der syrischen Flüchtlingshilfe, wurden
weitere 2.533 EUR überwiesen.
Der nächste Tiroler Gesellschaftsball findet am 12. November 2016 in Hall in Tirol statt.
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TAGEBUCH
TAGEBUCH
WIR TRAUERN UM
=
DANKGOTTESDIENST FÜR
BISCHOF LUDWIG SCHWARZ
Von Victoria und Heinrich Mensdorff-Pouilly
15. Jänner 2016
Kurt Bergmann
Nach kurzem, schwerem Leiden ist Kurt Bergmann, Gründer und Leiter der Abteilung für
Humanitarian Broadcasting im ORF, verstorben. Mit der ihm eigenen Durchsetzungskraft
war es ihm gelungen, mit „Licht ins Dunkel“ und „Nachbar in Not“ zwei Institutionen ins
Leben zu rufen, die heute aus der Hilfe für Behinderte, Notleidende und Katastrophenopfer nicht mehr wegzudenken sind. Die Großzügigkeit der Spender aus ganz Österreich
kommt auch den Betreuten des MHDA und von Malteser International zugute. Es ist Kurt
Bergmann zu danken, dass von Anfang an auch die Malteser an den Programmen von Nachbar in Not mitwirken
und immer wieder mit Mitteln aus Licht ins Dunkel Hilfe leisten konnten. Kurt Bergmann wurde 2001 für seine
Verdienste mit dem Kommandeurskreuz des Verdienstordens „Pro Merito Melitensi“ ausgezeichnet.
Anton F. Gatnar
9. Februar 2016
Mag. Veronika Schachner
Langjähriges Mitglied in MHDA und ADM
Am 31. Jänner 2016 fand im Linzer Mariendom ein
feierlicher Gottesdienst anlässlich der Verabschiedung
von Bischof Ludwig Schwarz als Diözesanbischof statt.
Auch die Malteser waren in großer Zahl erschienen, um
ihrem Ordensmitglied die Ehre zu geben. Prokurator
Norbert Salburg-Falkenstein dankte dem nunmehrigen
Altbischof im Anschluss an die Hl. Messe für seine Ver-
bundenheit mit den Maltesern und wünschte ihm Gottes
Segen für seine neuen Aufgaben in Vöcklabruck. Als
kleine Erinnerung überreichte er ihm ein Buch über
den Orden. Zum anschließenden Fototermin gesellten sich auch Bischof Manfred Scheuer und Altbischof
Maximilian Aichern hinzu, sodass die Malteser drei oberösterreichische Bischöfe in ihrer Mitte begrüßen durften.
Veronika Schachner, die für viele von uns eine treue Freundin und ein großes Vorbild
war, ist am 9. Februar im Kreis ihrer Familie und Freunde gestorben. Veronika pflegte im
Umgang mit anderen Menschen und besonders mit jenen, die auf Hilfe angewiesen sind,
einen Respekt und eine Wertschätzung, wie sie auch von Albert Schweitzer in seinem
Buch „Ehrfurcht vor dem Leben“ beschrieben wurden. Von diesen Werten inspiriert, hat
sie ihr Engagement im MHDA und im ADM, aber auch ihren Einsatz für Kinder im Rahmen ihrer beruflichen
Tätigkeit als gelebte Nächstenliebe verstanden. Sie war in dieser Arbeit, die sie oft an ihre persönlichen Grenzen
brachte, nie um eine humorvolle Bemerkung verlegen, die im entscheidenden Moment auch eine verfahrene Situation retten konnte. Jeder im ADM konnte mit seinen Problemen zu ihr kommen, es war immer Zeit für besondere
Einzelgespräche mit den Schützlingen. Sie hat mit ihrer Geradlinigkeit und ihrer einfühlsamen Art unsere ganze
Gruppe unterstützt. Allen, die sie in ihren letzten Monaten gesehen haben, wird ihre tiefe Gläubigkeit und nicht
zuletzt ihre frohe Erwartung aufgefallen sein. Beinahe so, als ob sie bereits auf einem anderen Weg wäre und hier
nur mehr ihr irdisches Leben zu beschließen hätte. Mit letzter Konsequenz hat sie ihre Krankheit angenommen
und bewundernswert tapfer ertragen. Als Dank für ihr Lebenswerk im MHDA und im ADM wurde Veronika am
18. Dezember 2015 von Prokurator Norbert Salburg-Falkenstein im Rahmen einer sehr stimmungsvollen Feier im
Beisein ihrer Familie und einiger Schützlinge von MHDA bzw. ADM die „Goldene Verdienstmedaille des Großpriorates von Österreich“ verliehen. Wir werden Veronika sehr vermissen.
Teresa Grill, Christoph Neumann-Spallart
Wolfgang Thun-Hohenstein war das absolute „Urgestein“ im Haus Malta. Er war dessen
erster Bewohner und lebte mit einer kleinen Unterbrechung 25 Jahre in diesem Haus,
das er entscheidend mitgeprägt hat. Er gestaltete das „gesellschaftliche Leben“ im Haus
Malta, indem er z. B. die Konzert- und Opernabende im Gartensalon und später im
Veranstaltungsraum im Keller organisierte. Er veranstaltete auch Ausflüge für die Bewohner und mietete dafür
Kleinbusse, die er selbst chauffierte. Er kümmerte sich aber über lange Zeit buchstäblich auch sonst um alles, wo
Not am Mann war, von ausgefallenen Sicherungen über notwendige Reparaturen bis hin zu verschiedensten Verbesserungen des Hauses und des Gartens. Er fühlte sich verantwortlich: „Hier bin ich zu Hause und glücklich“, sagte
er oft, und er gab es dem Haus Malta überreich zurück.
R.I.P.
R.I.P.
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WIR TRAUERN UM
=
15. Februar 2016
Wolfgang Graf von Thun und Hohenstein
Ehren- und Devotionsritter
Karl Ernst Blanckenstein
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TERMINE
ÜBERBLICK
Termine 2015/2016
APRIL/MAI 2016
29/04–04/05 Lourdes-Wallfahrt 2016
JULI 2016
SMRO/MHDA
MAI 2016
26–29 Straßensammlung Tirol
MHDA
Benefizball Salzburg
SMRO
AUGUST 2016
13–20 Internat. Malteser
Sommerlager in Krakau
MHDA
SEPTEMBER 2016
JUNI 2016
10
17
24
25
30
Lange Nacht der Kirchen SMRO
Benefizkonzert Raiding, Burgenland
MHDA
60 Jahre MHDA
Benefizabend in Wien
SMRO/MHDA
Aufnahme Mailberg
SMRO/MHDA
16–18 Familienwallfahrt Mariazell
23–25 Bundesübung
SMRO/MHDA
MHDA
OKTOBER 2016
01–02 Freiwilligenmesse
SMRO/MHDA
Wiederkehrende Termine
DER SOUVERÄNE
MALTESER-RITTER-ORDEN
UND SEINE WERKE IN ÖSTERREICH
Aus einer um 1048 in Jerusalem gegründeten Hospitalbruderschaft hervorgegangen, hat sich der Souveräne Malteser-Ritter-Orden (SMRO) dem
Kampf gegen das auch im Malteserkreuz symbolisierte „Achtfache Elend“ verschrieben: Krankheit, Hunger, Schuld, Unglaube, Heimatlosigkeit,
Malteserkirche, Kärntner Straße 37, 1010 Wien
„Montag bei den Maltesern“ 12.00 Uhr Hl. Messe, Predigt, Musik, Stille im Zentrum der Stadt
Hl. Messe mit Orgelmusik und Predigt Jeden ersten Sonntag im Monat, 10.00 Uhr
Feierliche Vesper mit Eucharistischem Segen Jeden Sonntag, 16.00 Uhr
Hl. Messe mit der Johannesgemeinschaft Jeden ersten Montag im Monat, 19.30 Uhr
Abkürzungen und Kontaktinfo siehe unten bzw. gegenüberliegende Seite
AIDS-Dienst Malteser
Teresa Grill
T: +43 650 41 61 958
E: [email protected]
I: www.aids-dienst-malteser.at
Haus Malta
Dir. Bogdan Norbert Bercal
T: +43 1 597 59 91
E: [email protected]
I: www.hausmalta.at
Johannesgemeinschaft
Mag. Jan Ledóchowski
T: +43 1 512 72 44
E: [email protected]
I: www.jg-online.at
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DIE MALTESER 1/2016
neun Werke, in denen mehr als 1.900 freiwillige ehrenamtliche Helfer sowie Ordensmitglieder mitarbeiten, und stellt im Rahmen der Rumänienund Medikamentenhilfe Hilfsgüter sowie Medikamente für Rumänien und weitere Länder bereit. Das Großpriorat von Österreich ist weiters
Mitglied von Malteser International, der für die internationale Katastrophen- und Aufbauhilfe des Ordens verantwortlichen Organisation.
MALTESER HOSPITALDIENST AUSTRIA (MHDA)
Behindertenbetreuung, Sozialprojekte,
Sanitäts- und Rettungsdienste,
Katastrophenhilfe
www.malteser.at
KONTAKT
Souveräner Malteser-Ritter-Orden
Großpriorat von Österreich
DI Richard Steeb
T: +43 1 512 72 44
E: [email protected]
I: www.malteser.or.at
Verlassenheit, Gleichgültigkeit und Lieblosigkeit. Das Großpriorat von Österreich, dem derzeit rund 400 Ordensmitglieder angehören, verfügt über
Malteser Alten- und Krankendienst
Dr. Anna Schlanitz-Bolldorf
T: +43 676 311 00 32
E: [email protected]
I: www.malteser.or.at/werke/makd
Malteser Betreuungsdienst
Angela Thierry
T: +43 1 405 13 49
F: +43 1 402 95 66
E: [email protected]
I: www.malteser.or.at/werke/mbd
Malteser Care-Ring
DGKS Natalie Lottersberger
T: +43 1 403 20 52
Kostenlose Pflegehotline: 0800 201 800
(Mo – So 8.00 – 20.00 Uhr)
E: [email protected]
I: www.malteser-care-ring.at
Malteser Hospitaldienst Austria
Bundeszentrale
Mag. Manuel Weinberger
T: +43 1 512 53 95
E: [email protected]
I: www.malteser.at
Malteser Kinderhilfe
DGKS Natalie Lottersberger
DGKS Veronika Karner
T: +43 7472 98201
E: [email protected]
I: www.malteser-kinderhilfe.at
Malteser Palliativ-Dienst
Univ.-Prof. Dr. Johannes Mlczoch
T: +43 1 512 72 44
E: [email protected]
I: www.malteser.or.at/werke/mpd
Malteser International
DI Richard Steeb
T: +43 1 512 72 44
E: [email protected]
I: www.malteser-international.org
MALTESER ALTEN- UND
KRANKENDIENST (MAKD)
Betreuung und Pflege behinderter Menschen vornehmlich an Wochenenden
www.malteser.or.at/werke/makd
AIDS-DIENST
MALTESER (ADM)
MALTESER BETREUUNGSDIENST (MBD)
Unterstützung von HIV-Betroffenen
und Aids-Patienten
www.aids-dienst-malteser.at
Besuch und Unterstützung kranker
und einsamer Menschen
www.malteser.or.at/werke/mbd
JOHANNESGEMEINSCHAFT
MALTESER CARE-RING
Gemeinschaft junger Menschen –
spirituelle und karitative Aktivitäten
www.jg-online.at
SMRO
GROSSPRIORAT VON ÖSTERREICH
www.malteser.or.at
MALTESER
PALLIATIV-DIENST
Betreuung sterbenskranker Menschen
und deren Angehöriger
www.malteser.or.at/werke/mpd
Case und Care Management für
qualitätvolle Pflege zu Hause
www.malteser-care-ring.at
HAUS MALTA
Seniorensitz der Malteser
in Wien-Mariahilf
www.hausmalta.at
MALTESER INTERNATIONAL
MALTESER KINDERHILFE
Weltweites Werk des Ordens für
humanitäre Hilfe für Menschen in Not
www.malteser-international.org
Palliativ-Wohnhaus für
Kinder und Jugendliche
www.malteser-kinderhilfe.at
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SPENDEN
HILFT
Ohne die laufende großzügige Unterstützung von
Spendern und Sponsoren wäre es uns unmöglich,
unsere vielfältigen Bemühungen im Interesse von
behinderten, benachteiligten und alten Menschen umzusetzen.
Daher bitten wir Sie:
Helfen Sie uns bei unserer Arbeit
im Dienst am Menschen in Not!
Dafür gibt es viele Möglichkeiten. Einige Beispiele:
• Einmalige Spende, z. B. 850 EUR für die Wallfahrt
einer Person nach Lourdes (Malteser LourdesWallfahrt 2016)
• Dauerauftrag für laufende Betreuung,
z. B. 10 EUR, 20 EUR oder 50 EUR pro Monat
• Letztwillige Verfügung zugunsten der Malteser –
helfen über den Tod hinaus
Souveräner Malteser-Ritter-Orden
Großpriorat von Österreich
Johannesgasse 2, 1010 Wien
Katharina Stögner
T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90
[email protected]
www.malteser.or.at
SPENDEN-KONTO
Kto.Nr. 615 2372 3030 bei der Schoellerbank,
lautend auf Malteser Hospitaldienst Austria
IBAN: AT85 1920 0615 2372 3030
BIC: SCHOATWW
Spenden an den MALTESER Hospitaldienst
sind von der Steuer absetzbar!
Bitte bewahren Sie den Einzahlungsbeleg für Ihre
Steuererklärung bzw. Ihren Jahresausgleich auf!
Reg.-Nr.: SO 1352
MALTESER Hospitaldienst Austria
Bundeszentrale
Johannesgasse 2, 1010 Wien
Mag. Manuel Weinberger
T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78
[email protected]
www.malteser.at
53. Jahrgang
Ausgabe1/2016
P.b.b.
11Z038858M
1010 Wien
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