Zürcher Wirtschafts Magazin Das Magazin der Zürcher Kantonalbank 3 / 2015 Nahrung Was wir 2050 essen werden Ideen, um den Hunger der wachsenden Weltbevölkerung zu stillen Nahrung im Abfall Vom verschwenderischen Umgang mit Lebensmitteln Schlemmerparadies direkt vor der Haustüre Spitzenköche und Gourmets besinnen sich auf die regionale Küche Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser Mehr als sieben Milliarden Menschen und nur eine Erde. Angesichts der rapid wachsenden Weltbevölkerung ist die Sicherung der welt weiten Ernährung eine der grössten Herausforderungen der Mensch heit. Nur mit nachhaltiger und leistungsfähiger Landwirtschaft wird es möglich sein, genügend Nahrungsmittel für alle Weltregionen bereitzustellen. Gelingt dies nicht, sind Hunger, Armut, soziale Ver werfungen und Migration die Folgen, mit gravierenden Auswirkungen, die in einer geografisch vernetzten Welt uns direkt betreffen und betroffen machen. Weltweit suchen deshalb Experten zwischen offenen Märkten, Schutzzöllen, nach haltiger Produktion und Klimawandel nach Antworten. Die Schweiz nimmt als Forschungsplatz eine bedeutende Rolle in der Landwirtschaftsentwicklung ein. Und über Wissenstransfer kann sie wesentlich zu höheren Ernteerträgen in Entwick lungsländern beitragen. Eine Vorreiterrolle könnte sie einnehmen, wenn sie pionier haft zeigt, wie mit optimalem Einsatz von Ressourcen nachhaltig und effektiv Agrarwirtschaft betrieben werden kann. Nachhaltigkeit ist weit mehr als eine modische Erscheinung, sondern ernstzuneh mende Notwendigkeit, auch für die Zürcher Kantonalbank. Seien es unsere An lageprodukte, bei denen Spekulation mit Nahrungsmitteln keine Rolle spielen darf, sei es die energiesparende Klimatechnik im neuen Hauptsitz oder das Mittagessen in unseren Personalrestaurants mit überwiegend regional angebauten Zutaten. Nach haltigkeit ist Teil unseres Leistungsauftrags – wir sehen sie als Chance. Martin Scholl, CEO Zürcher Kantonalbank Impressum Herausgeberin: Zürcher Kantonalbank Redaktion: Othmar Köchle (Chefredaktor), Jan Philipp Betz, Franziska Imhoff, Luca Aloisi Mitarbeit: Barbara Rimml, AWP, Lisa Inglin, Dr. Cornelia Luchsinger, Patrik Schwendimann Gestaltung: Minz, Agentur für visuelle Kommunikation, www.minz.ch Bildquellen: gettyimages (Titelbild); Minz (Komposition S. 5/6, S. 8/9, 10–13, 14/15 aus Bildern von iStockphoto) Druck: pmc, Oetwil am See, erscheint viermal jährlich Abonnemente: Gratisabonnemente oder Adressänderungen mit dem beiliegenden Talon oder telefonisch 0844 850 860 Adresse der Redaktion: Zürcher Kantonalbank, Redaktion ZWM, Postfach, 8010 Zürich, [email protected], Telefon 044 292 20 75 Auflage: 55’000 Copyright: Zürcher Kantonalbank. Nachdruck nach Absprache mit der Redaktion unter Quellenangabe gestattet. 2 Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015 Inhalt Fokus Nahrung 04 08 10 Was wir 2050 essen werden Ideen, um den Hunger der wachsenden Weltbevölkerung zu stillen Essen: sieben eigentümliche Geschichten Überraschende Fakten zu den Ernährungsgewohnheiten der Menschheit Nahrung im Abfall Vom verschwenderischen Umgang mit Lebensmitteln 14 16 34 Schlemmerparadies direkt vor der Haustüre Spitzenköche und Gourmets besinnen sich auf die regionale Küche Mit guten Rezepten zum Erfolg Wie Gastrobetriebe im harten Wettbewerb bestehen Von Zigerklee und Fichtenkäse Dominik Flammer, Foodscout und Tausendsassa 20 Aktuell Abwechslungsreicher Kultur-Herbst: So profitieren Sie mit der Karte der Zürcher Kantonalbank 22 Ihre Bank «Unsere langjährigen Engagements sind echte Volltreffer» Dr. János Blum, Vizepräsident des Bankrats der Zürcher Kantonalbank, über das Kultursponsoring der Bank 26 Vom Forschungsgegenstand zum Businessplan Seit zehn Jahren investiert die Zürcher Kantonalbank in zukunftsweisende Start-ups 28 Neuer Schritt in Richtung bargeldloses Bezahlen mCashier ist die mobile Zahlungslösung von SIX für Geschäftskunden 29 Immobilienangebote 30 Geld und Anlagen Ein «langweiliger» Börsensektor wird wieder spannend 32 Keine Rezession im ersten Halbjahr Zürcher Wirtschaftsmagazin 3 / 20153 Fokus Nahrung Was wir 2050 essen werden Im Jahr 2050 werden über neun Milliarden Menschen auf der Erde leben. Zwei Milliarden mehr als heute. Geschätzte 870 Millionen Erdenbürger leiden schon jetzt an Mangel ernährung. Die Uno nennt Hunger das grösste «lösbare globale Problem». Doch was ist die Lösung? Text: Othmar Köchle Es ist ein Paradox: Die Bauern- und Agrarbetriebe der Welt produzieren 4´600 konsumierbare Kalorien pro Person und Tag. Das reichte theoretisch für 14 Milliar den Menschen. Trotzdem leiden grosse Bevölkerungs gruppen in Asien und in Afrika Hunger, und die jähr liche Sterberate übersteigt diejenige von Aids, Malaria und Tuberkolose. Zwei Drittel der chronisch unter ernährten Menschen leben ausschliesslich in sieben Ländern: in Bangladesch, China, Indien, Indonesien, Pakistan, der Demokratischen Republik Kongo und in Äthiopien. Nahrung gibt es genug Das Paradox erklärt sich so: Ein Grossteil der globalen Ernte ist nicht für den Verzehr durch Menschen bestimmt. Über 30 Prozent des Getreides und 80 Prozent der gesamten Sojaproduktion wird an Tiere verfüttert. Weitere 5 bis 10 Prozent des Getreides verbrennen in Form von Biotreibstoff. Und: Ein Drittel der produ zierten Lebensmittel landen auf dem Abfall oder sind ungeniessbar bevor sie den Konsumenten erreichen. Viele Fachleute sehen das Problem denn auch weniger in der Nahrungsmittelproduktion. Mit geeigneten Massnahmen in der Verteilung liessen sich die Grundbedürfnisse der globalen Bevölkerung auch 2050 befriedigen. Doch ganz so einfach ist das nicht. Hochentwickelte Gesellschaften müssten ihre Konsum gewohnheiten verändern. Wenn, wie wir heute feststellen, grosse Teile der aufstrebenden Regionen dem westlichen Lebensstil nacheifern und die west 4 Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015 liche Welt ihren verschwenderischen Umgang mit Ressourcen nicht überwindet, wird sich das Problem verschärfen. Allein in China hat sich der Pro-KopfKonsum von Fleisch in den letzten 15 Jahren mehr als verdoppelt, derjenige von Milch verdreifacht. Die Herstellung von tierischem Protein ist derart aufwendig und ressourcenintensiv, dass massive Probleme beim Energie- und Wasserverbrauch sowie bei der Futtermittelproduktion damit einhergehen werden. Künstliches Fleisch … Es gibt Wissenschaftler, die sehen die Lösung für dieses Problem in der Herstellung von künstlichem Fleisch. Unsere Vorliebe für Burger, Steaks und Sonntagsbraten könnten wir beibehalten. Rindermassenhaltung und Schweinemast würden indessen der Vergangenheit angehören. Fleisch kommt aus dem Labor. Zu den prominentesten Vertretern dieses Lösungsansatzes gehört der niederländische Gefässmediziner Mark Post. Er machte im August 2013 Schlagzeilen, als er den ersten im Labor hergestellten Hamburger servierte. Finanziert wurde die Forschung auch von GoogleGründer Sergey Brin. Die beiden Testesser, die in den Genuss des 300’000-Euro-Burgers kamen, waren zwar vom Resultat noch nicht restlos überzeugt – es schmecke eher wie eine Art Fleischkuchen, etwas trocken und zu wenig fett, merkte der Food-Autor Josh Schonwald an – dennoch liessen sie es durchaus als Fleischprodukt durchgehen. In 20 bis 30 Jahren, so gibt sich Mark Post von der Universität Maastricht überzeugt, könnte die industrielle und damit die a Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/ 20155 Fokus Nahrung FUTURE FOOD FOREL LE CHS LA FUTURE FOOD HL A N SE KO FUTURE FOOD O E M IT R ERENTARTE BE S KNA N IS O R W E H AUS D A LD SA R F SC M IT CK RI EG IO N UC E F SA N N UERNSALAT BA erschwingliche Produktion von In-vitro Fleisch, gezüchtet aus Stammzellen von beliebigen Tieren, möglich werden. Mitte Oktober findet das «First International Symposium on Cultured Meat» statt, wo die interna tionale Forschergemeinschaft weitere Ergebnisse und neue Forschungsansätze präsentieren und diskutieren wird. Skeptiker und Kritiker halten dem entgegen, dass es zwar in der Zukunft möglicherweise künstlich gezüchtete Fleischprodukte wie Hackfleisch oder Wurstwaren geben könnte, dass aber faseriges und schmackhaftes Muskelfleisch, das wir heute in grossen Mengen verzehren, eine viel grössere Herausforde- 6 Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015 BE rung darstelle. Die Idee, dass dies in absehbarer Zeit in einer vom Konsumenten geschätzten Form auf den Markt komme, mute eher utopisch an. … oder Insekten auf dem Teller Seit einigen Jahren, spätestens aber seit dem Bericht «Edible insects: Future prospects for food and feed security» aus dem Jahr 2013 der Food and Agricultural Organisation (FAO) der Uno, rückt die Rolle von Insekten bei der Lösung der Welternährungsprobleme ins Rampenlicht. Eins ist klar: Eine Vielzahl von Insekten sind bekömmlich und können dem Speiseplan als Protein- E EREN D R quelle problemlos beigemischt werden. In verschiedenen Kulturen gehören Sie von jeher auf den Tisch, teilweise auch als Delikatesse. Die FAO schätzt die Zahl der Menschen, die Insekten auf dem Speisezettel haben, auf zwei Milliarden. Viele der rund 1´900 essba ren Insektenarten sind reich an Proteinen und gesunden Fetten sowie hohen Anteilen von Kalzium, Eisen und Zink. Die Uno proklamiert jedoch nicht, dass wir alle auf Insektennahrung im grossen Stil umstellen sollen. Sie streicht vielmehr das Potenzial von Insekten als Bestandteil der Nahrungsquelle Wald heraus, das noch weitgehend brachliegt. Insekten könnten auch im grösseren Stil als Futterersatz dienen. Insekten würden Vorteile auf verschiedenen Ebenen bringen, so die Studie. Um ein Kilogramm Insekten zu pro duzieren, brauchen sie zwei Kilogramm Nahrung. Bei Rindern steht dieses Verhältnis bei 1:8. Zudem produ zieren Insekten nur einen Bruchteil an unerwünschten Gasen wie Methan, Ammoniak oder Kohlendioxid. Der Bericht empfiehlt im Fazit gesetzliche Grundlagen, welche die industrielle Errichtung von Insektenfarmen begünstigten. Auf einer kleineren Skala sind auch in der Schweiz erste Projekte entstanden, die Insekten als Grundlage für unsere Ernährung benützen. So zum Beispiel das Siegerteam des «ENTOpreneur» der ZHAW-Start-up «Challenge». Es entwickelte ein neuartiges Extraktionsverfahren zur Proteingewinnung aus Insekten. Damit wollen sie einen Weg aufzeigen, wie Hunger und Mangelernährung in Entwicklungsländern bekämpft werden kann. Dass das nicht nur Theorie ist, haben Meinrad Koch und sein Team mit ihrem Proteinriegel aus Mehlwürmern bereits bewiesen, der nicht nur bei Insektenliebhabern als Snack durchgeht. Die extrahierte Proteinmasse wird nicht mehr mit Krabbeltieren in Verbindung gebracht. Meinrad Koch ist Masterstudent der Lebensmitteltechnologie an der ZHAW in Wädenswil und hat bereits für seine Bachelor arbeit den Preis der Schweizerischen Gesellschaft für Lebensmittel-Wissenschaft und -Technologie (SGLWT) erhalten. Die gelbe Erbse Abseits von Kunstfleisch und Insekten könnte ein Grossteil der tierischen Proteine, den wir heute ver- zehren, auch durch pflanzliche ersetzt werden. Proteinreich sind insbesondere Hülsenfrüchte, die in weiten Teilen der westlichen Welt auf den Speisezetteln nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. «Es stehen ausreichend pflanzliche Proteinquellen zur Verfügung, die jedoch wegen fehlender technologischer Verfahren vorrangig der Tierfütterung zugeführt werden. Forschung und Industrie müssten aus dem Pflanzeneiweiss schmackhafte Produkte entwickeln, nicht unbedingt Fleischersatz, sondern eigenständige, mit Pflanzenprotein angereicherte Produkte», fordert etwa der deutsche Lebensmitteltechnologe Ralph Thomann. Der klare Favorit unter den Leguminosen, so der Fachbegriff für Hülsenfrüchte, ist für Ralph Thomann die gelbe Erbse. «Sie vereint alle positiven Eigenschaften der Hülsenfrüchte. Zwar liegt sie mit 24 Prozent pflanzlichem Eiweissanteil hinter der Sojabohne (39 Prozent) und Lupine (34 Prozent), doch die Erbse ist im Gegensatz zu diesen Pflanzen nicht allergen, enthält kein Gluten wie Weizen und ist nicht gentechnisch verändert wie die meisten Sojapflanzen. Die Erbse hat einen guten Ruf, ist gut verfügbar und ihr Preis moderat.» Bereits heute werden Erbsen zur Stärkegewinnung angebaut, das Eiweiss fällt als Nebenpro dukt an und wird vor allem für Tierfutter verwendet. Womit man der Erbse aber Unrecht tue. «Als Fleisch ersatz, Knabberartikel oder für Mehlprodukte ist sie bestens geeignet», meint Thomann. Natürlich kann man auch einfach einen traditionellen Erbseneintopf zubereiten. Lust auf Neues Wie so oft bei komplexen Problemen auf globaler Ebene sind Patentrezepte nicht in Sicht. Politische Fehlentwicklungen, Monokulturen, Gentechnik oder Biolandbau, Exportsubventionen in den Industrie ländern, welche die Kleinbauern in Entwicklungsstaaten in den Ruin treiben: Dies sind nur ein paar Stichworte, welche die Komplexität aufzeigen, die weit über das reine Kalorienzählen hinausgeht. Klar scheint eines: Unsere Ernährungsgewohnheiten sind revisionsbedürftig. Fleisch dürfte in Zukunft ein Luxusprodukt werden. Was stattdessen auf unseren Teller landet, dafür braucht es jetzt Phantasie, Innovationsgeist und Lust auf Neues. k Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/ 20157 Fokus Nahrung : n e s s Een eigentümliche sieb n e t h c i h c s e G Nahrungsmittel haben ihre regionale und globale Geschichte. Was und wie wir essen ist nicht allein unsere eigene Entscheidung, sondern eine das Resultat aus Tradition und Geschichte, der sozialen Umgebung, des geografischen Standorts und vielem mehr. Einige überraschende Fakten über die Ernährungsgewohnheiten der Menschheit. Text: Othmar Köchle Je mehr Menschen am Tisch sitzen, desto mehr essen wir Die sozialen Faktoren bei der Nahrungsaufnahme beziehen sich auf den Einfluss einer oder mehrerer Personen auf das Ernährungsverhalten anderer, sei es direkt oder indirekt, bewusst oder unbewusst. Sogar wenn wir alleine essen, ist unsere Essenswahl durch soziale Faktoren beeinflusst, denn unsere Einstellungen und Angewohnheiten zur Nahrungsaufnahme entwickeln sich durch die Wechselbe ziehungen zu anderen Menschen. Untersuchungen haben ergeben, dass wir in der Gesellschaft von Familie und Freunden mehr essen, als wenn wir alleine essen und dass die verzehrte Menge grösser wird, je mehr Tischgäste zugegen sind. Tücken der Botanik Was haben folgende Lebensmittel gemeinsam: Dattel, Tomate, Wassermelone, Banane, Kürbis und Avocado. Antwort: Alle gehören botanisch ge sehen zu den Beeren. Erdbeeren, Himbeeren und Brombeeren hingegen gehören botanisch nicht zu den Beeren. Während die Erdbeere eine Sammelnussfrucht ist, zählen Him beere und Brombeere zu den Sammelsteinfrüchten. Wacholderbeeren gehören übrigens zu den Zapfen. Bald ausgefischt? Falls die Überfischung weiterläuft, wie sie aktuell betrieben wird, gehen Schätzungen davon aus, dass bis 2048 die globale Fischindustrie kollabiert. Ja, wir lesen richtig: Das ist, wenn unsere Babys Mitte 30 sind. 8 Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015 Chicken für die Aussies, Rind für die Gauchos Der geschätzte Pro-Kopf Rindfleischkonsum in Argentinien beläuft sich wenig überraschend auf knapp 60 kg pro Jahr, was weltweit der höchste Wert ist. Was für die Argentinier das Rind, ist für die Australier das Hühnchen. Mehr als 50 kg Poulet landen durchschnittlich jährlich auf jedem australischen Teller. Sage und schreibe 20-mal mehr als beispielsweise in Indien. Europäer dagegen tendieren zum Schwein. 41,3 kg wird in Wurst- und Fleischform jährlich pro Kopf verzehrt. Das weisse Gold Salz ist in der menschlichen Ernährung unentbehrlich, auch wenn wir heute mehr als genug davon konsumieren. Das war nicht immer so. Salz war in früheren Zeiten ein Handelsgut erster Güte. Auch deshalb, weil es in Zeiten vor den lückenlosen Kühlketten für die Haltbarmachung von frischen Speisen unverzichtbar war. Die Nachfrage überwog das Angebot. Der Salztransport wurde auf den Handelswegen mit einer Salzsteuer belegt und machte die anliegenden Städte wie Rom, München oder Warschau reich. Der Wert des unersetzbaren Gewürzes zeigt sich auch im Wort «Salär». Es kommt vom «salarium», der Ration Salz, die den Legionären zusätzlich zum Sold ausbezahlt wurde. Die List des alten Fritz «Unser täglich Brot gib uns heute» Im mittelalterlichen Europa gehörte Brot erst seit dem 13. Jahrhundert zum Grundnahrungsmittel. Noch im 10. Jahrhundert stand es auch in Klöstern selten auf dem Speiseplan, der im Frühmittelalter von Getreidebreien und -grützen geprägt war. Dennoch ist Brot ein Nahrungsmittel mit 11’000-jähriger Geschichte. Die Ägypter entdeckten, dass es durch Pilze und Bakterien luftig wird. Das deutsche Wort «Brot» hat damit etwas zu tun: Das altdeutsche »prôt» heisst nämlich so viel wie «Gegorenes». Die alten Römer indessen waren bereits Brotbäcker im grossen Stil und betrieben regelrechte Grossbäckereien, spannten Ochsen vor Mahlsteine und produ zierten so grosse Mengen an Mehl, das sie von Sklaven zu Teig kneten liessen, das in grossen Stein öfen gebacken wurde. Die Spanier brachten sie aus den Anden mit, die seltsame Knolle, die unsere Ernährungsgewohnheiten revolutionieren sollte: die Kartoffel. Johann Sebastian Bach dürfte schwerlich Kartoffeln gegessen haben. Friedrich II., der in Preussen den Anbau der Knolle vorantreiben wollte, bediente sich einer List. Erfolgreich sei es erst gewesen, als er seinen Kartoffelacker von Soldaten bewachen liess, so dass die Bevölkerung sie für ein edles und exklusives Saatgut hielt und dadurch zum Stehlen der vermeintlich wertvollen Pflanzen verleitete. In der Schweiz wurde die Kartoffel aufgrund ihrer seltenen Blütenpracht als Topfpflanze bekannt. Erst 100 Jahre später, Anfang des 18. Jahrhunderts, wurde sie als Lebensmittel angebaut. Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/ 20159 Fokus Nahrung «Unsere Kühlschränke sind zu voll» Oft landet die Nahrung nicht im Magen, sondern im Abfall. Und das im grossen Stil. Ein Blick auf die Lebensmittelkette zeigt: Es wird bereits einiges gegen die Verschwendung getan – im Grossen wie im Kleinen. Aber es bleibt noch viel zu tun. Text: Barbara Rimml Es sind Zahlen, die nur wenige kaltlassen: Ein Drittel der für den Menschen bestimmten Lebensmittel geht in der Schweiz auf dem Weg vom Feld zum Teller verloren oder landet im Abfall. Das sind gemäss der Organisation Foodwaste.ch rund 2,3 Millionen Tonnen pro Jahr – oder die Ladung von 383 Lastwagen pro Tag. Dies, während weltweit Menschen an den Folgen von Hunger sterben. Es ist nicht nur ein ethisch-sozia les, sondern auch ein wirtschaftliches und ein ökologi sches Problem: massive Verschwendung von Boden, Wasser und Energie. Der grösste Teil der Lebensmittelverschwendung, ganze 45 Prozent, geht aufs Konto von Privathaushalten. Gefolgt von 30 Prozent in der Verarbeitung, 13 Prozent in der Landwirtschaft und je 5 Prozent in Detailhandel und in Gastronomie. Landwirtschaft: weniger aussortieren In der Landwirtschaft entstehen Nahrungsmittelverluste zum Beispiel wegen zu grosser Ernten, wetter bedingter Schäden oder der Qualitätsanforderungen 10 Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015 der nachgelagerten Stufen. «Bauern und Händler haben in letzter Zeit gemeinsam die Qualitätsnormen für sämtliche Produkte überarbeitet», erklärt Marc Wermelinger vom Verband des Schweizerischen Früchte-, Gemüse- und Kartoffelhandels Swisscofel. «Mit dem Ziel, wo immer möglich die aussortierten Mengen auf allen Stufen zu reduzieren.» Vom Handel nicht übernommene Nahrungsmittel verwertet der Bauer in der Regel selbst. Gute Qualitäten im Verkauf ab Hof, sonst als Tierfutter, in der Biogasanlage oder auf dem Feld als Nährstoff. Es gebe auch Bauern, die überschüssige Ernten an soziale Organisationen spenden, so Alexandra Cropt vom Schweizer Bauernverband. «Aber das bedeutet Kosten für die Ernte arbeit, die sich die Landwirte oft nicht leisten können.» Handel und Industrie: Lebensmittelspenden Lebensmittelabfälle schmälern den Gewinn. Deshalb versuchen die Unternehmen sie zu vermeiden, etwa durch exakte Planung oder mit Preisreduktionen. Fallen Überschüsse trotzdem an, so sind Lebensmittelspenden an soziale Organisationen ein gängiger Weg für Handel und Industrie. Die Hilfsorganisation Tischlein deck dich verkauft seit 1999 solche Lebensmittel für einen symbolischen Franken an armutsbetroffene Menschen in der ganzen Schweiz; die Schweizer Tafel verteilt sie seit 2001 gratis an soziale Institutionen wie Gassenküchen oder Notunterkünfte. Von 1´140 auf 7´129 Tonnen konnten die beiden Organisationen die auf diese Weise geretteten Lebensmittel in den letzten zehn Jahren steigern. Sind die Lebensmittel für den Menschen nicht mehr geeignet, folgt die Verwertung als Tierfutter, Biogas oder Kompost. Bei der Migros entspricht dies 1,4 Pro- zent der Lebensmittel, bei Coop weniger als 1 Prozent. Tatsächlich im Abfall landen dann nur noch 0,1 Prozent (Migros) beziehungsweise 0,2 Prozent (Coop). Zahlen in Tonnen geben die beiden Grossverteiler nicht bekannt. Vermarktung von nicht konformen Produkten Mit der Eigenmarke Ünique vermarktet Coop seit 2013 auch krumme Gurken oder zweibeinige Rüebli zu niedrigen Preisen. Mit Erfolg und äusserst positiven Rückmeldungen der Kundschaft, wie Medienspre cherin Nadja Ruch erklärt. Diese Sensibilisierung findet Alexandra Cropt vom Schweizer Bauernverband grundsätzlich gut. Aber es stelle sich die Frage des Werts. «Denn der Geschmack ist gleich, die Arbeit dahinter auch. Die Bauern müssen auch für diese Produkte angemessen entschädigt werden.» a Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/ 201511 Fokus Nahrung Einer, der normale Marktpreise dafür bezahlt, ist der Koch Mirko Buri. «Es geht darum, den Produkten Wert zu geben», so der Berner, der seine Gault-MillauKarriere an den Nagel hängte, nachdem er den Dokumentarfilm «Taste the Waste» gesehen hatte. In seiner 2014 gegründeten Firma «Mein Küchenchef» stellt er Fertiggerichte ohne künstliche Konservie rungsstoffe her. Dabei peilt er eine hundertprozentige Verwertung der Lebensmittel an, etwa durch die Nutzung von Rüstabfällen für Gemüsefonds sowie den Einkauf der Produkte direkt beim Bauern – besonders von Gemüse, das nicht den Normen entspricht und sonst verlorengeht. Innovative Unternehmen Solche Pionierbetriebe, welche die Vermeidung von Nahrungsmittelabfällen einer zahlenden Kundschaft schmackhaft machen wollen, sind insbesondere in Zürich aktiv. Seit 2013 gibt es hier das Buffet Dreieck und die Biorampe, eine Zusammenarbeit des Vereins Greenabout mit Bachsermärt. Die Biorampe verkauft Bio-Produkte, die über die traditionellen Verkaufs kanäle keinen Absatz finden, das Buffet Dreieck verarbeitet Lebensmittelüberschüsse des Detailhandels zu Suppen, Salaten und Sandwiches. Oder die Ende 2013 gegründete Äss-bar, die Backwaren «frisch von gestern» bei Bäckereien abholt und zu stark vergünstigten Preisen verkauft. Als Gegenleistung erhalten die Bäckereien eine tiefe prozentuelle Umsatzbeteiligung. Äss-bar konnte dieses Jahr bereits nach Bern und nach Winterthur expandieren. Die neuste, von vier Studenten gegründete Firma heisst Zum guten Heinrich und bietet mit einem Food-Bike Menüs im Einmachglas aus nicht normkonformen Zutaten an. Es ist nicht die Gewinnmaximierung, die bei diesen Jungunternehmen im Vordergrund steht, sondern der Beitrag zur nachhaltigen Ernährung. 12 Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015 Gastronomie: Einzelanalyse und Branchenansatz Dass solche Unternehmen gerade in jüngster Zeit flo rieren, hat seinen Grund: Das Thema Lebensmittelver geudung dringt erst seit drei Jahren ins öffentliche Bewusstsein. «Zuvor gab es keine gute Datengrund lage», erklärt Markus Hurschler, der 2012 den Verein Foodwaste.ch mitgründete. Hurschler ist auch Mitinhaber der Beratungs- und Projektfirma Foodways Con sulting, die das Sekretariat der Brancheninitiative United against Waste führt. Verschiedene Verbände und Unternehmen der Lebensmittelbranche – von Industriebetrieben über Bäckereien bis hin zu Gemeinschafts verpflegung und Gastgewerbe – gründeten diesen Verein 2013, mit dem Ziel, die Lebensmittelabfälle entlang der gesamten Wertschöpfungskette des AusserHaus-Konsums zu reduzieren und bis 2020 zu halbieren. Der Verein bietet Analyse und Beratung für Betriebe an, die ihre Lebensmittelabfälle reduzieren wollen, sowie Weiterbildung, Vernetzung und Austausch. Politik: übergreifende Lösungen Auch die Politik hat sich dem Thema angenommen, mit parlamentarischen Vorstössen von den Grünen über die CVP bis hin zur SVP. Der Bundesrat will die Reduk tion von Nahrungsmittelabfällen ebenfalls angehen und setzte eine verwaltungsübergreifende Projektgruppe ein. Diese initiierte mit den Akteuren der gesamten Lebensmittelkette und der Zivilgesellschaft einen Stakeholderdialog. «Wir wollten übergreifende Lösungen suchen, die einzelne Akteure nicht erzielen können», so Vinzenz Jung vom Bundesamt für Landwirtschaft. Aus dem Dialog entstanden unter anderem zwei Leitfäden, einer für die Datierung von Lebensmitteln und einer für potenzielle Lebensmittelspender. «Der Leitfaden soll Sicherheit geben, was möglich ist und was nicht», so Lorenz Hirt von der Föderation der Schweizerischen Nahrungsmittel-Industrien, Fial, die den Leitfaden «Lebensmittelspenden» zusammen mit Swisscofel herausgibt. Oft hätten Firmen aus Angst vor einem Risiko nicht gespendet. Geplant war für 2016 ausserdem eine dreijährige Sensibilisierungskampa gne, die der Bund aus Spargründen sistiert hat. Viele bedauern das, auch Marc Wermelinger vom Verband Swisscofel: «Es nützt nichts, wenn wir vorne in der Produktion und im Handel grosse Anstrengungen unternehmen und die Verbraucher dennoch grosse Mengen fortwerfen.» Privathaushalt: grosser Handlungsbedarf Denn, und das betonen alle: Der grösste Handlungsbedarf für die Reduktion der Nahrungsmittelverschwen dung liegt beim Konsument und bei der Konsumentin. Also bei uns allen. Durchschnittlich wirft jede Person allein im Haushalt täglich 320 Gramm Lebensmittel weg. Durch die Sistierung der Kampagne des Bundes bleibt die Aufklärungsarbeit anderen überlassen. Der Vorteil bei diesem Thema: Man kann es kulinarisch übermitteln. So sensibilisiert der Verein Foodwaste.ch nicht nur mit einer Wanderausstellung über Lebensmittelverschwendung, sondern verkocht überschüssige Lebensmittel auch an speziellen Anlässen und tischt sie gratis auf. Andere holen Lebensmittel aus den Containern der Detailhändler, bereiten daraus zum Beispiel Muffins und verteilen diese mit einer entsprechenden Erklärung auf der Strasse. Wie Meret Schneider, Co-Präsidentin der Jungen Grünen Zürich, welche die Besorgung von Essen aus dem Abfall als politische Aktion versteht, inklusive Container-Workshops für Neuinteressierte. «Meist reicht ein Blick in einen Container voller Lebensmittel, um zu sensibilisieren», erklärt die Jung politikerin. Blick in den Kühlschrank Derartige Projekte gibt es bereits in einigen Schweizer Städten, oft als öffentlich zugängliche Kühlschränke, woraus sich alle bedienen können. Eines der Pionierprojekte ist der Verein Restessbar in Winterthur. Freiwillige füllen die Kühlschränke mit Überschussprodukten, die sie zuvor bei lokalen Läden abholen. Vorstandsmitglied Seraina Fritzsche ist sehr zufrieden: «Wir dachten nie, dass das so gross wird.» Apropos Kühlschränke: Es empfiehlt sich, vor dem Einkaufen in den Kühlschrank zu schauen. «Unsere Kühlschränke sind zu voll, das zeigen alle Studien», so Markus Hurschler von Foodwaste.ch. Sein Haupttipp lautet denn auch: weniger einkaufen. Der Verein listet auf seiner Website zahlreiche Ratschläge zum richtigen Umgang mit Lebensmitteln auf. Solche mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum – nicht zu verwechseln mit dem Verbrauchsdatum – wie Joghurt oder Käse, die man übrigens auch nach Ablauf des Datums noch konsumieren kann. Wenn Aussehen, Geruch und Geschmack stimmen. k Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/ 201513 Fokus Nahrung Schlemmerparadies direkt vor der Haustüre Getreu dem Motto «Zurück zu den Wurzeln» besinnen sich immer mehr Spitzenköche und Gourmets auf die regionale Küche. Dass der Trend zu möglichst nachhaltig erzeugten, heimischen Lebensmitteln nicht unbedingt einen Verzicht auf kulinarische Genüsse bedeuten muss, zeigt folgende kleine Auswahl an eingeschweizerten Spezialitäten. Leckerbissen, die ursprünglich aus fernen Gebieten der Welt stammen, gedeihen nämlich auch auf Schweizer Boden ganz gut. Text: Luca Aloisi S W IT Z D E MAD IN ERLA E MAD IN ERLA Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015 W S «Oona» statt «Beluga» Ob Silvesterparty, Hochzeit oder runder Geburtstag – an gewissen Tagen muss es einfach Kaviar sein. Das «schwarze Gold» galt als Arme-Leute-Essen, bevor es wegen seiner Exklusivität durch Zaren und Aristo kraten zur Delikatesse wurde. Zum Nachteil der 26 Störarten, die wegen Überfischung, Wilderei und Abwässer stark gefährdet sind. Die Kaviar-Importe nach Europa fielen auch dank Fangregulationen von 3’000 auf heute gerade noch 90 Tonnen. Das Tropenhaus Frutigen, eine Kombination aus nachhaltig angebauter exotischer Pflanzenwelt, Fischzucht, Ausstellung und hoher Gastronomie, startete vor zehn Jahren zu Forschungszwecken die Haltung Sibirischer Störe. Seit 2007 ist hochwertiges Störfleisch und seit drei Jahren auch «Oona – echter Berner Alpen Kaviar» aus Frutigen erhältlich. Produzierte die alpine Störzucht 2014 noch 650 Kilo, so geht sie heuer bereits von einer Tonne Schweizer Kaviar aus. «Die Frutiger Delikatesse profitiert vom Pioniercharakter unserer Aufzucht und von der Reinheit des warmen Bergwassers», begründet Marketingverantwortliche Beate Makowsky den Erfolg von Oona-Kaviar. 14 E MAD IN N IT Z D IT Z D S W ERLA Der Schweizer Highlander Nachdem 1999 in der Schweiz das Herstellungsverbot von Spirituosen aus Getreide aufgehoben wurde, startete die Appenzeller Brauerei Locher AG, die bereits in fünfter Generation geführt wird, mit der Whiskyproduktion. Das Besondere am edlen Tropfen Appenzeller Säntis Malt ist seine Reifung und die Lagerung in geschichtsträchtigen Bierfässern aus Eichenholz, die Rohstoffe aus den Schweizer Bergen und das quell frische Wasser aus dem Alpsteingebirge. Mit diesen Eigenschaften lassen die internationalen Auszeichnungen genauso wenig auf sich warten wie die heimischen Nachahmer. Schweizer Whisky entsteht mittlerweile unter anderem im Fricktaler Käsers Schloss, im Berner Oberland bei der Brauerei Rugen oder bei der Distellerie Lüthy in Muhen. N N E MAD IN IT Z D S W Kiwi vom Walensee Dort, wo die steilen Felswände in den Walensee zu stürzen drohen, an der Ostseite des Sees, lebt man in einer sogenannten Klimakammer. Hier entführt einen die Vegetation sonnenhungriger Pflanzen ans Mittelmeer. So uninteressant die Mengen an Weintrauben, Kiwis und Feigen für den Grosshandel sind, so sehr werden die aus den Früchten regional hergestellten Spezialitäten wie Konfitüren von der hohen Gastro nomie geschätzt. ERLA N S W IT Z D E MAD IN ERLA N Wasserbüffelfleisch und -mozzarella aus Schangnau Ende der 1990er Jahren ebneten Emmentaler Bauern dem asiatischen Wasserbüffel den Weg in die Berner Bergwelt. Inzwischen fühlen sich die respekteinflössen den dunklen Hornträger der Mittelmeerbüffel-Rasse in Schangnau ausgesprochen wohl. Die Büffelgenossenschaft, bestehend aus acht Landwirten, hält gegenwärtig 100 Tiere, die nebst der sehr gehaltvollen Milch für die kampanische Mozzarella-Spezialität auch Fleisch liefern, das wegen seines geringen Cholesteringehalts und dem wildaromatischen Geschmacks sehr beliebt ist. Aargauer und Walliser Safran Eine Bouillabaisse, eine Paella oder ein Risotto alla milanese ohne Safran? Unvorstellbar! Farblich wie geschmacklich ist dieses Gewürz unnachahmlich. Die grössten Anbaugebiete mögen zwar in Iran, Afgha nistan, Kaschmir und im Mittelmeerraum liegen, doch weil die kostbaren Blütenstempel dort oft mit weit günstigeren Gewürzen verschnitten werden, muss man sehr auf die Qualität und die Konzentration dieses Safrans achten. In dieser Beziehung machen die wenigen Schweizer Safranhersteller keine Kompromisse: Was seit wenigen Jahren aus dem Freiamt als «Aargauer Safran» oder schon von jeher als Kulturgut aus dem Walliser Dorf Mund stammt, kann in Puncto seiner Inhaltsstoffe und Reinheit problemlos mit den besten Safransorten der Welt mithalten. In den Genuss des kostbaren Gewürzes aus heimischen Gefilden kommen etwa die First-class-Passagiere auf Swiss-Flügen, denen der Safran in Form von Glace kredenzt wird. Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/201515 Fokus Nahrung «Frau Gerorlds Garten» zieht ein urbanes Publikum an. Mit guten Rezepten zum Erfolg 29‘000 Gastrobetriebe gibt es in der Schweiz. Experten sind sich einig: Es sind zu viele. Um im Wettbewerb zu bestehen, braucht es Ideen, Einsatz und Liebe zum Beruf. Das «Zürcher Wirtschaftsmagazin» hat drei Betriebe besucht, die mit ganz unterschiedlichen Konzepten zeigen, wie Gastronomie erfolgreich sein kann: Das eine ist trendig-urban, das andere setzt auf Themenwelten, das dritte auf einen gepflegten Familienbetrieb mit Spitzenküche. Gemeinsam ist den Dreien, dass sie mit einem Rezept Erfolg haben, das ihnen entspricht. Text: Lisa Inglin; Fotos: Meinrad Schade 16 Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015 Jürgen Eder von «Eder´s Eichmühle» kocht mit frischen, regionalen Produkten. 1´00 Ideen und ein guter Mix: Marc Blickenstorfer und Katja Weber; Initianten von «Frau Gerorlds Garten» Die Piratencrew macht den Bubentraum perfekt. Kinder lieben das «Pirates». Blüten und Kräuter zwischen Baucontainern Am Anfang war der Blick über die Gleise. Diesen Ausblick serviert Gastrounternehmer Marc Blickens torfer den Gästen nun zum Apéro in «Frau Gerorlds Garten». Samt der Stimmung von Aufbruch und Allesist-möglich. Es brauchte ein eingeschworenes Team und 1´000 Ideen, um aus der Brache des Geroldareals im Zürcher Industriequartier ein blühendes Gastro unternehmen zu machen. Schiff- und Baucontainer dienen als Raumelemente, ein Zelt schützt vor dem Regen. Alles wirkt dynamisch und mobil. Schliesslich ist das Projekt befristet. Als Gegengewicht zum rauen Ind ustriestil setzt Mitinitiantin Katja Weber auf Urban Gardening. «Das bringt ein wenig Liebe und Leben hinein», sagt sie. Aus Containern und SBBPaletten wachsen Krautstiele, Blumen und Beeren. Zwischen den Bars arbeiten junge Designer in ihren Shops. Der Mix macht es aus. «Es braucht verschie dene Elemente, damit ein Erlebnis entsteht», sagt Blickenstorfer. Bar, Restaurant, Garten, Design, Kunst. «Alternativ ja, schäbig nein», betont Weber. Das Selbstbedienungsrestaurant bietet einfache, gute Gerichte, aufgepeppt mit Blüten und Kräutern aus eigenem Anbau. Im Oktober stellt «Frau Gerold» auf Winterbetrieb um: Fondue in der Holzhütte. Und im Dezember betreibt das Team mit den 1´000 Ideen den Weihnachtsmarkt auf dem Sechseläuteplatz. a Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/ 201517 Fokus Nahrung Päde Hofstetter macht im «Pirates» themenorientiere Elebnisgastronomie. «Das Besondere an uns ist der Familienbetrieb.» Familie Eder von «Eder´s Eichmühle» Tatoos, Fässer und Kanonen Nein, es stimme nicht, dass er seine Mitarbeitenden nach ihren Tätowierungen aussuche. Und ja, es sass auch schon ein Gast mit Anzug und Krawatte im «Pirates». «Bei uns ist jeder willkommen», erklärt Geschäftsführer Päde Hofstetter. Mit dem Eventlokal in Hinwil hat er sich einen Bubentraum verwirklicht: ein Schiff mit Holzplanken und Masten als Terrasse. Daneben ein grosser, schummriger Barraum mit Bühne und Restaurant. Überall Holzfässer und Bullaugen, baumelnde Skelette. «Als Gastronom muss man sich etwas einfallen lassen», sagt Hofstetter. Themenorientierte Erlebnisgastronomie nennt er das. Das «Pirates» bietet Life-Musik und Themenabende für Schlagerfreunde, Biker-Boys oder Liebhaber amerikanischer Autos. Die Musik? Rock und Pop, alles, was der Mehrheit gefällt. Dazu gutes, währschaftes Essen. Zu den Spezialitäten gehört der Piratenfrass für Gruppen. Firmenanlässe, Polterabende, Kindergeburtstage – d afür ist das «Pirates» bekannt. Überhaupt: Kinder lieben diesen Ort. Die Piraten bleiben jedoch nicht im Zürcher Oberland. Sie entern auch Festanlässe wie Musikfestivals und Schwingfeste. Dort verköstigt eine kurzfristig angeheuerte Piraten-Crew ganze Festzelte und trägt das Piratenfieber ins Land hinaus. 18 Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015 Regionale Köstlichkeiten im 400-jährigen Bauernhaus Am Mittag sind alle vier Eders im Einsatz: Küchenchef Jürgen Eder und Sohn Oli am Herd, Ehefrau Doris und Tochter Debi im Service. 15 Punkte gaben die Testesser des Gault Millau dem Restaurant. «Eder’s Eichmühle» liegt im Grünen oberhalb von Wädenswil und ist ein 400-jähriges Bauernhaus. Der Gast tritt durch die Holztüre und ist gleich mittendrin: Er sieht vom Gang mit den Stützbalken in die Küche, wo Eders Team hochkonzentriert mit Pfannen, Pürierstab und Spritzsack hantiert. Durch den hellen Wintergarten erreicht er das Gartenrestaurant: Kies, ein plätschernder Brunnen, eine 400-jährige Riesenkastanie. Alles liebevoll mit Porzellanfiguren von Doris Eder dekoriert. Seit 29 Jahren wirten Eders auf der Eichmühle. «Mein Fundament ist die französische Küche», sagt der Patron. Seine Hummerschaumsuppe ist legendär. Aber Eder hält stets Ausschau nach neuen Küchentrends. «Zum Glück haben wir Junge im Betrieb, die frische Ideen einbringen», meint er. Zu seinem Erfolgsrezept gehört die Zusammenarbeit mit Betrieben der Umgebung. Biobauern, Geflügelzüchter, der Feinkostladen Preisig, der Kulturbetrieb Neuguet. Jürgen Eder: «Man muss Synergien schaffen.» Tochter Debi sagt: «Das Beson dere an uns ist der Familienbetrieb. Die Gäste haben Freude, dass sie zu uns kommen können.» k Mit unserem eBanking Mobile wird jeder Ort zu Ihrer persönlichen Bankfiliale. eBanking entdecken auf www.zkb.ch/ebanking Wir haben rund 80 Filialen im Grossraum Zürich und zudem eine, die Tag und Nacht für Sie geöffnet ist: Nutzen Sie Ihr eBanking flexibel über Computer, Mobilgerät und neu auch auf Ihrer Smartwatch. Unser eBanking ist einfach in der Anwendung und erfüllt strenge Sicherheitsnormen. it Neu m it! aym ZKB P Aktuell ab 17. ab 03. OKTOBER SEPTEMBER Casinotheater Winterthur Das Theater-, Gastronomie- und Eventhaus im Herzen von Winterthur ist mit modernisierter Infrastruktur und einer neuen Theaterbestuhlung in die Saison gestartet. Unverändert bleibt das hoch karätige und vielseitige Theaterprogramm. Neben dem etablierten Weih nachts-Dinner-Spektakel «Stille kracht», bieten Perlen wie das «Doppelsolo» mit Frank Baumann und «Die Blockflöte des Todes» einmalige Theatererlebnisse. Pro Vorstellung profitieren Sie mit einer Karte der Zürcher Kantonalbank von einer Ermässigung von 10 Prozent auf zwei Theatertickets. www.casinotheater.ch OKTOBER MärliMusicalTheater: Zürcher Kammerorchester «Tom Träumer» Ab Oktober ist das MärliMusicalTheater wieder auf Tournee. Mit seinem neuen Stück entführt Andrew Bond alle ab fünf Jahren in die Welt von Träumern, Elfen und ins Anderland. Geniessen Sie mit Ihren Kindern die phantastische Geschichte von Tom Träumer und lassen Sie sich von den herrlichen Figuren und der wun derschönen, irisch inspirierten Musik ver zaubern. Den Auftakt in die neue Spielzeit 2015/16 feiert das Zürcher Kammerorchester mit dem aus der Türkei stammenden Star pianisten Fazil Say. Er wird mit Mozarts Klavierkonzert Nr. 12 A-Dur und zwei Eigenkompositionen ein musikalisches Feuerwerk zünden. Ermässigung von 25 Prozent auf Vor- 20 Prozent vergünstigt. stellungen im Kanton Zürich bei www.zko.ch Angabe der Kartennummer einer unserer Karten bei Ticketcorner. www.maerlimusicaltheater.ch 20 Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015 20. Mit einer Karte der Zürcher Kantonalbank beziehen Sie Ihre Tickets an den Billettkassen ZKO und Tonhalle 24. 03. OKTOBER NOVEMBER 28.– 31. OKTOBER Jazznojazz! Moods: Schiffbaufest Moods und Schauspielhaus laden zum fröhlichen Fest und feiern gemeinsam 15 Jahre Schiffbau! Spannende Augenblicke hinter den Kulissen, Konzerte auf der Konzertbühne und in den Theaterkulissen. Das Schauspielhaus organisiert ausnahmsweise das Programm im Moods und umgekehrt. Eintritt frei für das ganze Programm am Nachmittag wie auch am Abend. Eintritt frei www.moods.ch Auch in seiner 17. Ausgabe macht das traditionsreiche Zürcher Musikfestival sei nem Namen alle Ehre und setzt ganz auf frische Sounds von Koryphäen und New comern von Jazz bis Soul. Grossmeister an ihren Instrumenten wie Chick Corea, Hiromi und Bob James (piano), Stanley Clarke und Marcus Miller (bass), Steve Gadd und Jojo Mayer (drums), ChefFunker wie Maceo Parker, Fred Wesley und Seven, die atemberaubenden Stimmen von Cassandra Wilson, Somi, Lizz Wright und Lisa Simone sowie aufstrebende Newcomer wie Jarrod Lawson und Ester Rada machen die Gessnerallee für vier Tage zur «Jazz-Alley» der Schweiz. ZKB Special: Ratatat Das mascotte im Corso-Haus am Zürcher Bellevue ist einer der ältesten und reno mmiertesten Clubs der Schweiz und eng mit der kulturellen Geschichte Zürichs verbunden. Wir engagieren uns seit Jahren für ein lebendiges Zürcher Kultur leben. Ab Herbst 2015 präsentieren das mascotte und die Zürcher Kantonalbank jährlich acht ausgewählte Live - Konzerte im Genre Rock/Pop/Elektronik: 03.11. Ratatat (USA) / 08.12. Shantel & Bucovina Club Orkestar (D). Sichern Sie sich mit einer unserer Karten rasch ein Ticket zum halben Preis (limitiertes Angebot). Tickets und weitere Informationen unter www.mascotte.ch Mit einer Kundenkarte der Zürcher Kantonalbank gibt es für alle Konzerte 10 Franken Rabatt sowie freien Eintritt in den Nordflügel der Gessnerallee. www.jazznojazz.ch Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/201521 Ihre Bank «Unsere langjährigen Engagements sind echte Volltreffer» Dr. János Blum, Vizepräsident des Bankrats der Zürcher Kantonalbank, über das Kultur sponsoring der Bank, den Erfolg langfristiger Partnerschaften und die wirtschaftliche Bedeutung der Kultur für die Gesellschaft. Interview: Jan Philipp Betz; Fotos: Palma Fiacco Herr Blum, von Berufs wegen sind Sie promovierter Mathematiker und Ökonom. Kann man Kultur rechnen? Nein, und ich rechne auch nicht immer. Für mich bedeutet Kultur Ausgleich, Abwechslung und das Eintau chen in andere Welten. Die Schnittstellen zu Wissenschaft, Politik und Kultur sind für mich dabei mit die schönsten Seiten meiner Aufgabe. Es gibt den Bankenteil, den harten Kern, und es gibt kulturelle Berührungspunkte, die sehr anregend und bereichernd sind. Wie vertragen sich die oft als gegensätzlich bezeichneten Welten von Banken und Kultur? Es ist spannend, wenn man zum Beispiel die Kulturbotschaft 2016 –2020 des Bundesrates liest, die übrigens vom Parlament sogar mit etwas mehr Geld verabschiedet wurde, als vom Bundesrat beantragt: Dort stehen im Kapitel «Herausforderungen» die Stichworte Globalisierung, Digitalisierung, Demografie, Individualisierung und Urbanisierung. Das ist genau die gleiche Agenda wie für uns als Finanzinstitut. Man könnte sie 1:1 in unsere Strategiepapiere übertragen. Der Kulturbetrieb befasst sich demnach mit den gleichen Trends wie wir auch. Welcher Bereich der Kultur liegt Ihnen besonders am Herzen? Der Film. Ich gehe oft ins Kino, das ist am einfachsten und spontansten. Man muss nicht lange vorher Karten besorgen. Kino ist wohl von seinem Format her das Genre, welches am besten zu unserer Zeit passt. Zudem besuche ich seit Jahren verschiedene Filmfestivals. Daneben interessiere ich mich auch für die Oper und die bildende Kunst. Die positive Wirkung von Kultur lässt sich mit der Genauigkeit von Zahlen nicht erfassen. Welche Massstäbe legt die Bank an und welche Strategie verfolgt sie bei einem Sponsoring im Kulturbereich? 22 Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015 Die Kriterien für eine Entscheidung lassen sich nicht immer objektiv definieren. Das liegt auch in der Natur der Sache. Wir wissen, welche Gebiete wir abdecken wollen, das sind Theater, Musik, Film, Literatur und Brauchtum. Wir haben eine genaue Vorstellung davon, welche potenziellen Kundensegmente wir mit dem Engagement ansprechen wollen: Wir unterstützen dabei ausschliesslich Institutionen, also keine Einzelproduk tionen oder einzelne Personen. Wir möchten langfristige Partnerschaften aufbauen, die sich auch klar von der Positionierung unserer Wettbewerber abheben. Zur Zürcher Kantonalbank passen Engagements wie das Moods, das Literaturhaus oder das Theater Rigiblick, das Zürcher Kammerorchester oder das Theater Kanton Zürich. Sie sind nicht elitär und bieten trotzdem sehr hochstehende Kunst. Wie kommt man in den Genuss einer solchen Partnerschaft? Eine Partnerschaft wächst. Wir gehen nicht auf eine Institution zu und sagen: «Wir wollen euch sponsern.» Meistens kommen die Kulturschaffenden auf die Bank zu. Auch ist das Portfolio nicht von einem Tag auf den anderen entstanden; vielmehr ist es über die Zeit gewachsen, und wir haben unsere Erfahrungen gemacht und sind auch schon aus Engagements ausgestiegen. Begleitet wird die Entscheidung von einer professionellen Analyse unserer Sponsoringabteilung, die uns die Übereinstimmung unserer Ziele mit einer Unterstützung aufzeigt. Unser Gesamtengagement soll aber grundsätzlich nicht weiter ausgebaut werden. Gibt es ein Engagement der Zürcher Kantonalbank dessen Entwicklung Sie freudig überrascht hat? Oh ja, es gibt da zum Glück gleich mehrere: zum einen das Theater Spektakel in Zürich oder die Kurzfilmtage in Winterthur, die im Übrigen noch an Bedeutung gewinnen werden. Der Kurzfilm ist ein interessantes Genre für junge kreative Menschen, a «Für mich bedeutet Kultur Ausgleich, Abwechslung und das Eintauchen in andere Welten. Die Schnittstellen zu Wissenschaft, Politik und Kultur sind für mich dabei mit die schönsten Seiten meiner Aufgabe.» János Blum, Vizepräsident des Bankrats, Zürcher Kantonalbank Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/ 201523 Ihre Bank «Das Schlüsselwort heisst ‹Leistungsauftrag›. Unser Engagement geht weit über ein reines Marketinginstrument hinaus.» János Blum, Vizepräsident des Bankrats, Zürcher Kantonalbank denn sie haben meistens nicht das Budget, um einen längeren Film zu produzieren. Die Werke sind zum Teil sehr experimentell und innovativ, das passt zu unserer Bank. Es ist bei diesen Kulturprojekten ein bisschen wie in der Forschung und Entwicklung. In der Wirtschaft würde man von Start-up-Unternehmen sprechen, womit sich der Kreis wieder schliesst. Denn die Förderung von jungen und experimentierfreudigen Menschen gehört zu unseren Aufgaben sowohl im täglichen Bankgeschäft als auch mit unseren Sponsoring-Engagements. Stossen die Förderungen auch mal auf Kritik? Das Theater Spektakel war anfänglich ein ungewöhn liches Unternehmen und stand auch immer mal wieder in der Kritik. Aber alles, was wirklich anders ist und auf neue Ausdrucksformen setzt, steht schnell in der Kritik. Daran muss man sich gewöhnen. Es braucht eine Portion Mut und Risikobereitschaft. Wir wollen Kreatives unterstützen und geben von Haus aus «Kredit». Das ist unser Geschäft, wie wir auch unserer Kundschaft Kredite geben. Wie entwickelt sich ein Kontakt zu den Künstlern? Ich lerne immer wieder interessante Künstler kennen, wie zum Beispiel kürzlich beim Umbau des Haupt sitzes in Zürich. Mit den dort engagierten Künstlerinnen und Künstlern haben wir viel diskutiert und dürfen nun stolz sein auf das Ergebnis. Im Laufe der Zeit entsteht so auch ein Vertrauensverhältnis. Entwickeln die Künstler dabei auch ein Gespür für die Bedürfnisse des Auftraggebers? Nun, die einen liefern ab, was sie bereits haben, andere wiederum denken sich in die Situation ein und erschaffen etwas Massgeschneidertes. Es gibt erfolgreiche Akteure – übrigens nicht nur Künstler –, die quasi ein Produkt immer wieder verkaufen und sich nicht mehr erneuern. Sie werden irgendwann Opfer ihres eigenen Erfolgs. Und es gibt die wirklich krea 24 Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015 tiven Menschen, die das Gespür haben für die individuelle Situation. Einen guten Kulturschaffenden zeichnet es aus, die richtige Sprache und den Bezug zum Beobachter zu finden. Was unterscheidet die Kulturförderung der Zürcher Kantonalbank von den Wettbewerbern? Das Schlüsselwort heisst «Leistungsauftrag». Unser Engagement geht weit über ein reines Marketing instrument hinaus. Natürlich wollen wir auch unsere Marke positionieren und attraktive Kundenplatt formen schaffen. Zusätzlich nehmen wir mit unserem Engagement gesellschaftliche Verantwortung wahr. Als «nahe Bank» ist es uns ein Anliegen, den Zugang zu kulturellen Veranstaltungen zu erleichtern und Grenzen abzubauen. Dabei steht nicht einfach «nur» Mainstream auf dem Programm, auch wenn dieser seine Berechtigung hat. Wir fördern die ganze Bandbreite bis hin zum innovativen, experimentellen Kulturschaffen. Die kulturellen Institutionen schätzen unsere Partnerschaften, weil sie langfristig angelegt sind und auch in schwierigen Zeiten gelten. Welche Entwicklungen sehen Sie derzeit in der Kulturförderung? Kultur wird zunehmend als Teil der Kreativwirtschaft verstanden. Das fördern insbesondere Kanton und Stadt Zürich sehr stark. Sie wird in jüngster Zeit als eigener Wirtschaftszweig gesehen. Zu Recht fragt man sich, wieso Abgänger der ETH eine fertige Infrastruktur vorfinden, wie zum Beispiel Technoparks, aber wenn jemand von der Zürcher Hochschule der Künste kommt und Designer ist, gibt es nichts Vergleichbares. Die Politik versucht jetzt, diese Branchen auch als Teil der Wirtschaft zu verstehen und mit ähnlichen Mechanismen zu fördern wie früher die Industrie. Im 19. Jahrhundert hat zum Beispiel Alfred Escher verstanden, dass wir Ingenieure und die ETH brauchen. Wir müssen das heute in anderen, «weicheren» Bereichen nachvollziehen. Und das geht nicht ohne Innovation und Risikobereitschaft. János Blum Der Mathematiker (Dr. sc. math. ETH) und Ökonom (lic. oec. HSG) wurde 2002 in den Bankrat und 2011 ins Präsidium der Zürcher Kantonalbank gewählt. Von 1989 bis 2011 war er als Versicherungsmathematiker tätig. Nach verschiedenen Funktio nen bei der Schweizer Rück wurde Blum Chefaktuar bei der Zurich Re und anschliessend bei der Allianz Risk Transfer. Später arbeitete er für die Beratungsfirma Milliman und als Partner für die Prime Re Solutions AG. János Blum ist Mitglied des Risikoma nagementausschusses, Präsident der Verwaltungskommission der Pensionskasse und der Marienburg-Stiftung sowie der Kunstkommission der Zürcher Kantonalbank. Er ist verheiratet und hat eine Tochter. Welche Position nimmt das Zürcher Theater Spektakel für Sie ein? Ich bin seit den Anfängen in den frühen 1980ern als Zuschauer dabei. Das Theater Spektakel weist eine hohe Qualität auf und ist gleichzeitig sehr ungezwungen. Es hat nicht so sehr das Ritual von einem tradi tionellen Haus, ist spontan und nah bei den Zuschauerinnen und Zuschauern. Damit passt es sehr gut zur Zürcher Kantonalbank. Mir gefällt auch die Symbiose von Lokalem und Globalem: Vom Publikum her ist es eine Zürcher Veranstaltung, die Produktionen kommen indessen aus der ganzen Welt. Kreativität und Inno vation sind hier besonders, ebenso die Fragmentierung der Formen: kein klassisches Guckkastentheater mit dem Publikum als vierter Wand. Es ist viel interaktiver, spartenübergreifender. Tanz und Zirkus und Musik vermischen sich heute sogar noch mehr als früher. Warum vergibt eine Kantonalbank eigentlich im Rahmen des Theater Spektakels Preise in entfernte Länder? Weil aus diesen Ländern gute Produktionen kommen. Und wenn man näher hinschaut, sieht man, dass es Parallelen zur Schweiz gibt; die Welt ist kleiner geworden. Die Zürcher Wirtschaft exportiert in all diese Länder, und die Kulturprojekte sind ebenfalls globaler und internationaler geworden und suchen Koopera tionen mit anderen geografischen Bereichen. Es hilft uns letztlich, uns selbst zu erklären. Internationalität ist ja eines der Themen, bei denen wir manchmal als Bank noch falsch wahrgenommen werden. Wir sind nicht mehr ausschliesslich die historisch gewachsene lokale Spar- und Hypothekarbank, sondern auch wesentlicher Partner der stark international ausgerichteten Zürcher Wirtschaft. Auch die Bevölkerung ist internationaler geworden als noch vor 30 Jahren. Vielfach ist das in der öffentlichen Meinung und in der Politik noch nicht nachvollzogen. Unsere Engagements sind auch ein Augenöffner. Sie helfen uns, die Transformationen, die wir selbst durchlaufen, besser zu verstehen. k Unser Engagement Musik, Theater, Film und Literatur – wir spenden einer vielfältigen, lebendigen Kultur mehr als nur Applaus. Im Sinne unseres Leistungsauftrags tragen wir nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern auch mit einer breiten Palette an Sponsoringaktivitäten zu einem lebenswerten Kanton bei. Dabei engagieren wir uns in den Bereichen Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft. Im gesellschaftlichen Bereich liegen die Schwerpunkte auf Film und Kino, Literatur, Musik und Theater sowie Brauchtum. Unsere Partner sollen ethische Grundsätze einhalten sowie ihre soziale und ökologische Verantwortung wahrnehmen. Wir erwarten, dass ein Projekt einen konkreten Nutzen für die Umwelt, Gesellschaft oder Wirtschaft erfüllt und unsere Kundinnen und Kunden sowie unsere Bank davon profitieren. Gemeinsam mit unseren Partnern setzen wir uns für einen lebendigen Kanton Zürich ein. Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/201525 Anschub für das eigene Unternehmen Seit zehn Jahren investiert die Zürcher Kantonalbank im Rahmen ihrer «Pionier»-Initiative in zukunftsweisende Start-ups. Dabei konnten im Wirtschaftsraum Zürich zirka 1´000 neue erstklassige Arbeitsplätze geschaffen werden. Ein Blick auf die Venture-Kultur in der Schweiz. Text: Othmar Köchle Herbst 2007. Fünf Studenten aus fünf Studienrichtungen lernen sich während eines Gründerseminars an der ETH kennen. Sie entwickeln einen Geschäftsplan für ein fiktives Tourismusunternehmen, Get Your Guide. Ihre Idee: Auf einer Internetplattform suchen und finden Touristen einen lokalen Guide. Die besten Tipps direkt vom Einheimischen. Die Idee wird weiterentwickelt, Startkapital von 20´000 Franken und ein Büro im Technopark: Das Abenteuer «eigene Firma» startet. Die «Sonntags Zeitung» berichtet im Februar 2008 über den Start-up und der Zufall will es, dass ZKB Start-up-Finance den Artikel liest, Johannes Reck, den CEO des Jung unternehmens, anruft und wissen will, wie es um die Finanzierung bestellt ist. Mit dem professionellen Partner, der die Anschubfinanzierung übernimmt, wird den Studenten zum ersten Mal das Potenzial, aber auch die Verantwortung bewusst. Bevor die Idee ins Rollen kommt, müssen sie ihr Geschäftsmodell ändern. Sie realisieren, dass sie nicht eine Vermittlungsplattform zwischen Privaten bereitstellen müssen, sondern dass eine Vermittlungsplattform von professionellen Reiseunternehmen und Touristikanbietern und Privaten viel mehr Potenzial hat: Tourenanbieter inserieren gratis auf der Website, Touristen finden eine Übersicht der Angebote, und wenn es zu einer Buchung kommt, kassiert Get Your Guide 20 Prozent Provision. Nach sechs Monaten haben sie 900 Angebote auf der Site. Die Jungunternehmer holen einen Tourismusexperten in den Verwaltungsrat, der auch bereit ist zu investieren. Mit zusätzlichen Know-how und Geld wächst das Angebot weiter. Und siehe da: Die Idee schlägt bei Anbietern und Touristen ein. Langsam wachsen oder durchstarten? 2010 stehen sie indessen an einem Scheideweg. Weiter mit kleinen Schritten wachsen und im Umfeld nach 26 Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015 Kapital suchen oder wirklich durchstarten? Sie entscheiden sich für das Wagnis und suchen Venture-Kapital in grösserem Massstab. Das ist aber ein längerer Prozess als erwartet. Die jungen Unternehmer müssen eigenes Geld und das ihrer Verwandten einbringen, eröffnen damit neue Filialen erst in Berlin, dann in Las Vegas. Das Wachstum beschleunigt sich; schon 2012 erschöpfen sich die finanziellen Mittel wieder, neues Venture-Kapital muss her. Ihr Businessplan überzeugt schliesslich zwei grosse US-Investoren: 13,8 Millionen Dollar fliessen. Mittlerweile beschäftigen sie rund 100 Mitarbeitende und gehören damit zu den Top-Start-ups aus der Schweiz. Die Zürcher Kantonalbank schiebt an Der Fall von Get Your Guide zeigt exemplarisch, wie wichtig die Funktion von Investoren ist, die bereit sind, innovativen Start-ups in einer frühen Phase Schub zu verleihen. In dieser Rolle sieht sich die Zürcher Kantonalbank, die seit zehn Jahren mit der Start-up-Finanzierunginitiative «Pionier» ein wichtiger Partner auf dem Forschungsplatz Zürich ist. Gewöhnlich sind Banken nicht dafür bekannt, Firmen ohne nachhaltigen Cashflow zu finanzieren. Genau in der Start-up-Finanzierung, wo die Zukunftsaussichten einer Geschäftsidee im Zentrum stehen, ist aber diese Risikobereitschaft gefragt. «Pro Jahr investieren wir bis zu 15 Millionen Schweizer Franken in innovative Start-ups, vor allem in Form von Seedkapital», sagt Erika Puyal, die Leiterin Start-up-Finanzierungen der Zürcher Kantonalbank. Die Bank kooperiert dabei gern mit anderen Kapitalgebern, insbesondere in den kapitalintensiven Seg menten, wie Life Science und Medizinaltechnik. Wichtig sind dabei vernünftige Businesspläne und Prototypen, die zeigen, dass die Ideen auch realisierbar sind. «In den zehn Jahren wurden auf diese Weise bereits 180 Firmen ins Rennen geschickt mit einer Finanzierungssumme von zirka 100 Millionen Franken. Wir sehen Seit 1993 ist der Technopark Zürich eine wichtige Anlaufstelle für innovative Jungunternehmen, die Wissen in marktfähige Produkte und Dienstleistungen umsetzen. Die Zürcher Kantonalbank ist als Aktionärin, Mitglied der Stifung Technopark und Miteigentümerin der Immobilie wesentlich am Erfolg beteiligt. dies durchaus auch im Zusammenhang mit dem Leistungsauftrag der Bank», betont Erika Puyal. Start-up-Szene Schweiz macht vorwärts Mit ihren engen Kontakten zur Schweizer VenturePlattform CTI Invest und KTI, zu den Technoparks und zum Startzentrum und mit ihrer Beteiligung an Venture Incubator oder an RUNWAY Start-up Incubator einerseits sowie zu den Zürcher Hochschulen und darin zu ETH transfer andererseits ist die Bank nach zehn Jahren gut in die Venture-Szene auf dem Platz Schweiz integriert. Erika Puyal stellt in den letzten Jahren eine zunehmende Lust auf Unternehmertum bei jungen Forscherinnen und Forschern fest. «Das Thema Entrepreneurship ist an den Hochschulen im Begriff zu boomen. Für viele ist das heute eine Op tion nach dem Studium. Das hat auch damit zu tun, dass sich die Förderinstitutionen und die Coachingangebote sehr positiv entwickelt haben.» Auf der Investorenseite beklagt sie aber, dass gerade bei grös seren Investments einheimisches Venture-Kapital häufig fehle. Da sei man schnell auf internationale Investoren angewiesen, was das Fundraising jedoch schwieriger mache. Angesichts der Menge an Kapital, das nach Anlagemöglichkeiten sucht, ist dieser Befund etwas ernüchternd. Dennoch: Die steigende Bereitschaft zu Unternehmertum und die Lust, Innovation in einer Firma kommerziell zum Fliegen zu bringen, sind erfreulich. k 10’000 × π 2 = 98’696.04 Mit dem ZKB Pionierpreis Technopark prämiert der Technopark Zürich in Zusammenarbeit mit der Zürcher Kantonalbank ein technisches Projekt an der Schwelle zum Markteintritt, das sich durch besondere Innovationskraft, Marktnähe und soziale Relevanz auszeichnet. Der Preis ist mit dem 10’000- fachen Wert der Zahl Pi Quadrat dotiert, sprich 98’696.04 Franken. Neben dem Erhalt der Preissumme soll die Auszeichnung zum Unternehmertum ermutigen, Publizitätsgewinn bringen und als Qualitätslabel dienen. Der Pionierpreis ist einer der wichtigsten Innovationspreise der Schweiz. Bis 15.11.2015 können Sie Ihr Projekt unter www.pionierpreis.ch für den Pionierpreis 2016 anmelden. Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/201527 Ihre Bank Neuer Schritt in Richtung bargeldloses Bezahlen Die Zürcher Kantonalbank vertreibt seit Mitte September mCashier, die mobile Zahlungs lösung von SIX Payment Services für Smartphone und Tablet. Die Lösung eignet sich für kleine und mittlere Geschäftskunden, die unkompliziert Kartenzahlungen akzeptieren wollen. Text: Franziska Imhoff Mit mCashier wird in Zürich das Bezahlen ohne Bargeld auch am Wochenmarkt, Street Food Festival oder Messestand möglich. Denn mCashier ist ein kostengünstiges, unkompliziertes Einsteigerprodukt für bargeldloses Bezahlen und ist insbesondere für Kleinunternehmen geeignet. Bestehend aus einer App (iOS, Android) und einem Kartenleser, macht mCashier das Smartphone oder Tablet des Gewerbetreibenden zum mobilen, sicheren Zahlungsterminal. Mit diesem Schritt begegnen SIX und die Zürcher Kantonalbank dem wachsenden Kundenbedürfnis nach einfachen, mobilen und sicheren Zahlungslösungen. Attraktives Einsteigerangebot Weitere Informationen zu mCashier finden Sie unter www.zkb.ch/mcashier. Zum Start der Kooperation bietet die Zürcher Kantonalbank den mCashier Kartenleser bis 13. Dezember 2015 zum Aktionspreis von CHF 69 (anstatt CHF 99) an. Die Gebühr pro Zahlung beträgt 1,5 % für Debitkarten bzw. 2,5 % für Kreditkarten. 28 Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015 Zusammenspiel mit Sofortzahlungs-Lösung Paymit geplant Mit SIX unterhält die Zürcher Kantonalbank bereits eine Partnerschaft für Paymit, die SofortzahlungsLösung von Mobiltelefon zu Mobiltelefon. mCashier ist die ideale Ergänzung für die Akzeptanz von Paymit. Eine Zusammenführung der beiden Lösungen ist ab 2016 geplant, so dass die Händler mit derselben App Karten- wie auch Paymit-Zahlungen akzeptieren können – je nach Wunsch des Kunden. Erste Erfahrungen sind überzeugend SIX, Marktführer für bargeldloses Bezahlen, vertreibt mCashier auch direkt und über eine Partnerschaft mit der St. Galler Kantonalbank und hat so bereits Erfahrungen mit dem neuen Produkt gesammelt. Neben dem attraktiven Preis überzeugen Kunden insbesondere der handliche Kartenleser, der sich einfach über Bluetooth mit den meisten gängigen Smartphones und Tablets verbinden lässt, sowie die Mobilität dank 3G und WLAN-Verbindung. k Immobilienangebote Die Zürcher Kantonalbank für Immobilien-Dienstleistungen. Das ganze Angebot finden Sie unter www.zkb.ch/ immobilien. Turbenthal, Fridtalweg 12 Wetzikon, Binzstrasse 45 Illnau, Bisikonerstrasse 2 Wohnung im 2. Obergeschoss mit Bastelraum Wohnung im 3. Obergeschoss Attikawohnung Anzahl Zimmer Wohnfläche 3 ½ ca. 110 m² Anzahl Zimmer Wohnfläche 3 ½ ca. 71 m² Anzahl Zimmer 4 ½ Wohnfläche ca. 85 m² Parkplatz1 ParkplatzMietbar Parkplatz1 Baujahr1995 Baujahr2011 Baujahr2000 Verkaufsrichtpreis Verkaufsrichtpreis Verkaufsrichtpreis CHF 535’000 CHF 440’000 CHF 550’000 T 044 292 54 87, F 044 292 58 14 T 044 292 54 86, F 044 292 58 14 T 044 292 54 86, F 044 292 58 14 Küsnacht, Im Ebnet 6 Opfikon, Zibertstrasse 34 Bassersdorf, Ufmattenstrasse 40 Dachwohnung mit grosser Terrasse Freistehendes Einfamilienhaus mit Aussenschwimmbad Wohnung im Erdgeschoss mit grossem Garten Anzahl Zimmer Wohnfläche 3 ½ ca. 130 m² Anzahl Zimmer Wohnfläche 7 ½ ca. 240 m² Nutzfläche ca. 103 m² Parkplätze Baujahr2002 Baujahr1986 Baujahr2006 Verkaufsrichtpreis Verkaufsrichtpreis Verkaufsrichtpreis T 044 292 55 06, F 044 292 58 14 CHF 1’250’000 T 044 292 54 77, F 044 292 58 14 Parkplatz 4 ½ Parkplätze2 CHF 1’770’000 Doppelgarage, 2 Aussen-PP Anzahl Zimmer Es steht kein PP zum Verkauf CHF 650’000 T 044 292 54 36, F 044 292 58 14 Zürcher Wirtschaftsmagazin 3 / 201529 Geld und Anlagen Ein «langweiliger» Börsensektor wird wieder spannend Die kotierten Schweizer Nahrungsmittelunternehmen haben 2015 bisher eine bessere Kursentwicklung aufgewiesen als der Gesamtmarkt SPI. In einem unsichereren wirtschaftlichen Umfeld sind die defensiven Qualitäten des Sektors plötzlich wieder gefragt. Die Aufwertung des Frankens, ein schwierigerer Heimmarkt, die Wirtschaftsabkühlung in den Schwellenländern und Gesundheits- sowie Premiumtrends sind die Einflussfaktoren, die den heterogenen Sektor in unterschiedlicher Weise beeinflussen. Text: Patrik Schwendimann Das Börsenjahr 2015 ist bisher holprig verlaufen. Der Schweizer Nahrungsmittelsektor hat vergleichsweise besser abgeschnitten. Die Kursentwicklung war jedoch erstaunlich heterogen für einen Sektor, der üblicherweise unterdurchschnittliche Kursschwankungen aufweist. Während Lindt & Sprüngli und Emmi mit einer zweistelligen Performance aufwarten konnten, ist die Aryzta-Aktie um über 30 % eingebrochen. Der Tiefkühlbackwarenhersteller Aryzta musste Anfang Juni nach einer organisch rückläufigen Umsatz- und Margenentwicklung für das Gesamtjahr eine Gewinnwarnung aussprechen. Aryzta ist jedoch ein Spezialfall, da das Unternehmen in den Vorjahren aggressiv durch Übernahmen gewachsen ist. Die meisten Nahrungsmittelunternehmen haben dagegen das schwierigere Umfeld überraschend gut gemeistert. Starker CHF mit unterschiedlich negativem Effekt Die starke Aufwertung des Frankens hat dafür gesorgt, dass innerhalb des Sektors die stark international ausgerichteten Unternehmen auf Umsatzebene deutliche Einbussen hinnehmen mussten, vor allem jene mit einem hohen Umsatzanteil im Euroraum. Am ausgeprägtesten war dies beim Suppen- und Saucenhersteller Hügli mit einem negativen Währungseffekt von –11% im 1. Halbjahr, gefolgt von Lindt & Sprüngli mit –7,5 %, dem weltweit führenden Industriescho koladenhersteller Barry Callebaut mit –6,7 % (Umsatz nach neun Monaten bereinigt um das 1. Quartal) und Nestlé mit –5,8 %. Da diese Unternehmen jedoch in den Hauptabsatzgebieten lokale Produktionsstätten betreiben, war der negative Währungseffekt auf die Gewinnmargen gering. Die hauptsächlich in der Schweiz tätigen Fleischverarbeiter und ConvenienceUnternehmen Bell und Orior litten nur beschränkt unter Umrechnungseinbussen, waren dafür mit einem schwieriger gewordenen Heimmarkt konfrontiert. Der Einkaufstourismus der Schweizer im Ausland, der negativ tangierte Tourismus in der Schweiz und ein erhöhter Importdruck führten zu gehaltenen bis leicht tieferen Volumen im Heimmarkt. Der führende Milchverarbeiter der Schweiz, Emmi, verzeichnete zwar im Heimmarkt einen Umsatzrückgang und litt unter schwächeren Exporten aus der Schweiz, konnte jedoch dank eines guten Kostenmanagements und mehr Fokus auf den Margen trotzdem den Betriebsgewinn im 1. Halbjahr prozentual zweistellig und den Rein gewinn einstellig steigern. Ausnahmsweise 1:0 für die Industrieländer Während eine hohe Umsatzexponierung in den Schwellenländern lange Zeit ein klarer Vorteil war, hat sich dies in der jüngeren Vergangenheit in einen – zumindest kurzfristigen – Nachteil gewandelt. Die schwache wirtschaftliche Entwicklung in grossen Schwellenländern wie Brasilien und Russland und die Wirtschaftsabkühlung in China haben dazu geführt, dass das Umsatzwachstum in Lokalwährungen in den Schwellenländern insgesamt von früher zweistellig auf teilweise tief einstellig bis zu rückläufig zurückge- kommen ist. Hinzu kamen substanzielle Währungsabwertungen in verschiedenen Schwellenländern. Dagegen war die wirtschaftliche Entwicklung in den USA recht gut und hat sich in Europa jüngst etwas aufgehellt. Vor diesem Hintergrund hatte der hohe Umsatzanteil von Nestlé mit 44 % in den Schwellenländern verglichen mit früher einen etwas dämpfenden Effekt, auch wenn sich Nestlé in diesen Märkten insgesamt weiterhin überdurchschnittlich gut schlägt. Das organische Umsatzwachstum von Nestlé betrug im 1. Halbjahr 4,5 % verglichen mit den langfristig angestrebten 5 bis 6 % pro Jahr. In Schweizer Franken verzeichnete Nestlé insgesamt einen leichten Gewinnrückgang. Lindt & Sprüngli weist dagegen in den Schwellenländern einen Umsatzanteil von unter 10 % auf und konnte im 1. Halbjahr mit einem organischen Umsatzwachstum von 9,4 % glänzen und somit die langfristig angestrebten 6 bis 8 % übertreffen. Schliesst man die Akquisition mit ein, resultierte ein zweistelliger Gewinnanstieg. Gesundheits- und Premiumtrends Der Trend hin zu frischeren und gesünderen Produkten sowie zu Premiumprodukten hat die Unternehmen ebenfalls unterschiedlich tangiert. Nestlé ist in den margenstarken Bereichen Kaffee, Heimtiernahrung und Babynahrung sehr gut mit Premiumprodukten vertreten. Nestlé forscht schon seit Jahren an gesünderen Produkten und baut auch die Bereiche medizinische Ernährung und dermatologische Pro dukte laufend aus. Anderenseits hat Nestlé in den USA den Trend hin zu Bio- und zu frischeren Produkten unterschätzt, der Bereich Tiefkühlprodukte verzeichnete deshalb in den vergangenen Jahren rückläufige Umsätze. Orior kann als Marktführer in der Schweiz in der zunehmend grösser werdenden Nische Fleisch ersatzprodukte ein überdurchschnittliches Wachstum erzielen, leidet teilweise jedoch bei Fertiggerichten unter dem Trend hin zu mehr Frischprodukten. Orior ist ein starker Produzent von Handelsmarken (v.a. für Migros und Coop) und will künftig das Geschäft mit Markenprodukten weiter ausbauen. Wegen des Trends hin zu gesünderen Lebensmitteln könnte langfristig Schokolade ein tieferes Wachstum aufweisen, was Lindt & Sprüngli und Barry Callebaut negativ tan- gieren würde. Premiumschokoladenhersteller wie Lindt & Sprüngli profitieren jedoch innerhalb der Kategorie davon, wenn weniger, dafür aber hochwertigere Schokolade konsumiert wird. Während Hügli teilweise im Bereich Bioprodukte vertreten ist, weist Emmi den Vorteil auf, dass die Kategorie Milchprodukte zumindest in Teilbereichen ein positives Gesundheits image aufweist. Emmi versucht zudem auch, vermehrt vom Trend hin zu Premiumprodukten zu profitieren mit Produkten wie Caffè Latte oder Premiumkäse (z.B. Kaltbach). Favoriten im defensiven Sektor Auch der Nahrungsmittelsektor ist nicht immun gegen einen allfällig weiter zur Schwäche neigenden Aktienmarkt. In einem weiterhin volatilen Börsenumfeld werden jedoch die defensiven Qualitäten gefragt sein, weshalb wir auf Jahressicht von einer gegenüber dem Gesamtmarkt überdurchschnittlichen Kursentwicklung ausgehen und deshalb im Nahrungsmittelsektor übergewichtet bleiben. Nestlé und Lindt & Sprüngli sind die Kernanlagen im Sektor, wobei wir die zweite Schokoladenaktie, Barry Callebaut, dank des Outsourcingtrends ebenfalls für interessant erachten, aber Lindt einen leichten Vorzug geben. Als Depotbeimischung erachten wir auch Hügli und Emmi für interessant, wenn auch Letzterer nach dem starken Kursanstieg im Sommer das grösste unmittelbare Kurspotenzial bereits hinter sich gelassen hat. Bei den Fleischverarbeitern bevorzugen wir Orior gegenüber Bell wegen der grösseren Aktionärsfreundlichkeit und den Chancen mit dem neuen Management. k Schweizer Nahrungsmittelunternehmen im Vergleich Börsenkap. in CHF Mrd. Performance 2015 (inkl. Dividene) 12-MonateKGV 16,9 × Aryzta* 4,7 – 30,8 % Barry Callebaut 5,9 + 6,4 % 20,1 × Bell 1,1 + 11,9 % 10,9 × Emmi 2,2 + 17,0 % 19,0 × Hügli 0,4 + 5,9 % 14,2 × Lindt & Sprüngli PS 14,6 + 18,0 % 33,3 × Nestlé 230,7 + 3,7 % 21,3 × Orior 0,3 + 0,5 % 12,7 × Gesamtmarkt (SPI) 1260,0 + 0,7 % 18,3 × Quelle: Zürcher Kantonalbank *Die ZKB hat in den letzten 12 Monaten an Kapitalmarkttransaktionen des Unternehmens mitgewirkt. Geld und Anlagen Keine Rezession im ersten Halbjahr Die von vielen Marktteilnehmern erwartete Rezession ist in der Schweiz nicht eingetreten. Im zweiten Quartal resultierte ein leichtes Wirtschaftswachstum, die konjunkturellen Vorlaufindikatoren haben sich jüngst erholt. Ist also alles im Lot mit der Schweizer Wirtschaft? Text: Dr. Cornelia Luchsinger, Investment Solutions, Zürcher Kantonalbank Die Schweizer Wirtschaft ist im vergangenen Quartal leicht gewachsen (Grafik 1). Damit ist die Schweiz offiziell nicht in einer technischen Rezession (zwei Quartale mit negativem Wachstum in Folge). Ein starker Wachstumsimpuls kam vom Aussenhandel. Ein auf den ersten Blick vielleicht erstaunliches Ergebnis, waren es doch gerade die Exporte, die nach der geld politischen Kehrtwende der SNB stark unter Druck kamen (Grafik 2). Jedoch sind die realen, also preis bereinigten Importe noch stärker zurückgekommen als die realen Exporte, womit ein Exportüberschuss resultiert. Auch der Konsum sowie die Investitionen trugen positiv zum Wachstum bei. Erfreulicherweise haben sich die Konjunkturindikatoren jüngst erholt und deuten zumindest auf eine Stabilisierung im zweiten Halbjahr. Wir behalten unsere BIP-Prognose bei und erwarten für 2015 ein Wachstum von 0,5 %. die Teuerungsraten, bei denen Rohstoff- oder saisonale Güter herausgerechnet werden, drastisch rückläufig (Grafik 3). Mit dem erneuten Rückgang der Ölpreise sowie in Erwartung eines anhaltendenden Drucks auf die Rohstoffpreise bleibt die Inflation wohl auch 2016 negativ. Inflationsraten rauschen nach unten Hingegen revidieren wir unsere Inflationsprognose erneut nach unten. Insbesondere die Importpreise notieren aktuell um über 10% tiefer als im Vorjahr, und auch die Produzentenpreise weisen eine beispiellos negative Entwicklung auf. Da der deflationäre Druck nicht nur auf den Einbruch der Ölpreise zurückzu führen ist, sondern auch auf den Wechselkursschock vom Januar, sind auch die Kerninflationsraten – also 1,5 Schwächerer Franken hilft der Nationalbank – hoffen auf die Kollegen im Ausland Zumindest die aktuelle Wechselkursentwicklung dürfte aber die deflationären Kräfte nicht verstärken. Wir haben in den vergangenen Wochen insgesamt eine spürbare Abschwächung des Frankens gesehen. Mit Grafik 1: Reales Bruttoinlandprodukt Schweiz 2,0 3-Monats-Libor Ende 14. Sep. 2014 2015 +3 Mt. +12 Mt. 170 165 160 155 150 145 140 135 130 125 120 1,0 0,5 0,0 –0,5 –1,0 –1,5 –2,0 Q1 / 2005 Q1 / 2007 Q1 / 2009 Q1 / 2011 BIP-Wachstum in % vs. Vq. Q1 / 2013 Q1 / 2015 IP in Mia. CHF B (rechte Skala) Quellen: Zürcher Kantonalbank, Thomson Datastream Renditen Staatsanleihen (10 Jahre) Devisenkurse Ende 14. Sep. 2014 2015 Ende 14. Sep. 2014 2015 +3 Mt. +12 Mt. +3 Mt. +12 Mt. Schweiz – 0,06 – 0,73 – 0,70 – 0,50 0,31 – 0,08 0,00 0,10 EUR/CHF 1.20 1.10 1.07 1.08 Eurozone 0,06 –0,04 0,02 0,05 1,04 1,17 1,00 0,80 USD/CHF 0.99 0.97 0.99 1.03 Grossbritannien 0,56 0,59 0,60 1,30 1,76 1,86 2,00 2,10 GBP/CHF 1.55 1.49 1.53 1.54 USA 0,26 0,34 0,35 1,25 2,17 2,18 2,30 2,80 JPY/CHF 0.83 0.81 0.79 0.79 Japan 0,11 0,09 0,15 0,20 0,33 0,34 0,50 0,60 32 Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015 einem EUR/CHF-Wechselkurs von über 1.10 wurde der höchste Stand seit Aufhebung des Mindestkurses erreicht. Zwar dürfte sich auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) über die Frankenabschwächung freuen – der Druck auf die Währungshüter hat zweifels ohne abgenommen. Die SNB wird aber noch über die nächsten Quartale an den Negativzinsen festhalten. SNB-Präsident Thomas Jordan bestätigte jüngst, dass die Nationalbank auf die Normalisierung der Geld politik in anderen wichtigen Währungsräumen hoffe, um von den Negativzinsen wegzukommen. Erst wenn die ersten Leitzinsanhebungen im Ausland (USA, Gross britannien, Eurozone) stattgefunden haben, wird die Grafik 2: Exporte nach Branchen (% vs. Vorjahr, nominelle Werte) Nationalbank genügend Luft haben, um selber restriktiver zu werden. Bis dahin muss sie weiterhin auf die Zinsdifferenz gegenüber dem Ausland setzen, um die Attraktivität des Frankens zu schwächen. Wenngleich sich die Schweizer Konjunktur also jüngst von ihrer stabilen Seite gezeigt hat und auch die Aussichten nicht schlecht sind, wachsen die Bäume nicht in den Himmel. So wird das Wachstum bis im Jahr 2016 deutlich unter Potenzial bleiben, und auch die Nationalbank wird im Krisenmodus verharren. k Grafik 3: Entwicklung Kerninflationsraten (% vs. Vj.) 4 Uhrenindustrie 2 Präzisionsinstrumente Textilien, Bekleidung 0 TOTAL Nahrungs- und Genussmittel – 2 Metallindustrie – 4 Chemie, Pharma Maschinen, Elektronik – 6 Kunststoffindustrie Papier- und grafische Industrie – 8 – 15 – 10 – 5 2014 0 5 Aug 2005 Aug 2007 Aktienmärkte +3 Mt. +12 Mt. Aug 2011 Aug 2013 Importpreise Konsumentenpreise Jan.– Juli 2015 Quellen: Zürcher Kantonalbank, Eidg. Zollverwaltung Ende 14. Sep. 2014 2015 Aug 2009 Aug 2015 Produzentenpreise Quellen: Zürcher Kantonalbank, Thomson Datastream Wirtschaftswachstum Inflation 2013 2014 2015 2016 * * 2013 2014 2015 2016 * * Schweiz SPI 8’857 8’860 9’200 9’700 Schweiz 1,8 1,9 0,5 1,2 – 0,2 0,0 – 1,2 – 0,5 Eurozone STOXX 50 3’146 3’176 3’390 3’550 Euro-Zone – 0,3 1,1 1,4 1,3 1,4 0,4 0,0 1,2 Grossbritannien FT 100 6’566 6’085 6’190 6’350 Grossbritannien 1,7 3,0 2,7 2,3 2,6 1,5 0,4 2,3 USA S&P 500 2’059 1’953 1’990 2’000 USA 1,5 2,4 2,7 3,2 1,5 1,6 0,5 2,4 Japan NIKKEI 17’451 17’966 19’200 20’300 Japan 1,6 – 0,1 0,8 1,4 0,4 2,7 0,9 1,2 Quellen: Thomson Datastream, ZKB Investment Solutions (* Prognose) Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/201533 Persönlich Von Zigerklee und Fichtenkäse Seine Leidenschaft für die regionale Kulinarik reisst einen vom ersten Moment an mit. Dominik Flammer ist nicht nur Foodscout, sondern ein Tausendsassa. Text: Franziska Imhoff; Foto: Pia Zanetti Ein unscheinbarer Hauseingang an der belebten Zürcher Langstrasse, dämmeriges Treppenhaus. Die Tür mit dem Schild «Public History» wird aufgerissen und heraus stürmt ein Berg von einem Mann. «Kommt rein, kommt rein, wir bauen gerade das Büro um, ist halt alles ein wenig hektisch bei uns», begrüsst uns Dominik Flammer und offeriert Bio-Eistee und Espresso. In die Hände drückt er uns grosszügig seine «Visitenkarte»: das massive Werk «Das kulinarische Erbe der Alpen». Gemeinsam mit dem Fotografen Sylvan Müller erzählt er darin Geschichte und Geschichten über Ernährung, die Entwicklung der Landwirtschaft, nahezu unbekannte Nahrungsmittel und unermüdliche Kleinproduzenten – Garanten der Bio- und der kulina rischen Diversität. Von «Mägiöl und Griebenschmalz» oder «Zigerklee und Sandelholz» bis zu «Kastanienspeck und Fichtenkäse» ist die Rede. Macht glustig, oder? sie mit viel Begeisterung dazu an, das Althergebrachte zu bewahren und es gleichzeitig neu zu erfinden. Dominik Flammer legt ohne Umschweife los, Fragen sind lange Zeit gar nicht nötig. Der Mann schöpft aus dem Vollen, die Leidenschaft für sein Metier füllt den Raum mit Leben, Intensität. Man taucht mit ihm ein in seine Reisen durch Zeit und Land, in seine Aufträge. «Letzte Woche waren wir im Bündnerland und in Italien unterwegs», berichtet er. Zurzeit inventarisiert er die kulinarische Landschaft von Graubünden, dasselbe hat er bereits für die Kantone Basel-Stadt und Baselland getan. Früchtetragendes Engagement «Wir haben die Welt nicht neu erfunden, aber wir haben den Köchen die Augen geöffnet für eine Vielfalt, die sie im Handel nicht erhalten», meint Flammer. In der Schweiz richten sich mittlerweile selbst die Spitzenköche nach der «neuen Bibel», wie Nenad Mlinarevic, Küchenchef des Parkhotels Vitznau, Flammers Werk «Die Kulinarik der Alpen» bezeichnet. Auch Andreas Caminada, der lange keinen regionalen Produzenten kannte, schwenkt langsam um: Er verwende nur noch Fische aus dem Walensee und habe fünf Apfelsorten in der Region entdeckt, erzählt er Flammer beim letzten Besuch. «Ich hatte Gänsehaut nach diesem Gespräch mit ihm, weil unsere Arbeit wirklich Früchte trägt.» Die Regionalküche stärken, Produzenten mit spannenden Produkten ein Gesicht, eine Geschichte und ein Auskommen geben: Das ist Dominik Flammers Berufung. Er lebt sie unermüdlich, ansteckend, beeindruckend. «Der Tag hat 24 Stunden. Und wenn das nicht reicht, nehmen wir noch die Nacht dazu», zitiert er frei nach Karl Lüönd. Übrigens, degustieren Sie doch demnächst einmal Leindotteröl – eine besondere Delikatesse. k Vom Reiz des Entdeckens Gemeinsam mit seiner Partnerin Monica Rottmeyer – Filmarchitektin, Production Designerin und Spezialistin für historische Recherchen – stöbert er auch in der Freizeit in Antiquariaten nach alten Koch- und Ernährungsbüchern. Darin entdeckt er nicht nur die Geheimnisse der Ernährungsgeschichte, sondern auch traditionelle, für die Region typische Produkte, die heute nicht mehr hergestellt werden. Er sucht Menschen auf, die sich solche Produkte aus Liebe zu ihrem Handwerk annehmen und sie mit Feingefühl wieder pro duzieren und weiterentwickeln. Dominik Flammer regt 34 Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015 Bei drei für ihn charakteristischen Eigenschaften kommt er erstmals ins Stocken. «Neugierig.» Pause. «Ungeduldig». Längere Pause. «Genussfreudig.» Die Ungeduld, sie dringt durch in seiner unbändigen Erzähllust, die Neugierde in seinem enzyklopädischen Wissen wie auch in seinen verschiedenen Tätigkeiten, deren Aufzählung kein Ende nimmt. Neben dem Auftrag aus Graubünden widmet er sich dem Kloster Stans, aus dem er ein Kompetenzzentrum für Regionalkulinarik gestaltet, «die erste künftige Slowfood-Akademie», erklärt er. Daneben berät er mehrere renommierte Köche in der Schweiz, Österreich und Bayern. Sie legen Wert auf seine Empfehlungen, werden aufmerksam auf regionale Produzenten. Türen auf fürs Eigenheim mit unserer günstigen Starthypothek. Jetzt Offerte anfordern! 221 969 September 2015 Mehr unter www.zkb.ch/eigenheim Sie suchen eine faire und verlässliche Partnerin für Ihre Eigenheimfinanzierung? Gern erstellen wir eine persönliche Offerte. Wir freuen uns auf Sie. n Sicher Sie sic h n Zinse . 1% unter
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