Arbeitsblatt 2 Warum düngen? – Nahrung für die Pflanzen Schon vor 10 000 Jahren legten die ersten Ackerbauern ihre Felder in den Flussniederungen an. Auch die ersten Hochkulturen sind dort entstanden. Denn nur dort, wo Flüsse wie Euphrat, Tigris oder Nil über die Ufer traten, lagerten sich fruchtbare Schlämme auf den Äckern ab, die zwei, drei Ernten im Jahr garantierten. Bauern, deren Felder an weniger günstigen Standorten lagen, gaben Pflanzenabfälle, Asche, Exkremente oder Gips auf ihre Böden, ohne jedoch zu wissen, welche der Wandmalerei aus dem Grab eines Tempelbeamten darin enthaltenen (um 1400 v. Chr.) zeigt Roden, Hacken und Ackern mit Stoffe für die Pflaneinem Hakenpflug im alten Ägypten zen so wichtig sind. Pflanzen brauchen Nährstoffe Seit über 100 Jahren weiß man, dass die Pflanzen zum Leben nicht nur Wasser, Luft und Sonnenlicht benötigen, sondern auch Nährstoffe. Die Pflanze nimmt sie mit ihren Wurzeln aus der Bodenlösung auf. Obwohl die mineralischen Nährstoffe nur in verhältnismäßig geringen Mengen aufgenommen werden, sind sie lebenswichtige Bestandteile der organischen Substanz der Pflanzen. Dabei unterscheidet man zwischen Hauptund Spurennährstoffen. Von den Hauptnährstoffen benötigen die Pflanzen pro Hektar etwa 20 – 250 kg, von den Spurennährstoffen 5 – 500 g pro Jahr. Der Boden verfügt von Natur aus über beträchtliche Nährstoffreserven. So beträgt der Stickstoffgehalt im OberPflanze im Boden mit Nährstoffen boden z.B. 3 bis 10 Tonnen/Hektar. Diese Vorräte liegen allerdings überwiegend in einer nicht pflanzenverfügbaren, also nicht wasserlöslichen Form, vor. Sie werden ständig durch Mikroorganismen und chemische Prozesse freigesetzt. Die Pflanzen versorgen sich mit diesen Nährstoffen über: – den Bodenvorrat – zersetzte Pflanzenteile – organische Dünger wie Wirtschaftsdünger (Stallmist, Gülle, Jauche), Kompost und Klärschlamm – mineralische Düngemittel – biologische Stickstoffbindung, – Ablagerungen aus der Luft Mit dem Erntegut werden auch die darin enthaltenen Pflanzennährstoffe abtransportiert. Damit der Boden nicht verarmt und das Pflanzenwachstum dadurch immer geringer wird, müssen die dem Boden entzogenen Nährstoffe ersetzt werden. Das geschieht mit organischen Düngern und mit Mineraldüngern oder auch in einer Kombination aus beiden. Die Erkenntnis, dass Pflanzen sich mineralisch ernähren, geht auf Carl Sprengel (1787 – 1859) zurück. Er identifizierte 1828 erstmals 12 Stoffe als Nährstoffe der Pflanzen, darunter Stickstoff, Phosphor, Kalium, Schwe- 1 Pflanzennährstoffe Pflanzen können ihre organische Substanz nur mit Hilfe von Kohlenstoff und Sauerstoff aufbauen, die sie dem CO2 und O2 der Atmosphäre und der Bodenluft entnehmen, sowie von Wasserstoff aus dem Bodenwasser. Ebenso unverzichtbar und nicht durch andere Stoffe zu ersetzen sind 14 Mineralstoffe aus dem Boden: Hauptnährstoffe Stickstoff (N), Phosphor (P), Kalium (K), Calcium (Ca), Magnesium (Mg), Schwefel (S), Spurennährstoffe Eisen (Fe), Mangan (Mn), Kupfer (Cu), Zink (Zn), Molybdän (Mo), Bor (B), Chlor (Cl), Nickel (Ni), nützliche Nährstoffe Cobalt (Co), Silicium (Si), Natrium (Na) und weitere. Nährstoffe oder Mineralstoffe? In der Agrarwissenschaft werden Mineralstoffe bzw. Mineralsalze, die der Ernährung der Pflanzen dienen, als Pflanzennährstoffe bezeichnet. In anderen Zusammenhängen haben sie andere Funktionen. So ist Calcium im Kontext des Baugewerbes Teil der Bausubstanz, Eisen ist Grundlage für die Stahlherstellung, Magnesium wird als Leichtmetall im Flugzeugbau eingesetzt und Silicium – ein wichtiger Nährstoff für Reis – ist in der Computerindustrie ein Chip-Baustein. Phosphor oder Phosphat? Phosphor ist im Boden überwiegend als mineralisches Phosphat vorhanden. Die Pflanzen nehmen Phosphor als Phosphat-Ion auf. An ihren Wurzeln lebende Bodenpilze (Mykorrhiza) bilden Enzyme, die die Löslichkeit der Phosphate verbessern Stickstoff oder Nitrat? Stickstoff ist ein essenzieller Bestandteil von pflanzlichem und tierischem Eiweiß. Die Pflanzen nehmen Stickstoff als Nitrat- oder Ammonium-Ion auf. Der Stickstoff für Mineraldünger stammt aus der Luft, die zu 78 Prozent aus N2 besteht. Justus von Liebig – Stationen im Leben eines vielseitigen Chemikers (Ausschnitte) Liebigs Labor auf dem Seltersberg zu Gießen um 1840 fel, Magnesium und Calcium. Als Pionierleistung erwies sich, was Sprengel wie folgt beschrieb: . . . wenn eine Pflanze 12 Stoffe zu ihrer Ausbildung bedarf, so wird sie nimmer aufkommen, wenn nur ein einziger an dieser Zahl fehlt, und stets kümmerlich wird sie wachsen, wenn einer derselben nicht in derjenigen Menge vorhanden ist, als es die Natur der Pflanze erheischt. Mit dieser Beschreibung nahm Sprengel vorweg, was 1855 Justus von Liebig als Gesetz des Minimums formulierte. Nach und nach wurden die Grundsätze der Pflanzenernährung entwickelt, nach denen die Böden gezielt mit den Nährstoffen versorgt werden konnten, die ihnen die Pflanzen entziehen. Der weit verbreitete Mangel an Nährstoffen im Boden wurde allmählich behoben. In der Folge stiegen die Hektarerträge spürbar. Gerade zur richtigen Zeit, denn so konnte der Ende des 19. Jahrhunderts explosionsartig wachsenden Bevölkerung in den Industrieländern Brotkorb und Schüsseln gefüllt werden. Und: Immer weniger Bauern erzeugten im Laufe der Zeit von einer stetig schrumpfenden Nutzfläche immer mehr Nahrung. Pflanzenzüchter stellten ertragreichere, aber auch „hungrigere“ Sorten zur Verfügung, d.h. Sorten mit höheren Ansprüchen an die Versorgung mit Nährstoffen. Eine moderne Landtechnik erlaubte eine bessere Bodenbearbeitung und die Erträge konnten Wachstum und Ertrag der Pflanzen werden von dem Faktor begrenzt, der sich im Minimum befindet (Liebigs “Gesetz vom Minimum” 1855). Das können vom Menschen nicht beeinflussbare Faktoren wie Licht und Wärme sein, aber auch von ihm beeinflussbare wie die Nährstoffe im Boden. Jeder einzelne kann eine begrenzende Wirkung auf das Wachstum bzw. den Ertrag ausüben, wenn er nicht in seiner für die Pflanze optimalen Menge verfügbar ist, wie in der Abbildung zu sehen, der Stickstoff. 2 1803 wird in Darmstadt am 12. Mai geboren 1822 studiert bis März an der Universität Erlangen, setzt Studium in Paris fort 1823 arbeitet in Laboratorien über das Knallsilber und –quecksilber; erhält in Abwesenheit in Erlangen sein Doktordiplom u.a. für seine Arbeit Über das Verhältnis der Mineralchemie zur Pflanzenchemie 1824 A.v.Humboldt bittet Großherzog Ludwig I., Liebig wieder nach Deutschland zurückzuholen; wird Professor der Philosophie an der Landesuniversität Gießen, richtet einfaches Laboratorium ein 1831 erfindet einfachen, aber sicheren Apparat für die organische Elementaranalyse, den Fünf-Kugel-Apparat; entdeckt Chloroform 1840 erste Abhandlung über die Herstellung und Anwendung von Superphosphat 1845 Erhebung in den erblichen Freiherrenstand 1847 Untersuchungen über die menschliche Ernährung, isoliert anorganische Bestandteile des Fleischextrakts, gewinnt aus 32 kg magerem Ochsenfleisch 1 kg Extrakt. Erst 15 Jahre später erfolgt industrielle Auswertung 1855 formuliert das Gesetz vom Minimum, veröffentlicht in Das Naturgesetz des Minimum 1858 publiziert Über das Verhältnis der Ackerkrume zu den im Wasser löslichen Nahrungsstoffen der Pflanzen 1859 publiziert Verwendung von Cloakenmaterialien als Düngemittel 1867 publiziert Die SeidenraupenKrankheiten 1868 Erfindung eines Backpulvers als Treibmittel an Stelle von Hefe 1870 publiziert Über Gärung, Quelle der Muskelkraft und Ernährung 1873 stirbt in München, am 18. April Quelle: Justus von Liebig, Eine Bibliographie sämtlicher Veröffentlichungen, Carlo Paoloni, Carl Winter Universitätsverlag Heidelberg, 1968, 332 Seiten schließlich mit Pflanzenschutzmitteln vor dem Zugriff von Schaderregern geschützt werden. All das führte dazu, dass heute in Deutschland von einem Hektar durchschnittlich 68 Dezitonnen Getreide geerntet wer- den können und die Spitzenerträge bei 100 Dezitonnen liegen. Noch um 1800 waren es nur 8 Dezitonnen. Um diese Zeit konnte ein Landwirt vier Menschen ernähren; Heute sind es immerhin 119 Menschen. Modernes Bodenbearbeitungs-Kombinationsgerät Mengenlehre für Landwirte Mit jeder Ernte werden dem Boden Nährstoffe entzogen. Dazu kommt, dass mit der Wasserversickerung auch die natürlicherweise im Boden vorkommenden Nährstoffe, teilweise in tiefere Bodenschichten verlagert werden, sofern sie nicht vom Pflanzenbewuchs aufgenommen werden. Aber woher weiß der Praktiker, was seinem Boden fehlt? Schließlich kann es ein karger Sandboden oder eine fette Schwarzerde sein – ein gewaltiger Unterschied für die Ertragsfähigkeit. Außerdem weiß er, dass z.B. Rüben einen ganz anderen Appetit auf Nährstoffe entwickeln als Gerste. Deshalb steht am Anfang einer Düngemaßnahme immer eine „Bestandsaufnahme“. Dazu werden Bodenanalysen gemacht, mit denen man genau feststellen kann, wie viele Nährstoffe im Boden verfügbar sind. Bodenanalysen führen in Deutschland die landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalten sowie private Bodenlabors durch. Der Nährstoffentzug hängt von der Pflanzenart (z. B. Weizen oder Kartoffeln) und der Höhe des Ertrags ab. Entnahme einer Bodenprobe Dabei werden die Bodenart (Sandoder Lehmböden) und die Ansprüche der Kulturpflanzen berücksichtigt. Die Kunst zu düngen In ihrer Wirkung gibt es zwischen den organischen und den mineralischen Düngern einige wesentliche Unterschiede. Mit der Ernte verlassen auch die entzogenen Nährstoffe den Acker An Hand von Tabellen kann der Landwirt ihn relativ genau ermitteln. Von diesem Bedarf zieht er die mit der Bodenanalyse gefundenen pflanzenverfügbaren Nährstoffe ab. Der verbleibende Rest ist die Nährstoffmenge, die gedüngt werden muss. Wichtig ist: Die Düngung muss gezielt, d. h. zeit- und bedarfsgerecht erfolgen – sozusagen „der Pflanze in’s Maul“. Organische Dünger enthalten die Nährstoffe in relativ geringen, oft sehr unterschiedlichen und nicht genau bekannten Konzentrationen. Sie sind überwiegend organisch gebunden und müssen von Mikroorganismen erst zersetzt werden, um die Mineralstoffe der organischen Bestandteile für die Pflanzen verfügbar zu machen. Dazu gehören z.B. die richtige Temperatur, genügend Feuchtigkeit und Sauerstoff. Da sich diese Faktoren häufig ändern, ist eine exakte Abstimmung der organischen Dünger auf den Bedarf der Pflanzen schwierig. „Kunstdünger“ oder die Kunst des Düngens Sieben eng bedruckte Seiten widmete Meyers Konversationslexikon 1875 dem Stichwort „Dünger“. Man kann daran erkennen, wie sensationell der Fortschritt in der Landwirtschaft durch die Düngung empfunden wurde. Die Produkte bezeichnete man damals als „Kunstdünger“, denn die noch junge „Kunst“ bestand darin, die verschiedensten Bestandteile so zu mischen, dass sie auf die Eigenschaften des Bodens und der Pflanze optimal abgestimmt waren. Und dazu gehörten: Gesteinsmehl, Kalk, Gips, Ruß, Salpeter, ja sogar Schwefelsäure. Als jedoch in den Notzeiten der beiden Weltkriege viele Originalpro- 3 dukte durch minderwertige Erzeugnisse ersetzt werden mussten, erhielt das Wort „Kunst“ einen negativen Beigeschmack, etwa bei Kunstleder oder Kunsthonig. Der abwertende Beigeschmack wird heute mitunter noch bewusst eingesetzt, um den „Kunstdünger“ in eine Reihe mit Begriffen wie unnatürlich – künstlich – chemisch usw. zu stellen. Die Bestandteile und „Rezepte“ der Dünger sind längst klar definiert, die verwendeten Mineralstoffe als Pflanzennährstoffe erkannt. Deshalb spricht man heute treffender von Mineraldüngern und allenfalls von der Kunst des Düngens. der Ammoniak-Synthese nach Haber/Bosch wird die Luft buchstäblich als Rohstoff genutzt. (Mehr dazu im AB 3, Vom Mangel zur sicheren Ernährung). Früher kamen Stickstoff- Vogelschwärme auf den Inseln vor der peruanischen Küste. Die Vogelexkremente werden eingesammelt und nach Deutschland verschifft, wo aus ihnen der Guano-Stickstoffdünger gewonnen wird. Mineraldünger enthalten die Nährstoffe in pflanzenverfügbarer Form in genau bekannten Mengen. Sie lassen sich exakt ausbringen und sind im Boden gut löslich. Sie können deshalb genau zum Zeitpunkt des Bedarfs ausgebracht werden. Stickstoff: Die Nährstoffe selbst sind in mineralischen und organischen Düngern die gleichen. Sie entsprechen den Stoffen, die die Natur in Jahrmillionen gebildet und angesammelt hat. Bei der Herstellung von Stickstoffdüngern wird der Stickstoff aus der Luft gewonnen, die zu 78 Prozent aus Stickstoff besteht. Mit dem Verfahren Kali wird in Bergwerken abgebaut; hier liegt das Salz aus Meeren, die vor 200 Millionen Jahren verdunsteten; Kalk kommt aus Kalksteinbrüchen, die aus Schalenteilen urzeitlicher Fauna und aus Resten der Flora entstanden sind. Schwefel fällt bei der großtechnischen Entschwefelung von Erdölprodukten an oder wird bergmännisch als Mineral gewonnen; dünger auch aus den Salpeterlagern Chiles und in Form von Vogelexkrementen als Guano von den vor der peruanischen Küste gelegenen Inseln. Diese Vorkommen decken heute weniger als 1 Prozent des Verbrauchs. Phosphat wird aus so genannten Rohphosphatlagerstätten gewonnen. Dies sind entweder Rückstände urweltlicher Pflanzen und Tiere, die sich in seichten Randmeeren abgelagert haben Was bewirken Nährstoffe in der Pflanze? Stickstoff wird von der Pflanze hauptsächlich als Nitrat-Ion (NO3–), in geringem Umfang als Ammonium-Ion oder Anreicherungen schwerlöslicher Phosphate, die zurückgeblieben sind, als die leichter löslichen Bestandteile des Urgesteins im Laufe der Erdgeschichte abgetragen wurden. (NH4+), aufgenommen und in Eiweißverbindungen umgewandelt. Sie sind als Aufbaustoffe für den Menschen unentbehrlich. Stickstoff begünstigt bei bedarfsgerechter Versorgung neben der Menge auch die Qualität der Ernte, so bei Gemüse den Vitamingehalt oder bei Weizen die Backqualität. Phosphor braucht die Pflanze für die Photosynthese. Dabei wird Sonnenenergie in organische Masse umgesetzt. Phosphor för- 4 Magnesium wird zusammen mit Kali in Bergwerken oder in Verbindung mit Kalk in Steinbrüchen abgebaut. Kali-Bergwerk dert Blüten und Fruchtausbildung. Es wird als Phosphat-Ion (PO4–––, HPO4––) aufgenommen. Kalium nehmen die Pflanzen als Ion (K+) auf. Es aktiviert in der Pflanze Enzyme, mit denen viele Stoffwechselvorgänge gesteuert werden. Es reguliert den Wasserhaushalt und hilft, das oft knappe Wasser effizient zu nutzen. Dadurch wird sowohl der Ertrag als auch die Qualtität der Pflanze positiv beeinflusst, so z.B. der Zuckergehalt der Zuckerrübe, die Lagerfähigkeit der Kartoffel und die Widerstandsfähigkeit nahezu aller Kulturpflanzen gegen Krankheiten und Kälte. Schwefel benötigt die Pflanze für den Aufbau von Eiweißverbindungen. Ist die Schwefelversorgung der Pflanze gestört, kann auch der Stickstoff nicht mehr zum Aufbau von Eiweiß genutzt werden. Kalk ernährt ebenfalls die Pflanzen, erhält vor allem aber den Boden gesund. Ohne Kalk würden viele Böden versauern und für die landwirtschaftliche Nutzung unbrauchbar werden. Magnesium ist z.B. für die Bildung des Blattgrüns, also des Chlorophylls, unerlässlich. Es ist beteiligt an der Photosynthese, in der Pflanzenzellen mit Hilfe von Sonnenenergie, Kohlendioxid und Wasser den Zucker produzieren, der als wichtige Basis für den Energiehaushalt der Pflanze dient. Die Spurennährstoffe Bor, Mangan, Zink, Kupfer, Bohnenblätter von Pflanzen mit Zinkmangel, der normalerweise nicht sichtbar ist. Deckt man aber Teile des Blatts ab und setzt es dann einer stärkeren Belichtung aus, bilden sich in den ungeschützten Blattteilen freie Sauerstoffradikale, die das Chlorophyll zerstören. Eisen und Molybdän dürfen ebenfalls im Boden nicht fehlen, sonst machen sich folgenschwere Mangelerscheinungen an den Pflanzen bemerkbar. Nitrat in Pflanzen – ein besonderes Kapitel Unter ungünstigen Bedingungen kann es zu überhöhten Nitratgehalten in Nahrungsmitteln kommen. So steigt zum Beispiel der Gehalt an Nitrat bei trübem Wetter wegen mangelnder Photosynthese. Es reichert sich vor allem in Stängeln und Blattrippen von Salat an. Je höher die Sonneneinstrahlung, desto besser wird das aufgenommene Nitrat in Eiweißverbindungen umgewandelt. Manche Gemüsearten sind von Natur aus ausgesprochene Nitratsammler, wie z.B. Spinat, Salat oder Kohl. Sie werden mitten im Wachstum geerntet, d.h. ein Teil des Nitrats ist noch nicht in Eiweiß oder eiweißartige Verbindungen umgewandelt, wie bei Pflanzen im Reifestadium. Die Verbraucher bevorzugen jedoch gerade junges, zartes Gemüse. Für Erwachse- halb gibt es für Kleinkinder einen Grenzwert von 250 mg Nitrat je Kilogramm Babykost. In den letzten 30 Jahren ist in Europa kein Fall von Blausäure bekannt geworden. Düngung und Nahrungsqualität ne stellen diese Nitratgehalte kein Risiko dar, weil sie Nitrat nach kurzer Zeit vollständig ausscheiden. Bei Säuglingen bis zum Alter von drei Monaten kann bei unzureichender Hygiene bei der Bereitung und Aufbewahrung der Nahrung und bei infektiösen Erkrankungen die Gefahr einer Blausucht nicht ausgeschlossen werden. Des- Mangelerscheinungen bei Pflanzen, die nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt wurden (von links nach rechts): Eisenmangel bei Mais, Schwefelmangel bei Raps, Magnesiummangel bei Kartoffeln 5 Jeder der genannten Nährstoffe erfüllt in der Pflanze ganz bestimmte Aufgaben und ist daher unentbehrlich. Mangelt es auch nur an einem, bleiben Pflanzenwachstum, Ertrag und Qualität merklich zurück. Eine Erkenntnis, die Carl Sprengel bereits 1828 beschrieben hatte, und die Justus von Liebig 1855 als Gesetz des Minimums formulierte. Überdüngung nimmt die Pflanze aber genauso übel wie eine mangelhafte Versorgung. Nur eine auf den Bedarf der Pflanze richtig eingestellte Düngung beeinflusst Größe, Gewicht, Geruch, Farbe und Geschmack positiv und fördert die wertvollen Gehalte an Eiweiß, Zucker, Fett oder Stärke, an Vitaminen und Mineralstoffen in unserer Nahrung. Düngung und Umwelt Wenn Phosphat in Oberflächengewässer gelangt, kann dies zu einer Überernährung (Eutrophierung) führen. Die Folge ist eine ungewollte Vermehrung des Algen- und Pflanzenwachstums. Die abgestorbenen Pflanzen faulen und verbrauchen mehr Sauerstoff als noch freigesetzt wird. Das Gewässer „kippt“ um. Um einen Phosphat-Eintrag zu verhindern, darf nährstoffreicher Ackerboden nicht in die Oberflächengewässer geraten (durch Erosion). Deshalb wird zwischen Gewässern und Äckern durch eine mehrere Meter breite Zone mit Pflanzenbewuchs ein bestimmter Abstand eingehalten. (Mehr dazu in AB1, Am Anfang war das Wasser...) Ni- Mineraldüngung mit einem Exaktdüngerstreuer Bis kurz vor dem Reihenschluss lässt sich Gülle ausbringen trat ist eine natürliche Stickstoffform, die im Boden leicht beweglich ist und bei starken Regenfällen ins Grundwasser versickern kann. Mikroorganismen tragen dazu bei, dass Nitrat im Boden freigesetzt wird. Deshalb ist es auch unter naturnahen Ökosystemen zu finden. Wieviel Nitrat ins Grundwasser gelangt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, so z.B. von der Bodenart, dem Pflanzenbewuchs, der Niederschlagsmenge oder von den Düngergaben. Je sandiger ein Boden ist, desto weniger Wasser kann er festhalten. Je weniger Wasser und Nährstoffe von den Pflanzen verbraucht werden, desto mehr kann versickern. Deshalb ist die Verlagerung unter Brachland stärker als unter Flächen mit einem intensiven Anbau von Pflanzen. Eine sichere Maßnahme, um solche Verluste gering zu halten, ist eine ganzjährige Bodenbedeckung (System Immergrün). Arbeitsaufgaben Beantworte Warum haben die Ägypter ihre Felder in der Nähe des Nils angelegt? Recherchiere Wie stark ist die Bevölkerung Europas in den letzten 150 Jahren gewachsen? Welche Konsequenzen hatte diese Entwicklung für die Landwirtschaft? Seit wann werden dem Boden mit der Düngung gezielt Nährstoffe zugeführt? Welcher Name wird damit vor allem in Verbindung gebracht? Beantworte Wer war Justus von Liebig? Welche Entwicklungen und Erkennt-nisse von Justus von Liebig haben dich am meisten überrascht und beeindruckt? Überlege Wie kommt es zu Nährstoffverlusten im Boden? Worin unterscheiden sich organische Dünger von Mineraldüngern? In der Landwirtschaft werden bestimmte Mineralstoffe als Pflanzennährstoffe bezeichnet. Welche dieser Stoffe spielen in anderen Bereichen unter anderen Bezeichnungen eine Rolle? Diskutiere die Folgen, wenn auf den Einsatz von Düngemitteln verzichtet werden muss. Erkläre mit deinen eigenen Worten, welche Bedeutung das Gesetz vom Minimum hat. Überblick Lege in deinem Heft eine Tabelle an, in der du die Herkunft und Wirkung der einzelnen Nährstoffe auflistest. Welche Mineralstoffe, die die Pflanze für ihr Wachstum benötigt, gelten als Hauptnährstoffe? Beantworte Woher weiß der Landwirt, welche Nährstoffe dem Boden fehlen? Erkläre mit deinen eigenen Worten, welche Vorteile das System Immergrün für die Umwelt spielt. Beobachte selbst, wie es die Landwirte in deiner Umgebung mit der ganzjährigen Bodendeckung halten. 6 Impressum Herausgeber: Industrieverband Agrar e.V. Karlstr. 21, 60329 Frankfurt am Main Fax: 069 25561298, e-mail: [email protected] Internet: www.iva.de; Bildnachweis Grafiken:S. 1, 2, IVA, Frankfurt, S. 4 C. Nothdurft, Kelkheim; S.6 F&H, München; Fotos: S. 1 Archiv für Kunst und Geschichte, Berlin, S. 2 Justus Liebig-Gesellschaft, zu Gießen e.V.; S. 3 Amazonen-Werke, Harsbergen, (oben) dlz, München, agrar press, Nörvenich (mitte); S. 4 Compo GmbH, Münster, (oben) K+S Kali GmbH, Kassel; IVA S. 5 G. Trolldenier, Laatzen, (oben) MEV, Augsburg, G. Trolldenier (unten l. u. r.), K+S Kali GmbH (m.); S. 6 Amazonen-Werke, (links) dlz, Werkfoto, München. (2003)
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