Der Gelbrost bleibt ein Problem

Ackerbau
Pflanzenbau & Technik
M. Mücke
Der Gelbrost bleibt ein Problem
In den vergangenen beiden Jahren hat sich der Gelbrost stark ausgebreitet.
Landwirte können das Problem vor allem durch die Sortenwahl eindämmen.
W
Bundesweit werden in den Öko­Landessortenversuchen (Öko­
LSV) mehr Sorten von Winterweizen als von Dinkel oder Winter­
triticale geprüft. Sorten mit einer hohen Anzahl von Versuchen
können hinsichtlich ihrer Resistenz gegen Gelbrost sehr gut ein­
gestuft werden. Diese Sorteneigenschaft kann in der jeweils
aktuellen Ausgaben der Beschreibenden Sortenliste nachgese­
hen werden. Allerdings fehlen dort die Angaben für einige in den
Befall mit Gelbrost bei Dinkel 2014 und 2015 in den
Öko­LSV bundesweit (berechnet mit LS Means)
Befall mit Gelbrost bei Wintertriticale 2014 und 2015
in den Öko­LSV bundesweit (berechnet mit LS Means)
12
Deutliche Sortenunterschiede
19
Cosinus
Securo
Tantris
Agostino
Adverdo
Tulus
Anzahl Versuche
Rhenio
geringer
Befall
Sequenz
24
starker
Befall
KWS Aveo
24
7
6
5
4
3
2
1
Benetto
Badenstern
Emiliano
16
Zollernspelz
4
Oberkulmer
Rotkorn
11
Attergauer
23
Franckenkorn
12
Divimar
22
Ebners Rotkorn
9
Samir
geringer
Befall
Anzahl Versuche
die Krankheit aufgrund des vorhandenen Sporenpotentials und
der milden Witterung im Herbst des Vorjahres und im Winter frü­
her und breiter auf als im Vorjahr. Nach zwei starken Befallsjah­
ren ist nicht mehr von einem Ausnahmejahr auszugehen. Beim
Gelbrost handele es sich nicht um ein zeitlich begrenztes Phäno­
men, warnt das Julius­Kühn­Institut.
ø Boniturnote
starker
Befall
Filderstolz
7
6
5
4
3
2
1
Zürcher Oberländer
Rotkorn
ø Boniturnote
ie eine Perlschnur sehen sie aus: die orangegelben
Pusteln, die sich nach dem Schossen auf den infizier­
ten Blättern zeigen. Mit wachsender Sorge schauen
die Bio­Landwirte auf den Gelbrost, der in diesem und im ver­
gangenen Jahr zum Problem geworden ist. Stark mit Gelbrost
befallene Sorten bei Weizen, Triticale und Dinkel reagierten
mit erheblichen Blattverlusten und entsprechend deutlichen
Ertragseinbußen. Diese lagen beispielsweise in Niedersachsen
bei etwa 30 bis vereinzelt über 50 Prozent.
Nach dem milden Winter 2013/14 breitete sich der Gelbrost in
weiten Teilen Deutschlands epidemieartig aus. Im Vergleich zu
den Vorjahren wechselte das Rassenspektrum. Die neue wärme­
angepasste Rasse „Warrior“ dominierte den Befall, die verschie­
dene in den Sorten vorhandene Gelbrost­Resistenzen durchbre­
chen kann. Auch die Witterung gab dem Pilz Vorschub. 2015 trat
6
12
9
8
13
16
4
4
15
16
bioland 11/2015
12
Befall mit Gelbrost bei Winterweizen 2014 und 2015 in den Öko­LSV bundesweit (berechnet mit LS Means)
ø Boniturnote
7
starker
Befall
6
5
4
3
1
geringer
Befall
JB Asano
Naturastar
Pireneo
Albertus
Akratos
Govelino
Kerubino
Pizza
Rumor
Discus
Landsknecht
Angelus
Achat
Arnold
Estivus
Xerxes
Lukullus
Manitou
Capo
Hermann
Energo
Florian
Midas
Tengri
Scaro
Wiwa
KWS Milaneco
Kobold
Tiger
Genius
Meister
Elixer
Tobias
Julius
Pionier
Butaro
KWS Montana
Arktis
Bombus
Gourmet
Axioma
Bernstein
Famulus
2
Anzahl Versuche 8 47 10 12 15 21 11 17 13 22 7 10 17 21 15 51 28 7 26 18 11 14 8 18 7 29 51 7 13 9
Öko­LSV geprüfte Sorten. Hierbei handelt es sich beispielsweise
um in der Schweiz oder Österreich neu zugelassene Sorten, die
für den ökologischen Landbau interessant sein könnten.
Zwischen den Sorten sind sehr deutliche Befallsunterschiede fest­
zustellen. Beim Winterweizen zeigten JB Asano, Pireneo, Alber­
tus und die in der Praxis verbreitete Sorte Naturastar den höchs­
ten Befall mit Gelbrost in der bundesweiten Auswertung der
Öko­LSV. Naturastar hat bundesweit Bedeutung, während Pireneo
und Albertus in Österreich zugelassen und nur in Süddeutschland
geprüft wurden. Aufgrund der geringen Resistenz der genannten
Sorten wurden diese zur Ernte 2015 oder 2016 von fast allen Län­
derdienststellen aus dem Sortiment genommen.
Einen hohen Befall wiesen auch der in Süddeutschland verbrei­
tete Futterweizen Akratos und in Norddeutschland die Sorte Dis­
cus auf. Auffällig waren auch die beiden ökologisch gezüchteten
Backweizensorten Govelino und Pizza. Bei Govelino wurde auf
sandigen Standorten mit einer geringen Bodengüte ein relativ
geringer Befall festgestellt, während dieser Weizen auf mäßigen
bis guten Standorten häufig zu den anfälligsten Sorten zählte. Als
gut resistent erwiesen sich beispielsweise die in der Praxis be­
deutsamen Sorten Elixer, Genius, Tobias, Wiwa und Butaro.
Beim Dinkel wurde der höchste Befall bei den in der Praxis ver­
breiteten Sorten Ebners Rotkorn und Divimar sowie den neu­
en Sorten Zürcher Oberländer Rotkorn und Filderstolz in den
Öko­LSV bonitiert. Eine geringe Anfälligkeit zeigten die Sorten
Oberkulmer Rotkorn und insbesondere Zollernspelz und Fran­
ckenkorn. Bei Triticale wiesen die beliebten Sorten Benetto und
Sequenz sowie die neue Sorte KWS Aveo den höchsten Befall auf.
Folglich wurden diese von den meisten Länderdienststellen zur
Ernte 2015 oder 2016 nicht weiter im Öko­LSV geprüft. Bei in der
Praxis bedeutsamen Sorten mit einer guten Resistenz sind Tulus,
Adverdo und Agostino zu nennen.
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Ackerbau
Ausfallgetreide beseitigen!
Neben der Wahl der richtigen Sorte ist es wichtig, das Ausfallge­
treide konsequent zu beseitigen, weil der Gelbrost zur Vermeh­
rung eine „Grüne Brücke“ benötigt. Grundsätzlich sollte man
nach der Getreideernte auf den betroffenen Schlägen eine inten­
sive Stoppelbearbeitung durchführen, um die Strohrotte zu för­
dern. Zur Folgekultur ist eine saubere Pflugfurche ratsam.
Insgesamt bleibt für die Praxis festzuhalten, dass der Befall mit
Gelbrost bei Winterweizen, Dinkel und Wintertriticale vor allem
über die Sortenwahl reduziert werden kann. Bei allen drei Win­
tergetreiden stehen Sorten mit einer geringen Anfälligkeit zur
Verfügung. Da sich die Gelbrostrassen permanent anpassen, ist
es angeraten, im Anbau nicht nur auf eine Sorte zu setzen, son­
dern zur Risikostreuung mindestens zwei, besser drei als gesund
eingestufte Sorten im Anbau zu haben.
Peer Urbatzka und Markus Mücke
Arbeitskreis Ökologischer Landbau
beim Verband der Landwirtschaftskammern
Landessortenversuche zu Gelbrost
Der Befall mit Gelbrost wurde in den Öko­LSV zu Winterwei­
zen, Wintertriticale und Dinkel teils mehrfach im Vegetations­
verlauf bonitiert. In der bundesweiten Auswertung sind die Da­
ten folgender Länderdienststellen aus den Jahren 2014 und
2015 verwendet worden: Bayerische und Thüringische Lan­
desanstalt für Landwirtschaft; Dienstleistungszentrum Ländli­
cher Raum Rheinland­Pfalz; Landesanstalt für Landwirtschaft,
Forsten und Gartenbau Sachsen­Anhalt; Landesbetrieb Land­
wirtschaft Hessen; Landesforschungsanstalt für Landwirt­
schaft und Fischerei in Mecklenburg­Vorpommern; Landwirt­
schaftskammern in Niedersachsen, Nordrhein­Westfalen und
Schleswig­Holstein; Landwirtschaftliches Technologiezentrum
Augustenberg in Baden­Württemberg; Sächsisches Landesamt
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Ministerium gibt weitere Mittel frei
Quelle: Agrarministerium Rheinland-Pfalz
Bioland: Halle 15, Stand F18 / Helm: Halle 15, Stand G38
bioland 11/2015
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