Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015

Zürcher
Wirtschafts
Magazin
Das Magazin der Zürcher Kantonalbank 3 / 2015
Nahrung
Was wir 2050 essen werden
Ideen, um den Hunger der
wachsenden Weltbevölkerung
zu stillen
Nahrung im Abfall
Vom verschwenderischen
Umgang mit Lebensmitteln
Schlemmerparadies direkt
vor der Haustüre
Spitzenköche und Gourmets
be­sinnen sich auf die regionale
Küche
Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser
Mehr als sieben Milliarden Menschen und nur eine Erde. Angesichts
der rapid wachsenden Weltbevölkerung ist die Sicherung der welt­
weiten Ernährung eine der grössten Herausforderungen der Mensch­
heit. Nur mit nachhaltiger und leistungsfähiger Landwirtschaft wird
es möglich sein, genügend Nahrungsmittel für alle Weltregionen bereit­zustellen. Gelingt dies nicht, sind Hunger, Armut, soziale Ver­
werfungen und Migration die Folgen, mit gravierenden Auswirkungen, die in einer
geografisch vernetzten Welt uns direkt betreffen und betroffen machen.
Weltweit suchen deshalb Experten zwischen offenen Märkten, Schutzzöllen, nach­
haltiger Produktion und Klimawandel nach Antworten. Die Schweiz nimmt als
Forschungsplatz eine bedeutende Rolle in der Landwirtschaftsentwicklung ein. Und
über Wissenstransfer kann sie wesentlich zu höheren Ernteerträgen in Entwick­
lungsländern beitragen. Eine Vorreiterrolle könnte sie einnehmen, wenn sie pionier­
haft zeigt, wie mit optimalem Einsatz von Ressourcen nachhaltig und effektiv
­Agrarwirtschaft betrieben werden kann.
Nachhaltigkeit ist weit mehr als eine modische Erscheinung, sondern ernstzuneh­
mende Notwendigkeit, auch für die Zürcher Kantonalbank. Seien es unsere An­
lageprodukte, bei denen Spekulation mit Nahrungsmitteln keine Rolle spielen darf,
sei es die energiesparende Klimatechnik im neuen Hauptsitz oder das Mittagessen
in unseren Personalrestaurants mit überwiegend regional angebauten Zutaten. Nach­
haltigkeit ist Teil unseres Leistungsauftrags – wir sehen sie als Chance.
Martin Scholl, CEO
Zürcher Kantonalbank
Impressum Herausgeberin: Zürcher Kantonalbank Redaktion: Othmar Köchle (Chefredaktor), Jan Philipp Betz, Franziska Imhoff, Luca Aloisi Mitarbeit: Barbara Rimml, AWP,
Lisa Inglin, Dr. Cornelia Luchsinger, Patrik Schwendimann Gestaltung: Minz, Agentur für visuelle Kommunikation, www.minz.ch Bildquellen: gettyimages (Titelbild);
Minz (Komposition S. 5/6, S. 8/9, 10–13, 14/15 aus Bildern von iStockphoto) Druck: pmc, Oetwil am See, erscheint viermal jährlich Abonnemente: Gratisabonnemente oder
Adressänderungen mit dem beiliegenden Talon oder telefonisch 0844 850 860 Adresse der Redaktion: Zürcher Kantonalbank, Redaktion ZWM, Postfach, 8010 Zürich, ­
[email protected], Telefon 044 292 20 75 Auflage: 55’000 Copyright: Zürcher Kantonalbank. Nachdruck nach Absprache mit der Redaktion unter Quellenangabe gestattet.
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Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015
Inhalt
Fokus Nahrung
04
08
10
Was wir 2050 essen werden
Ideen, um den Hunger der wachsenden Weltbevölkerung zu stillen
Essen: sieben eigentümliche
Geschichten
Überraschende Fakten zu
den Ernährungsgewohnheiten
der Menschheit
Nahrung im Abfall
Vom verschwenderischen Umgang
mit Lebensmitteln
14
16
34
Schlemmerparadies direkt
vor der Haustüre
Spitzenköche und Gourmets
be­sinnen sich auf die regionale
Küche
Mit guten Rezepten zum Erfolg
Wie Gastrobetriebe im harten
Wettbewerb bestehen
Von Zigerklee und Fichtenkäse
Dominik Flammer, Foodscout und
Tausendsassa
20
Aktuell
Abwechslungsreicher Kultur-Herbst: So profitieren Sie mit
der ­Karte der Zürcher Kantonalbank
22
Ihre Bank
«Unsere langjährigen Engagements sind echte Volltreffer»
Dr. János Blum, Vizepräsident des Bankrats der Zürcher Kantonalbank,
über das Kultursponsoring der Bank
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Vom Forschungsgegenstand zum Businessplan
Seit zehn Jahren investiert die Zürcher Kantonalbank in zukunftsweisende
Start-ups
28
Neuer Schritt in Richtung bargeldloses Bezahlen
mCashier ist die mobile Zahlungslösung von SIX für Geschäftskunden
29
Immobilienangebote
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Geld und Anlagen
Ein «langweiliger» Börsensektor wird wieder spannend
32
Keine Rezession im ersten Halbjahr
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Fokus Nahrung
Was wir 2050 essen werden
Im Jahr 2050 werden über neun Milliarden Menschen auf der Erde leben. Zwei Milliarden
mehr als heute. Geschätzte 870 Millionen Erdenbürger leiden schon jetzt an Mangel­
ernährung. Die Uno nennt Hunger das grösste «lösbare globale Problem». Doch was ist
die Lösung? Text: Othmar Köchle
Es ist ein Paradox: Die Bauern- und Agrarbetriebe der
Welt produzieren 4´600 konsumierbare Kalorien pro
Person und Tag. Das reichte theoretisch für 14 Mil­li­ar­
den Menschen. Trotzdem leiden grosse Be­völ­ke­rungs­
gruppen in Asien und in Afrika Hunger, und die jähr­
liche Sterberate übersteigt diejenige von Aids, Ma­laria
und Tuberkolose. Zwei Drittel der chronisch unter­
ernährten Menschen leben ausschliesslich in sieben
Ländern: in Bangladesch, China, Indien, Indone­sien,
Pakistan, der Demokratischen Republik Kongo und in
Äthiopien.
Nahrung gibt es genug
Das Paradox erklärt sich so: Ein Grossteil der globalen
Ernte ist nicht für den Verzehr durch Menschen bestimmt. Über 30 Prozent des Getreides und 80 Prozent
der gesamten Sojaproduktion wird an Tiere verfüttert.
Wei­tere 5 bis 10 Prozent des Getreides verbrennen in
Form von Biotreibstoff. Und: Ein Drittel der produ­
zierten Lebensmittel landen auf dem Abfall oder sind
ungeniessbar bevor sie den Konsumenten erreichen.
Viele Fachleute sehen das Problem denn auch weniger
in der Nahrungsmittelproduktion. Mit geeigneten
Massnahmen in der Verteilung liessen sich die Grundbedürfnisse der globalen Bevölkerung auch 2050
befriedigen. Doch ganz so einfach ist das nicht. Hochentwickelte Gesellschaften müssten ihre Konsum­
gewohnheiten verändern. Wenn, wie wir heute feststellen, grosse Teile der aufstrebenden Regionen
dem westlichen Lebensstil nacheifern und die west­
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Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015
liche Welt ihren verschwenderischen Umgang mit
Ressourcen nicht überwindet, wird sich das Problem
verschärfen. Allein in China hat sich der Pro-KopfKonsum von Fleisch in den letzten 15 Jahren mehr als
verdoppelt, derjenige von Milch verdreifacht. Die
Herstellung von tierischem Protein ist derart aufwendig und ressourcenintensiv, dass massive Pro­bleme
beim Energie- und Wasserverbrauch sowie bei der
Futter­mittel­produktion damit einhergehen werden.
Künstliches Fleisch …
Es gibt Wissenschaftler, die sehen die Lösung für dieses
Problem in der Herstellung von künstlichem Fleisch.
Unsere Vorliebe für Burger, Steaks und Sonntagsbraten
könnten wir beibehalten. Rindermassenhaltung und
Schweinemast würden indessen der Vergangenheit
angehören. Fleisch kommt aus dem Labor. Zu den
prominentesten Vertretern dieses Lösungsansatzes gehört der niederländische Gefässmediziner Mark Post.
Er machte im August 2013 Schlagzeilen, als er den
ersten im Labor hergestellten Hamburger servierte.
Finanziert wurde die Forschung auch von GoogleGründer Sergey Brin. Die beiden Testesser, die in den
Genuss des 300’000-Euro-Burgers kamen, waren
zwar vom Resultat noch nicht restlos überzeugt – es
schmecke eher wie eine Art Fleischkuchen, etwas
trocken und zu wenig fett, merkte der Food-Autor Josh
Schonwald an – dennoch liessen sie es durchaus als
Fleischprodukt durchgehen. In 20 bis 30 Jahren, so
gibt sich Mark Post von der Universität Maastricht
überzeugt, könnte die industrielle und damit die a
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Fokus Nahrung
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erschwingliche Produktion von In-vitro Fleisch, gezüchtet aus Stammzellen von beliebigen Tieren, möglich
werden. Mitte Oktober findet das «First International
Symposium on Cultured Meat» statt, wo die inter­na­
tionale Forschergemeinschaft weitere Ergebnisse und
neue Forschungsansätze präsentieren und diskutieren
wird. Skeptiker und Kritiker halten dem entgegen,
dass es zwar in der Zukunft möglicherweise künstlich
gezüchtete Fleischprodukte wie Hackfleisch oder
Wurstwaren geben könnte, dass aber faseriges und
schmackhaftes Muskelfleisch, das wir heute in gros­sen
Mengen verzehren, eine viel grössere Herausforde-
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Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015
BE
rung darstelle. Die Idee, dass dies in absehbarer Zeit
in einer vom Konsumenten geschätzten Form auf den
Markt komme, mute eher utopisch an.
… oder Insekten auf dem Teller
Seit einigen Jahren, spätestens aber seit dem Bericht
«Edible insects: Future prospects for food and feed
security» aus dem Jahr 2013 der Food and Agricultural
Organisation (FAO) der Uno, rückt die Rolle von Insekten bei der Lösung der Welternährungsprobleme ins
Rampenlicht. Eins ist klar: Eine Vielzahl von Insekten sind
bekömmlich und können dem Speiseplan als Protein-
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quelle problemlos beigemischt werden. In verschiedenen Kulturen gehören Sie von jeher auf den Tisch,
teil­weise auch als Delikatesse. Die FAO schätzt die Zahl
der Menschen, die Insekten auf dem Speisezettel
haben, auf zwei Milliarden. Viele der rund 1´900 ess­ba­
ren Insektenarten sind reich an Proteinen und gesunden Fetten sowie hohen Anteilen von Kalzium, Eisen
und Zink. Die Uno proklamiert jedoch nicht, dass wir
alle auf Insektennahrung im grossen Stil umstellen
sollen. Sie streicht vielmehr das Potenzial von Insekten
als Bestandteil der Nahrungsquelle Wald heraus, das
noch weit­gehend brachliegt. Insekten könnten auch
im grösseren Stil als Futterersatz dienen. Insekten
würden Vorteile auf verschie­denen Ebenen bringen,
so die Studie. Um ein Kilogramm Insekten zu pro­
duzieren, brauchen sie zwei Kilogramm Nahrung. Bei
Rindern steht dieses Verhältnis bei 1:8. Zudem produ­
zieren Insekten nur einen Bruchteil an unerwünschten
Gasen wie Methan, Ammoniak oder Kohlendioxid.
Der Bericht empfiehlt im Fazit gesetz­liche Grundlagen,
welche die industrielle Errichtung von Insektenfarmen
begünstigten.
Auf einer kleineren Skala sind auch in der Schweiz
erste Projekte entstanden, die Insekten als Grundlage
für unsere Ernährung benützen. So zum Beispiel das
Siegerteam des «ENTOpreneur» der ZHAW-Start-up
«Challenge». Es entwickelte ein neuartiges Extraktionsverfahren zur Proteingewinnung aus Insekten.
Damit wollen sie einen Weg aufzeigen, wie Hunger
und Mangelernährung in Entwicklungsländern bekämpft werden kann. Dass das nicht nur Theorie ist,
haben Meinrad Koch und sein Team mit ihrem Proteinriegel aus Mehlwürmern bereits bewiesen, der nicht
nur bei Insektenliebhabern als Snack durchgeht. Die
extrahierte Proteinmasse wird nicht mehr mit Krabbeltieren in Verbindung gebracht. Meinrad Koch ist
Masterstudent der Lebensmitteltechnologie an der
ZHAW in Wädenswil und hat bereits für seine Bachelor­
arbeit den Preis der Schweizerischen Gesellschaft für
Lebensmittel-Wissenschaft und -Technologie (SGLWT)
erhalten.
Die gelbe Erbse
Abseits von Kunstfleisch und Insekten könnte ein
Grossteil der tierischen Proteine, den wir heute ver-
zehren, auch durch pflanzliche ersetzt werden. Proteinreich sind insbesondere Hülsenfrüchte, die in weiten
Teilen der westlichen Welt auf den Speisezetteln nur
noch eine untergeordnete Rolle spielen. «Es stehen
ausreichend pflanzliche Proteinquellen zur Verfügung,
die jedoch wegen fehlender technologischer Verfahren vorrangig der Tierfütterung zugeführt werden.
Forschung und Industrie müssten aus dem Pflanzeneiweiss schmackhafte Produkte entwickeln, nicht unbedingt Fleischersatz, sondern eigenständige, mit Pflanzenprotein angereicherte Produkte», fordert etwa der
deutsche Lebensmitteltechnologe Ralph Thomann.
Der klare Favorit unter den Leguminosen, so der
Fachbegriff für Hülsenfrüchte, ist für Ralph Thomann
die gelbe Erbse. «Sie vereint alle positiven Eigenschaften der Hülsenfrüchte. Zwar liegt sie mit 24 Prozent pflanzlichem Eiweissanteil hinter der Sojabohne
(39 Prozent) und Lupine (34 Prozent), doch die Erbse
ist im Gegensatz zu diesen Pflanzen nicht allergen,
enthält kein Gluten wie Weizen und ist nicht gentechnisch verändert wie die meisten Sojapflanzen. Die Erbse
hat einen guten Ruf, ist gut verfügbar und ihr Preis
moderat.» Bereits heute werden Erbsen zur Stärkegewinnung angebaut, das Eiweiss fällt als Neben­pro­
dukt an und wird vor allem für Tierfutter ver­wendet.
Womit man der Erbse aber Unrecht tue. «Als Fleisch­
ersatz, Knabberartikel oder für Mehl­produkte ist sie
bestens geeignet», meint Thomann. Natürlich kann
man auch einfach einen traditionellen Erbseneintopf
zubereiten.
Lust auf Neues
Wie so oft bei komplexen Problemen auf globaler
Ebene sind Patentrezepte nicht in Sicht. Politische
Fehl­entwicklungen, Monokulturen, Gentechnik oder
Biolandbau, Exportsubventionen in den Industrie­
ländern, welche die Kleinbauern in Entwicklungsstaaten
in den Ruin treiben: Dies sind nur ein paar Stichworte,
welche die Komplexität aufzeigen, die weit über das
reine Kalorienzählen hinausgeht. Klar scheint eines:
Unsere Ernährungsgewohnheiten sind revisionsbedürftig. Fleisch dürfte in Zukunft ein Luxusprodukt werden. Was stattdessen auf unseren Teller landet, dafür
braucht es jetzt Phantasie, Innovationsgeist und Lust
auf Neues. k
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Fokus Nahrung
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Nahrungsmittel haben ihre regionale und globale
Geschichte. Was und wie wir essen ist nicht allein
unsere eigene Entscheidung, sondern eine das
Resultat aus Tradition und Geschichte, der sozialen
Umgebung, des geografischen Standorts und
vielem mehr. Einige überraschende Fakten über
die Ernährungsgewohnheiten der Menschheit.
Text: Othmar Köchle
Je mehr Menschen am Tisch sitzen,
desto mehr essen wir
Die sozialen Faktoren bei der Nahrungsaufnahme
beziehen sich auf den Einfluss einer oder mehrerer
Personen auf das Ernährungsverhalten anderer,
sei es direkt oder indirekt, bewusst oder unbewusst.
Sogar wenn wir alleine essen, ist unsere Essenswahl durch soziale Faktoren beeinflusst, denn unsere
Einstellungen und Angewohnheiten zur Nahrungsaufnahme entwickeln sich durch die Wechselbe­
ziehungen zu anderen Menschen. Untersuchungen
haben er­geben, dass wir in der Gesellschaft von
Familie und Freunden mehr essen, als wenn wir
alleine essen und dass die verzehrte Menge grösser
wird, je mehr Tischgäste zugegen sind.
Tücken der Botanik
Was haben folgende Lebensmittel gemeinsam:
Dattel, Tomate, Wassermelone, Banane, Kürbis und
Avocado. Antwort: Alle gehören botanisch ge­
sehen zu den Beeren.
Erdbeeren, Himbeeren und Brombeeren hingegen
gehören botanisch nicht zu den Beeren. Während die
Erdbeere eine Sammelnussfrucht ist, zählen Him­
beere und Brombeere zu den Sammelsteinfrüchten.
Wacholderbeeren gehören übrigens zu den Zapfen.
Bald ausgefischt?
Falls die Überfischung weiterläuft, wie sie aktuell
betrieben wird, gehen Schätzungen davon aus,
dass bis 2048 die globale Fischindustrie kollabiert.
Ja, wir lesen richtig: Das ist, wenn unsere Babys
Mitte 30 sind.
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Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015
Chicken für die Aussies,
Rind für die Gauchos
Der geschätzte Pro-Kopf Rindfleischkonsum in
Argentinien beläuft sich wenig überraschend auf
knapp 60 kg pro Jahr, was weltweit der höchste
Wert ist. Was für die Argentinier das Rind, ist für
die Australier das Hühnchen. Mehr als 50 kg
Poulet landen durchschnittlich jährlich auf jedem
australischen Teller. Sage und schreibe 20-mal
mehr als beispielsweise in Indien. Europäer dagegen tendieren zum Schwein. 41,3 kg wird in
Wurst- und Fleischform jährlich pro Kopf verzehrt.
Das weisse Gold
Salz ist in der menschlichen Ernährung unentbehrlich, auch wenn wir heute mehr als genug davon
konsumieren. Das war nicht immer so. Salz war in
früheren Zeiten ein Handelsgut erster Güte. Auch
deshalb, weil es in Zeiten vor den lückenlosen
Kühlketten für die Haltbarmachung von frischen
Speisen unverzichtbar war. Die Nachfrage überwog das Angebot. Der Salztransport wurde auf den
Handels­wegen mit einer Salzsteuer belegt und
machte die anliegenden Städte wie Rom, München
oder Warschau reich. Der Wert des unersetzbaren
Gewürzes zeigt sich auch im Wort «Salär». Es
kommt vom «salarium», der Ration Salz, die den
Legionären zusätzlich zum Sold ausbezahlt wurde.
Die List des alten Fritz
«Unser täglich Brot gib uns heute»
Im mittelalterlichen Europa gehörte Brot erst seit
dem 13. Jahrhundert zum Grundnahrungsmittel.
Noch im 10. Jahrhundert stand es auch in Klöstern
selten auf dem Speiseplan, der im Frühmittelalter
von Getreidebreien und -grützen geprägt war. Dennoch ist Brot ein Nahrungsmittel mit 11’000-jähriger
Geschichte. Die Ägypter entdeckten, dass es durch
Pilze und Bakterien luftig wird. Das deutsche Wort
«Brot» hat damit etwas zu tun: Das altdeutsche
»prôt» heisst nämlich so viel wie «Gegorenes». Die
alten Römer indessen waren bereits Brotbäcker im
grossen Stil und betrieben re­gelrechte Grossbäckereien, spannten Ochsen vor Mahlsteine und pro­du­
zierten so grosse Mengen an Mehl, das sie von
Sklaven zu Teig kneten liessen, das in grossen Stein­
öfen gebacken wurde.
Die Spanier brachten sie aus den Anden mit, die
seltsame Knolle, die unsere Ernährungsgewohnheiten revolutionieren sollte: die Kartoffel. Johann
Sebastian Bach dürfte schwerlich Kartoffeln gegessen haben. Friedrich II., der in Preussen den Anbau
der Knolle vorantreiben wollte, bediente sich einer
List. Erfolgreich sei es erst gewesen, als er seinen
Kartoffel­acker von Soldaten bewachen liess, so dass
die Be­völkerung sie für ein edles und exklusives
Saatgut hielt und dadurch zum Stehlen der vermeintlich wertvollen Pflanzen verleitete. In der Schweiz
wurde die Kartoffel aufgrund ihrer seltenen Blütenpracht als Topfpflanze bekannt. Erst 100 Jahre
später, Anfang des 18. Jahrhunderts, wurde sie als
Lebensmittel an­gebaut.
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Fokus Nahrung
«Unsere Kühlschränke sind zu voll»
Oft landet die Nahrung nicht im Magen, sondern im Abfall. Und das im grossen Stil.
Ein Blick auf die Lebensmittelkette zeigt: Es wird bereits einiges gegen die Verschwendung
getan – im Grossen wie im Kleinen. Aber es bleibt noch viel zu tun. Text: Barbara Rimml
Es sind Zahlen, die nur wenige kaltlassen: Ein Drittel
der für den Menschen bestimmten Lebensmittel geht
in der Schweiz auf dem Weg vom Feld zum Teller
ver­lo­ren oder landet im Abfall. Das sind gemäss der
Organi­­sa­tion Foodwaste.ch rund 2,3 Millionen Tonnen
pro Jahr – oder die Ladung von 383 Lastwagen pro
Tag. Dies, während weltweit Menschen an den Folgen
von Hunger sterben. Es ist nicht nur ein ethisch-­so­zia­
les, sondern auch ein wirtschaftliches und ein öko­logi­
sches Problem: massive Verschwendung von Boden,
Wasser und Energie. Der grösste Teil der Lebensmittelverschwendung, ganze 45 Prozent, geht aufs Konto
von Privathaushalten. Gefolgt von 30 Prozent in der
Ver­arbeitung, 13 Prozent in der Land­wirt­schaft und je
5 Prozent in Detailhandel und in Gastro­nomie.
Landwirtschaft: weniger aussortieren
In der Landwirtschaft entstehen Nahrungsmittelverluste zum Beispiel wegen zu grosser Ernten, wetter­
bedingter Schäden oder der Qualitätsanforderungen
10
Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015
der nachgelagerten Stufen. «Bauern und Händler
haben in letzter Zeit gemeinsam die Qualitätsnormen
für sämtliche Produkte überarbeitet», erklärt Marc
Wermelinger vom Verband des Schweizerischen Früchte-, Gemüse- und Kartoffelhandels Swisscofel. «Mit
dem Ziel, wo immer möglich die aussortierten Mengen
auf allen Stufen zu reduzieren.»
Vom Handel nicht übernommene Nahrungsmittel ver­wertet der Bauer in der Regel selbst. Gute Qualitäten im
Verkauf ab Hof, sonst als Tierfutter, in der Biogas­anlage
oder auf dem Feld als Nährstoff. Es gebe auch Bauern,
die überschüssige Ernten an soziale Organi­satio­nen
spenden, so Alexandra Cropt vom Schweizer Bauernverband. «Aber das bedeutet Kosten für die Ernte­
arbeit, die sich die Landwirte oft nicht leisten können.»
Handel und Industrie: Lebensmittelspenden
Lebensmittelabfälle schmälern den Gewinn. Deshalb
versuchen die Unternehmen sie zu vermeiden, etwa
durch exakte Planung oder mit Preisreduktionen. Fallen
Überschüsse trotzdem an, so sind Lebensmittelspenden
an soziale Organisationen ein gängiger Weg für Handel
und Industrie.
Die Hilfsorganisation Tischlein deck dich verkauft seit
1999 solche Lebensmittel für einen symbolischen
Franken an armutsbetroffene Menschen in der ganzen
Schweiz; die Schweizer Tafel verteilt sie seit 2001
gratis an soziale Institutionen wie Gassenküchen oder
Notunterkünfte. Von 1´140 auf 7´129 Tonnen konnten
die beiden Organisationen die auf diese Weise geretteten Lebensmittel in den letzten zehn Jahren steigern.
Sind die Lebensmittel für den Menschen nicht mehr
geeignet, folgt die Verwertung als Tierfutter, Biogas
oder Kompost. Bei der Migros entspricht dies 1,4 Pro-
zent der Lebensmittel, bei Coop weniger als 1 Prozent.
Tatsächlich im Abfall landen dann nur noch 0,1 Prozent (Migros) beziehungsweise 0,2 Prozent (Coop).
Zahlen in Tonnen geben die beiden Grossverteiler nicht
bekannt.
Vermarktung von nicht konformen Produkten
Mit der Eigenmarke Ünique vermarktet Coop seit 2013
auch krumme Gurken oder zweibeinige Rüebli zu
niedrigen Preisen. Mit Erfolg und äusserst posi­tiven
Rückmeldungen der Kundschaft, wie Me­­dien­spre­­
cherin Nadja Ruch erklärt. Diese Sensibili­sie­rung findet
Alexandra Cropt vom Schweizer Bauernverband
grundsätzlich gut. Aber es stelle sich die Frage des
Werts. «Denn der Geschmack ist gleich, die Arbeit
dahinter auch. Die Bauern müssen auch für diese Produkte angemessen entschädigt werden.» a
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Fokus Nahrung
Einer, der normale Marktpreise dafür bezahlt, ist der
Koch Mirko Buri. «Es geht darum, den Produkten Wert
zu geben», so der Berner, der seine Gault-MillauKarriere an den Nagel hängte, nachdem er den Dokumentarfilm «Taste the Waste» gesehen hatte. In
seiner 2014 gegründeten Firma «Mein Küchenchef»
stellt er Fertiggerichte ohne künstliche Konservie­
rungsstoffe her. Dabei peilt er eine hundertprozentige
Verwertung der Lebensmittel an, etwa durch die
Nutzung von Rüstabfällen für Gemüsefonds sowie den
Einkauf der Produkte direkt beim Bauern – besonders von Gemüse, das nicht den Normen entspricht
und sonst verlorengeht.
Innovative Unternehmen
Solche Pionierbetriebe, welche die Vermeidung von
Nahrungsmittelabfällen einer zahlenden Kundschaft
schmackhaft machen wollen, sind insbesondere in
Zürich aktiv. Seit 2013 gibt es hier das Buffet Dreieck
und die Biorampe, eine Zusammenarbeit des Vereins
Green­about mit Bachsermärt. Die Biorampe verkauft
Bio-Produkte, die über die traditionellen Ver­kaufs­
kanäle keinen Absatz finden, das Buffet Dreieck verarbeitet Lebensmittelüberschüsse des Detail­handels zu
Suppen, Salaten und Sandwiches. Oder die Ende 2013
gegründete Äss-bar, die Backwaren «frisch von gestern» bei Bäckereien abholt und zu stark vergünstigten Preisen verkauft. Als Gegen­leistung erhalten die
Bäckereien eine tiefe prozentuelle Umsatzbeteiligung.
Äss-bar konnte dieses Jahr bereits nach Bern und nach
Winterthur expandieren. Die neuste, von vier Studenten
gegründete Firma heisst Zum guten Heinrich und
bietet mit einem Food-Bike Menüs im Einmachglas aus
nicht normkonformen Zutaten an. Es ist nicht die
Gewinnmaximierung, die bei diesen Jungunternehmen
im Vordergrund steht, sondern der Beitrag zur nachhaltigen Ernährung.
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Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015
Gastronomie: Einzelanalyse und Branchenansatz
Dass solche Unternehmen gerade in jüngster Zeit flo­
rieren, hat seinen Grund: Das Thema Lebensmittelver­
geudung dringt erst seit drei Jahren ins öffentliche
Bewusstsein. «Zuvor gab es keine gute Datengrund­
lage», erklärt Markus Hurschler, der 2012 den Verein
Foodwaste.ch mitgründete. Hurschler ist auch Mitinhaber der Beratungs- und Projektfirma Foodways Con­
sulting, die das Sekretariat der Brancheninitiative United
against Waste führt. Verschiedene Verbände und
Unternehmen der Lebensmittelbranche – von Industriebetrieben über Bäckereien bis hin zu Gemeinschafts­
verpflegung und Gastgewerbe – gründeten diesen
Verein 2013, mit dem Ziel, die Lebensmittelabfälle ent­lang der gesamten Wertschöpfungskette des AusserHaus-Konsums zu reduzieren und bis 2020 zu halbieren.
Der Verein bietet Analyse und Beratung für Betriebe
an, die ihre Lebensmittelabfälle reduzieren wollen, sowie
Weiterbildung, Vernetzung und Austausch.
Politik: übergreifende Lösungen
Auch die Politik hat sich dem Thema angenommen, mit
parlamentarischen Vorstössen von den Grünen über
die CVP bis hin zur SVP. Der Bundesrat will die Re­duk­
tion von Nahrungsmittelabfällen ebenfalls angehen
und setzte eine verwaltungsübergreifende Projektgruppe ein. Diese initiierte mit den Akteuren der gesamten
Lebensmittelkette und der Zivilgesellschaft einen Stakeholderdialog. «Wir wollten übergreifende Lösungen
suchen, die einzelne Akteure nicht erzielen ­können»,
so Vinzenz Jung vom Bundesamt für Landwirtschaft.
Aus dem Dialog entstanden unter anderem zwei Leit­fäden, einer für die Datierung von Lebensmitteln
und einer für potenzielle Lebensmittelspender. «Der
Leitfaden soll Sicherheit geben, was möglich ist und
was nicht», so Lorenz Hirt von der Föderation der
Schweizerischen Nahrungsmittel-Industrien, Fial, die
den Leitfaden «Lebensmittelspenden» zusammen mit
Swisscofel herausgibt. Oft hätten Firmen aus Angst
vor einem Risiko nicht gespendet. Geplant war für 2016
ausserdem eine dreijährige Sensibilisierungskampa­
gne, die der Bund aus Spargründen sistiert hat. Viele
bedauern das, auch Marc Wermelinger vom Verband
Swisscofel: «Es nützt nichts, wenn wir vorne in der Produktion und im Handel grosse Anstrengungen unternehmen und die Verbraucher dennoch grosse Mengen
fortwerfen.»
Privathaushalt: grosser Handlungsbedarf
Denn, und das betonen alle: Der grösste Handlungsbedarf für die Reduktion der Nahrungsmittelver­schwen­
dung liegt beim Konsument und bei der Konsumentin.
Also bei uns allen. Durchschnittlich wirft jede Person
allein im Haushalt täglich 320 Gramm Lebensmittel weg.
Durch die Sistierung der Kampagne des Bundes bleibt
die Auf­klärungsarbeit anderen überlassen. Der Vorteil bei
diesem Thema: Man kann es kulinarisch über­mitteln.
So sen­sibilisiert der Verein Foodwaste.ch nicht nur mit
einer Wanderausstellung über Lebensmittelverschwendung, sondern verkocht überschüssige Lebensmittel
auch an speziellen Anlässen und tischt sie gratis auf.
Andere holen Lebensmittel aus den Containern der
Detailhändler, bereiten daraus zum Beispiel Muffins
und verteilen diese mit einer entsprechenden Erklärung
auf der Strasse. Wie Meret Schneider, Co-Präsidentin
der Jungen Grünen Zürich, welche die Besorgung von
Essen aus dem Abfall als politische Aktion versteht,
inklusive Container-Workshops für Neuinteressierte.
«Meist reicht ein Blick in einen Container voller Lebensmittel, um zu sensibilisieren», erklärt die Jung­
politikerin.
Blick in den Kühlschrank
Derartige Projekte gibt es bereits in einigen Schweizer
Städten, oft als öffentlich zugängliche Kühlschränke,
woraus sich alle bedienen können. Eines der Pionierprojekte ist der Verein Restessbar in Winterthur. Frei­­willige füllen die Kühlschränke mit Überschussprodukten,
die sie zuvor bei lokalen Läden abholen. Vorstandsmitglied Seraina Fritzsche ist sehr zufrieden: «Wir dachten
nie, dass das so gross wird.»
Apropos Kühlschränke: Es empfiehlt sich, vor dem
Einkaufen in den Kühlschrank zu schauen. «Unsere
Kühlschränke sind zu voll, das zeigen alle Studien»,
so Markus Hurschler von Foodwaste.ch. Sein Haupttipp
lautet denn auch: weniger einkaufen. Der Verein
listet auf seiner Website zahlreiche Ratschläge zum
richtigen Umgang mit Lebensmitteln auf. Solche mit
einem Mindesthaltbarkeitsdatum – nicht zu verwechseln mit dem Verbrauchsdatum – wie Joghurt oder
Käse, die man übrigens auch nach Ablauf des Datums
noch konsumieren kann. Wenn Aussehen, Geruch
und Geschmack stimmen. k
Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/ 201513
Fokus Nahrung
Schlemmerparadies direkt
vor der Haustüre
Getreu dem Motto «Zurück zu den Wurzeln» besinnen sich immer mehr
Spitzenköche und Gourmets auf die regionale Küche. Dass der Trend zu
möglichst nachhaltig erzeugten, heimischen Lebensmitteln nicht unbedingt
einen Verzicht auf kulinarische Genüsse bedeuten muss, zeigt folgende
kleine Auswahl an eingeschweizerten Spezialitäten. Leckerbissen, die ursprünglich aus fernen Gebieten der Welt stammen, gedeihen nämlich
auch auf Schweizer Boden ganz gut. Text: Luca Aloisi
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«Oona» statt «Beluga»
Ob Silvesterparty, Hochzeit oder runder Geburtstag –
an gewissen Tagen muss es einfach Kaviar sein. Das
«schwarze Gold» galt als Arme-Leute-Essen, bevor es
wegen seiner Exklusivität durch Zaren und Aristo­
kraten zur Delikatesse wurde. Zum Nachteil der 26
Störarten, die wegen Überfischung, Wilderei und
Abwässer stark gefährdet sind. Die Kaviar-Importe
nach Europa fielen auch dank Fangregulationen von
3’000 auf heute gerade noch 90 Tonnen. Das Tropenhaus Frutigen, eine Kombination aus nachhaltig
angebauter exotischer Pflanzenwelt, Fischzucht, Ausstellung und hoher Gastronomie, startete vor zehn
Jahren zu Forschungszwecken die Haltung Sibirischer
Störe. Seit 2007 ist hochwertiges Störfleisch und seit
drei Jahren auch «Oona – echter Berner Alpen Kaviar»
aus Frutigen erhältlich. Produzierte die alpine Störzucht 2014 noch 650 Kilo, so geht sie heuer bereits
von einer Tonne Schweizer Kaviar aus. «Die Frutiger
Delikatesse profitiert vom Pioniercharakter unserer Aufzucht und von der Reinheit des warmen Berg­wassers»,
begründet Marketingverantwortliche Beate Makowsky
den Erfolg von Oona-Kaviar.
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Der Schweizer Highlander
Nachdem 1999 in der Schweiz das Herstellungsverbot
von Spirituosen aus Getreide aufgehoben wurde,
startete die Appenzeller Brauerei Locher AG, die bereits
in fünfter Generation geführt wird, mit der Whiskyproduktion. Das Besondere am edlen Tropfen Appenzeller Säntis Malt ist seine Reifung und die Lagerung
in geschichtsträchtigen Bierfässern aus Eichenholz, die
Rohstoffe aus den Schweizer Bergen und das quell­
frische Wasser aus dem Alpsteingebirge. Mit diesen
Eigenschaften lassen die internationalen Auszeichnungen genauso wenig auf sich warten wie die heimischen Nachahmer. Schweizer Whisky entsteht mittlerweile unter anderem im Fricktaler Käsers Schloss, im
Berner Oberland bei der Brauerei Rugen oder bei der
Distellerie Lüthy in Muhen.
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Kiwi vom Walensee
Dort, wo die steilen Felswände in den Walensee zu
stürzen drohen, an der Ostseite des Sees, lebt man
in einer sogenannten Klimakammer. Hier entführt einen
die Vegetation sonnenhungriger Pflanzen ans Mittelmeer. So uninteressant die Mengen an Weintrauben,
Kiwis und Feigen für den Grosshandel sind, so sehr
werden die aus den Früchten regional hergestellten
Spezialitäten wie Konfitüren von der hohen Gastro­
nomie geschätzt.
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Wasserbüffelfleisch und -mozzarella aus
Schangnau
Ende der 1990er Jahren ebneten Emmentaler Bauern
dem asiatischen Wasserbüffel den Weg in die Berner
Bergwelt. Inzwischen fühlen sich die respekteinflös­sen­
den dunklen Hornträger der Mittelmeerbüffel-Rasse
in Schangnau ausgesprochen wohl. Die Büffelgenossenschaft, bestehend aus acht Land­wirten, hält gegenwärtig 100 Tiere, die nebst der sehr gehaltvollen Milch
für die kampanische Mozzarella-Spezialität auch
Fleisch liefern, das wegen seines geringen Cholesteringehalts und dem wildaromatischen Geschmacks sehr
beliebt ist.
Aargauer und Walliser Safran
Eine Bouillabaisse, eine Paella oder ein Risotto alla
milanese ohne Safran? Unvorstellbar! Farblich wie
geschmacklich ist dieses Gewürz unnachahmlich. Die
grössten Anbaugebiete mögen zwar in Iran, Afgha­
nistan, Kaschmir und im Mittelmeerraum liegen, doch
weil die kostbaren Blütenstempel dort oft mit weit
günstigeren Gewürzen verschnitten werden, muss man
sehr auf die Qualität und die Konzentration dieses
Safrans achten. In dieser Beziehung machen die wenigen Schweizer Safranhersteller keine Kompromisse:
Was seit wenigen Jahren aus dem Freiamt als «Aargauer
Safran» oder schon von jeher als Kulturgut aus dem
Walliser Dorf Mund stammt, kann in Puncto seiner
Inhaltsstoffe und Reinheit problemlos mit den besten
Safransorten der Welt mithalten. In den Genuss des
kostbaren Gewürzes aus heimischen Gefilden kommen
etwa die First-class-Passa­giere auf Swiss-Flügen,
denen der Safran in Form von Glace kredenzt wird.
Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/201515
Fokus Nahrung
«Frau Gerorlds Garten» zieht ein urbanes Publikum an.
Mit guten Rezepten zum Erfolg
29‘000 Gastrobetriebe gibt es in der Schweiz. Experten sind sich einig: Es sind zu viele.
Um im Wettbewerb zu bestehen, braucht es Ideen, Einsatz und Liebe zum Beruf. Das
«Zürcher Wirtschaftsmagazin» hat drei Betriebe besucht, die mit ganz unterschiedlichen
Konzepten zeigen, wie Gastronomie erfolgreich sein kann: Das eine ist trendig-urban,
das andere setzt auf Themenwelten, das dritte auf einen gepflegten Familienbetrieb mit
Spitzenküche. Gemeinsam ist den Dreien, dass sie mit einem Rezept Erfolg haben, das
ihnen entspricht. Text: Lisa Inglin; Fotos: Meinrad Schade
16
Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015
Jürgen Eder von «Eder´s Eichmühle»
kocht mit frischen, regionalen Produkten.
1´00 Ideen und ein guter Mix:
Marc Blickens­torfer und Katja Weber;
Initianten von «Frau Gerorlds Garten»
Die Piratencrew macht den Bubentraum
perfekt. Kinder lieben das «Pirates».
Blüten und Kräuter zwischen Baucontainern
Am Anfang war der Blick über die Gleise. Diesen
Ausblick serviert Gastrounternehmer Marc Blickens­
torfer den Gästen nun zum Apéro in «Frau Gerorlds
Garten». Samt der Stimmung von Aufbruch und Allesist-­möglich. Es brauchte ein eingeschworenes Team
und 1´000 Ideen, um aus der Brache des Gerold­areals
im Zürcher Industriequartier ein blühendes Gastro­
unter­nehmen zu machen. Schiff- und Baucontainer
dienen als Raumelemente, ein Zelt schützt vor dem
Regen. Alles wirkt dynamisch und mobil. Schlies­slich
ist das Projekt befristet. Als Gegengewicht zum rauen
In­d ustriestil setzt Mitinitiantin Katja Weber auf
Urban Gardening. «Das bringt ein wenig Liebe und
Leben hinein», sagt sie. Aus Containern und SBBPaletten wachsen Krautstiele, Blumen und Beeren.
Zwischen den Bars arbeiten junge Designer in ihren
Shops. Der Mix macht es aus. «Es braucht verschie­
dene Elemente, damit ein Erlebnis entsteht», sagt
Blickenstorfer. Bar, Restaurant, Garten, Design, Kunst.
«Alternativ ja, schäbig nein», betont Weber. Das
Selbstbedienungsrestaurant bietet einfache, gute Gerichte, aufgepeppt mit Blüten und Kräutern aus
eigenem Anbau.
Im Oktober stellt «Frau Gerold» auf Winterbetrieb um:
Fondue in der Holzhütte. Und im Dezember betreibt
das Team mit den 1´000 Ideen den Weihnachtsmarkt
auf dem Sechseläuteplatz. a
Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/ 201517
Fokus Nahrung
Päde Hofstetter macht im «Pirates»
themenorientiere Elebnisgastronomie.
«Das Besondere an uns ist der Familienbetrieb.»
Familie Eder von «Eder´s Eichmühle»
Tatoos, Fässer und Kanonen
Nein, es stimme nicht, dass er seine Mitarbeitenden
nach ihren Tätowierungen aussuche. Und ja, es sass
auch schon ein Gast mit Anzug und Krawatte im
«Pirates». «Bei uns ist jeder willkommen», erklärt Ge­schäfts­führer Päde Hofstetter. Mit dem Eventlokal in
Hinwil hat er sich einen Bubentraum verwirklicht: ein
Schiff mit Holzplanken und Masten als Terrasse. Daneben ein grosser, schummriger Barraum mit Bühne und
Res­taurant. Überall Holzfässer und Bullaugen, baumelnde Skelette. «Als Gastronom muss man sich etwas
ein­fallen lassen», sagt Hofstetter. Themenorientierte
Erlebnisgastronomie nennt er das. Das «Pirates» bietet
Life-Musik und Themenabende für Schlagerfreunde,
Biker-Boys oder Liebhaber amerikanischer Autos. Die
Musik? Rock und Pop, alles, was der Mehrheit gefällt.
Dazu gutes, währschaftes Essen. Zu den Spe­zialitäten
gehört der Piratenfrass für Gruppen. Firmen­anlässe,
Polterabende, Kindergeburtstage – d
­ afür ist das «Pirates» bekannt. Überhaupt: Kinder lieben diesen Ort.
Die Piraten bleiben jedoch nicht im Zürcher Oberland.
Sie entern auch Festanlässe wie Musik­festivals und
Schwingfeste. Dort verköstigt eine kurzfristig angeheuerte Piraten-Crew ganze Festzelte und trägt das
Piratenfieber ins Land hinaus.
18
Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015
Regionale Köstlichkeiten im 400-jährigen
Bauernhaus
Am Mittag sind alle vier Eders im Einsatz: Küchenchef
Jürgen Eder und Sohn Oli am Herd, Ehefrau Doris und
Tochter Debi im Service. 15 Punkte gaben die Testesser
des Gault Millau dem Restaurant. «Eder’s Eichmühle»
liegt im Grünen oberhalb von Wädenswil und ist ein
400-jähriges Bauernhaus. Der Gast tritt durch die
Holztüre und ist gleich mittendrin: Er sieht vom Gang
mit den Stützbalken in die Küche, wo Eders Team
hochkonzentriert mit Pfannen, Pürierstab und Spritzsack hantiert. Durch den hellen Wintergarten erreicht er das Gartenrestaurant: Kies, ein plätschernder
Brunnen, eine 400-jährige Riesenkastanie. Alles liebevoll mit Porzellanfiguren von Doris Eder dekoriert. Seit
29 Jahren wirten Eders auf der Eichmühle. «Mein
Fundament ist die französische Küche», sagt der Patron.
Seine Hummerschaumsuppe ist legendär. Aber Eder
hält stets Ausschau nach neuen Küchentrends. «Zum
Glück haben wir Junge im Betrieb, die frische Ideen
einbringen», meint er. Zu seinem Erfolgsrezept gehört
die Zusammenarbeit mit Betrieben der Umgebung.
Biobauern, Geflügelzüchter, der Feinkostladen Preisig,
der Kulturbetrieb Neuguet. Jürgen Eder: «Man muss
Synergien schaffen.» Tochter Debi sagt: «Das Beson­
dere an uns ist der Familienbetrieb. Die Gäste haben
Freude, dass sie zu uns kommen können.» k
Mit unserem eBanking Mobile
wird jeder Ort zu Ihrer
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Wir haben rund 80 Filialen im Grossraum Zürich und zudem
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OKTOBER
SEPTEMBER
Casinotheater
Winterthur
Das Theater-, Gastronomie- und Eventhaus im Herzen von Winterthur ist mit
modernisierter Infrastruktur und einer
neuen Theaterbestuhlung in die Saison
gestartet. Unverändert bleibt das hoch­
karätige und vielseitige Theaterprogramm. Neben dem etablierten Weih­
nachts-Dinner-Spektakel «Stille kracht»,
bieten Perlen wie das «Doppelsolo» mit
Frank Baumann und «Die Blockflöte des
Todes» einmalige Theatererlebnisse.
Pro Vorstellung profitieren Sie mit
einer Karte der Zürcher Kantonalbank von einer Ermässigung von 10
Prozent auf zwei Theatertickets.
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OKTOBER
MärliMusicalTheater: Zürcher
Kammerorchester
«Tom Träumer»
Ab Oktober ist das MärliMusicalTheater
wieder auf Tournee. Mit seinem neuen
Stück entführt Andrew Bond alle ab fünf
Jahren in die Welt von Träumern, Elfen
und ins Anderland. Geniessen Sie mit Ihren Kindern die phantastische Geschichte von Tom Träumer und lassen Sie sich
von den herrlichen Figuren und der wun­
derschönen, irisch inspirierten Musik ver­
zaubern.
Den Auftakt in die neue Spielzeit 2015/16
feiert das Zürcher Kammerorchester mit
dem aus der Türkei stammenden Star­
pianisten Fazil Say. Er wird mit Mozarts
Klavierkonzert Nr. 12 A-Dur und zwei
Eigenkompositionen ein musikalisches
Feuerwerk zünden.
Ermässigung von 25 Prozent auf Vor-
20 Prozent vergünstigt.
stellungen im Kanton Zürich bei
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Angabe der Kartennummer einer
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20
Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015
20.
Mit einer Karte der Zürcher Kantonalbank beziehen Sie Ihre Tickets an
den Billettkassen ZKO und Tonhalle
24.
03.
OKTOBER
NOVEMBER
28.– 31.
OKTOBER
Jazznojazz!
Moods:
Schiffbaufest
Moods und Schauspielhaus laden zum
fröh­lichen Fest und feiern gemeinsam
15 Jahre Schiffbau! Spannende Augenblicke hinter den Kulissen, Konzerte auf
der Konzertbühne und in den Theaterkulissen. Das Schauspielhaus organisiert
aus­nahmsweise das Programm im Moods
und umgekehrt. Eintritt frei für das ganze Programm am Nachmittag wie auch
am Abend.
Eintritt frei
www.moods.ch
Auch in seiner 17. Ausgabe macht das
traditionsreiche Zürcher Musikfestival sei­
nem Namen alle Ehre und setzt ganz auf
frische Sounds von Koryphäen und New­
comern von Jazz bis Soul. Grossmeister
an ihren Instrumenten wie Chick Corea,
Hiromi und Bob James (piano), Stanley
Clarke und Marcus Miller (bass), Steve
Gadd und Jojo Mayer (drums), ChefFunker wie Maceo Parker, Fred Wesley
und Seven, die atemberaubenden Stimmen von Cassandra Wilson, Somi, Lizz
Wright und Lisa Simone sowie aufstrebende Newcomer wie Jarrod Lawson
und Ester Rada machen die Gessnerallee
für vier Tage zur «Jazz-Alley» der Schweiz.
ZKB Special: Ratatat
Das mascotte im Corso-Haus am Zürcher
Bellevue ist einer der ältesten und reno­
mmiertesten Clubs der Schweiz und eng
mit der kulturellen Geschichte Zürichs
verbunden. Wir engagieren uns seit Jahren für ein lebendiges Zürcher Kultur­
leben. Ab Herbst 2015 präsentieren das
mascotte und die Zürcher Kantonalbank
jährlich acht ausgewählte Live - Konzerte
im Genre Rock/Pop/Elektronik: 03.11.
Ratatat (USA) / 08.12. Shantel & Bucovina Club Orkestar (D).
Sichern Sie sich mit einer unserer
Karten rasch ein Ticket zum halben
Preis (limitiertes Angebot). Tickets
und weitere Informationen unter
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Mit einer Kundenkarte der Zürcher
Kantonalbank gibt es für alle
Konzerte 10 Franken Rabatt sowie
freien Eintritt in den Nordflügel
der Gessnerallee.
www.jazznojazz.ch
Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/201521
Ihre Bank
«Unsere langjährigen Engagements
sind echte Volltreffer»
Dr. János Blum, Vizepräsident des Bankrats der Zürcher Kantonalbank, über das Kultur­
sponsoring der Bank, den Erfolg langfristiger Partnerschaften und die wirtschaftliche
­Bedeutung der Kultur für die Gesellschaft.
Interview: Jan Philipp Betz; Fotos: Palma Fiacco
Herr Blum, von Berufs wegen sind Sie promovierter Mathematiker und Ökonom. Kann man
Kultur rechnen?
Nein, und ich rechne auch nicht immer. Für mich bedeutet Kultur Ausgleich, Abwechslung und das Ein­tau­
chen in andere Welten. Die Schnittstellen zu Wissenschaft, Politik und Kultur sind für mich dabei mit die
schönsten Seiten meiner Aufgabe. Es gibt den Bankenteil, den harten Kern, und es gibt kulturelle Berührungspunkte, die sehr anregend und bereichernd
sind.
Wie vertragen sich die oft als gegensätzlich bezeichneten Welten von Banken und Kultur?
Es ist spannend, wenn man zum Beispiel die Kulturbotschaft 2016 –2020 des Bundesrates liest, die übrigens vom Parlament sogar mit etwas mehr Geld
verabschiedet wurde, als vom Bundesrat beantragt:
Dort stehen im Kapitel «Herausforderungen» die
Stichworte Globalisierung, Digitalisierung, Demografie,
Individualisierung und Urbanisierung. Das ist genau
die gleiche Agenda wie für uns als Finanz­­institut. Man
könnte sie 1:1 in unsere Strategiepapiere übertragen.
Der Kulturbetrieb befasst sich demnach mit den gleichen Trends wie wir auch.
Welcher Bereich der Kultur liegt Ihnen besonders
am Herzen?
Der Film. Ich gehe oft ins Kino, das ist am einfachsten
und spontansten. Man muss nicht lange vorher Karten
besorgen. Kino ist wohl von seinem Format her das
Genre, welches am besten zu unserer Zeit passt. Zudem
besuche ich seit Jahren verschiedene Filmfestivals.
Daneben interessiere ich mich auch für die Oper und
die bildende Kunst.
Die positive Wirkung von Kultur lässt sich mit
der Genauigkeit von Zahlen nicht erfassen. Welche Massstäbe legt die Bank an und welche
Strategie verfolgt sie bei einem Sponsoring im
Kulturbereich?
22
Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015
Die Kriterien für eine Entscheidung lassen sich nicht
immer objektiv definieren. Das liegt auch in der Natur
der Sache. Wir wissen, welche Gebiete wir abdecken
wollen, das sind Theater, Musik, Film, Literatur und
Brauchtum. Wir haben eine genaue Vorstellung davon,
welche potenziellen Kundensegmente wir mit dem
Engagement ansprechen wollen: Wir unterstützen dabei
ausschliesslich Institutionen, also keine Einzelproduk­
tionen oder einzelne Personen. Wir möchten langfristige Partnerschaften aufbauen, die sich auch klar von
der Positionierung unserer Wettbewerber abheben. Zur
Zürcher Kantonalbank passen Engagements wie das
Moods, das Literaturhaus oder das Theater Rigiblick, das
Zürcher Kammerorchester oder das Theater Kanton
Zürich. Sie sind nicht elitär und bieten trotzdem sehr
hochstehende Kunst.
Wie kommt man in den Genuss einer solchen
Partnerschaft?
Eine Partnerschaft wächst. Wir gehen nicht auf eine
Institution zu und sagen: «Wir wollen euch sponsern.» Meistens kommen die Kulturschaffenden auf
die Bank zu. Auch ist das Portfolio nicht von einem
Tag auf den anderen entstanden; vielmehr ist es über
die Zeit gewachsen, und wir haben unsere Erfahrungen gemacht und sind auch schon aus Engagements
ausgestiegen. Begleitet wird die Entscheidung von
einer professionellen Analyse unserer Sponsoringabteilung, die uns die Übereinstimmung unserer Ziele mit
einer Unterstützung aufzeigt. Unser Gesamtengagement soll aber grundsätzlich nicht weiter ausgebaut
werden.
Gibt es ein Engagement der Zürcher Kantonalbank dessen Entwicklung Sie freudig überrascht
hat?
Oh ja, es gibt da zum Glück gleich mehrere: zum
einen das Theater Spektakel in Zürich oder die Kurzfilmtage in Winterthur, die im Übrigen noch an
Bedeutung gewinnen werden. Der Kurzfilm ist ein
interessantes Genre für junge kreative Menschen, a
«Für mich bedeutet Kultur
Ausgleich, Abwechslung und
das Eintauchen in andere
Welten. Die Schnittstellen zu
Wissenschaft, Politik und
Kultur sind für mich dabei
mit die schönsten Seiten
meiner Aufgabe.»
János Blum, Vizepräsident des Bankrats,
Zürcher Kantonalbank
Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/ 201523
Ihre Bank
«Das Schlüsselwort heisst ‹Leistungsauftrag›.
Unser Engagement geht weit über ein reines
Marketinginstrument hinaus.»
János Blum, Vizepräsident des Bankrats, Zürcher Kantonalbank
denn sie haben meistens nicht das Budget, um einen
längeren Film zu produzieren. Die Werke sind zum Teil
sehr experimentell und innovativ, das passt zu unserer
Bank. Es ist bei diesen Kulturprojekten ein bisschen wie
in der Forschung und Entwicklung. In der Wirtschaft
würde man von Start-up-Unternehmen sprechen, womit sich der Kreis wieder schliesst. Denn die Förderung von jungen und experimentierfreudigen Menschen
gehört zu unseren Aufgaben sowohl im täglichen
Bankgeschäft als auch mit unseren Sponsoring-Engagements.
Stossen die Förderungen auch mal auf Kritik?
Das Theater Spektakel war anfänglich ein ungewöhn­
liches Unternehmen und stand auch immer mal wieder
in der Kritik. Aber alles, was wirklich anders ist und
auf neue Ausdrucksformen setzt, steht schnell in der
Kritik. Daran muss man sich gewöhnen. Es braucht
eine Portion Mut und Risikobereitschaft. Wir wollen
Kreatives unterstützen und geben von Haus aus
«Kredit». Das ist unser Geschäft, wie wir auch unserer
Kundschaft Kredite geben.
Wie entwickelt sich ein Kontakt zu den
Künstlern?
Ich lerne immer wieder interessante Künstler kennen,
wie zum Beispiel kürzlich beim Umbau des Haupt­
sitzes in Zürich. Mit den dort engagierten Künstlerinnen
und Künstlern haben wir viel diskutiert und dürfen
nun stolz sein auf das Ergebnis. Im Laufe der Zeit entsteht so auch ein Vertrauensverhältnis.
Entwickeln die Künstler dabei auch ein Gespür
für die Bedürfnisse des Auftraggebers?
Nun, die einen liefern ab, was sie bereits haben, andere wiederum denken sich in die Situation ein und
erschaffen etwas Massgeschneidertes. Es gibt erfolgreiche Akteure – übrigens nicht nur Künstler –, die
quasi ein Produkt immer wieder verkaufen und sich
nicht mehr erneuern. Sie werden irgendwann Opfer
ihres eigenen Erfolgs. Und es gibt die wirklich krea­
24
Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015
tiven Menschen, die das Gespür haben für die individuelle Situation. Einen guten Kulturschaffenden
zeichnet es aus, die richtige Sprache und den Bezug
zum Be­obachter zu finden.
Was unterscheidet die Kulturförderung der
­Zürcher Kantonalbank von den Wettbewerbern?
Das Schlüsselwort heisst «Leistungsauftrag». Unser
Engagement geht weit über ein reines Marketing­
instru­ment hinaus. Natürlich wollen wir auch unsere
Marke positionieren und attraktive Kundenplatt­
formen schaffen. Zusätzlich nehmen wir mit unserem
Engagement gesellschaftliche Verantwortung wahr.
Als «nahe Bank» ist es uns ein Anliegen, den Zugang
zu kulturellen Veranstaltungen zu erleichtern und
Grenzen abzubauen. Dabei steht nicht einfach «nur»
Mainstream auf dem Programm, auch wenn dieser
seine Berechtigung hat. Wir fördern die ganze Bandbreite bis hin zum innovativen, experimentellen
Kulturschaffen. Die kulturellen Institutionen schätzen
unsere Partnerschaften, weil sie langfristig angelegt
sind und auch in schwierigen Zeiten gelten.
Welche Entwicklungen sehen Sie derzeit in der
Kulturförderung?
Kultur wird zunehmend als Teil der Kreativwirtschaft
verstanden. Das fördern insbesondere Kanton und
Stadt Zürich sehr stark. Sie wird in jüngster Zeit als
eigener Wirtschaftszweig gesehen. Zu Recht fragt
man sich, wieso Abgänger der ETH eine fertige Infrastruktur vorfinden, wie zum Beispiel Technoparks,
aber wenn jemand von der Zürcher Hochschule der
Künste kommt und Designer ist, gibt es nichts Vergleichbares. Die Politik versucht jetzt, diese Branchen
auch als Teil der Wirtschaft zu verstehen und mit
ähnlichen Mechanismen zu fördern wie früher die Industrie. Im 19. Jahrhundert hat zum Beispiel Alfred
Escher verstanden, dass wir Ingenieure und die ETH
brauchen. Wir müssen das heute in anderen, «weicheren» Bereichen nachvollziehen. Und das geht nicht
ohne Innovation und Risikobereitschaft.
János Blum Der Mathematiker (Dr. sc. math. ETH) und Ökonom
(lic. oec. HSG) wurde 2002 in den Bankrat und 2011 ins Präsidium
der Zürcher Kantonalbank gewählt. Von 1989 bis 2011 war er
als Versicherungsmathematiker tätig. Nach verschiedenen Funk­tio­
nen bei der Schweizer Rück wurde Blum Chefaktuar bei der
Zurich Re und anschliessend bei der Allianz Risk Transfer. Später
arbeitete er für die Beratungsfirma Milliman und als Partner für
die Prime Re Solutions AG. János Blum ist Mitglied des Risikoma­
na­gementausschusses, Präsident der Verwaltungskommission
der Pensionskasse und der Marienburg-Stiftung sowie der Kunst­kommission der Zürcher Kantonalbank. Er ist verheiratet und
hat eine Tochter.
Welche Position nimmt das Zürcher Theater
Spektakel für Sie ein?
Ich bin seit den Anfängen in den frühen 1980ern als
Zuschauer dabei. Das Theater Spektakel weist eine
hohe Qualität auf und ist gleichzeitig sehr ungezwungen. Es hat nicht so sehr das Ritual von einem tradi­
tionellen Haus, ist spontan und nah bei den Zuschauerinnen und Zuschauern. Damit passt es sehr gut zur
Zürcher Kantonalbank. Mir gefällt auch die Symbiose
von Lokalem und Globalem: Vom Publikum her ist es
eine Zürcher Veranstaltung, die Produktionen kommen
indessen aus der ganzen Welt. Kreativität und Inno­
vation sind hier besonders, ebenso die Fragmentierung
der Formen: kein klassisches Guckkastentheater mit
dem Publikum als vierter Wand. Es ist viel interaktiver,
spartenübergreifender. Tanz und Zirkus und Musik
vermischen sich heute sogar noch mehr als früher.
Warum vergibt eine Kantonalbank eigentlich
im Rahmen des Theater Spektakels Preise in
entfernte Länder?
Weil aus diesen Ländern gute Produktionen kommen.
Und wenn man näher hinschaut, sieht man, dass es
Parallelen zur Schweiz gibt; die Welt ist kleiner geworden. Die Zürcher Wirtschaft exportiert in all diese
Länder, und die Kulturprojekte sind ebenfalls globaler
und internationaler geworden und suchen Koopera­
tionen mit anderen geografischen Bereichen. Es hilft
uns letztlich, uns selbst zu erklären. Internationalität
ist ja eines der Themen, bei denen wir manchmal als
Bank noch falsch wahrgenommen werden. Wir sind
nicht mehr ausschliesslich die historisch gewachsene
lokale Spar- und Hypothekarbank, sondern auch
wesentlicher Partner der stark international ausgerichteten Zürcher Wirtschaft. Auch die Bevölkerung ist
internationaler geworden als noch vor 30 Jahren. Vielfach ist das in der öffentlichen Meinung und in der
Politik noch nicht nachvollzogen. Unsere Engagements
sind auch ein Augenöffner. Sie helfen uns, die Transformationen, die wir selbst durchlaufen, besser zu verstehen. k
Unser Engagement
Musik, Theater, Film und Literatur – wir spenden einer
vielfältigen, lebendigen Kultur mehr als nur Applaus. Im
Sinne unseres Leistungsauftrags tragen wir nicht nur in
wirtschaftlicher Hinsicht, sondern auch mit einer breiten
Palette an Sponsoringaktivitäten zu einem lebenswerten
Kanton bei. Dabei engagieren wir uns in den Bereichen
Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft. Im gesellschaftlichen Bereich liegen die Schwerpunkte auf Film und Kino,
Literatur, Musik und Theater sowie Brauchtum. Unsere
Partner sollen ethische Grundsätze einhalten sowie ihre
soziale und ökologische Verantwortung wahrnehmen.
Wir erwarten, dass ein Projekt einen konkreten Nutzen für
die Umwelt, Gesellschaft oder Wirtschaft erfüllt und
unsere Kundinnen und Kunden sowie unsere Bank davon
profitieren. Gemeinsam mit unseren Partnern setzen wir
uns für einen lebendigen Kanton Zürich ein.
Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/201525
Anschub für
das eigene Unternehmen
Seit zehn Jahren investiert die Zürcher Kantonalbank im Rahmen ihrer «Pionier»-Initiative
in zukunftsweisende Start-ups. Dabei konnten im Wirtschaftsraum Zürich zirka 1´000
neue erstklassige Arbeitsplätze geschaffen werden. Ein Blick auf die Venture-Kultur in der
Schweiz. Text: Othmar Köchle
Herbst 2007. Fünf Studenten aus fünf Studienrichtungen lernen sich während eines Gründerseminars
an der ETH kennen. Sie entwickeln einen Geschäftsplan für ein fiktives Tourismusunternehmen, Get Your
Guide. Ihre Idee: Auf einer Internetplattform suchen
und finden Touristen einen lokalen Guide. Die besten
Tipps direkt vom Einheimischen.
Die Idee wird weiterentwickelt, Startkapital von
20´000 Franken und ein Büro im Technopark: Das
Abenteuer «eigene Firma» startet. Die «Sonntags­
Zeitung» berichtet im Februar 2008 über den Start-up
und der Zufall will es, dass ZKB Start-up-Finance
den Artikel liest, Johannes Reck, den CEO des Jung­
unternehmens, anruft und wissen will, wie es um
die Finanzierung bestellt ist. Mit dem professionellen
Partner, der die Anschubfinanzierung übernimmt,
wird den Studenten zum ersten Mal das Potenzial, aber
auch die Verantwortung bewusst. Bevor die Idee ins
Rollen kommt, müssen sie ihr Geschäftsmodell ändern.
Sie realisieren, dass sie nicht eine Vermittlungsplattform zwischen Privaten bereitstellen müssen, sondern
dass eine Vermittlungsplattform von professionellen
Reiseunternehmen und Touristikanbietern und Privaten
viel mehr Potenzial hat: Tourenanbieter inserieren
gratis auf der Website, Touristen finden eine Übersicht
der Angebote, und wenn es zu einer Buchung kommt,
kassiert Get Your Guide 20 Prozent Provision. Nach sechs
Monaten haben sie 900 Angebote auf der Site. Die
Jung­unternehmer holen einen Tourismusexperten in den
Verwaltungsrat, der auch bereit ist zu investieren. Mit
zusätzlichen Know-how und Geld wächst das Angebot
weiter. Und siehe da: Die Idee schlägt bei Anbietern
und Touristen ein.
Langsam wachsen oder durchstarten?
2010 stehen sie indessen an einem Scheideweg. Weiter
mit kleinen Schritten wachsen und im Umfeld nach
26
Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015
Kapital suchen oder wirklich durchstarten? Sie entscheiden sich für das Wagnis und suchen Venture-Kapital in grösserem Massstab. Das ist aber ein längerer
Prozess als erwartet. Die jungen Unternehmer müssen
eigenes Geld und das ihrer Verwandten einbringen,
eröffnen damit neue Filialen erst in Berlin, dann in Las
Vegas. Das Wachstum beschleunigt sich; schon 2012
erschöpfen sich die finanziellen Mittel wieder, neues
Venture-Kapital muss her. Ihr Businessplan überzeugt
schliesslich zwei grosse US-Investoren: 13,8 Millionen
Dollar fliessen. Mittlerweile beschäftigen sie rund 100
Mitarbeitende und gehören damit zu den Top-Start-ups
aus der Schweiz.
Die Zürcher Kantonalbank schiebt an
Der Fall von Get Your Guide zeigt exemplarisch, wie
wichtig die Funktion von Investoren ist, die bereit sind,
innovativen Start-ups in einer frühen Phase Schub zu
verleihen. In dieser Rolle sieht sich die Zürcher Kantonal­bank, die seit zehn Jahren mit der Start-up-Finanzierunginitiative «Pionier» ein wichtiger Partner auf dem
Forschungsplatz Zürich ist. Gewöhnlich sind Banken
nicht dafür bekannt, Firmen ohne nachhaltigen Cashflow zu finanzieren. Genau in der Start-up-Finanzierung, wo die Zukunftsaussichten einer Geschäftsidee
im Zentrum stehen, ist aber diese Risikobereitschaft
gefragt. «Pro Jahr investieren wir bis zu 15 Millionen
Schweizer Franken in innovative Start-ups, vor allem
in Form von Seedkapital», sagt Erika Puyal, die Leiterin
Start-up-Finanzierungen der Zürcher Kantonalbank.
Die Bank kooperiert dabei gern mit anderen Kapitalgebern, insbesondere in den kapitalintensiven Seg­
menten, wie Life Science und Medizinaltechnik. Wichtig
sind dabei vernünftige Businesspläne und Prototypen,
die zeigen, dass die Ideen auch realisierbar sind. «In den
zehn Jahren wurden auf diese Weise bereits 180
Firmen ins Rennen geschickt mit einer Finanzierungssumme von zirka 100 Millionen Franken. Wir sehen
Seit 1993 ist der Technopark Zürich eine wichtige Anlaufstelle für innovative Jungunternehmen, die Wissen in marktfähige Produkte und Dienstleistungen
umsetzen. Die Zürcher Kantonalbank ist als Aktionärin, Mitglied der Stifung Technopark und Miteigentümerin der Immobilie wesentlich am Erfolg beteiligt.
dies durchaus auch im Zusammenhang mit dem Leistungsauftrag der Bank», betont Erika Puyal.
Start-up-Szene Schweiz macht vorwärts
Mit ihren engen Kontakten zur Schweizer VenturePlattform CTI Invest und KTI, zu den Technoparks und
zum Startzentrum und mit ihrer Beteiligung an Venture Incubator oder an RUNWAY Start-up Incubator
einerseits sowie zu den Zürcher Hochschulen und
darin zu ETH transfer andererseits ist die Bank nach
zehn Jahren gut in die Venture-Szene auf dem Platz
Schweiz integriert. Erika Puyal stellt in den letzten
Jahren eine zunehmende Lust auf Unternehmertum
bei jungen Forscherinnen und Forschern fest. «Das
Thema Entrepreneurship ist an den Hochschulen im
Begriff zu boomen. Für viele ist das heute eine Op­
tion nach dem Studium. Das hat auch damit zu tun,
dass sich die Förderinstitutionen und die Coaching­angebote sehr positiv entwickelt haben.» Auf der
Investorenseite beklagt sie aber, dass gerade bei grös­
seren Investments einheimisches Venture-Kapital
häufig fehle. Da sei man schnell auf internationale
Investoren angewiesen, was das Fundraising jedoch
schwieriger mache. Angesichts der Menge an Kapital,
das nach Anlagemöglichkeiten sucht, ist dieser Befund etwas ernüchternd. Dennoch: Die steigende
Bereitschaft zu Unternehmertum und die Lust, Innovation in einer Firma kommerziell zum Fliegen zu
bringen, sind erfreulich. k
10’000 × π 2 = 98’696.04
Mit dem ZKB Pionierpreis Technopark prämiert der
Technopark Zürich in Zusammenarbeit mit der Zürcher
Kantonalbank ein technisches Projekt an der Schwelle
zum Markteintritt, das sich durch besondere Innovationskraft, Marktnähe und soziale Relevanz auszeichnet. Der
Preis ist mit dem 10’000- fachen Wert der Zahl Pi Quadrat
dotiert, sprich 98’696.04 Franken.
Neben dem Erhalt der Preissumme soll die Auszeichnung
zum Unternehmertum ermutigen, Publizitätsgewinn
bringen und als Qualitätslabel dienen. Der Pionierpreis ist
einer der wichtigsten Innovationspreise der Schweiz.
Bis 15.11.2015 können Sie Ihr Projekt unter
www.pionierpreis.ch für den Pionierpreis 2016 anmelden.
Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/201527
Ihre Bank
Neuer Schritt in Richtung bargeldloses
Bezahlen
Die Zürcher Kantonalbank vertreibt seit Mitte September mCashier, die mobile Zahlungs­
lösung von SIX Payment Services für Smartphone und Tablet. Die Lösung eignet sich für
kleine und mittlere Geschäftskunden, die unkompliziert Kartenzahlungen akzeptieren wollen.
Text: Franziska Imhoff
Mit mCashier wird in Zürich das Bezahlen ohne Bargeld
auch am Wochenmarkt, Street Food Festival oder
Messestand möglich. Denn mCashier ist ein kostengünstiges, unkompliziertes Einsteigerprodukt für
bargeldloses Bezahlen und ist insbesondere für Kleinunternehmen geeignet. Bestehend aus einer App
(iOS, Android) und einem Kartenleser, macht mCashier
das Smartphone oder Tablet des Gewerbetreibenden
zum mobilen, sicheren Zahlungsterminal. Mit diesem
Schritt begegnen SIX und die Zürcher Kantonalbank
dem wachsenden Kundenbedürfnis nach einfachen,
mobilen und sicheren Zahlungslösungen.
Attraktives Einsteigerangebot
Weitere Informationen zu mCashier finden Sie unter
www.zkb.ch/mcashier. Zum Start der Kooperation bietet
die Zürcher Kantonalbank den mCashier Kartenleser bis
13. Dezember 2015 zum Aktionspreis von CHF 69 (anstatt
CHF 99) an. Die Gebühr pro Zahlung beträgt 1,5 % für
Debitkarten bzw. 2,5 % für Kreditkarten.
28
Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015
Zusammenspiel mit Sofortzahlungs-Lösung
­Paymit geplant
Mit SIX unterhält die Zürcher Kantonalbank bereits
eine Partnerschaft für Paymit, die SofortzahlungsLösung von Mobiltelefon zu Mobiltelefon. mCashier
ist die ideale Ergänzung für die Akzeptanz von Paymit. Eine Zusammenführung der beiden Lösungen ist
ab 2016 geplant, so dass die Händler mit derselben
App Karten- wie auch Paymit-Zahlungen akzeptieren
können – je nach Wunsch des Kunden.
Erste Erfahrungen sind überzeugend
SIX, Marktführer für bargeldloses Bezahlen, vertreibt
mCashier auch direkt und über eine Partnerschaft mit
der St. Galler Kantonalbank und hat so bereits Erfahrungen mit dem neuen Produkt gesammelt. Neben
dem attraktiven Preis überzeugen Kunden insbesondere der handliche Kartenleser, der sich einfach über
Bluetooth mit den meisten gängigen Smartphones und
Tablets verbinden lässt, sowie die Mobilität dank 3G
und WLAN-Verbindung. k
Immobilienangebote
Die Zürcher Kantonalbank für Immobilien-Dienstleistungen.
Das ganze Angebot finden Sie unter www.zkb.ch/ immobilien.
Turbenthal,
Fridtalweg 12
Wetzikon,
Binzstrasse 45
Illnau,
Bisikonerstrasse 2
Wohnung im 2. Obergeschoss
mit Bastelraum
Wohnung im 3. Obergeschoss
Attikawohnung
Anzahl Zimmer
Wohnfläche
3 ½
ca. 110 m²
Anzahl Zimmer
Wohnfläche
3 ½
ca. 71 m²
Anzahl Zimmer
4 ½
Wohnfläche
ca. 85 m²
Parkplatz1
ParkplatzMietbar
Parkplatz1
Baujahr1995
Baujahr2011
Baujahr2000
Verkaufsrichtpreis
Verkaufsrichtpreis
Verkaufsrichtpreis
CHF 535’000
CHF 440’000
CHF 550’000
T 044 292 54 87, F 044 292 58 14
T 044 292 54 86, F 044 292 58 14
T 044 292 54 86, F 044 292 58 14
Küsnacht,
Im Ebnet 6
Opfikon,
Zibertstrasse 34
Bassersdorf,
Ufmattenstrasse 40
Dachwohnung mit grosser Terrasse
Freistehendes Einfamilienhaus mit
Aussenschwimmbad
Wohnung im Erdgeschoss mit
grossem Garten
Anzahl Zimmer
Wohnfläche
3 ½
ca. 130 m²
Anzahl Zimmer
Wohnfläche
7 ½
ca. 240 m²
Nutzfläche
ca. 103 m²
Parkplätze
Baujahr2002
Baujahr1986
Baujahr2006
Verkaufsrichtpreis
Verkaufsrichtpreis
Verkaufsrichtpreis
T 044 292 55 06, F 044 292 58 14
CHF 1’250’000
T 044 292 54 77, F 044 292 58 14
Parkplatz
4 ½
Parkplätze2
CHF 1’770’000
Doppelgarage, 2 Aussen-PP
Anzahl Zimmer
Es steht kein PP zum Verkauf
CHF 650’000
T 044 292 54 36, F 044 292 58 14
Zürcher Wirtschaftsmagazin 3 / 201529
Geld und Anlagen
Ein «langweiliger» Börsensektor
wird wieder spannend
Die kotierten Schweizer Nahrungsmittelunternehmen haben 2015 bisher eine ­bessere
Kursentwicklung aufgewiesen als der Gesamtmarkt SPI. In einem unsichereren wirtschaftlichen Umfeld sind die defensiven Qualitäten des Sektors plötzlich wieder ­gefragt. Die
Aufwertung des Frankens, ein schwierigerer Heimmarkt, die Wirtschafts­abkühlung in den
Schwellenländern und Gesundheits- sowie Premiumtrends sind die Einflussfaktoren, die
den heterogenen Sektor in unterschiedlicher Weise beeinflussen.
Text: Patrik Schwendimann
Das Börsenjahr 2015 ist bisher holprig verlaufen. Der
Schweizer Nahrungsmittelsektor hat vergleichsweise
besser abgeschnitten. Die Kursentwicklung war jedoch
erstaunlich heterogen für einen Sektor, der üblicherweise unterdurchschnittliche Kursschwankungen aufweist. Während Lindt & Sprüngli und Emmi mit einer
zweistelligen Performance aufwarten konnten, ist die
Aryzta-Aktie um über 30 % eingebrochen. Der Tiefkühlbackwarenhersteller Aryzta musste Anfang Juni
nach einer organisch rückläufigen Umsatz- und Margenentwicklung für das Gesamtjahr eine Gewinnwarnung aussprechen. Aryzta ist jedoch ein Spezialfall, da
das Unternehmen in den Vorjahren aggressiv durch
Übernahmen gewachsen ist. Die meisten Nahrungsmittelunternehmen haben dagegen das schwierigere
Umfeld überraschend gut gemeistert.
Starker CHF mit unterschiedlich negativem Effekt
Die starke Aufwertung des Frankens hat dafür gesorgt, dass innerhalb des Sektors die stark international ausgerichteten Unternehmen auf Umsatzebene
deutliche Einbussen hinnehmen mussten, vor allem jene
mit einem hohen Umsatzanteil im Euroraum. Am
ausgeprägtesten war dies beim Suppen- und Saucenhersteller Hügli mit einem negativen Währungseffekt
von –11% im 1. Halbjahr, gefolgt von Lindt & Sprüngli
mit –7,5 %, dem weltweit führenden Industriescho­
koladenhersteller Barry Callebaut mit –6,7 % (Umsatz
nach neun Monaten bereinigt um das 1. Quartal) und
Nestlé mit –5,8 %. Da diese Unternehmen jedoch in
den Hauptabsatzgebieten lokale Produktionsstätten
betreiben, war der negative Währungseffekt auf die
Gewinnmargen gering. Die hauptsächlich in der
Schweiz tätigen Fleischverarbeiter und ConvenienceUnternehmen Bell und Orior litten nur beschränkt
unter Umrechnungseinbussen, waren dafür mit einem
schwieriger gewordenen Heimmarkt konfrontiert.
Der Einkaufstourismus der Schweizer im Ausland, der
negativ tangierte Tourismus in der Schweiz und ein
erhöhter Importdruck führten zu gehaltenen bis leicht
tieferen Volumen im Heimmarkt. Der führende Milchverarbeiter der Schweiz, Emmi, verzeichnete zwar im
Heimmarkt einen Umsatzrückgang und litt unter
schwächeren Exporten aus der Schweiz, konnte jedoch
dank eines guten Kostenmanagements und mehr
Fokus auf den Margen trotzdem den Betriebsgewinn
im 1. Halbjahr prozentual zweistellig und den Rein­
gewinn einstellig steigern.
Ausnahmsweise 1:0 für die Industrieländer
Während eine hohe Umsatzexponierung in den Schwellenländern lange Zeit ein klarer Vorteil war, hat sich
dies in der jüngeren Vergangenheit in einen – zumindest kurzfristigen – Nachteil gewandelt. Die schwache wirtschaftliche Entwicklung in grossen Schwellenländern wie Brasilien und Russland und die Wirtschaftsabkühlung in China haben dazu geführt, dass
das Umsatzwachstum in Lokalwährungen in den
Schwellenländern insgesamt von früher zweistellig auf
teilweise tief einstellig bis zu rückläufig zurückge-
kommen ist. Hinzu kamen substanzielle Währungsabwertungen in verschiedenen Schwellenländern. Dagegen war die wirtschaftliche Entwicklung in den USA
recht gut und hat sich in Europa jüngst etwas aufgehellt. Vor diesem Hintergrund hatte der hohe Umsatzanteil von Nestlé mit 44 % in den Schwellenländern
verglichen mit früher einen etwas dämpfenden Effekt,
auch wenn sich Nestlé in diesen Märkten insgesamt
weiterhin überdurchschnittlich gut schlägt. Das organische Umsatzwachstum von Nestlé betrug im 1. Halbjahr 4,5 % verglichen mit den langfristig angestrebten
5 bis 6 % pro Jahr. In Schweizer Franken verzeichnete
Nestlé insgesamt einen leichten Gewinnrückgang.
Lindt & Sprüngli weist dagegen in den Schwellenländern einen Umsatzanteil von unter 10 % auf und
konnte im 1. Halbjahr mit einem organischen Umsatzwachstum von 9,4 % glänzen und somit die langfristig angestrebten 6 bis 8 % übertreffen. Schliesst man
die Akquisition mit ein, resultierte ein zweistelliger
Gewinnanstieg.
Gesundheits- und Premiumtrends
Der Trend hin zu frischeren und gesünderen Produkten sowie zu Premiumprodukten hat die Unternehmen ebenfalls unterschiedlich tangiert. Nestlé ist in
den margenstarken Bereichen Kaffee, Heimtiernahrung und Babynahrung sehr gut mit Premiumprodukten vertreten. Nestlé forscht schon seit Jahren an
gesünderen Produkten und baut auch die Bereiche
medizinische Ernährung und dermatologische Pro­
dukte laufend aus. Anderenseits hat Nestlé in den USA
den Trend hin zu Bio- und zu frischeren Produkten
unterschätzt, der Bereich Tiefkühlprodukte verzeichnete deshalb in den vergangenen Jahren rückläufige
Umsätze. Orior kann als Marktführer in der Schweiz in
der zunehmend grösser werdenden Nische Fleisch­
ersatzprodukte ein überdurchschnittliches Wachstum
erzielen, leidet teilweise jedoch bei Fertiggerichten
unter dem Trend hin zu mehr Frischprodukten. Orior
ist ein starker Produzent von Handelsmarken (v.a. für
Migros und Coop) und will künftig das Geschäft mit
Markenprodukten weiter ausbauen. Wegen des
Trends hin zu gesünderen Lebensmitteln könnte langfristig Schokolade ein tieferes Wachstum aufweisen,
was Lindt & Sprüngli und Barry Callebaut negativ tan-
gieren würde. Premiumschokoladenhersteller wie
Lindt & Sprüngli profitieren jedoch innerhalb der Kategorie davon, wenn weniger, dafür aber hochwerti­gere Schokolade konsumiert wird. Während Hügli teilweise im Bereich Bioprodukte vertreten ist, weist
Emmi den Vorteil auf, dass die Kategorie Milchprodukte
zumindest in Teilbereichen ein positives Gesundheits­
image aufweist. Emmi versucht zudem auch, vermehrt
vom Trend hin zu Premium­produkten zu profitieren
mit Produkten wie Caffè Latte oder Premiumkäse (z.B.
Kaltbach).
Favoriten im defensiven Sektor
Auch der Nahrungsmittelsektor ist nicht immun gegen
einen allfällig weiter zur Schwäche neigenden Aktienmarkt. In einem weiterhin volatilen Börsen­umfeld werden jedoch die defensiven Qualitäten gefragt sein,
weshalb wir auf Jahressicht von einer gegen­über dem
Gesamtmarkt überdurchschnittlichen Kursentwicklung
ausgehen und deshalb im Nahrungsmittelsektor übergewichtet bleiben. Nestlé und Lindt & Sprüngli sind die
Kernanlagen im Sektor, wobei wir die zweite Schokoladenaktie, Barry Callebaut, dank des Outsourcingtrends
ebenfalls für interessant erachten, aber Lindt einen
leichten Vorzug geben. Als Depotbeimischung erachten
wir auch Hügli und Emmi für interessant, wenn auch
Letzterer nach dem starken Kursanstieg im Sommer das
grösste unmittelbare Kurspotenzial bereits hinter sich
gelassen hat. Bei den Fleischverarbeitern bevorzugen
wir Orior gegenüber Bell wegen der grösseren Aktionärsfreundlichkeit und den Chancen mit dem neuen
Management. k
Schweizer Nahrungsmittelunternehmen im Vergleich
Börsenkap.
in CHF Mrd.
Performance 2015
(inkl. Dividene)
12-MonateKGV
16,9 ×
Aryzta*
4,7
– 30,8 %
Barry Callebaut
5,9
+ 6,4 %
20,1 ×
Bell
1,1
+ 11,9 %
10,9 ×
Emmi
2,2
+ 17,0 %
19,0 ×
Hügli
0,4
+ 5,9 %
14,2 ×
Lindt & Sprüngli PS
14,6
+ 18,0 %
33,3 ×
Nestlé
230,7
+ 3,7 %
21,3 ×
Orior
0,3
+ 0,5 %
12,7 ×
Gesamtmarkt (SPI)
1260,0
+ 0,7 %
18,3 ×
Quelle: Zürcher Kantonalbank
*Die ZKB hat in den letzten 12 Monaten an Kapitalmarkttransaktionen des Unternehmens mitgewirkt.
Geld und Anlagen
Keine Rezession im ersten Halbjahr
Die von vielen Marktteilnehmern erwartete Rezession ist in der Schweiz nicht eingetreten.
Im zweiten Quartal resultierte ein leichtes Wirtschaftswachstum, die konjunkturellen
Vorlaufindikatoren haben sich jüngst erholt. Ist also alles im Lot mit der Schweizer Wirtschaft? Text: Dr. Cornelia Luchsinger, Investment Solutions, Zürcher Kantonalbank
Die Schweizer Wirtschaft ist im vergangenen Quartal
leicht gewachsen (Grafik 1). Damit ist die Schweiz
offiziell nicht in einer technischen Rezession (zwei
Quartale mit negativem Wachstum in Folge). Ein
starker Wachstumsimpuls kam vom Aussenhandel. Ein
auf den ersten Blick vielleicht erstaunliches Ergebnis,
waren es doch gerade die Exporte, die nach der geld­
politischen Kehrtwende der SNB stark unter Druck
kamen (Grafik 2). Jedoch sind die realen, also preis­
bereinigten Importe noch stärker zurückgekommen
als die realen Exporte, womit ein Exportüberschuss
re­sultiert. Auch der Konsum sowie die Investitionen
trugen positiv zum Wachstum bei. Erfreulicherweise
haben sich die Konjunkturindikatoren jüngst erholt
und deuten zumindest auf eine Stabilisierung im zweiten Halbjahr. Wir behalten unsere BIP-Prognose
bei und erwarten für 2015 ein Wachstum von 0,5 %.
die Teuerungsraten, bei denen Rohstoff- oder saisonale
Güter herausgerechnet werden, drastisch rückläufig
(Grafik 3). Mit dem erneuten Rückgang der Ölpreise
sowie in Erwartung eines anhaltendenden Drucks
auf die Rohstoffpreise bleibt die Inflation wohl auch
2016 negativ.
Inflationsraten rauschen nach unten
Hingegen revidieren wir unsere Inflationsprognose
erneut nach unten. Insbesondere die Importpreise
notieren aktuell um über 10% tiefer als im Vorjahr, und
auch die Produzentenpreise weisen eine beispiellos
negative Entwicklung auf. Da der deflationäre Druck
nicht nur auf den Einbruch der Ölpreise zurückzu­
führen ist, sondern auch auf den Wechselkursschock
vom Januar, sind auch die Kerninflations­raten – also
1,5
Schwächerer Franken hilft der Nationalbank –
hoffen auf die Kollegen im Ausland
Zumindest die aktuelle Wechselkursentwicklung dürfte
aber die deflationären Kräfte nicht verstärken. Wir
haben in den vergangenen Wochen insgesamt eine
spürbare Abschwächung des Frankens gesehen. Mit
Grafik 1: Reales Bruttoinlandprodukt Schweiz
2,0
3-Monats-Libor
Ende 14. Sep.
2014
2015
+3 Mt. +12 Mt.
170
165
160
155
150
145
140
135
130
125
120
1,0
0,5
0,0
–0,5
–1,0
–1,5
–2,0
Q1 / 2005
Q1 / 2007
Q1 / 2009
Q1 / 2011
BIP-Wachstum in % vs. Vq.
Q1 / 2013
Q1 / 2015
IP in Mia. CHF
B
(rechte Skala)
Quellen: Zürcher Kantonalbank, Thomson Datastream
Renditen Staatsanleihen (10 Jahre)
Devisenkurse
Ende 14. Sep.
2014
2015
Ende 14. Sep.
2014
2015
+3 Mt. +12 Mt.
+3 Mt. +12 Mt.
Schweiz
– 0,06
– 0,73
– 0,70
– 0,50
0,31
– 0,08
0,00
0,10
EUR/CHF
1.20
1.10
1.07
1.08
Eurozone
0,06
–0,04
0,02
0,05
1,04
1,17
1,00
0,80
USD/CHF
0.99
0.97
0.99
1.03
Grossbritannien
0,56
0,59
0,60
1,30
1,76
1,86
2,00
2,10
GBP/CHF
1.55
1.49
1.53
1.54
USA
0,26
0,34
0,35
1,25
2,17
2,18
2,30
2,80
JPY/CHF
0.83
0.81
0.79
0.79
Japan
0,11
0,09
0,15
0,20
0,33
0,34
0,50
0,60
32
Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015
einem EUR/CHF-Wechselkurs von über 1.10 wurde der
höchste Stand seit Aufhebung des Mindestkurses
erreicht. Zwar dürfte sich auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) über die Frankenabschwächung
freuen – der Druck auf die Währungshüter hat zwei­fels­
ohne abgenommen. Die SNB wird aber noch über die
nächsten Quartale an den Negativzinsen festhalten.
SNB-Präsident Thomas Jordan bestätigte jüngst, dass
die Nationalbank auf die Normalisierung der Geld­
politik in anderen wichtigen Währungsräumen hoffe,
um von den Negativzinsen wegzukommen. Erst wenn
die ersten Leitzinsanhebungen im Ausland (USA, Gross­
britannien, Eurozone) stattgefunden haben, wird die
Grafik 2: Exporte nach Branchen (% vs. Vorjahr, nominelle Werte)
Nationalbank genügend Luft haben, um selber restriktiver zu werden. Bis dahin muss sie weiterhin auf die
Zinsdifferenz gegenüber dem Ausland setzen, um die
Attraktivität des Frankens zu schwächen.
Wenngleich sich die Schweizer Konjunktur also
jüngst von ihrer stabilen Seite gezeigt hat und auch
die Aussichten nicht schlecht sind, wachsen die
Bäume nicht in den Himmel. So wird das Wachstum
bis im Jahr 2016 deutlich unter Potenzial bleiben,
und auch die Nationalbank wird im Krisenmodus verharren. k
Grafik 3: Entwicklung Kerninflationsraten (% vs. Vj.)
4
Uhrenindustrie
2
Präzisionsinstrumente
Textilien, Bekleidung
0
TOTAL
Nahrungs- und Genussmittel
– 2
Metallindustrie
– 4
Chemie, Pharma
Maschinen, Elektronik
– 6
Kunststoffindustrie
Papier- und grafische Industrie
– 8
– 15
– 10
– 5
2014
0
5
Aug 2005
Aug 2007
Aktienmärkte
+3 Mt. +12 Mt.
Aug 2011
Aug 2013
Importpreise
Konsumentenpreise
Jan.– Juli 2015
Quellen: Zürcher Kantonalbank, Eidg. Zollverwaltung
Ende 14. Sep.
2014
2015
Aug 2009
Aug 2015
Produzentenpreise
Quellen: Zürcher Kantonalbank, Thomson Datastream
Wirtschaftswachstum
Inflation
2013 2014 2015 2016
*
*
2013 2014 2015 2016
*
*
Schweiz SPI
8’857
8’860
9’200
9’700
Schweiz
1,8
1,9
0,5
1,2
– 0,2
0,0
– 1,2
– 0,5
Eurozone STOXX 50
3’146
3’176
3’390
3’550
Euro-Zone
– 0,3
1,1
1,4
1,3
1,4
0,4
0,0
1,2
Grossbritannien FT 100
6’566
6’085
6’190
6’350
Grossbritannien
1,7
3,0
2,7
2,3
2,6
1,5
0,4
2,3
USA S&P 500
2’059
1’953
1’990
2’000
USA
1,5
2,4
2,7
3,2
1,5
1,6
0,5
2,4
Japan NIKKEI
17’451
17’966
19’200
20’300
Japan
1,6
– 0,1
0,8
1,4
0,4
2,7
0,9
1,2
Quellen: Thomson Datastream, ZKB Investment Solutions (* Prognose)
Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/201533
Persönlich
Von Zigerklee und Fichtenkäse
Seine Leidenschaft für die regionale Kulinarik reisst einen vom ersten Moment an mit.
Dominik Flammer ist nicht nur Foodscout, sondern ein Tausendsassa.
Text: Franziska Imhoff; Foto: Pia Zanetti
Ein unscheinbarer Hauseingang an der belebten Zürcher Langstrasse, dämmeriges Treppenhaus. Die Tür
mit dem Schild «Public History» wird aufgerissen und
heraus stürmt ein Berg von einem Mann. «Kommt
rein, kommt rein, wir bauen gerade das Büro um, ist
halt alles ein wenig hektisch bei uns», begrüsst uns
Dominik Flammer und offeriert Bio-Eistee und Espresso. In die Hände drückt er uns grosszügig seine «Visitenkarte»: das massive Werk «Das kulinarische Erbe
der Alpen». Gemeinsam mit dem Fotografen Sylvan
Müller erzählt er darin Geschichte und Geschichten
über Ernährung, die Entwicklung der Landwirtschaft,
nahezu unbekannte Nahrungsmittel und unermüd­liche
Kleinproduzenten – Garanten der Bio- und der kulina­
rischen Diversität. Von «Mägiöl und Griebenschmalz»
oder «Zigerklee und Sandelholz» bis zu «Kastanienspeck und Fichtenkäse» ist die Rede. Macht glustig,
oder?
sie mit viel Begeisterung dazu an, das Althergebrachte zu bewahren und es gleichzeitig neu zu
erfinden.
Dominik Flammer legt ohne Umschweife los, Fragen
sind lange Zeit gar nicht nötig. Der Mann schöpft
aus dem Vollen, die Leidenschaft für sein Metier füllt
den Raum mit Leben, Intensität. Man taucht mit ihm
ein in seine Reisen durch Zeit und Land, in seine Aufträge. «Letzte Woche waren wir im Bündnerland und
in Italien unterwegs», berichtet er. Zurzeit inventarisiert
er die kulinarische Landschaft von Graubünden, dasselbe hat er bereits für die Kantone Basel-Stadt und
Baselland getan.
Früchtetragendes Engagement
«Wir haben die Welt nicht neu erfunden, aber wir
haben den Köchen die Augen geöffnet für eine Vielfalt,
die sie im Handel nicht erhalten», meint Flammer. In
der Schweiz richten sich mittlerweile selbst die Spitzenköche nach der «neuen Bibel», wie Nenad Mlinarevic,
Küchenchef des Parkhotels Vitznau, Flammers Werk
«Die Kulinarik der Alpen» bezeichnet. Auch Andreas
Caminada, der lange keinen regionalen Produzenten
kannte, schwenkt langsam um: Er verwende nur noch
Fische aus dem Walensee und habe fünf Apfelsorten in
der Region entdeckt, erzählt er Flammer beim letzten
Besuch. «Ich hatte Gänsehaut nach diesem Gespräch
mit ihm, weil unsere Arbeit wirklich Früchte trägt.»
Die Regionalküche stärken, Produzenten mit spannenden Produkten ein Gesicht, eine Geschichte und ein
Auskommen geben: Das ist Dominik Flammers Berufung. Er lebt sie unermüdlich, ansteckend, beeindruckend. «Der Tag hat 24 Stunden. Und wenn das nicht
reicht, nehmen wir noch die Nacht dazu», zitiert er
frei nach Karl Lüönd. Übrigens, degustieren Sie doch
demnächst einmal Leindotteröl – eine besondere
Delikatesse. k
Vom Reiz des Entdeckens
Gemeinsam mit seiner Partnerin Monica Rottmeyer –
Filmarchitektin, Production Designerin und Spezialistin
für historische Recherchen – stöbert er auch in der
Freizeit in Antiquariaten nach alten Koch- und Ernährungsbüchern. Darin entdeckt er nicht nur die Geheimnisse der Ernährungsgeschichte, sondern auch
traditionelle, für die Region typische Produkte, die
heute nicht mehr hergestellt werden. Er sucht Menschen
auf, die sich solche Produkte aus Liebe zu ihrem Handwerk annehmen und sie mit Feingefühl wieder pro­
duzieren und weiterentwickeln. Dominik Flammer regt
34
Zürcher Wirtschaftsmagazin 3/2015
Bei drei für ihn charakteristischen Eigenschaften
kommt er erstmals ins Stocken. «Neugierig.» Pause.
«Unge­duldig». Längere Pause. «Genussfreudig.»
Die Ungeduld, sie dringt durch in seiner unbändigen
Erzähllust, die Neugierde in seinem enzyklopädischen Wissen wie auch in seinen verschiedenen Tätigkeiten, deren Aufzählung kein Ende nimmt. Neben
dem Auftrag aus Graubünden widmet er sich dem
Kloster Stans, aus dem er ein Kompetenzzentrum für
Regionalkulinarik gestaltet, «die erste künftige Slowfood-Akademie», erklärt er. Daneben berät er mehrere
renommierte Köche in der Schweiz, Österreich und
Bayern. Sie legen Wert auf seine Empfehlungen, werden
aufmerksam auf regionale Produzenten.
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