- Fachdidaktik Deutsch Vormbaum

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Aktualitätendienst
Was ist Romantik?
Didaktische Hinweise
Kontrast durch Nähe: Klassik und Romantik
Didaktische Hinweise
Das Thema
Es mutet zuweilen irreal an, das Wesen der Romantik zum Gegenstand des Deutschunterrichts zu
machen. Wie soll sich eine Kunst, die sich dem Rationalen, dem Geregelten, dem Definitiven
verweigern wollte, in der Institution Schule vermittelt werden?
© 2013 Cornelsen Schulverlage GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten.
Das Arbeitsblatt unternimmt den Versuch, den „trockenen“ kontrastiven Vergleich zur Klassik praktischexperimentell umzusetzen. In der ersten Aufgabe wird vorhandenes Wissen zu grundlegenden
Merkmalen der Epochen Klassik und Romantik wiederholt und gegenübergestellt. Anschließend
werden zwei Gedichte als Lückentexte angeboten: die ersten drei Strophen von Goethes „An den
Mond“ und Brentanos „Hörst du, wie die Brunnen rauschen …“ Die ähnliche Thematik und Motivik
beider Texte hebt stilistische Unterschiede hervor, die jedoch von den Schülerinnen und Schülern
zuerst einmal herausgestellt werden müssen, indem die Lücken mit passenden Wörtern gefüllt werden.
Anschließend werden Textmerkmale beschrieben und gegenübergestellt.
Aufgabe 3 führt zurück zum abstrakten Vergleich. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit einem
kurzen Sekundärtext Safranskis auseinander, der Goethes Sicht auf das Romantische als „das Kranke“
pointiert zur Sprache bringt – gleichzeitig jedoch auch andeutet, wie viel Klassik und Romantik im
Grunde genommen gemeinsam haben. Diese Gemeinsamkeiten loten die Schülerinnen und Schüler in
Aufgabe 4 aus, indem Sie Goethes Text zu einem romantischen Gedicht umschreiben. Diese
Aufgabenstellung sollte Romantik (gern auch aus ironischer Perspektive) selbst im sterilsten
Klassenzimmer erfahrbar machen.
Hinweise zum Arbeitsblatt
Das Arbeitsblatt kann ab Jahrgangsstufe 10 in der Sekundarstufe II eingesetzt werden.
Die Aufgaben des Arbeitsblatts können zur Einführung in das Thema Romantik oder zur Übung und
Vertiefung eingesetzt werden. Für die Bearbeitung des Arbeitsblattes sollte etwa eine Doppelstunde
geplant werden.
Als Einstieg in die Thematik bieten sich folgende Fragen an:
 Was wissen Sie über die deutsche Romantik? Welche Autoren und Werke kennen Sie? Was
haben diese gemeinsam?
 Was verbinden Sie persönlich mit dem Wort „romantisch“? Wie verhält es sich zum Begriff
„klassisch“? Was haben beide Begriffe in Ihrem Verständnis gemeinsam, welche Unterschiede
sehen Sie in ihnen?
 Was macht einen Text klassisch oder romantisch?
Aufgabe 1
Klassik
Romantik
Streben nach Vollendung
Drang nach Unendlichkeit
Klarheit der Aussage
Zweideutigkeit und Ironie
klassische Formen (Ode, Elegie, Hymne, usw.)
altdeutsche Formen (Lied, Volkslied, Märchen,
usw.)
Objektivität und Vernunft
feste Ordnung und klar getrennte Gattungen
Autorin: Eva Heinrich
www.cornelsen.de/lehrkraefte
Individualismus und Phantasie
schöpferische Freiheit und Mischung der
Gattungen
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Was ist Romantik?
Didaktische Hinweise
Kontrast durch Nähe: Klassik und Romantik
Vorschläge für Ergänzungen:
Vorschläge für Ergänzungen:
Antike als Vorbild
Mittelalter als idealisierte Vergangenheit
Kunst als Ausdruck des Seins, Ideal der Ruhe
Kunst als Ausdruck des Werdens, Ideal der
Bewegung
Rationalismus
das klare Bewusstsein
Irrationalismus
das Unbewusste, der Traum
Aufgabe 2
a), b) Die vollständigen Gedichte finden sich im Anhang. Für den Lösungsabgleich und können sie per
OHM, Beamer oder Whiteboard gezeigt werden.
Johann Wolfgang Goethe
Clemens Brentano
© 2013 Cornelsen Schulverlage GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten.
An den Mond
Textmerkmale:
Textmerkmale:
– klare Trennung in Strophen
– fortlaufender Text
– klare, nüchterne Sprache
– überschwängliche Sprache mit Imperativen,
Wortwiederholungen und Interjektionen
– Zustand der Wachheit wird beschrieben
– Das lyrische Ich drückt Sehnsucht nach
Ruhe und Endlichkeit aus, spricht den stillen
Mond an (ohne Antwort zu erwarten)
– Text reflektiert Realität
– Klassik –
– Zustand des Schlafes, des Träumens wird
beschrieben
– Ich drückt Sehnsucht nach flüchtigem Glück
des Traumes, nach der Illusion des Fliegens
(Unendlichkeit) aus, spricht ein unbestimmtes
aber reales, menschliches Du an
– Traumwelt ist Gegenstand des Textes
– Romantik –
Aufgabe 3
b) potenziell „krankhafte“ Elemente: Hang zum Extremen, zum Wahnsinn, Labyrinthe der Reflexion
(Verlust des Realitätsbezugs), sehnsüchtig und zynisch (Depression), selbstverliebt (Narzissmus)
c) Mond und Nacht als Motive, sehnsüchtiges Ich beschreibt subjektive Gefühlswelt, personifiziertes
„Herz“ fühlt einen „Nachklang“, romantisches Motiv des Wanderers wird angedeutet,
Unbestimmtheit des Gefühls zwischen Freude und Schmerz …
Aufgabe 4
Falls die Schülerinnen und Schüler mit der Aufgabenstellung Probleme haben, kann auf die
Arbeitsergebnisse der Aufgaben 2 und 3 Bezug genommen werden: Die in Aufgabe 3 beschriebenen
romantischen Merkmale des Textes sollten beibehalten und verstärkt werden, sodass die in Aufgabe
herausgearbeiteten Textmerkmale sich entsprechend ändern.
Ebenfalls hilfreich könnte der Hinweis sein, dass Ironie ein beliebtes Stilmittel romantischen Dichtens
war, das beim Umschreiben des Textes verwendet werden kann.
Autorin: Eva Heinrich
www.cornelsen.de/lehrkraefte
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Was ist Romantik?
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Kontrast durch Nähe: Klassik und Romantik
Primärliteratur
 Johann Wolfgang Goethe: An den Mond, aus: Sämtliche Werke. Band 2. Die Gedichte: 1800–
1832. Herausgegeben von Karl Eibl. Deutscher Klassiker Verlag, Frankfurt am Main. S. 45. In:
Echtermeyer Deutsche Gedichte. Herausgegeben von Elisabeth K. Paefgen und Peter Geist.
Cornelsen Verlag, Berlin 2004 S. 176, Strophen 1–3
 Clemens Brentano: Hörst du wie die Brunnen rauschen. aus: Werke. Wissenschaftliche
Buchgesellschaft, Darmstadt, München. Carl Hanser, 1983. In: Echtermeyer Deutsche
Gedichte. Herausgegeben von Elisabeth K. Paefgen und Peter Geist. Cornelsen Verlag, Berlin
2004 S. 295
Sekundärliteratur
© 2013 Cornelsen Schulverlage GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten.
 Rüdiger Safranski: Romantik. Eine deutsche Affäre. Fischer Verlage, Frankfurt am Main 2011.
(4. Auflage)
Weblinks
 Fernweh und Heimweh – Hauptsache keine Langeweile?
Zum 225. Geburtstag Joseph von Eichendorffs
http://www.cornelsen.de/home/katalog/akd/1.c.3220255.de/back_link/search
 Ludwig Tieck – Ein romantischer Dichter
http://www.cornelsen.de/home/katalog/akd/1.c.1926311.de/back_link/search
 Clemens Brentano – Zum 225. Geburtstag
http://www.cornelsen.de/home/katalog/akd/1.c.1926313.de/back_link/search
Autorin: Eva Heinrich
www.cornelsen.de/lehrkraefte
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Was ist Romantik?
Didaktische Hinweise
Kontrast durch Nähe: Klassik und Romantik
An den Mond (1775)
(1827)
Johann Wolfgang Goethe
Clemens Brentano
Füllest wieder Busch und Tal
Hörst du, wie die Brunnen rauschen,
Still mit Nebelglanz,
Hörst du, wie die Grille zirpt?
Lösest endlich auch einmal
Stille, stille, lass uns lauschen,
Meine Seele ganz;
Selig, wer in Träumen stirbt.
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Selig, wen die Wolken wiegen,
Breitest über mein Gefild
Wem der Mond ein Schlaflied singt;
Lindernd deinen Blick,
O wie selig kann der fliegen,
Wie des Freundes Auge, mild
Dem der Traum den Flügel schwingt,
Über mein Geschick.
Dass an blauer Himmelsdecke
Sterne er wie Blumen pflückt:
Jeden Nachklang fühlt mein Herz
10
Froh- und trüber Zeit
10
Schlafe, träume, flieg, ich wecke
Bald dich auf und bin beglückt.
Wandle zwischen Freud‘ und Schmerz
In der Einsamkeit.
Autorin: Eva Heinrich
www.cornelsen.de/lehrkraefte
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